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Autor Thema: FAQ: Ticketkauf für Sportveranstaltungen in Nordamerika  (Gelesen 24167 mal)

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Stefan M.

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Es gibt zum Thema „Sportveranstaltungen in Nordamerika“ immer wieder Fragen, die sich häufig wiederholen.


"Wie komme ich an Tickets?"
"Kann man Tickets vorbuchen?"
"Wann gehen die Tickets in den Verkauf?" usw.


Hier einmal eine kleine Zusammenfassung, die die meisten der zu diesem Themenbereich anfallenden Fragen abdecken dürfte. Da sich die meisten User hier für eine der Profiligen NBA, NFL, NHL oder MLB interessieren, werden wir die Abläufe anhand der Profiteams dieser Ligen erläutert – in den Minor Leagues spielt sich das Ganze allerdings meist analog ab und kann deshalb sinngemäß auf diese übertragen werden.

Vorab einige wichtige Informationen, um einen Überblick über einige Abläufe im US-Sport zu bekommen und zum besseren Verständnis der anschließenden Ausführungen:

Die meisten Sportveranstaltungen in den USA finden vor ausverkauften oder fast ausverkauften Arenen statt. Anders als in Europa wird in den USA/CAN der Besuch einer Sportveranstaltung oft mehr als „Unterhaltung“ gesehen; somit spielt es oft auch keine große Rolle für die Fans, ob das Heimteam gerade eine hervorragende Saison spielt oder nicht. Man will unterhalten werden, und da besucht man eben eine Sportveranstaltung – alternativ könnte man auch ins Kino oder ins Schwimmbad gehen. Die wenigsten Fans in Nordamerika hängen so stark „am Team“ wie dies etwa in Deutschland der Fall ist. Darüber hinaus sind viele Teams für ihre Stadt oder ihre Region das Aushängeschild Nummer 1, ein Besuch eines Live-Spiels ist somit absolut „in“ und „chic“ – dementsprechend stark ist auch die Nachfrage nach Tickets (Beispiel: Toronto Maple Leafs/NHL oder Green Bay Packers/NFL).

Bei den meisten Teams ist ein sehr großes Kontingent der Karten bereits vor dem Beginn des Einzelkartenverkaufs an Dauerkartenbesitzer vergeben . Zwischen 50 und 80% der Karten sind so bereits vor Saisonbeginn „an den Mann/die Frau“ gebracht (die Heimspiele der Green Bay Packers sind sogar vollkommen mit Dauerkarten ausverkauft und die Wartezeit für ein Season Ticket beträgt momentan 35 Jahre!). Hier ist allerdings zu sagen, dass es sich bei den Dauerkarten in Nordamerika nicht um ein einzelnes, ständig gültiges Ticket handelt, sondern dass eine „Dauerkarte“ dort aus einem dicken Block mit Einzelkarten für alle Veranstaltungen besteht. Ein Dauerkarteninhaber hat somit die Möglichkeit, einzelne Tickets von Spielen, die er nicht besuchen will/kann, weiterzuverkaufen (siehe weiter unten). Dementsprechend „blüht“ auch der Handel mit diesen Tickets. Ein Großteil der Dauerkarten ist übrigens im Besitz von Firmen oder großen Hotels, die damit ihre Geschäftspartner bzw. Gäste bedienen bzw. unter- und somit bei Laune halten. Werden nun einzelne Tickets von einer Firma/einem Hotel nicht benötigt, werden diese ebenso über diverse Händlerbörsen oder durch Schwarzhändler weiterverkauft.


Welche Möglichkeiten gibt es für USA-Reisende, an Tickets zu kommen?

Hier bieten sich dem Sportinteressierten mehrere Möglichkeiten:

a)   Vorbestellung des Tickets über „Ticketmaster“
b)   Kauf bei einer Online-Händlerbörse oder bei e**y

c)   Kauf an der Abendkasse der Veranstaltung
d)   Kauf im Umfeld des Stadions bei einem Schwarzhändler („Scalper“)



Zu a)

Diese Möglichkeit hat sich nach unseren Erfahrungen als die sicherste, bequemste und einfachste erwiesen. Aus diesem Grund wollen wir diese Methode der Ticket-Beschaffung ausführlicher erläutern.

In Nordamerika hat sich in Bezug auf Verkauf und Vertrieb von Eintrittskarten aller Art ein Unternehmen einen großen Namen gemacht: www.ticketmaster.com .

Es genießt dort mittlerweile einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie e**y, Orbitz oder Hotels.com, ist dementsprechend 100% seriös und sicher und folgerichtig die erste Anlaufadresse, wenn man online Tickets erwerben möchte. Hier eine kleine Anleitung, wie man dort an Tickets kommt:

Nach Anklicken der Site gibt man im Suchfeld oben den Namen des Teams ein, für dessen Spiel man sich interessiert. Danach erhält man eine Auswahl der Spiele, für die Karten erhältlich sind („Find Tickets“) bzw. später erhältlich sein werden „More Info – currently not on sale“). Klickt man nun das gewünschte Spiel an, kann man Anzahl und Preiskategorie der zur Verfügung stehenden Tickets eingeben. Mit dem Link „Seating Chart“ erhält man meistens zudem eine grafische Darstellung des Stadions und kann so sehen, wo sich die fraglichen Sitze befinden. Mit dem Button „Look for Tickets“ startet nun die Suche nach Karten – zwischengeschaltet ist ein Sicherheitsfeature, bei dem man ein verzerrtes Wort in einer kleinen Grafik in ein Feld eingeben muss (stellt sicher, dass Hacker keine automatisch ablaufenden Ticketkäufe tätigen können).

Werden nun Tickets in der gewünschten Kategorie angeboten, kann man diese nach Abgleich mit dem Seating Chart akzeptieren oder andere Tickets suchen („search again“). Will man die angebotenen Tickets kaufen, erscheint folgendes Menü:



Hier wählt man den Menüpunkt „by Will Call“ an (einzige Möglichkeit für Internationale Kunden). Es geht weiter zum folgenden Bildschirm, auf dem persönliche Daten und Kreditkartendaten eingegeben werden. Mit dem Button „Submit Order“ wird nun die Bestellung abgeschickt und die Reservierung ist perfekt. Man erhält unmittelbar darauf eine Email mit der „Order number“, die man sich am besten ausdruckt. Der fällige Betrag wird in den nächsten Tagen von der Kreditkarte gebucht. Übrigens fallen regelmäßig Zusatzgebühren (Building Facility Charge, Convenience Charge usw.) sowie minimale Vorverkaufsgebühren für Ticketmaster (meist so um die $5 pro Auftrag) an. Erstere müssen aber in jedem Fall bezahlt werden, egal auf welche Weise man die Tickets erwirbt – an der Abendkasse z. B. sind diese bereits im Endpreis enthalten.

Um nun am Spieltag an die Tickets zu gelangen, begibt man sich am/im entsprechenden Stadion an das „Will-Call-Window“, zeigt den o. a. Ausdruck der Order number und einen Lichtbildausweis vor. Damit erhält man im Gegenzug die vorgebuchten Karten. Es empfiehlt sich, auch die Kreditkarte mitzuführen, mit der der Auftrag bezahlt wurde – wird aber in den meisten Fällen nicht verlangt. Das „Will-Call-Window“ wird oft auch „Box Office“ oder ähnlich genannt und ist eigentlich immer gut ausgeschildert bzw. leicht zu finden – im Zweifelsfall vorher informieren oder einfach das Stadionpersonal fragen!

Noch ein Hinweis zu der Ticketsuche: Für den Fall, dass Tickets in der gewünschten Kategorie und Anzahl nicht vorhanden sind, sollte man entweder eine andere Kategorie versuchen, oder die Anzahl der Tickets reduzieren. Es ist nämlich um ein Vielfaches wahrscheinlicher, z. B. zwei Tickets nebeneinander zu erhalten als vier. In dem Fall also einfach zwei „Ticket-Pärchen“ kaufen!

Sind Tickets für eine bestimmte Veranstaltung noch nicht erhältlich, kann man das entsprechende Team in seinem Profil bei Ticketmaster auf die „TicketAlert“-Liste setzen lassen – kurz bevor die entsprechenden Tickets erhältlich sein werden, wird man per Email informiert.


Zu b)

Karten – vor allem einzelne Tickets aus Dauerkartenblöcken, siehe oben – werden zuhauf bei Online-Handelshäusern wie www.e**y.com oder organisierten Händlerbörsen wie www.buyselltix.com, www.gotickets.com oder www.ticketsnow.com (um nur einige zu nennen) angeboten.

Im Allgemeinen ist hier jedoch zu sagen, dass in den allermeisten Fällen deftige Preisaufschläge auf den ursprünglichen Ticketpreis getätigt wurden, so dass ein günstiges Schnäppchen nur selten möglich ist. Wer aber Tickets für ein bestimmtes Spiel unbedingt haben möchte und bei Ticketmaster nicht zum Zuge gekommen ist, für den stellt diese Möglichkeit der Ticketbeschaffung durchaus eine Alternative dar – vorausgesetzt man ist bereit, die recht hohen Preise zu bezahlen. Bei Spielen, die allgemein kein großes Zuschauerinteresse wecken, kann man aber auch hier immer mal wieder Tickets unter dem eigentlichen Nennpreis ergattern.

Achtung: Eine Abholung am Will-Call-Window ist hier meist nicht möglich; die Tickets werden per Post oder Lieferservice verschickt. Da die meisten unserer Leser aus Europa kommen, zieht das zum Teil auch noch recht hohe Portokosten nach sich.


Zu c)

Dieser Punkt ist eigentlich schnell abgehakt: Sollte es an der Abendkasse noch Tickets für ein Spiel geben, einfach dort käuflich erwerben. Auch bei ausverkauften Spielen kann man in Ausnahmefällen dort noch Tickets be-kommen, da manchmal Ticketkontingente zurückgegeben werden. Hier sollte man sich aber schon im Vorfeld an der Kasse bzw. Box Office informieren, wie die Chancen stehen – das hängt immer vom Team bzw. dem jeweiligen Spiel ab.

Übrigens: Auch bei ausverkauftem Haus gibt es oft noch „Singles“, also einzelne Sitze, zu erwerben. So schafft man es vielleicht nicht mehr, nebeneinander zu sitzen, aber könnte u. U. Tickets in unmittelbarer Nähe, etwa „zwei Reihen darüber“, erhalten (Tipp: Im Stadion die Situation ausloten, einen Sitznachbarn mit einem Bier bestechen und schon sitzt man nebeneinander!).


Zu d)

Wie eingangs schon erwähnt, haben die massenhaft vorhandenen (und oft nicht genutzten) Dauerkartenkontingente nicht nur dutzendweise Online-Händlerbörsen auf den Plan gerufen, sondern es herrscht am betreffenden Spieltag in und um das Stadion herum ein reger „Schwarzhandel“ mit Karten. Diese Schwarzhändler (in Amerika auch „Scalper“, also „Skalpierer“ im Sinn von „einem mit ihren Wucherpreisen das letzte Hemd ausziehen“ genannt) leben davon, die überschüssigen Kontingente für Firmen zu verkaufen, wobei Sie sich einen Teil behalten dürfen.

Dieser rege Schwarzhandel ist übrigens ein Musterbeispiel dafür, wie eine Marktwirtschaft funktioniert: Angebot und Nachfrage regelt den Preis – in dem Fall den der Eintrittskarten. Begibt man sich etwa 2 Stunden vor Spielbeginn ans Stadion, werden einen diese Großmeister des Feilschens natürlich erzählen, dass das Spiel „vollkommen ausverkauft“ sei und die paar wenigen Restkarten, die es noch gibt, entsprechend teuer sind. Dementsprechend wird oft das drei- bis vierfache des Kartenpreises verlangt (wer nun blauäugig genug ist, das zu glauben, kann sich jetzt mit Karten eindecken und schmeißt damit in 99% der Fälle viel Geld zum Fenster raus). Je näher der Beginn des Spiels rückt, desto günstiger werden die Preise werden. Irgendwann wird dann höchstens noch der auf der Karte aufgedruckte Preis verlangt; und etwa 15 Minuten vor Spielbeginn bezahlt man nur noch einen Teil des Normalpreises. Wer richtig Lust auf Preise-drücken hat, kann auch bis etwa 5 Minuten nach Spielbeginn warten und bekommt die Tickets so regelrecht nachgeschmissen (klar, der Scalper erhält so wenigstens noch eine Kleinigkeit für das Ticket – nach Spielende ist es ja nur noch ein wertloses Stück Papier!). Tip: Wenn der Scalper beim Feilschen nicht nachgibt, einfach zum Schein so tun, als ob einen das Spiel nicht mehr interessiert und weggehen – ihr werdet sehen wie schnell dann die Preise purzeln! Abhängig ist das Ganze natürlich auch davon, wie begehrt das Spiel selbst bei den Fans ist. Wer z. B. glaubt, bei einem Stanley-Cup-Finale auf diese Art und Weise an günstige Karten zu kommen, wird von den Scalpern wahrscheinlich regelrecht ausgelacht werden. Bei normalen Saisonspielen sollte aber die o. a. Methode gut funktionieren!

Man sollte allerdings ein wenig acht geben bei dieser Art der Ticketbeschaffung – es soll vor allem in den Häuserschluchten rund um den Madison Square Garden auch schon Scalper gegeben haben, die nach Erhalt des Kaufpreises mit den Scheinen in der Hand Fersengeld gegeben haben (natürlich ohne Aushändigung der Tickets). Auch Ticketfälschungen sollen schon vorgekommen sein – wie halt hierzulande auch. Im Allgemeinen aber ist der „Schwarzhandel“ eine gute Alternative – vorausgesetzt man hat die Nerven, lange genug bis kurz vor Spielbeginn zu warten und so die Ticketpreise zu drücken! Beispiel aus 2003: Zwei Tickets für die NY Rangers gg. die Columbus Blue Jackets à $120 (also $240) für zusammen nur $70 – etwa 15 Minuten vor Spielbeginn gleich neben dem MSG!

Weiterer kleiner Tipp:


Wer in den Genuss eines kostenlosen Upgrades zur Drittelpause / Halbzeit kommen möchte, der sollte sich in den Pausen Richtung Ausgang begeben. Einige Leute verlassen das Stadion während dem Spiel, weil sie nicht sonderlich viel Wert auf das Spiel legen bzw. auch nur wegen dem in manchen Tickets beinhalteten Büffet gekommen sind. Wenn man die Leute am Ausgang anspricht und lieb bittend fragt, ob man ihre Karte haben kann, bekommt man oft ihr Ticket. Mit etwas Glück ergattert man so eine Unterrangkarte.


Saisonzeiträume:

NHL:
Vorbereitung:     Mitte September – Anfang Oktober
Regular Season:   Anfang Oktober – Mitte April
PlayOffs:            Mitte April – Anfang Juni

NFL:
Vorbereitung:       Anfang August – Anfang September
Regular Season:  Anfang September – Ende Dezember
PlayOffs:          Anfang Januar – Mitte Februar

NBA:
Vorbereitung:       Mitte – Ende Oktober
Regular Season:  Anfang November – Mitte April
PlayOffs:          Mitte April – Mitte Juni

MLB:
Vorbereitung:       Mitte März – Anfang April
Regular Season:  Anfang April – Ende September
PlayOffs:          Oktober

Also dann: Viel Spass bei den Spielen! Let the Games begin!

                                                                                  (c) Stefan M. / Mel on Tour
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Re: FAQ: Ticketkauf für Sportveranstaltungen in Nordamerika
« Antwort #1 am: 07.08.2006, 23:10 Uhr »
Danke Stefan, dass Du Dir die Mühe gemacht hast. Ich hab den Thread gleich oben festgepinnt.
Viele Grüße, Mel

jusch

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Re: FAQ: Ticketkauf für Sportveranstaltungen in Nordamerika
« Antwort #2 am: 13.01.2013, 16:15 Uhr »
Wenn das mal nicht ausführlich ist! Echt klasse, danke dafür!
Ich finde auch,dass man die Übersicht verliert bei den ganzen Themen und Unterthemen
und oft ist es nur Zufall,dass man was findet.
Also echt super zusammengefasst!:)

Stefan M.

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Re: FAQ: Ticketkauf für Sportveranstaltungen in Nordamerika
« Antwort #3 am: 19.01.2013, 18:05 Uhr »
Wenn das mal nicht ausführlich ist! Echt klasse, danke dafür!
Ich finde auch,dass man die Übersicht verliert bei den ganzen Themen und Unterthemen
und oft ist es nur Zufall,dass man was findet.
Also echt super zusammengefasst!:)

@ jusch: Danke für die Blumen, aber wenn Du genau hinschaust siehst Du dass der Artikel schon über sechs Jahre alt ist. Insofern könnten sich die Angaben über anzuklickende Optionen bei ticketmaster o. ä. mittlerweile geändert haben. Grundsätzlich ist es aber heute noch genauso wie damals. Vielleicht sollte ich den Artikel irgendwann mal um die Option "Marketplace" für Tickets (gibts nämlich mittlerweile auch) ergänzen.
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)