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Autor Thema: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008  (Gelesen 9066 mal)

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torric

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Hallo,

als Kontrast zur Vorweihnachtszeit ein Reisebericht von zwei aufregenden und von heißem Wetter geprägten Wochen im Nordosten der USA.

Die Tour führte uns von New York entlang der Atlantikküste nach Boston und weiter mit dem Zug nach Washington. Danach folgte eine kurze Stipvisite in Virginia bis es über Baltimore, Atlantic City und Philadelphia wieder zurück nach New York City ging.

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #1 am: 21.12.2008, 08:19 Uhr »
Donnerstag, 05. Juni 2008

Unser USA-Trip startet gemütlich und absolut pünktlich im ICE von Erfurt zum Frankfurter Flughafen. Nach etwas mehr als zwei recht entspannten Stunden spüren wir den Duft des Fernwehs am größten deutschen Airport und überfliegen die vielsagende Anzeigetafel mit den Abflügen. Aber uns bleibt noch Zeit bis morgen. Deswegen schnappen wir unser Gepäck und machen uns auf den Weg zum Terminal 1, vor dem die Hotelshuttles abfahren. Nach weniger als fünf Minuten Wartezeit fährt ein weiß-blauer Kleinbus vor, auf den die Beschreibung der Hotelrezeption am Telefon passt. Auf der kurzen Strecke zum Hotel müssen wir noch ein paar VIPs vorbeilassen, die durch ein ganzes Heeresschaar von Polizisten beschützt werden.

Gebucht haben wir das NH Hotel Frankfurt Airport in Kelsterbach, das uns zusammen mit der Zuganreise von Emirates gesponsert wird als Wiedergutmachung für die ursprünglich gebuchten, aber mangels Nachfrage stornierten Flüge von Hamburg. Das Hotel gefällt uns ganz gut, zumal freundlicherweise gleich ein Zustellbett für unsere Tochter bereit steht. Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen und gehen früh zu Bett, um für den anstrengenden nächsten Tag gut gewappnet zu sein.

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #2 am: 21.12.2008, 08:30 Uhr »
Freitag, 06. Juni 2008

Der Wecker klingelt urlaubsuntypisch früh, wir packen schnell unsere Sachen und freuen uns über das unerwartet (spanische Hotelkette) gute Abschiedsfrühstück, bei dem es sogar Kindergeschirr und kalte Schokomilch gibt. Obwohl wir viel herum kommen, ist das für unsere Tochter eine absolute Premiere.

Der Shuttlebusfahrer bringt uns in Hochgeschwindigkeit zum Terminal 1 und wir finden mühelos die Check-In-Schalter von Singapore Airlines. Da wir bereits vor zwei Tagen über das Internet online eingecheckt und gleich alle Passagierdaten eingegeben haben, können wir die lange Schlange an den regulären Schaltern umgehen und haben in weniger als einer Minute unsere Bordkarten in der Hand.

Wir machen uns gleich auf den ewig langen Weg zu unserem Gate im Abflugbereich C, passieren die Pass- und Sicherheitskontrolle und bekommen gleich unsere grünen Einreiseformulare, so dass wir die Wartezeit vor dem Boarding sinnvoll nutzen können und in Ruhe alles ausfüllen.

Das Boarding verläuft reibungslos und wir bekommen gleich kleine Zettelchen auf unsere Sitze geklebt, wie sich später herausstellen wird, bekommen wir ein Extra-Essen, wobei wir nicht mehr nachvollziehen können, ob man diese Wünsche nur bei Online-Buchung über die Webseite der Fluggesellschaft äußern konnte oder ob es an der Buchung über das Vielfliegerportal lag. Auf jeden Fall ist das Essen besser als alle anderen Versuche vorher.

Im Flugzeug, einer Boing 747, fühlen wir uns sehr wohl, was zum einen am eingebauten Entertainmentsystem mit Wunschfilmen und Nintendospielen liegt, zum anderen aber auch daran, dass sich die freundliche Stewardess die Namen aller Kinder merkte und diese bei jedem Service mit dem richtigen Namen ansprach. Manchmal sind es eben auch nur die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.

Nach einem ruhigen Flug landen wir eine knappe halbe Stunde vor dem Plan auf dem John F. Kennedy Airport in New York. Da wir ziemlich weit vorn sitzen, gehören wir zu den ersten Passagieren am Einreiseschalter und sind in weniger als fünf Minuten an der Reihe. Das wilde Gemisch unserer Reisepässe mit und ohne Fingerabdrücken oder biometrischen Foto bringt die Beamtin nicht aus der Ruhe, gibt ihr aber Gelegenheit, der neben ihr sitzenden Auszubildenden die Unterschiede zwischen den einzelnen Pässen zu erklären, was uns unfreiwillig in die Zuhörerrolle drängt, worüber wir aber nicht wirklich traurig sind. Ebenfalls entgegen unserer Erwartungen müssen wir nur die Zeigefinger scannen, obwohl wir gelesen hatten, dass am JFK schon allen zehn Finger gescannt werden.

Die schnelle Abfertigung bringt jede Menge Wartezeit am Gepäckband mit sich, die wir wie üblich nutzen, um unseren Mobiltelefonen die Umstellung auf die neue Umgebung zu erleichtern und den Daheimgebliebenen die freudige Nachricht zu erbringen, dass wir amerikanischen Boden betreten haben.

Die Zollbeamtin interessiert sich nicht im geringsten dafür, dass wir auf unserem Zettel mühevoll, die Einsen ohne Anstrich geschrieben haben und weniger als eine halbe Stunde nach der Landung betreten wir den AirTrain, der seit einigen Jahren die einzelnen Terminals mit dem Mietwagenzentrum und den Subway-Stationen verbindet und damit die langwierige und unbequeme Shuttlebusfahrt, wie ich sie noch von vor ein paar Jahren in Erinnerung hatte, überflüssig macht.

Am Hertz-Schalter sorgen zwei unentschlossene Briten sowie eine verspätete Angestellte dafür, dass wir unseren Wagen doch erst zur ursprünglich vorgesehenen Zeit übernehmen können, doch wir freuen uns natürlich sehr als ein fast nagelneuer Ford Taurus X, mit kostenlosem Navi-Upgrade vorgefahren wird, für uns eine weitere Premiere, da wir etwas SUV-ähnliches auch noch nicht gefahren hatten. Unsere eigentlich gebuchte Limousine war noch nicht fertig. Naja, gibt schlimmeres.



Nach zwei Ehrenrunden über die angrenzenden Interstate-Kreuze haben sich Fahrer, Beifahrerin mit Karte und Navigationsgerät endlich miteinander bekannt gemacht und wir befinden uns auf dem richtigen Freeway Richtung Norden. Für einen Freitagnachmittag rollt der Verkehr erstaunlich gut, aber man soll den Tag eben nicht vor dem Abend loben. Kurz hinter der Grenze zum Bundesstaat Connecticut kündigen uns große Schilder bereits an, dass wir uns heute ein bisschen mehr Zeit für die nächsten Meilen nehmen können, eine freundliche Umschreibung dafür, dass wir stolze zwei Stunden für die nächsten drei Meilen brauchen werden. Glücklicherweise hatten wir uns schon frühzeitig dagegen entschieden, bis nach Boston durchzufahren.

Deswegen sind wir immer noch recht entspannt als wir am Nachmittag unser einziges Reiseziel des Tages, die Yale University in New Haven erreichen. Die meisten Studenten sind schon zum Wochenende ausgeflogen, so dass wir mühelos einen Parkplatz am Rande des Campus finden. Dafür wehen überall blau-weiße Fahnen und Luftballons, es ist das Reunion-Wochenende, zu dem sich die Ehemaligen der Elite-Universität zusammen finden.



Wir besorgen uns zunächst im Visitor Center eine Karte und machen uns dann auf den Weg, die alten ehrwürdigen Gemäuer zu besichtigen. Die Gebäude erinnern uns stark an England und wollen so gar nicht zu den Bildern passen, die wir aus unserer Studienzeit in Deutschland im Kopf haben. Alles ist unheimlich sauber, keine Schmierereien an den Wänden, selbst die Wohnungsanzeigen sind akkurat an die dafür vorgesehenen Wände gepinnt. Der Campus ist in verschiedene Colleges aufgeteilt, entsprechend etwa unseren Fakultäten. Überall kann man die Tradition dieser Universität sehen und fühlen, die Architektur der Universität, eine eigenstände Kleinstadt innerhalb der amerikatypischen Metropole New Haven beeindruckt uns.







Das Navi nimmt uns die Suche nach dem Rückweg zum Freeway ab, der Verkehr fließt jetzt am frühen Abend deutlich flotter und wir brauchen nur noch ein paar Minuten bis zu unserem ersten Hotel, dem Radisson in New London. Das Hotel ist recht modern, sehr zentral gelegen, verfügt über ausreichend kostenlose Parkplätze und einen schönen Innenpool. Unser Zimmer ist riesig, alles sehr sauber, so wie wir uns das vorstellen. Nachdem wir schnell unseren Hunger gestillt haben, testen wir noch den Pool und fallen danach müde und erschöpft schnell in den Schlaf.

mannimanta

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #3 am: 21.12.2008, 08:43 Uhr »
Erster!
Ich fahr natürlich mit.
Das NH Hotel in Kelsterbach hatten wir auch schon mal als Vorabend
Herberge auf dem Weg nach Las Vegas. Kann ich nur empfehlen.

CU
Manni

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #4 am: 21.12.2008, 10:27 Uhr »
Na dann Willkommen an Bord!

Geht auch schon weiter ...

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #5 am: 21.12.2008, 10:41 Uhr »
Samstag, 07. Juni 2008

Wie immer sorgt der Jetlag bei mir für ein Erwachen mitten in der Nacht, aber dank Internet und Notebook fällt die Beschäftigung bis zum Morgen weniger langweilig aus als früher. Ich nutze die Zeit für E-Mails, Bilder sortieren und sichern sowie die letzten Vorberichte zur Fußball-EM, die hier keinerlei Notiz wert ist.

Nachdem die restlichen Familienmitglieder von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden, alle Haare gerichtet und die Koffer wieder im gestrigen Zustand sind, sagen wir dem schönen Hotel Auf Wiedersehen und machen uns auf den Weg nach Mystic, was aber eigentlich nur ein Vorort von New London ist. Es ist sehr nebelig und wir nehmen den Highway, weil wir uns auf der Suche nach einem ordentlichen Frühstück dort größere Chancen ausrechnen, was sich auch auszahlt.

Gut gestärkt erreichen wir kurz nach der Öffnung das Aquarium in Mystic, das verglichen mit anderen Einrichtungen dieser Art recht klein, aber sehr schön ist. Wir konzentrieren uns zunächst auf die Fütterung der weißen Beluga-Wale, was insbesondere für unsere Tochter ein interessantes Erlebnis ist. Mit etwas Überredungskunst und anderen Kindern als Vorbild schaffen wir es auch, sie an den Touch Pool zu locken, in dem man Seesterne, Krabben oder kleine Krebse auf die Hand nehmen darf. Die Seelöwen-Show steht als nächster Punkt auf dem Programm mit vielen lustigen Einlagen, allerdings leidet die Show etwas unter der Kulisse. Zum Schluss nehmen wir uns noch die Außenanlagen mit den Pinguinen vor, denen aber die zunehmende Hitze etwas den Spaß verdorben hat.







Nur ein paar Autominuten vom Aquarium entfernt, findet man die zweite Attraktion im Ort, den Seaport. Hier wird die Geschichte des früheren Walfängerortes in einem Freilichtmuseum sehr anschaulich dargestellt. Wir erforschen zunächst die alten Segelschiffe und besuchen anschließend die alten Häuser, in denen viele Ehrenamtliche den Besuchern zeigen, wie hart das Leben der Besatzungen damals war oder wie die Schiffe gebaut wurden. Auch das damalige Alltagsleben findet seinen Platz in der Bank, Apotheke oder im Krämerladen.









Wie in fast allen amerikanischen Museen gibt es auch hier einen Bereich für Kinder, in dem man malen, basteln oder puzzeln kann, eine Ausstellung des Spielzeuges aus der Zeit zum Ausprobieren. Unserer Tochter hat es vor allem ein eher technisches Spielzeug angetan. Hier kann man eine Meereskulisse mit Schiffen, Walen, Leuchtturm oder altem Hafen aufbauen, diese dann mittels Kamera und Beleuchtung ins richtige Licht rücken und daraus einen kleinen Film machen. So sind wir am Ende sehr froh, schon am frühen Morgen mit dem Besichtigungsprogramm angefangen zu haben.

Am Nachmittag freuen wir uns auf den klimatisierten Mietwagen, der uns weiter nach Newport in Rhode Island bringt. Nicht zum ersten Mal staunen wir über die gigantischen Brücken, die frühere zeitaufwendige Fährfahrten ersetzen, werden aber auch schnell damit konfrontiert, dass nicht nur wir uns über die leichte Erreichbarkeit des Ortes an einem sonnigen Wochenende freuen.

Recht mühselig zieht sich der Verkehr durch die Kleinstadt, die wenigen Parkplätze in Hafennähe sind belegt, so dass wir beschließen, uns auf die Mansions, die Prachtvillen der Multimillionäre, zu beschränken. Zwar darf man nahe der Anwesen meistens kostenlos parken, das Betreten des Grundstückes ist allerdings nur gegen eine üppige Eintrittsgebühr möglich, die auch einen Rundgang im Inneren einschließt.

Für die Führungen durch das Innere fehlt uns Zeit und Inspiration, so machen wir einen Wettkampf daraus, wer durch Zaun und hohes Buschwerk den besten Blick auf die Villa findet, um wenigstens ein paar Fotos mit nach Hause nehmen zu können.







Dafür belohnen wir uns mit der Fahrt über den Ocean Drive, der nichts mit der gleichnamigen Straße in Miami Beach gemeinsam hat. Die Straße führt immer am Meer entlang über die Insel und bietet zahlreiche schöne Aussichtspunkte, aber auch Plätze für ein Barbecue am Meer. Wir fahren jedoch weiter zum Fort Adams State Park am Ende des Ocean Drive. Für einen Besuch des Forts ist es schon zu spät, aber der Blick hinüber zum Hafen von Newport mit hunderten Segelbooten und Yachten ist faszinierend. Von hier sieht man ebenfalls die Newport Bridge, auf der wir die Insel erreicht haben, in voller Größe und Länge. Außerdem haben wir die Gelegenheit die Wassertemperatur zumindest mit den Füßen vorzutesten.





Noch einmal fahren wir über die Newport Bridge, machen uns auf die Suche nach einem Supermarkt, um dem unerwartet heißen Wetter etwas entgegen setzen zu können, und landen nach kurzer Fahrt in Warwick, einem Vorort von Providence, wo wir das Comfort Inn direkt am Airport gebucht haben. Obwohl deutlich teurer als in der letzten Nacht, kann das Hotel qualitativ nicht mithalten. Die Zimmer sind deutlich kleiner, die Ausstattung spartanischer. Aber es ist alles sauber und vom Fluglärm bekommen wir nichts mit, obwohl wir die großen Flieger von Southwest vom Fenster aus stehen sehen. Gegenüber locken mehrere Fast Food-Ketten und Family Restaurants und wir erliegen wieder dem amerikanischen Gefühl, auch solche Strecken mit dem Auto fahren zu müssen. Allerdings machen es fehlende Fußwege und nicht vorhandene Fußgängerampeln auch allzu leicht.

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #6 am: 21.12.2008, 10:53 Uhr »
Sonntag, 08. Juni 2008

Der Morgen beginnt zeitig, denn wir haben eine lange Fahrt vor uns. Zunächst aber stärken wir uns bei frischen Waffeln, einem durchschnittlichen kontinentalen Frühstück, das im Preis inbegriffen ist und lassen uns nicht von der unfreundlichen Servicekraft ärgern. Wenig später sitzen wir im Auto und meine Frau ergreift die Gelegenheit, den morgendlichen Sonntag zu ersten Automatikfahrt zu nutzen. Über die leere Interstate geht es mit eingeschaltetem Tempomat auf die Halbinsel Cape Cod zum dortigen National Seashore, das ähnlich den Nationalparks von der Parkverwaltung betreut wird.



Am Visitor Center ist noch nicht viel los, aber wir lassen es links, naja eigentlich rechts, liegen, um schnell zum Nauset Light Beach zu gelangen. Der dortige Leuchtturm ist uns nur einen kurzen Blick wert, zu sehr lockt das kühle Atlantikwasser bei über 30° Celsius und wolkenlosem Himmel. Die Badesachen sind schon bereit gelegt und nach anfänglicher Skepsis findet auch unsere Tochter Gefallen an den erfrischenden Fluten. Der Sand ist sehr fein, wir machen es uns gemütlich und schauen unserer Tochter beim Bau einer Kleckerburg zu.







Viel zu schnell kommt der Moment des Abschieds und wir machen uns auf den Weg nach Hyannis, einer Kleinstadt mitten auf Cape Cod, die eng verbunden ist mit dem 35. Präsidenten der USA, John F. Kennedy. Dort startet auch ein Museumszug der Cape Cod Central Railroad, die sich um den Erhalt der Strecke zum Cape Cod Canal bemüht. Wir steigen in einen Wagen der zweiten Klasse, der aus den frühen 60er Jahren stammt und freuen uns, dass die Zugluft durch die offenen Fenster wenigstens etwas Kühlung bringt, viel mehr aber noch darüber, dass die Bahngesellschaft die fehlende Klimaanlage nicht für unverschämt hohe Getränkepreise nutzt. So lassen sich sowohl die 45 Minuten Verspätung zum Ende hin als auch die nicht immer spannende Landschaft gut verkraften.











Wieder in Hyannis angekommen, genießen wir die angenehme Kühlung unseres Mietwagens und verlassen Cape Cod in Richtung unseres heutigen Zieles Boston. Es bleibt ausreichend Zeit einer weiteren, wenn auch wesentlich älteren, historischen Sehenswürdigkeiten einen Besuch abzustatten, die mich düster an meinen Englisch-Unterricht erinnert – Plimoth Plantation. Das Freilichtmuseum stellt eine ursprüngliche englische Siedlung der ersten Einwanderer dar, die während der Saison belebt ist, also meist Ehrenamtliche Leben und Alltag der Siedler damals für die Besucher nachspielen. Dadurch wird die Geschichte gerade für Kinder sehr lebendig und die mitlernenden Eltern können die eine oder andere Frage weiterreichen.







Nur ein paar Meilen entfernt besuchen wir auch noch die Mayflower II, den Nachbau des Segelschiffs, mit dem die Siedler von Plimoth den weiten Weg von Europa nach Amerika bewältigt haben. Nicht erst seit Mystic staunen wir, mit welchem Wissensdurst sich unsere Tochter für das Thema begeistert und müssen als Simultanübersetzer für alle möglichen und unmöglichen Fragen herhalten.







Nachdem uns das Navi zielsicher zum eine Meile vom Freeway entfernten Taco Bell gelotst hat, befinden wir uns endgültig auf der Einflugschneise nach Boston, wobei an einem sonnigen Sonntagabend Vergleiche mit Flugzeugen für die Strecke Cap Cod – Boston eher ironisch sein können. Da aber unser Holiday Inn Express direkt neben der Interstate liegt, kommen wir trotz Zentrumsnähe nicht allzu spät an. Die Dame am Empfang wirkt etwas überarbeitet, hat leider nur noch King-Size-Zimmer übrig und vergisst kurzerhand meine Zimmerschlüsselkarten fertig zu machen. Nicht gerade der perfekte Start, aber wir so müde, dass wir auch zu dritt im Bett schnell einschlafen.

Inspired

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #7 am: 21.12.2008, 11:05 Uhr »
Hi!

Habe hier nun schon vieles wiedergesehen, was ich ein Jahr vorher live gesehen habe: Angefangen bei der Singapore Airlines über New Haven, Mystic, Newport und Cape Cod bis nach Boston, wenn auch in anderer Reihenfolge.

Sehr schön - da lese ich gerne weiter mit!

Palo

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #8 am: 22.12.2008, 05:12 Uhr »
Super, da fahre ich mit !
Gruß

Palo

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #9 am: 22.12.2008, 09:10 Uhr »
Jetzt ist allerdings erst einmal der Umstieg in öffentliche Verkehrsmittel angesagt! Insofern: Mind the gap!

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #10 am: 22.12.2008, 09:25 Uhr »
Montag, 09. Juni 2008

Unser erster Tag in Boston bringt wieder viele Sonne mit sich, so dass wir beschließen, nach dem sehr guten Hotelfrühstück, sofort den Mietwagen abzugeben und uns auf den Weg in die Stadt zu machen, solange die Temperaturen noch erträglich sind. Die Rückgabe mitten im Zentrum geht schnell und unkompliziert über die Bühne. Wir besorgen noch schnell Wochenkarten für die örtlichen U-Bahnen und Busse, die günstiger als zwei Tagestickets sind und stehen nur Minuten später am Beginn der roten Linie, die den Freedom Trail markiert, ein Weg, der sich über 2,5 Meilen entlang der historischen Sehenswürdigkeiten zieht.

Nach einem kurzen Spaziergang durch den Boston Common, dem ältesten öffentlichen Park der USA, geht es vorbei am Parlamentsgebäude Massachusetts State House und der Park Street Church zum Old South Meeting House. Die Wartezeit bis zur Öffnung des Museums überbrücken wir leicht in der gegenüberliegenden Buchhandlung. Der Weg führt weiter zum Old State House, in dessen Museum wir unser historisches Wissen über die Unabhängigkeit der USA aufbessern, zur Faneuil Hall, wo wir uns mit ersten Souvenirs eindecken.













Wir folgen der roten Linie weiter über die völlig neu gestalteten Flächen zwischen Downtown und North End, die sich in meiner Erinnerung als laute und schmutzige aufgeständerte Interstate eingebrannt haben. In einem Multimillionenprojekt wurde die Autobahn in einen Tunnel verlegt, oben verschönern heute Parkanlagen und Springbrunnen den Übergang.





Nur wenige Schritte weiter tauchen wir in ein grün-weiß-rotes Meer aus Ristoranti und Pizzerien ein. Wir sind eindeutig in einem italienisch geprägten Gebiet gelandet, was unserer Tochter zumindest ein leckeres Eis beschert. Es folgt ein kurzer Besuch im Paul Revere House, das gerade von einer Schulklassenwelle überrollt wird. Wir beenden den für uns relevanten Teil des Freedom Trail in der Old North Church, lauschen dort kurz den Ausführungen zur Historie der Kirche und genießen die Kühle der Kirche.

Nächster Tagesordnungspunkt sollte die Boston Duck Tour sein, eine Rundfahrt mit Amphibienfahrzeugen auf Rädern durch die Stadt und als Boot im Hafen. Wir wussten zwar um die Beliebtheit dieser Tour, konnten aber als Passinhaber nur gegen hohe Zusatzkosten eine bestimmte Uhrzeit reservieren, was uns außerdem zeitlich sehr eingeschränkt hätte. Deswegen sind wir nicht sonderlich überrascht, dass wir erst für den späten Nachmittag ein Ticket bekommen. Wir überbrücken die Wartezeit im Museum of Science, was sich als sehr gute Entscheidung heraus stellt. Anfänglich müssen wir die Spiele, Experimente und Vorführungen noch mit einigen Schulklassen teilen, später können wir alles in Ruhe und fast allein ausprobieren. Eine sehr interessante Erfahrung und unserer Meinung nach dringend nachahmungsbedürftig.

So vergeht die Zeit bis zum Boarding der Duckmobile erstaunlich schnell und nachdem wir die allgegenwärtige Fotogelegenheit mal wieder ablehnen, dürfen wir uns auch schon die Plätze auswählen. Unser Tourguide ist ein Nachfahre eines griechischen Gottes und führt uns sehr humorvoll durch die Bostoner Innenstadt. Nach etwa einer Stunde werden die Hebel umgelegt und wir fahren ins Wasser zur Hafenrundfahrt. Höhepunkt ist aber, als unsere Tochter auf den Fahrersitz darf und das Duckmobil durch den Hafen steuert, ein Erlebnis, das sie so schnell sicher nicht vergessen wird.

















Inzwischen ist es spät geworden und wir fahren mit der Bostoner Subway, die wir wegen der langen und komplizierten Umsteigewege, vieler Bauarbeiten und merkwürdiger Taktzeiten nicht in bester Erinnerung behalten werden, zum Hard Rock Café, um den Abend mit einem leckeren Dinner abzurunden. Der letzte Akt des Tages gehört dann wieder unserer Tochter, die sich im Warenhaus neben unserem Hotel mit günstigem Spielzeug eindeckt.

torric

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Re: City meets History - 2 Wochen Nordosten USA im Juni 2008
« Antwort #11 am: 24.12.2008, 08:24 Uhr »
Dienstag, 10. Juni 2008

Unser zweiter Tag in Boston beginnt mit einem kurzen Abstecher zur South Station, einem von drei Hauptbahnhöfen in der Stadt. Wir holen unsere Fahrkarten für den Zug ab, damit wir am nächsten Morgen keinen unnötigen Stress haben. Der Vorgang dauert keine Minute, Kreditkarte durchziehen, einmal auf „Print“ drücken und schon sind die Tickets da.

Der zweite Weg führt zum Kennedy-Museum, das etwas außerhalb am Rande des Campus der University of Massachusetts liegt, mit Subway und kostenlosem Uni-Shuttle aber bequem erreichbar ist. Unsere Tochter kennt schon länger das berühmte Zitat „Ich bin ein Berliner“, hier haben wir die Gelegenheit, ihr etwas mehr über den berühmten US-Präsidenten zu erklären. Wie fast überall ist auch das Kennedy-Museum auf Kinder eingestellt und es gibt ein Heftchen mit Fragen und kleinen Spielen.







Wir machen uns wieder auf den Rückweg nach Downtown, um dem New England Aquarium einen Besuch abzustatten. Ein weiteres Mal machen wir Bekanntschaft mit der Ausflugsfreudigkeit an amerikanischen Schulen und bewegen uns entgegen gesetzt der normalen Laufrichtung durch das Gebäude. Neben den süßen Pinguinen im Erdgeschoss haben es uns insbesondere die riesige Meeresschildkröte und die Haie angetan. Am längsten standen wir aber vor den Scheiben der verschiedensten Quallen, die als Sonderausstellung zu sehen waren.







Da wir am Vortag nicht den ganzen Freedom Trail bis zum Museumsschiff USS Constitution laufen wollten, entscheiden wir uns jetzt für einen Hafenrundfahrt, die gleich neben dem Aquarium beginnt. Zunächst geht es vorbei an der Skyline, die vom Hafen aus wesentlich beeindruckender und komplexer wirkt als von der Straße zwischen den Hochhäusern. Nach einer langen Kurve erreichen wir das Pier neben den Museumsschiffen. Wir bleiben sitzen und schauen uns die Schiffe aus Zeitgründen nur von außerhalb an. Vorbei an den gigantischen Brücken, die Downtown mit den nördlichen Vororten verbinden, geht es schon wieder auf den Rückweg zum Hafenbecken.





Noch ein Museum steht für heute auf dem Plan, allerdings eins, dass sich vor allem an Kinder richtet. Das Bostoner Children’s Museum ist die spielerische Alternative zum Museum of Science. Unsere Tochter erfreut sich am Klettern, an Farbentanz, an Wasserspielen, Hindernisbahnen und großen Seifenblasen. Die Eltern stehen dabei etwas auf dem Abstellgleis, zumindest solange, bis es zum nächsten Spiel geht und ein Übersetzer gefragt ist. Leider schließt das Museum bereits um 17 Uhr, unsere Tochter wäre sicherlich noch ein paar Stunden beschäftigt gewesen.







Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Boston wollen wir die Stadt noch einmal von ganz oben sehen. Nach Schließung der Aussichtsplattform des Hancock Towers bleibt nur noch das Prudential Center. Gut für meine Höhenangst geplagte Frau, denn hier gibt es auch gleich ein Einkaufszentrum, so dass es nicht zu langweilig wird. Da ein Teil der Plattform, zum Glück der westliche Part, von einer privaten Veranstaltung belegt wird, gibt es einen Sonderpreis. Besonders schön ist der Blick auf den Charles River und den Hancock Tower, in dem sich die umliegenden Gebäude im Abendlicht spiegeln.





Nach der abendlichen Stärkung messen wir die Zeit, die wir per Subway und Bus vom Bahnhof zum Hotel benötigen und entschließen uns dann doch, weniger aus Zeitgründen, sondern wegen der vielen Treppen, für ein Taxi. Nach drei Tagen im gleichen Hotel und Ankunft mit dem Mietwagen bleibt am Abend noch die Kunst, alle Sachen wieder in ein autofreies Format zu bringen, was aber nach jahrelanger Übung keine allzu große Herausforderung darstellt.