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Autor Thema: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa  (Gelesen 19100 mal)

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dschlei

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #15 am: 13.06.2010, 00:44 Uhr »

Es ist ein Armutstzeugnis für das sonst so "soziale" Deutschland.
dieses Armutszeugnis habe ich im Maerz wieder erleben koennen!  Dazu kommt ja die verschwindend geringe Anzahl von Behinderten-Parkplaetzen, die dann auch oft noch von fahrzeugen besetzt sind, in denen keine Behinderten sitzen.  Die Stadt Moenchengladbach hat genau 150 Behinderten-Parkplaetze.  Das kleine 33 000 Seelenkaff hier, in dem ich lebe, hat etwa 300 Behinderten-Parkplaetze.

Und wenn man einen Polizisten in Deutschland bittet, dafuer zu sorgen, das ein ungerechtferig besetzter Behinderten-Parkplatz freigemacht wird, weil man sonst keinen entsprechenden Parkplatz findet, wird man informiert, dass der ruhende Verkehr nicht zum Aufgabengebiet der Polzei gehoert!  
Hier, im Vergleich, gibt es sofort ein Ticket von mindestens 200 Dollar pluss Punkte im Fuehrerscheinregister, welche eine Erhoehung der Versicherungspraemie zur Folge haben!
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EasyAmerica

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #16 am: 13.06.2010, 13:01 Uhr »
Das ist der armseligste, unfundierteste und schlechteste Beitrag, den ich je von Dir gelesen habe.
Du kannst schließlich nicht alles lesen.  :P
Viele Grüße
Heinz

ziony

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #17 am: 13.06.2010, 13:30 Uhr »
Egal wie laut Du schimpsft, Deutschland ist im Vergleich zu den USA ein absolutes Entwicklungsland bezueglich der Behandlung und Erleichterungen fuer Behinderte!
Da hast Du leider Recht. Bin leider auf Behindertenparkplätze angewiesen, von denen gibt es in den USA genügend. In Deutschland werden diese sehr häufig von Nichtbetroffenen in Beschlag genommen und spricht jemanden direkt an, heißt es: "...ich wollte nur mal eben!" Habe auch schon Schläge angedroht bekommen.

Tja, und Schäuble in die Reihe der Betroffenen einzureihen ist lachhaft, er ist privilegiert bis an die Zähne.  :lol: :lol: :lol: Er ist der Vorzeige-Behinderte schlechthin, der ist doch gar nicht erst zum Nachdenken über seine "missliche" Lage gekommen; was für ein Glück für ihn.  
LG,
ziony

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.
( Jean Paul )

dschlei

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #18 am: 13.06.2010, 14:06 Uhr »
In Deutschland werden diese sehr häufig von Nichtbetroffenen in Beschlag genommen und spricht jemanden direkt an, heißt es: "...ich wollte nur mal eben!" Habe auch schon Schläge angedroht bekommen.


Gluecklicherweise ist mir noch nie Schlaege angedroht worden, aber auf meine Frage, ob ein Nichtbetroffener nicht bitte den Parkplatz freimachen koenne, wurde imir gesagt: Was willst du alter Krueppel denn, du solltest eh zu hause bleiben!
Wenn man solche Sachen erlebt, kann man nicht unbedingt von Integration der Behinderten in Deutschland sprechen.

Aber so etwas erlebt ein nicht behinderter Mensch ja nicht, die sehen nur die traumhaften Sachen die als Herzeigenprojekt zum Wohle der Behinderten gemacht werden.
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atecki

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #19 am: 13.06.2010, 14:57 Uhr »

Wenn wir z.B. die Auflage bekommen würden, unser Haus behindertengerecht umzubauen, müßten wir aufgrund der Grundstückstopografie das Hotel abreißen und neu aufbauen - wer zahlt das??

Das glaube ich nicht.

Das steht Dir natürlich frei ;-) Ist aber leider Tatsache...

Da steht einfach Unkenntnis und Panik im Einklang. Unter "behindertengerecht" versteht niemand (auch ich nicht) die Möglichkeit, jeden Winkel des Hauses ohne fremde Hilfe erreichen zu können. Die einzigen Kriterien, die es zu erfüllen gilt:

1) eine Rampe am Eingang, falls dort sonst nur eine Treppe vorhanden ist.

Da gehts schon los - die Rampe wäre hier bei unserem Haus zu steil... Flacher geht es leider auch nicht...

2) mindestens eine Anzahl "behindertengerechte" Zimmer, die entweder ebenerdig oder via Aufzug zu erreichen sind. Da müßte man Statistiken bemühen, sagen wir mal 1% aller Zimmer sollten behindertengerecht sein.

Ob ich einen Teil der Infrastruktur für 1 % oder 10 % anpasse, ist von den Kosten ziemlich egal. Ich müßte z.B. einen größeren Lift einbauen (was technisch bei uns fast nicht möglich ist), die Türen und Durchgänge teilweise verbreitern (müßte ich nachmessen, dürfte aber etwas knapp sein)...

3) unter "behindertengerecht" versteht man:
a) genug Platz im Zimmer, damit ein Rollstuhlfahrer das Bett erreichen kann.
b) ein großes Bad, möglichst mit "Walk-In"-Dusche. Eine Badewanne ist nicht notwendig, Sinnvoll ist ein spezieller Sitz in der Dusche (kann ich auf Anfrage genau spezifiieren).
c) genügend Platz neben der Toilette, dass ein Rollstuhl daneben parken kann. Dazu die notwendigen Hilfsgriffe, dass ein Rollstuhlfahrer den Transfer auf die Toilette schafft. Dazu braucht es auch eine spezielle Klobrille, die den Sitz erhöht.

Ich kenne die Punkte, lieber Jack Black - ich habe mich mal etwas genauer damit auseinandergesetzt, ob und was bei uns sinnvoll machbar ist - habe dies aber schnell wieder aufgegeben... Leider ist dies zumindest bei uns nicht ohne ungerechtfertigten Kostenaufwand möglich, da wir bestehende Baustrukturen grundlegend ändern müßten. Und ich kann ja für ein behindertengrechtes Zimmer keinen Aufpreis nehmen, der wirtschaftlich notwendig wäre. Ich kann natürlich nur für unser Haus sprechen, in anderen Häusern gibt es natürlich eine andere Ausgangsbasis...

Und was nützt es, wenn man zwar mit dem Rollstuhl ins Zimmer kommt, aber z.B. nichts in Restaurant? Das wäre z.B. bei uns auch der Fall (Hanglage, Treppen im Haus,...)...

Und da muß ich Dir recht geben - manchmal wäre es ohne großen Kostenaufwand möglich, z.B. im Rahmen einer Generalsanierung einen Anteil der Zimmer und Hoteleinrichtungen behindertengerecht zu bauen. Wie schon gesagt, es gibt hier im Ort einen Betrieb, der 100%ig behindertengerecht ist - und auch dort ist die Nachfrage (außer spezielle Gruppen z.B. vom Roten Kreuz, Behindertensportvereine) nach behindertengerechten Einrichtungen seitens der Gäste m.W. nicht so groß... Jedoch wurde da der Betrieb quasi neu aufgebaut...

Ich bezweifle, dass die o.g. Maßnahmen grundsätzlich Hotels in den finanziellen Ruin treiben. Denkbar wäre zudem ein staatliches Förderprogramm für Altbauten, wo ein Umbau ggf. erhöhte Kosten zur Folge hat.

Wie schon im ersten Posting geschrieben, wäre es für viele Betriebe der Ruin bzw. gar nicht machbar, wenn Sie den bestehenden Betrieb entsprechend umbauen müßten (wenn dies nicht im Rahmen einer sowieso anstehenden Sanierung gemacht werden kann)... Staatliche Förderungen gibts m.W. bei uns z.B. nicht, müßte ich auch mal nachforschen...

Die USA ist sicherlich nicht so alt wie das alte Europa - aber dennoch gibt es auch dort massenhaft Gebäude, die über hundert Jahre alt sind und in Deutschland gibt es massenhaft Gebäude, die erst nach dem 2. Weltkrieg gebaut wurden.

Da hast Du sicher Recht, aber Du weißt ja ebenso gut wie wir alle hier, dass in den USA im Allgemeinen (lassen wir div. Stadtzentren mal außer Acht) wesentlich mehr Platz zum Bebauen als bei uns zur Verfügung steht (gilt auch für viele Altbauten). Daher kann und wird dort auch großzügiger der vorhandene Platz genutzt (z.B. für behindertengerechte Bauweise).

Aber ich denke, wir haben die Situation in Europa ausreichend durchgekaut, es wäre ganz gut, wenn wir wieder zur ursprünglichen Frage des Threaderöffners

 :mickey: Disney World mit Rollstuhl :mickey:

zurückkehren würden.

Wenn gewünscht, kann ich diese Diskussion gerne von diesem Thread abtrennen und ins Board "Talk, Talk, Talk" verschieben, dort kann dann problemlos zu diesem wichtigen Thema weiterdiskutiert werden.

Grüße

Axel


The Half-Blood Prince

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #20 am: 13.06.2010, 15:59 Uhr »
Tja, und Schäuble in die Reihe der Betroffenen einzureihen ist lachhaft, er ist privilegiert bis an die Zähne.  :lol: :lol: :lol: Er ist der Vorzeige-Behinderte schlechthin, der ist doch gar nicht erst zum Nachdenken über seine "missliche" Lage gekommen; was für ein Glück für ihn.  
Das empfinde ich als eine ziemlich respektlose Aussage gegenüber einem Mann, der trotz schwerster Behinderung sehr hart für die Allgemeinheit arbeitet. Und das obwohl er seine Behinderung dem Umstand verdankt, daß er durch seine exponierte Position im Dienst für genau diese Allgemeinheit ein gutes Ziel für einen Verückten abgab, was ihn dann in den Rollstuhl befördert hat.

Wenn ich mir anschaue, wieviele U-Bahnstationen z.B. hier in Frankfurt für Millionen behindertengerecht umgebaut wurden und noch werden, wieviele Behindertenparkplätze es hier gibt, usw kann ich das Rumgeheule hier nicht nachvollziehen.
Mein Großvater ist auch schwer gehbehindert, fast blind und taub -mit 97 nicht unbedingt verwunderlich- und fühlt sich in keinster Weise benachteiligt: Barrierefreie Neubauwohnung mit lächerlich niedriger Miete, Taxifahrten auf Staatskosten bis zum Abwinken, Blindengeld, Vorlese-Computer und so weiter. Der ist jedenfalls hochzufrieden mit der Unterstützung, die er durch den Sozialstaat bekommt - allerdings gehört er auch einer Generation an, bei der Jammern nicht unbedingt Selbstzweck ist, wie man es hier schön erleben kann.
Und wenn ich mit ihm in die Stadt fahre, habe ich bisher auch noch fast immer einen Behindertenparkplatz gefunden - was ich von regulären Parkplätzen nicht unbedingt sagen kann.

EasyAmerica

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #21 am: 13.06.2010, 19:15 Uhr »
... da Nichtbehinderte sich nur schwer in die Situation eines Behinderten versetzen koennen.

Hallo dschlei,
du irrst. Man muss nicht behindert sein, um die Lage von Behinderten nachvollziehen zu können. Wer viel mit Behinderten zu tun hat, weiß um deren Probleme.

Und er weiß vor allem eins: Keine Behinderung gleicht der anderen. Schon deshalb ist es nicht wahr, dass nur Behinderte andere Behinderte verstehen können. Manchmal scheint es mir sogar, dass manch ein Behinderter seine Situation vorschnell auf andere überträgt und glaubt, den anderen Behinderten ginge es wir ihm. Das wäre falsch. Jeder Behinderte ist ein Individium, dem nicht pauschale, sondern individuelle Hilfe nutzt.

Behinderte benötigen keine Unterstützung nach dem Gießkannenprinzip. So etwas ist reiner Aktionismus. Wenn ich davon Rede, dass unsere Gesellschaft/unser Staat viel für Behinderte tut, dann sehe ich insbesondere diese individuellen Hilfen, die in einem Maße zur Verfügung stehen, von denen viele im wahrsten Wortsinne keine Ahnung haben. Das ist inzwischen schon ein gewaltiger Wirtschaftsbereich und er wird immer großer. Zu bestimmten Tageszeiten wird manches Stadtbild von den kleinen Flitzern der Pflegedienste bereits geprägt

All diese teuren und liebevollen Hilfen der Gesellschaft zu ignorieren macht mich manchmal ärgerlich, manchmal traurig. Ja, ich lasse solche Ungerechtigkeiten nicht einfach widerspruchslos stehen und werde es auch in Zukunft nicht lassen.

Die Ausgaben dafür betragen viele Milliarden. Dagegen sind die Ausgaben für ein paar Behindertenparkplätze für einige wenige mobile Körperbehinderte wirklich Peanuts.

Auffällig finde ich immer, dass bei Behinderung stets schnell an Körperbehinderte gedacht wird. Andere Behinderte, deren Behinderung nicht so augenfällig ist, benötigen mindestens ebenso Hilfe. Meistens sogar mehr, als mobile Körperbehinderte. Das Spektrum ist unendlich viel weiter, als es hier diskutiert wird. Deshalb vielleicht auch das eine oder andere Missverständnis.

@ dschlei
1. Es tut mir leid, dass ich meine Behauptung über deine deutschlandkritische Haltung nicht mit Beispielen unterlegt habe. Aber das ging mir zu weit vom Thema ab. Deshalb hätte ich es gar nicht schreiben dürfen.

2. Deine vorgegebene Hoffnung, dass ich niemals behindert sein werde, wird sich voraussichtlich nicht erfüllen. Heutzutage muss/darf jeder damit rechnen, dass er altersbedingt einen Zustand errecht, der ihn zum Behinderten macht. Ausserdem kannst du gar nichts über meinen körperlichen Status wissen. Weder über meinen heutigen, noch über meinen früheren.
Viele Grüße
Heinz

The Half-Blood Prince

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #22 am: 13.06.2010, 19:41 Uhr »
Da hast Du recht! eine weitere Diskusion bringt eigentlich nichts, da Nichtbehinderte sich nur schwer in die Situation eines Behinderten versetzen koennen (auch wenn sie ihren 96 jaehrigen Opa ab und an ausfahren), da es die kleinen Dinge sind, die das Leben fuer Behinderte schwerer machen.

Wier wir an anderer Stelle ja schon festgestellt haben, antwortest Du wohl gerne auf Threads ohne sie zu lesen, sonst wäre Dir aufgefallen, daß ich nicht nur meinen -übigens 97jährigen- Opa durch die Gegend fahre, sondern auch viele Jahre ehren- und hauptamtlich in diesem Bereich gearbeitet habe. Dadurch ist mir auch wohlbekannt, daß es bei Behinderten genauso wie bei Gesunden unterschiedliche Charaktere gibt: Die einen lassen sich hängen, hadern mit ihrem Schicksal und jammern rum, die anderen hauen rein und lassen sich nicht unterkriegen.

Den Turn zurück zu Disney World, habe ich auch schon versucht einzuleiten - hat aber offensichtlich nicht geklappt  :wink:

Jack Black

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #23 am: 13.06.2010, 20:21 Uhr »
Hallo dschlei,
du irrst. Man muss nicht behindert sein, um die Lage von Behinderten nachvollziehen zu können. Wer viel mit Behinderten zu tun hat, weiß um deren Probleme.

Nein.

Das habe ich (leider) auch im selben Brustton behauptet wie Du. Seitdem ich wirklich behindert bin, weiß ich, dass es totaler Quatsch ist.

Jeder Behinderte ist ein Individium, dem nicht pauschale, sondern individuelle Hilfe nutzt.

Das ist nur halb richtig.

Insbesondere geht es (mir zumindest) nicht um individuelle Hilfen, die teilweise durch Pflegeversicherungen u.ä. erbracht werden, sondern um das grundsätzliche Bemühen, Behinderte (insbesondere Gehbehinderte) in das tägliche Leben zu integrieren. Ihnen nicht "punktuell" zu helfen, sondern die Bereitschaft der Gesellschaft und der Politik, diesen Menschen eine Teilnahme am öffentlichen Leben zu ermöglichen, ohne individuelle Hilfeleistungen zu geben.

Und genau in diesem Punkt ist Deutschland rückständiger als alle unseren skandinavischen Nachbarn und als die USA. Und zwar mit furchtbarem Abstand.

Behinderte benötigen keine Unterstützung nach dem Gießkannenprinzip. So etwas ist reiner Aktionismus.

Das ist falsch. Es ist keinesfalls "Aktionismus", wenn man Gehbehinderten die Möglichkeit einräumt, genauso wie alle anderen nicht behinderten auf die Toilette gehen zu können. Sie können dies aber nicht in zu kleine Toilettenzellen, sie können dies nicht, wenn die Toilette für sie gar nicht erst erreichbar ist. Man könnte (und das wäre dann wirklich idiotische Aktionismus) jedem Behinderten den individuellen Helfer mitschicken (wie Herrn Schäuble), der ihm in den kritischen Situationen hilft. Aber erheblich effektiver und logischer ist der Weg, den die Skandinavier und die USA wählen - indem sie einfach in jeder entsprechenden Lokalität eine Toilette zur Verfügung stellen, die es dem Behinderten von sich aus ermöglicht, sie zu benutzen.

Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Wenn ich davon Rede, dass unsere Gesellschaft/unser Staat viel für Behinderte tut, dann sehe ich insbesondere diese individuellen Hilfen, die in einem Maße zur Verfügung stehen, von denen viele im wahrsten Wortsinne keine Ahnung haben.

Das sind aber zu ganz großen Teilen individuelle häusliche Hilfen - darum geht es hier nicht. Es geht um die Integrierung der Behinderten in die Gesellschaft. Nicht darum, wer ihnen den Kühlschrank vollräumt.

Das ist inzwischen schon ein gewaltiger Wirtschaftsbereich und er wird immer großer. Zu bestimmten Tageszeiten wird manches Stadtbild von den kleinen Flitzern der Pflegedienste bereits geprägt

Genau - Pflegedienste. Die stellen aber keine Toiletten, keine Parkplätze u.ä. zur Verfügung, die kümmern sich nicht darum, dass Behinderte ggf. nicht im Supermarkt ganz hinten an der Schlange anstehen müssen (weil sie doch so bequem sitzen, wie der selbstbewusste Gesunde neidet), sondern sie kümmern sich um die individuelle Pflege.

All diese teuren und liebevollen Hilfen der Gesellschaft zu ignorieren macht mich manchmal ärgerlich, manchmal traurig. Ja, ich lasse solche Ungerechtigkeiten nicht einfach widerspruchslos stehen und werde es auch in Zukunft nicht lassen.

Weil Du einfach keine Ahnung hast. Weil Du auch sicherlich noch nie die hochnotpeinliche Befragung durchgemacht hast, nach der dann Deine Pflegestufe kalkuliert wird - und wenn Dein Pflegebedarf "nur" auf 89 Minuten pro Tag kommt (= 50 Stunden pro Monat), dann hilft Dir niemand mehr.

Und den ganzen Rest kann ich nicht mehr lesen - es ist grausam. Ich wünsche Dir trotzdem nicht, dass Du jemals in diese Lage gerätst - obwohl ich überzeugt bin, dass Du diesen Deinen Beitrag nicht mehr verstehen könntest.

EasyAmerica

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #24 am: 13.06.2010, 20:33 Uhr »
Hallo Jack Black,
ja, ich merke schon, du liest mich nicht. Und was du liest, willst du so nicht haben.

Zum Verständnis von Behinderung: Ich kann und will dir deinen Glauben nicht nehmen, du würdest alle Formen individueller Behinderung beurteilen oder zumindest besser verstehen können, "nur" weil du deine eigene, ganz höchstpersönliche Behinderung kennst.

Und: Ja, ich habe diese Befragungen schon oft erlebt. Sie waren alles andere als hochnotpeinlich, sondern in fast allen Fällen von Hilfsbereitschaft und Anteilnahme geprägt. Es ist doch wohl klar, dass jemand, der von der Gesellschaft etwas haben will, sich überprüfen lassen muss.

Zu einem Punkt übernehme ich mal ausnahmsweise deinen Tonfall: Wenn du die Hilfe für nicht mobile Behinderte auf den Kühlschrank füllen reduzierst und damit lächerlich machst, sollte ich mit dir über das Thema nicht reden.

Ich habe es dann doch noch geschafft, auf deinen Tonfall zu verzichten. :)
Viele Grüße
Heinz

Jack Black

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #25 am: 13.06.2010, 22:52 Uhr »
ja, ich merke schon, du liest mich nicht. Und was du liest, willst du so nicht haben.

Doch, ich lese Dich, aber Du schreibst (vorsätzlich?) Dinge, die überhaupt nicht zur Diskussion stehen.

Zum Verständnis von Behinderung: Ich kann und will dir deinen Glauben nicht nehmen, du würdest alle Formen individuellen der Behinderung beurteilen oder zumindest besser verstehen können, "nur" weil du deine eigene, ganz höchstpersönliche Behinderung kennst.

Das ist ja schon skurril. Darf ich mal zitieren, wer behauptet, Behinderung beurteilen zu können:

Man muss nicht behindert sein, um die Lage von Behinderten nachvollziehen zu können. Wer viel mit Behinderten zu tun hat, weiß um deren Probleme.

Habe ich das geschrieben? Oder Du?

Es hat keinen Sinn, denn Du weichst vorsätzlich von der Problematik ab. Es geht NICHT um die individuelle Hilfe für Behinderte, sondern um die Integration von Behinderten in der Gesellschaft. Im öffentlichen Leben.

Aber wenn Du nicht beim Thema bleibst und darüber hinaus mir Dinge unterstellst, die Du über Dich selbst schreibst und urteilst, dann ist das (wie befürchtet) vollkommen sinnlos.

Und: Ja, ich habe diese Befragungen schon oft erlebt. Sie waren alles andere als hochnotpeinlich, sondern in fast allen Fällen von Hilfsbereitschaft und Anteilnahme geprägt.

Das dürfte dann die große Ausnahme gewesen sein - nicht nur ich habe es vollkommen anders erlebt (zugegebenerweise nicht immer). Aber manchmal schon schmerzhaft ekelerregend. Das beste war die letzte Einstufung meines mittlerweile verstorbenen Schwiegervaters, der vom medizischen Dienst (resp. der Ärztin) nicht einmal Pflegestufe 1 bekam - und das, obwohl er im Rollstuhl saß, vollkommen dement war und entsprechend einfach auf alle Fragen "ja" geantwortet hat. ("Fahren sie Auto" - "ja"). Die Nachkontrolle hat dann aber (natürlich) Pflegestufe 3 ergeben.

Es ist doch wohl klar, dass jemand, der von der Gesellschaft etwas haben will, sich überprüfen lassen muss.

Da wird mir schon wieder schlecht - was soll dieses "will was von der Gesellschaft haben"? Die Menschen sind seid vielen Jahren dazu verdonnert, eine Pflichtpflegeversicherung abzuschließen und wenn der Pflegefall eintritt (der natürlich geprüft werden muss), dann hat die Versicherung die Leistung zu erbringen. So wie Du das schreibst, klingt es wieder mal so, als wenn ein Sozialschmarotzer eine Leistung erschleichen will. Nein, das ist eine ganz normale Versicherung und keine "Leistung der Gesellschaft".

Zu einem Punkt übernehme ich mal ausnahmsweise deinen Tonfall: Wenn du die Hilfe für nicht mobile Behinderte auf den Kühlschrank füllen reduzierst und damit lächerlich machst, sollte ich mit dir über das Thema nicht reden.

Es geht nicht um "Hilfe" und ging nie um "Hilfe". Sondern um Integration.

Ich habe es dann doch noch geschafft, auf deinen Tonfall zu verzichten. :)

Geht so - so dermaßen boshaft am Thema vorbei zu diskutieren, eine Pflegeversicherung als "Leistung der Gesellschaft" abzutun (sind Kaskoversicherungen auch "Leistungen der Gesellschaft"?) und dann noch mit einem unterdurchschnittlichen Kühlschrankwitz aufzuwarten, ist sicherlich nicht besser. Eher schlechter.

Es hat keinen Sinn, Du willst nicht verstehen, worum es geht, was die USA und beispielsweise Skandinavien von Deutschland so massiv unterscheidet.

dschlei

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #26 am: 14.06.2010, 05:45 Uhr »

Es hat keinen Sinn, Du willst nicht verstehen, worum es geht, was die USA und beispielsweise Skandinavien von Deutschland so massiv unterscheidet.
Wie ich schon vorher sagte, es lohnt sich nicht, weiter zu diskutieren.  Wer nicht als Gebehinderter mensch die Moeglichkeit hatte, die Situation in den USA und Deutschland (mit den skandinavischen laendern kenne ich mich nicht aus) zu vergleichen, kann diese Unterschiede auch nciht verstehen, ob es nun die nicht abgesenkten Bordsteinkanten an den Kreuzungen sind, oder Im Winter die geraeumten Buergersteige, deren Schneeberge dann am Strassenrand aufgetuermt sind, und fuer einen Gehbehinderten ein unueberwindbares Hindernis darstellen, wenn man auf die andere Strassenseite moechte (mir dieses Jahr in Ingolstadt passiert), oder die oft schwer zu oeffenenden tueren bei Geschaeften oder anderen oeffentlichen Einrichtungen (von der nicht vorhandenen Moeglichkeit, diese mit einem Rollstuhl zu erreichen, moechte ich noch nicht mal sprechen).  Aber was solls, der Pflegedienst in Deutschland richtet das schon!
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EasyAmerica

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #27 am: 14.06.2010, 12:46 Uhr »
... aber Du schreibst (vorsätzlich?) Dinge, die überhaupt nicht zur Diskussion stehen.
Ja, ich habe das Thema "Behinderung" vorsätzlich erweitert. Die mobilen Körperbehinderten sind sozusagen die Elite unter den Behinderten und sowohl körperlich als auch geistig in der Lage, Ansprüche zu stellen und diese Ansprüche zum Mittelpunkt bei Diskussionen über Behinderung zu machen.

Dabei tritt die Riesen-Mehrzahl an Behinderten, die sich nicht selbst artikulieren können oder wollen in den Hintergrund. Für diese Menschen sind die Dinge, über die du ausschließlich diskutieren möchtest, geradezu Luxusprobleme. Es war mir ein Bedürfnis, diese Mehrzahl unter den Behinderten einzubeziehen, wenn es um das Thema geht, tut die Gesellschaft etwas für Behinderte oder überlässt sie sie ihrem Schicksal.

Ich werde wie immer - was du nicht wissen kannst - jede Gelegenheit nutzen, gerade für diese Behinderten einzutreten. Mobile Körperbehinderte sind in der Regel streitgeübt. Sie sind in der Lage, für sich selbst zu kämpfen und tun dies auch. Sie werden streitgeübt gemacht, weil sie immer wieder auf Unverständnis, Unwissenheit oder gar auf Ignoranz in ihrer Umgebung treffen.

In meinen vielen Seminaren, die ich mit studierwilligen oder studierenden Behinderten gemacht habe, bekam ich stets besondere Aufmerksamkeit, wenn ich auf folgendes hingewiesen habe:

"Bedenken Sie, wenn sie zu einer Behörde kommen, dann sind Sie immer ein schwieriger Fall, der individuell und nicht nach 0815 zu behandeln ist. Sachbearbeiter sind damit in der Regel überfordert.

Wenden Sie sich am besten gleich bei Ihrem ersten Kontakt an den Abteilungsleiter. Er wird Ihre Angelegenheit entweder selbst in die Hand nehmen oder Sie einem erfahrenen Mitarbeiter zuweisen.

Wenn Sie so vorgehen, kommt es gar nicht erst zu einer die Situation verhärtenden Beschwerde über einen überforderten Sachbearbeiter."
Viele Grüße
Heinz

The Half-Blood Prince

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #28 am: 14.06.2010, 12:47 Uhr »
Es hat keinen Sinn, Du willst nicht verstehen, worum es geht, was die USA und beispielsweise Skandinavien von Deutschland so massiv unterscheidet.
Komisch: Wenn die Behinderten in den USA im gelobten Land leben, warum sehe ich dann in den amerikanischen Großstädten an jeder Strassenecke so viele schwerbehinderte Obdachlose und Bettler?
Ich finde das echt lächerlich, daß hier über den deutschen Sozialstaat hergezogen wird. Gleichzeitig aber ein Land über den grünen Klee gelobt wird, das eine große Gruppe seiner Bevölkerung aus dem Sozialstaat ausschließt indem sie ihnen die Krankenversicherung verweigert - ganz besonders Behinderte, die die dann nämlich geforderten Prämien gar nicht zahlen können :roll:

DocHoliday

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Re: Behindertenfreundlichkeit USA vs Europa
« Antwort #29 am: 14.06.2010, 13:14 Uhr »
Die letzten Postings machen glaube ich das Problem deutlich.
In Deutschland wird Behinderung jeglicher Art als ein Problem des Sozialstaates gesehen. In den USA scheint die Integration von Behinderten ein selbstverständliches Anliegen der Gesellschaft zu sein.

Etwas vereinfacht aber meiner Meinung nach treffend:

In den USA oder Skandinavien versucht man Behinderte so gut wie irgend möglich am normalen Leben teilnehmen zu lassen, sie in die Gesellschaft zu integrieren.

In Deutschland werden sie von der Gesellschaft versorgt, bleiben aber selber oft ausgeschlossen von ganz normalen und alltäglichen Dingen.

Der Prinz fand es bemerkenswert, das "viele" U-Bahnhöfe in Frankfurt für Millionen behindertengerecht umgebaut worden sind.
Das ist vielleicht genau der Unterschied: Erstens dass sie nicht von vorne herein behindertengerecht waren und zweitens, dass so etwas als besondere Leistung erwähnt wird, statt eine absolute Selbstverständlichkeit zu sein.

In Deutschland sind die Sozialleistungen für Behinderte sicherlich besser als in den USA, wenn es um die Versorgung des einzelnen geht (Pflege, Rente, Finanzielle Leistungen für Wohnungsumbau, Autoumrüstung, etc.). Das macht uns aber nicht zu einer behindertenfreundlichen Gesellschaft.
Gruß
Dirk