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Autor Thema: Ersttäter mit WoMo durch Südwesten (CA, AZ, NM, CO, UT, NV) Sept./Okt. 2008  (Gelesen 29495 mal)

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wuender

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Wierder mal ein sehr schöner Tag. Und dank Dir und Wikipedia habe ich nun den Unterschied zwischen dem Stellar Jay (Diademhäher) und dem Blue Jay gelernt :D

Habt Ihr später eigentlich noch rausgefunden, warum die Flaggen am Zion NP auf Halbmast waren?

Die riesige Colaflasche am Strip in Las Vegas fanden wir auch cool. Leider ist da kein Museum mehr drin, sondern nur ein ordinärer Coca-Cola-Souvenierladen. Das ist sehr schade, weil man sich da durch so ziemlich alle Coca-Cola Produkte aus aller Welt probetrinken konnte. Nun geht das nur noch in Atlanta :(

Schöne Grüße,
Dirk

Rattus

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Habt Ihr später eigentlich noch rausgefunden, warum die Flaggen am Zion NP auf Halbmast waren?

Nein, ich habe gerade mal auf der Homepage des Zion NP geschaut. Am 18.10. ist wohl ein Kletterer tödlich verunglückt, aber für den 05.10. ist kein Eintrag vorhanden.

Rattus

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17. Tag: Montag, 06.10.2008
Las Vegas

15 oder 16?

Mein Vater hat heute Nacht wegen der vielen Hubschrauber und dem allgemeinen Lärm in Las Vegas recht bescheiden geschlafen.

Nach dem Frühstück brechen wir zu Fuß auf in Richtung Stratosphere Tower, besonders weit haben wir es ja nicht.

Auf dem Weg dorthin bekommen wir auch einen Einblick in die Schattenseiten der Glitzerstadt, denn es liegen teilweise Obdachlose neben dem Gehweg. Je näher wir an den Tower kommen, desto mehr überwiegt wieder der Prunk.

Wir betreten den Eingang des Turms und wie soll es auch anders sein, natürlich steht man auch hier als erstes mitten in einem Casino. Obwohl es gerade mal kurz nach 10 Uhr morgens ist, herrscht Betrieb. Wir gehen durch ein Einkaufszentrum und kaufen Tickets für den Tower. Nach einem recht laschen Sicherheitscheck fahren wir mit einem Aufzug ziemlich lange, aber wenn man bedenkt, dass wir bis in den 108. Stock müssen, doch wieder recht kurz nach oben.

Natürlich dröhnt hier oben auch laute Musik, die gute Stimmung macht. An den Scheiben sind Hinweisschilder, dass man sich nicht dagegen lehnen soll, aber ich glaube, das macht auch keiner freiwillig...
Die Aussicht oben ist wunderbar, besonders auf den „Strip“, da man beim Blick auf die ganzen riesigen Hotels und Hochhäuser zur Abwechslung nach unten anstatt nach oben schauen muss. Auch die Berge im Hintergrund sehen toll aus. Wir entdecken unseren Campground und können sogar unser WoMo ausfindig machen, da der Platz im Gegensatz zu gestern mittlerweile ziemlich leer ist. Kein Wunder, die ganzen Wochenendtouristen sind wohl schon gestern abgefahren.

Links der „Strip“ und in der Mitte der Campground... ich habe mal unser WoMo markiert.  :lol:



Ganz in der Ferne sieht man den Flughafen von Las Vegas. Wir verfolgen den Weg, den wir von der Interstate bis zum Campingplatz gefahren sind und versuchen uns schon mal für den Rückweg ein wenig zu orientieren, damit wir möglichst ohne uns zu verfahren wieder zurück auf die Autobahn finden. Die Fahrzeuge wirken wie Spielzeugautos.

Wir laufen etliche Male im Kreis um den Turm und setzen uns von Zeit zu Zeit auf die äußerst bequemen Sessel. Besonders amüsant dabei ist es, die Blicke der Leute außen zu beobachten, die mit dem Kettenkarusell und dem X-Scream über den Rand hinaus transportiert werden. Dieses Schauspiel löst allgemeine Erheiterung bei den Umstehenden aus und es wird laut gelacht. Interessant ist auch das Gerät, um die Scheiben von außen zu putzen. Für den Job sollte man nun wirklich schwindelfrei sein.  :shock:

Als wir genug gesehen haben, stellen wir uns wieder zum Aufzug. Ich lese eine Tafel und stelle fest, dass es ein „Outdoor Observation Deck“ im 109. Stockwerk gibt. Natürlich müssen wir da auch noch hoch. Fast wäre uns das entgangen. Draußen ist die Aussicht auf die Vergnügungsutensilien noch besser. Ein bisschen bekloppt sind die Amis ja schon…



Immer wieder fliegen auf gleicher Höhe Hubschrauber vorbei. Nachdem wir nun rund zwei Stunden auf dem Turm verbracht haben, gehen wir endgültig wieder zum Aufzug und lassen uns nach unten kutschieren.

Von Außen genießen wir noch mal den Blick von unten auf den Turm hoch und ich schieße noch ein paar „Typisch-Las Vegas-Bilder“.

   

Zurück auf dem Campingplatz spazieren wir nach einem Mittagssnack zum Pool und genießen die Abkühlung. Es ist zwar schon Oktober, aber immerhin sind wir in der Wüste und die Temperatur ist doch ganz ordentlich hoch. Nach einer kleinen Entspannung im Whirlpool betreten wir wieder das WoMo.

Es ist schon später Nachmittag, aber wir wollen warten, bis es dämmert mit unserer nächsten Tour, schließlich muss man Las Vegas und den „Strip“ mal bei Nacht gesehen haben. Wir nutzen die Zeit, um das WoMo ein wenig auf Fordermann zu bringen, denn es sammelt sich immer wieder einiges an Chaos an.

Als sich der Tag dem Ende neigt, machen wir uns auf den Weg. Diesmal wollen wir nicht alles laufen, sondern kaufen uns ein Tages- oder vielmehr Nacht-Ticket für den Doppeldeckerbus.

Wir fahren bis zum Planet Hollywood und laufen von dort die Harmon Avenue zum Hardrockhotel und –café mit den berühmten Gitarren. Mittlerweile ist es auch komplett dunkel, sodass die Leuchtreklame ihre volle Wirkung entfaltet.



Wieder zurück auf dem Las Vegas Boulevard gehen wir das restliche Stück bis zum Luxor und knipsen jede Menge Bilder von den Hotels mit ihrer imposanten Beleuchtung. Den Strahl auf der Pyramide sieht man schon von weitem.

 

Wir laufen zurück zum Bellagio und warten auf das Wasserballett, das es mir irgendwie angetan hat. Unterwegs treffen wir Elvis und ich frage mich, welche Motivation dieser Mann hat, als Elvis verkleidet durch Las Vegas zu laufen und sich fotografieren zu lassen. Kriegt er Geld dafür oder macht es ihm einfach Spaß sich fotografieren zu lassen?

Nachdem wir am Bellagio drei wunderbare Vorstellungen des Springbrunnens angesehen habe, geht es wieder in Richtung Bushaltestelle, obwohl ich am liebsten noch länger geblieben wäre. Bei Nacht wirkt es einfach noch besser. Es ist erstaunlich, was es für einen Krach macht, wenn das Wasser nach oben geschossen wird und wie sehr man den Wind spürt, wenn es wieder herunterkommt. Ich habe es mir wirklich nicht annähernd so toll vorgestellt.

 

Wieder im Bus angekommen, fahren wir in Richtung „altes“ Las Vegas in der Fremont Street. Es geht ziemlich langsam voran, da der Bus ständig anhält. Im Bus sitzen zwei nervöse deutsche Pärchen mittleren Alters, die sich darüber aufregen, dass der Bus nicht schneller fährt, da sie offensichtlich zu einer der Shows fahren wollen, die schon so gut wie angefangen hat.

Wir wissen nicht genau, wo wir aussteigen müssen und so drücken wir irgendwann den „Stopp-Knopf“ nachdem wir schon eine ganze Weile den Stratosphere Tower hinter uns gelassen haben. Eigentlich müsste die Fremont Street jetzt bald kommen.

Den Rest gehen wir zu Fuß. So ganz wohl ist mir nicht dabei, da in meinem Reiseführer steht, dass man die Gegend nördlich des Stratosphere Tower im Dunkeln besser meiden sollte. Wir gehen zügig voran und treffen zwar die ein oder andere kuriose Gestalt, aber außer dass der eine etwas Undefinierbares vor sich hin brabbelt passiert nichts.

Bald kommen wir tatsächlich in der Fremont Street an. Obwohl es schon langsam spät wird, machen die Leute Party. Wir wollen den bekannten übergroßen Cowboy suchen. Links geht in eine überdachte Einkaufs- und Casinopassage, deswegen denken wir, dass wir eher in der anderen Richtung fündig werden. Das ist aber nicht der Fall und so drehen wir wieder um und gehen doch in die Passage hinein. Der Geräuschpegel ist unglaublich. Es läuft ein Entertainer mit Mikrophon und Videokamera herum und interviewt Leute. Die Aufzeichnung wird praktischerweise direkt an die Decke projiziert. Was bin ich froh, dass der mich nicht anquatscht...  :lol:

Schließlich entdecken wir doch den Cowboy. Ein wenig enttäuscht bin ich, denn er ist viel kleiner als ich dachte und diese komische Überdachung macht irgendwie auch die Atmosphäre kaputt. Mit Nachthimmel würde es viel besser wirken. Wozu brauchen die hier auch ein Dach, so oft wird es in der Wüste wohl nicht regnen. Der Ausflug hat sich dennoch gelohnt.

 

Zurück an der Bushaltestelle trifft mich fast der Schlag; die Schlange für den Bus ist bestimmt 150 Meter lang… Langsam würde ich schon ganz gerne nach Hause, aber das sieht eher so aus, als würde es Stunden dauern, bis wir in den Bus kommen.

Es hilft nichts und so stellen wir uns an. Erstaunlicherweise geht es schnell voran. Es kommen einige komplett leere Doppeldeckerbusse hintereinander und so sind wir nach vielleicht 20 Minuten doch schon im Bus.

Der Busfahrer sieht mehr aus wie ein Teenie als ein Erwachsener, aber der wird das schon hinkriegen. Wir setzen uns in den oberen Stock und die Hälfte des hinteren Teils von dem Bus rätselt von nun an darüber, ob der Busfahrer auch wirklich schon 16 Jahre alt ist -wie er behauptet hat- oder doch erst 15. Eine Frau ist der Meinung, dass man in Las Vegas sowieso schon mit 15 Jahren fahren dürfte. Die Sache kann nicht abschließend geklärt werden, aber an seiner Fahrweise ist nichts auszusetzen. Schon erstaunlich, dass in Amerika 16-Jährige voll beladenen Doppeldeckerbusse durch eine Großstadt fahren dürfen, während man in Deutschland in dem Alter nicht mal einen Smart über eine Landstraße steuern darf. Andere Länder, andere Sitten…

Der Straosphere Tower bietet uns wieder einen Orientierungspunkt und so steigen wir an der nächsten Haltestelle danach aus. Vorbei am „World’s largest gift shop“ geht es zurück auf den Campingplatz und ich falle müde ins Bett.



Wie ich so am Einschlafen bin, höre ich ganz leise in der Ferne die hysterischen Schreie die wahrscheinlich von den Leuten stammen, die auf dem Stratosphere Tower ein Fahrgeschäft ausprobieren. Gestern habe ich mich schon gewundert, warum die andauernd so rumplärren. Jetzt weiß ich warum. :lol:

Grüße

Palo

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Das war wirklich ein voller Tag!

und die Fremont Experience habt ihr nicht gesehen? Na ja, naechstes Mal ....
Gruß

Palo

Rattus

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Das war wirklich ein voller Tag!

und die Fremont Experience habt ihr nicht gesehen? Na ja, naechstes Mal ....

Nee, was ist das denn?

Heiner

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Das war wirklich ein voller Tag!

und die Fremont Experience habt ihr nicht gesehen? Na ja, naechstes Mal ....

Nee, was ist das denn?

Hi!

Das ist das....

Schließlich entdecken wir doch den Cowboy. Ein wenig enttäuscht bin ich, denn er ist viel kleiner als ich dachte und diese komische Überdachung macht irgendwie auch die Atmosphäre kaputt. Mit Nachthimmel würde es viel besser wirken. Wozu brauchen die hier auch ein Dach, so oft wird es in der Wüste wohl nicht regnen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Fremont_Street_Experience

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

wuender

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und die Fremont Experience habt ihr nicht gesehen? Na ja, naechstes Mal ....
Nee, was ist das denn?

Der Begriff "Fremont Street Experience" an sich bezeichnet nur die überdachte Fußgängerzone an der Fremont Steet. Die habt Ihr ja gesehen. Was man aber im engeren Sinne unter "Fremont Street Experience" versteht und was Palo meint, ist die Light- und Soundshow die einmal pro Stunde auf dem Dach der Fremont Street abgespielt wird. In dem Dach sitzen 12 Millionen LED, der Ton kommt von einem 550000-Watt Soundsystem. Die Shows, die da ablaufen sind sehr unterschiedlich, von "A Tribute To Queen" zu zum Beispiel "Born To Be Wild" und "Free Bird". Das Programm gibt es hier: http://www.vegasexperience.com/

Man kann zwar über die Shows zum Teil geteilter Meinung sein. Falls ihr das nicht gesehen habt, ist das aber dennoch schon ein erster Grund, über noch eine Reise in die Gegend nachzudenken  :D :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Rattus

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Aha, dann macht dieses komische Dach auch Sinn.  :lol:

So eine Show haben wir leider nicht gesehen, es lief nur diese Direktübertragung von dem Entertainer aus der Fußgängerzone an der Decke. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das LED sind; ich dachte, das funktioniert wie ein Overhead-Projektor und fand es dementsprechend auch eher unspektakulär. :shock:

Schade, dass wir das vorher nicht wussten...

Rattus

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18. Tag: Dienstag, 07.10.2008
Las Vegas - Los Angeles

Der letzte Fahrtag


Heute ist es also schon soweit; die letzte richtige Fahrt mit unserem WoMo steht an. Ursprünglich wollten wir zwei ganze Tage in Las Vegas bleiben, aber wenn man nicht gerade ein leidenschaftlicher Spieler ist, dann reichen meiner Meinung nach auch 1,5 Tage, um einen guten Eindruck zu bekommen. In Los Angeles können wir die gewonnene Zeit jedenfalls gut gebrauchen.

Wir verlassen den schönen, aber lauten Campingplatz mit Blick auf den Tower und fahren auf die Interstate 15, die wir von dem Aussichtplateau schon gesehen hatten.



Wir sehen noch einmal das Bellagio und das Luxor, allerdings von der anderen Seite aus. Kaum ist man aus der Stadt raus, wird die Landschaft wüstenhaft. Es erscheinen die ersten Joshua Trees, die mich an den Beginn unserer Reise erinnern.

Es sind ziemlich viele Trucks auf der Strecke unterwegs und wir müssen auch noch durch eine Agrar-Kontrolle. Eigentlich dachte ich, die hätten es vor allem auf Fleisch abgesehen, aber wir werden nur gefragt, ob wir Äpfel oder ähnliches im Kühlschrank haben. Da das nicht der Fall ist (Obst kriegt man hier eh so schwer…) dürfen wir ohne weiteres Nachkontrollieren weiterfahren.

Wir halten unterwegs in einem Ort mit B, entweder Barstow oder Baker –ich kann mich nicht mehr erinnern. Nach dem Tanken besuchen wir ein Fastfood-Restaurant namens „Jack in the Box“ und futtern jeweils einen riesigen Burger. Wieder muss ich feststellen, dass die hier viel besser schmecken als bei uns daheim bei McDoof.

Bald sind wir in LA angekommen. Die Autobahn wird voller und es werden auch immer mehr in alle Richtungen. Wer soll da noch durchblicken?



Zunächst schwanken wir, ob wie nach Malibu auf einen Campground fahren oder doch lieber in LA bleiben sollen. Wir entscheiden uns für LA, die Frage ist bloß, auf welchen Campingplatz fahren wir und wie finden wir ihn möglichst ohne uns groß zu verfahren, denn meine Karte von LA vom ADAC taugt nicht wirklich viel. Wir entscheiden uns für das Golden Shore RV Resort in Long Beach. Der Weg scheint in irgendeinem Magazin -wo auch immer wir das überhaupt herhaben- ganz gut beschrieben zu sein. Von der Interstate aus müssten wir quasi direkt draufkommen, bzw. wir müssen nur bei „Golden Shore“ abfahren.

Wie soll es auch anders sein, es kommt natürlich keine Abfahrt „Golden Shore“. Als wir gerade noch überlegen, ob wir die Abfahrt zum Aquarium nehmen sollen, sind wir schon vorbei. Laut Karte ist der Campground direkt neben dem Aquarium und so fahren wir die nächst beste Ausfahrt raus. Wir finden uns plötzlich in einem  Industriehafen an irgendeinem Pier wieder, wo sonst nur Laster unterwegs sind. Wir drehen wieder um, fahren zurück über eine Brücke und auf die Autobahn. Am Aquarium verlassen wir die Interstate und man sieht zum Glück schon von weitem den Campground.

Der Campingplatz ist schön angelegt, aber mit 50 Dollar pro Nacht auch nicht gerade billig. Immerhin ist das mal ein glatter Preis, und das, obwohl die Tax sogar schon enthalten sind. Wir mieten uns für die nächsten drei Nächte ein.

Kaum sind wir eingeparkt, pilgern wir zum Pool. Es ist doch noch ganz schön warm und die Fahrt war anstrengend. Im Pool sind zwei Schweizer, aber sonst ist nicht viel los. Wir genießen die Abkühlung und fühlen uns anschließend wieder frisch.

Als erstes muss ich danach mal unser Chaos festhalten. Alles liegt auf der Sitzbank herum und wir haben kaum noch Platz zum Sitzen: sämtliche Karten, das Wörterbuch, der Reisekatalog, Knabberzeug, die Pläne von jedem Campground... Vor allem letztere können wir natürlich nicht wegschmeißen; das muss mit nach Deutschland zur Erinnerung.  8)



Da wir uns mittlerweile wieder erholt haben, stiefeln wir los zur Queen Mary, die hier in der Nähe liegen muss. Na ja, was heißt schon in der Nähe, aber wir starten trotzdem den Versuch, zu Fuß zur Queen zu gelangen.

Von einer Brücke aus zeigt sie sich bald in voller Pracht. 



Wir laufen die Straße Richtung Schiff entlang und finden schließlich keinen besseren Weg als mitten durch ein Hotel. Hier scheint gerade eine Modenschau für Hunde stattzufinden, überall stehen Transportboxen, Pokale und sonstige Utensilien herum. Wunderschöne Setter mit ihren stolzen Besitzern stolzieren durch die Gegend.

Bis zum Schiff selbst laufen wir keine 20 Minuten. Vor der Queen Mary liegt ein russisches U-Boot. Das Schiff ist ziemlich groß und irgendwie ein bisschen nostalgisch.

 

Es scheint gerade irgendeine Veranstaltung stattgefunden zu haben, möglicherweise auch eine Modenschau, diesmal allerdings mit Menschen. Wie man an den mit stolz getragenen Umhängeschlaufen erkennen kann, sind es die Schönheitsköniginnen der einzelnen Bundesstaaten; Miss Minnesota, Miss Wyoming, Miss Wisconsin etc. So groß, wie man sich Models immer vorstellt, sind sie alle gar nicht. Es kurven auch ein paar VIP-Autos herum.



Zum gefühlten 1000. Mal werden wir nett von jemandem angesprochen, ob wir gerne ein Foto von uns beiden hätten. Das ist wirklich unglaublich hier; in Deutschland muss man von sich aus jemanden fragen, ob er einen fotografieren könnte, hier bekommt man es regelrecht aufgezwungen, selbst wenn man es eigentlich gar nicht vorhat  :lol:.

Vom Anleger der Queen Mary aus hat man einen schönen Blick über Long Beach gegenüber am anderen Ufer.



Es dämmert langsam und so machen wir uns auf den Rückweg. Auf der Brücke fliegt ein Pelikan an uns vorbei, leider zu weit weg, um ein gescheites Foto zu machen.

Die Hafenpromenade mit den ganzen Palmen ist schön angelegt und eignet sich gut zum Spazieren. Es gibt sogar einen extra Radweg.

 

Zum Abschluss des Tages genießen wir noch ein wenig die „Industriehafenromantik“.

 

Wir kochen uns Spaghetti, da wir noch so viele haben und wir unsere Vorräte langsam mal aufbrauchen sollten, wenn wir nicht so viel mit nach Deutschland nehmen wollen. Abends fallen wir wieder todmüde ins Bett, obwohl der Tag eigentlich gar nicht so voll war wie sonst. Ich freue mich auf morgen, denn es soll endlich nach Hollywood gehen!

Grüße

Stephan_

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Witziges System. Was will der nette Ranger machen, wenn man den Zettel - natürlich rein zufällig - bei einer Pause verliert? :pfeifen:
Oder wenn man zufällig das "No" auf dem Zettel abschneidet...  :lol:

@Palo
So macht das schon mehr Sinn. In meinen Augen ist es logisch, wenn ich nicht den Tunnel durchqueren will, gar nicht erst dorthin zu fahren, sondern vorher zu parken und dann wieder umzudrehen, aber wer weiß... das sieht womöglich nicht jeder so :roll: . Vielleicht kam das ja ein paar Mal vor und dann haben sie die Zettel eingeführt...

Soweit ich beobachtet habe bekommen alle WoMos einen Zettel, bei den einen ist es die Quittung (ein schmaler, länglicher Streifen) oder ein Papier mit der Aufschrift "no tunnel" (ist eher quadratisch). Alleine von der Papierform her sind die von weitem erkennbar.

stephan
1991 San Francisco - 1993 Dallas - 1995 Seattle - 1997 Atlanta / Mexiko / Kanada - 1999 Seattle - 2001 Detroit / Chicago - 2004 Los Angeles - 2006 Los Angeles - 2008 Los Angeles - 2010 Denver 2012 Seattle - Boston 2013 Las Vegas - 2017 Las Vegas

mamart

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18. Tag: Dienstag, 07.10.2008
Las Vegas - Los Angeles

Wir entscheiden uns für das Golden Shore RV Resort in Long Beach. Der Weg scheint in irgendeinem Magazin -wo auch immer wir das überhaupt herhaben- ganz gut beschrieben zu sein. Von der Interstate aus müssten wir quasi direkt draufkommen, bzw. wir müssen nur bei „Golden Shore“ abfahren.

Wie soll es auch anders sein, es kommt natürlich keine Abfahrt „Golden Shore“. Als wir gerade noch überlegen, ob wir die Abfahrt zum Aquarium nehmen sollen, sind wir schon vorbei. Laut Karte ist der Campground direkt neben dem Aquarium und so fahren wir die nächst beste Ausfahrt raus. Wir finden uns plötzlich in einem  Industriehafen an irgendeinem Pier wieder, wo sonst nur Laster unterwegs sind. Wir drehen wieder um, fahren zurück über eine Brücke und auf die Autobahn. Am Aquarium verlassen wir die Interstate und man sieht zum Glück schon von weitem den Campground.

Der Campingplatz ist schön angelegt, aber mit 50 Dollar pro Nacht auch nicht gerade billig. Immerhin ist das mal ein glatter Preis, und das, obwohl die Tax sogar schon enthalten sind. Wir mieten uns für die nächsten drei Nächte ein.

Hallo Dirk,
ist ja irre. Genau diesen Campground hatten wir bei unserer Tour auch gesucht. Wir hatten einen CG  in Anaheim von unterwegs gebucht, aber dann umdisponiert und den Golden Shore angepeilt.
Wir sind auch dran vorbei. Über irgendwelche Brücken. Auch im Industriehafen gewesen. Den Parkplatz von Queen Mary haben wir besucht.... usw. Und das alles abends im Dunkeln. Und..... NICHT GEFUNDEN !!!!
Wie ich später bei Goggle Maps gesehen habe, sind wir direkt dran vorbeigefahren.  :oops:
Ihr habt ihn wenigstens dann doch noch gefunden.

Ansonsten muss ich sagen: Super Bericht! Klasse Fotos!

Gruß
Manfred

Rattus

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Hallo Dirk,
ist ja irre. Genau diesen Campground hatten wir bei unserer Tour auch gesucht. Wir hatten einen CG  in Anaheim von unterwegs gebucht, aber dann umdisponiert und den Golden Shore angepeilt.
Wir sind auch dran vorbei. Über irgendwelche Brücken. Auch im Industriehafen gewesen. Den Parkplatz von Queen Mary haben wir besucht.... usw. Und das alles abends im Dunkeln. Und..... NICHT GEFUNDEN !!!!
Wie ich später bei Goggle Maps gesehen habe, sind wir direkt dran vorbeigefahren.  :oops:
Ihr habt ihn wenigstens dann doch noch gefunden.

Ansonsten muss ich sagen: Super Bericht! Klasse Fotos!

Gruß
Manfred

Hallo, ich heiße zwar nicht Dirk, aber ich gehe mal davon aus, dass Du mich meinst.  :lol:

Klasse Zufall. Im Prinzip ist er ja gar nicht so schwer zu finden, aber wir haben die ganze Zeit nur nach einer Ausfahrt namens Golden Shore gesucht, die es anscheind überhaupt nicht gibt. Und wenn man nicht rechtzeitig abfährt, ist man im Nu über die Brücke drüber und ganz woanders...

Aber ist schon mal tröstlich, dass es nicht nur uns so ging. :)

Grüße
Verena

mamart

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Hallo Verena,

sorry!!!

Wie komme ich nur auf Dirk??? Ich hatte auf der Seite nach oben gescrollt und dort dann den Namen Dirk gesehen. War allerdings von einem anderen Beitrag.  :oops: :oops: :oops:

Ist richtig schön, bei Deinem Bericht nochmal in Erinnerungen zu schwelgen.

Gruß
Manfred

Rattus

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Und weiter geht's...

19. Tag: Mittwoch, 08.10.2008
Los Angeles

Ein bisschen Hollywood, ein bisschen Santa Monica und ganz viele kuriose Gestalten

Nachdem unser erster Versuch vor knapp 3 Wochen nach Hollywood zu gelangen gescheitert war, soll es nun heute endlich so weit sein. Diesmal machen wir nicht den Fehler, zu spät loszufahren und brechen deshalb so gegen 9 Uhr auf zur Metrostation. Mit dem WoMo ist das ja unmöglich durch so eine große Stadt zu fahren und dann auch noch Parkplätze zu finden. Unterwegs fällt uns ein, dass wir den Zettel mit dem Code vergessen haben, den man braucht, um nach 20 Uhr das Tor zu dem Campground öffnen zu können. Also zurück und erneut los, denn wer weiß, wann wir heute Abend wieder hier sein werden. Wir laufen circa einen viertel Stunde und steigen dann in den Zug Richtung Hollywood. Einmal müssen wir umsteigen, bevor wir in die Haltestelle Hollywood & Highland einfahren.

Als wir dort aus dem „Untergrund“ kommen, stehen wir direkt auf den berühmten Sternen des Walk of Fame.

 

Zunächst gehen wir ein Stück nach Rechts und treffen bald auf das Grauman’s Chinese Theatre mit den Fuß- und Handabdrücken der Stars.



Natürlich muss jede einzelne Platte begutachtet und mit der eigenen Hand- und Fußgröße verglichen werden. Von den Platten der Schauspieler, die mir bekannt sind, mache ich jede Menge Fotos. Will Smith, Clint Eastwood, Harrison Ford, Adam Sandler, George Clooney, alle haben sich hier verewigt. Und nicht zu vergessen, er hier mit erstaunlich kleinen Füßen:



Nachdem wir alle Platten mehrmals durchgegangen sind, laufen wir den Walk of Fame zurück und in die andere Richtung weiter. Mir fällt auf, dass ich die meisten der „Sternchen“ gar nicht kenne. Aber sogar Lassie, Gozilla und die Simpsons haben einen Stern gekriegt.

Hier wird offenbar gerade ein neuer angelegt. Wer weiß, wessen Name da drauf soll.



Der Walk of Fame ist viel länger als ich ihn mir vorgestellt habe, wir laufen ihn nicht mal komplett ab, da er sogar noch in die Seitenstraßen hinein reicht. Eine solche Seitenstraße biegen wir links ab, um den Schriftzug „HOLLYWOOD“ in den Hollywood Hills besser sehen zu können. Nachdem wir einen steilen Berg hochgekraxelt sind, stellen wir leider fest, dass die Sicht von hier oben auch nicht wesentlich besser ist. Minimal näher dran sind wir zwar, aber Bäume verhindern eine gute Sicht auf die Letter. Wir machen einen Pause –es ist ganz schön heiß heute- und gehen dann in Richtung Hollywood Blvd zurück.

Auf halben Weg stellen wir plötzlich fest, dass unsere Straßenkarte verschwunden ist. Das ist gar nicht gut, denn das ist unsere einzige Karte von LA und ohne eine Karte haben wir keine Chance, den Firestone Blvd zu finden, wo wir das WoMo abgeben müssen. Mein Vater hechtet zurück zu der Mauer, auf der wir bei unserer Pause gesessen haben. Tatsächlich haben wir die Karte dort liegen lassen! Meine Güte, haben wir Glück, dass die immer noch da liegt!

Wir gehen den Walk of Fame auf der anderen Straßenseite zurück Richtung Metro Station und gucken wieder, wer sich hier noch so alles hat verewigen lassen. Von Michael Jackson über Bugs Bunny, Tina Turner, Elton John bis hin zu Matt Damon, den Bee Gees und Jackie Chan ist alles dabei.

Das Kodak Theatre, wo die Oskars verliehen werden, darf natürlich nicht fehlen, wenn man schon mal in Hollywood ist!



Wir gehen die Treppe zu der Halle hoch, wie die Stars bei der Oskar Verleihung.  :lol:



Hier kommen wir doch noch zu unserer uneingeschränkten Sicht auf das Hollywood-Sign. Leider ist der oberste Stock wegen einer Veranstaltung gesperrt, aber von hier hat man ebenfalls gute Sicht.



Auch im Innern ist das Kodak Theatre schön gestaltet. Durch den Springbrunnen würde ich am liebsten einmal durchgehen, so heiß ist es heute.



Da es gerade mal um die Mittagszeit ist und wir sowieso schon hier sind, beschließen wir, noch zum Santa Monica Pier zu fahren. Im Kodak Theatre ist ein großes Info-Zentrum, wo wir nach dem Bus nach Santa Monica fragen. Ein junger Mann zückt sofort eine Beschreibung und markiert uns alles Notwendige. Na, das ging ja einfach denke ich noch, aber da ahne ich noch nicht, dass das der Beginn einer erneuten Bus-Odyssee sein wird. Wir müssen zunächst bis zum Wilshire Blvd fahren und dann umsteigen. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich.

Die erste Haltestelle finden wir ohne Probleme. Wir schauen auf die Infotafel und zählen die Haltestellen bis Wilshire. 6 Stück sind es, es heißt also ordentlich mitzählen und dann an der 6. aussteigen, da wir nicht wissen, ob die Haltestellen im Bus angesagt werden.

Der Bus kommt, wir steigen ein, alles ist super und am 6. Halt verlassen wir den Bus. Hier sind einige andere Haltestellen, aber von Wilshire ist nichts zu sehen. Wir irren eine Weile herum, bevor wir ein paar andere Wartende anquatschen. Der erste Herr mittleren Alters bedauert es, hat aber leider auch keine Ahnung. Wir sprechen einen älteren Mann an, der behauptet, wir müssten die Ampel überqueren und würden die Haltestelle dann sehen. Wie wir so an der Ampel stehen, kommt er uns plötzlich hinterher, nimmt alles zurück und schickt uns in die entgegen gesetzte Richtung. Wir zweifeln seine Ortskenntnisse zwar erheblich an, aber da wir nichts anderes haben, versuchen wir es halt mal. Natürlich kommt Wilshire in dieser Richtung nicht in Sicht.

Nachdem hier offenbar nicht der richtige Ort zum Umsteigen ist und wir sowieso ein Tagesticket haben, steigen wir wieder in den Bus, mit dem wir gekommen sind. Zurück können wir immer noch. Vielleicht sind wir nur zu früh ausgestiegen?

Im Bus sind noch Sitzplätze frei und die Mitfahrenden nötigen uns wie immer regelrecht uns hinzusetzen, obwohl ich gegen stehen auch nichts habe. Ich setze mich neben einen jungen, mexikanisch aussehenden Mann. Mir gegenüber sitzt ein älterer Kerl. Als an der nächsten Haltestelle ein paar Leute einsteigen, fängt er plötzlich an, eine der zugestiegenen Frauen zu beschimpfen. Der erste Teil ist ziemlich undeutlich, aber ich vermute, es bedarf nicht wirklich einer Übersetzung, um zu verstehen, was er sagt. Er endet mit einem energischen „…go to hell!!“ Die angesprochene Frau zeigt allerdings keinerlei Reaktion, sondern setzt sich wortlos auf einen freien Platz.
Als wir weiter fahren quatscht mich der Mexikaner neben mir an. Er will in gebrochenem Englisch wissen, wo ich die Karte von LA gekauft habe, die ich nach dem Beinahe-Verlust in Hollywood noch immer in der Hand halte. Ich versuche ihm klar zu machen, dass ich die Karte nicht in Amerika gekauft habe, sondern in Deutschland im Rahmen meiner Reisebuchung vom ADAC bekommen habe. Er scheint nicht wirklich zu verstehen was ich sage, da er immer wieder neu fragt, wo die Karte her ist. Also mit Spanisch kann ich leider nicht dienen. Irgendwann gibt er auf mit seinem Nachfragen.

Wie wir da so fahren, fängt plötzlich die Frau neben dem Go-to-hell-Typ an zu würgen. Sie kramt zu allem Überfluss eine Plastiktüte heraus und entleert ohne großes Aufsehen zu machen ihren Mageninhalt darin. Ich muss selbst schlucken. Auch das noch.

Mir drängt sich die Frage auf, wo ich hier eigentlich gelandet bin; zu meiner rechten habe ich einen Mexikaner, der scharf auf meine Straßenkarte ist, gegenüber sitzt ein Mann, der wildfremde Frauen im Vorbeigehen zur Hölle schickt und nun fängt mein anderes gegenüber auch noch an zu kotzen.

Wie die Amerikaner halt so sind, müssen sie sich beim Bus fahren immer mit ihren Nachbarn unterhalten und so dauert es nicht lange, bis der Mexikaner und ich mit der kotzenden Frau ins Gespräch kommen – wie genau weiß ich gar nicht mehr. Jedenfalls scheint die Frau auch Spanisch zu sprechen und der Mexikaner ergreift erneut seine Chance und bittet sie offenbar, mich zu fragen, wo die Karte her ist. Ich erkläre noch einmal die Sache mit dem deutschen AAA und sie übersetzt. Zuerst ist sie verwirrt, als ich ihr sage, dass ich die Karte nicht gekauft habe, aber dann scheint es Klick zu machen und sie erklärt dem Mexikaner irgendwas von Allemania. Das klingt doch gut. Zwischendurch gebraucht sie weiterhin ihre Plastiktüte, als wenn es das normalste der Welt wäre.

Aufgrund der Karte fragt sie mich schließlich, wo ich hin will. Ich erkläre ihr, dass wir zum Santa Monica Pier wollen, aber den Weg nicht wissen. Na ja, mein Vertrauen in die Ortskenntnisse der Leute ist nach der Sache mit dem alten Mann leicht erschüttert und so höre ich mir halt an, was sie zu sagen hat, gebe aber zunächst nicht viel drauf. Als sie anfängt im Rahmen der Wegerklärung, irgendwas von einem Rollstuhl zu faseln, bin ich schon kurz davor, sie endgültig für verrückt zu erklären, als mir wie Schuppen von den Augen fällt, dass sie nicht von einem „wheelchair“, sondern von Wilshire redet. Das hört sich schon viel versprechend an. Sie weiß offenbar den Weg und wir vereinbaren, dass sie mir bescheid sagt, wenn meine Haltestelle kommt. Tatsächlich tut sie das dann auch und zeigt mir noch wild gestikulierend –und zwischendurch sich übergebend- wo wir in den nächsten Bus steigen müssen. Wir machen alles, wie sie es gesagt hat und auf der Busfahrt wird uns bald klar, dass sie Recht und als einzige Ahnung hatte – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so appetitlich war, sich mit ihr zu unterhalten. Eigentlich haben wir sogar alles richtig gemacht, wir sind einfach nur zu früh ausgestiegen. Wer kann auch ahnen, dass die auf der Infotafel offenbar nur ein Teil der Haltestellen aufzählen?!

Wir fahren durch Beverly Hills und am Rodeo Drive vorbei, wo man merkt, dass der Durchschnittpreis der Autos um uns herum deutlich ansteigt. Kurz danach kommt eine Durchsage, dass der Bus doch nicht bis zum Ocean Blvd durch fährt, so wie es auf dem Plan steht, sondern wir vorher aussteigen müssen. Gut, dann laufen wir den Rest halt, man ist ja flexibel. Langsam kann mich auch nichts mehr erschüttern. Auf dem Weg sind erstaunlich viele Obdachlose zu sehen, die in Mülltonnen wühlen. Sowas sieht man nicht in den Reportagen über das glamouröse Beverly Hills und Umgebung...

Es dauert nicht lange und uns offenbart sich von einem Park aus ein toller Blick auf den breitesten Strand, den ich je gesehen habe und natürlich den Pazifik. Im Vordergrund das müsste der Pacific Coast Highway sein.



Wir laufen zum Strand und als erstes ziehe ich die Schuhe aus und gönne meinen Füßen eine Abkühlung. Das Wasser ist nicht sonderlich warm, aber im Großen und Ganzen recht angenehm. Wir gehen am Strand entlang bis zum Santa Monica Pier, wo ich mich leider vom Wasserwaten trennen muss.

Vom Pier aus sehen wir einen der berühmten „Baywatch-Typen“ mit dieser roten Boje oder was das sein soll in der Hand. Wir haben uns viel zu wenig Wasser mitgenommen und die Hitze unterschätzt, sodass wir nicht umhin kommen uns zwei überteuerte Flaschen Wasser zu kaufen und als Mittagessen eine Brezel zu essen. Danach sind wir wieder fitter und laufen den Pier entlang.



Permanent fliegen Hubschrauber über den Strand. Vielleicht halten die nach Promis Ausschau oder es sitzen welche drin. Wer weiß...  8)

Wir halten uns eine Weile am Pier auf und treten dann den Rückweg an. Es geht wieder ein Stück durch’s Wasser und dann über den breiten Strand zurück zum Highway 1.

Irgendwie herrscht hier eine tolle „easy-way-of-life-Stimmung“ am und um den Strand. Es kommen Radfahrer und Skater vorbei und alle scheinen einfach nur das Leben zu genießen.



Es geht zurück auf den Ocean Blvd und in den Bus. Diesmal ist der Bus wesentlich voller. Direkt neben uns lässt sich eine Gang von farbigen Mädels und Jungs nieder, albert lautstark herum und lässt die vorher mit viel Brimborium zerdrückten Coladosen einfach auf dem Boden liegen. Ich bin ganz froh, als wir wieder in Wilshire sind und umsteigen, obwohl die Jugendlichen keinen belästigt haben.

Dieser Bus ist zum Glück wesentlich leerer. An einer Haltestelle steigen einen ganze Horde von Leuten zu und plötzlich fährt der Bus nicht mehr weiter. Der Busfahrer macht eine Durchsage, denn anscheint hat einer der Zugestiegenen seine Fahrkarte nicht vorgezeigt. Der Bus steht, aber keiner rührt sich. Der angesprochene farbige Jugendliche mit Gangster-Rapper-Style merkt, dass er offenbar keine Chance hat, sich zu drücken, und geht schließlich doch vor. Es gibt Diskussionen mit mehr oder weniger heftigen Beschimpfungen seinerseits. Schließlich verdrückt er sich wieder auf seinen Platz, dreht sich im Gang etwa auf meiner Höhe wieder um und droht weiter mit erhobenem Zeigefinger in Richtung des Busfahrers. Er beschließt seinen verbalen Ausrutscher mit dem Kommentar, dass wenn Obama Präsident werden würde „things gonna change“. So ganz klar ist mir diese Aussage nicht, da er wohl nicht ernsthaft glauben wird, dass ein Obama die Fahrtkartenpflicht abschaffen wird. Um eine Rassendiskriminierung kann es sich jedenfalls nicht gehandelt haben, denn der Busfahrer ist selbst schwarz. Ich unterdrücke ein Grinsen, nicht dass der Kerl noch mehr gereizt wird. Die dicke Amerikanerin hinter mir kichert ungehalten herum. 

In Hollywood angekommen wechseln wir wieder das Verkehrsmittel und nehmen den Metrozug. Im Zug versucht ein obdachloser, aber nicht unglücklich wirkender Amerikaner, übertrieben protzige goldene Uhren und dicke Goldketten an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Er macht aber kein besonders gutes Geschäft.

Unvermittelt kommt kurz vor Long Beach mal wieder eine Durchsage, dass der Zug hier nicht mehr weiterfährt und jeder aussteigen und in fünf Minuten den nächsten nehmen sollen. Alle nehmen es gelassen hin und so warten wir halt auf einen anderen Zug, der tatsächlich nach wenigen Minuten kommt. Der andere musste vermutlich in die Werkstatt oder so. Am frühen Abend kommen wir in Long Beach an, laufen zum Campground und müssen nicht mal den Code benutzen, den wir extra geholt haben, weil es erst kurz nach 19 Uhr ist. „Zuhause“ angekommen, bin ich nicht mal mehr fähig, in den Pool zu gehen, sondern will am liebsten nur noch Abendessen und dann den Tag beenden... Der Tag ist ganz schön anstrengend gewesen. Aber schön war's und vor allem erlebnisreich.

Grüße

Rattus

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20. Tag: Donnerstag, 09.10.2008
Los Angeles

Volle Tanks und Ameisen


Nach dem voll gestopften Tag gestern wollen wir es heute ein wenig ruhiger angehen. Morgens früh um kurz vor 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Aquarium of the Pacific. In wenigen Minuten sind wir hingelaufen – es ist ganz ungewohnt, dass man zu einer Sehenswürdigkeit mal laufen kann, dabei nehmen wir versehentlich sogar noch einen Umweg und trotzdem ist es gar nicht weit.

Wir betreten das Aquarium und sehen schon gleich jede Menge tolle Fische hinter den Glasscheiben. Rechts eine Muräne.

 

Im Foyer hängt ein riesiger Wal an der Decke; ist bestimmt Originalgröße.



Das Aquarium ist wirklich toll gestaltet. Wir schauen zu, wie bestimmt 5 Mitarbeiter versuchen, die Haifische von einem Becken ins andere zu locken, da das eine offenbar gereinigt werden muss. Auch Themen wie Umweltverschmutzung und so etwas werden kritisch behandelt.

In den größeren Aquarien sind teilweise Taucher unterwegs, die die Scheiben putzen und über ein Mikrophon sogar noch Sachen erklären. Überhaupt stehen überall Mitarbeiter, die nur darauf warten, einem etwas zu erzählen. Es gibt einige offene Becken, wo man Seesterne anfassen kann.

Das Aquarium hat aber nicht nur Fische, sondern auch Quallen, Seelöwen, Seeotter, Pinguine und andere Wasservögel zu bieten. Eben alles, was so im und um den Pazifik lebt.

 

Die Aquarien sind mit den Korallen wirklich toll gestaltet.

 

Auch Seepferdchen und so genannte Sea Dragon’s gibt es, die eigentlich eher aussehen wie Pflanzen als wie Tiere.

 

Genial und so schön groß finde ich auch das Papageiengehege auf der Außenanlage. Wenn man ganz vorsichtig einem Papagei seinen Arm hinhält, klettern sie manchmal sogar drauf. Total niedlich!
Einer der Papageien spielt richtig schön mit dem Schlüssel einer Mitarbeiterin. Er wirft sich auf den Rücken und lässt sich am Bauch bekraulen. Auch Papageien scheinen „ihre“ Menschen zu erkennen, denn bei den Besuchern sind sie etwas skeptischer, aber durchaus auch zutraulich.



Klasse sind auch die Rochen, die man ebenfalls anfassen darf. Ganz schön glitschig sind die. Sogar hier sind so eine Art Entertainer unterwegs, die die Kinder über Mikrophon fragen wie es sich anfühlt und so. Das ist mir persönlich schon fast wieder ein bisschen „too much“.

Gegen Mittag verlassen wir nach einem Rundgang durch den Souvenir-Shop das Aquarium wieder. Am Ausgang steht eine Mitarbeiterin und wünscht uns einen schönen Tag. So was gibt es in Deutschland auch nicht…

Ein Abschiedsblick über Long Beach, aber ohne Beach.



Zurück im WoMo kochen wir uns erstmal Spagetti, da wir davon noch eine ganze Packung haben. Nachmittags beschlagnahmen wir den Pool für uns und relaxen ein wenig.

Als wir genug vom Wasser haben, machen wir uns daran, das WoMo zu säubern, denn morgen müssen wir uns leider schon davon trennen. Mir fällt auf, dass einige Ameisen im WoMo herum krabbeln. Wo kommen die denn auf einmal her? Draußen am Wasserschlauch sehen wir die Bescherung; die Ameisen haben eine Straße über den Schlauch und durch einen winzigen Spalt unter dem Fenster gebaut. Da ich nun weiß, wo sie einkommen, begutachte ich die Stelle von innen erneut und bemerke erst jetzt das ganze Ausmaß. Die Straße führt vom Fenster direkt an der Sitzbank vorbei und dann in die Fahrerkabine und um den Beifahrersitz herum, es sind nicht nur ein paar Ameisen sondern hunderte oder tausende. Na toll, ausgerechnet jetzt, wo wir nur noch einen Tag Zeit haben, die Viecher zu beseitigen.
Wir machen den Schlauch sofort ab und unterbrechen wenigstens die Zufuhr von neuen Ameisen. Leider haben wir keinen Staubsauger, sodass wir alle mit dem Putzlappen aufwischen müssen. Die Prozedur muss alle paar Minuten wiederholt werden, weil immer wieder welche aus den Ritzen nachkommen, es werden aber von Mal zu Mal weniger. Langeweile kommt hier jedenfalls keine auf.

Wir putzen ordentlich durch und finden dabei unter den Sitzen auch ein paar alte Kassenzettel von Klamotten. Besonders gründlich scheinen unsere Vorgänger offenbar nicht geputzt zu haben…

Die Grey und Black Water Tanks machen uns allerdings Probleme. Obwohl das WoMo gerade steht und die Ventile offen sind, leuchtet noch das Lämpchen auf, das anzeigt, dass die Tanks angeblich noch 1/3 voll sind. Wir probieren etliche Varianten aus; mal beide Keile vorne, mal beide hinten, links, rechts, aber so wirklich helfen tut das alles nicht. Wenn man herumschaukelt, dann erlischt das Lämpchen kurzzeitig, aber sobald das WoMo wieder still steht, leuchtet es erneut auf. Naja, wir müssen das morgen noch mal testen. Mehr als die Ventile öffnen können wir jedenfalls nicht tun.

Mich packt der "Abschieds-Fotografier-Wahn" und ich muss noch etliche Bilder von unserem "Baby" schießen, das wir morgen leider schweren Herzen abgeben müssen.



Abends koche ich uns wieder Spagetti, diesmal aber die letzten, damit wir wenigstens nichts mit nach Hause nehmen müssen. Da es noch schön mild ist, essen wir gemütlich draußen auf unserer Bank und gehen früh schlafen. Da das WoMo morgen um 11 Uhr an der Station sein muss und jede überzogene Stunde 50 Dollar kostet, stellen wir den Wecker ordentlich früh.

Grüße