Einigermassen gut funktioniert bei Amtrak der Korridorverkehr im Nordosten (Boston - NY - Washington, komplett elektrifiziert, z.T. TGV ähnliche Züge) und im Westen (San Diegans Santa Barbara - Los Angeles - San Diego), Capitol Corridor (San Jose - Oakland (San Francisco) - Sacramento), San Joaqins (Oakland - Bakersfield) und Cascades (Portland - Seattle)). Das sind in der Regel Züge, die europäischem Schnellzugniveau entsprechen und einigermassen pünktlich sind.
Die Langstrecken sind immer noch ein gewisses Abenteuer. Die Betriebsweise hat sich seit mindestens 50 Jahren nicht geändert. Mehrstündige Verspätungen sind die Regel, bei der Reiseplanung sollten einen auch 24 Stunden Verspätung nicht aus der Bahn werfen. Sitzwagen halte ich auf diesen Strecken nicht für angenehm, Schlafwagen werden sehr schnell sehr teuer. Darüberhinaus hat man den Service in den letzten Jahren zurückgefahren, es gibt derzeit wohl kein Porzellan mehr im Speisewagen, und die Speisekarte ist ziemlich einheitlich (Chicago - Westküste startet nachmittags, und kommt am 3. Tag morgens/mittags in LA/SF/Seattle an, da geht es nicht ohne Speisewagen).
Aussserdem sind die Züge recht oft ausgebucht, da Amtrak nicht genug Geld hat um einen ausreichenden Fuhrpark zu unterhalten.
Amtraks Webseite ist
www.amtrak.com bzw. deutsch.amtrak.com, ansonsten ist vielleicht
www.trainweb.com ganz interressant, ich habe da allerdings ein paar Jahre nicht reingeschaut.
Mal ein negatives Beispiel für Amtrak: Ich bin von Bosten nach Fort Lauderdale gefahren, zunächst bis New York mit einem 'Northeast Direct' Train, das war ganz ok, dann mit einem 'Silver Service' Train die Langstrecke. Irgendwo hinter Washington war erstmal Schluss, eine der zwei Lokomotiven war defekt und musste ausgesetzt werden. Noch ein paar Stunden später standen wir stundenlang im Morgengrauen rum ohne jedes Announcement (man wollte die Schlafwagenpassagiere nicht wecken), der zweiten Lok war der Sprit ausgegangen. Nachdem der Zug in den Bahnhof geschleppt und aufgetankt worden war, ging es dann flott weiter, bis zur nächsten Autobahnbrücke. Das Personal hatte die maximal erlaubte Arbeitszeit erreicht, wir durften auf eine Ersatzcrew warten. Letztendlich waren es 8 Stunden Verspätung bei der Ankunft (22 statt 12 Uhr).
Meine zweite Fahrt mit dem Coast Starlight verlief etwas besser, und war mit einem 'Deluxe' Schlafwagenabteil statt Sitzwagen auch wesentlich komfortabler, vom Preis her (weit über 1000 USD im Jahr 2000) aber jenseits von gut und böse. Es gab jeweils 2 Stunden Verspätung. Auf der Rückfahrt von Seattle nach Los Angeles startete der Zug bereits wegen Reparaturen an einem Wagen mit 2 Stunden Verspätung, und die Union Pacific Dispatcher haben ihn damit dann auch in L.A. abgeliefert. Es ging allerdings das durchaus glaubhafte Gerücht, das die Strecke bis kurz vor der Zugdurchfahrt gesperrt gewesen war und der Gegenzug über 10 Stunden Verspätung hätte.
Manfred