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Autor Thema: Gradwanderung: Heißkalte Womo-Tour durch Arizona und New Mexico  (Gelesen 31570 mal)

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ireula

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Liebe Freunde der USA,

die nächste Reise im Frühjahr ist gebucht, aber erst mal wollen wir Erlebnisse und Erfahrungen unserer Herbst-Rundreise schildern, die uns über knapp 3300 Meilen in vier Wochen von Las Vegas diesmal ganz ohne Grand und Bryce Canyon zu teils seltener angesteuerten Zielen in Nevada, Arizona, Colorado, New Mexico und Californien geführt hat. Wieder mit dem Wohnmobil und wieder mit Roadbear. Ein 26 feet-slideout für zwei Personen -  das lässt noch genügend Platz für Mitfahrer auf unserer "Gradwanderung". Diesmal tatsächlich mit „d“, denn auch von den Temperaturen her erwies sich die Reise als abwechslungsreich: knapp über dem Gefrierpunkt in Silverton im herbstlich gefärbten Colorado und 58 Grad (Celsius!) im Football-Stadium in Tucson. Wer mitfrieren, mitschwitzen und mitreisen will, ist herzlich willkommen, die Womo-Tür steht offen. Allen Mitlesern bei Irenes Reisebericht viel Spaß.

Irene und Dieter


Die Reiseroute mit Start und Ziel Las Vegas.

25. September 2016

Nonstop-Flug mit Zwischenlandung

Ganz entspannt geht es an diesem Sonntagmorgen los, um 7 Uhr starten wir zum Flughafen Frankfurt. Und zwar so entspannt, dass wir die Freunde nicht bemerken, die uns auf dem Weg zu einem Wochenendtrip überholen. Um 9 Uhr checken wir im Terminal-Parkhaus ein. Wir haben den Stellplatz vorab gebucht (117,50 Euro für knapp vier Wochen). Den ausgedruckten QR-Code halten wir vor den Scanner, die Schranke öffnet sich. Diesmal holt Irene einen Gepäckwagen, denn wir haben einiges zu transportieren.

Die Wege sind weit auf dem Frankfurter Flughafen, das wissen wir. Noch weiter aber für Condor-Flieger. Während wir sonst mit Lufthansa unterwegs sind und gleich in Halle A einchecken können, müssen wir jetzt ans andere Ende des Terminals. Wenigstens dürfen wir dort an den Schalter für Premium Economy, keine Schlange. Die beiden Koffer sind ziemlich schwer, aber kein Grund für uns, nervös zu werden. Premium Economy erlaubt 32 Kilo  pro Gepäckstück statt 23. Für Dieters Gitarre haben wir ein Zusatzgepäckstück gebucht, alles easy.

Mit unseren Rucksäcken machen wir uns auf den Weg, um irgendwo gemütlich noch einen Kaffee zu trinken. Der Flug geht schließlich erst um 12, wir haben noch nicht einmal 10 Uhr.

Der zweite Nachteil des abgelegenen Check-Ins: Es gibt keine vernünftige Mall. Den ganzen Weg zurück in belebtere Gefilde wollen wir nicht laufen. Die lange Schlange vor der  Passkontrolle zu den Condor-Gates sorgt dafür, dass wir uns auch gleich anstellen - dann eben später Kaffee. Leider ein Trugschluss, denn hinter der Kontrolle wartet das Nirwana. Ein Duty-Free-Shop, in dem Irene ein Nackenkissen kauft, das sich wie alle zuvor als unbequem erweist, und ein defekter Kaffeeautomat. Wir geben auf und stellen uns in die nächste Schlange. Die Sicherheitskontrolle dauert lang.

Dann ein ziemlich seltsames Szenario am Gate: Ein Shop mit erneut langer Schlange. Die Leute kaufen Getränke, matschige Sandwiches,  pappmachée-artige Wraps zu gesalzenen Preisen. Der Mann an der Kasse hat die Ruhe weg, es dauert ewig, bis er drei Teile in der Kasse verbucht hat. Hier gäbe es Kaffee, aber wir wollen uns nicht ausmalen, was die Leute in der Schlange sagen, wenn jemand den Zeitlupen-Mann um einen Cappuccino bittet. Tut auch keiner. Aber wir hören Befremdliches: die Sachen seien genauso teuer wie im Flugzeug, und man komme mit zwei Sandwiches gerade mal bis zum Abheben. Wir gehen davon aus, dass wir an Bord Vollverpflegung haben - Condor hin oder her. Aber unsere Mitreisenden sind davon offenbar nicht überzeugt.

Mit einer halben Stunde Verzug ist das Boarding schließlich vollbracht. Wir sitzen auf 6a und 6c gleich hinter der Trennwand zur Business. Sehr viel Platz für die Füße, die Sitzbreite ist allerdings auch nicht besser als in der Economy hinter uns. Aber wir haben die Zweierreihe für uns, das ist angenehm.


Die Plätze in der Premium Economy Class bieten genug Beinfreiheit.

In der Premium gibt es eine kleine Menükarte, klingt gut und ist auch recht lecker: Hähnchen indisch. Der Screen fürs Entertainment ist wegen der Trennwand ziemlich weit entfernt, aber Dieter sieht trotzdem einen Film.

Der Pilot kündigt gut gelaunt an, dass wir überpünktlich in Las Vegas landen werden - etwa um 14.30 Uhr Ortszeit. Da hat er den Mund etwas voll genommen. Kurz hinter Schottland kommt die Durchsage, dass es einen medizinischen Notfall an Bord gibt, falls ein Arzt da sei, möge er sich melden. Geschäftigkeit in der hinteren Bordküche. Dann aber: Es muss außerplanmäßig gelandet werden. Wir sind gerade an Island vorbei. Die Maschine dreht um und fliegt den Flughafen Keflavik auf der Insel an.


Zwischenstop im Nirgendwo auf Island.

Irgendwo im Nichts setzen wir auf. Von einem Terminal weit und breit keine Spur, nur braungrünes Grasland um uns herum. Aber die Flughafenfeuerwehr und zwei Ambulanzfahrzeuge sind zur Stelle. Der Passagier wird mit dem Rollstuhl ins Freie bugsiert. Er sieht schlecht aus und hat offenkundig Schmerzen.


Ärzte und Sanitäter sind sofort zur Stelle.
 
Für den Kranken und seine Familie, die ebenfalls auf Island bleibt, werden jetzt die Koffer aus dem Laderaum geholt. Zum Glück weiß man bei Condor, auf welcher Position sich welches Gepäckstück befindet.

Jetzt könnten wir eigentlich wieder starten - wenn nicht das kleine Problem mit dem Treibstoff wäre. Für die Landung musste der Pilot in der Luft nämlich ordentlich Kerosin ablassen, weil wir für die Landebahn zu schwer waren. Nun muss aufgefüllt werden. Aber es ist Sonntag am Ende der Welt, und keiner will uns Treibstoff liefern. Der Copilot läuft suchend übers Rollfeld, die Crew telefoniert mit der Zentrale und mit dem unsichtbaren Tower. Aber immer wieder kommt die Info: Noch haben wir keine Kerosinquelle aufgetan. Die Passagiere stehen in den Gängen, strecken auch mal den Kopf an der Gangway aus dem Flugzeug, aber raus dürfen wir nicht.


Der Copilot sucht eine Kerosinquelle ...


... und wird endlich fündig.

Irgendwann kommt dann doch ein Tankwagen angefahren, und es kann weitergehen. 3 Stunden und 45 Minuten hat uns der Stopp gekostet. Erst um 18.30 Uhr steigen wir in Las Vegas aus - nach rund 15 Stunden. Ganz schon lang für den gebuchten Nonstop-Flug, aber für diesen Notfall kann natürlich niemand etwas. Allenfalls stellt sich die Frage, ob man offenkundig kranke Passagiere vor dem Flug medizinisch checken sollte, denn Dieter hat beobachtet, dass der Mann schon am Boden nicht gut aussah und der Hilfe bedurfte.


Anflug auf das immer größer werdende Las Vegas.

Per Taxi erreichen wir unser Hotel, das Venetian am nördlichen Strip. Der Taxifahrer, ein junger Schwarzer, kommt nach kurzem Smalltalk über Soccer, Bayern und Schalke gleich auf den Wahlkampf zu sprechen. Er findet gut, was Donald Trump sagt, möchte ihn aber nicht als Präsident haben. Hillary Cinton kann er auch nicht wählen.

Das Venetian ist wirklich ein riesiges Hotel. An die 7000 Zimmer, 160 Geschäfte, zig Restaurants. Die Lobby ist pompös und imitiert italienische Palazzi. Wir bekommen ein Upgrade und ziehen im 19. Stock in unsere geräumige Suite. Mittlerweile ist es nach 8, und wir wollen noch ein bisschen auf den Strip und etwas essen.


7000 Zimmer hat das Venetian Hotel.


Der Canale Grande ist zwar nicht grande, aber romantisch.


Unser Zimmer ist groß und luxuriös.

Auf dem Canale Grande des Venetian, der in Wahrheit ein kleiner, brückenüberspannter Teich ist, fährt ein Gondoliere ein Touristenpärchen spazieren. Wir verkneifen uns das Vergnügen und gehen Richtung Süden. Gleich auf den ersten Metern staut es sich: 9 Uhr, der Vulkan am Mirage bricht aus. Uns zieht es ins Ceasar's Palace. Wir kehren bei Joe's Seafood ein. Stone crabs sind leider aus, es war ein sehr busy weekend, wie uns der Kellner sagt. Stattdessen gibt es gegrillten Tunfisch und für Dieter pan sauted Branzino (Wolfsbarsch), dazu gegrillte Tomaten. Wir gönnen uns ein Glas Merlot bzw. Bier. Lecker war's und doch besser als dieses Flugzeugessen.

Nun schlendern wir noch eine Stunde durch Ceasar's Palace. Die Geschäfte in der Mall sind nur vom Feinsten: Armani, Rolex, Gucci, Breitling. Alle Edelmarken versammelt unter dem  blauen Himmel mit den Schäfchenwolken, der auch mitten in der Nacht so verblüffend echt aussieht. Kurz nach 11 sind wir im Hotel und fallen ins Bett.


Die Mall in Ceasar's Palace mit künstlichem Himmel.



Hibis

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Hallo,

als Leidensgenosse möchte ich euch gerne auf euerer Südwest-Tour begleiten.
Auch wir mussten 2009 auf unserem LH-Flug von FRA nach SFA in Island krankheitsbedingt
zwischen(not)landen.
Beim Landeanflug sagte der Pilot: Er sei noch nie in Island gelandet, er versucht es jetzt einfach einmal heil runter zukommen.
Nach 3,5 Stunden ging es bei uns auch weiter, sodass wir nach 15 Stunden im Flugzeug sehr müde nach SFA kamen. 

Gruß

Hibis

Yaphi

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Ayejaijai... Die Anreise war ja eher mit Hindernissen, hoffe natürlich, dass es dem Mann gut geht, aber in welchem Zustand der ein oder andere fliegt... naja, anderes Thema.

Freue mich auf die Tour, sieht sehr spannend aus und euren letzten Reisebericht fand ich super, kann also losgehen

NähkreisSteffi

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Hallo Irene und Dieter,

ich bin auch wieder dabei und freue mich auf neue Eindrücke.

Viele Grüße

Steffi

Gitania

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Hallo ihr Beiden,
bin auch dabei und freue mich auf eure Erlebnisse etwas abseits von den Hauptsehenswürdigkeiten.
So ein Womo hatten wir jetzt auch in Alaska. Mein Mann ist total infiziert und ich ertappe ihn immer öfter, wie er im Internet nach Fahrzeugen sucht. Vielleicht kannst du auch die Stellplatzpreise mit nennen.
LG
Gitania

ireula

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Willkommen an Bord allen Mitreisenden! Ihr müsst euch, wie bei uns üblich, auf eine Menge Stoff einstellen - wenn es zu viel wird, einfach weiterklicken!

Bemerkung von Irene: Ab und zu gibt es Einschübe, die Gatte Dieter
beisteuert. Manchmal haben wir eben unterschiedliche Auffassungen
von bestimmten Ereignissen ... Aber wir sind auch nach dem Urlaub
noch zusammen, wie dieses Bild vom letzten Reisetag beweist, mit dem
wir uns gleich mal vorstellen:


Ich will Irene bei so viel Harmonie ja nicht gleich in die Parade
fahren, aber die "unterschiedlichen Auffassungen" basieren letztlich
auf männlichem Selbsterhaltungstrieb (Dieter).



Montag, 26. September

Kleines Gambler-Glück

Dass wir am Abend so lang durchgehalten haben, hält den Jetlag in Schach. Irene wacht erst um 8 Uhr vom Wecker auf, Dieter wird allerdings von lautstarken nächtlichen Auseinandersetzungen im Zimmer gegenüber gestört. Wir gehen frühstücken - ein Muffin mit Ei und Cappuccino im "Café Presse" im Venetian.


Der Blick von unserem Zimmer im 19. Stock des Venetian Tower.

Nach dem Frühstück wollen wir - wenn schon in Las Vegas, denn schon - unser Glück probieren. Wir haben vorher schon einmal im Casino ein paar der Automaten inspiziert auf unserem Weg vom Check-In zu unserem Zimmer im Tower. Alle Zugänge führen durchs Casino.

Wir haben gesehen, dass man Geldscheine einsteckt, offenbar funktioniert hier nichts mit Kreditkarten. Wir gehen zum Cashier, der hinter verschnörkelten, aber stabilen Gittern residiert. Dieter kommt auf die Superidee, zu fragen, ob er Travelers Cheques annimmt. Wir haben von früheren Reisen noch 350 Dollar in Reiseschecks übrig. Da American Express inzwischen dieses Geschäft aufgegeben hat, waren wir uns nicht so sicher, ob wir die Schecks noch loswerden. O Wunder: Der Kassierer zahlt uns bereitwillig Cash dafür aus.


Was macht man in Las Vegas morgens um 10?

So gerüstet, füttert Dieter den ersten Automaten mit einem Zehner. Ein paar kleine Gewinne, aber nach drei Minuten ist alles futsch. So geht es auch beim zweiten und dritten Mal. Dann versucht Irene ihr Glück - und siehe da: 55 Dollar Gewinn. Sofort drücken wir auf "Cash voucher" und  lassen uns die Dollarflut ausdrücken. ¨Not too bad¨, findet der Cashier, bei dem wir vor einer halben Stunde Geld gewechselt haben. Unterm Strich 20 Dollar Gewinn und ein bisschen Spaß - finden wir auch nicht schlecht.


Irene sprengt die Bank: 55 Dollar Gewinn.

Jetzt packen wir unsere Sachen und checken aus. Zwischen 12.30 und 1 pm soll das Shuttle kommen, das uns zu Roadbear bringt. Der Wagen, der schon zwei andere Familien an Bord hat, holt uns an der Ground Transportation im Venetian ab. An der Station am Boulder Highway bekommen wir wieder einen Leprechaun, mit dem wir schon voriges Jahr in Florida unterwegs waren. 26 Fuß, diesmal aber mit einem Slideout hinten fürs Bett. Sehr angenehm. Der Wagen hat 19.000 Meilen drauf und macht einen guten Eindruck. Brigite von Rodbear (mit einem t!) zeigt uns als erstes die Markise, mit der wir immer auf Kriegsfuß stehen. Diesmal hat die Einweiserin selbst Probleme, und der Mechaniker muss kurz nach dem Rechten sehen.


Nur zwei Koffer, aber ganz viel Stauraum. Der Leprechaun hat uns beste Dienste geleistet.

Gegen 3 pm sind wir vom Hof (nicht ohne sattes Aufsetzen des Hecks an der Auffahrt, obwohl uns Brigite eigens gewarnt hat). Wir fahren nach Norden. Ziel ist der Campground in Mesquite. Von dort wollen wir am nächsten Tag ins Valley of Fire fahren. Weil der Campground im State Park nicht reserviert werden kann, ist uns die Anfahrt auf gut Glück am späten Nachmittag zu unsicher.

Der erste Einkauf im Walmart in Mesquite ist ein voller Erfolg - für uns, denn wir bekommen alles, was wir schon zu Hause auf eine umfangreiche Einkaufsliste gedruckt haben, und für Walmart, denn sie bekommen 264 Dollar.


Die Grundversorgung für die ersten Tage wird gebunkert.

Zu Mesquite gibt es zwei Dinge zu sagen: Ganz schön weit nördlich vom Valley of Fire gelegen (bedeutet doppelte Fahrzeit), und keinerlei Attraktionen, wenn man kein eingefleischter Golfer ist. Der CG ist fast leer. Der buchungsentscheidende Pool ist noch nicht mal im Bau. Aber entspannen kann man dort gut.

Im Wohnmobil räumen wir unterdessen unsere Koffer leer - es  gibt so viel Stauraum, dass tatsächlich einige Fächer ungenutzt bleiben. Dann erklingt ein kleines Gitarrenkonzert unterm Sternenhimmel - sehr romantisch. Gut, dass wir Campingtisch und Stühle bei Roadbear mitgenommen haben, denn die Campsite hat keinen Tisch.

lippifax

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Mein Dad könnte ein Doppelgänger von dir sein....  :shock:

Mal gespannt auf die Reise

kuschelwuschel

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schade, leider sehe ich Deine Bilder nicht. Bei ein paar Reiseberichten ist das so, bei den meisten sehe ich sie.

Wolfgang

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Hi ihr WoMo-Fahrer,

nachmittags kann man im Valley of Fire wirklich nicht auf einen freien Campground hoffen. Meist sind die begehrten Plätze schon früh belegt. Aber sollten sie besetzt sein, gibt es eine Alternative, jedenfalls besser als Mesquite. Man fährt in östliche Richtung und verlässt das Valley of Fire, dann fährt man die State Route 167 etwa 10 Meilen nach Süden und biegt dort in die Echo Road ein. Nach weiteren 4 Meilen erreicht man die beiden Echo Bay Campgrounds (Upper und Lower) am Lake Mead.

Bin gespannt wie es bei euch weiter geht.
Gruß

Wolfgang

ireula

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Zitat
schade, leider sehe ich Deine Bilder nicht. Bei ein paar Reiseberichten ist das so, bei den meisten sehe ich sie.

Hallo Kuschelwuschel, das ist ja doof. Wir laden die Bilder mit abload.de hoch, klappt eigentlich gut. Vielleicht kann ein Mod dazu mal was sagen.

Zitat
Man fährt in östliche Richtung und verlässt das Valley of Fire, dann fährt man die State Route 167 etwa 10 Meilen nach Süden und biegt dort in die Echo Road ein. Nach weiteren 4 Meilen erreicht man die beiden Echo Bay Campgrounds (Upper und Lower) am Lake Mead.

Danke für den Tipp, wäre sicher die bessere Wahl gewesen, denn die Gurkerei nach Mesquite und zurück war wirklich unsinnig.

ireula

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Dienstag, 27. September

Rote-Steine-Wunderland

Das Valley of Fire ist ¨nur¨ ein Statepark, aber in unseren Augen kann es mit manchem Nationalpark ohne Weiteres konkurrieren, nicht nur, weil das Valley die stattliche Zahl von rund 400 (wenn meist auch kleineren) Arches beheimatet. Wir finden uns jedenfalls in einer Wunderwelt der roten Steine, die Straße windet sich durch Felsenmeere. Wir halten kurz am Visitor Center und kaufen eine Karte, dann geht es direkt auf den Atlatl Campground. Es ist erst 1.30 pm, und wie geplant und erhofft sind zu dieser frühen Zeit noch viele Plätze frei. Wir suchen uns eine Site direkt unter einer Felswand. Jede Site ist mit überdachtem Tisch, Grill und Campfire-Ring ausgestattet. Strom und Wasser gibt es natürlich nicht, dafür Toiletten und Duschen. Mit 20 Dollar sind wir dabei, der Park-Eintritt von 10 Dollar ist schon eingeschlossen.


Der Bereich um das Visitor Center ist nicht nur für Urlauber interessant.




Alle Plätze auf dem Atlatl Campground sind idyllisch gelegen.

Es ist brütend heiß, die Sonne knallt. Gegen 3.30 pm machen wir uns auf eine kleine Wanderung zum Arch Rock und zum Atlatl Rock. Hier haben vor rund 4000 Jahren Menschen Zeichnungen in den roten Fels geritzt. Eine Treppe (früher in den Fels gehauene Steinstufen, heute Stahl) führt hinauf zu dieser besonderen Galerie. Dort sehen wir, was ein Atlatl ist: ein Holzstock, mit dessen Hilfe der Speer besonders weit geschleudert werden konnte.


Hier und im Folgenden einige Impressionen von der kleinen Wanderung.











Mehr als eine Stunde Wanderung ist bei dieser Hitze nicht drin. Wir machen uns lieber an die Dinnervorbereitungen. Zwei ordentliche Steaks warten auf uns, dazu Grillkartoffeln und rohes Gemüse. Und ein Fläschchen Merlot - lecker! Um 7 pm ist es dunkel, Dieter klampft leise, und wir dreschen noch einen Bauernskat.




Mittwoch, 28. September

Wandern und flüchten

Am Morgen Lob von den Campnachbarn: Das  Gitarrenkonzert habe ¨professionell¨ geklungen. Das deutsche Paar ist mit dem eigenen Camper da, aus Deutschland verschifft.
Heute stehen zwei Hikes auf unserem Plan. Zunächst aber gibt es einen kleinen Crash: Dieter rammt den Eisenstab mit der Campsitenummer, als er ausfahren will. Der Leprechaun hat eine kleine Delle, das wird wohl etwas kosten. Aber dank der Dertour-Buchung können wir mit einer Rückerstattung der Selbstbeteiligung rechnen. Trotzdem ärgerlich.

Anmerkung Dieter:

Ärgerlich vor allem, weil Irene anfangs selbst vergebens versucht hatte, das RV aus der kniffligen Site, vor der ich bereits bei der Belegung mit Nachdruck gewarnt hatte, wieder auf die Straße zu bringen. Nach mehreren Fehlversuchen hatte sie ein Einsehen und entschloss sich, das Lenkrad zu übergeben und als Einweiserin tätig zu werden. In dieser Funktion hat sie später ohne Anwendung körperlicher Gewalt eingestanden, den Crash-Poller zwar gesehen, eine Gefahrenmeldung an den Fahrzeugführer aber nicht für erforderlich gehalten zu haben. Für jeden objektiv empfindenden Menschen wird die Schuldfrage somit als geklärt anzusehen sein. Dass ich die Verantwortung für den Crash dennoch auf mich nehme und nicht wie andere auf andere abwälze, hat nur einen einzigen Grund: Der Fahrzeugführer hat auch für qualifiziertes Einweisungspersonal Sorge zu tragen. Das habe ich versäumt, hier habe ich deutlich zu schludrig gearbeitet, und zu diesem Fehler bekenne ich mich uneingeschränkt. Aber zu keinem anderen. Zumindest nicht diesem Zusammenhang.

Jetzt wieder Irene:

Der Plan, in der Kühle des Morgens auf den White Dome Trail zu gehen, erweist sich als zu kühn. Als wir um 11 dort ankommen, brennt die Sonne erbarmungslos. Wir marschieren los - erst ziemlich steil hinunter. Es geht langsam vorwärts, weil man alle drei Meter neue, sagenhafte Ausblicke bekommt. Die Kamera ist ununterbrochen im Einsatz. Der Hike ist nur eine Meile lang, aber wir brauchen eine Stunde und drei Flaschen Wasser.


Teils mit etwas Vorsicht zu gehen, aber wunderbar: die Trails im Valley of Fire.







Auf der Weiterfahrt hält an einem Fotostopp ein Roadbear-RV neben uns, gleiches Modell. Die junge Schweizerin erkundigt sich nach unserem Kühlschrank. Der funktioniert tadellos - im Gegensatz zu ihrem, der 28 Grad Innentemperatur aufweist. Die Sicherungen sind ok, die Einstellungen ebenfalls. Wir können auch nicht helfen. Die Schweizer müssen ohne Kühlschrank weiter - schon unangenehm, zumal sie ein Baby dabeihaben. Sie berichten auch über defekte Schranktüren und nicht funktionierende Schubladen, das Wohnmobil sei in schlechtem Zustand. Wir sind etwas geschockt, denn das kennen wir von Roadbear nicht.

Der nächste Stopp gilt der viel gelobten Fire Wave. Diese farbenprächtige Welle aus Sandstein ist noch nicht so lange als Highlight bekannt. Grundmann/Synnatschke reklamieren in ihrem Reiseführer die Entdeckung und die Namensgebung für sich und preisen die Fire Wave in den höchsten Tönen. Unsere Meinung: Schön, aber nicht sensationell. Hätten wir uns zwischen den beiden Trails entscheiden müssen, hätte der White Dome Trail den Vorzug bekommen.


Die Fire Wave.



Klatschnass geschwitzt sind wir inzwischen und froh über das klimatisierte Auto. Wir fahren bis Laughlin, wo wir einen KOA-Campground mit Pool in unserem CG-Führer gefunden haben. Der Weg dorthin führt uns nicht über die Interstate, sondern wir fahren von Nord nach Süd durch die Lake Mead Recreational Area. Eine herrliche Strecke! Hinter jeder Kurve, nach jeder Kuppe sensationelle Ausblicke in Fels- und Wüstenlandschaft. Wir sind so gut wie allein auf der Straße, Labour Day ist eben längst vorbei.

Allerdings entpuppt sich der Campground in Laughlin als Katastrophe. Verwaltet wird er von Native americans, und hier bestätigen sich alle Vorurteile. Noch nie haben wir einen so unfreundlichen Empfang erlebt. Wir bekommen eine Campsite, die zur Hälfte mit dem Auto des Nachbarn besetzt ist, der neben einem Bier reglos auf dem Campingstuhl hockt und vor sich hinstarrt. Auf unseren Gruß reagiert er nicht. Dieter ist das erst mal egal - er will nur noch in den Pool.

Auf der CG-Map sehen wir einen Pfeil, der zu Pool und Casino außerhalb des Campgrounds weist. Wir machen uns auf den Weg und finden nichts. Also zurück zum Office. Dort ist der Ton noch einen Tacken unfreundlicher, die Dame dreht sich noch nicht mal um. Hinter dem Casino sei der Pool, sagt sie. Wir marschieren wieder los. Bei gut 35 Grad und leerem Magen. Die Stimmung ist entsprechend. Nach fast einem Kilometer sehen wir den Pool und lesen, dass er nur für Hotelgäste frei ist, alle anderen zahlen 10 Dollar. Ein Schloss versperrt den Zugang. Nun haben wir die Nase voll. Jetzt ist uns auch gleichgültig, ob es für Camping-Gäste möglicherweise einen kostenlosen Zugang gibt - schließlich weist KOA den Platz als ¨mit Pool¨ aus. Die Dame im Office hat es jedenfalls nicht für nötig gehalten, uns auch nur einen Ton dazu zu sagen. Da passt es ins Bild, dass auch der Zugang zu einem Mini-Strand am Colorado River, der eine Abkühlung geboten hätte, Gästen des Hotels und Casinos vorbehalten ist. Wir beschließen, die auf reine Abzocke bedachte ungastliche Stätte zu verlassen - gut 20 Dollar setzen wir in den Sand.

Durch die einsetzende Dämmerung fahren wir Richtung Golden Valley, ungefähr 40 Meilen weiter. Wegen dieser Aktion müssen wir auf Oatman verzichten, das eigentlich unser Startpunkt für die Route 66 hätte sein sollen. Aber da finden wir keinen Campground. In Golden Valley steht ein alter Herr hinter dem Tresen von Good Sam`s Campground. Seine Freundlichkeit tut uns gut. Wir schließen uns im Dunkeln an und lassen den anstrengenden Tag bei Fisch aus der Dose ausklingen.



sil1969

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Offiziersskat - so heißt es bei uns - spielen wir bei unseren Campingurlauben auch immer!  :D

Ich steige auch noch mit ein!
LG Silvia

Gitania

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Also ich habe die Fire Wave etwas anders in Erinnerung als bei dir auf dem Foto. Ich glaube, da musste man doch noch ein Stück weiter laufen??
LG
Gitania

ireula

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Runter ging es hier:



Da war ich. Oder meinst du noch tiefer?

ireula

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Donnerstag, 29. September

Route-66-Feeling

Zwischen Kingman und Seligman nehmen wir die ¨Mother Road¨ unter die Räder. Nur rund 75 Meilen, aber heute wollen wir es ruhiger angehen lassen. Es wird kühler draußen, dramatische Wolkenberge am Himmel und ein paar Regenschauer. Es ist leer auf der 66, die kleinen Nester am Straßenrand rotten langsam vor sich hin. Die Landschaft aber ist spektakulär. Immer wieder rattern neben der Straße lange Güterzüge entlang.


Auch in verfallendem Zustand hat die Route 66 ihre Reize.









In Seligman ist richtig was los. Wir essen bei ¨Lilo`s¨, einer Wirtin aus Hessen unter der Fahne von Eintracht Frankfurt, verkneifen uns aber ihr Jägerschnitzel, sondern bestellen Salat. Ihr Mann, ein US-Soldat, der in Wiesbaden stationiert war, freut sich, mit uns ein paar Brocken deutsch sprechen zu können. Im General Store kaufen wir ein Baseball-Cap für Irene und ein Route-Sixty-Six-Sweatshirt für Dieter.


¨Lilo`s¨ ist einen Stop wert, auch wegen des leckeren Essens.

Auf dem Seligman KOA richten wir uns ein - der hat zwar einen Pool, der ist aber wegen des Regens geschlossen. Ohnehin ist es nur noch um die 20 Grad warm, aber Dieter ist trotzdem ein bisschen enttäuscht: Poolfeeling gehört für ihn nun mal dazu.  Allerdings zucken ordentlich Blitze vom Himmel, da hat er ein Einsehen.