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Autor Thema: Californication 2019. (k)ein Reisebericht  (Gelesen 14400 mal)

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wolfi

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #45 am: 16.04.2019, 20:48 Uhr »
ich muss mich jetzt auch mal melden und Dankeschön! sagen für den tollen Bericht und die phantastischen Bilder - umwerfend gut!
Ein paar (eigentlich recht wenige ...) der von Dir angesteuerten highlights habe ich ja auch schon über die Jahrzehnte hinweg kennengelernt (zwischen 1984 und 2010 ...) aber es gibt ja offfensichtlich noch so viel Beeindruckendes, nochmals Danke!

Etwas OT re TV channels:
Bruce Springsteen hat sie ja genau gezählt.
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lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #46 am: 16.04.2019, 21:29 Uhr »
Toller Farben - der Mohn, das Wasser, der Himmel und der Schnee, auch wenn weiß eigentlich keine Farbe ist  :rollen:

die berühmten Fuji-Farben halt. Nicht jeder mag das. ich verwende die X-T3 meistens mit der Velvia-Simulation. Den guten alten Velvia-Diafilm habe ich schon früher immer gerne genommen. Der letzte wurde übrigens 2003 - fast zur gleichen Jahreszeit - in Kalifornien "verschossen".

Lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #47 am: 16.04.2019, 21:32 Uhr »
ich muss mich jetzt auch mal melden und Dankeschön! sagen für den tollen Bericht und die phantastischen Bilder - umwerfend gut!
Ein paar (eigentlich recht wenige ...) der von Dir angesteuerten highlights habe ich ja auch schon über die Jahrzehnte hinweg kennengelernt (zwischen 1984 und 2010 ...) aber es gibt ja offfensichtlich noch so viel Beeindruckendes, nochmals Danke!

Etwas OT re TV channels:
Bruce Springsteen hat sie ja genau gezählt.
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danke, danke, danke!
Die wirklich schönen Ziele liegen ja meistens abseits der bekannten Hotspots. Das lag dieses Mal aber wirklich auch zu einem grossen Teil am "Super Bloom". Viele dieser blütenreichen Gegenden sind zu anderen Jahreszeiten (und offenbar auch in anderen Jahren) ehr ziemlich langweilig.

An die "57 channels" habe ich auch öfter gedacht. Der Song war des öfteren in meinem Kopf präsent. Naja... zumindest immer dann wenn ich einen Fernseher hatte. War zum Glück nicht so oft der Fall ;)

Lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #48 am: 16.04.2019, 22:40 Uhr »
Sonntag, 31.03.2019: Super Bloom - to the max!

Der Super Bloom nimmt kein Ende und heute wird ein neues Level erreicht. Soviel schon mal vorweg. Aber der Reihe nach....

Als ich gegen 7:00 im Texas Canyon OHV RCA erwache bin ich alleine. Kein Mensch - ausser mir - hat hier oben übernachtet. Finde ich ganz gut, denn so habe ich die überdachten Sitzplätze am grossen Parkplatz ganz für mich allein und freie Platzwahl. Luxussorgen schon wieder: wo habe ich die beste Aussicht?

Hier?


Ja, das passt!


Es wird ein wenig gekocht und gebraten. Heute mal kein Jalapeno-Käse Toast sondern schon zum Frühstück ein Hormel-Chili. Muss weg, leider habe ich nicht mehr wirklich viel Zeit in Amerika und etwas zu viel Vorräte. Was solls, der Tag könnte nun wirklich schlechter starten (ok, gesünder auch. Aber das gibts dann wieder zuhause ;) ). 13°C, wolkenlos. Völlige Einsamkeit. Mir gefällts!

Ich mache mich langsam auf den Weg runter, Richtung Lancaster. Wie immer auf "Rückwegen" ist die Strecke gefühlt viel kürzer und ich kenne von gestern Abend noch die paar richtig üblen Stellen und umfahre sie routiniert. Frage mich echt, wie die Jungs gestern mit ihrem PKW hier unversehrt durchgekommen sind. Jahrelange Erfahrung vermutlich ;)
In Lancaster stoppe ich beim WalMart, kaufe Wasser, Käse, Baguette und zwei Hemden (einziger Klamottenkauf der ganzen Reise!). Dann gehts weiter zum California Poppy Preserve. Eigentlich keine gute Idee an einem sonnigen, wolkenlosen Sonntag Spätvormittag. Aber ich bin nun mal gerade hier und es liegt am Weg und so ein bisschen wars ja auch ein Ziel der Reise.

Schon ein paar Meilen vor dem Ziel fängt die Mohn-Pracht wieder an. Es ist wirklich unglaublich! Milliarden Blüten (und leider zu viele Strommasten) ....


Es werden immer mehr (Blüten, die Strommasten kann man "ausblenden")... und auch immer mehr Menschen. Aber noch verläuft es sich.


Crazy Poppy Overkill!


Und je näher ich dem eigentliche "Preserve" komme desto voller wird es. Endlose Autoreihen am Strassenrand, der Verkehr kommt fast völlig zu erliegen. ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich ins "Preserve" will.




Erstaunlicherweise ist zwischen den Blumen gar nicht so ein Gedränge, wie es die Automassen vermuten lassen. Klar, diverse Asiaten hier, die sich in allen möglichen Posen zwischen den Mohnblüten selfinieren, aber auch das sind eigentlich weniger als man an so einem populären Ort um diese Zeit erwarten würde. Aber auch irgendwie klar, so eine Reise ist kaum planbar, schon gar nicht aus Übersee. Ich habe wohl schon wieder riesengrosses Glück, genau zu der Zeit hier zu sein. Und selbst für diesen "overcrowded Sunday" ist es ziemlich toll. Ein paar hundert Meter weg vom Mainstream und man hat die Blütenpracht fast für sich alleine.

Gegen 10:45 entschliesse ich mach dann dennoch zur Flucht. Es wird immer voller, tausende neuer Besucher strömen hier her. Ein Vorwärtskommen wird immer schwerer, stop-and-go. Mehr stop. Ich schere aus der Reihe aus und drehe um. Nicht als einziger. Warum muss man sich das antun? Drumherum blüht es auch ganz wunderbar und es ist wesentlich weniger los. Der Mensch ist halt doch ein Herdentier ;)

Ich fahre nach Nordwesten, Richtung Interstate 5. Auf dem Weg dorthin passiere ich noch viele knallbunte Blumen-Felder in grosser Entfernung. Auch das sieht schön aus. Wie farbige Teppiche auf den Bergen.



Gegen halb zwölf treffe ich bei Gorman auf den Interstate 5, dem ich nur wenige Meilen nordwärts folge um dann nach Westen abzubiegen. Es geht über Frazier Park Richtung Highway 38. Mit einem kleinen Abstecher zur Mittagszeit, eine Stichstrasse hoch in die Berge für ein Mittags-Picknick. Sonnig, warm, Wunderbar. habe noch so viel Futter und Gas übrig, das schon wieder ein Süppchen gekocht wird. Fressreise ;) Keine Bilder!

Dann gehts weiter durchs Bärenland und schöne Berglandschaft:


Gefühlte Millionen Kurven später ...


... erreiche ich den Highway 166, auf dem ich auch wieder nur ganz kurz nach Norden fahre, um dann ins Carrizo Plain National Monument einzubiegen (Foto fake, das Schild steht eigentlich am nordwestlichen Eingang, nicht im Südosten. Sorry ;) )


Und da schlägt der Super Bloom wieder voll zu. Knallbunt (ja ja, ich wiederhole mich ;) ). Viele Leute unterwegs, aber auch gerade noch so, dass es nicht nervt. Eine super-staubige dirt road führt fast 50 km durch die Hochebene. Der mühsam gereinigte Ford verstaubt mit jedem Yard ein bisschen mehr. Aber egal, das lohnt sich trotzdem!





Was ich dann nördlich von der Piste sehe sieht zunächst wie ein See aus. Ist aber keiner! Es ist ein Meer aus blauen Blüten, mitten zwischen all dem Gelb und Grün:


Da muss ich abbiegen. Die grauselig staubige Piste - jedes Auto wirbelt meterhohe Staubwolken auf - führt eine Meile nach Norden zu einem gut gefüllten Parkplatz. Von hier ist es noch knapp eine Meile zu Fuss und dann steht man mitten im Blau. Auch wieder arg unwirklich. Und trotz der recht vielen Leute hier ist es nicht nervig. Die Massen verlaufen sich mal wieder, das Areal ist riesengross...









Einige staubige Meilen weiter nordwestlich komme ich dann zum Soda Lake. Salzig weisse Ufer, unwirklich bunter Hintergrund. Scharf abgezeichnete Linien aus weisem Salz und gelben Blüten. Irre!




Später fahre ich dann noch verdammt weit auf dem Highway 58 nach Westen, biege irgendwann nach Süden ab auf schmale und immer schmalere Seitenstrassen, die zudem auch immer rumpeliger werden.

Schön ists hier:


Wikicamps USA kennt hier ein paar Campingplätze. Und tatsächlich existiert der erste in der App gelistete Platz auch wirklich. La Panza, direkt an einer rumpeligen kurvigen dirt road. Völlig einsam, selbst die Zufahrt ist eine gewisse "challenge": tief ausgefahrene Spurrinnen, ein Bach der die Piste quert.
Keine weiteren Besucher. Self registration. Schmale 10 Dollar. Ausser ein paar schönen Stellplätzen und ein paar Plumpsklos gibts hier nichts. Reicht aber auch völlig aus. Mehr würde nur stören hier!
Naja, Mountain Lions gibts noch. Zumindest sagt das ein entsprechendes Schild.



Man soll sich also wehren, wenn die Viecher zudringlich werden. Zum Glück habe ich ja jetzt eine scharfe Axt. Die weicht an diesem Abend nicht von meiner Seite. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, einen Puma zu Gesicht zu bekommen vermutlich eben so gering ist wie die Chance, ihn im Falle eines Angriffes erfolgreich abzuwehren. Das Kätzchen wird sich aber nicht zeigen heute Abend, soviel schon mal vorweg. Auch wenn ich versuche, es mit lecker (?) Essensgerüchen anzulocken ;)

Kurz vor 18 Uhr kriege ich dann doch noch Besuch. Nicht vom Mountain Lion, sondern von ein paar Leuten aus Oregon, die mit ihrem Subaru Outback gerade angekommen sind. Seltsam scheue Leute. Normalerweise freue ich mich an solchen Plätzen ja über Gleichgesinnte, aber hier kommt kein Gespräch zu stande. Auch ok, muss ja nicht sein.

Im engen Tal habe ich ganz vorne am Eingang zum Campingplatz noch den Platz erwischt, der am längsten Sonne hat. Auto schlaftauglich machen, Holz hacken, Bilder sichern, bisschen in der Umgebung rumwandern. Was man halt so macht ;)



Und kochen natürlich ;)



Später wird das Holz verfeuert. Alles was noch übrig ist. Morgen Abend bin ich an der Küste in Ventura, im Motel. Da haben sie offenes Feuer nicht so gerne . Ich sitze noch lange am Feuer, lese ein wenig, reflektiere die zurückliegende Reise. Es hätte nicht besser laufen können (habe ich schon öfter geschrieben die letzten Tage, oder? ;) ). Und morgen Abend in Ventura wird noch eine völlig unerwartete "Abschlussveranstaltung" auf mich warten. So viel vorweg: es wird laut und wild!

Spät abends kommt noch eine vierköpfige Familie mit ihrem Mercedes Sprinter 4x4 Camper (hier heisst das Ding Dodge RAM 2500 ProMaster) auf den Campingplatz. Diese Mercedes-Camper sieht man in Kalifornien oft. Coole Dinger, aber vermutlich auch schweineteuer.
Immerhin zwei kleine Kinder dabei. Und wie ich vom Warnschild gelernt habe fressen die Berglöwen diese ja besonders gerne. Alles sicher also ;)

Schon schlechtere Abende gehabt:


202 Meilen gefahren.
Milliarden Blüten gesehen.
Null Mountain Lions.
Erstaunlich: auch hier unten im Tal, "in the middle of nowhere" brauchbarer 4G-Empfang. Einerseits toll, andererseits fühlt man sich damit nicht mehr so "remote" wie noch vor wenigen Jahren. Brave new world....

Lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #49 am: 16.04.2019, 23:17 Uhr »
ich versuche Mal, den Rest des Weges nach Ventura morgen noch zu schreiben. Bin aber nicht ischer, ob das zu schaffen ist.
Eventuell gehts erst nach Ostern weiter.
Der Rückreisetag, sowas wie ein Epilog  und eventuell eine Zusammenfassung kommen definitiv erst nach Ostern.

Lurvig

Moe

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #50 am: 17.04.2019, 10:12 Uhr »
Danke Lurvig für diesen tollen Bericht!
Von dir zu lesen und die Bilder zu sehen da kommt richtig Sehnsucht auf Richtung Westen.
2010 als wir unsere erste USA Reise antraten hatte ich mir auch von dir viele Tipps notiert.
Z.B. das man unter der Rückbank des Wrangler Unlimited prima eine große Schaufel verstauen kann.  8)
Heuer gehts mittlerweile zum 8ten mal und mit zwei Kids "rüber", Washington DC, Virginia, North and South Carolina.
Nach drei Jahren "Strandurlaub" in Florida wieder ein kleiner Roadtrip wenns den Kindern gefällt gehts nächstes Jahr in den Westen.  :D
Was hat dich die Lake View Lodge gekostet? 2010 haben wir für eine Nacht 111$ bezahlt.

Grüße

Moe
Du bist vermutlich Hockeyverrückt, wenn...
...du einen Aufkleber siehst auf dem steht: "Jesus saves"
und du sofort denkst:
SATAN PICKS UP THE REBOUND SHOTS AND SCOOOOOORES!

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #51 am: 17.04.2019, 10:28 Uhr »
Ich wiederhole mich: Supertolle Farben! So schön kann es live eigentlich gar nicht sein  :verwirrt:

lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #52 am: 17.04.2019, 10:36 Uhr »
Was hat dich die Lake View Lodge gekostet? 2010 haben wir für eine Nacht 111$ bezahlt.

um die 100 Dollar habe ich auch bezahlt. Genau weiss ichs nicht, müsste ich heute abend mal nachsehen.

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #53 am: 17.04.2019, 10:38 Uhr »
Ich wiederhole mich: Supertolle Farben! So schön kann es live eigentlich gar nicht sein  :verwirrt:

wie schon erwähnt: die Fuji Velvia Farben sind schon recht knallig, das gefällt nicht jedem.
Aber völlig übertrieben sind sie nicht, die Blumen - vor allem der Mohn - war schon unwirklich kräftig farbig!

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #54 am: 17.04.2019, 14:57 Uhr »
Man muss ja auch den Gegensatz sehen zwischen den doch meist etwas dunkleren roten Felsen und den Blumen.
So eine Art superbloom (aber nicht vergleicbar mit den Bildern hier) ist uns mal passiert Ende März im Death Valley - da konnten die Leute (uns eingeschlossen) auch nicht genug kriegen und haben alle par Meter/Yards angehalten

lurvig

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #55 am: 17.04.2019, 23:01 Uhr »
Montag, 01.04.2019: ocean front and punk rock

Spät bin ich dran heute, es ist weit nach 8:00 als ich aus dem Ford klettere. Kein Katzenbesuch heute Nacht. Draussen alles ruhig, es ist immerhin schon sonnig und mit 19° auch sehr mild im tiefen Tal des La Panza Campground.
Es wird noch gut eine Stunde dauern, bis endlich wieder "on the road" bin. Diverse Sachen lasse ich hier auf dem Campingplatz zurück: halbvolle Gaskartuschen, den Campingstuhl, ein paar Plastikboxen, meine deutsche Spielzeug-Axt und etwas Kleinkram. Keinen Müll (den nehme ich mit) sondern Sachen, die andere Camper vielleicht noch brauchen können. Versehen mit einem Schild damit jeder weiss, dass das Zeug zu haben ist. Habe ich früher auch immer so gemacht und ich denke, dass der Kram einen Abnehmer finden wird. Gerade auf diesen ehr entlegenen Plätzen, die nicht das typische Anlaufziel für Luxus-Camper mit ihren Reisebusgrossen Wohnmobilen sind.

Ich versuche, in einer Schleife - will nicht den gleichen Weg wie gestern fahren - zurück zum Highway 58 zu kommen. Das gelingt dank ein paar Wegweisern und mit Hilfe des Garmin auch ganz gut. Die Piste ist alles. von ziemlich eben bis ziemlich rumpelig. Ein paar flache, klare Bäche müssen durchfahren werden. Klappt problemlos.



Dann kommt eine grosse, lange, braune "Pfütze". So viel tiefer kann die auch nicht sein. Denke ich. Also "Mud & Rut"-Programm eingelegt, Automatik manuell in den zweiten Gang gesetzt und mit etwas Schwung los. Nicht zu schnell, eine zu hohe Bugwelle kann gefährlich sein, wenn es doch tiefer wird und man ein Auto ohne nennenswerte Wattiefe hat. Der Ford stürzt sich in die Fluten, gibt sich Mühe und .... ungefähr in der Mitte des braunen Tümpels drohen die Räder den Grip zu verlieren. Ein wenig unmotiviertes Herumgedrehe, die Fuhre wird langsamer und ich sehe mich schon aus der Brühe herauswaten. Knietief womöglich.
Es geht aber gerade nochmal gut, am Ende ziehen die zweihundertachzig Pferde den dicken weissen Brocken halbwegs zuverlässig aus dem Sumpf. Ui.... das hätte auch anders enden können. Immerhin ist die Moterhaube jetzt schön verschlammt, es gab doch eine etwas höhere Bugwelle als erwartet. Aber ich bin durchgekommen und der Motor läuft auch nach der gründlichen Spülung noch wie eh und jeh.

Der Rest der Piste bis zum Highway ist stellenweise recht rau, aber nicht mehr kritisch. Es geht zügig voran.





Das Umland wird immer grüner. Schöne Gegend hier Und kaum bin ich auf dem 58 gelandet gibts hier am Strassenrand auch wieder diverse gelbe Blütenfelder. Selbst hier und heute am Montag morgen, abseits der grossen Ortschaften sind doch einige Blüten-Touristen - soweit ich erkennen kann alles Einheimische - unterwegs.



Gegen 11:20 erreiche ich bei Pismo Beach den Ozean. Kurzer Besuch am Stand. Wenig spannend, es gibt schönere Stellen am Pazifik (z.B. in Japan ;)  ). Interessanter finde ich die grosse Gruppe noch grösserer Wohnwagen, die sich unweit des Strandes sammelt. Man rüstet offenbar zum Aufbruch. So komfortabel es ja auch in so einem Ding sein möchte, ich möchte nicht mit so einem Koloss am Haken herumfahren müssen. Und eigentlich reichen mir auch Kofferraum, Schlafsack und Lagerfeuer!



Leider hat es sich mit Camping ja jetzt auf dieser Reise erledigt. Heute Abend werde ich in Ventura einlaufen, ganz unspektakulär mein Motel 6 Zimmer beziehen und die Reise damit so gut wie beenden. Ein bisschen Wehmut macht sich breit, aber ich habe ja noch den Rest des Tages an der Pazifikküste und morgen fast noch den ganzen Tag um nach L.A. zu kommen.

Etwas weiter südlich am endlos langen Pismo Beach mache ich dann doch mal einen Abstecher ans Meer. Wenigstens mal einen Fuss reintauchen. Hier darf man ganz legal - nach Bezahlung - auch mit dem Auto am Stand herumfahren und auch übernachten. Habe ich 2003 schon mal gemacht. Heute bin ich nur zu Fuss im Sand und im (flachen) Wasser unterwegs. Andere treiben ihre Spielzeuge hier mit ordentlich Speed durch den tiefen Sand.



Auf dem Weg nach Süden stoppe ich an den wenigen frei zugänglichen Stränden jeweils kurz. Es gibt zwar eine Menge schöner State Parks hier, direkt am Meer. Aber jeweils zehn Dollar für ein paar Minuten und ein oder zwei Fotos zu zahlen passt irgendwie auch nicht. Am Refugio State Park gönne ich mir dann doch gegen Bezahlung einen etwas längeren Aufenthalt. Sand, Sonne, Palmen. Mittagessen (Reste kochen), etwas ausruhen. Für wirklich tolle Fotos reichts aber nicht. Es ist halt Sand und Meer und leicht dunstiger Himmel. Kein Bild!

Bei Gaviola wirds dann schon wieder etwas schöner. Hier gibts wenigstens ein paar Vordergründe, die man ins Bild "bauen" kann.



Und so gehts weiter nach Süden....





Bis ich gegen 15:20 das vornehme und schicke Santa Barbara erreiche. Immerhin kann man hier fast überall fast direkt an der ocean front kostenlos parken. Ich stoppe hier und da, schaue etwas herum. Ziemlich nobel. Und das typische So-Cal Klischee wird auch allenortens bedient: nur (mehr oder weniger ;) ) schöne, fitte, sportliche Menschen unterwegs. Viele davon sehen bei etwas genauerem Hinsehen allerdings arg künstlich aus. Trendige Mode-Hunde gehören hier auch dazu. An sowas hat man sich schnell sattgesehen. Absolut nicht mein Ding.



Auf einem Parkplatz parke ich dann absichtlich direkt neben einem Toyota 4Runner, nur für das Foto. Links das dicke Pummelchen, rechts das Gefährt, das ich gerne für die Tour gehabt hätte. Solls bei Hertz ja durchaus geben.
Ach was solls, der Ford hat sich doch eigentlich ganz gut gemacht. Und er wird auch auf den letzten paar hundert Meilen nicht wirklich enttäuschen.  Ich will mal nicht meckern!



Nicht mehr weit bis Ventura. Etwas nördlich des Faria Beach Park reihen sich auf etliche Meilen hunderte Camper direkt am Highway.... oder am Strand, je nach dem wie man das sehen will. 98% Surfer. Was machen die eigentlich alle hier an einem Montag nachmittag? Muss in Kalifornien keiner mehr arbeiten? Alles Silicon Valley Millionäre mit unendlich Freizeit. Einige der Campingmobile lassen das vermuten, die Mehrzahl jedoch nicht. Ganz normale Leute wohl, die einfach ein paar Tage frei haben und ihre Zeit auf den Wellen verbringen. Schönere Stellplätze als diese gibt es sicher. Aber so nah am Strand? Das muss man schon suchen.



Kurz vor 17:00 erreiche ich Ventura. Endstation für heute. Zunächst mal bemühe ich Google Maps mir den Weg zu einem car wash zu suchen. So eingesaut und zugestaubt kann ich den Explorer morgen einfach nicht guten Gewissens zurückgeben. Zudem saut man sich bei jedem Körperkontakt mit dem Ford nur unnötig ein. man sieht das auf dem weissen Lack gar nicht so, aber an den ständigen derben Dreckspuren auf ehr dunklen Klamotten schon.  Ein paar Meilen weiter und um drei Dollar leichter sieht das Ding wieder ganz ordentlich aus. Ordentlich genug, um vor dem "noblen" (LOL) Motel 6 Ventura Downtown einzuparken. 16:54. Final engine stop für heute.



Einchecken geht problemlos. Der Motelier ist nett, wie eigentlich immer in USA. Gibt ein paar Tipps für die Umgebung, erklärt mir den (kurzen) Weg zum Strand, den (kurzen) Weg nach downtown und betont mehrfach, dass es absolut sicher sei, hier auch nachts zu Fuss unterwegs zu sein. Schön, denn genau das habe ich vor! Das Zimmer ist absolut in Ordnung, eines der "neuen" Motel 6 Designs (Holzimitat-Fussboden, klares, einfaches Design, sieht irgendwie ein wenig wie IKEA aus). Es ist perfekt sauber, das Bett ist bequem, ich kann fast direkt vor dem Zimmer parken und sonderlich laut scheint es auch nicht zu sein. Der Parkplatz steht voller "Arbeitsfahrzeuge". Pickup Trucks diverser Gewerbe. Hier scheinen viele Monteure abzusteigen. Ein paar Zimmer weiter steht die Tür weit offen, ein paar Mexikaner machen live-Musik, der Tequila wird herumgereicht. Stört überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Die Jungs sind lustig, feiern den verdienten Feierabend und um knapp 18:00 ist das ja wohl absolut erlaubt! "it´s five o´clock somewhere"

Ich mache mich nach kurzer Rast und dem kompletten Entladen/Entrümpeln des Autos dann auch mal auf ins Leben. Zunächst mal an den Strand, runter zum Pier.

Ventura Pier:


Ventura Pier close up:


Wo bleibt "The Hoff"?


Dann rauf nach downtown:


Und durch schicke Wohnviertel:


Und zum sunset wieder runter zur Pier


Ein Japaner und ich sind die einzigen Stativ-bewehrten Fotografen an diesem Abend. Lohnt sich aber!




Halb acht, die Sonne ist fast weg. Jetzt kann man auch mal rauf auf die Seebrücke:


Am "Fusse" des Piers gibts ein paar Restaurants, auch eins das mit Fisch und Seafood wirbt. Quabbeliges Seegewürm kann ich ja nun gar nicht, aber Fisch geht eigentlich immer. Solch "exclusiven" Plätze sind meist teuer, aber das ist mir heute Abend auch egal. Um so mehr staune ich, als die Fish&Chips dann für nicht mal sieben Dollar angeboten werden (das ist immerhin Ventura am Pazifik, nicht das olle Dresden an der Elbe ;) ). Da kann man jetzt nicht so viel falsch machen. Bestellt, kurz gewartet und was kommt ist nicht mal schlecht. Nicht irre viel, aber solide Qualität, durchaus lecker. Wenn man sowas mag. Ess ich zuhause nie, aber auf Reisen schon (das letzte Mal in Schottland ;) ). Urlaub muss - zumindest kulinarisch - (und für mich) nicht gesund sein. Fisch&Chips&Beer&Jose! ;) Zuhause gibts sowas nicht, da ist es aber auch erheblich einfacher, halbwegs "gut" und etwas gesünder zu essen.



Es ist kurz nach acht. Ich beschliesse, über einen kurzen Umweg durch downtown Ventura zurück zum Motel zu laufen. Ein oder zwei Kilometer, das schadet nach der Kalorienbombe sicher nicht. Leider muss ja heute abend noch der Koffer gepackt werden. Soweit der Plan. Es wird jedoch anders kommen...  Koffer, sowas von egal!

Gegen 20:15 laufe ich die East Main runter, eigentlich nur ein Umweg zum  Motel. Ich habe einfach keine Lust auf Koffer packen. Kinda bikeshedding ;)
Ich komme an einem Pub/Club(?) vorbei, höre drinnen laute Live Musik. Klingt nicht so übel. Aber ich muss ja Koffer packen.
Vielleicht wenigstens ein Bier? Immerhin ist er der letzte Abend, irgendwie. Aber ich muss ja Koffer packen.
Draussen hängt ein Poster. Irgend ein Live Musik Abend. Mit verschiedenen Bands. Kenne keine einzige. Muss ja auch Koffer packen.
Aber schnell ein Bier? .....
Scheiss aufs Koffer packen! Kann ich auch morgen früh machen!

Drinnen spielt irgend eine völlig unbekannte Indie-Rock Band. Nicht schlecht. Aber auch nicht das grosse Ding. Als Begleitmusik zu einem ziemlich leckeren IPA reichts aber allemal.
Die Indie-Rocker räumen die Bühne.
Die Combo, die jetzt auf die Bühne steigt stellt sich kurz und knapp vor mit "We are Gymshorts" (da haben selbst Motörhead mehr Worte verloren!). Und dann gehts ab. Laut, schnell, dreckig, rotzig. Punkrock vom feinsten! Habe ich früher schon gemocht, mag ich immer noch. Und oft sind es die kleinen unbekannten Bands die das so richtig gut können! Die Combo rockt den Laden! Irre Stimmung. Viele Besucher sind nicht hier, ich schätze mal so 40, vielleicht 50. Das ganze erinnert mich irgendwie an - nie gesehene - US Fernsehserien der späten 80er, frühen 90er. Zumindest stelle ich mir die so vor ;)  Die Band spielt mit einer unglaublichen Power und Freude. Auf dem dancefloor ist die Hölle los: die (einzig wahre)  "Dorfschöhnheit" (dabei ist Ventura ja nun durchaus eine grosse Stadt) geht ab wie der Teufel: wilde blonde Mähne, knappes pinkfarbenes Kleidchen, Doc Martens Stiefel. Die restlichen "teenage dirtbags" (ok, ein paar scheinen sicher weit über 20 zu sein) tanzen einen wilden Pogo mit ihr. Es ist mal wieder soooo unwirklich! Und einfach nur grossartig! Niemals wäre ich gezielt hier her gegangen. Aber Meister Zufall hats mal wieder perfekt eingefädelt!
Der "alte " Besucher aus Deutschland (nein, ich tanze nicht mit, konnte ich schon früher nicht ;) ) hebt den  Altersdurchschnitt in dem Laden sicher um mindestens ein Jahrzehnt (oder mehr ;) ). Stört aber keinen. Keiner guckt mich komisch an. Wir alle haben Spass, die einen beim Tanzen, die anderen beim Zugucken. Was für eine Stimmung... mit nur eine paar dutzend Leuten. Und einer genialen Band!
Ein IPA geht noch, dann gehen "Gymshorts" leider auch von der Bühne. Jetzt kommt eine Reggae  Band, damit kann ich nun allerdings überhaupt nichts anfangen. Die meisten anderen offenbar auch nicht.
Gymshorts haben einen Merchandising Stand, ich frage  die Sängerin, die dort höchstpersönlich verkauft nach einer CD. Sowas altmodisches haben sie aber nicht mehr. Es gibt Vinyl und Tape (ultramodern) oder einen Hinweis auf den download im Netz. Schau ich mir morgen an! Ein wenig Schmalschwatz noch, dann verlasse ich den Laden. Draussen treffe ich auf den Rest der Band , die laden gerade das Equipment in den Van. Auch hier sage ich nochmal Danke! Einfach weil ich das Konzert so extrem gut fand. Die Jungs freuen sich riesig, vermutlich ihr erster Gast aus Deutschland. Ich erfahre, dass sie aus Rhode Island kommen - auch nicht gerade um die Ecke - und morgen schon in Albuquerque spielen werden. Heftig, das sind ein paar Meilen. Wir unterhalten uns noch ein wenig, aber sie haben nicht wirklich Zeit. ich ja auch nicht. Koffer packen. F*******ck!







Was hat mir Kalifornien da für einen tollen letzten Abend beschert?!?!?!? ich bin zwar etwas angebiert, aber das macht nichts. Koffer packen? Ja doch,  morgen früh!
Ich schau nochmal im Netz nach den Gymshorts, "The United States of America official national band", wie sie sich selbst nennen. Ernst meinen können die das natürlich als Punk-Rocker nicht. Und den Ansagen zwischen ihren Songs  nach zu urteilen sind sie auch alles andere als "Trumpeltiere". Schön, dass es sowas  noch gibt!
Online klingen sie allerdings bei weitem nicht so toll wie live. Ist ja aber immer so. Vielleicht gut, dass ich keine CD kaufen konnte. Wäre womöglich eine Enttäuschung gewesen. So aber bleibt es eine Erinnerung an ein sehr cooles Konzert mit einer wunderbar sympathischen Band!

Irgendwann später falle ich im Motel 6 ins Bett.

190 Meilen gefahren.
Sonnenuntergang am Pazifik.
Wunderbaren Punk-Rock gehört.
Ich trau´s mich ja kaum schon wieder zu schreiben: schöner Tag! Perfekt!

Lurvig

P.S. die Reise ist leider fast zu Ende, aber ein bisschen was gibts noch zu erzählen. Aber erst nach Ostern.
Schöne Feiertage euch!

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Antw:Californication 2019. (k)ein Reisebericht
« Antwort #56 am: 18.04.2019, 10:24 Uhr »
Klasse Tag!
Der Highway 1 hat so unendlich viel zu bieten.
Und der Abend natürlich auch   :D

Die Frontfrau erinnert mich an Susan Tedeschi - die macht allerdings mit ihrem Mann Derek Trucks eher Blues Rock, z. B. bei Eric Clapton's Crossroads Guitar Festival welches dieses Jahr nochmals aufgelegt wird ... (Ende der Werbeeinblendung)
Leider gibt es solche kleinen Konzerte in der Pop-Welt ja nicht mehr so oft - über die Jahre haben wir aber auch einige in den USA erlebt, man darf auch mal Glück haben.  :D

partybombe

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« Antwort #57 am: 18.04.2019, 10:49 Uhr »
So schnell kann der Urlaub vorbei sein - ich hab es genossen: Tolle Bilder, schöne Erlebnisse und ein netter Bericht

lurvig

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« Antwort #58 am: 18.04.2019, 11:50 Uhr »
So schnell kann der Urlaub vorbei sein - ich hab es genossen: Tolle Bilder, schöne Erlebnisse und ein netter Bericht

bisschen was kommt ja noch. Aber erst nächste Woche...
Und ja, natürlich war das viel zu kurz. 

Lurvig

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« Antwort #59 am: 18.04.2019, 12:17 Uhr »
Der Highway 1 hat so unendlich viel zu bieten.

naja, beim dritten oder vierten Mal wird er dann doch etwas langweilig.
Ich mag den 395, zumindest im nördlichen Teil mittlerweile lieber: viel weniger Verkehr, viel weniger Touristen und man kann die schönen Stellen besuchen ohne jedesmal Eintritt in einem Statepark zu zahlen ;)

Lurvig