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Autor Thema: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias  (Gelesen 14782 mal)

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tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #30 am: 16.11.2004, 21:48 Uhr »
Tag 8: Stewart -> Burns Lake (North Tweedsmuir Park)

Am frühen Morgen sind wir von Stewart  nochmals zum Fish Creek gefahren. Leider haben wir die einstündige Zeitverschiebung zwischen Alaska und British Columbia nicht beachtet, so dass wir kurz vor der offiziellen Öffnung der Plattform dort ankamen. Die Ranger waren aber bereits vor Ort und man hat uns auch ohne Probleme auf die Plattform gelassen. Wir haben dort noch einen Schwarzbären gesehen, wobei auch dieser Bär nach ganz kurzer Zeit verschwunden war und auch ein nordamerikanischer Baumstachler ließ sich blicken. Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass der Fish Creek kein geeigneter Ort für empfindliche Nasen ist. Im Bach und an den Ufern liegen hunderte von toten Lachsen, die nach dem Laichen gestorben sind. Lebende Fische konnte man im Bach Anfang September nur vereinzelt sehen. Die toten Lachse verbreiten einen entsprechenden Verwesungsduft. Anschließend sind wir dann wieder über den Cassair Highway zurück nach Kitwanga gefahren (gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt). Von Kitwanga haben wir uns dann auf den Weg nach Burns Lake gemacht. Der Trans-Canada Highway führt von Kitwanga über Smithers und Huston nach Burns Lake und von dort weiter bis nach Prince George. Wenn man Zeit hat, kann man an verschiedenen Stellen auf Nebenstrecken ausweichen (bekannt ist z.B die Gransile Route oder die Francois Lake Runde). Während unserer Fahrt fuhren wir durch eine herrliche Herbstlandschaft mit gold gefärbten Mischwäldern.  Die Berge im Hintergrund waren meist durch Wolken verdeckt, aber ab und zu konnte man schneebedeckte Bergrücken erkennen.

In Burns Lake gibt es eine kleine Fluggesellschaft, die uns mit ihrem Wasserflugzeug in den Nord Tweesmuir Park bringen sollte. Die Tweesmuir Park teilt sich in einen südlichen und nördlichen Teil auf und ist ein Park ohne große Infrastruktur. Nur der Highway 20 durchquert den südlichen Teil des Park auf einem kurzen Teilstück. Er reicht vom Küstengebirge bis zur Nechako Ebene. In den nördlichen Teil des Parks kommt man nur per Boot oder Wasserflugzeug. Unter anderem gibt es die Möglichkeit den Park auf einer Kanutour zu entdecken, bei der man in ungefähr acht Tagen mehrere Seen und Flüsse durchquert. Außerdem führt der Alexander Mackenzie Trail durch Teile des Parks. Für denjenigen, der einen stationären Urlaub bevorzugt, gibt es zwei Lodges im Park sowie einige Selbstversorgerhütten, die man mieten kann. Wir haben uns für eine Lodge entschieden, die man mit dem Wasserflugzeug erreichen kann. Die Lodge diente uns dann als Ausgangspunkt für Tagestouren in den Park.

Wir hatten erst Schwierigkeiten die Fluggesellschaft zu finden, da es nur sehr kleine Hinweisschilder gab und das Büro in einem normalen Wohnhaus untergebracht war. Der Pilot hatte unseren Termin fast vergessen, er hat aber dann das Flugzeug innerhalb von einer Stunde startklar gemacht und hat uns dann zur Lodge geflogen. Da es unser erster Flug mit dem Wasserflugzeug war, hatten wir etwas Sorge wegen der gültigen Gepäckgrenzen (15 km pro Person) und zulässigen Gepäckabmessungen. Die Sorge war aber unbegründet, da außer uns niemand mit geflogen ist und im Flugzeug ausreichend Platz war. Die Sicht während des Fluges war durch tief hängende Regenwolken behindert. Trotzdem konnte uns der Pilot ohne Probleme planmäßig auf dem an der Lodge liegendem See absetzen. Die Lodge besteht aus mehreren Blockhütten (verteilt auf einem großen Seegrundstück), die zum Schlafen genutzt werden. Außerdem gibt es noch ein Haupthaus, wo man sich zum Frühstück und Abendessen aufhält. Die Hütten werden über Yukon-Öfen (Holz) beheizt und haben keinen weiteren Stromanschluss, sind aber ansonsten komfortabel und gemütlich eingerichtet. Strom gibt es nur im Haupthaus und nur zu bestimmten Zeit, wenn ein Generator zur Essenzubereitung genutzt wird.

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #31 am: 17.11.2004, 22:13 Uhr »
Tag 9 bis 13: Tweedsmuir Park

Die ersten zwei Tage waren wir die einzigen Gäste in der Lodge, da die Wasserflugzeuge aufgrund von schlechter Sicht nicht fliegen konnten. Eine größere Reisegruppe (6 Leute) konnte daher nicht eingeflogen werden. In der Umgebung der Lodge gibt es verschiedene Seen, an denen Kanus liegen. Man kann dort durch eine abwechslungsreiche Landschaft hinwandern (1 bis 4 Stunden) und dann die Kanus nutzen, um die Seen zu erkunden. Die Seen sind riesig und man kann die Kanutouren beliebig ausdehnen. Der Aufenthalt war sehr angenehm, da uns kein Programm aufgedrängt wurde (man muss nicht in einer Gruppe wandern oder Kanufahren) und die Gegend ist doch so vielfältig, dass man jeden Tag etwas anderes machen kann.  Zum Schutz gegen Bären erhielten wir ein Bärenspray, welches wir zum Glück aber nicht testen mussten. Die Wege sind gut markiert, sie werden aber nicht komplett gepflegt. Manchmal versperren umgestürzte Bäume den Weg oder Teile des Wegs sind überschwemmt. Die Pächter der Lodge besprechen mit jedem Gast am Morgen geeignete Touren und geben Hinweise, was zu beachten ist und achten auch ein wenige darauf, dass die Gäste nicht alle zum gleichen See laufen, wo dann die Kanus knapp werden könnten. An jedem See liegen 5 bis 6 Kanus. Bei unserem Besuch gab es allerdings nur wenige andere Gäste und wir konnten die Stille und die Natur für uns alleine genießen. Am zweiten Morgen tauchte eine Elchkuh mit ihrem Jungen keine 100 Meter von unserer Hütte im Morgennebel auf. Außerdem nutze ein Fischadler das Dach unsere Hütte als Aussichtsplattform und die Loons kamen ebenfalls häufig ganz in die Nähe unserer Hütte.

Am Morgen des letzten Tages klarte das Wetter deutlich auf und unser kleines Wasserflugzeug tauchte pünktlich zur vereinbarten Zeit auf und brachte uns zurück nach Burns Lake. Der Rückflug war super, da wir eine gute Fernsicht hatten und wie bekamen einen schönen Überblick über die Vielfalt des Parks mit schneebedeckten Küstengebirgen und riesigen Seen und Wäldern. Der Pilot hatte etwas Zeit und hat einen kleinen Umweg gemacht, damit wir noch einige Karibos und Dallschafe auf einer nahen Hochebene sehen konnten. Bei der Landung hätte es fast noch einen Zusammenstoss mit einem Bieber gegeben, aber der Bieber war dann doch schneller als das Flugzeug.

Anette

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #32 am: 18.11.2004, 06:31 Uhr »
Hallo Tom, ist ja schon eine ungewöhnliche Reise gewesen. Wieviel Mal zuvor seid Ihr schon in BC gewesen?
Und schreibst Du bitte noch den Namen der Lodge? An solchen Unterkünften bin ich nämlich immer interessiert.


Anette

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #33 am: 18.11.2004, 10:39 Uhr »
Hallo Anette,

bei den Vorbereitungen der Reise habe ich einige Fly-In Lodges gefunden. Ich haben einmal einige der Links, die ich gefunden habe hier aufgelistet:

www.spatsizi.com (Spatsizi Plateau Wilderness Park)
www.lakesdistrictair.com (North Tweesmuir Parks)
www.naturetrailslodge.com (Nimpo Lake, Burns Lake, Vanderhoof)
www.westcoastresorts.com/redfernriver.cfm (Burns Lake)
www.kingpacificlodge.com (Prince Rupert)

Wir waren in der nature trails lodge, da man dort bzgl. der Anreise und Dauer des Aufenthalts besonders flexiblel war und da die anderen Lodges teilweise im September ihren Schwerpunkt beim Angeln haben.

Dies war im übrigen das fünftemal in British Columbia und das schöne ist, dass wir bei weitem noch nicht alles gesehen haben.

Gruss Tom

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #34 am: 18.11.2004, 22:01 Uhr »
Tag 13: Burns Lake -> Jasper

Die Meldung des Tages kam aus dem Radio: „Im Gebiet von Fort St. John wurde vor starken Schneefällen gewarnt. Laut Vorhersage wurden 30 bis 40 cm Schnee angekündigt.“

Wir sind davon unberührt an diesem Tag von Burns Lake nach Jasper gefahren. Die Strecke ist mit 602 km ziemlich lang als Tagesetappe und lässt wenige Zeit für Unterbrechungen. Sie führt über Prince George, McBride, über Tete Jaune Cache durch den Mt.Robson Park nach Jasper. Von Burns Lake bis Prince George ist die Landschaft durch viel landwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet und die Gegend ist relativ flach. Zusätzlich war der Verkehr lebhaft (zumindest für kanadische Verhältnisse). Erst hinter Prince George bringen die Ausläufer der Rockies und Caribo Mountains wieder mehr Abwechselung in die Landschaft. Der Highway 16 verläuft dabei durch ein lang gezogenes Tal. Besonders spektakuläre Anblicke kann man auf der Strecke (Highway 5) zwischen Tete Jaune Cache und Jasper erwarten. Wenn das Wetter es zulässt, kann man einen tollen Blick auf den Mt. Robson (höchste Berg in den kanadischen Rockies) erwarten. Der Abschnitt des Highway 5 ist auf dem Teilstück auch immer wieder gut für Tierbeobachtungen, wobei der Highway zusätzlich zu den PKW’s, Wohnmobilen und Reisebussen von vielen Trucks genutzt wird. Weitgehend parallel zur Strasse verläuft außerdem noch eine Bahnlinie. Man darf dort keine ruhige Bergstrasse erwarten, die man für sich alleine nutzt. Wir hatten das große Glück am Yellowhead Pass (kurz von Jasper) einen Wolf zu sehen, der den Highway überquerte (Uhrzeit 18:30 Uhr). Leider war der Fotoapparat nicht griffbereit. In den Parks (Jasper & Mt. Robson) sollte man Fahrten in der Dunkelheit meiden, wobei man im September bis 19:30 Uhr Tageslicht (19:30 Mountain Standard Time = 18:30 Uhr Pacific Standard Time) erwarten kann. Im September laufen die Wapiti-Hirsche kreuz und quer über die Strasse (Beginn der Brunftzeit) und ihre Aktivitäten nehmen gerade in der Abenddämmerung stark zu. Wir hatten vor einigen Jahren einmal das Glück in der Dämmerung von Jasper nach Hinton fahren zu müssen und wir hatten dabei kein sicheres Gefühl, da die Hirsche in großen Herden recht unvermittelt am Straßenrand erschienen.

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #35 am: 19.11.2004, 22:31 Uhr »
Tag 14 bis 16: Jasper NP

In Jasper mieten wir schon fast traditionell eine kleine Holzhütte (dort Bungalow genannt) in einer Ferienanlage am Ufer des Athabasca Rivers. Das gute an den Hütten ist, dass sie mit einem Kamin ausgestattet sind und in der Regel eine kleine Küche zur Selbstversorgung haben.  Je nach Jahreszeit halten sich direkt auf dem Grundstück Bären und Hirsche auf. Jasper ist ein netter kleiner Ort mit vielen Souvenirgeschäften und kommt uns nicht ganz so touristisch wie Banff vor. Zusätzlich gibt es einige Unternehmen die Touren in die nähere und weitere Umgebung anbieten (Raftingtouren, Reitausflüge, Busausflüge, geführte Wanderungen). Wir wollten eigentlich immer eine Raftingtour machen, dies hat aber im September nie geklappt, da die meisten Flüsse nicht mehr genügend Wasser haben. Meistens gibt es nur noch eine Tour auf dem Athabasca River (sofern sich genügend Teilnehmer finden) und so spektakulär sieht dieser zu dieser Jahreszeit nicht mehr aus. Daher haben wir von der Tour abgesehen. Nachteilig an Jasper ist die Bahnlinie, die den Ort vom Ufer des Athabasca River abschneidet. Je nach Lage der Unterkunft hört man in der Nacht deutliche Rangiergeräusche.

Wir nutzen die Zeit um Jasper & Umgebung etwas näher kennen zu lernen. Das Wetter war nicht so gut und die Berge waren häufiger in den Wolken verschwunden. Wir waren am Mt. Edith Cavell (29 km von Jasper), an den Athabasca Wasserfällen (30 km von Jasper),  am Maligne Lake (49 km von Jasper) und an den Miete Hot Springs (61 km von Jasper) und auf dem Whistler Mountain (7 km von Jasper). Insgesamt kommen durch die Fahrten von Jasper zu diesen Orten noch etliche extra Fahrkilometer zusammen. Man sollte außerdem beachten, dass die Mount Edith Cavell Road nur von Fahrzeugen ohne Anhänger benutzt werden darf und für Fahrzeugen über 6m Länge nicht empfohlen wird. Wer sich für Wanderungen interessiert, sollte sich beim Visitor Information Center vorab informieren. Dort erhält man aktuelle Informationen zu Zustand der Trails. Vom Information Center gibt 7 Routenvorschläge zu Tageswanderungen (Distanz zwischen 5 km und 13 km). Wer mehr Einsatz zeigen möchte, kann auch einige Weitwanderwege nutzen. Diese erfordern dann allerdings Zeltübernachtungen und eine Erlaubnis der Parkverwaltung (backcountry permit/Wilderness Pass). Ein Nachteil von vielen längeren Wanderwegen ist, dass Start- und Endpunkt der Wanderwege weit auseinander liegen und man anschließend sehen muss, wie man wieder zum Startpunkt zurückkommt, um dort das Fahrzeug abzuholen. Die bekanntesten Weitwanderwege sind die Wanderung durchs Tonquin Valley zum Amethyst Lake (41 km), der Skyline Trail (45 km) und der North Boundary  Trail (173 km). Wir haben einige kürzere Wanderungen am Mt. Edith Cavell, am Maligne Lake und am Whistler Mountain (2285 m) gemacht, wobei wir nur wenige Höhenmeter über der Bergstation auf eine geschlossene Schneedecke gestoßen sind, die das Weiterkommen ziemlich erschwert hat.

Sowohl die Wapiti-Hirsche als auch die Elche und Bären haben sich in diesem Jahr in Jasper rar gemacht (dies war bei früheren Besuchen schon einmal anders). Einzig auf der Strasse zu den Miete Hot Springs konnten wir mit dem Fernglas zwei Bären an einem Berghang entdecken. Die Bären waren aber soweit entfernt, dass man sie kaum erkennen konnte. Am Highway 16 haben wir dann auch eine kleine Herde von Wapiti-Hirschen gesehen. Zusätzlich sieht man fast mit 100% Garantie Bighornschafe am Yellowhead Highway 16 auf der Strecke zwischen Jasper und  dem Pocahontas Campingplatz und Bergziegen am Medicine Lake.

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #36 am: 21.11.2004, 20:06 Uhr »
Tag 17 und 18: Jasper -> Wells Gray Provincial Park
Von Jasper haben wir uns auf den Weg in den Wells Gray Park gemacht. Die Strecke war auf den ersten 100 km  identisch mit der Hinfahrt, da erst ab Tete Jaune Cache der Highway 5 nach Kamloops beginnt. Auf dem Teilstück des Yellowhead Highways 16 von Jasper nach Tete Jaune Cache war wieder sehr dichter Verkehr. Am Straßenrand haben wir im Mt.Robson Prov. Park noch  einen Schwarzbären gesehen. Die Parkverwaltung empfiehlt, Bären am Straßenrand möglichst in Ruhe zu lassen um die Bären und sich selber nicht zu gefährden. Trotzdem gibt es immer wieder Verkehrsstaus in den Parks, wenn jemand einen Bär vom Auto aus entdeckt. Die Leute missachten den Sicherheitsabstand zu den Bären (um gute Fotos zu machen) und überqueren die Strasse ohne auf den Verkehr zu achten. Mittlerweile gilt statistisch gesehen das Autofahren als gefährlichste Aktivität in den kanadischen Parks. Wir haben einen Zwischenstop am Visitor Center des Mt. Robson Parks gemacht. Von dort hat man einen sehr guten Blick auf den Mt.Robson.

Auf der weiteren Strecke zwischen Tete Jaune Cache und Clearwater hat man bei schönem Wetter zum Teil nette Ausblicke, die zu unserer Zeit durch tief hängende Regenwolken leider nicht möglich waren. Größere Ortschaften sind Valemount und Blue River, von wo aus man gut die „Cariboo Mountains“ und „Monashee Mountains“ für sich entdecken kann. Besonders interessant ist aus meiner Sicht Blue River, da man von Blue River über eine Schotterstrasse (27 km) den Wells Gray Prov. Park (Murtle Lake) erreichen kann. Außerdem gibt es von dort Touren in den Finn Creek Prov. Park und den Mud Lake Prov. Park.

Die meisten Touristen nutzen ab Clearwater die Korridor Strasse (34 km + 35 km Anfahrt), um in den Wells Gray Prov. Park zu gelangen. Auf der Strecke bieten sich verschiedene Möglichkeiten zu kurzen Wanderungen. Im Internet und von den Vermietern in der Region erhält man eine Routenbeschreibung, in der die Sehenswürdigkeiten auf der Strecke erläutert werden. Der Wells Gray Park empfing uns mit starken Regenfällen. Wir machen daher nur sehr kurze Wanderungen im Korridorgebiet. Und auch am nächsten Tag hielten sich die Regenwolken in den Bergen. Übernachtet haben wir in der Helmcken Falls Lodge, da die Lodge unmittelbar an der Parkgrenze an der Korridorstrasse liegt. Alternativ gibt es im Korridorgebiet noch die Möglichkeit zur Übernachtung auf einer Ranch oder am Clearwater Lake Campground kann man auch Hütten mieten.  Reiten, Wandern und Kanutouren sind die Aktivitäten im Park. Die Wanderwege haben dabei eine Länge zwischen 10 km und 32 km. Wir haben die Regenpause genutzt, um an einer geführten Reittour in die Wälder teilnehmen. Die Reittouren werden in unterschiedlichen Längen angeboten und sind auch für Anfänger geeignet. Wie bei fast allen Aktivitäten in Kanada mussten wir allerdings vor Beginn der Tour eine Haftungsbefreiungserklärung (Liability Waiver) unterschreiben. Die Reittour selber führte auf schmallen Pfaden durch den Wald. Die Begleiterin hat einige Erläuterungen zu Historie des Parks und zum Tierleben im Park gegeben. Die gesamte Strasse ab Clearwater ist 69 km lang. Die meisten Aussichtspunkte (Blick in den Canyon, Green Mountain Aussichtsturm und die Helmken Wasserfälle) findet man auf dem ersten asphaltierten Teilabschnitt bis zu den Helmken Falls. Danach verläuft die Straße als Schotterstrecke durch dichte Wälder (spektakuläre Ausblicke kommen nicht mehr). Wir sind die Strecke trotz Dauerregens bis zum Ende am Clearwater Lake durchgefahren und haben dabei kurz einen Schwarzbären gesehen, der die Strasse überquerte.

In Clearwater durften wir uns über den niedrigsten Benzinpreis auf dieser Route freuen (79 Cent (kanadische) pro Liter bleifreies Benzin).

Anette

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #37 am: 22.11.2004, 06:27 Uhr »
Wie war denn die Helmcken Falls Lodge? Habt Ihr von dort aus den Reitausflug unternommen? Die Ranch haben wir auch gesehen, seid Ihr mal dortgewesen?

Anette

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #38 am: 22.11.2004, 14:03 Uhr »
Hallo Anette,

uns hat die Helmcken Falls Lodge sehr gut gefallen (die Zimmer machten einen neu-renovierten Eindruck), obwohl der Golfplatz den Gesamteindruck etwas stört. Zudem kann man sich dort leider nicht selber versorgen, aber dafür ist das Buffet (Frühstück & Abendessen) immer super. Man erhält zudem einen kleinen Rabatt, wenn man beim Buchen der Zimmer bereits mitteilt, dass man dort Essen möchte. Die Reittour wurde auch von der Lodge angeboten. Unser Eindruck war, dass die Preise für Aktivitäten dieser Art etwas niedriger waren als in Jasper. Da im September nicht amehr alle Aktivitäten angeboten wurden, bemühten sich verschiedene Vermieter in der Region ihre Aktivitäten zu bündeln, so genügend Mindestteilnehmer für die meisten Angebote gefunden wurden.

Auf der Ranch waren wir dieses Jahr nicht, wir hatten uns schon einmal bei einem vorheirigen Aufenthalt dort informiert und im Internet gibt es auch einige Informationen. Für uns wäre die Ranch nur interessant, wenn man eine der längeren Reittouren macht, auf denen im Zelt übernachtet.

Gruss Tom

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #39 am: 22.11.2004, 22:31 Uhr »
Tag 19 bis 21: Wells Gray Prov. Park -> Whistler

An Tag unserer Abfahrt vom Wells Gray Park hatten wir strahlenden Sonnenschein. Ab Clearwater kamen wir wieder auf den Highway 5. Der Highway 5 von Clearwater nach Kamloops ist bei Wohnmobilen, Reisebussen und Trucks sehr beliebt, da er relativ wenige Steigungen auf diesem Teilabschnitt hat und so ein schnelles Vorankommen gewährleistet ist. Wir haben uns daher entschieden, ab Little Fort über den Highway 24 zum Cariboo Highway 97 zu wechseln. Der Highway 24 ist deutlich weniger befahren und beginnt im ersten Teilabschnitt mit einem steilen Anstieg auf eine Hochebene. Dort fährt man am Ufer einiger Seen entlang (Interlake Region). Die Abzweigung zum Green Lake Route haben wir leider erst im Nachhinein als Alternativroute wahrgenommen. Die restliche Strecke über 70 Mile House und Clinton bis zur Abzweigung zum Highway 99 ist nicht weiter erwähnenswert. Interessant sind eher die kleinen Seitenstrassen, die wir aber aus Zeitmangel nicht genutzt haben. Der erste Teil des Highway 99 bis Lillooet zieht sich noch einmal endlos hin, obwohl man teilweise schöne Aussichten hat. Die Strasse ist in keinem guten Zustand und zudem relativ schmal. Der schönste Teil der Strecke ist die Duffy Lake Road zwischen Lilooet und Pemberton. An den Duffy Lakes gibt es auch einige schöne Campingplätze, die zumindest im September wenig überlaufen sind. Die Strasse hat weist einige enge Kurven auf und erreicht an der höchsten Stelle über 1000 Höhenmeter. Von der Passhöhe geht es über ein starkes Gefälle von bis zu 13% nach Pemperton. Pemberton ist schon fast ein Vorort von Whistler und wird derzeit im Vorlauf zu den olympischen Spielen kräftig ausgebaut. Wahrscheinlich soll sogar ein größerer Flughafen dazukommen Die Strecke zwischen Pemberton und Whistler ist dann wieder etwas langweiliger. Whistler ist eigentlich kein richtiger Ort, sondern eine Ansammlung von verschiedenen Orten, die links und rechts des Highway 99 liegen. Whistler ist kein historisch gewachsener Ort, sondern wurde als Ergänzung zu einem Skilift errichtet. Der gesamte Skiberg gehört einer privaten Investment-Gesellschaft, die über dem Wintersport Immobilien verkaufen will. Der Hauptort für Touristen ist Whistler Village, wo wir ein Apartment (mit Kamin und jacuzzi) zu einem sehr günstigen Preis (79 CAD) vorreserviert hatten, dass in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Gondel in der Fußgängerzone lag. Im Vergleich dazu war die Jugendherberge in Tofino mit 75 Dollar überteuert. Allerdings wird überall in Whistler immer wieder von Werbern angesprochen, die einem zu Veranstaltungen der Investmentgesellschaft (Club Intravest) einladen wollen, damit man dort Wohnrechte an Ferienwohnungen erwirbt. Dabei versucht man es auch gerne über indirekte Ansprachen (z.B. ermäßigte Bergbahntickets). Insgesamt war es sehr ruhig in Whistler und die meisten Restaurants und Geschäfte waren nur eingeschränkt geöffnet. Viele Sommeraktivitäten sind im September bereits nicht mehr möglich (z.B. Rafting).

Whistler ist auch Bärenland und die beiden Skiberge Whistler Mountain und Blackcomb Mountain sind die Gebiete mit der höchsten Schwarzbärendichte im westlichen Kanada. Die Bären sind immer auf der Futtersuche und schaffen über ihre Verdauung von Beeren großflächige Beerenstrauchgebiete auf den Skipisten, die wiederum als Hauptnahrung für nachfolgende Bärengenerationen dienen. Gleich an unserem ersten Abend kam eine Bärenmutter mit ihren zwei Jungen am frühen Abend die Skipiste bis zur Talstation herunter. Natürlich gab es dadurch einen Menschenauflauf und ein Offizier musste Warnschüsse in die Luft abgeben, damit die Bären nicht in die Fußgängerzone hineinliefen. Da sich Whistler kräftig ausdehnt, bleiben Konflikte mit Bären nicht aus. Trotz der Warnschüsse erschien die Bärenmutter an den nachfolgenden Abenden ungefähr zur gleichen Zeit wieder an der Talstation der Bergbahnen.

Einen Wanderweg  vom Tal auf den Berg (wie in den Alpen üblich) gibt es in Whistler übrigens nicht. Der untere Teil des Berges (Whistler Mountain) ist komplett für Mountain Biker reserviert und für Wanderer gesperrt. Wer Mountain Biken will, muss an der Mittelstation der Bergbahn aussteigen, wer wandern will, darf dies nur im Umkreis der Bergstation oder außerhalb von Whistler machen. Bei unserem Besuch lag oberhalb der Bergstation (Whistler Mountain) schon eine Menge Schnee (um die 20 cm). Die Wege waren aber mit gutem Schuhwerk als Trampelpfad alle begehbar, auch wenn es teilweise etwas glatt war. Der zweite Hausberg von Whistler „Blackcomb Mountain“ war zu unserer Zeit für Besucher gesperrt. Da wir immer sehr an Bären interessiert sind, haben wir auch in Whistler noch eine weitere geführte Bärentour (Dauer 3 Stunden) mitgemacht, obwohl es eigentlich nicht mehr notwendig gewesen wäre. In Whistler fährt man mit einem Ranger in einer kleinen Gruppe im Geländewagen über die Skipisten zu einigen Stellen, wo sich Bären aufhalten und nach Futter für den nahen Winter suchen. Man kommt auch auf dieser Tour sehr dicht an die Bären heran. Zusätzlich gibt der Ranger einige interessante Erklärungen und führt einem zu Orten, wo die Bären im Winter überwintern. Er zeigt auch, wie er das Gewicht der Bären im Rahmen der laufenden Forschungsprogramme feststellt.

Einen Tag in Whistler nutzen wir dann noch zur Erkundung der Umgebung. In die Richtung von Squamish konnten wir aber nicht fahren, da der Highway 99 zeitweise gesperrt war und zudem einige Grossbaustellen das Vorankommen behindern. Der Highway wird zurzeit vierspurig ausgebaut, damit der Verkehr von Vancouver nach Whistler zu den Olympischen Spielen störungsfrei rollen kann und auch in Squamish soll ggf. noch ein Terminal für Kreuzfahrtschiffe errichtet werden. Wir sind daher nochmals nach Pemberton  und von dort dann weiter Richtung Gold Bridge gefahren. Auch dort haben wir noch weitere Bären gesehen und wir waren die einzigen an dieser Stelle. Insgesamt haben wir in diesem Jahr so viele Bären wie noch nie zuvor in Kanada gesehen.

Anette

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #40 am: 23.11.2004, 06:34 Uhr »
Tom, schreibst Du bitte den Namen des Apartements in Whistler?

Das mit den Warnschuss haben wir in der Nähe der Athabasca Falls erlebt. Allerdings störte der Lärm zunächst den Bären nicht allzu sehr, irgendwann zog er sich in den Wald zurück, aber nur um nach wenigen Minuten als der Park Ranger wieder weg waren, wieder auf der Bildfläche zu erscheinen.

Wir sind im August in Whistler gewesen und haben dort keinen einzigen Bären gesehen  :cry:

Habt Ihr Brandyvine und Alexander Falls in der Nähe von Whistler besucht?

Anette

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #41 am: 23.11.2004, 12:09 Uhr »
Hallo Anette,

in Whistler hat mein ein sehr fortschrittliches online Reservierungssystem. Man findet fast alle Unterkünfte und den Zugang zum online Reservierungssystem unter
 www.tourismwhistler.com oder www.whistlerblackcomb.com

Das System funktioniert eigentlich fehlerfrei, allerdings sind die Bestätigungsemail mittlerweile so mit Bildern und Werbung vollgestopft, dass die email automatisch gesperrt wurde.

Wir waren dieses Mal im "Executive Inn at Whistler Village", wobei die Preise natürlich saisonabhängig stark schwanken. Die günstigen September-Preise setzten sich nicht ohne weiteres in der Hauptsaison fort!

Der Biologe und Ranger hat uns das Wander-Verhalten der Bären in Whistler so erklärt. Im April/Mai sind die Bären dort, wo der Schnee zuerst geschmolzen ist (meistens am Golfplatz im upper Village). Danach wandern sie langsam die Berghänge hoch und folgen dabei immer dem Reifegrad der Beeren auf den Hängen. Diese werden zuerst in Tallagen reif und im Spätsommer reifen die Beeren in höheren Lagen. Dadurch kann es natürlich gut sein, dass man im August Bären in tieferen Lagen selten zu Gesicht bekommt. Erst im Herbst (Mitte/Ende Sepetmber) kommen die Bären dann wieder in die tieferen Gebiete. In den Hochlagen gibt es ja keine Wanderwege die öffentlich zugänglich sind, so dass man höchstens von der Gondel mal einen Bären sehen kann (oder man nimmt an einer geführten Tour teil).

Gruss Tom

tom22

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #42 am: 23.11.2004, 22:50 Uhr »
Tag 22:  Whistler -> Vancouver + Rückflug

An diesem Tag sind wird am frühen Vormittag von Whistler direkt zum Flughafen nach Vancouver gefahren. Für die 123 km bis Vancouver sollte man etwas Zeit einplanen, da es einige sehr schöne Ausblicke auf der Strecke gibt. Wenn man den „Sea to Sky Highway“ in Richtung Vancouver befährt, hat man den Vorteil, dass man die Küste immer auf der rechten Fahrseite hat. Wie bereits erwähnt, wird der Highway auf dem Teilstück Whistler nach Vancouver stark ausgebaut. Im Internet gibt es zur Bauplanung einen Zeitplan und eine wöchentliche aktualisierte Information zu geplanten Vollsperrungen und auch das Informationcenter in Whistler hilft gerne weiter. Wir konnten Whistler um 9:30 Uhr verlassen, da die Vollsperrung am Cheakamus Canyon zwischen Squamish und Whistler gegen 10:00 Uhr für zwei Stunden aufgehoben wurde. Auch bei Lions Bay gab es nochmals eine Baustelle mit zeitweisen Vollsperrungen. Man bemüht sich aber, die Sperrungen in die verkehrsarmen Zeiten zu legen. In Vancouver mussten wir uns dann noch durch die Rushhour zum Flughafen quälen. Insgesamt haben wir für die kurze Strecke von 123km gut drei Stunden benötigt.

Am Flughafen von Vancouver war es nur noch ein kurzer Fussweg bis zum Abfertigschalter von Lufthansa. Wir hatten zum Glück eine non-stop Flug bis Frankfurt. Der Flug mit Lufthansa hat sich dadurch ausgezeichnet, dass er wenig komfortabel war, dass das Entertainment System nicht funktionierte und dass er sehr viel Verspätung hatte (ab Vancouver 1 Stunde + 1,5 Stunden Verspätung beim Anschlussflug von Frankfurt nach Düsseldorf).  Dafür gab es im Vergleich zum AirCanada Flug mehr Auswahl bei den Getränken, das Essen war etwas besser und die Machine war sehr neu.

Anette

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #43 am: 24.11.2004, 06:28 Uhr »
Danke Tom für diesen Reisebericht. War sehr spannend und interessant. Und Ihr habt Gebiete in BC besucht, von denen ich bisher überhaupt noch nichts gehört habe.
Anette

Klaudia

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Re: Reisebericht Sept 2004: Der Norden British Columbias
« Antwort #44 am: 24.11.2004, 08:31 Uhr »
Hallo Tom,

war sehr interessant Dein Bericht. Vielen Dank !
Gruß Klaudia

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