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Autor Thema: Good Karma - Masala und der Duft von Jasminblüten (Südindien Frühjahr 2015)  (Gelesen 15046 mal)

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MisterB

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Habe ich das überlesen ? Wo genau bist du hier ?

Gruß
Bernd
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Upps., ääääähhh, ja. Wir sind in Madurai . Danke, Bernd!

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MO, 06.04.2015

Wusstet ihr schon, dass Tempelelefanten im Gegensatz zu den Menschen hier einen gesetzlichen Urlaubsanspruch von vier Wochen im Jahr haben? Dann fahren sie mit ihrem Mahut in ein Wildreservat und dürfen quasi ganz Elefant sein und sich erholen. Tempelelefanten haben nämlich viel zu tun, wovon ich mich heute wieder überzeugen durfte.

Wir fahren über Trichy nach Tanjore. In Trichy gibt es zwei Tempelanlagen. Eine davon liegt auf einem Berg und ist dort nur zu Fuß zu erreichen. Diese erspart Shekhar mir.

Dafür geht es an eine Stelle am heiligen Cauvery River, an der sich täglich bis zu 100 Priester verdingen, indem sie Pujas für und gegen alles anbieten, dafür, dass der Betreffende bald eine Frau findet oder für verschiedene Riten, die nach dem Tod eines Angehörigen fällig sind (man beachte auf dem Bild die Nummerierung der Priesterplätze...) Ich grinse albern, muss irgendwie an die Loriot-Sketche denken: 'Brauchen Sie zufällig noch einen Weihnachtsmann?'

Shekhar erklärt mir einiges. Heute ist wohl verhältnismäßig wenig los.

 

Zunächst gehe ich zum Wasser. Das behagt mit nicht, weil es schon lange kein Fluss mehr ist, sondern ein trüber Teich, in dem allerlei Unrat neben Opfergaben liegt. Fische scheinen sich hier immerhin noch wohl zu fühlen, sie üben sich nicht im Rückenschwimmen. Niemanden hindert das am Bad.







Der Elefant kommt gerade frisch geduscht zurück, und neben seinem Frühstück und verschiedenen Leckereien, die die Gläubigen ihm zustecken, erwarten ihn schon wieder die nächsten Jobs. So muss er ein widerwilliges weinendes Kind segnen durch einen Rüsselstups auf den Kopf und muss einen Gläubigen segnen, indem er ihn mit Wasser vollprustet. Dann darf er weiter frühstücken...



Ich beobachte eine Zeremonie, bei der der Sohn einer vor wohl etwa 2 Wochen Verstorbenen und seine Famile unter Anleitung des Priesters eine Zeremonie absolvieren. So werden Münzen und Reis auf einen Teller gegeben, der Sohn trägt einen Wasserkrug um den Teller herum, der zuvor angeschlagen wurde, und das auslaufende Wasser wird auf den Teller mit Reis und Geld gesprengt.



Eine Mutter wünscht sich eine Frau für ihren Sohn. Das sieht man an einer Bananenpflanze, die sie zu ihrer Puja mitgebracht haben.



Bei Allem darf ich zusehen und fotografieren, niemand schickt mich weg oder verbittet sich das Fotografieren. Ich muss auch niemandem etwas zahlen... Steht übrigens nicht in meinem Reiseführer, dieser Ort...

Als nächstes geht es zum Sriranganatha Swami Tempel. Er ist innen wohltuend farbenarm, außen umso prächtiger, was ich leider nur erahnen kann, da hier ziemlich viel gebaut, renoviert und saniert wird, sodass auch die Türme mit Plane verhängt sind.

Was ich an Hindutempeln so mag: In ihnen wird  gelebt. Da liegen Leute und schlafen, es gibt etwas zu Essen zu kaufen oder sogar kostenfrei. Beten kann man freilich auch.



In diesem Tempel gibt es eine Stelle, auf die man sich stellen kann um von ihr aus unter Verrenkungen die Tür zum Paradies zu erspähen. Gelingt das, geht man nach dem Tod direkt ins Paradies. Ich bilde mir ein, zumindest einen schmalen Rand der gelben Tür erspäht zu haben, habe also gute Chancen. Ob der indirekte Blick mit dem Handy an einem Selfie-Stick wohl auch gelten würde?



Nach dem Einchecken ins ordentliche Hotel Lakshmi gibt es erst einmal eine kurze Pause, bevor es dann im Nachmittagslicht zum Palast und zum nächsten Tempel geht.

Im Palast gibt es nicht soooo viel zu sehen: Die Palmblattbibliothek darf man nicht fotografieren, den verblichenen bunten Prunksaal schon.











Am Tempel angekommen, sitze ich eine ganze Weile an verschiedenen Stellen um den in der Abendsonne strahlenden Sandstein zu betrachten. Es ist nicht viel los, und ich sitze lange hier, auf Mauern, auf Treppenstufen, auf einer Wiese vor der Tempelanlage und entspanne mich total.









 

Shekhar ist echt ein Schatz, heute überrascht er mich mit frischen Mangos. Die sonst üblichen Jasminblüten fürs Haar muss ich mir allerdings heute selbst kaufen am Tempel, und ich ziehe eine Menge Blicke, Bemerkungen und Lachen indischer Besucher auf mich, als die Verkäuferin mich auffordert mich zu setzen und mir die Blüten gleich in den Zopf zaubert. Macht viel mehr her als wenn ich es selbst mache!

Ich mache mich zu Fuß auf den Rückweg, mitten in der Rush Hour. So manches Mal rettet ein Inder mir das Leben, in dessen Windschatten ich fast schon bei Dunkelheit die Straße überquere. Ich suche mir immer Leute heraus, bei denen aufgrund ihres Alters die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sie das schon mehrfach unverletzt geschafft haben.

Abends im Hotelrestaurant: Auf meine Frage, ob ich bitte ein Messer und einen Teller mitnehmen darf für die Mangos, wird mir erklärt, dass es mir aufs Zimmer gebracht wird. Selbst mitnehmen darf ich es nicht, sondern muss brav im Zimmer warten. Nur kurz überlege ich, mir beides einfach von einem der Tische zu schnappen und beschließe dann, mich zu benehmen, wie man es von mir erwartet.

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MO, 06.04.2015

Wusstet ihr schon, dass Tempelelefanten im Gegensatz zu den Menschen hier einen gesetzlichen Urlaubsanspruch von vier Wochen im Jahr haben? Dann fahren sie mit ihrem Mahut in ein Wildreservat und dürfen quasi ganz Elefant sein und sich erholen. Tempelelefanten haben nämlich viel zu tun, wovon ich mich heute wieder überzeugen durfte.

Wir fahren über Trichy nach Tanjore. In Trichy gibt es zwei Tempelanlagen. Eine davon liegt auf einem Berg und ist dort nur zu Fuß zu erreichen. Diese erspart Shekhar mir.

Dafür geht es an eine Stelle am heiligen Cauvery River, an der sich täglich bis zu 100 Priester verdingen, indem sie Pujas für und gegen alles anbieten, dafür, dass der Betreffende bald eine Frau findet oder für verschiedene Riten, die nach dem Tod eines Angehörigen fällig sind (man beachte auf dem Bild die Nummerierung der Priesterplätze...) Ich grinse albern, muss irgendwie an die Loriot-Sketche denken: 'Brauchen Sie zufällig noch einen Weihnachtsmann?'

Shekhar erklärt mir einiges. Heute ist wohl verhältnismäßig wenig los.

 

Zunächst gehe ich zum Wasser. Das behagt mit nicht, weil es schon lange kein Fluss mehr ist, sondern ein trüber Teich, in dem allerlei Unrat neben Opfergaben liegt. Fische scheinen sich hier immerhin noch wohl zu fühlen, sie üben sich nicht im Rückenschwimmen. Niemanden hindert das am Bad.







Der Elefant kommt gerade frisch geduscht zurück, und neben seinem Frühstück und verschiedenen Leckereien, die die Gläubigen ihm zustecken, erwarten ihn schon wieder die nächsten Jobs. So muss er ein widerwilliges weinendes Kind segnen durch einen Rüsselstups auf den Kopf und muss einen Gläubigen segnen, indem er ihn mit Wasser vollprustet. Dann darf er weiter frühstücken...



Ich beobachte eine Zeremonie, bei der der Sohn einer vor wohl etwa 2 Wochen Verstorbenen und seine Famile unter Anleitung des Priesters eine Zeremonie absolvieren. So werden Münzen und Reis auf einen Teller gegeben, der Sohn trägt einen Wasserkrug um den Teller herum, der zuvor angeschlagen wurde, und das auslaufende Wasser wird auf den Teller mit Reis und Geld gesprengt.



Eine Mutter wünscht sich eine Frau für ihren Sohn. Das sieht man an einer Bananenpflanze, die sie zu ihrer Puja mitgebracht haben.



Bei Allem darf ich zusehen und fotografieren, niemand schickt mich weg oder verbittet sich das Fotografieren. Ich muss auch niemandem etwas zahlen... Steht übrigens nicht in meinem Reiseführer, dieser Ort...

Als nächstes geht es zum Sriranganatha Swami Tempel. Er ist innen wohltuend farbenarm, außen umso prächtiger, was ich leider nur erahnen kann, da hier ziemlich viel gebaut, renoviert und saniert wird, sodass auch die Türme mit Plane verhängt sind.

Was ich an Hindutempeln so mag: In ihnen wird  gelebt. Da liegen Leute und schlafen, es gibt etwas zu Essen zu kaufen oder sogar kostenfrei. Beten kann man freilich auch.



In diesem Tempel gibt es eine Stelle, auf die man sich stellen kann um von ihr aus unter Verrenkungen die Tür zum Paradies zu erspähen. Gelingt das, geht man nach dem Tod direkt ins Paradies. Ich bilde mir ein, zumindest einen schmalen Rand der gelben Tür erspäht zu haben, habe also gute Chancen. Ob der indirekte Blick mit dem Handy an einem Selfie-Stick wohl auch gelten würde?



Nach dem Einchecken ins ordentliche Hotel Lakshmi gibt es erst einmal eine kurze Pause, bevor es dann im Nachmittagslicht zum Palast und zum nächsten Tempel geht.

Im Palast gibt es nicht soooo viel zu sehen: Die Palmblattbibliothek darf man nicht fotografieren, den verblichenen bunten Prunksaal schon.











Am Tempel angekommen, sitze ich eine ganze Weile an verschiedenen Stellen um den in der Abendsonne strahlenden Sandstein zu betrachten. Es ist nicht viel los, und ich sitze lange hier, auf Mauern, auf Treppenstufen, auf einer Wiese vor der Tempelanlage und entspanne mich total.









 

Shekhar ist echt ein Schatz, heute überrascht er mich mit frischen Mangos. Die sonst üblichen Jasminblüten fürs Haar muss ich mir allerdings heute selbst kaufen am Tempel, und ich ziehe eine Menge Blicke, Bemerkungen und Lachen indischer Besucher auf mich, als die Verkäuferin mich auffordert mich zu setzen und mir die Blüten gleich in den Zopf zaubert. Macht viel mehr her als wenn ich es selbst mache!

Ich mache mich zu Fuß auf den Rückweg, mitten in der Rush Hour. So manches Mal rettet ein Inder mir das Leben, in dessen Windschatten ich fast schon bei Dunkelheit die Straße überquere. Ich suche mir immer Leute heraus, bei denen aufgrund ihres Alters die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sie das schon mehrfach unverletzt geschafft haben.

Abends im Hotelrestaurant: Auf meine Frage, ob ich bitte ein Messer und einen Teller mitnehmen darf für die Mangos, wird mir erklärt, dass es mir aufs Zimmer gebracht wird. Selbst mitnehmen darf ich es nicht, sondern muss brav im Zimmer warten. Nur kurz überlege ich, mir beides einfach von einem der Tische zu schnappen und beschließe dann, mich zu benehmen, wie man es von mir erwartet.

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DI, 07.04.2015:

Wir verlassen Tanjore und sind auf dem Weg nach Pondicherry. Zunächst fahren wir nur wenige Kilometer weit. Wir halten recht bald an einem Dorf in dem Frauen aus Palmblättern Dächer fertigen. Wir werden freundlich in Empfang genommen. Nur ein kleines Mädchen schreit wie am Spieß, als es mich erblickt. Sie hat bisher noch keine weißhäutige Frau gesehen, ich bin ihr unheimlich. Und außerdem bin ich einen Kopf größer als indische Frauen und derzeit etwa dreimal so breit. Offenbar denkt sie,sie soll gekidnappt oder gefressen werden. Da nützt es auch nichts,dass ich ungeschickt versuche Faxen zu machen und das Mädchen zu belustigen. Das Geschrei wird immer schlimmer. Erst ganz zum Schluss traut das Mädchen sich mir zu winken wie alle anderen Dorfbewohner. Vorbei geht es zurück anbieten Betelnuss kauenden alten Frauen, die mir mit ihren roten Mündern zulachen.











Wir halten in Darasuram, wo es einen einsamen Tempel gibt. Einsam? So ganz doch nicht. Denn hier werde ich wieder und wieder angesprochen, zunächst von einem Priester, der für mich eine Puja abhalten möchte gegen Donation. Das mache ich gerne: Hand zum Bauch (Brahma), zur Brust (Vishnu), zur Stirn (Shiva). Om namah shivaya. Wir halten die Hand über die gesegnete Flamme und streichen sie über die Augen. Das mache ich gerne, ich mag die Rituale.

Das Sanktuarium darf ich nicht fotografieren. Da versteht er keinen Spaß. Dennoch gelingt mir ein Bild, das aufgrund des Rauches von Räucherstäbchen fast ein bisschen unwirklich scheint.



Und nach dem Verlassen des Tempels kommen Inhaber von Seidenwebereien auf mich zu, die mir ihren Betrieb zeigen möchten und mir zu völlig überhöhten Preisen Seide anbieten möchten, wie Shekhar mir vorher erklärt hat.

Schade, es wäre so ein schön friedlicher Ort gewesen.

Wir halten an einer leider sehr kommerziellen Fabrikation von Bronzestatuen. Dementsprechend kurz angebunden verhalte ich mich. Ich bin froh, als wir wieder wegkommen.





Der nächste Tempel wartet, Gangaikondacholapuram. Hier bleibe ich unbehelligt und kann mir in Ruhe alles ansehen. Nur leider bin ich inzwischen ein wenig übersättigt von den vielen Tempeln. Somit geht es bald weiter in Richtung Pondicherry.







Unterwegs halten wir noch einige Male, beispielsweise an einem schönen Teich mit Wasserlilien und an einer Stelle, an der Zuckerrohr verladen wird.





Nun sind wir in Pondicherry angekommen. Ich wusste gar nicht, dass Pondicherry nicht zum Bundesstaat Tamil Nadu gehört. Und somit muss bei der Einreise in diesem Bundesstaat eine Steuer gezahlt werden.

Und übrigens fahren wir offenbar in so etwas wie den Sündenpfuhl des Südens. Alkohol soll wenig kosten und überall erhältlich sein. Als ich Shekhar von Las Vegas berichte, muss ich seine ungläubige Frage verneinen, ob Männer und Frauen denn wenigstens getrennt voneinander rauchen, trinken und spielen. Er ist geschockt.

Pondicherry ist eine Stadt mit französischem Ursprung. Und somit finden sich hier viele Relikte aus der französischen Zeit. Bei der Anfahrt ist Pondicherry allerdings eine indische Stadt wie alle. Mein schönes Hotel 'The Promenade' liegt allerdings im alten Stadtkern. Dieser ist ausgesprochen sauber und gepflegt. Von der Uferpromenade weht ein frischer Wind herüber. Ganz in der Nähe des Hotels ist die Gandhi-Statue, ein sehr schön entspannter und entspannender Stadtpark sowie der Ganesh-Tempel, der für heute mein Ziel ist.





 









Der Tempel befindet sich in einer klimatisierten Halle mit glattem Boden. Eine Wohltat für meine nackten Füße, die heute in den anderen Tempeln auf heißem und unebenem Steinboden und kratzigen ebenfalls heißen Kokosmatten geplagt wurden.  Eine Putzfrau weist mich darauf hin, dass ich doch bitte mit untergeschlagenen Beinen und nicht mit ausgestreckten Beinen sitzen soll, was offenbar eine Frage des Respektes ist der Religion gegenüber. Und wieder soll ich einem Kind gezeigt werden, vielleicht soll auch das Kind mir gezeigt werden, dieses jedoch hat große Angst vor mir mein Gesicht ist zu weiß, und auch mein Bestechungsversuch mit einem Bonbon fruchtet nicht.

Die größte Attraktion ist jedoch der Elefant vor dem Tempel. Dieser macht einen mörderischen Umsatz. Seine Aufgabe: er soll den Gläubigen eine Münze oder einen Schein abnehmen und diese dafür zur Segnung mit dem Rüssel auf den Kopf stupsen.















Es geht weiter in die Einkaufsmeile zu Ram Silk. Schließlich möchte ich noch einen Lungi und eine Kurta als Mitbringsel für K. kaufen.

Um mich herum stehen vier Verkäufer, die mich beraten. Das bedeutet, die gesamte Ware wird aus dem Regal geholt und aus den Plastikfolien und vor mir ausgebreitet. Zum Abschluss des Geschäftes steht die gesamte Mannschaft für ein Foto für mich parat, für das sogar noch mehr Herren herbeigeholt werden. Nur der offensichtliche Abteilungsleiter (ganz vorne im Bild), der am wenigsten kapiert, was ich brauche, aber der seine Mitarbeiter während des Verkaufsgespräch ist mehrfach übel an geherrscht hat, drängt sich in den Vordergrund. Man stelle sich diese Situation mal in Deutschland im Kaufhof vor.



Inzwischen ist es Zeit für das Abendessen, das ich in einem Lokal einnehme, in dem es Pizza aus dem Steinofen gibt. Die Pizza ist wirklich gut und schmeckt nur ein ganz kleines bisschen indisch.

Inzwischen ist die Promenade am Meer für den Autoverkehr gesperrt. Sie ist bevölkert von Fußgängern, die die kühle Brise genießen. Bis tief in die Nacht flanieren die Menschen hier, und nicht nur die Menschen, sondern auch ein Tier, bei dem ich nicht genau weiß, ob es eine große Maus oder aber eine kleine Ratte ist.


MisterB

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Also ich muss ja sagen, das ich diese angemalten Elefanten allesamt total klasse finde.
Ich glaube ich brauch zuhause auch so nen Tempelelefant. Obwohl ..... meine Garage ist dafür bestimmt zu niedrig. Müsste ich erst mal umbauen zuhause :)

Ich habe mittlerweile meinen Lonely Planet Indien halb durchgeackert. Puh. Da habe ich jetzt schon so viel rausgeschrieben wie für drei Urlaube. Da muss ich am Ende wahrscheinlich wieder dreiviertel wegstreichen.
Aber du kannst der Indischen Touristenbehörde schon mal sagen, das du ne Prämie willst. Du hast mich geworben als zukünftiger Besucher  :lol:

Gruß
Bernd
 
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Aber du kannst der Indischen Touristenbehörde schon mal sagen, das du ne Prämie willst. Du hast mich geworben als zukünftiger Besucher 


 :groove:

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MI, 08.04.2015

Auf mich allein gestellt, geht es heute zum Sightseeing. Shekhar ist über Nacht mit dem Bus zu seiner Familie in das etwa 100 km weit entfernte Mamallapuram gefahren.

Zu Fuß mache ich mich auf den Weg zum Aurobindo Ashram. Diesen darf ich leider nur von außen fotografieren. Man ist hier äußerst freundlich. Das Trinkgeld für das Aufbewahren der Schuhe wird abgelehnt. Im Ashram selbst wird nicht gesprochen. Inder und auffallend viele dünne blasse junge europäische Frauen beten am Grab des toten Gurus oder sind in Meditation versunken. Selbst mir tut das Schweigen gut.



Ich verlasse den Ashram wieder und mache mich auf den Weg zur Papiermanufaktur. Auch diese darf ich leider nicht fotografieren. So bleibt mir nur eine Fotografie der dort erworbenen wunderschönen Karten für einen Spottpreis.



Ich streife durch die Stadt und versuche das koloniale Erbe zu entdecken.







Ich passiere einen Tempel, der ein bisschen ärmlich wirkt. Mich zieht die Musik an. die herausschallt. Ich gehe hinein und bekomme auch gleich wieder eine Puja verabreicht. 10 Rupies reichen dem Priester dafür nicht, er hätte gerne 150 und guckt bedauernd, als er merkt, dass es mir das nicht wert ist.







 

Hier in Pondicherry sehen auch die Polizisten anders aus als im übrigen Indien. Ich frage, ob ich sie fotografieren darf, und die Ordnungshüter stellen sich brav auf. So gefällt mir das. Mal sehen, beim nächsten Wunsch jemanden zu fotografieren werde ich die Aufgabenstellung ein bisschen anspruchsvoller gestalten...



Mittlerweile ist es glühend heiß. Ich schleppe mich ins Hotel zurück, wasche dort schnell meine Hose und mein T-Shirt aus, denn diese sind klatschnass. Dann kühle ich mich selbst im kleinen Pool ab. Als ich hinein hüpfe, zischt es, so heiß ist es.

Ich gehe nochmals zum Ganesh-Tempel, weil man da so schön sitzen und Leute beobachten kann. Heute darf Elefant Lakshmi mich auch auf den Kopf stupfen. Erst beim Verlassen des Tempels sehe ich, dass man darin gar nicht fotografieren darf, aber gehindert hat mich niemand.

So hatte ich die Möglichkeit zu beobachten, wie Farbtupfer und Blüten zu Wucherpreisen an den Mann gebracht werden. Immer wieder muss der Priester unter Glockengeläut Nachschub holen.

Abends gibt es wieder Pizza, ich sitze noch ein bisschen an der Promenade und spaziere durch den immer dunkler werdenden Süden der Stadt.



 















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DO, 09.04.2015

Ein letzter Tag mit Fahrt und ein letzter Ortswechsel stehen bevor. Wir machen uns auf die letzte Etappe nach Mamallapuram.

Nur etwa eine Viertelstunde Fahrt hinter Pondicherry liegt Auroville. Das ist die Modellstadt, die gegründet wurde vom Guru Sri Aurobindo. Meine Meinung dazu: muss man nicht gesehen haben. Letztlich kann man nur ein Visitor-Center besuchen und von einem Aussichtspunkt ehrfurchtsvoll das goldene Matrimandir besichtigen, einen Ort der Meditation, zu dem man eine besondere Zugangsberechtigung braucht, auf die man wohl oft tagelang warten muss und für die man in den Startlöchern verharren muss.











Auf der Weiterfahrt gibt es wieder Kleinigkeiten am Rande. So hält der Fahrer bei einem Cashewnussbaum an. Ich suche verzweifelt nach Nüssen, sehen jedoch nur rote Früchte. Die Früchte duften süß und kein kleines bisschen nach Nuss. Die Nuss sitzt über der Frucht. Das war mir gar nicht klar, dass eine Cashewnuss bedeutet, dass man sie einzeln von einer Frucht lösen muss. In Zukunft werde ich sehr viel achtungsvoller mit Cashews umgehen.





Auch darf ich einen Blick in die Schulbücher werfen, die Shekhar in Pondicherry für seine Kinder besorgt hat. Aha, deutsche Geschichte kommt dran, immerhin intensiver als die indische Geschichte in meinem Schulunterricht...



Wir halten an Feldern, an denen Salz gewonnen wird. Die Sonne knallt wieder brütend heiß vom Himmel. Durch das Salz ist das Licht noch heller, ich fühle mich geblendet und stelle mir vor, wie es sich wohl anfühlen muss, bei der Hitze immer wieder viele Kilo Salz auf dem Kopf transportieren zu müssen, das Salz auf der Haut zu haben, überall an Händen und Füßen, im Gesicht, in den Augen. Vielleicht wäre ich dann doch lieber eine der Frauen, die Krabben aus dem Schlamm am Boden der Gewässer suchen.









Die Krabbensammlerinnen:



Wir stoppen noch an einem Dorftempel, an dem Terrakottapferde geopfert werden. Ältere und neuere Modelle stehen in verschiedenen Verwitterungsstufen vor einer Shivastatue.







Doch der Tag wäre nicht perfekt ohne einen weiteren Stopp um Obst zu begutachten und zu kaufen. Ein Stand mit reifen Mangos und Jackfruit lockt.



Wir erreichen Mamallapuram. Zum letzten Mal in diesem Urlaub muss oder darf ich eine der Eincheckzeremonien bewältigen. In Indien bedeutet das normalerweise, dass man ein Getränk gereicht bekommt, kalte Tücher und sich setzen muss, so dass man zum Rezeptionistin aufsehen muss, während dieser Frühstückszeiten, das Internetpasswort, die Lage des Spa, sowie die Möglichkeiten Ausflüge zu buchen oder die Poolnutzungszeiten, die Durchwahl der Rezeption und sämtliche Ansprechpartner namentlich mit ihren Durchwahlen herunter rattert. Es reicht, wenn man dann immer verständnisvoll nickt. Man darf nur nicht verpassen, den richtigen Einsatz zu finden, wenn die Frage lautet, was man schon alles gesehen habe oder wie lange man sich schon in Indien aufhalte.

Man darf seinen Koffer nicht selbst nehmen, sondern muss süß quatschend neben einer Dame hertrippeln, um dann im Zimmer weitere gefühlt 23 Minuten auf den Koffer zu warten, den man gegen 20 Rupies beim 'Boy' auslöst, denn ansonsten erklärt selbiger einem noch eine halbe Stunde lang den Fernseher bis man von selbst merkt, dass etwas nicht stimmt und in die Tasche greift.

Die nächsten Stunden gehören dem Pool und mir. Ich sitze zwischen modernen, weißen, niedrigen Gebäuden, die den großzügigen Pool einrahmen, der von blühenden Frangipani gesäumt ist und statte dem Strand einen kurzen Besuch ab.





Später am Nachmittag werde ich abgeholt zu einer ersten Besichtigungstour. Shekhar fährt mich zur 'Five Ratha'-Anlage und zum Seashore-Tempel. Er setzt mich dann in der Stadt aus, wo ich noch ein bisschen bummeln möchte, um dann am Strand entlang zu Fuß zum Hotel zurückzugehen.

Five Ratha wirkt ein bisschen wie ein Spielplatz im Sand. Irgendwie wahllos steht ein bunter Mix von Gebäuden wie Spielgeräte nebeneinander und durcheinander.







Und der Seashore-Tempel:







Mamallapuram ist ein recht nettes Örtchen. Leider ist es hier sehr touristisch, so dass die Ansprache bei den Geschäften ein wenig massiv ist. Auch am Strand werde ich nicht in Ruhe gelassen. Für 100 Rupies hätte ich dem Verkäufer eventuell noch ein Tuch abgekauft, jedoch finde ich 300 Rupies inakzeptabel. Ich gehe weiter.











Abends geht es in ein Rooftop Restaurant in die Stadt. Shekhar besteht darauf mich wieder abzuholen. Ich bin im Laufe der Reise auch ein wenig bequem geworden, schließlich klappt alles auf diese Weise  immer so gut.

Ich bestelle Seafood, Shekhar möchte nur Pommes. Letztlich lässt er sich mit dem Argument, man könne Essen schließlich nicht wegwerfen, erweichen die Hälfte der Calamares zu essen und meine restlichen Pommes noch dazu.

Er beichtet mir, dass er manchmal heimlich mit seinen Söhnen herkommt um Fleisch zu essen. Das darf seine gestrenge Gattin jedoch nicht wissen. Sie lebt streng vegetarisch und erzieht auch die Kinder so.

Auf dem Rückweg sehe ich auf dem Display seines Telefons: 'Wife'. Er geht ran und ich
verstehe von den 3 Sätzen nur: 'No, vegetarian'.

Für die Lüge muss er morgen wohl in den Ganesh-Tempel, sich mit den Fäusten auf den Kopf klopfen, und dann mit der linken Hand am rechten Ohr und umgekehrt dreimal in den Knien wippen...

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FR, 10.04.2015

Nun geht es auf zum Rest der Stadtbesichtigung.

Erst einmal geht es zum Vishnutempel, wo ich meine Puja dieses Mal auf Englisch bekomme. Wieder mal ein hoher Preis für ein paar Jasminblüten und ein Lotosblatt... Was soll ich denn eigentlich damit machen? Unters Kopfkissen legen, dann schläfst du gut! Also OK, mache ich...



Hier im Ort gibt es Höhlentempel. Ganz in der Nähe ist Krishna's Butterball, ein oft fotografierter Fels, der wirkt. als ob er gleich die Felsen herunterrollen und die Stadt platt machen würde. Macht er aber nicht! Ich dachte immer, Krishna's Butterball liegt direkt am Strand, tut er aber nicht.















Hechelnd gehe ich die paar Meter zum alten und neuen Leuchtturm. In der einen Stunde hier habe ich fast einen Liter Wasser getrunken.





Der alte Leuchtturm ist erst einmal gar nicht als solcher zu erkennen, aber von ihm aus kann man den neuen Leuchtturm super fotografieren.





Shekhar erwartet mich hier, strahlend und völlig unverschwitzt. Wie macht er das bloß? Während er unterwegs tagsüber stets weiße Kleidung anhatte, quasi seine Fahreruniform, trägt er nun zum weißen Shirt eine dunkle Hose. Hier in seinen heimischen Gefilden scheint er es nicht so ernst zu nehmen, vielleicht bin ich inzwischen auch so etwas wie ein privater Gast, denn unsere Vereinbarung bezog sich eigentlich nur auf die Tour und den Airporttransfer.

Es geht noch ein paar Kilometer auswärts zum Tigerheadcave. Hier habe ich zum ersten Mal seit ich mich erinnern kann, das Gefühl, einem Sonnenstich nahe zu sein, sodass es nur ein kurzer Besuch wird.





Auf dem Rückweg wird eingekauft um nach Familie Shekhars Rezept Masalacurry herzustellen. In dem etwas chaotisch wirkenden Laden, der gar nicht so wirkt, als ob es da überhaupt etwas zu verkaufen gibt, erstehen wir Chilis, Senfsamen, Linsensamen und noch einiges andere. Pfeffer hat er aus Kerala mitgebracht, den müssen wir nicht kaufen. Das Ganze muss nun bis zum Nachmittag auf dem Dach trocknen, irgend etwas davon muss wegen des Aromas angeröstet werden, und am frühen Abend fahren wir dann um es in einer Mühle mahlen zu lassen. Wie aufregend!





Die Zwischenzeit verbringe ich einsam und allein am und im riesigen Pool und beobachte, wie eine Frau auf dem Kopf Steine herbeiträgt, die jemand dann zu Treppenstufen verbaut. Schubkarren sind wohl nicht wichtig, solange es so viele Frauen mit gut ausgeprägter Rückenmuskulatur gibt...

Nun wird mein Curry zubereitet. Das ist laut und bunt, und tatsächlich kommt Dank Turmeric auch ein currygelbes Pulver heraus. Um Himmels Willen, wer soll das alles wohl aufbrauchen? Verschenken darf ich es jedenfalls nicht, werde ich eindringlich gewarnt, nur verkaufen, denn das Verschenken von Chili zerstöre die Freundschaft.





Ich bummele wie gestern ein wenig durch die Stadt und am Strand zurück.






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Und was hast Du mit dem ganzen Curry gemacht, den kannst Du doch Deinen Lebtag nicht aufessen?

Frisch gemahlener Curry ist sicher etwas anderes als das Zeug, dass es in Deutschland in Dosen zu kaufen gibt?
Viele Grüße
Katrin

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Ja, das ist absoiut etwas Anderes, schon deshalb, weil es frisch ist. Aber es gibt auch in der "persönlichen Mischung" Zutaten, die es im Curry vom Markt nicht gibt.

Und ja, es wurde ein Kilo, denn die Mühle nimmt Aufträge erst ab einem Kilo an.

Man stäubt das Curry aber auch nicht so vorsichtig auf das Essen wie das, was man in Deutschland in den Döschen zu 50 Gramm kauft, man nimmt eben richtig einen Löffel. Insofern reduziert es sich schon.

Und ich habe es hier auch im Familien- und Freundeskreis weiter verteilt. Mein Fahrer hat mir eingeschärft, dass das Verschenken von Chili und Turmeric Freundschaften zerstört und mich beschworen es zu verkaufen, sodass mir derzeit eine Menge Leute noch "ten rupees" schulden ;)

Inspired

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SA, 11.04.2015

Der letzte Tag bricht an. Über diesen gibt es nicht sehr viel zu berichten, außer dass ich hier verbrieft und versiegelt erfahre, dass ich ein gutes Karma habe.

Ich schlafe aus und frühstücke lange.

Dann wappne ich mich am Pool für den langen Rückflug. Zwischendurch bringt Shekhar mir noch ein Kilo frische Mango zum Mitnehmen und mein Masala-Mix.









Erst am Nachmittag habe ich außer dem endgültigen Packen meiner Habseligkeiten noch etwas vor. Es geht um mein Schicksal, ich habe einen Termin zum Horoskop-Erstellen.

Bereits gestern waren wir im örtlichen Vishnu-Tempel, in dem ich von einem der Priester verschwörerisch nach Euro gefragt wurde. Vor dem Tempel fragte Shekhar einen der Priester nach einem Horoskop, denn das fände ich mal interessant. Mehr als einen Tausender solle ich aber nicht zahlen, das sei Wucher, Inder zahlten nur 100 Rupies.

OK, der Priester ist ein wunderschöner Mann, wie er so mit freiem Oberkörper vor mir steht, den gucke ich mir gerne noch ein bisschen an. Um 17 Uhr, denn zwischen 13 Uhr und 15 Uhr ist keine gute Zeit für so etwas, fahren wir also hin.

Da erfahre ich einiges, was ich schon weiß (ich bin an einem Dienstag geboren, ach was), einiges, was ich noch nicht wusste und einiges, was schlichtweg falsch ist und denke immer wieder an das 'Gutachten' aus der Persönlichkeitspsychologie, in dem sich so ziemlich jeder wieder findet. Es ist mit Sätzen aufgebaut, die so ziemlich auf jeden zutreffen und die so ziemlich jeder gerne über sich hört, nach dem Motto: 'Im allgemeinen bist du gründlich, aber du kannst auch mal Fünfe gerade sein lassen.'

Und so stellt sich natürlich hier heraus, dass ich gutes Karma habe, dass mein Element der Wind sei und mein Chakra-Tier der Mungo, dass ich analytisch denke und Intuition habe, dass ich energievoll, zielstrebig und emotional stabil sei, dass ich letztmalig wiedergeboren bin und nur noch dieses eine Mal auf dieser Welt lebe und dann direkt ins Paradies gehe, meine Seele ist also alt und weise... dass ich eine tolle Familie habe, einen guten Stand in der Gesellschaft und es weit bringen werde. Ich stimme zu.

Ich reise gerne (was man einer deutschen Touristin in Indien sicher auch unbesorgt als Fakt sagen kann) und bin tapfer, suche immer nach Lösungen. Ihr könnt mir vertrauen, das hat er auch gesagt mit seinem strahlenden Lächeln und treuherzigem Blick. Tja, mit solch einem Menschen habt ihr es hier zu tun!

Und ja, ich sei stets klar und spreche klare Worte, trotzdem werde ich oft missverstanden. Manch einer sei mir gegenüber unsicher, weil er mich für nicht durchschaubar halte, das sei mein Karma. Und ja, das stimmt, ich weiß, dass das viele so denken, nicht nur im Beruf. Woher weiß er das? Das wundert mich nun wirklich...

Der schöne Blick verdüstert sich, als wir zum 'Bad Karma' kommen. Ich arbeite hart und habe viel mit negativen Menschen zu tun, sodass ich unter großem Druck stehe und oft nicht schlafen kann. Es seien viele 'illegal people', mit denen ich zu tun habe, und nach Kontakten könne mir Händewaschen helfen. Ich solle mich aber bitte um Himmels Willen nicht bestechen lassen. Ich sei direkt, würde aber oft missverstanden. Ich solle das Alleinsein genießen, denn meine Seele sei stark in meiner letzten Inkarnation.

Dieses Jahr allerdings laufe es finanziell nicht so gut, aber das ändert sich 2016. Ich solle die Zeit doch nutzen um zu entspannen, Pläne zu machen und mich spirituell zu entwickeln. 2015 sei das Jahr, das die Grundlage für Veränderung schaffe, na dann mal los!

Und vor Wasser solle ich mich in Acht nehmen (also doch lieber Cocktails trinken?) Na ja, ich weiß schon, weshalb ich keine Kreuzfahrten mache und lieber in Eselsmilch als Schaumbad bade... Und ja, auf meine Sinnesorgane soll ich aufpassen (ab morgen werde ich wieder die Kontaktlinsen tragen, versprochen!)

Tja, und die meisten Touristen zahlten übrigens 3000 oder 4000 Rupies. Und als ich ihm 1000 rüberschiebe, wohl wissend, dass er das bei indischer Klientel nur mit einem ganzen Tag harter Arbeit bekommt und nicht in 38 Minuten, werden die großen braunen Augen feucht. Mehr sei mir die Info über mein Karma nicht wert? Nur 1000 Rupies? Na gut, möge Gott mich schützen...

Er erstellt Horoskope übrigens auch per E-Mail. Dann allerdings ist es teurer, denn der Kollege müsse für ihn schreiben. Er könne Englisch nur sprechen. Wenn also jemand Bedarf habe, ich habe die Visitenkarte eines echten Hindupriesters zur Hand, der allerdings gestern ohne Tuch und strahlend lächelnd deutlich schöner aussah als mit dem typisch indischen "Fotogesicht".



Mit Shekhar fahre ich noch völlig weltliche Masala Dosa essen, genieße den lauen Wind und den Gedanken, dass mir nichts Böses widerfahren wird.

Nun habe ich noch ein bisschen Zeit zu duschen und die letzten Sachen zu packen und checke aus.

Einchecken und Security-Check gehen nach einer letzten Fahrt mit Shekhar schnell. Der Airport ist langweilig, das mit dem free WIFI klappt hier nicht, und die Zeit bis zum Boarding zieht sich.

Nun verlasse ich Indien, und der Reisebericht ist beendet. Und der Kontrast zwischen Geistlichem und Weltlichem besteht auch hier, also:

If you enjoyed this trip, please put donation in hundi:



Indien verabschiedet sich jedoch liebevoll und sanft von mir, und die ersten Schritte auf deutsches Gelände, das Flugzeug, werden begrüßt von einer netten Crew. 'You have nice energy around you', sagt mir obendrein ein indischer Flugbegleiter. Das hat sein Land geschafft!

Indien fast die Seele an, greift ans Herz, gibt dir alles - wenn du das Land nur lässt!

MisterB

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Hallo.
Ich hätte da mal ne Frage oder zwo.
Kannst auch gerne per PN antworten.

Wo/wie hast du den Fahrer aufgegabelt ? Über ne offizielle "Firma" in Indien die das anbietet oder sonstwie ?
Habe ich nem anderen Forum was gelesen, da wurden Adressen von Privat(?) Fahrern quasi unter der Hand weitergegeben.
Kennst du ein Indien Forum welches auch aktuell ist ? Habe ein paar Sachen ergoogled, da waren aber teilweise seit nem Jahr keine Beiträge geschrieben.

Hast du die Route komplett vorgegeben oder hat die der Fahrer sich ausgedacht ?
Hast du die Hotels von Deutschland aus vorgebucht ?
Und ganz wichtig : Was hat der Fahrer gekostet ?

Ich bin gerade auch in Kontakt mit einer Firma in Indien, die auch ganz nett antworten und Routenvorschläge machen (Delhi-Rajasthan) aber erst mit dem preis rausrücken wollen, wenn alles festgeklopft ist. Würde mich mal interessieren mit was da zu rechnen ist.

Hier bei dieser Option hätte ich einen Fahrer und einen Tourguide. Ist es richtig das "unzertifizierte" Guides irgendwelche Tempels oder Forts etc. nicht betreten dürfen ? Mir wurde hier gesagt das der Fahrer nur fährt und der Rest wie Besichtigungen etc. nur vom mitfahrenden Guide gemacht werden dürfen.

Würde mich freuen, wenn du kurz Zeit hättest und antworten könntest.

Gruß
Bernd
Meine kleine Reiseseite mit meinen Reiseberichten
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Hallo Bernd,

meine erste Tour in Rajasthan (Reisebericht hier im Forum oder auf meiner Website www.331days.de) habe ich mit dieser Agentur gemacht, die ich dir uneingeschränkt empfehlen kann:

http://www.i-love-my-india.co.in/de/

Die haben jetzt auch brandaktuell das Tripadvisor certificate of excellence ;)

Du kannst deren Website transparente Preisübersichten entnehmen, wobei es natürlich auch von der geplanten Route, Kilometerleistung, ggf. Einwegmiete  etc. abhängt und du die Kosten für "deine" Tour sicher nicht so 1:1 dort ablesen kannst. Ich kann dir aber zu 100% sicher sagen, dass ich sehr, sehr schnell ein konkretes Kostenangebot hatte.

So eine Agentur, die mich nun für den Süden prima beraten hat und dann ein Angebot in horrender Höhe gemacht hat, hatte ich auch erwischt. Leider haben die meinen Wunsch nur den Fahrer zu buchen, völlig missachtet :( Keine feine Art, wie ich finde!

Ob du einen Einzelkämpfer nimmst wie ich im Süden oder eine Agentur wie ich im Norden, ist Geschmackssache. Wenn der Einzelkämpfer einen guten Ruf hat, spricht nichts dagegen. Eine Agentur im Hintergrund ist gut, wenn etwas nicht läuft, dann kannst du dir immer noch helfen lassen.

Ich bin gewohnt allein zu reisen und trabe nicht gerne hinter einem Guide her. Insofern hätte ich es nicht gewollt und schüttele diejenigen, die sich vor Ort verdingen wollen, auch immer ab. Ich persönlich würde niemals eine Tour mit Guide buchen, denn ich liebe es mich auch mal allein still beobachtend in die Ecke eines Tempels zu setzen. Solltest du aber einen Guide wollen, findest du an den meisten Sehenswürdigkeiten mehr als dir lieb ist. Die erzählen dir in der Regel, sie seien offizielle Guides, aber sind es meistens dann eher doch nicht. In jedem Fall würdest du an den allermeisten Orten jemanden finden, wenn du es denn willst. Manchmal gibt es aber auch Audioguides.

Ganz so, wie es dir beschrieben wurde, ist es also nicht, und ich persönlich habe viel gesehen und erfahren auch ohne jemanden, der vor oder hinter mir hertrottet und mich mit Zahlen, Daten, Fakten bombardiert. Ganz davon abgesehen, ist es mir schon genug, wenn ich den Fahrer dabei habe, sodass ich nicht noch mehr "Personal" ;) haben wollte.

Da geht in Indien aber auch mehr zwischen Himmel und Erde ab, als man als Touri so mitbekommt, bis hin zum gemeinschaftlichen Verprügeln eines "Eindringlings", wenn er sich zu sehr in das Territorium der lokalen Guides vorwagt.

Der Fahrer kennt sich mit Öffnungszeiten aus und sagt dir, wo du hin musst, und er kann aufgrund seiner Erfahrung auch abschätzen, wieviel Zeit man wofür braucht und in welcher Reihenfolge man es macht. Ob er dir inhaltlich viel erklären kann, ist eher fraglich. Shekhar jetzt im Süden konnte mir einiges erklären, auch wenn ich nicht immer alles verstanden habe.

Die Hotels habe ich in Rajasthan teilweise vorgebucht, jetzt im Süden komplett. Du kannst dich auch ganz auf den Rat des Fahrers verlassen. Ich persönlich mag es nicht, habe dann immer das Gefühl keine eigene Entscheidung getroffen zu haben und etwas Besseres zu verpassen. Vorteil davon sich vom Fahrer etwas empfehlen zu lassen: Der Fahrer muss nicht die von dir gewählte Adresse suchen, da stellt der eine oder andere sich schon mal doof an und an der einen oder anderen Stelle lässt er durchblicken, dass er es lieber hätte, könnte er wie gewohnt seine Lieblingsstellen anfahren ;)

Lass gerne von dir hören, ich unterstütze dich gerne mit Rat und Tat, wenn ich kann.

LG Birgit