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Autor Thema: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?  (Gelesen 14336 mal)

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Lisa78

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Hallo!

Die Frage hatte ich zwar in unserem Routenplanungsthread auch gestellt, aber vielleicht lesen die "echten Hiker" ja mehr hier mit - eine Antwort habe ich nämlich nicht erhalten und der Thread ist schon ziemlich weit nach unten gerutscht.

Gibt es hier jemanden, der schon Angels Landing und den Half Dome gemacht hat und den "Gruselfaktor" vergleichen kann? Angels Landing hat bei mir ganz gut geklappt und ich fand es eine tolle Wanderung. Nachdem wir jetzt für unseren nächsten Urlaub Permits bekommen haben    :D  für einen "Backcountry Hike" mit Abstecher zum Half Dome frage ich mich, ob ich das letzte Stück - die berüchtigten Cables - auch gebacken bekomme. Wir müssen nur mit Tagesgepäck rauf (Zelt etc. bleibt im Little Yosemite Valley).

Letztlich werde ich mich natürlich einfach vor Ort entscheiden, ob ich unten an den Cables auf Torsten warte oder auch den Anstieg antrete. Aber ich bin ja neugierig und gespannt und habe schon mal ein bisschen im Netz gelesen - da wird teilweise zum Anseilen geraten? Ist die Strecke so viel schlimmer / gefährlicher?

Für Infos schon mal jetzt vielen Dank und schöne Grüße
Lisa

2x4

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #1 am: 13.01.2011, 18:33 Uhr »
Sorry, daß ich hier so zwischenplatze, dennoch würden mich Fotos von beiden interessieren.
Gerade von den heiklen Stellen hätte ich gerne viele Fotos zu Gesicht bekommen, da sich die meisten Homepages da sehr knapp halten

Lisa, ich hoffe, daß du mir nicht allzu böse bist  :nixwieweg:
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Lisa78

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #2 am: 13.01.2011, 19:22 Uhr »
Hallo!

Quatsch - keine Grund fürs "Böse-sein". Und ich kann zumindest mit einigen Bildern zum Angels Landing dienen:











An den kniffligsten Stellen haben wir aber nicht fotographiert, auf den Fotos kann man erkennen, dass letztlich ein Felsgrat zu überqueren ist. An den meisten Stellen ist der Weg so "breit" wie auf den Bildern zu erkennen. In meiner Erinnerung gab es einige wenige und kurze Abschnitte, wo es ein Stück schmaler war. Aber für mich durchaus schaffbar, halt hübsch aufpassen, wo man hintritt, schön festhalten an den Ketten und das ganze klappt. (Sehr lustig damals war übrigens, dass wir morgens mit dem ersten Bus zum Start gefahren sind, an der Haltestelle in Ruhe noch mal die sanitären Anlagen besucht haben, unsere Rucksäcke noch mal schön gepackt usw. und in aller Seelenruhe und bummelnd langsam als Letzte losmarschiert sind. Am Einstieg zu dem Felsgrat standen dann fast alle Mitfahrer, als wir da irgendwann eintrudelten und trauten sich nicht weiter - nur ein Paar war vor uns da, glücklicherweise, denn so haben wir wenigstens auch ein Foto von uns beiden und die eines von sich. Das stelle ich mir übrigens bedeutend kniffliger vor: wenn an den Ketten viele Menschen unterwegs sind, man sich überholen oder Gegenverkehr vorbei lassen muss... also mein Tipp: schön früh los marschieren!)

Viele Grüße
Lisa

leia

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #3 am: 13.01.2011, 19:25 Uhr »
Hallo Lisa,

ich (wir) haben beide Touren gemacht, allerdings in unterschiedlichen Jahren, so dass mir der direkte Vergleich fehlt. Für mich war der "Fear-Faktor" beim Half-Dome doch um einiges höher, weil es eben doch ein ganzes Stück tiefer runter geht und man nicht auf dem Fels steht, bzw entlanggeht, sondern sich im Prinzip an den Cables hochzieht, der Fels unterstützt dabei maximal, gibt aber nie sicheren Halt ohne Cable. Den hat man nur (mit Cable) auf den eingezogenen Hozlplanken, die aber ein ganzes Stück auseinander sind.

Gerade bei Gegenverkehr kann das ziemlich anstrengend sein. Hier habe ich mal ein paar Bilder vom Half Dome, von Angels Landig habe ich -glaube ich -kein geeignetes "Anschauungsmaterial. Meine Tochter war am Half Dome übrigens mit einem Klettersteigset gesichert.
Viele Grüße Leia


leia

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #4 am: 13.01.2011, 19:36 Uhr »
Hier noch ein Auszug aus dem damaligen Reisebericht:

Die Fels-„Serpentinen“, die uns zum eigentlich Gipfelaufstieg führten verlangten dann meiner Lunge doch einiges ab. Aber auch das brachten wir –inzwischen auch nicht mehr frierend- hinter uns, bevor es zum „Goldstück“ dieses Hikes ging, dem Aufstieg an den Cables auf die Kuppe hoch.

Es führten zwei Stahlseile (Cables), die als Handlauf zu nutzen waren, die Kuppe hinauf. An den Pfosten, durch die die Cables gespannt waren, lag auch immer eine Latte auf dem Fels, die als Stehhilfe diente. Der Abgrund, der sich einem da links und rechts auftat war gigantisch. Für Line hatten wir einen Gurt und bastelten aus Bandschlingen und Karabinern ein Klettersteigset. Sie fand es zwar übertrieben, aber ohne diese Sicherung hätten wir sie da nicht hoch gelassen. Weniger, weil wir ihr das nicht zugetraut hätten, sondern viel mehr, weil wir nicht wussten wie „Trittsicher“ die anderen waren –und es waren einige -wann waren die eigentlich los gelaufen?

Der Aufstieg –Line ging voran- gestaltete sich sehr langwierig und damit schwierig, weil wir einen vor uns hatten, der sich auch mittels Seil und Karabiner sicherte, aber das Seil, bevor er den Karabiner einhakte, noch zwanzig mal um das Cable wickelte und dieses eben bei jedem Pfosten wieder abwickelte und danach wieder
dran wickelte... Wenn man nicht gerade eine der besagten Latten zum Stehen hatte, ging das ganze mächtig in die Arme.

Das Gefühl, dann endlich oben zu stehen, war irgendwie überwältigend. Ich hatte mir die „Gipfelfläche“ viel kleiner vorgestellt, dabei war da oben ganz schön viel Platz. Line meinte nur: das ist ja ganz okay hier, das heißt ungefähr soviel wie: voll geil hier...der Ausblick war aber auch wirklich fantastisch!

Der Abstieg von der Kuppe ging besser als gedacht Die, die uns entgegenkamen machten allerdings alle einen ziemlich fertigen Eindruck...
Wir verstauten unten Lines Gurtzeug und machten uns auf den Weg zum Valley. Schon bei den Felsserpentinen, beschlich mich so eine Ahnung, dass der Weg nach unten anstrengender als angenommen werden würde.

Viele Grüße Leia


2x4

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #5 am: 13.01.2011, 20:03 Uhr »
Wow, was für Bilder und jetzt von hier aus kann ich mir garnicht vorstellen, daß ihr da tatsächlich langspaziert seid.
Weder Angels Landing, noch die Cables zum Half Dome sehen einladend aus und gerade beim Angels Landing müsste ich wahrschienlich groß schlucken.

Danke euch beiden, tolle Fotos und genau so habe ich mir das gewünscht :)

Kann man deinen Reisebericht irgendwo nachlesen Leia ?
Die gleiche Frage stelle ich auch dir Lisa :)
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leia

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Viele Grüße Leia


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PhilippJFry

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #8 am: 13.01.2011, 20:51 Uhr »
Ich war zwar noch nicht oben, aber auf dem Half Dome muss man wohl bei Regen/Feuchtigkeit vorsichtig sein. Als wir 2009 da waren, hatte es geregnet und der Fels wurde so rutschig, dass die Leute oben nicht mehr runterkamen und per Hubschrauber gerettet werden mussten. Für einen kam das leider zu spät. Er ist ausgerutscht und abgestürzt und gestorben.

Lisa78

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #9 am: 13.01.2011, 21:15 Uhr »
Hallo!

Leia: Vielen lieben Dank für die ausführliche Einschätzung! Ich bin schon echt gespannt, wie ich mich fühlen werde, wenn ich da unten vor den Cables stehen werde. Im Zweifel bin ich dann auch zufrieden, bis dahin gekommen zu sein - schauen wir mal!

PhilipJFry: Ja, das mit dem Regen haben wir auch schon gelesen. Da haben wir möglicherweise einen kleinen Vorteil, denn laut einer Quelle sind nachmittags Gewitterstürme häufig. Dadurch, dass wir ja am Tag zuvor schon die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben werden, können wir ja sehr früh an den Cables ankommen - nutzt natürlich nichts, wenn wir einen Regentag erwischen. Dann schauen wir mal, wie wir uns die Zeit vertreiben.

2x4: Unseren Reisebericht gibt es hier:
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=36824.0 (Ich hoffe, das verlinken klappt, ist mein erster Versuch!)

Viele Grüße
Lisa

02171

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #10 am: 14.01.2011, 06:05 Uhr »
ich bin auch schon beide Trails gegangen. Meine Einschaetzung ist genau umgekehrt wie die von Leia; beim Half Dome fand ich immer dass die Cable die gesamte kritische Passage gut absichern und beim besagten Abschnitt zum Angel's Landing hatte ich kurze Bedenken, die aber nach spaetestens 5-10 Minuten im Grad vorbei waren. Auf dem Rueckweg wars dann nur noch ein vorsichtiger Spaziergang.
Ich bin sehr schwindelfrei und kenne keine Hoehenangst, aber man muss natuerlich dennoch - oder gerade dann - aufpassen da nicht runter zu fallen.
Ein Faktor ist allerdings dass ich auf den Halfdome das erste Mal 1984 war (und seitdem immer mal wieder) und auf Angel's Landing nur einmal in 2009. Mit dem Alter wird man vielleicht (etwas) nachdenklicher?

Noch als Tip fuer beide Trails: Handschuhe fuer die Cables am Half Dome (sehr wichtig) bzw. die Ketten am Angels Landing (zumindest praktisch) dabei haben.

leia

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #11 am: 14.01.2011, 07:11 Uhr »
ich bin auch schon beide Trails gegangen. Meine Einschaetzung ist genau umgekehrt wie die von Leia; beim Half Dome fand ich immer dass die Cable die gesamte kritische Passage gut absichern und beim besagten Abschnitt zum Angel's Landing hatte ich kurze Bedenken, die aber nach spaetestens 5-10 Minuten im Grad vorbei waren. Auf dem Rueckweg wars dann nur noch ein vorsichtiger Spaziergang.
Ich bin sehr schwindelfrei und kenne keine Hoehenangst, aber man muss natuerlich dennoch - oder gerade dann - aufpassen da nicht runter zu fallen.
Ein Faktor ist allerdings dass ich auf den Halfdome das erste Mal 1984 war (und seitdem immer mal wieder) und auf Angel's Landing nur einmal in 2009. Mit dem Alter wird man vielleicht (etwas) nachdenklicher?

Noch als Tip fuer beide Trails: Handschuhe fuer die Cables am Half Dome (sehr wichtig) bzw. die Ketten am Angels Landing (zumindest praktisch) dabei haben.

So unterschiedlich können die Empfindungen sein. Ich habe auch keine Höhenangst und für uns war Angels Landing ein "anspruchsvoller Spaziergang" während der Half Dome ein echter Kraft-AKt war, da wir sowohl  hoch als auch runter ziemlichen Verkehr hatten und deshalb öfters mal "gefühlte" Ewigkeiten ohne richtigen Halt an den Cables hingen-auch zwischen den Balken. Für mich macht es vermutlich den Unterschied, dass ich bei Angels Landig die meiste Zeit sicher auf dem Fels auf meinen Füßen stehe - da ist mir egal wir es seitlich runtergeht- während ich mich am Half Dome für lange Zeit auf meine Armkraft und auf die Cables verlassen musste.

Vielleicht lags aber auch daran, dass Angels Landing im Gegensatz zum Half Dome eben ein "normaler" Grat ist, wie man ihn bei uns auch findet und der Weg somit für uns nichts ungewöhnliches war.

Am Half Dome hatte wir auch Handschuhe dabei und sie auch gut brauchen können! Es solten aber gut sitzende z.B. Fahrradhandschuhe sein, damit man auch mit Handschuhen ein gutes Gefühl hat.
Viele Grüße Leia


Lisa78

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #12 am: 14.01.2011, 15:56 Uhr »
Hallo!

02171, auch dir lieben Dank für deine Meinung! Ich glaube auch, dass sich die Gefahreneinschätzung im Laufe der Jahre ändert, manche Dinge, die ich als Jugendliche einfach mal so gemacht habe, würde ich mir heute schon genau überlegen (und dabei bin ich doch erst Anfang 30).

Handschuhe stehen schon auf der Packliste drauf, ich werde meine gut sitzenden und dabei schön stabilen Winterreithandschuhe anziehen, Torsten muss mal schauen, der hat auch verschiedene Paar zur Auswahl (Fahrrad, Reiten...).

Schönes Wochenende
Lisa

grasdach

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #13 am: 14.01.2011, 17:02 Uhr »
Hallo,

wie schon erwähnt, spielt es eine wesentliche Rolle, wieviele Leute zur gleichen Zeit mit einem mitwandern.
Unsere erste "Angels Landing"- Tour war völlig problemlos: wir sind sehr früh los (war im Juli) und haben sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg wenige Wanderer getroffen. Das war 1996.
Letztes Jahr waren die Wanderer quasi überall, da waren zig Leute.
Als uns kurz hinter dem Sattel ein Ehepaar entgegen kam, beide über siebzig, er beide Hände an der Kette, sie nur mit einer Hand, weil sie einen Hund unterm anderen Arm trug (!), haben wir auf den weiteren Aufstieg verzichtet.
Man konnte sehen, dass sich an manchen Engstellen jeweils eine Art Warteschlange bildete, dazu hatten wir dann keine Lust mehr. Es gibt auf dem Trail Stellen, da kann man ganz einfach nicht gleichzeitig in beide Richtungen gehen.
Am nächsten Tag sind wir dann den Trail zum "Observation Point" gegangen und haben uns das Ameisen- Gewimmel an "Angels Landing" von oben angesehen.

Gruss
Peter

leia

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Re: Angels Landing - Half Dome - "Gruselfaktor" im Vergleich?
« Antwort #14 am: 14.01.2011, 20:03 Uhr »
Lisa, ich wünsche Dir/Euch eine wunderschöne Wanderung! Wenn man erst mal oben steht ist es ein wunderbares Gefühl und ein gigantischer Ausblick! :wink:
Viele Grüße Leia