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Autor Thema: Iditarod/Alaska - 2 Wochen - März 2004  (Gelesen 5689 mal)

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Anette

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Iditarod/Alaska - 2 Wochen - März 2004
« am: 01.02.2005, 14:57 Uhr »
Ein Reisebericht unseres Urlaubes in Alaska vom 04.03. bis 13.03.2004.
Es ist mal wieder nicht nur ein Urlaubsbericht, sondern ich habe auch einige generelle Infos über das Iditarod mit hineingepackt.

Den Abend vor der Abreise in den Urlaub kann man ja recht locker angehen. Noch viel lockerer wurde der Abend dadurch, als ich gegen 21 Uhr erfahren habe, ich sei der Gewinner des Tickets nach New York!!!
Der Flug nach Chicago dauerte diesmal lange, neun Stunden. Die Einreise ging schnell über die Bühne, wir sind um 10.30 Uhr aus dem Flieger und um 11 Uhr waren wir bereits an dem Gate, von dem unser Weiterflug startet.
2.5 Stunden Flugzeit bis Denver und von dort aus warteten nochmals 5 Stunden Im-Flieger-klemmen auf uns. Am Abend kamen wir in Anchorage an, holten bei Hertz unseren Ford Explorer und fuhren ins Millennium Hotel.
Das Millennium Hotel war das Hotel unserer Wahl, weil es während des Rennens das Headquarter ist. Nach einem kühlen Alaskan Amber im Fancy Moose Saloon sind wir todmüde ins Bett gefallen.

Nachdem wir am nächsten Tag mit Tim Smith hinsichtlich unserer Flüge zu den Checkpoints alles abgeklärt hatten, ging die Fahrt Richtung Seward. Wettermäßig war es super schön. Tagsüber an die 0°C, strahlender Sonnenschein und stahlblauer Himmel. Nur die Strasse war teilweise spiegelglatt. Kurz vor Seward mussten wir gleich den Elchtest machen. Auf der anderen Straßenseite stand ein mächtiger Elch am Waldesrand, der den vorbeifahrenden Autos nicht wohlgesonnen war. Unser Ziel in Seward war das Alaska SeaLife Center. Das SeaLife Center wurde 1998 eröffnet.
Die Hälfte des Geldes für den Bau dieses Centers, das als Seewasseraquarium, Meeresmuseum, Forschungsstätte und als Reha-Center für Tiere dient, wurde aus dem Exxon-Valdez Fond finanziert. Besonders beeindruckt hat uns der riesengroße Octopus. Natürlich fehlte auch ein Touchpool nicht. Von der Terrasse hat man einen ganz tollen Blick auf die Resurrection Bay, allerdings sahen wir im Meer leider keine Tiere.
Im Prince William Sound hat sich die Population der Seeotter nach dem Unglück der Exxon Valdez im Mai 1989 weitgehend erholt. Nur in dem Gebiet, in dem das meiste Öl war, sind es noch weniger.
In Alaska ist die Anzahl der Steller Sea Lions seit 1970 um 60 % zurückgegangen und diese Tiere gelten mittlerweile als gefährdet. Warum so ein rapider Rückgang zu verzeichnen ist, weiß man heute noch nicht, man vermutet ein Mangel an Makrelen.
Auf der Rückfahrt haben wir drei Elche gesehen, zwei die in der Nähe einer kleinen Siedlung lagen und einen in einem Garten in Anchorage.
Zum Abendessen waren wir im Snow Goose Restaurant, eine Gaststätte mit einer Microbrew. Freitags abends sollte laut Anzeige dort eine kleine Magic-Show sein, fand aber an diesem Abend leider nicht statt. In der Getränkekarte entdeckten wir Gluhwein (pronounced gluuvine). Den mussten wir natürlich probieren und der Glühwein schmeckte sehr gut und auch nach unseren Vorstellungen von diesem Heißgetränk.
Im Fancy Moose Saloon war an diesem Freitag Abend einiges los, am Abend vor dem Start des Ididtarods eigentlich auch normal.


Ein paar allgemeine Infos zum Iditarod
Die Geschichte des Iditarod Trails begann 1880 als man in Alaska Gold fand. In der Nähe des Dorfs Iditarod wurde auch Gold gefunden. Der Trail wurde angelegt, um diese entfernt gelegene Ansiedlung zu erreichen. Es gibt verschiedene Aussagen, was die Bezeichnung Iditarod genau bedeutet: In der Sprache der Shageluk Indianer bedeutet es „clear water“, bezogen auf den Iditarod Fluß. Bei den Ingalik steht das Wort Haiditarod für „distant place“.
Im Januar 1925 war in Nome Diphtherie ausgebrochen und man benötigte dringend Impfstoff. Der Arzt in Nome sandte Telegramme mit der Bitte um Hilfe nach Fairbanks, Anchorage, Seward und Juneau. Das einzige Krankenhaus welches Impfstoff vorrätig hatte, war das Railroad Hospital in Anchorage. Die Entfernung Anchorage – Nome beträgt 1000 Meilen und die Luftfahrt steckte noch in den Kinderschuhen, so dass man bei diesen Wetterbedingungen noch nicht fliegen konnte.
Der Gouverneur entschied, dass die schnellste Möglichkeit den Impfstoff nach Nome zu bringen, mittels Hundeschlitten sei. Bis nach Nenana wurde das Serum mit dem Zug transportiert. Anschließend übernahm der erste Musher William Shannon die Fracht. Leonhard Seppala brach in Nome Richtung Nenana auf, wollte bis Nulato fahren, das Serum in Empfang nehmen und dann zurück nach Nome. Aber unterwegs traf er in Shaktoolik auf den vom Süden her kommenden Musher, übernahm das Serum und fuhr ohne Pause mit seinem 12jährigen Leithund Togo wieder Richtung Nome. Der Impfstoff wurde über die gesamte Stecke von 19 Mushern transportiert und traf nach insgesamt nur fünf Tagen am 2. Februar in Nome ein. Das letzte Stück wurde von Gunner Kaasen mit dem Leithund Balto, einem weiteren lead-dog aus dem Seppala Team, zurückgelegt.
Eine Statue von Balto steht im Central Park in New York. Togo verletzte sich beim Serum-Run und konnte niemals mehr am Schlitten laufen. Er wurde von einer Familie in Maine „adoptiert“ und starb 1929 im hohen Hundealter von 16 Jahren. Er ist präpariert im Iditarod Headquarter in Wasilla ausgestellt.
1967, zum hundertjährigen Jahrestag des Kaufes von Alaska, wurde im Rahmen der Feierlichkeiten ein Schlittenhunderennen über 28 Meilen entlang des Iditarod Trails durchgeführt. Es wurden Überlegungen von Joe Redington Sr. angestellt, ob ein Gespann den Weg von Anchorage nach Iditarod, einer Geisterstadt, ca. 500 Meilen nordwestlich von Anchorage zurücklegen kann. Joe Redington Sr., der von Oklahoma nach Alaska gezogen war, hatte einen Kennel in Knik und sein Lebensinhalt war das „mushen“. Dick Mackey fragte warum man nur bis zum total unbekannten Ort Iditarod fahren wolle, warum nicht gleich nach Nome.
1973 war es dann soweit. 36 Dogteams starteten in Anchorage, 22 davon kamen in Nome an, der schnellste nach 20 Tagen und der letzte, John Schultz, nach 32 Tagen. Auf dem ersten Banquet in Nome nach dem Rennen, fragte Redington, ob man im nächsten Jahr wieder ein solches Rennen durchführen wollte, es wurde allgemein bejaht und das Iditarod Sled Dog Race (Last Great Race) war ins Leben gerufen.
Die Renndistanz beträgt ca. 1100 Meilen. Die symbolische Distanz ist 1049 Meilen, da Alaska der 49. Bundesstaat der USA ist.
Die ersten 400 Meilen des Rennens bis zum Checkpoint Ophir ist jedes Jahr die gleiche Strecke. Bis zum Checkpoint Kaltag (350 Meilen vor Nome) werden dann abwechselnd zwei Routen gefahren, in „geraden“ Jahren die nördliche, in „ungeraden“ Jahren die südliche Route.
1985 gewann mit Libby Riddles zum ersten Mal eine Frau das Rennen. Von 1986 bis 1988 und 1990 gewann Susan Butcher das Iditarod. 1988 war ein neuer Slogan geboren: „Alaska – where men are men and women win the Iditarod“.
Am ersten Samstag im März findet der „ceremonial“ Start in der 4. Avenue in Anchorage statt. Die ersten 20 Meilen bis nach Eagle River werden nicht gewertet.
Sonntags findet der eigentliche Start statt, je nach Schneeverhältnissen in Wasilla oder Willow.


Samstags sind wir um 9 Uhr mit dem Shuttle nach Downtown Anchorage gefahren und haben uns einen schönen Platz in der Sonne zum Anschauen des Starts gesucht. Es war mit –10°C an diesem Morgen schon viel kälter als am Tag zuvor. Am Start waren 87 Dogteams, 79 Musher aus den USA (davon allein 61 aus Alaska), 3 aus Canada, 2 Italiener, 1 Norweger und mit Nils Hahn und Bernhard Schuchert zwei Deutsche.. Nils Hahn lebt mittlerweile nicht mehr in Deutschland, sondern in Nome und dieses Jahr war es seine dritte Teilnahme am Rennen. Insgesamt haben an diesem Vormittag 13000 Zuschauer den Start verfolgt.
Die Teams starteten im Zwei-Minuten-Abstand und nachdem die Hälfte der Teilnehmer auf der Strecke war, sind wir in die Nebenstrassen abgewandert und haben den einzelnen Teams beim den Startvorbereitungen zugesehen. Ins Gespräch sind wir dem Musher Hugh Neff, einem Rookie, gekommen. Er wurde in Chicago geboren, ist einige Jahre durch die USA gezogen und irgendwann in Alaska hängen geblieben, nach dem Motto “back to basics”. Sein Traum: die Teilnahme am Iditarod. Außerdem erzählte er uns, dass im Herbst 1998 ein Deutscher namens Sepp Herrmann bei den Vorbereitungen für den Yukon Quest in der Brooks Range von einem Bären angegriffen worden sei.
Als wir wieder im Hotel angekommen waren, wärmten wir uns bei mehreren Tassen Kaffee und einer Suppe erst mal wieder auf. Am Nachmittag sind wir zur Ulu Factory in der Ship Creek Road gefahren. Ulu ist eine Art “Wiegemesser”. Es wird von den Inuit beim Jagen, Fischen, zum Filetieren und zum Häuten benutzt. Anschließend besuchten wir eine Schnee-Skulpturenausstellung. Viele der Gebilde waren leider schon ein Opfer der Sonne geworden. Einen weiteren Stopp auf der Rückfahrt ins Hotel legten wir beim Harley-Davidson Händler ein.
An diesem Abend war es draußen fürchterlich unangenehm. Es war nicht mal so sehr kalt, aber ein ziemlich starker Wind, der einem schon nach wenigen Minuten das Gefühl gab, total durchgefroren zu sein.

Sonntag und Montag stand bei uns ganz im Zeichen des Iditarods. An beiden Tagen war der Startpunkt des Fluges direkt hinter dem Millennium Hotel auf dem zugefrorenen Lake Spenard. Mit Alaska Smith Air sind wir Sonntags zum Restart nach Willow geflogen. Hier wollten wir zunächst auch wieder dort gucken, wo die Teams sich aufstellen, leider war hier der Bereich aber für das Publikum nicht zugänglich und abgesperrt. Die Hunde haben gemerkt, dass es nun endlich losgeht und in diesem Bereich war ein ziemliches Getöse, Gebelle und Geheule. Witzig ist immer gewesen, wenn die Hunde schon am Ziehen waren, wo es überhaupt noch nichts zum Ziehen gab, weil der Schlitten noch mit dem Snow-Hook gesichert war. Auch ein Hochhüpfen nützte nichts, erst wenn der Musher den Anker gelöst und das Kommando zum Start gab, ging es los. Fast alle Dogteams hatten Booties an. Booties sind ganz einfach Socken, die über die Pfoten gezogen werden und mit einem Klettverschluss zugemacht werden. Es gibt Booties in verschiedensten Materialen von Nylon bis Fleece. Diese meist auch wasserdichten Socken verhindern, dass sich die Hunde bei verharschtem Schnee nicht verletzten bzw. dass sich Schnee zwischen die Pfoten setzt, es dort zur Bildung von Eiskristallen kommt und sich die Hunde dann wundlaufen.
Allerdings sahen das manche Hunde nicht so ganz ein und standen, nachdem ihnen der Musher die Schuhe angezogen hatte, doch etwas merkwürdig da, auf drei Beinen, das vierte in die Luft gestreckt. War schon lustig anzusehen.
Booties (8 Stück pro Hund) gehören übrigens mit zu der Ausstattung die ein Musher auf seinem Schlitten dabei haben muss. Weiterhin muss auf dem Schlitten Schneeschuhe, Axt. Schlafsack, Kocher und Gefäß zum Kochen von mindestens. 3 Gallonen Wasser, 3 Flaschen Brennstoff, tierärztliches Logbuch und 8 lbs „emergency dog food“ mitgenommen werden. Diese Ausrüstungsgegenstände werden an den einzelnen Checkpoints kontrolliert.

Wir schauten uns die ersten 20 Teams direkt am Start an (auch hier wird im Zwei-Minuten-Abstand gestartet) und sind über den zugefrorenen Willow Lake auf die gegenüberliegende Seite gelaufen. Dort kamen die   Teams wenige Minuten nach dem Start vorbei und in dem Waldstück in dem wir standen, waren nur wenige Zuschauer. So sahen wir alle Teams nochmals in unmittelbarer Nähe an uns vorbeifahren.
Im Community Center von Willow haben wir nach dem Start zu Mittag gegessen und um 2 Uhr wurden wir von Tim Smith zum Checkpoint Yetna geflogen. Vorher legten wir noch eine Zwischenlandung auf einem zugefrorenen Fluss ein. Dort hatten sich viele Leute versammelt, die eine kleine Party gefeiert haben.

                         


Sie alle waren mit Flugzeugen und Snowmachines gekommen, es wurde gegrillt und zudem konnte man die Dogteams vorbeiziehen sehen, das Wetter war gut, was will man an einem Sonntagnachmittag mehr?
             
         




Am Checkpoint Yetna sahen wir u.a. Hugh Neff durchfahren. Da wir Hugh jetzt schon sehr oft gesehen hatten und er uns mittlerweile auch kannte, wurde er deshalb unser Favorit. Wegen der „vielen“ Zuschauer konnte man hier nicht zu den Rastplätzen der Dogteams. Da waren wir schon ein wenig enttäuscht. Aber mittlerweile war es recht spät und wir mussten zurückfliegen.
Zum Abendessen gingen wir zu Moose´s Tooth, einer Pizzeria, die ich eigentlich jedem der nach Anchorage kommt, empfehlen kann. Natürlich gab´s auch dort selbstgebrautes Bier.
Montags starteten wir um 9 Uhr und waren um 10 Uhr am Checkpoint Rainy Pass. Das Wetter hätte nicht besser sein können, blauer  Himmel mit einigen Schönwetterwölkchen, Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt. An diesem Vormittag war am Checkpoint Rainy Pass nicht sehr viel los. Die Favoriten (Doug Swingley, Jeff King, Ramey Smyth und Martin Buser) hatten den Checkpoint bereits Richtung Rohn verlassen und die meistens Teams waren noch auf dem Weg zwischen Finger Lake und Rainy Pass unterwegs. Zuschauer waren an diesem Checkpoint kaum mehr zu finden und man konnte endlich auch direkt zu den einzelnen Teams. Hier trafen wir auch wieder auf Hugh. Er war kurz zuvor eingetroffen und legte eine längere Pause ein. Als wir mit ihm ins Gespräch kamen, meinte er, es sei temperaturmäßig wie in Miami. Es war für die Hunde einfach zu warm. Sie verlieren beim Rennen viel Flüssigkeit, trinken aber nicht die Menge, die sie normalerweise brauchen. Einige Musher gaben ihren Hunden deshalb das Essen mehr in Form einer Suppe, damit die Hunde genügend Wasser zu sich nahmen.
Während des Rennens gibt es auf dem Trail für die Hunde oft einen Snack in Form von gefrorenem Fisch, gefrorener Leber, teilweise mit Gemüse gemischt. Gefrorene Snacks werden gerne verfüttert, sie enthalten viel Wasser und eine Dehydration wird verhindert.
Ein Hund braucht während des Rennens zwischen 8000 und 10000 Kalorien per Tag. Das Essen für die vierbeinigen Athleten muss von den Mushern an den Checkpoints selbst zubereitet werden. Vor dem Rennen wird die Verpflegung für die Hunde von den Mushern bereitgestellt. Diese füllen das tiefgefrorene Essen in die dafür bereit stehenden Behältnisse ab, versehen mit dem Namen und dem Checkpoint, wo der Sack hingeliefert werden soll. Dieser Sack wird dann von dem Iditarod Trail Commitee zu den einzelnen Checkpoints geflogen und muss von den Mushern dort abgeholt werden. Stroh für die Ruhelager der Hunde wird an jedem Checkpoint zur Verfügung gestellt.

Hier trafen wir auf Mike Williams, einen Eskimo, der Vorsitzender des Alaska Inter-Tribal Council ist. Es war der 11. Iditarod an dem Williams teilnahm. Ihn fragte ich, ob ich mir ein paar „original gebrauchte Rennbooties“ als Souvenir mitnehmen darf. Und natürlich durfte ich!! Er lernte uns noch, dass „ana basee“ in der Sprache der Eskimos „Danke“ heißt.

An den Checkpoints wird jeder einzelne Hund von Tierärzten untersucht. Zunächst wurden ihnen die Socken ausgezogen und die Pfoten genau unter die Lupe genommen. Dann kamen die Gelenke dran und zum Schluss wurden sie noch abgehört. Tierärzte haben die Befugnis, Hunde aus dem Rennen zu nehmen.
Die Hunde, die von den Mushern für das Rennen angemeldet sind, werden ca. eine Woche vorher genau untersucht (EKG, Blutuntersuchung) und bekommen einen Mikrochip eingesetzt und sind so genau zu identifizieren. Das Rennen kann mit maximal 16 Hunden gestartet werden und muss mit mindestens 5 Hunden beendet werden. Ein Austausch der Hunde während des Rennens ist nicht möglich. Dopingproben (Blut, Urin) können nach der Eingangsuntersuchung eine Woche vor dem Rennen und bis zu 6 Stunden nach dem Zieleinlauf in Nome genommen werden. Wird auf dem Trail ein Hund aus dem Team genommen werden, muss der Musher den Hund auf dem Schlitten bis zum nächsten Checkpoint transportieren. Dort ist dann eine „Sammelstelle“ für dropped dogs, die von Freiwilligen nach Anchorage ausgeflogen werden. Am Millennium Hotel ist die „Abladestelle“ und die Hunde werden von Helfern der Musher dort abgeholt.

Die Musherlegende Charlie Boulding lief in diesem Jahr sein 11. Rennen und er hat 7 x zu den ersten zehn gehört. Charlie ist 60 Jahre alt, von Beruf ist er Fischer und Fallensteller und als Hobbies nennt er mushen und schöne Frauen. Bei ihm wurde voriges Jahr Darmkrebs festgestellt, er wurde im Juni operiert und seine letzte Chemotherapie war Ende Januar.
Charlie legte an diesem Checkpoint keine längere Pause ein, er lud nur Essen und Stroh auf seinen Schlitten und nahm einen Hund aus dem Team. Eine Verletzung konnte ich dem Hund nicht ansehen. Er wurde sofort vom Tierarzt untersucht und hatte wohl am Oberschenkel eine Verletzung. Nachdem er ausgiebig untersucht wurde und eine Tablette geschluckt hatte, kam er zu den anderen dropped dogs.

Wir haben noch einen kurzen Stopp bei Elli Claus eingelegt, die jüngste Teilnehmerin in diesem Rennen. Sie wurde zwei Wochen vor dem Rennen erst 18, was das Mindestalter für die Teilnahme ist.

In der Rainy Pass Lodge haben wir Lunchpause eingelegt. Diese Lodge ist die älteste hunting lodge in Alaska. Gegen 2 Uhr flogen wir zum Checkpoint Finger Lake, der vor dem Checkpoint Rainy Pass liegt. Hier waren natürlich nur noch wenige Musher, dafür war es aber hier umso persönlicher. Es waren nur noch die Teams da, die mit dem Ausgang des Rennens ohnehin nichts zu tun hatten, für die allein die Tatsache gilt, dass sie dabei sind.

Todd Capistrant war dabei, seinen Hunden die Schuhe anzuziehen und hatte dabei viel Zeit mit uns zu plaudern. Er wollte noch vor 3 Uhr starten. Sein Ziel war zunächst Rainy Pass, dort eine Pause bis ca. Mitternacht und dann das schwere Stück Rainy Pass Richtung Rohn. Sein Team läuft normalerweise an die 5 Stunden und er rechnete, dass er in 3 Stunden den Checkpoint Rainy Pass erreicht hat. Dann könnte er noch 2 Stunden laufen und müsste eine längere Pause einlegen. Das wäre aber genau oben auf dem Pass und dort möchte er wegen der Wetterbedingungen nicht unbedingt pausieren. Deshalb hatte er sich diesen Plan aufgestellt.
..........Es sind insgesamt 3 Stopps vorgeschrieben. 8 Stunden am Yukon, 8 Stunden in White Mountain und ein 24 Stunden Stopp. Diesen Checkpoint kann sich der Musher selbst aussuchen (außer den beiden oben genannten). Beim Starten nach der 24 Stunden Pause werden auch die unterschiedlichen Startzeiten am Anfang ausgeglichen. Dadurch wird sichergestellt, dass auch der Führende als erster im Ziel in Nome ankommt.............

Sled dogs run, because they love to run.
Das Training beginnt, wenn die Hunde noch jung sind. Die Welpen werden meistens im Sommer geboren. Schon sehr bald werden die Pfötchen an das häufige an- und ausziehen der Booties gewöhnt. Weiterhin müssen sie von klein auf lernen, in relativ kurzer Zeit zu essen und vor allen Dingen dann, wenn ihnen Essen hingestellt wird. Sind die Puppies 8 Wochen alt, werden sie zu täglichen Spaziergängen von 1 bis 7 Meilen mitgenommen, sehr oft sind ältere Hunde dabei, die als „Vorbild“ dienen. Der Trainer beobachtet die Kleinen ganz genau, z.B. wie sie sich bei Hindernissen, Wasser oder beim Überqueren von Schneefeldern verhalten. Im Alter von 6 bis 8 Monaten wird mit dem Geschirrtraining angefangen. Im August beginnt für die ausgewachsenen Hunde das intensivere Training. Gezogen werden dann „Schlitten auf Rädern“ bzw. All-Terrain-Vehicles. Ins Team der rennerfahrenen Hunde werden meist Einjährige mit eingebunden. Die Neuen lernen die Kommandos, bei den älteren werden die Kommandos aufgefrischt. Vor allen Dingen muss der Nachwuchs lernen, nicht den Trail zu verlassen, um ein Beinchen zu heben, an interessanten Dingen zu schnüffeln und die Geschwindigkeit dem Team anzupassen („the team is only as fast as its slowest dog“). Hunde, die für´s Rennen ausgesucht sind, laufen ab Dezember mehrmals die Woche 25 bis 75 Meilen. Bis zum Start des Iditarod hat jeder teilnehmende Hund ein Training von meist mehr als 2000 Meilen absolviert, eingeschlossen die Qualifikationsrennen, die im Januar oder Februar stattfinden. Kurz vor dem Rennen werden nur noch kurze Strecken gelaufen

Es geht gut und gerne eine halbe Stunde drauf, bis die Hunde wieder ihre Booties anhaben und am nächsten Checkpoint kommt der Doc und zieht wieder alle Socken aus. Erstaunlich, so wild die Hunde beim Starten und Laufen sind, wenn sie daliegen, sich ausruhen und darauf warten, dass es weiter geht, sind diese Tiere sehr brav, lieb und total ruhig
Todd ist 36, in Minnesota geboren und von Beruf Arzt. In der letzten Zeit hat er sich aber mehr um seine Hunde als um seine Praxis gekümmert. Wenn er als Arzt tätig ist, hätte er viel zu wenig Zeit um sich mit seiner Familie zu beschäftigen. Seine Frau Anne und er haben zwei Töchter, 3 Jahre und ein halbes Jahr alt. Er züchtet Alaskan Huskies und hat mittlerweile einen Kennel mit 45 Hunden. Im vorigen Jahr hat er bereits schon einmal am Iditarod teilgenommen, ist aber ausgeschieden. Er erzählte uns, wenn er es dieses Jahr nicht bis nach Nome schaffe, sei er bestimmt wieder Single J
Todd hatte einen Hund wegen Überhitzung am vorigen Checkpoint aus dem Team genommen.
Er habe sich in der Vorbereitungszeit mit Jeff King, bisher 15 Mal am Iditarod teilgenommen und dreimaliger Gewinner, unterhalten. Bis zum Checkpoint Nicolai (nach 400 Meilen) sei das Rennen vom Gelände her anspruchsvoll und anstrengend.
Von Nicolai bis Nome eher langweilig, da gelte es nur möglichst viel Strecke zu machen. Jeff King hatte übrigens dieses Jahr einen neuentwickelten Schlitten. Er musste nicht mehr die ganze Zeit hinten draufstehen, sondern der Schlitten war in der Mitte geteilt und dort war ein kleiner Sitz eingearbeitet.
Todd konnte seinen Plan verwirklichen und ist um kurz vor 3 Uhr aufgebrochen.

Ararad Khatchikian ist Italiener, im Sudan geboren, Mutter Italienerin und Vater Armenier. Er hatte angefangen Medizin zu studieren, ist einer guter Langläufer, der an einigen Wettbewerben teilgenommen hat, hat in den 80er Jahren als Reporter für das italienische Fernsehen gearbeitet und seinen Bruder, der 1984 am Rennen teilgenommen hat, vermarktet. Nach 3 Jahren hat er sein Medizinstudium an den Nagel gehängt und hat die erste italienische sleddog school in Ponte di Legno gegründet. Anfang der 90er Jahre ist er nach Tarvisio gezogen. Außer der Hundezucht baut er Gemüse an und ist als Tourguide in Alaska unterwegs.
Genauso wie Todd hatte Ararad es überhaupt nicht eilig, nachdem er die Hunde versorgt hatte, packte er aus dem Schlitten seine kleine Videokamera aus und hat Aufnahmen von der Umgebung, Checkpoint und den anderen Teams gemacht.

Die Musher bekommen übrigens in den Lodges am Checkpoint Zimmer zur Verfügung gestellt, in die sie sich zurückziehen und sich ausruhen können.

Die Musherin Judy Merritt, war eine sehr, sehr nette Frau. Natürlich war sie auch einem Plausch mit uns nicht abgeneigt. Sie war Rookie, hatte voriges Jahr auch am Iditarod teilgenommen, war allerdings in Rohn mit einem kaputten Schlitten ausgeschieden. Sie ist aus Colorado und ist mit ihrem Mann 1993 nach Alaska gezogen. Auch hier hören wir wieder: Back to Basics. Allerdings machte Judy auf uns einen bereits sehr gestressten Eindruck. Sie war einfach nicht so locker drauf, wie die Musher, mit denen wir bisher gesprochen hatten. Judy hatte bereits einen Hund in Skwentna zurückgelassen. Wir fragten sie, was er denn gehabt hätte. Sie hätte den Eindruck gehabt, der Hund fühle sich nicht gut und deshalb hat sie ihn aus dem Team genommen. Judy hatte ein Problem mit der Leine. Sie hatte größtenteils junge Hunde und die haben teilweise die Leine durchgenagt. Eine Ersatzleine hatte sie dabei, aber die war auch schon beschädigt und als letztes bliebe ihr noch das Band, mit dem der Haltegriff des Schlittens umwickelt sei. Die Musher dürfen sich zu den Checkpoints keinerlei Sachen kommen lassen, die sie dann aufladen. Man muss alles zu Beginn des Rennens im Schlitten dabei haben. Auch sie wollte am Nachmittag noch den Checkpoint verlassen und die Happy River Steps hinter sich bringen. Ein besonders schwieriger Teil des Rennens. Weiterhin ist bei den Mushern auch der Farewell Burn nicht besonders beliebt. Zum einen sind dort jede Menge Bisons und man sollte sich in den spärlichen Wald zum Pausieren zurückziehen. Weiterhin sind hier 1977 riesige Flächen Wald abgebrannt und es gibt sehr viele Baumstümpfe die mit Schnee bedeckt sind. Dieses stellt natürlich eine große Gefahr für die Hunde und den Schlitten da.

Als einer der letzten Musher war noch G.B. Jones am Checkpoint. Er bereitet gerade seinen Hunden das Essen. Es waren Hamburger Pattys und er machte uns noch ausdrücklich darauf aufmerksam: not human grade. Das Essen war auch wieder mehr suppenartig. G.B. Jones ist aus Utah. Er hat in Vail, Colorado in einem Skiresort gearbeitet, in Garmisch Kajaktouren veranstaltet und lebte einige Zeit in Australien. Am Iditarod hatte er schon einmal 2003 teilgenommen und kam auch in Nome an.

Es ging nun allmählich auf 16 Uhr zu und um 17 Uhr war unser Rückflug geplant. Wir wollten in die Winter Lake Lodge und dort etwas Warmes trinken, leider war diese Lodge nur für Übernachtungsgäste und Musher geöffnet. So haben wir direkt am Checkpoint in einem Zelt einen Heißgetränk zu uns genommen, bevor wir mit Tim zurück nach Anchorage flogen. Da immer noch gutes Wetter war, konnten wir einen Blick auf Mt. McKinley werfen, den wir aus der kleinen Cessna (Baujahr 1957) hervorragend sehen konnten.

Ein paar Ergebnisse des Rennens:
Mitch Seavey aus Seward gewann das Rennen in 9 Tagen 12 Stunden und 20 Minuten.
Platz 2: Jeff King
Platz 3: Kjetil Backen.
Platz 6: Charlie Boulding
Platz 22: Hugh Neff, bekommt den Preis „Rookie of the year“
Platz 31: Nils Hahn
Platz 37: Mike Williams
Platz 45: Ellie Claus
Platz 50: Bernhard Schuchert
Platz 66: Todd Capistrant
Platz 76: G.B. Jones
Von insgesamt 87 gestarteten Teams haben 10 aufgegeben.
Ararad Khatchikian gab in Galena auf (Hunde waren müde), Judy Merritt in Rohn (fühlte sich krank)

Die schnellste, je gelaufene Zeit wurde von Martin Buser beim Rennen 2002 erzielt. Er hat damals nur 8 Tage, 22 Stunden und 46 Minuten gebraucht. Das Rennen mit dem knappsten Ausgang fand 1978 statt, es gewann Dick Mackey mit einer Sekunde Vorsprung vor Rick Swenson. Sieger ist das Team, dessen Leithund als erster über die Ziellinie läuft. Die Nase des ersten Hundes zählt. Rick Swenson ist bisher der einzige Musher, der das Iditaord 5x gewonnen hat.

2 Hunde sind beim diesjährigen Rennen gestorben. Wolf, ein 5jähriger Hund aus dem Team Lance Mackey und Takk, 7 Jahre, aus dem Dogteam von Kjetil Backen.
Die Todesursachen:
Wolf: Magensäure ist in die Speiseröhre aufgestiegen und geriet dann in die Lungen.
Takk: Magenbluten
Nach tierärztlichen Aussagen lag bei keinem der beiden Musher ein schuldhaftes Verhalten in irgendeiner Form vor und sie wurden vom Rennen nicht ausgeschlossen.

Todd erzählte uns bereits am Checkpoint Finger Lake, einige Tage vor diesen beiden Vorfällen, dass die Schlittenhunde schon in den vergangenen Jahren auf Magengeschwüre untersucht wurden. Die Alaskan Huskies leiden oft an diesem gesundheitlichen Problem. Es wurden bereits endoskopische Reihenuntersuchungen an den Hunden, die am Rennen teilgenommen haben, durchgeführt.

Das war der Teil unseres Urlaubes hinsichtlich des Themas Iditarod. Es war ein unglaublich schönes und interessantes Erlebnis, an das wir uns bestimmt lange und gerne erinnern werden. Natürlich hatten wir auch unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter. Wir werden sicher in den nächsten Jahren nochmals als Zuschauer beim Iditarod dabei sein. Da wir diese Nacht noch in Anchorage übernachteten, konnten wir im Millennium Hotel „online“ das Rennen verfolgen. Helfer aktualisierten alle halbe Stunde den Aushang am offiziellen Iditarod Board.
Zwei kleine Änderungen würden wir beim nächsten Mal machen:
Es werden vom Trail Comitee immer Helfer gesucht. Wir würden uns bewerben, weil wir sehr gerne beim Start entweder in Anchorage oder in Willow helfen würden.
Zweite Änderung: Zuerst die Checkpoints Finger Lake, anschließend Rainy Pass und am Nachmittag Flug nach Rohn. Dort die Nacht und den nächsten Tag am Checkpoint verbringen und erst dann wieder zurück nach Anchorage.

Zum Abendessen gingen wir in die Innenstadt von Anchorage in den Club Paris, Alaskas ältestem Steakhouse. Ein kleines, rustikales Restaurant mit hervorragendem Filet Mignon. Diesmal aber leider keine eigene Microbrew L. Das Restaurant war sehr gut besucht und wir mussten deshalb eine halbe Stunde warten.

Dienstags sind wir morgens nach Fairbanks geflogen. Schon als wir den Flughafen verlassen haben, mussten wir uns eingestehen, hier war es doch schon viel viel kälter als die ganze Zeit in Anchorage. Wolfgang hat unser Auto abgeholt und das Thermometer zeigte –6° an. Na ja, minus 6°, was soll’s, aber trotzdem empfanden wir es uns kälter als –6° Da es für uns das erste Mal war, dass wir in USA Minustemperaturen hatten, haben wir doch tatsächlich für kurze Zeit vergessen, dass es sich um Grad Fahrenheit handelte. Also mal kurz umgerechnet, es waren –20°C. Das kam schon eher hin. Die nächsten paar Tage sollten wir noch genügend Gelegenheit erhalten, uns im Umrechnen mit negativen Fahrenheit-Graden zu üben.
Zunächst ging’s nach North Pole, nur wenige Meilen von Fairbanks entfernt. Leider hat das Santa Claus Haus in dieser Jahreszeit nur am Wochenende geöffnet und wir sind deshalb gleich weiter nach Chena Hot Springs gefahren. Die 60 Meilen von Fairbanks nach Chena waren nicht sehr angenehm zu fahren. Die Straße war nämlich vereist, besser gesagt, der Eisbeleg auf der Straße war mehrere Zentimeter hoch!
In Chena Hot Springs wurde das Aurora Ice Hotel gebaut. Es ist das einzige Eishotel in den USA. Wir haben nicht in dem Eispalast gewohnt, wir sind im „normalen“ Resort abgestiegen. An einer Besichtigungstour haben wir, nachdem wir die Eintrittspreise für die Führung gelesen hatten, nicht teilgenommen. Pro Person hätte das 15 Dollar gekostet und das war uns diese Tour nicht wert.
Die Hauptlodge im Resort ist ein sehr schönes Gebäude ganz aus Holz, mit Rezeption, Souvenirladen, Restaurant und Bar. Die Hotelzimmer waren zwar groß, es war auch alles vorhanden, was man so braucht, aber die Zimmer waren nicht unbedingt so liebevoll wie das Hauptgebäude eingerichtet. Chena-Hot-Springs Resort lebt wohl hauptsächlich von japanischen Touristen, von denen aber nicht sehr viele zu dieser Jahreszeit da waren. Alle Schilder, die Aktivitätenvorschläge, die Hinweise im Zimmer, auf japanisch aufgeführt. Chena Hot Springs liegt sehr einsam, weit von der nächsten Stadt entfernt, deshalb ohne Streulicht und soll nach Beschreibungen und Literatur ein hervorragender Ort zum Beobachten von northern lights sein. Genau deshalb waren auch wir dort. Nachdem wir eingecheckt hatten, buchten wir auch gleich die allabendlich durchgeführte Nordlichttour. Die Vorhersage der Uni Fairbanks für die Aurora Aktivität war für dieses Nacht auf der Stufe „moderate“. Da ich mich am Abend nicht sehr wohl fühlte, hat Wolfgang alleine an dieser Tour teilgenommen. Um 22 Uhr ging die Fahrt los. Mit einer snow coach (leider weiß ich dafür keinen deutschen Ausdruck) ging es auf einen Hügel hinter dem Resort. Die Fahrtdauer betrug ca. 40 Minuten. Oben stand eine Art Zelt, welches beheizt war und wo auch heiße Getränke zur Verfügung standen, die der Fahrer der snow coach zubereitet hat. Aber leider war die Nordlichtaktivität in dieser Nacht nicht moderate, sondern gar nicht vorhanden L. Gegen halb vier war die Tour beendet und Wolfgang konnte sich schlafen legen. Versäumt hatte ich also im Nachhinein betrachtet, absolut nichts, außer ein paar netten Gesprächen mit anderen Tourteilnehmern.
Nachdem wir uns am nächsten Tag ausgeschlafen hatten, unternahmen wir eine zweistündige Winterwanderung. Das Wetter war mal wieder bilderbuchmäßig. Um 13 Uhr hatten wir eine Schlittenhundefahrt gebucht. Um nochmals auf das Thema Japan zurückzukommen: Selbst der musher unserer Tour war Japaner. Die Fahrt dauerte ca. 20 Minuten und war außergewöhnlich gut. Das Dogteam (10 Hunde) lief locker über den Trail, und wie schon vom Iditarod gewohnt, am Anfang ging es den Hunden im Team nicht schnell genug, das Getöse war enorm. Nachmittags sind wir ein paar Meilen Richtung Fairbanks gefahren und haben noch eine kleine Wanderung gemacht. Auf dem Rückweg ist uns eine Gruppe, bestehend aus drei Hundegespannen und einem snow-mobil begegnet. Es war eine mushing-school und die Schülerinnen machten mit der Lehrerin einen Ausflug. Auf dem snow-mobil war die Campingausrüstung und die Hundeverpflegung unterbracht. Die Ladies sind über Nacht draußen zum Campen geblieben.
Unsere erste Handlung nachdem wir im Resort zurück waren, bestand in Infos einholen, wie es denn mit der Auroraaktivität heute nacht bestellt sei. Die Vorhersage war immerhin eine Stufe besser als gestern, nämlich „activ“. Wir überlegten lange, ob wir an der Tour teilnehmen sollten. Da man bei Naturschauspielen keine Garantie geben kann, ob diese stattfinden oder nicht, beschlossen wir, in dieser Nacht die Tour nicht zu machen. Immerhin hatte dieser Ausflug am Vortrag auch einen stolzen Preis, 60 Dollar pro Person. Wir haben anschließend unsere Badesachen angezogen und sind in die Hot Springs. Uih, der Name war schon richtig, das Wasser hatte eine Temperatur von 146°F. Lange sind wir in diesem extrem warmen Wasser nicht geblieben, waren aber für einige Stunden ziemlich aufgeheizt. Nach dem Abendessen haben wir noch einen Drink an der Bar geschlürft und als wir von der Mainlodge ins Hotelgebäude gegangen sind, da haben wir es gesehen: das Nordlicht. Wir sind schnell auf´s Zimmer, haben uns dick angezogen und die Fotoausrüstung zusammengepackt. Auch etwas abseits vom Resortgelände, wir sind ein paar Meter die vereiste Straße entlang gelaufen, konnte man dieses spektakuläre Naturphänomen hervorragend sehen. Und wie das immer so ist, tagsüber fuhr maximal ein Auto pro Stunde auf dieser Straße, in der ersten Viertelstunde als wir hier standen, kam ca. alle 5 Minuten ein Auto vorbei, grrrrrrrrrrrrr. Aber schon recht bald kehrte wieder Ruhe ein.

Nordlicht: Ionisierte Teilchen gelangen durch Sonnenwinde zur Erde und regen die Atome der oberen Schicht der Erdatmosphäre beim Zusammenstoß zum Leuchten an. Die angeregten Teilchen geben Energie in Form von Licht ab (emittieren). Je nach Höhe und Molekülart entsteht dabei Licht verschiedener Wellenlänge. Das am meisten vorkommende, das grüne Licht, wird durch Sauerstoffatome in einer Höhe von 120 km verursacht. Weiterhin entsteht durch Sauerstoffatome in 200 km Höhe das rote Licht. Stickstoffmoleküle senden violettes oder blaues Licht aus, welches aber recht selten ist.

In dieser Nacht war es aber bitter kalt. Man merkte, wie es von Minute zu Minute kälter wurde. Gegen Mitternacht sind beim Ausatmen meine Brillengläser gefroren, der Akku für die Videokamera hatten schon lange den Geist aufgegeben, obwohl wir den Akku sofort nach Ende einer Filmsequenz von der Kamera genommen und in die Hosentasche gesteckt hatten. Auch auf dem Fotoapparat bildete sich eine Eisschicht und sowohl das Stativ als auch wir waren ziemlich eingefroren. Aber es war jede Sekunde wert, die wir in dieser extremen Kälte zugebracht haben!!!!

Am Donnerstag sind wir zurück nach Fairbanks gefahren. Da wir ziemlich früh in Fairbanks ankamen, haben wir beschlossen, weiter in den Denali NP zu fahren, ca. 1.5 Stunden Fahrt von Fairbanks aus. Der Weg war aber leider umsonst, Denali NP ist im Winter geschlossen. Auch die kleine Ansiedlung außerhalb glich einer Geisterstadt. Also sind wir wieder zurück Richtung Fairbanks gefahren. In dem kleinen Ort Nenana (übrigens wohnt Hugh Neff hier) haben wir eine Pause eingelegt. Seit 1917 findet in Nenana das Ice Classic statt. Es geht hierbei um eine Art Lotterie, in der man den das Datum und die Zeit tippen muss, am dem das Eis des Tanana Rivers aufbricht. Ein „Tipp“ kostet 2 Dollar. Ende Februar wird ein Holzgestell das wie ein riesengroßes Stativ aussieht, auf den Tanana River gestellt. Dieses „Stativ“ ist über ein Kabel mit einer Uhr verbunden. Bricht das Eis, sackt das Holzgestell ein oder es bewegt sich mit der Strömung auf dem Fluss fort und die Uhr wird dadurch gestoppt. Sieger ist derjenige, der den Zeitpunkt genau vorhersagen konnte bzw. derjenige der der Zeit am nächsten kommt. Leider konnten wir an dieser Lotterie nicht teilnehmen, weil das örtliche Informationscenter nicht geöffnet hatte und wir nicht wussten, wo man sonst noch Tippzettel holen bzw. abgeben kann.

In Fairbanks haben wir im Captain Bartlett Inn gewohnt. Ein zwar schon etwas älteres, aber recht gemütliches Hotel. Am Nachmittag besuchten wir im Ice Park die „World Ice Art Championsship“. Dieser Wettbewerb findet jedes Jahr Anfang März statt. Bis Mitte März sind die Künstler mit ihren Arbeiten beschäftigt. Für den Wettbewerb werden jedes Jahr 1.5 Tonnen Eis benötigt. Das Eis wird aus einem See direkt neben dem Wettbewerbsgelände geholt. Es gibt zwei verschiedene Hauptkategorien, nämlich den Single Block und den Multi Block Wettbewerb. Beim Single Block bekommt man einen Eisblock mit einer Größe von 240x150x90 (cm) zur Verfügung gestellt. Daran kann ein Team (maximal 2 Künstler) arbeiten. Das Kunstwerk muss in drei Tagen fertiggestellt sein. Beim Multi Block Wettbewerb können bis zu fünf Künstler an ihrem Objekt arbeiten. Sie bekommen zehn Blocks mit einer Größe 170x110x90 (cm) und haben für ihre Arbeit 5 Tage Zeit.
Erstaunlich, was man aus Eis für Gebilde herstellen kann. Zum Zeitpunkt als wir die Veranstaltung besucht haben, war der Singleblockwettbewerb größtenteils abgeschlossen. Die Teilnehmer am Multiblockwettbewerb waren noch schwer am Schaffen. Das Hauptwerkzeug für die groben Arbeiten war die Kettensäge. Zum Einsatz kamen für die Feinarbeiten erstaunliche Werkzeuge wie z.B. Bügeleisen und ein Gerät welches wie ein Lockenstab aussah. Witzig war auch der Werkzeugständer, den die verschiedenen Teams hatten. Aus „Eisabfällen“ einfach eine Säule gebaut, mit verschiedenen Fächern und Ablagen und fertig ist der ganz individuelle Stück. Jedes Team hatte auch ein großes Fass mit Wasser (natürlich mit großem Tauchsieder drinnen), welches als Kleber verwendet wurde. Besonders gut hat uns die Arbeit der Chinesen gefallen, ein Drachenboot.
Auch die kleinen Besucher kamen nicht zu kurz. Für sie war ein Kinderspielplatz mit Spielgeräten aus Eis gebaut worden. Die große Rutschbahn war super. Es gab verschiedene Brücken, zwei Labyrinthe und eine Eishockeyfläche. Außerdem eine Bühne aus Eis, für die Fernsehaufnahmen und selbst der Eingangstorbogen war aus Eis.
Da wir einen Tagespass hatten, beschlossen wir vor dem Abendessen nochmals in den Ice Park zu gehen. Im Dunkeln wurden die Kunstwerke beleuchtet und wir konnten noch ein paar schöne Fotos machen.
Zum Abendessen gingen wir ins Pump House, ein Restaurant das wir von früheren Aufenthalten in Fairbanks kannten. Da es bereits kurz vor 21 Uhr war und es im Hauptrestaurant in der Wintersaison nur bis 21.30 Uhr Dinner gab, war es im Restaurant schon leer. Das Pump House wurde 1978 gebaut. Es soll an die Goldrauschatmosphäre von 1890 erinnern, und das ist auch richtig gut gelungen. Das Restaurant ist mit alten Möbeln eingerichtet. Im angrenzenden Pub steht ein Billard Tisch von 1898.
Den Tag haben wir bei einem Bier im Sled Dog Saloon gemütlich ausklingen lassen.

Freitags morgens haben wir im nördlichsten Denny´s der Welt gefrühstückt. Die Bedienung war ausgesprochen nett und versorgte uns ständig mit Kaffee und heißer Schokolade. Übrigens selbst bei der Schokolade gab es free refills. Das ganze hatte allerdings zur Folge, dass wir etwas die Zeit vergessen haben und nur noch auf den letzten Drücker unseren Flug nach Anchorage erreichten. Es war nicht einmal mehr Zeit, das Auto vollzutanken.

Den letzten Urlaubstag sind wir gemütlich angegangen. Wir fuhren nochmals Richtung Seward, allerdings nur bis zum Portage Glacier. An diesem Tag war ausgesprochen schlechtes Wetter (das soll es tatsächlich in Alaska auch geben). Es schneite fast den ganzen Tag. Sicht war kaum vorhanden und der Portage Gletscher war nicht zu sehen. Durch den Tunnel sind wir nach Whittier gefahren, den Weg kann man sich im Winter sparen. Whittier ist kein besonders schönes Städtchen und wie schon die Ansiedlung am Denali NP war auch hier alles geschlossen. Es war schon ein wenig trostlos. Auf dem Rückweg nach Anchorage sahen wir noch Frau Moose mit ihren zwei halbstarken Kindern. Nach dem Abendessen im Glacier Brewhouse packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren zum Flughafen, nicht ohne vorher nochmals im Millennium Hotel vorbeizufahren, einen Blick auf den Stand des Rennens zu werfen und uns im Fancy Moose Saloon einen Drink zu gönnen. Um 0.40 Uhr startete unser Flieger Richtung Heimat und ein wunderschöner erlebnisreicher Urlaub war zu Ende.