Hallo,
Nicht jeder: Menschen, die z.B. in den Alpen derart große Höhenunterschiede (+- 1500hm) gehen, können das auf jeden Fall bewältigen! Ich empfand es auch recht angenehm zuerst runterzuwandern. Mir kam das irgendwie gelenkschonender vor. Dass man das als Nicht-Sportler aus dem Stand nicht angehen sollte, ist klar. Wir haben jede Menge Menschen getroffen, die falsch ausgerüstet (viel zu wenig Wasser o-ä.) waren oder einfach offensichtlich eher bewegungsarm leben. Das sind dann auch die Menschen, die logischerweise kollabieren.
Der amerikanische I-Did-It-Hype um diese gewöhliche Tageswanderung sorgt für noch mehr Leutchen, die das besser lassen sollten.
Die Ranger: ...geben pauschale Auskünfte für all die Massentouristen (ob Bergsportler oder nicht) und richten sich nicht nach "Leistungsklassen". Die Ranger-Aussagen sind deshalb nicht besonders hilfreich. Es sind tendentiöse und pauschalisierende Verhinderer-Ansagen!
Die Hitze: Wir sind noch bei Dunkelheit (der erste Bergsteiger-Shuttle!) den South Kaibab (der Weg ist gut, keinesfalls technisch schwierig) runter. Beat The Heat ist DER Schluessel. Wir haben außerdem regelmäßig gegessen und pausiert. Ich habe meinen 3 Liter Camel-Back drei Mal befüllt.
Die Verpflegung: Generell sollte man mindesten zwei Brotzeiten dabei haben, außerdem jede Menge (über den gschätzten Bedarf hinaus! Riegel (Powerbar o.ö.). Desweiteren habe ich für den Notfall IMMMER Power-Gel dabei. Es gibt auch eine Art "isotonische Flüssigkeit", die sehr gut hilft (genauso wie übrigens das power-gel), wenn der Wanderer zu wenig getrunken hat. Generell ist es falsch zu warten bis man Durst/Hunger hat. Regelmäßig Trinken/Essen!
Dennoch: Die Canyon-Wanderung ist keineswegs eine Expedition! Es ist eine ganz normal anstrengende Tageswanderung. Vorbereitung ist dennoch wichtig.
Das Profil: Ich habe ja schon geschrieben, dass ich es angenehm empfinde zuerst hinunterzugehen. Ich habe allerdings auch die relative Sicherheit, dass 1500 hm für mich zu bewältigen sind. Wir sind von unten den Bright Angel Trail raufgegangen und ab Indian Gardens wird es "mental" schwierig. Die "Wand" sieht nach 400 hm aus es sind aber noch 900hm! Hier darf man sich auf keinen Fall dazu hinreisen lassen zu schnell zu gehen (Wir haben einen solchen Wanderer mit unseren Riegeln wieder aufgepäppelt!). Leichter wird es dadurch, dass es immer frequentierter wird und es auch einige schattenspendende Raststellen gibt (eine sogar mit Wasser!)
Warum nicht übernachten?: ganz unten ist es zwar ganz nett, aber auch nicht mehr. Mir persönlich widerstreben auch die Muli-Touristen im Phantom-Ranch-T-Shirt. Im Zweifelsfall würde ich auf jeden Fall zelten, um diesen Gesichtern aus dem Weg zu gehen. Gegen das sicherlich sehr schöne Zelten spricht, das zusätzliche Gewicht. Ich schätze es verglichen mit dem 1-Tagestrip wesentlich schwerer ein, diese zusätzlichen Kilos (Verpflegung, Zelt Schlafsack, IsoMatter, Gaskocher, Geschirr) zu schleppen. Eine Alternative wäre es eventuell bei den Indian Gardens zu zelten. ich finde es dort wesentlich schöner und man kann noch einen netten Abendspaziergang an die letzte Abbruchkante machen. Optimal ist für mich allerdings der 1-Tagestrip
Die Gehzeiten: South Kaibab runter ca 2.5 Stunden/ Bright Angel hoch ca 5h. Das sind entspannte netto-Gehzeiten. Dazu kommen freilich die Pausen!
Die Alternative: Als generelle Alternative möchte ich (die hier schon erwähnte?) Verbindung zwischen South-Kaibab (runter) und Bright Angel (rauf) empfehlen; man spart sich dabei 500hm. Das schaut sehr schön her und ganz unten ist es imho nicht besonders sensationell. Wir haben außerdem Engländer getroffen, die genau auf diesem Verbindungsstück kreisende Geier gesehen haben. Ich würde mit meiner Kenntnis heute auf jeden Fall diese Tour gehen. Wahrscheinlich werden das jetzt wenige beherzigen, weil die meisten wohl runter wollen, aber für mich ist diese Wanderung erst mal die schönere Tour (wenngleich ich sie noch nicht gemacht habe!)
Fazit: Wir (w&m) sind Genuß-Bergsteiger und Mountainbiker und Anfang dreißig. wir haben diese Tour Anfang Septemer an einem normal heißen Tag gemacht (Es gibt wohl noch spezielle heißere Tage). Unter dem Strich war es eine Anstrengung, aber keineswegs besonders herausfordernd oder gar grenzwertig. Die bedauerlich recht hohe Todesfallrate kommt wohl allein durch Menschen zustande, die das nach meinem Absatz eins hier, besser nicht gemacht hätten. Davon hatte es auch an unserem Tag einige.
Alle ausdauersportlich einigermaßen geübten können diese 1-Tages-Tour auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Vorbereitet sein sollte man allerdings schon! Die Ranger-Angaben waren bei uns eindeutig dramatisierend! (Das habe ich dem Ranger auch so nach unserer Wanderung mitgeteilt)
Gruß