Eine Besteigung des Mt. St. Helens, das vulkanische Nonplusultra im amerikanischen Nordwesten.Länge: 13,8 km roundtrip - siehe
GPS TrackHöhenmeter: 1393 (von 1117 auf 2510) - siehe
HöhenprofilZeitbedarf: Ganztageswanderung. Die
offizielle Routenbeschreibung empfiehlt sieben bis zwölf Stunden. Das ist - wie immer - relativ großzügig kalkuliert. Ich habe 2:30 für den Aufstieg benötigt, bin eine Dreiviertel Stunde oben geblieben und dann in 1:45 abgestiegen. Das dürfte aber eher am unteren Ende des machbaren Zeitbedarfs liegen. Ich denke, wenn man je nach Fitness sechs bis neun Stunden rechnet, sollte man auf der sicheren Seite sein.
Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvolle Wanderung, weitgehend ohne Weg über eine durch Holzpfosten markierte Route. Das Terrain ist rauh und schwierig, der Anstieg extrem steil (siehe
Höhenprofil), dafür ist die Wanderung vergleichsweise kurz. Von der Wegbeschaffenheit und den klimatischen Bedingungen ist sie völlig anders, von den allgemeinen Konditionsvoraussetzungen finde ich sie grob mit einer Besteigung des Half Dome im Yosemite oder einem Abstieg in den Grand Canyon vergleichbar. Durch die kurze Strecke finde ich den Mt. St. Helens Climb eher weniger anstrengend als diese zwei Wanderungen. Wie für jede Wanderung mit großen Höhenunterschieden empfehle ich stark, Wanderstöcke mitzunehmen. Diese sind insbesondere im oberen Bereich der Route eine große Hilfe.
Jahreszeiten: Die Route ist in der beschriebenen Form nur im Sommer möglich. Im Winter sind zum einen Schneeschuhe erforderlich, zum anderen verlängert sich die Wanderung erheblich, da die Straße zum Climbers Bivouac nicht befahrbar ist. Insbesondere im Frühjahr besteht erhebliches Lawinenrisiko. Am Kraterrand bilden sich gefährliche überhängende Schneewehen.
Zugangsbeschränkung: Permits sind oberhalb von 4800 Fuß ganzjährig erforderlich. Für die Sommersaison (15. Mai bis 31. Oktober) werden täglich nur 100 Permits ausgestellt. Das Permit sollte langfristig vor dem Aufstieg besorgt werden, da Sommerwochenenden früh ausgebucht sind. Das Permit kostet 22$ pro Person und muss
online reserviert und bezahlt werden. Es kann am Tag vor der Besteigung bis 21:00 bzw. am Wochenende 22:00 Uhr Uhr oder am Tag der Besteigung ab 6:00 Uhr am Lone Fir Resort in Cougar abgeholt werden. Das Lone Fir Resort ist mit einem großen Schild "Climber Permits" an der NF 90 ausgeschildert (von Osten kommend kurz hinterm Ortseingang auf der rechten Seite). Das Permit muss auf der Wanderung mitgeführt werden.
Schaut auf den
offiziellen Seiten zum Permitsystem nach, ob all diese Angaben noch aktuell sind!
Climbers Registry: Vor jeder Besteigung muss man sich in ein Trailbook eintragen, aus dem man sich nach dem Abstieg selbstverständlich wieder austragen muss! Das Trailbook liegt ständig zugänglich am Lone Fir Resort in Cougar aus, wo man auch die Permits abholen muss.
Trailhead: Climbers Bivouac. Die Zufahrt ist gut ausgeschildert und problemlos zu finden: Von der 90 im Süden des Monuments nach Norden auf die NF 83 (wie zur Ape Cave oder Lava Canyon). Nach 3,1 Meilen links auf de NF 81 abbiegen. Nach 1,7 Meilen rechts auf die NF 8100-830 abbiegen. Ab hier Schotterpiste, aber auch mit PKW problemlos zu befahren. Nach 2,6 Meilen endet die Straße am Climbers Bevouac. Dort gibt es etwa ein gutes Dutzend kleine Stellplätze für Zelte. Das Zelten hier ist in der Nacht unmittelbar vor und unmittelbar nach dem Aufstieg mit dem Permit zur Besteigung kostenlos (bzw. im Preis des Permits eingeschlossen) gestattet.
Es gibt kein Trinkwasser am Climbers Bivouac!Risiken: Der Aufstieg auf den Mt. St. Helens ist eine anspruchsvolle Gebirgstour. Es ist daher selbstverständlich, dass man feste Schuhe, warme Kleidung, ausreichend Wasser und Proviant, eine Taschenlampe, Verbandszeug etc. mitführen muss. Je nach Wetterlage kann es auch im Sommer empfindlich kalt, oder aber extrem heiß sein. Beim Aufstieg gibt es keinen Schatten und nur wenig Schutz. Bei schlechtem Wetter und insbesondere schlechter Sicht rate ich von einer Besteigung ab. Zumindest ohne GPS besteht dann ein nicht unerhebliches Risiko von der Route abzukommen. Wenn man in die Wolken kommt, ist die jeweils nächste Routenmarkierung (Pfosten, siehe unten) mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu erkennen.
Neben den üblichen mit einer Gebirgstour verbundenen Risiken und den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen besteht am Mt. St. Helens offensichtlich das Risiko vulkanischer Aktivität. Wenn dieses Risiko von den Verantwortlichen als zu groß eingeschätzt wird, wird der Trail wie andere Trails im Monument komplett gesperrt. Das war z.B. von Oktober 2004 bis Juli 2006 generell der Fall. Es wird empfohlen, immer einen Helm und eine Staubmaske zum Schutz bei vulkanischer Aktivität mitzuführen. Ich hatte weder das eine noch das andere und halte beides auch für übertrieben. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass man einen aktiven Vulkan besteigt. Siehe auch
Ten Essentials to carry on a Mt. St. Helens Climb.
Wegbeschreibung: Vom Climbers Bivouac führt der Weg zunächst auf dem gut ausgebauten und nur mäßig ansteigenden Ptarmigan Trail #216A durch Hemlockwald. Nach ca. 3,5 km verlässt man den Wald und gelangt in eine Lawinenrinne. Hier hört der ausgebaute Weg auf, den weiteren Verlauf der Route markieren Holzpflöcke etwa alle 100 Meter. Die Route quert die Lawinenrinne und führt auf der anderen Seite auf einen jüngeren Lavafluss, die Monitor Ridge. Diesen steigt man nun im weiteren Verlauf hinauf. Dabei kann man sich entweder unmittelbar an die Holzpfosten halten und teils über sehr grobe aber auch sehr griffige Lavabrocken aufsteigen, alternativ kann man sich etwas weiter östlich halten und in einer Rinne eher in weichem Bimssteinkies laufen. Die Lavabrocken bergen die Gefahrt umzuknicken oder abzurutschen und erfordern größere Schritte, sind aber kraftsparender, da man nicht bei jedem Schritt wieder ein Stück nach unten rutscht.
Etwa 400 Höhenmeter unterhalb des Kraterrands steht eine kleine Messstation auf einem Dreifuss. Kurz hinter der Messstation hört der Andesite Lavafluss, über den man bis hierher aufgestiegen ist auf und geht in Asche und Bimsstein über. Auch die Wegmarkierung durch die Holzpfosten hört mit dem Lavafluss auf, ist dann aber auch nicht mehr nötig.
Der restliche Weg zum Krater führt nun unvermeidlich durch relativ weiche Asche und Bimssteinkies. Das heißt dann immer zwei Schritte hoch, ein Schritt zurück rutschen. Die letzten Schritte hoch zum Kraterrand sind dann absolut unvergesslich, weil sich ganz plötzlich ein phantastisches Panorama öffnet. Ich war vor Sonnenaufgang um 5:30 im Climbers Bivouac losgegangen, hatte beim Aufstieg noch mehrere Gruppen überholt und stand dann staunend allein um 8:00 in der Morgensonne am Kraterrand.
Man schaut vom Südrand des Kraters in den Krater hinein. Durch die Mitte eines kleinen neugebildeten Gletschers stößt der neue kleine immer rauchende Dom, der sich noch aufbaut. Links und rechts schaut man auf die vielfarbigen Kraterwände, von denen mit dem tauenden Schnee immer wieder kleine Geröllabbrüche krachend in den Krater auf den Gletscher stürzen.
Über den Krater hinweg blickt man nach Norden genau in die Verwünstungszone, über den Spirit Lake hinweg auf den Mt. Rainier. Im Osten sieht man den Mt. Adams, Im Südosten den Mt. Hood und weit im Süden den Mt. Jefferson.
Der Blick über den Krater hinüber zum Mt. Rainier ist - bei gutem Wetter - wie aus einem Bilderbuch. Für mich eine der schönsten Ansichten und eine der spannendsten Wanderungen des Nordwestens!
Vorsicht: Auf dem Kraterrand kann man zwar noch ein Stück nach Westen gehen. Der Kraterrand besteht aber aus losem Bimsstein und ist extrem absturzgefährdet. Man sollte es also nicht übertreiben. Eine Umrundung des Kraters ist nicht möglich.
Der Abstieg erfolgt dann auf dem gleichen Weg wie der Aufstieg, ist aber erheblich einfacher und, vor allem im Bimssteinkies, auch schneller. Ich war um 11:00 Uhr wieder am Climbers Bivouac.
Ein Geheimtipp für Zeltcamper: Kurz östlich des Lone Fir Reservoirs ist der Cougar Park ausgeschildert, eine Day Use Badestelle am Yale Lake. Dort gibt es ein großes Umkleidegebäude mit kostenlosen, heißen Duschen! Nach einer Besteigung des Mt. St. Helens macht das einen ganz neuen Menschen aus einem...
Bild 1: Climbers Bivouac vor der Kulisse des Mt. St. Helens. Die sonnigen Bilder sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass insbesondere der untere Wegabschnitt im Wald nahe Climbers Bivouac im August 2008 noch völlig und tief mit Altschnee bedeckt war!
Bild 2: Oberer Bereich des unteren Wegabschnittes (beim Abstieg aufgenommen)
Bild 3: Lawinenrinne am Ende des ausgebauten Wegs beim Übergang vom Wald auf den Lavafluss
Bild 4: Aufstieg über den Lavafluss. Links und Richtung Bildmitte ist die Routenmarkierung durch Pfosten gut zu erkennen.