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Autor Thema: 8 Bundesstaaten und ein Todesfall - vom Yellowstone über Moab nach Las Vegas  (Gelesen 12025 mal)

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Detritus

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Prolog

Tja eigentlich hatten wir nach der letzten USA Tour gesagt es reicht jetzt erst einmal hin. Man kann sich ja auch mal andere schöne Teile der Welt anschauen und bei dem was gewissen hochrangige Personen in öffentlichen Ämtern dort abziehen und überhaupt.

Eigentlich...

Um es vorweg zu nehmen - 2,5 Tage nachdem wie wieder im Land waren wurden die neuen Flugbuchungen vorgenommen (logisch sonst gäbe es hier jetzt ja keinen Reisebericht). Dieses Unterfangen gestaltete sich dabei allerdings etwas schwieriger als zunächst gedacht.

Grds. sollte es ein Gabelflug werden damit wir den Yellowstone NP besuchen können um uns anschließend dann gemütlich Richtung Süden (über Moab / Escalante) nach unten vorzuarbeiten um die Reise in Las Vegas abzuschließen.

Gut Gabelflüge sind immer etwas teurer, aber als ich die einschlägigen Suchmaschinen für einen Flug DE - SLC - LV - DE anschmeiße bin ich doch leicht geschockt.  :shock:

Für das Geld kommen wir sonst locker zwei Mal über den großen Teich. Woher also diese Preisexplosion? Ok irgendwo beginnen offenbar schon ziemlich früh die Sommerferien, betrifft uns zwar persönlich nicht direkt nur lässt sich der eigene Urlaub nicht anderweitig unterbringen - wir haben zwangsläufig Überschneidungen mit den Schulferien, egal wie man es auch dreht und wendet.

Und eigentlich wäre die Geschichte damit an dieser Stelle auch schon zu Ende, denn unabhängig davon was die Reisekasse ggf. hergegeben hätte, so viel Kohle nur für die Flüge - sorry no way.

Na ja eigentlich...

So richtig konnte und wollte ich mich mit dieser "Niederlage" noch nicht anfreunden. Also noch mal die Flugsuchmaschinen gequält was es denn sonst für Alternativen gibt. DE - LAX - LV - DE ist nicht so teuer - hmmm. Aber von dort ist es zu weit um zum Yellowstone zu fahren. Mist.

Moment mal: DE - LAX - DE ist ja im Verhältnis richtig preiswert. Nur in SCL sind wir dann noch lange nicht. Und wir beenden die Runde auch nicht in LV.
Ja aber wenn wir rechtzeitig in LAX ankommen könnte man dann mit Delta... Und morgens dann von LV wieder nach LAX...

Langer Rede kurzer Sinn, wir haben uns unseren eigenen Gabelflug gebaut. Mit LH von DE nach LAX und Retoure und dann die Strecken LAX - SLC und LV - LAX als one-way auf gesonderten Tickets. Preislich waren wir damit wieder in einem annehmbaren Bereich, ich weiß nicht mehr genau wie viel Geld wir dadurch gespart haben, aber es waren schon mehrere hundert € pro Kopf.

Gut das Risiko liegt jetzt bei uns da es nicht auf einem Ticket war - aber-3,5 Std. Aufenthalt in LAX bis es weiter geht und auf dem Rückweg ein entsprechendes Poster dann darf Delta nur bitte auch nicht zu sehr bummeln, damit wir dann wieder nach Hause kommen sollte passen. Egal - no risk no fun - und das war es uns in diesem Fall einfach wert. (Da der Rückflug nach DE erst am Nachmittag ab LAX ging hätte man theoretisch sogar morgens noch von LV nach LAX fahren können, wir haben uns aber für die im Endeffekt deutlich entspannter Variante mit dem Inlandsflug entschieden).

So und wer fleißig mitzählt wird sich ggf. wundern warum wir auf 8 Bundesstaaten kommen. Zugegebenermaßen habe ich hier ein wenig "geschummelt" weil ich runde Zahlen einfach lieber mag - und hey - durchgefahren zählt in diesem Fall auch!




BigDADDY

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Mh,

kann man schon zusteigen?

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Detritus

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Anreise - Teil 1

Wenn ich eine Sache an USA Urlauben nicht ausstehen kann, dann ist es das fliegen. Sorry für alle die gerne sich die Wolken von oben betrachten, aber für mich ist das eigentlich immer nur total öde und langweilig - 10 bis 12 Stunden in einer Röhre hocken gehört nun definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Außerdem neigen Flughäfen oder die Fluggesellschaften dazu einem zusätzlich immer noch die Urlaubsfreude ein wenig zu trüben indem irgendwas schief geht.

Neben dem Risiko bei separaten Tickets nicht rechtzeitig dann zum Weiterflug am Gate zu stehen und in die berühmte Röhre zu schauen gibt es bei extra gebuchten Inlandsflügen noch einen weiteren Nachteil - kein Freigepäck. Um gar nicht erst mit irgendwem in LAX dann später diskutieren zu müssen ob meine Kreditkarte denn jetzt gerade tut oder nicht (und im Endeffekt es nicht an der KK sondern dem Gerät der Fluglinie gelegen hat - Erfahrung macht in diesem Fall klug) möchte ich also das Gepäck für den Inlandsflug schon vorab buchen. Geht aber auf der Delta Homepage nicht. Zumindest nicht im Vorfeld sondern, erst wenn man eingecheckt hat. Ok das auch erledigt - Gepäck hinzugebucht - jetzt schnell noch bei LH einchecken.

Und prompt geht es schon wieder los, dass mich irgendwer im Vorfeld noch mal ärgern will. ESTA haben wir, ja auch die Daten sind überall doppelt und dreifach hinterlegt, trotzdem verweigert mir die Website den Check-In (natürlich ohne jetzt mal konkret zu werden woran es denn hakt). Nach einigem Fluchen und rumprobieren stelle ich fest, dass sich hier der böse "0" vs "O" Fehler eingeschlichen hat - die Daten bei LH passen nicht zum ESTA und deshalb auch keine Bordkarte. Ok das Problem ist gelöst, alle Bordkarten sind gedruckt es kann also morgen losgehen.

Zubringer nach MUC soweit ereignislos, Layover in München mit 2 Stunden sollte wohl auch kein Problem sein, die Bayern haben schließlich noch keine Ferien. Tja falsch gedacht. Raus aus dem Flieger und rein in die erste Passkontrolle. Und irgendwie ist hier Stau. Gut unseren Freunde aus good old US (oder in dem anderen Fall Kanada) zu erklären worin denn bitte bei der Schlange der Unterschied zwischen "EU" und "NON-EU" besteht ist schon ziemlich schwierig. Die freuen sich ja schon wenn sie bei ihren Europamarathons am Ende überhaupt noch wissen in welchem Land sie sich gerade befinden. ;)
Aber "EU" kennen die nicht...

Dann folgen noch interessante Diskussionen mit einem jungen Mann und seiner Mutter(?) er mit deutschem Pass sie mit serbischen. Ja Serbien ist geographisch in Europa aber Nein ist (noch) nicht Teil der EU. Er ist sichtlich verunsichert und da er seine Mutter wohl auch nicht allein lassen will geht er auf Nummer sicher und beide stellen sich in die NON-EU Schlange (denn wer weiß wie der Herr im Glaskasten reagiert).

So also dann irgendwann Pass vorgezeigt, einmal die Treppe rauf (oder war es runter?) und nach links Richtung Gate abgebogen. Und zack rein in die nächste Schlange. Alles was Richtung US geht wird hier noch mal aufgereiht und darf seinen Pass noch mal vorzeigen. Blöderweise gibt es nur 2 Schlangen - findige Mitleser werden es schon erraten haben - einmal für "US" und einmal für "NON-US". Was noch viel blöder ist - scheinbar sind heute relativ wenig US-Bürger unterwegs, während Schalter / Schlange 1 also quasi verweist ist drängelt sich alles andere in Schlange 2. Vom Inder mit Großfamilie über Asiaten und natürlich auch wir deutsche Touris - es ist alles bunt gemischt dabei. (Und die Tatsache, dass es da ja diese mobilen Absperrbänder gibt hält einige besondere Exemplare natürlich nicht davon ab erst mal neben der Schlange bis ganz nach vorn zu rennen - denn anstehen gilt ja doch wohl nur für alle anderen, aber nicht für mich...).

Es dauert und dauert und das eigentlich komfortable 2 Stunden Polster schmilzt zusehends zusammen. Irgendwann hat man dann auch von Seiten der Schlangenhüter ein einsehen - an die US Schlange dürfen jetzt auch NON-US wenn sie denn ein ESTA und einen EU Pass haben. 

Man möge mich bitte korrigieren, aber soweit mir bekannt ist haben ist Indien nicht im Visa Waiver Programm mit drin entsprechend können die auch kein ESTA haben. Gut solche Details kann man ja auch mal vernachlässigen denkt sich der indische Familienvater und wechselt vor uns mit seiner gesamten Bagage mal eben die Reihe. Das da Ärger am Schalter vorprogrammiert ist - aber hey ist nicht mein Job, nur wäre es schön wenn die Damen und Herren ihre Grundsatzdiskussionen mal auf einen späteren Zeitpunkt verlegen könnten - vorzugsweise dann wenn wir durch die zusätzliche Kontrolle durch sind und zum Gate können.

Irgendwann ist dann auch zur Zufriedenheit aller der Pass zum zweiten mal kontrolliert und wir können Richtung Gate. Eigentlich war der Plan in MUC noch kurz irgendwo was zu essen damit man nicht auf das obligatorische "Chicken or Pasta" angewiesen ist.

Eigentlich...

Wie wir feststellen hängen wir jetzt hinter der Kontrolle in einem Finger in dem es außer einem Klo nur einen einzigen (völlig überteuerten) Snack- und Getränkeautomaten gibt. Alle anderen köstlichen Verheißungen lächeln uns von der anderen Seite der Kontrolle entgegen. Nochmal raus und wieder anstellen? Nein danke, dann doch lieber hungrig in den Flieger - irgendwas wird sich da schon zu essen finden und sei es notfalls die Serviette (geschmacklich und vom Nährstoffgehalt kein großer Unterschied zu dem was man da sonst so als Salat vorgesetzt bekommt).


Erwähnte ich schon, dass ich fliegen und Flughäfen eigentlich nicht so richtig leiden kann? Wenn es nach mir ginge könnte bitte mal jemand die Beamer-Platte erfinden, wobei so wie ich das sehe würde auch hier dann der Borg sich in der Schlange für die Romulaner anstellen und sich lauthals beschweren warum Scotty ihn den jetzt nicht beamen will.

Detritus

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kann man schon zusteigen?


Man kann - aber bitte immer schön in der richtigen Schlange anstellen ;)

gecko1a

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Nachdem wir auch schon dreimal den letzten USA Flug gemachten haben, nehme ich diesen hier gerne noch einmal mit.

Ich stehe in der Schlange für die VIPs. Richtig?

:-)

Gruß Frank

BigDADDY

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Mh,

mir geht es mit Fliegen und Flughäfen genauso: Schnauze voll!
Und wenn Ihr mal in der BILD-Zeitung lest, dass wieder ein Passagier an Bord ausgerastet ist, könnte ich es gewesen sein.
Bei dem Satz "sit back and enjoy the flight" besteht akute Gefahr...
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Anti

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Also ich bin schon drin. Non-US aber EU mit Esta ohne O oder 0. Ich mag am Fliegen auch nur den Start...

Der Titel dieses Berichtes dürfte dir so einige Klicks bescheren, aber Yellowstone und Moab sind auch ohne den Rest eine Reise wert.

So, während des Fluges habe ich ja nun viele Stunden Zeit mir Gedanken über die acht Bundesstaaten zu machen und wer oder was wohl zu Tode kommt. Trump war´s wohl nicht...

NähkreisSteffi

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Ich komme auch wieder mit!

Viele Grüße

Steffi

mrh400

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Hallo,
im Jahr unserer USA-Enthaltsamkeit muss ich um so mehr Reiseberichte lesen - ich komme auch gerne mit.
Gruß
mrh400

Gitania

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Hey, komme auch noch mit :lol: Vielleicht vergehen dadurch die 4 Wochen Wartezeit bis zu unserem Abflug etwas schneller :roll:
Ja dieses leidige Übel mit der Fliegerei und allem drum herum finde ich auch schlimm. Das ist der Teil der Reise der immer nerviger wird. Aber leider klappt das ja mit dem beamen immer noch nicht.
Dann leg mal los, ich freue mich auf eure Erlebnisse.
LG
Gitania

Detritus

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Ich stehe in der Schlange für die VIPs. Richtig?

Also das Boarding für den Mietwagen läuft diesmal in folgender Reihenfolge ab:

•   HON
•   Senatoren
•   SA GC
•   BC
•   FTL
•   Personen mit eingeschränkter Mobilität
     (Hinweis: Damit sind nicht Personen gemeint die ihre eingeschränkte Mobilität selbst herbeigeführt haben, indem sie ihren halben Hausstand als 
      Handgepäck mitnehmen.  Wenn Dein Handgepäck dazu führt, dass Du fast umkippst ist es zu schwer – gleiches gilt wenn man den eigenen Trolley nicht 
      mehr selbst in die Gepäckluken wuchten kann ohne dass die Bandscheibe bei raus springt!)

•   Familien mit kleinen Kindern
        (Liebe Eltern – die Betonung liegt hier auf „kleinen“ Kindern! Bei allem Verständnis dafür dass man als Verziehungsberechtigter auch mal einen Vorteil
        mitnehmen will: Die Definition eines Kleinkinds geht je nach Auslegung bis zum 4ten Lebensjahr. Wenn der Nachwuchs knapp darüber liegt oder ein
        Geschwisterteil schon älter ist – geschenkt, dafür hat wohl jeder Verständnis. Sollte euch die FB mit eurem 6jährigen nach vorn winken – freut euch.
        Aber wenn sich jemand mit seinem vorpubertären 12jährigen - der schon die anwesenden Wartenden damit erfreut hat auf seinem Tablet in voller
        Lautstärke ohne Kopfhörer  irgendein Ballerspiel zu spielen – meint nach vorn drängeln zu müssen lasst euch gesagt sein: Es zählt das biologische Alter! 
        Nur weil sich der Filius manchmal noch aufführt wie ein Kleinkind heißt das nicht, dass man dies auch beim Boarding geltend machen kann. Und Nein – 
        über merkwürdige Blicke der anderen Passagiere müsst ihr euch dann auch nicht wundern!)

•   Inhaber einer Hotel Rewards-Karte mit min. Diamond-Status
•   ADAC-Plus-Mitglieder
•   ADAC-Mitglieder
•   ADFC-Mitglieder
•   DAV-Mitglieder (nur wenn sie Mitglied der Sektion sind in deren Bezirk der Flughafen liegt)
•   Inhaber einer Payback-Karte
•   Inhaber einer Deutschland-Card
•   Inhaber einer Sauber-Card
•   General Population
      Zuerst die Passagiere deren Anzahl der Buchstaben des Vornamens zum Quadrat geteilt durch 1,437 einen Wert von größer / gleich 20 ergibt – 
       danach alle Passagiere mit einem Wert von kleiner 20. Nachkommastellen werden kaufmännisch aufgerundet, d.h. 19,45 = Ätsch – Pech gehabt. 19,55   
       = Puh – gerade noch mal gut gegangen.

•   Wer jetzt immer noch keinen Platz gefunden hat muss es sich leider dann auf der Anhängerkupplung gemütlich machen.



Ansonsten noch eine generelle Anmerkung:

Egal ob man als erster oder letzter zugestiegen ist – weder das Auto noch das Flugzeug startet, bevor nicht alle auf ihren Sitzen hocken. Und Nein man ist auch nicht früher am Ziel als der Rest nur weil man eher seinen Platz eingenommen hat. Gleiches gilt nach der Ankunft – es hat niemand (Nein wirklich niemand) bislang geschafft eher am Gate zu sein als die Maschine oder der Kapitän selbst. Und raus kommt man sowieso erst wenn der Rüssel an der Maschine und die Tür geöffnet ist. Frühzeitiges öffnen des Sicherheitsgurtes und herumlungern im Gang beschleunigt diesen Prozess dabei nicht.

So nachdem das jetzt geklärt ist können wir starten. ;)

Detritus

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Anreise – Teil 2

Nach dem üblichen Boardingchaos sitzen wir dann endlich im Flieger. Die Sitzbreite ist für mich i.O., das Inseat-System scheint relativ modern und ist reichlich bestückt und nachdem man die ersten 20 Minuten nach dem Start und die diversen Ansagen überstanden hat kann ich mich auf die nun folgende Langeweile einstellen.

(Anmerkung: Der Flieger hatte die sanitären Einrichtungen diesmal im Untergeschoss, was zumindest subjektiv dazu geführt hat, dass es weniger Rennerei im Gang gegeben hat und rund um die Galley auch weniger Wartende rumgelungert haben.)

Auch wenn ich das IFE sonst eher weniger exzessiv nutze habe ich mir vor einiger Zeit den Luxus eines Noice-Cancelling-Kopfhörers gegönnt. Es muss dabei nicht immer das super teure Modell von Fa. XY sein, mein „Billigheimer“ erledigt die Aufgaben genauso gut und so kann man auch tatsächlich mal etwas vom Ton des IFE verstehen (plus man hat gleichzeitig auch den Vorteil ohne Ohrstöpsel ruhen zu können sofern man denn kein Problem damit hat die ganze Zeit die Micky Mäuse auf zu haben).

Bevor das unvermeintliche Essen gereicht wird schaue ich mal in „The Great Wall“ mit Matt Damon rein:

Söldner William und seine Kumpane sind ausgezogen zwar nicht um den Göttern das Feuer, aber immerhin den Chinesen das Geheimnis des Schwarzpulvers zu stehlen.  Sie landen an der Chinesischen Mauer um dort gegen irgendwelche Monster zu kämpfen die ein rachsüchtiger Gott vor Unzeiten mal auf die Erde geschickt hat, weil irgendein Herrscher mal wieder den Hals nicht voll bekommen konnte und das Land und seine Untertanen ausgebeutet hat.

Kennt man ja – da ist man gerade dabei so ein bisschen sein Volk zu unterdrücken und ZACK haut da so ein Gott mal ordentlich mit dem groben Knüppel dazwischen und muss den ganzen Spaß verderben. Also fallen jetzt alle Jubeljahre die Taoties ein um das Land zu überrennen – just natürlich in dem Moment wo William dort aufschlägt. Bei dem Glück das der arme Kerl hat würde er beim Boarding wohl auch immer als letzter aufgerufen werden.

(P.S. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik diesen Film gerade auf dem Flug in die USA zu sehen, war da nicht auch irgendwas mit einer großen Mauer die gebaut werden soll um die anstürmenden Horden fernzuhalten? Nun ja wenigstens haben die Chinesen darauf verzichtet die wahrscheinlich ziemlich horrenden Baukosten für „The Wall“ den armen Taoties aufs Auge zu drücken…)

Man metzelt sich also fröhlich weiter durch den Film und (Achtung Spoiler!) natürlich wird zunächst die chinesische Hauptstadt und somit auf die restliche freie Welt im letzten Moment von den Helden gerettet und die bösen Monster werden besiegt.

Sicherlich kein Kandidat für einen Oskar aber so sind wenigstens schon mal 2 Stunden rumgebracht, das folgende Essen hat die gewohnte „Qualität“ und wir drücken dann mal auf FFWD und landen in LAX.

An der Immigration das gewohnte Bild: US und NON-US wobei hier dann noch weiter unterteilt wird in Visa Waiver und „sonstige“. Wir werden direkt zu den Automaten geschickt, dort ist die Prozedur innerhalb von 2 Minuten erledigt und wir dürfen uns (glücklicherweise) dann in die kurze Schlange stellen während unsere asiatischen und indischen Freunde in ihrem Bereich wohl etwas mehr Geduld mitbringen müssen.

Da nur 3 Personen vor uns sind und der Officer auch keine weiteren Fragen hat sind wir in nicht mal 10 Minuten mit der gesamten Nummer durch. Unsere Koffer haben es diesmal auch vollzählig geschafft, lediglich die Anschaffung eines neuen Kofferbandes vor jedem Urlaub kann ich mir zukünftig wohl sparen, dieses ist mal wieder unentschuldigt abgängig. Zoll ist auch schnell erledigt und da wir ja aufgrund der Tickets nicht „durchgecheckt“ sind können wir die Koffer nicht einfach wieder aufs Band schmeißen sondern müssen einmal komplett raus.

Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, da diverseste Reisegruppen es für eine gute Idee halten sich einfach mal in Kompaniestärke inkl. Kofferwagen etc. mitten in den Weg zu stellen. Ja bei einer Gruppenreise ist es ratsam seine Schäfchen beisammen zu halten, aber Nein man muss sich da eben nicht direkt vor den einzigen Ausgang oder über die komplette Breite des Durchgangs verteilen, sondern könnte sich vielleicht ja auch einfach mal irgendwo an den Rand stellen. (Zum Thema „Gruppen“ aber später auch noch mehr…)

Delta hat in LAX im Mai begonnen von T5/6 in T2/3 umzuziehen, entsprechend provisorisch wirkt das Ganze im Moment auch noch. Der Flug nach SLC geht von T3, dort angekommen erklärt man uns wir müssten das Gepäck aber in T2 aufgeben – in T3 würden nur Koffer für bestimmte Destinationen angenommen. Ja das macht total Sinn. Also wieder Retoure mit dem ganzen Geraffel (macht ja auch so viel Spaß mit Gepäck über Flughäfen zu flanieren) und in T2 zum baggage drop off. Dort gibt es dann die Tags für SLC und wir wandern die Strecke wieder zurück zu T3.

Während wir noch überlegen ob wir schon durch die Security wollen oder erstmal kurz Pause einlegen kommt in die Gruppe neben uns hektische Aktivität. Man hätte wohl gerade „Mätz Hümmels“ gesichtet – nachdem fleißig gegoogelt worden ist kommt man zu dem korrekten Ergebnis „a famous german soccer player“.  Ich habe weder Mats noch Cathy gesichtet – es war mir aber auch relativ egal und erkannt hätte ich ihn ohne sein Trikot wahrscheinlich eh nicht.


Flug nach SLC unspektakulär (allerdings war die Verpflegungssituation in LAX auch nicht gerade die beste – 20 $ für zwei kleine bedingt schmackhafte Pizzen, das haben wir anderswo schon besser erlebt). Unsere Koffer finden auch in SCL wieder den Weg zu uns und es geht ab in Richtung rental car station.

Da wir aufgrund der Route eine One-Way-Miete haben war es diesmal gar nicht so einfach den passenden Anbieter zu finden. 500 – 700 $ als Einwegmiete wurden bei den meisten aufgerufen, das entspricht fast der Hälfte des Mietpreises. Insofern sind wir diesmal bei Avis gelandet (hatten wir schon ewig nicht mehr). Die sind zwar sonst immer etwas teurer als Hertz und Co. hatten aber die Einwegmiete schon mit eingepreist und lagen so im Ergebnis deutlich unter allen anderen. Dank „Avis Preferred“ (kann man sich direkt nach der ersten Buchung für anmelden) musste man hier auch nicht in der Schlange stehen sondern konnte direkt ins Parkhaus, dort nur einmal die KK über den Tresen gereicht und wir bekommen den Schlüssel für einen Ford Expedition in der großen Version mit 8.000 Meilen auf dem Tacho.

(Anmerkung: Man mag ja gern mal sich über seine Arbeit aufregen – nur wenn ich mir da den armen Kerl im Avis-Kabuff anschaue… 8 Stunden ohne Tageslicht in einem engen Häuschen und es weht permanent der sanfte Duft von Benzin durch die Luft. Danke Nein.
Und wem das immer noch nicht reicht – wenn ich mal einen ganz schlechten Tag habe nehme ich mir das alte Fieberthermometer aus der Medizinschrank und schaue auf den Beipackzettel auf dem steht: „Personally tested by ….“ und dann weiß ich, dass ich einen tollen Job habe. ;) )


Der Tag war zwar schon lang, aber wir haben noch eine letzte Etappe zu nehmen – die erste Übernachtung ist in Pocatello gebucht, damit wir morgen gleich in den Yellowstone starten können. Beim Verlassen des Parkhauses murmele ich vor mich hin, dass die Lichter der US Autos ja nun wirklich nicht die besten sind und fahre auf den Highway.

Keine 5 Minuten später erscheinen lustige blaue und rote Lichter im Rückspiegel. „Der meint ja bestimmt nicht mich…“ lasse ich noch verlauten, denn schließlich habe ich mich akribisch an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten (auch hier ist man ja lernfähig wenn man schon mal in der Vergangenheit gestoppt wurde). Doch er meint mich. Also rechts ran, Hände aufs Lenkrad und abwarten. Mein Rücklicht würde nicht funktionieren – kurze Blick zum Lichtschalter – Mist das Ding steht auf Standlicht (jaja das kommt davon wenn man heutzutage im Auto den Schalter immer auf „Automatik“ stehen hat und schon über 20 Stunden unterwegs ist).

Gut erklärt dann auch die magere Lichtausbeute. Der Officer ist nett, prüft dann noch mal ob mein Bremslicht auch geht und akzeptiert wohl meine Entschuldigung, dass ich den Mietwagen gerade erst übernommen habe. Mit einem freundlichen Hinweis, dass er uns eigentlich ja ein Ticket geben müsste, er aber nur will dass wir „safe“ ankommen verzichtet er darauf. Danke schön! :D

Ok das Licht ist jetzt etwas besser, aber so richtig doll ist es immer noch nicht. Wir verlassen die Ausläufer von SLC und es wird duster und zwar zappenduster. Straßenbeleuchtung – Fehlanzeige, viel Verkehr ist auch nicht mehr unterwegs. Man kann vielleicht noch so 1,5 Meter rechts neben der Fahrbahn etwas sehen, danach ist nur noch Finsternis. Entsprechend spaßig sind dann auch die knapp 2 Stunden Fahrt – jeder Schatten wird zu einem potentiellen Tier welches die Fahrbahn kreuzen möchte und die Müdigkeit tut ihren Teil dazu. Insofern kann ich längere Fahrten im Dunklen in den USA wirklich nicht empfehlen.

Wir erreichen trotzdem unbeschadet den Parkplatz vom Motel, die Dame am Empfang begrüßt mich mit Vornamen bevor ich auch nur den Mund aufgemacht habe. Hellseherin? Nein viel banaler – Motel ist ausgebucht und wir sind die letzten Gäste bzw. sie hat nur noch das eine Zimmer.

Meine Reservierung sagt ziemlich deutlich, dass ich ein King-Bett gebucht habe, trotzdem lächelt uns lediglich ein einzelnes Queen-Bett entgegen. Da die Bude gerammelt voll ist kommt ein Tausch nicht in Frage, die Dame an der Rezeption entschuldigt sich damit, dass das Buchungssystem da gern mal was durcheinander bringen würde. Egal – wir sind da, Licht aus und ab ins Bett.

(Ab morgen gibt es dann auch mal Fotos zu sehen.)

BigDADDY

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was für ein Marathon, bin immer schon froh, wenn ich es am Ankunftsort bis ins Hotel geschafft habe. - Respekt!
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Schneewie

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Antw:8 Bundesstaaten und ein
« Antwort #13 am: 15.08.2017, 12:25 Uhr »
Du schreibst klasse!!!!
Gruß Gabriele

Detritus

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Tag 1
Da die Anreise doch etwas länger war und wir entsprechend spät erst an der Matratze horchen konnten poltert erfreulicherweise mal kein Geist schon um 4 Uhr in der früh schon wieder durchs Zimmer.

Bevor es zum opulenten *hust* Continental Breakfast geht jedoch erst einmal ein Schritt vor die Tür im Tageslicht.

Hm, interessant – so sieht es hier also aus…


Ein derartiges Erlebnis hat wahrscheinlich jeder schon mal in der einen oder anderen Form gehabt. Nicht das ich da jetzt auf persönliche Erfahrungswerte zurückgreifen könnte,  aber man hat ja schon mal von den Geschichten gehört, dass jemand nach einem feucht-fröhlichen Abend im Schummerlicht der Disco eine Begleitung mit nach Hause genommen hat – in der festen Überzeugung es handele sich dabei mindestens um Claudia Schiffer oder Brad Pitt.

Und wenn man sich die Sache dann am nächsten Morgen noch mal im Hellen betrachtet muss man feststellen, dass aus Claudia über Nacht Ursula aus Arielle geworden ist und der vermeintliche Brad Pitt ist spontan mal zu Gollum mutiert. Hätte man vorher einen passionierten Hobbyfotografen zu Rate gezogen, hätte der einem bestimmte interessante Vorträge über die Auswirkung von Lichtverhältnissen geben können…

In unserem Fall gibt es aber keine bösen Überraschungen, man kann nur erstmalig überhaupt was von der Umgebung sehen.  Am Vorabend war sichttechnisch am Rand der Böschung Schicht im Schacht, der Rest und damit auch die sanfte Hügelkette am Horizont lagen in völliger Dunkelheit.

Die Koffer ins Auto gewuchtet und noch einen „schnellen“ Abstecher zum lokalen Walmart um den Grundbedarf für die kommenden Wochen zu decken.  Die übergroßen Supermärkte sind dabei Fluch und Segen zu gleich. Ja ich gebe zu auch ich kann mich in der Sport- und Freizeitabteilung vom Walmart gern mal etwas länger aufhalten, nur um einfach mal ein wenig durch die Gänge zu schlendern und mich am reichhaltigen Angebot zu erfreuen.

Zumal die - anders als ein deutscher Markt mit der mit dem Slogan „Einmal hin – alles drin…“ wirbt – offenbar wirklich alles haben was man so (nicht) braucht. (Oder hat schon mal jemand in seinem Egal-Markt ein Kajak geschweige denn eine Feuerwaffe käuflich erwerben können??). Aber noch sind es 2 Fahrstunden bis zum Yellowstone und wenn ich eine Kühlbox und Nahrungsmittel auf der Liste haben interessieren mich die tollen Küchenhelfer jetzt eher weniger. ;)

Das Wetter spielt zunächst leider erst einmal weniger mit. Dunkle Wolken am Himmel und immer mal wieder vereinzelte Schauer, auf Höhe Rexburg sogar kurzzeitig „Land unter“ inkl. Hagel. Na super, da fliegt man einmal um die halbe Erde um dem deutschen Nicht-Sommer zu entkommen und dann das. Als unverbesserlicher Optimist verweise ich darauf, dass es „da hinten“ ja schon heller wird und tatsächlich, als wir in West Yellowstone einrollen hört der Regen auf. Kühl bleibt es trotzdem.

Rein in den Park und den Jahrespass gezückt – lasst das große Tiere glotzen beginnen.

Anmerkung: Wie schon dem Prolog zu entnehmen war ist das nicht unsere erste Tour in den USA und auch dem Yellowstone hatten wir schon einmal einen Besuch abgestattet. Wenn sich jetzt beim Lesen also der ein oder andere die Haare rauft wieso wir auf unserer Tour bestimmte „Highlights“ einfach links liegen lassen („Jetzt sind die schon mal da und halten nicht mal an…“) oder teilweise auf eher nicht so bekannten Wegen unterwegs sind wird das in den meisten Fällen daran liegen, dass wir die anderen Sachen schon auf einer früheren Tour mit unserer Anwesenheit beehrt haben.

Irgendwie muss aber die Nachricht an die Tierhorden sich doch jetzt bitte schön rechts und links des Weges zu versammeln um von uns beglotzt zu werden wohl leider unter die Räder gekommen sein. War wahrscheinlich auch wieder eine „0“ statt eines „O“ dran schuld. Bis auf viel (schöne) Gegend und ein paar Wasservögel zeigt sich der Park von seiner tierarmen Seite. Wir haben lediglich das zweifelhafte Vergnügen einen Verkehrsunfall betrachten zu dürfen, ein Pick-Up und ein Gespann haben es geschafft auf eigentlich gerader Strecke miteinander zu kollidieren. Da haben die Fahrer wohl auch mehr auf die Umgebung als auf die Straße geachtet – trotzdem Daumen drücken, dass niemandem etwas Ernsthaftes passiert ist.

Erstes Ziel – Mammoth Hot Springs. Oder auch nicht. Auch den erfahrenen USA Reisenden sei noch mal ans Herz gelegt sich des Öfteren mal auf den jeweiligen Seiten der Parkverwaltung über etwaige Baustellen zu informieren. Zwischen Norris und Hot Springs wird kräftig gebaut, was in diesem Fall heißt, dass die komplette Straße weggerissen wird und nur einspurig hinter einem Follow-Me-Car über eine schlaglochbewehrte nasse Schotterstraße hergezuckelt werden kann. Entsprechend lang sind die Wartezeiten bis die eigene Fahrtrichtung dann wieder freigegeben wird. Passend dazu fängt es auch noch wieder an zu regnen. Keine Tiere, Stau und schlechtes Wetter – die Stimmung im Auto war auch schon mal besser.

Kurz hinter der Baustelle dann rechts und links an der Straße geparkte Autos (natürlich am besten direkt neben dem Schild „No stopping any time on roadside!“) aufgeregte Leute mit Kameras bewaffnet und ein Ranger-Fahrzeug. Untrügliches Zeichen – hier ist irgendwo das ersehnte wildlife unterwegs. Und tatsächlich, links im Unterholz unser erstes ernstzunehmendes Tier – na wer kann anhand des aus dem Auto geschossenen Fotos erkennen was es ist?



Das Stimmungsbarometer im Auto steigt spürbar an. Und ohne jetzt den Oberlehrer raushängen lassen zu wollen: Klar hätte ich auch gern das Auto abgestellt (nur gab es hier gerade nun mal keine Parkbuchten) und wäre mal in Ruhe gucken gegangen oder hätte bessere Fotos gemacht.

Nur hatte der Ranger so schon genug damit zu tun die diversesten Leute zurückzupfeifen die – bewaffnet mit Kamerobjektiven mit dem Durchmesser einer durchschnittlichen Lafette – meinen durchs Gebüsch kriechen zu müssen um das perfekte Foto zu schießen.  Mal abgesehen davon, dass man damit die Tiere schneller vertreibt als ein gewisser Präsident das Wort „FakeNews“ twittern kann, ist es einfach auch nur sau gefährlich und hinterher ist das Geheule dann wieder groß wenn Meister Petz den Touris dann mal freundschaftlich die Pranke auf die Schultern legt.

(Ich weiß nicht mehr ob ich das mal im Visitor Center eines anderen NP gelesen habe oder ob das in die Kategorie „urban legend“ gehört, aber es soll ja schon Mütter gegeben haben die ihrem Kind Honig auf die Hand gestrichen haben damit sie ein Bild davon machen können wie der Bär das ableckt – und sich dann wundern wenn der Bär gleich mal den ganzen Arm mitnimmt…).

Und als wolle uns der Himmel dafür belohnen, dass wir darauf verzichtet haben ebenfalls durchs Unterholz zu trampeln reißen die Wolken beim Erreichen des Parkplatzes bei den heißen Quellen auf und die Sonne kommt durch.

Wir laufen die nächsten knappen 1,5 Stunden über die befestigten Wege rund um die Hot Springs Terrassen:










Schön hier. Aber (und nein ich kann nicht versprechen, dass ich mich jetzt virtuell zum letzten Mal auf dieser Reise „aufrege“) was zum Geier ist an den Schildern „Stay on Trail“ nun bitte nicht zu verstehen? Irgendwo anders war im Park ein Weg ja relativ lange gesperrt, weil irgendwelche Deppen meinten eine „Abkürzung“ nehmen zu müssen und somit die fragile Natur zerstört haben. Dazu kommt, es dampft und blubbert hier an jeder Ecke – könnte ein Zeichen dafür sein, dass es unterhalb der Oberfläche vielleicht heiß ist.

Mach einer der es unbedingt ausprobieren musste wie heiß hat diese Erfahrung dann mit seinem Leben bezahlt – Darwin at work sozusagen. Das hält trotzdem bestimmte Exemplare der Gattung Mensch nicht davon ab, die markierten Weg zu verlassen um den Nachwuchs ein paar Meter abseits auf einem Stein für ein Foto zu drapieren. „Sooooooo cuuuuuuttttteeeee….“ – NOT!

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Kein Schnappschuss ist es wert das Papi sein Bein dampfgestrahlt bekommt oder das die Kinder zu einer spontanen wenn auch unfreiwilligen BBQ-Party eingeladen werden. Mal ganz davon ab, dass irgendwer die Sauerei dann hinterher wieder weg machen muss…


Es beginnt wieder leicht zu regnen und so beschließen wir es für heute gut sein zu lassen und das Motel anzusteuern. Da die Tour recht spontan geplant wurde war im Park selbst nichts mehr zu bekommen, also mussten wir nach West Yellowstone ausweichen. Hatte ich zumindest gedacht.

Entfernungen sind in den Staaten ja bekanntermaßen relativ. Die Buchungsbestätigung sagt auch in diesem Fall wieder sehr eindeutig: „West Yellowstone“. Nur ist das Navi da irgendwie anderer Meinung. Es lotst mich aus dem Ort raus und zeigt noch 15 km bis zum Ziel an. Ähm ja…

Im Endeffekt liegt unser Motel dann also knapp 8 Meilen außerhalb vom Ortskern am HW20. Ok hat sich der Plan zu Fuß zum Essen zugehen damit also auch gleich mit erledigt. Das Zimmer selbst ist guter Durchschnitt (und ehrlich gesagt bin ich selbst schuld, da ich bei der Buchung mehr auf den Preis und nicht auf die Lage geschaut habe).

Um den doch jetzt aufkommenden Hunger zu stillen müssen wir uns also noch mal ins Auto setzen, aber wie gesagt bei 8 Meilen zuckt der Ammi ja nicht mal mit der Wimper. Wir landen im Timberland Cafe – nichts außergewöhnliches aber leckeres Essen und anständige Portionen zu für WJ einigermaßen humanen Preisen. Zum Abschluss laufen wir noch ein wenig über die Yellowstone und Madison Avenue bis sich die lange Anreise und der Jet-Lag bemerkbar machen und wir sehr zeitig ins Bett fallen.


BigDADDY

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Mh,

apropos "Todesfall" und heiße Quellen im Yellowstone, Du hast nicht zufällig einen von den US-Demonstranten mit ihren "Tiki"-Gartenlampen auf einen dieser gesperrten Trails geschickt?
Die Frage ist rein rhetorisch...
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Detritus

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apropos "Todesfall" und heiße Quellen im Yellowstone, Du hast nicht zufällig einen von den US-Demonstranten mit ihren "Tiki"-Gartenlampen auf einen dieser gesperrten Trails geschickt?

Nein, aber diese rein rhetorische Frage hat durchaus ihren Reiz...

Detritus

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So fährt überhaupt noch jemand mit oder war der Boardingprozess zu abschreckend? ;)

Tag 2
Nach der vergeblichen Suche am Frühstücks“buffet“ nach etwas milchhaltigem oder Jogurt der nicht „non-fat“ ist (wobei es ja lustiger weise ja noch nicht mal das Fett ist was einen fett macht…) machten wir uns auf zum ersten Tagesordnungspunkt, dem „Old Faithful“. In Anbetracht der zu erwartenden Besucherströme zur späteren Tageszeit wollten wir den möglichst früh mitnehmen.

Auch wenn es deutlich weniger bewölkt und teilweise sogar sonnig war ließen die Temperaturen doch noch Luft nach oben.

Auf dem Weg dorthin müssen wir uns an verschiedenen historischen Autos vorbeischlängeln, ganz nett anzuschauen diese offenen motorisierten Holzkutschen, aber Krach machen die für 10 und dem Geruch nach war wohl auch ein VW-Ingenieur für die Abgasreinigung zuständig. ;)
Da können einem die armen Bisons ja fast leidtun wenn man sich vorstellt, dass die hier früher alle so durch die Gegend gefahren sind.

A apropos Bison – außer dem Bär wollte sich gestern sonst kein Tier mehr großartig zeigen, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Diverse „wild“ geparkte Autos am Straßenrand kündigen von sich tummelndem Viehzeug.



Ich parke ca. 100 Meter weiter in einer Haltebucht und wir gehen ein Stück an der Straße zurück, so früh morgens ist zum Glück noch recht wenig Verkehr. Auch hier strapazieren wieder einige Ihr Glück so nach dem Motto: „Mal schauen ob es nicht doch ne Möglichkeit gibt die mir zur Verfügung stehende Lebenszeit drastisch zu verkürzen…“ und rücken der Herde (die unübersehbar ja auch Kälber dabei hat) im wahrsten Sinne des Wortes auf den Pelz.

Mein persönlicher Favorit ist dabei ein junger Asiate der mit seinem Tablet (warum auch immer man mit den Dingern meint Fotos machen zu müssen) sich so nah an ein Tier ran schleicht, dass  ich schon denke er hat es auf ein Selfie abgesehen. Letztendlich begnügt er sich jedoch damit dem Tier aus gefühlten 50 cm Abstand sein Display vor das Gesicht zu halten und da die Tiere offenbar selbst noch im morgendlichen Tran und friedlich sind endet auch diese Episode ohne Blutvergießen, Geschrei oder zermalmten Knochen.

Ich hatte mal im Custer State Park das „Vergnügen“ mit einer Harley Davidson hinter einem kurvigen Tunnel auf ein relativ großes Exemplar zu treffen, welches es sich mitten auf der Straße bequem gemacht hatte. Danke an William und Arthur, dass ihr an funktionierende Bremsen gedacht habt, aber die Rechnung für die Reinigung der Hose schicke ich euch trotzdem irgendwann noch zu.

Auf dem Parkplatz der Lodge ist es noch ziemlich übersichtlich und wir machen uns auf Richtung Visitor Center. Mittlerweile bricht der Geysir ja so ca. alle 90 Minuten aus – ich meine mich ganz dunkel daran erinnern zu können, dass dieser Abstand bei meinem ersten Besuch nicht so lange war. (Und diese Erinnerung täuscht da wohl nicht, aufgrund von diversen geologischen Veränderungen und Erdbeben hat sich die „Ausbruchsrate“ über die Jahre verändert. Besonders seit einem Erdbeben im letzten Jahrtausend neigt er dazu eher länger dauernd dafür in größeren Abständen auszubrechen. Ist das wirklich schon so lange her seit ich hier zum ersten Mal gewesen bin? – Gott man wird alt…   

Da es noch ein wenig dauert bis das Wasser erneut sprudeln soll gehen wir den Boardwalk und erfreuen uns an dem Farbenspiel und dem omnipräsenten Schwefelgeruch.





Fast auf die Minute pünktlich wie von den Rangern vorhergesagt lässt sich der „alte Zuverlässige“ dann auch nicht lang bitten:




Danach geht es zurück zum Parkplatz – wo kommen denn plötzlich die ganzen Autos respektive Leute her? Insofern war die Entscheidung früh hier aufzuschlagen Gold richtig. Dummerweise habe ich vorher noch ein dringendes Bedürfnis und gerate dabei fatalerweise mitten zwischen eine Busreisegruppe die bekanntermaßen nach dem Öffnen der Türen auch erstmal schwarmartig in Richtung der nächsten Örtlichkeiten streben.

Die Herren der Schöpfung unter uns kennen das ja (die holde Weiblichkeit dann eher aus leidvoller Erfahrung) – während man bei den Männern nicht groß anstehen muss bildet sich bei den Frauen in Rekordgeschwindigkeit ein Schlage wie beim Einlass vom Disney Land. Soweit alles noch unkritisch nur muss die öde Wartezeit ja irgendwie überbrückt werden. Und was eignet sich besser dazu, als den Selfie-Stick (aka „Deppenzepter“) zu zücken um sich und seine Buddies vor dem Klohäuschen abzulichten?  (Und anschließend das bitte gleich auf Facebook posten – da bekommt das Buch „Who pooped in the park“ doch gleich eine ganz neue Bedeutung).

Ausgezogene Stange plus Armlänge plus Fotomodel macht ungefähr 150 cm gesamte Ausdehnung – blöd nur, dass der eingezäunte Weg nicht viel breiter ist. Die ca. 10 Meter Rampe zurück zum Parkplatz werden daher zur echten Tortur, 3x Hinterkopf, 1x Auge und 1x Nase – Aua!  Und wenn schon in einem so toleranten Land wie den USA die Verwendung dieser Körperverletzungsgeräte immer häufiger verboten wird sollte einem das als Anwender doch zu denken geben – oder?

Aber OK es bleiben wohl keine bleibenden Schäden weshalb wir uns unserem nächsten Ziel widmen können den „Mystic Falls“ am Biscuit Basin. Hier kann man zunächst auch erst einmal eine Runde auf dem boardwalk drehen bevor man sich auf den eigentlichen Trail begibt. Dieser kann als „hin-und-rück“ Variante oder als Loop gelaufen werden (wobei der Loop dann länger ist).





Geruchstechnisch wähnt man sich auch hier wieder in der Nähe der Höllenpforte – irgendwie muss ich dabei dann immer hieran denken:



Wir entscheiden uns für den loop, ich stelle mich mal diskret vor den Warnhinweis auf Bärenaktivität und schmeiße unser Wandernavi an. Wer es nur auf den Wasserfall abgesehen hat kann ruhig die kürzere Variante wählen, die wesentlich eindrucksvollere ist aber eben den Rundweg. Ok ist auch anstrengender weil man erst bergauf krakeln muss, dafür hat man hier einen super Ausblick und kann mit etwas Phantasie sogar Old Faithful ausbrechen sehen.

 



Das Navi war jetzt nicht die schlechteste Idee – der Weg „oben rum“ wird wohl nicht so häufig frequentiert weshalb ab einem gewissen Punkt eher raten angesagt ist ob man jetzt rechts oder links gehen soll. Ein Pärchen aus den USA welches auch hier unterwegs war entscheidet sich an einer Gabelung wohl anders als wir und ward zunächst im Wald dann nicht mehr gesehen (sie haben es aber dann doch irgendwann auch wieder geschafft den Hauptweg zu finden). Ich dagegen peile einfach die nächste Weggabelung an und dort ist der Trail dann auch wieder als solcher zu erkennen.



Der Wasserfall ist mit gut 21 Metern jetzt nicht unbedingt mit denen im Yosemite vergleichbar, aber man kann sich dort gut für eine kurze Pause niederlassen und die Natur genießen bevor es zurück zum Parkplatz geht.

Nächste Halt – Jackson Hole – und bevor jetzt sich jemand verwundert die Augen reibt – ja der Aufenthalt im Yellowstone war bewusst nur so kurz angelegt damit wir auf unserer „to-do“ Liste eben noch die Punkte abhaken konnten die bislang gefehlt hatten. Über die 191 geht es am Yellowstone und Jackson Lake mit kurzen Stops in Richtung Süden.

Unser gebuchtes Hotel gehörte eigentlich mal zur Choice Hotels Gruppe (Quality Inn) aber kurz vor Beginn der Reise hatte ich eine Mail bekommen,  dass der Betreiber wohl ausgestiegen sei und die Unterkunft jetzt in Eigenregie betreibt. Scheint ja irgendwie grds. so eine Tendenz zu sein, dass Kettenhotels immer weniger werden oder ein neues Label bekommen (siehe BW in Springdale – jetzt Holiday Inn).

Wird also spannend, ob die Reservierung trotzdem noch besteht – ja tut sie und wir können problemlos einchecken. Wir laufen noch ein wenig zu Fuß durch JH auf dem Town Square findet eine Western-Show mit „Shoot-Out“ statt bzw. man will die Leute wohl damit animieren Tickets für eine Veranstaltung am Abend zu kaufen.  Danke, aber das Geballere ist mir so schon zu laut, ich verzichte.

Beim letzten Besuch vor ein paar Jahren waren wir bei einem Thai („Thai Plate“) den wir als recht schmackhaft in Erinnerung hatten, diesen finden wir auf Anhieb sogar noch an gleicher Stelle auch wieder. Das Essen war nach wie vor noch sehr gut, nur hatte ich hier den wohl miesesten Eistee auf der ganzen Reise. Viel zu lange gezogen, völlig bitter und eigentlich ungenießbar, selbst ein kräftiger Schluck Sprite als Beimischung konnte da nichts mehr retten. Na ja wenigstens hatte ich ja sonst noch Wasser zu trinken, also verschmerzbar.

Wir holen uns noch am Town Square eine Monsterkugel Eis und schlendern zurück Richtung Hotel. Dort mache ich noch einen Abstecher in der (Indoor-)Pool bevor es Zeit wird an der recht teuren Matratze zu horchen, denn ja auch JH ist unterkunftsmäßig nicht gerade ein billiges Pflaster.


P.S. Bevor einer meckert - ja ich weiß das "zuverlässig" nicht die Originalübersetzung von "faithful" ist...

BigDADDY

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Mh,

ich möchte anmerken, dass "faithful" nicht die Orginalübersetzung von "zuverlässig" ist :dozent:

Ansonsten natürlich immer noch gern dabei!
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Ich mag deine humorvolle Schreibe - macht Spaß!

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Schadeeeeee, kaum sind wir im Yellowstone angekommen, geht es auch schon wieder hinaus  :heulend:
Gruß
Lothar

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Detritus

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Nicht traurig sein - wir hängen noch nen Tag Teton dran...

Detritus

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Tag 3 - Einschub

So langsam haben wir die Zeitumstellung und den damit verbundenen Jet-Lag ganz gut verkraftet und können daher sogar einigermaßen „lang“ schlafen, bevor wir den Essenssaal aufsuchen um das inkludierte Frühstück zu uns zu nehmen. Ich hatte ja schon erwähnt, dass die Übernachtungspreise in JH jetzt nicht unbedingt was für Sparfüchse sind – aber dafür wird auch deutlich mehr als die übliche „Continental“ Auswahl geboten, wer mag kann sich sogar sein Rührei oder Omelett nach Wunsch frisch zubereiten lassen.

Es ist vielleicht schon ein wenig durchgeklungen, dass ich jetzt nicht unbedingt zu dem Personenkreis gehöre die eine besondere Affinität zu großen Menschenansammlungen hat. Diese Aversion kommt insbesondere immer dann zu tragen, wenn die besagten Menschen dann auch noch durch ihr Verhalten dafür sorgen, dass man sich am liebsten auf eine einsame Insel wünscht.

An dieser Stelle möchte ich daher mal ein Zitat eines relativ bekannten deutschen Liedermachers einstreuen:

Bei der heißen Schlacht am kalten Buffet, da zählt der Mann noch als Mann, und Aug' in Auge, Aspik und Gelee, hier zeigt sich, wer kämpfen kann, hurra! Hier zeigt sich wer kämpfen kann.

Mal abgesehen von dem fehlenden Gespür für die richtige Individualdistanz mancher Zeitgenossen (wobei das sicherlich auch kulturelle Gründe hat) – egal ob in der Schlange oder am Waffeleisen – kann ich immer nur verwundert den Kopf schütteln, wenn man sich anschaut welches Verhalten dort z.T. an den Tag gelegt wird. Und dieses Phänomen tritt offenbar weltweit auf, egal ob auf Mallorca oder in den USA.

Mag sein, dass ich vielleicht auch einfach nur einen unerkannten Gendefekt mit mir rumtrage, als Kind nicht heiß genug gebadet worden oder schlicht nicht oft genug die Treppe runtergefallen bin, aber anders als bei vielen meiner Mitmenschen löst das Wort „Buffet“ bei mir unerklärlicherweise nicht den Drang aus mir rücksichtslos meinen Teller so vollzuschaufeln, dass der Rücktransport zum Tisch bereits zu einer logistischen Höchstleistung wird.

Ebenso verspüre ich kein Verlangen danach von den angehäuften „Schätzen“ dann jeweils nur einen Bissen zu nehmen um den Rest dann unangetastet in den Müll zu werfen, bevor ich mich erneut ins Getümmel stürze um zu testen ob man den zweiten Teller nicht doch noch höher stapeln kann.

Nennt mich naiv, aber in meiner grenzenlosen Vertrauensseligkeit gehe ich davon aus, dass wenn das Hotel schreibt, dass man zwischen 6 am und 10 am Frühstücken kann mich keiner nach dem ersten Gang um 8 Uhr bereits des Saales verweisen wird. Ebenso gehe ich doch stark davon aus, dass die Betreiber durchaus wissen welchen Hunger die Gäste so durchschnittlich mitbringen und entsprechend die Vorratskammern gefüllt sind.

Okay ja dann muss ich halt mal ein paar Minuten warten, bis die hash browns oder was auch immer wieder nachgefüllt worden sind - ich habe es persönlich aber noch nie – nein wirklich nie – erlebt, dass mir jemand mit einem betretenen Blick gegenüber gestanden hat und gesagt hat: „Tut mir leid, Essen ist aus. Sie müssen jetzt verhungern…“.

"Das war die Schlacht am kalten Buffet, und von dem vereinnahmten Geld gehn zehn Prozent, welch noble Idee, als Spende an "Brot für die Welt", hurra! Als Spende an "Brot für die Welt".

So jetzt aber genug des OT, im nächsten Teil geht es mit dem eigentlichen Reisebericht weiter.

BigDADDY

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ja das Verhalten am Buffet ist speziell, vor allem spitze Ellenbogen sind von Vorteil...
Hat man sich den Platz vorn erobert, kann man sich genügend Zeit nehmen, jedes Kartöffelchen einzeln zu betrachten! Da erkennt man den Gourmet.
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Detritus

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Tag 3

Heute steht also ein Besuch im Teton NP an. Dieser steht u.a. aufgrund der räumlichen Nähe zu seinem „großen Bruder“ dem Yellowstone gefühlt irgendwie immer in dessen Schatten. Er ist also quasi das hässliche kleine Entlein in der Familie. Die wenigsten Besucher die in diese Region kommen starten ihr Vorhaben wohl damit, dass sie sagen „Hey lass uns in den Teton fahren und wenn wir schon da sind, können wir nebenbei ja auch den Yellowstone noch mitnehmen…“.  Ne – genau andersrum wird ein Schuh draus.

Zugegebenermaßen haben wir bei unserem ersten Abstecher zum Yellowstone den Teton auch nur durchfahren, hatten aber damals schon den Entschluss gefasst hier auch mal mehr Zeit zu verbringen.

Geplant ist die Wanderung entlang des Jenny Lake zu den „Hidden Falls“. Diese Fälle kann man auf verschiedene Art und Weise erreichen, es gibt einen Trail der einmal komplett um den See herumführt (knapp 8 Meilen), die „hin- und zurück“-Variante (ca. 5 Meilen) oder die „Sparversion“ (zumindest was das Maß an körperlicher Betätigung angeht) mit dem Shuttleboot einmal quer über den See.

Von Jackson Hole aus sind wir nach nur knapp 20 Minuten Fahrt am Parkplatz des Jenny Lake Visitor Centers und somit recht zeitig vor Ort. Dies erweist sich sogar als Glücksfall, da auf dem Parkplatz gerade eine große Baustelle ist und die Anzahl der Stellplätze entsprechend knapp ausfällt. Wir ergattern einen der letzten freien Plätze, schnüren die Schuhe und satteln die Rucksäcke.

Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es auch die Möglichkeit gibt „rüber“ zu shutteln ohne mich aber um Details oder Preise zu kümmern. So wollten wir erst vor Ort entscheiden welchen Trail wir tatsächlich laufen und ob wir das Boot bemühen oder nicht. Um es kurz zu machen, nach einem Blick auf das Preisschild am Bootsanleger entscheiden wir uns für die Variante per pedes.

$ 15 pro Erwachsener für einen Rundtrip (Senioren über 62 zahlen $ 12, Kinder zwischen 2 und 11 Jahren schlagen mit $ 8 zu Buche, lediglich Kinder unter 2 und Senioren über 80 fahren für lau) sind des Guten für uns dann doch zu viel, dafür dass man in 10 Minuten einmal über den See geschippert wird.

Wie auch im Yellowstone warnen am Trail noch mal eindringlich verschiedene Schilder, dass man hier auf den Wegen nicht immer unbedingt allein unterwegs ist:



Persönlich gehe ich ja eher davon aus, dass solange man nicht gerade entsprechende Nahrungsmittel offen mit sich rumträgt und nicht gerade durchs Unterholz schleicht einem Meister Petz nach Möglichkeit lieber aus dem Weg geht, andere sind da offenbar nicht so entspannt…

Zunächst sieht es ein wenig nach Schwarzwald oder Harz aus (wenn auch der Borkenkäfer hier noch nicht so zugeschlagen hat):






Je weiter man aber den gut zu laufenden wenn auch konstant ansteigenden Trail weiterläuft wird die Aussicht immer besser:









Schön hier – vor allem schön ruhig. Wenn da nicht gelegentlich das Knattern der Fähre auf dem See wäre könnte man meinen allein hier zu sein. Zumindest treffen wir auf dem Hinweg sehr wenige andere Wanderer. Das heißt eine Truppe kommt uns doch entgegen – man hört sie allerdings schon deutlich bevor man sie sehen kann.

Ja Bärengebiet und so, man soll „noise“ machen etc. pp.. Aber sollte mir der Erfinder dieser Bluetooth-Handy-Lautsprecher mit Batteriebetrieb mal über den Weg laufen, so würde ich doch gern mal ein ernstes Wort mit ihm reden. Ich mein ich quetsche mich doch nicht stundenlang in einen Flieger, laufe mehrere Meilen in einem Nationalpark den Berg rauf („Raus in die Natur… ja ne is klar…“) nur um mich dann von einem Handy mit schlechter Chartmusik in Diskolautstärke beschallen zu lassen.

 Okay, die Bären mag es vielleicht vertreiben, aber nicht nur die. Jedes Lebewesen im Umkreis von 1 km welches in der Lage ist sich zu bewegen (Schnecken inklusive) sucht bei diesem infernalischen Lärm sein Heil in der Flucht. Wildlife viewing Minus (-).

Eine normale Konversation in der Gruppe dieser Hobby-DJs ist dabei auch völlig unmöglich. Man müsste sich gegenseitig schon anschreien um gegen das Gedudel anzukommen. Mag sein, dass man sich eh nicht mehr viel zu sagen hat – einen schönen Tag unter freien Himmel in Gesellschaft stelle ich mir aber anders vor.


Man erreicht dann auch schon bald das erste Etappenziel – die Hidden Falls:



Hier ist dann auch deutlich mehr Publikumsverkehr, vom Fähranleger sind es noch ca. 0,5 Meilen auf gut befestigten Holzbohlen bis zum Fall, trotzdem sehen einige von den Neuankömmlingen aus als hätten sie bereits einen Marathon hinter sich (ein junger Mann der vielleicht gerade mal 100 Meter vom Anleger gelaufen ist fragt mich stöhnend ob es noch weit sei…).

Und dann habe ich ein Problem:   Ein normales menschliches Bedürfnis. Das ist in den USA normalerweise ja keine große Sache, ich meine die haben ja sogar ihre Variante des Dixies auf Angels Landing platziert (oder man ist eben allein auf weiter Flur und sucht sich eine stille Ecke). Nur ist hier gerade reger Betrieb und stille Ecken sind somit Mangelware. Macht ja nichts, so wie ich die Ammis kenne gibt es am Bootsanleger bestimmt entsprechende Örtlichkeiten. Ich frage noch jemanden der aus der Richtung kommt und erhalte eine positive Rückmeldung, ja er meint dort eine Toilette gesehen zu haben.

Dort angekommen jedoch die Ernüchterung – nur der Bootsanleger und kein kleines Häuschen. Also liebe Mitreisende, solltet Ihr den Trail einmal laufen vorher am Visitor Center noch mal die Gelegenheit nutzen, sonst müsst ihr meinem Beispiel folgen und euch etwas abseits des Weges ins Unterholz schlagen. Bären gibt es hier zum Glück kein, dafür freuen sich eine Vielzahl von Mücken über den unerwarteten Besuch.


Wer will kann dann noch weiter zum Inspiration Point laufen:


Wobei ich persönlich andere Stellen auf dem Weg „inspirierender“ fand als nur die Stelle wo man dieses Schild aufgestellt hat oder man erweitert die Runde mit einem (beliebig langen) Abstecher in den Cascade Canyon. Wer etwas mehr Zeit mitgebracht hat dem sei dies auf jeden Fall empfohlen.

Wir machen uns auf den Rückweg und am Auto angekommen zeigt mein Navi eine Gesamtstrecke von knapp 8 Meilen an. Es folgt noch ein kurzer Abstecher ins Visitor Center, was hier besonders in Erinnerung geblieben ist: Dort liegen Geweihe der verschiedenen Paarhufer zum Anfassen aus. (Irgendwann werde ich das mit dem elk / deer / moose Nomenklatur auch noch mal auf die Reihe bekommen.)

Ich würde mich jetzt nicht gerade als schwach bezeichnen, aber so ein komplettes Elch (nicht elk(!)) Geweih hochzuheben – holy s**t. Und die tragen das den ganzen Tag auf dem Kopf mit sich rum. Unsereins beschwert sich schon über Nackenschmerzen, wenn man mal wieder zu lange vor dem Monitor gehockt hat. „Make Nackenmuskulatur great again“ – und mein Respekt an Herrn Moose.

In JH tanken wir noch einmal voll bevor wir die Strecke nach Rock Springs in Angriff nehmen. Dort wird nur kurz eingecheckt und wir entscheiden uns die Nahrungsaufnahme in den nahegelegenen Pizza Hut zu verlegen.

Was ich bei denen toll finde: Die zucken nicht mal mit der Wimpern wenn man eine Pizza mit einem „split topping“ bestellt wovon die eine Hälfte „meat lovers“ und die andere „veggie lovers“ sein soll. Davon ab bekommen sie es in der Regel auch super hin, dass da nichts verläuft.

Wir kehren dort jetzt nicht so oft ein, sofern wir aber schon mal da sind nutzen wir die Gelegenheit, dass man deren Nudeln und Pizza auch prima am nächsten Tag kalt zum Mittag essen kann und entsprechend groß fällt unsere Bestellung aus. Ja wir sehen jetzt nicht so aus als könnten wir alles das was wir bestellen auch tatsächlich essen – wollen wir ja auch gar nicht.

Normalerweise alles kein Problem, in diesem Fall verzichtet die junge Bedienung aber darauf die Bestellung zu notieren, sondern meint wohl sie kann sich das alles merken. Im Ergebnis hat Pizza 1 den falschen Belag (bzw. teilweise den von Pizza 2), Pizza 2 ist dafür unter den Tisch (bzw. wohl auf dem Weg vom Tisch zum Tresen) gefallen und von den georderten Nudeln taucht auch nur die Hälfte statt der „family size“ auf. Satt werden wir trotzdem und es bleibt auch noch genug über um das morgige Mittagsmahl zu bestreiten, ein bisschen muffelig bin ich trotzdem zumal meine freundliche Reklamation mir nicht mehr als ein (amerikanisch untypisches) gelangweiltes Schulterzucken eingebracht hat.

Im Anschluss noch ein kurzer Stop beim Walmart um die sonstigen Vorräte wieder aufzufüllen, noch eine Runde im Pool und im Anschluss geht es ab ins Bett.

Detritus

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Tag 4

Nach dem üblichen Frühstück (diesmal ohne Menschenauflauf) visieren wir unser heutiges Tagesziel an – den „Little Hole Trail“ entlang des Green River in der Flaming Gorge NRA.

Von Rock Springs zum Trailhead ist es nur eine kurze Fahrt von ca. 1 Std.. Auch wenn man sich höhentechnisch noch nicht viel tiefer als jetzt im Teton befindet sind die Temperaturen hier doch schon deutlich sommerlicher.  TWC hat allerdings für den Nachmittag „isolated thunderstorms“ vorhergesagt – für eine Wanderung in einem Canyon jetzt nicht unbedingt die besten Voraussetzungen.

Am Eingang ist eins der bekannten (und bereits besetzten) Ranger-Häuschen, da es sowohl dort direkt dort Parkplätze gibt unterhalte ich mich kurz mit der freundlichen Dame und sage ihr was wir vorhaben bzw. ob ich denn da gleich stehen bleiben dürfte. Sie bejaht, weiter runter muss man nur wenn man zum „boat launch“ will und der Trailhead liegt eh am oberen Ende des Parkplatzes, insofern macht es für Wanderer gar keinen Sinn da weiter zu fahren.

Ok, also wie üblich das Equipment übergeworfen (erstmals in diesem Urlaub auch ordentlich Sonnenschutz aufgetragen) und los geht’s. Der Trail ist ein ca. 7 Meilen langer Weg immer entlang des Green River und endet dann im eigentlichen „Little Hole“. Hin und zurück wären somit dann 14 Meilen (außer man hat am Ende jemanden der einen zum Ausgangspunkt fährt) – mal schauen wie weit wir kommen.

Wie bei Canyons so üblich muss man hier zunächst erst einmal zum Fluss hinabsteigen (das ist irgendwie immer so ein wenig unschön – läuft man bei uns erstmal den Berg rauf hat man die größte Anstrengung i.d.R. hinter sich da es auf dem Rückweg nur bergab geht weiß man jetzt schon, dass man das zum Schluss dann auch alles wieder rauf muss…).













Soweit so gut. Ich hatte im Netz gelesen, dass der Trail etwas kniffelig sein könnte wenn der Wasserstand des Green River zu hoch ist, insofern hatte ich da vorher noch mal im Netz geschaut – Nö alles normal und auch die Rangerin hatte diesbezüglich keinen dezenten Hinweis fallen lassen.


Also theoretisch sieht das ganze eigentlich so aus:







Die Praxis hingegen bot uns dann folgendes Bild:





Dem Gesamtzustand des Holzwegs und dem Algenbewuchs auf den Steinpassagen zu Folge stand das Wasser hier auch nicht erst seit ein paar Tagen so hoch. Stellenweise waren die Bohlen auch komplett weggespült. Da wir uns grds. schon darauf eingestellt hatten ggf. auch etwas nasse Füße zu bekommen hatten wir zwar auch das richtige Ersatzschuhwerk dabei, insgesamt war es doch aber ein etwas Mühsames Unterfangen.

Das Wasser war teilweise hüfthoch und die Strömung des Green River tat ihr Übriges dazu. Entsprechend mussten wir uns auch alternative Routen am Hang suchen, da auf dem eigentlichen Weg nun kein Durchkommen war bzw. es gar keinen Weg gab (deswegen gibt es auch nicht so viele Fotos auch wenn es landschaftlich durchaus sehr schön war, nur war ich primär damit beschäftigt nicht vom Hang zu rutschen oder komplett ins Wasser zu fallen). Das wirkte sich natürlich auch auf den km-Schnitt aus, so dass relativ schnell klar war, dass wir heute bestimmt nicht die komplette Strecke laufen würden können.

Gegen Mittag haben wir eine schöne (trockene) Stelle für eine Pause gefunden, dort konnte man dem doch recht regen Treiben auf dem Fluss zusehen um in Anschluss den Rückweg in Angriff zu nehmen.


Suchbild:





Und gefunden?





Bei anderen Wetter- bzw. Wasserbedingungen würde ich den Trail aber durchaus noch einmal laufen, er hat schon einiges an Potential  - bei höherem Wasser muss man schon ein bisschen abenteuerlustig sein um hier auf seine Kosten zu kommen.



Nächste Stop: „Flaming Gore Dam Visitor Center“ welches quasi gleich um die Ecke vom Trail liegt. Der Damm selbst kann jetzt nicht unbedingt mit dem Hoover Dam o.ä. „mithalten“ – beeindruckend ist er trotzdem. Eigentlich wollten wir eine der Führungen mitnehmen die dort angeboten werden, doch hier sollte die Vorhersage vom Morgen uns einen Strich durch die Rechnung machen.


Die beiden Bilder sind im Abstand von vielleicht 5 Minuten entstanden:









Man sieht also da kam gerade ordentlich was rein. Noch bevor ich fragen konnte, ob und wann noch eine Tour stattfindet konnte man aus den Rangeraktivitäten raushören: Das wird heute nichts. Die Gruppe die gerade noch draußen war wurde zurückgepfiffen und alle anderen Touren wg. „potential lightning strikes“ bis auf weiteres ausgesetzt.  Ok dann halt nicht…



Dass Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist war in diesem Fall aber wohl mehr als berechtigt, wir haben vielleicht eine knappe Viertelstunde im Auto Richtung Vernal gesessen als es über uns hereinbricht. Es regnete nicht, nein es schüttete – und das so richtig. Am Himmel waren auch immer mal wieder sehr schöne Blitze zu sehen, allerdings ist so ein Wetter nun nicht wirklich kompatibel mit etwaigen Outdooraktivitäten.

Der ganze Spuk dauert ca. eine halbe Stunde - noch dazu fahren wir immer weiter nach Süden vom Zentrum des Gewitters weg -  und hört fast so abrupt auf wie er begonnen hat.


In Vernal hatten wir im Quality Inn reserviert. Normalerweise läuft dann in diesen Städten ja so:

„Finde die Hauptstraße und schaue nach dem jeweiligen Schild der gesuchten Hotelkette…“.

Hier klappte das aber irgendwie nicht so wirklich gut. Also soll es das Navi richten. Das führt uns zwar zu einem Gebäude von dem man sagen kann „Ja sieht wie ein Motel aus…“ aber auch hier keine der sonst üblichen Schilder oder Logos, über dem Haupteingang prangt lediglich ein Schild eines Steakhauses und der Asphalt auf dem Parkplatz hat auch schon deutlich bessere Tage gesehen.

Hm – manchmal wechseln die Besitzer ja ziemlich schnell (hatten ja erst in Jackson Hole so einen Fall) – aber was nun? Ein paar Blocks weiter wäre im Notfall sonst noch ein einladend aussehendes Holiday Inn.  Aber da sind sich sowohl das Navi als auch Tante Google einige: „Hier seid ihr richtig!“

Also rein da und die Lage peilen. Im Foyer bzw. der Lobby steht dann auch erstmals ein Schild mit dem Quality Logo. So weit so gut. Aber kennt ihr noch die „schönen“ Hochfloorteppiche (in diesem Fall in dunkelgrün) welche so in den 80er/90er Jahren in den Motels angesagt waren? Genau diese Dinger liegen hier noch rum und es riecht auch alles ein wenig muffig. Laut Aufsteller hat das Motel den „Platin Award 2016“ der Choice Hotelgruppe bekommen – so richtig glauben kann ich das auf den ersten Blick jetzt nicht.


Offenbar bin ich mit meiner Einschätzung da nicht ganz allein, denn ein Seitenblick verrät mir, dass sich die Begeisterung auch anderweitig doch sehr in Grenzen hält. Spontan entscheide ich mich daher zu etwas, dass ich bislang bei unseren diversen USA Urlauben erst 2 Mal gemacht habe, ich frage freundlich, ob es möglich ist uns das Zimmer zunächst erst einmal anzuschauen bevor wir einchecken.


Die Frage welche in DE wohl jeden Hotelier zunächst erst einmal pikiert zurück gelassen hätte ist für die freundliche Dame überhaupt kein Problem und sie führt uns zu den Räumlichkeiten.

•   Interieur – gruselig
•   Flur – gruselig
•   Zustand des Teppichs – grenzwertig
•   Gesamteindruck (bislang) – na ja bis och nö


Umso überraschter bin ich, als wir dann im Zimmer stehen. Hier ist alles tiptop und relativ frisch renoviert (man hat sich wohl erst mal auf das wichtige nämlich die Zimmer konzentriert bevor man den Rest hübsch macht). Alles bestens, wir bleiben und holen das Gepäck nach.

Einen Indoorpool inkl. hot tub gibt es auch, dieser könnte auch mal wieder etwas Farbe oder ein wenig Kosmetik vertragen, dass Wasser ist aber sauber und alles funktioniert wie es soll.


Ich bin jetzt grds. nicht übermäßig pingelig wenn es um Hotels/Motels geht. Saubere Laken und eine anständige Matratze reichen normalerweise aus. Nur wenn ich im Urlaub die Wahl habe zu gleichen Preisen in einer ziemlich neuen Unterkunft (hier Holiday) zu nächtigen oder eben in dem lokalen Ableger von Bates Motel im 90er-Jahre Charme entscheide ich mir doch gern für die erste Variante. Aber merke: Nicht nur auf den ersten Eindruck verlassen.



Gespeist haben wir abends dann bei einem wirklich guten Mexikaner  - hier war das shredded beef mal nicht wie sonst leider so oft „pupstrocken“ sondern äußerst saftig und herzhaft.

Für Morgen steht dann ein Abstecher ins Dinosaur National Monument auf dem Programm, allerdings in einer wohl eher nicht so verbreiteten Art und Weise.

BigDADDY

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der ganze Little Hole Trail wäre 7 Meilen gewesen? Dann wäre aber wirklich ein einstrengendes Unterfangen gewesen.
Glück im Unglück würde ich sagen...
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Detritus

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Mh,

der ganze Little Hole Trail wäre 7 Meilen gewesen? Dann wäre aber wirklich ein einstrengendes Unterfangen gewesen.
Glück im Unglück würde ich sagen...

Na ja eigentlich ja 14 wenn man hin und zurück läuft. Wir veranstalten jetzt nicht gerade Gewaltmärsche im Urlaub, aber je nach Strecke kann es durchaus sein, dass schon mal so um die 10-12 Meilen am Tag zusammenkommen, allerdings nicht unter so widrigen Umständen. ;)

BigDADDY

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Yep,

14 Meilen mal pi sind locker über 20 Kilometer :|
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partybombe

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Ich bin auch mal zugestiegen - Danke für den Bericht👍
Ich habe ja bei der Planung und der Anfahrt so richtig mitgelitten - da war ja echt Stress angesagt

paula2

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Vor zwei Wochen war ich auch noch in Vernal und im DinosaurNM hat es mir wesentlich besser gefallen als jetzt im Büro, also beame ich mich gleich mal zurück  :D (auf den Flug kann ich genauso gerne verzichten wie du...)

Detritus

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Eigentlich wäre heute ja ein weiterer Tag dran gewesen, aber leider muss ich das etwas aufschieben.

Ich hoffe nächste Woche kann es dann hier weitergehen.

BigDADDY

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(...) aber leider muss ich das etwas aufschieben.

 :wut54:
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Savannah

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Schade, daß du noch keine Zeit gefunden hast weiterzuschreiben, denn dein Bericht ist wirklich witzig, ich habe ihn mit großem Genuß gelesen.  :)

Außerdem ist er sehr informativ.  Vielleicht findest du ja in den Weihnachtstagen Zeit für eine Fortsetzung?

Jedenfalls schon mal vielen Dank!

Detritus

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Ich habe es noch auf dem Zettel, aber das letzte Quartal war einfach...

Hoffe zum Start des neuen Jahres habe ich wieder mehr Luft.

Mig

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Deine Schreibe ist einfach großartig! Ich freue mich auch schon sehr auf die Fortsetzung!  :D

Detritus

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So - Zeit habe ich eigentlich immer noch nicht so wirklich (vor allem fehlt auch ein wenig die Muße) - aber einer der guten Vorsätze für 2018 war das es hier weiter gehen soll, daher also bitte:

Tag 5

Nachdem wir in dem doch noch etwas heruntergekommenen Frühstücksraum das obligatorische „Continental Breakfast“ zu uns genommen haben nehmen wir das heutige Tagesziel in Angriff. Wie schon erwähnt liegt es im Einzugsgebiet des Dinosaur National Monument, es ist aber nicht der klassische Abstecher zur Quarry Exhibit Hall (zum einen haben wir dieser schon mal einen Besuch abgestattet zum anderen ist das weder tagesfüllend noch bekommen wir da genug Bewegung).

Bitte nicht falsch verstehen – wer sich für Dinos interessiert und in der Gegend ist sollte auf jeden Fall mal vorbeischauen, es ist schon beeindruckend wie viele Knochen auf einer sehr kleinen Fläche da zusammenkommen. Aber viel mehr als 1,5 – 2 Stunden braucht man m.E. für die Ausstellung und den kurzen Trail nebenan nicht.


Wir wollen den „Jones Hole Trail“ laufen, dieser (zumindest in der Theorie 8,5 Meilen lange) Wanderweg startet bei der gleichnamigen Jones Hole Creek Fish Hatchery im nördlichen Teil des National Monuments ca. 40 Meilen von Vernal entfernt.

Im Weltall hört Dich niemand schreien? Soweit muss man unserer Erfahrung  nach gar nicht er fliegen, es geht auch deutlich einfacher. Man verlässt Vernal zunächst über die Bush Creek Road und landet in Außenbezirken bei denen man sich schon denkt „Hier würde ich jetzt nicht unbedingt aussteigen wollen…“ (die nachträgliche Recherche bei Google ergab, dass diese Bereiche nicht mal von StreetView erfasst sind – mehr muss man dazu wohl nicht sagen ;) ). Weiter geht es über Diamond Mountain Road.

Und wenn Du denkst es geht nicht mehr – kommt irgendwo ein „Winkemännchen“ her. Da fährt man mutterseelenallein durch die Pampa, kein Auto oder sonst ein Mensch weit und breit, aber in the middle of fuck**** nowhere ein Bautrupp der Schlaglöcher (und da gab es so einige schöne Exemplare) ausbessert inkl. dem dazugehörigen „Winkemännchen“ (also die Jungs und Mädels die da mit dem „Slow“ und „Stop“ Schildern anstelle einer mobilen Ampelanlage rumstehen).

Auch wenn außer uns und den Bauleuten da keiner anwesend war haben wir also brav vor dem Stop-Schild gewartet bis wir durchgewunken wurden. Nach einer guten Stunde und ein paar schön kurvigen kleinen Straßen (das Auto-Navi zeigte zwischenzeitlich an man wäre nicht mehr auf einer befestigten Straße unterwegs) erreichen wir dann die Hatchery. Auf dem fast verwaisten Parkplatz stehen neben dem Auto des Rangers nur 2 weitere Gefährte, es treffen sich hier offenbar 2 heimische Familien zum Picknick und Wandern.

Die Aufzuchtstation selbst war nicht zugänglich und da auch aktuell keine Fische gezogen wurden reichlich unspektakulär, aber man konnte wenigstens noch die stillen Örtlichkeiten aufsuchen (Gell aus Erfahrung wird man manchmal doch klug – siehe Tag 3). Die beiden anderen Familien hatten offenbar aber die gleiche Idee und auch wenn sonst so gar nichts los war hieß es erst einmal anstehen.

Danach aber die Rucksäcke geschultert und los geht’s, idealerweise wollen wir ein wenig Vorsprung vor der anderen Gruppe haben, da die Kids dort doch relativ nun ja sagen wir mal „geräuschintensiv“ sind. Der Trail selbst ist jetzt relativ leicht zu laufen, es gibt ein paar kleine Steigungen und sandige Passagen insgesamt aber nichts Wildes, wer mag kann dem Jones Creek so lange folgen bis er in den Green River mündet.




Man erreicht sehr schnell den relativ breiten Canyon:





Und yeap – rote Steine haben die hier auch:





Genauso wie ein paar Petroglyphen:





Ansonsten viel Weg:





Creek – Green River Junction:




Das nenne ich mal einen „colourful lizard“ (nein kein Filter und keine Nachbearbeitung):



An der Creek Junction machen wir eine etwas längere Pause und halten auch die Füße in das doch relativ kalte Wasser. Auf dem gesamten Weg ist uns sonst niemand begegnet und auch hier treffen wir lediglich ein älteres Paar welches dafür aber eine Fotoausrüstung inkl. großen Stativs mit sich rumschleppt die es bestimmt auf 15-20 kg bringt. Sie befinden sich aber gerade schon auf dem Rückweg und so haben wir das gesamte Areal für uns.
 
Frisch gestärkt und abgekühlt machen wir uns dann auf den Rückweg. Ich hatte ja geschrieben, wirklich schwierig zu laufen ist der Weg jetzt nicht, aber irgendwie zieht es sich zurück dann doch ein wenig wie Kaugummi. Ausgewiesen ist der Trail mit 8,5 Meilen als round trip (ohne Seitenabstecher) also knapp 14 km. Als wir wieder am Parkplatz ankommen zeigt mein GPS dann eine Gesamtstrecke von fast 20 km – gut wenn es am Ende dann fast 12,5 Meilen geworden sind ist es auch kein Wunder, dass man auf die letzte halbe Stunde gut hätte verzichten können.


Eigentlich hatten wir ja erwartet irgendwann auf die beiden Familien vom Morgen zu treffen, nur sind die uns nicht wieder über den Weg gelaufen. Auch die Autos waren bereits verschwunden, ok dann war das primäre Ziel bei denen wohl doch eher Picknick und weniger wandern.

Schnell noch ein kaltes Getränk aus der Kühlbox gegriffen und wir nehmen die 170 Meilen bis zu unserem heutigen Übernachtungsziel in Grand Junction in Angriff. Auch hier ist wieder eine Nacht im örtlichen Quality Inn gebucht, eine längere Suche wie am Vorabend bleibt uns zum Glück diesmal erspart, die „Hauptstraße rauf (oder runter) fahren und nach dem Schild Ausschau halten…“-Variante funktioniert ohne Probleme.

Die abendliche Nahrungsaufnahme erfolgt dann im nahe gelegenen Texas Roadhouse (ich habe dazu in einem anderen RB schon mal was geschrieben) – kurz gesagt eine amerikanische Variante des „Maredo“ allerdings deutlich preisgünstiger, uriger und vor allem lecker. Hauptsächlich muss man darauf achten, sich vorab nicht schon an den bereitgestellten Erdnüssen (Schalen bitte ganz „texas-like“ auf den Boden werfen) und dem frischen und warmen Cinnemon-Brot den Magen vollzuschlagen bevor die eigentliche Bestellung eintrifft. Fakt ist jedoch: Wer hier hungrig wieder raus geht hat definitiv was falsch gemacht.



Notiz am Rande:
Das ist so eine Mischung aus „Cowboy-Saloon“ und „Sportsbar“. Alle ca. 30 Minuten wird ein Country-Song gespielt woraufhin die Angestellten mehr oder minder alles stehen lassen und einen kurzen Tanz aufführen. Zusätzlich bekommen Geburtstagskinder oder andere Jubilare noch besondere Aufmerksamkeit: Ein Tross von Mitarbeitern bringt einen Hocker auf dem ein Sattel befestigt ist und der (Un-)Glückliche darf auf diesem Platz nehmen und bekommt ein Ständchen. Für den reservierten Deutschen eher eine etwas befremdliche Szene (meins ist es jetzt auch nicht unbedingt so) – aber die Ammis stehen scheinbar drauf, die Stimmung war jedenfalls entsprechend.


Vollständig gesättigt machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Walmart gegenüber und fallen dann auch ziemlich schnell und etwas geschafft ins Bett.

Detritus

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Tag 6 (heute mal ohne Bilder)

Heute ist mal wieder einer dieser „eigentlich“ Tage. Vor ein paar Jahren hatten wir schon mal einen Anlauf auf den Rattlesnake Arch Trail im Colorado NM genommen, mussten diesen aber aufgrund von schlechten Straßenbedingungen sehr schnell aufgeben. Es hatte die Tage vorher ausgiebig geregnet und so glich die Gravel-Road eher einer Schlammpiste, so dass wir nach gefühlten 800 Metern und einem vollkommen verdreckten Auto bereits abgebrochen hatten.
Das wollten wir heute eigentlich nachholen. Eigentlich…

Die Wetterbedingungen sind heute wesentlich besser als beim letzten Versuch, es hat zwar in den Tagen zuvor teilweise recht heftige Gewitter gegeben, aber seit 2-3 Tagen ist es trocken und die Piste sollte daher wohl zu schaffen sein. Also Trailhead-Daten ins GPS und es kann losgehen.


Ähm Moment, warum zeigt der Akku nur noch einen Balken? Die Batterien waren doch gestern Abend noch voll. Na ja egal, man hat für solche Fälle ja immer noch einen Satz extra Strom im Seitenfach. Blöderweise sind die dort befindlichen Akkus aber auch kurz vor dem Ende. Die Ersatz-Ersatz-Akkus waren gleich noch mal wo? Ah ja richtig, irgendwo ganz tief im Koffer der jetzt hinten unter Rucksäcken und der Kühltruhe vergraben ist. Ok in diesem Fall macht sich „oldschool“-Technik doch mal ganz gut, man kann das Gerät mit handelsüblichen Batterien betreiben und muss nicht erst nach einer Genius-Bar für einen Akku-Tausch Ausschau halten. Also kurz noch an die nächste Tanke, einen Satz Batterien gekauft und es kann jetzt wirklich losgehen.


Die Stelle an der wir beim letzten Mal kläglich gescheitert sind schaffen wir diesmal mit trockenen Bedingungen relativ problemlos und rütteln uns daher den Weg weiter Richtung der Arches. Nun fährt man aus Grand Junction ja erstmal ins Colorado NM hoch, dort dann auf dem Plateau weiter bevor man ca. 2,5 Meilen vor den Steinbrücken dann wieder ein „wenig“  bergab fahren müsste. Und genau das ist jetzt das Problem.

Die Steinstufen dort sind mit einem Miet-SUV schon so kein wahres Vergnügen (so richtig HC sind die Dinger ja nun mal nicht und die Straßenbereifung ist da jetzt auch keine wirkliche Hilfe wenn man bei jedem spitzen Stein Sorge um die Luft haben muss).

Nur Wasser hat halt auch die Tendenzen eher nach unten als nach oben zu fließen und so haben die vorab erwähnten Gewitter und der Regen nicht unbedingt dazu beigetragen die Strecke touri-freundlicher zu gestalten. Es gibt diverse große Auswaschungen und z.T. liegen da recht imposante Steinbrocken rum die aus dem Weg gerollt werden wollen.

Die ersten Kehren nehme ich noch in Angriff („Das wird bestimmt gleich besser“ ist da ein wohl sehr verbreitetes Mantra…) – wird es aber leider nicht wirklich. Runter ist dann auch noch eine Sache, rauf noch eine ganz andere. Och Menno, jetzt wirklich so kurz vor dem Ziel aufgeben? Ich jogge zur nächsten Kuppe um zu sehen ob es nicht doch noch besser wird – nope eher noch schlimmer.

In jungen Jahren hätte ich jetzt wohl das Auto einfach am Wegesrand abgestellt und wäre den Rest dann zu Fuß gelaufen, aber mit der Zeit wird man ja etwas besonnener zumal es hier auch nicht wirklich eine Möglichkeit gegeben hätte die Kiste zu parken ohne den Weg zu blockieren. Und ein tonnenschweres Gefährt ganz an den Rand einer eh nicht breiten Straße gepaart mit einem noch sehr weichen Randstreifen am Abgrund zu platzieren erscheint mir doch jetzt nicht unbedingt als die beste Idee.

Gut also kurz ärgern, die Karre irgendwie auf dem Grad wenden und Retoure. (Im Nachhinein bin ich über die Entscheidung ganz froh - ja wir sind heile wieder hoch gekommen, aber das hat schon genug Nerven gekostet.) Also Plan B, man kann schließlich auch von „unten“ an den Trail ran fahren, nur ist der Anlauf zu Fuß dann halt länger. Eigentlich…


Irgendwie hat es wohl einfach nicht sein sollen, wir fahren also auf der Horsethief-Road Richtung Pollock Bench Trailhead als uns mitten auf der Straße ein freundliches „Road Closed“ Schild anlächelt – Arrrggghhh. Ok das reicht jetzt…


Leicht genervt stoppen wir am letzten zugänglichen Parkplatz beim Devils Canyon Trail und lassen die Klapperschlangen für heute Klapperschlangen sein. Der Devils Canyon ist – nun ja sagen wir mal diplomatisch – ganz nett, aber halt nicht das was wir uns eigentlich ansehen wollten. Und der Begriff Canyon ist hier auch eher im wahrsten Sinne des Wortes breiter zu fassen. Insofern will sich da auch kein wirkliches Schluchtenfeeling einstellen. Es passt dann auch noch ins Bild, dass ich vor lauter Gnatz die Kamera habe im Kofferraum liegen lassen, aber so richtig viel zum Fotografieren hätte es da eh nicht gegeben.


Nach einer doch eher unbefriedigenden Wanderrunde haben wir endgültig die Nase voll und besteigen das Auto um in Richtung Moab aufzubrechen. Da wir jetzt aber einiges an Zeit gespart haben entscheiden wir statt über die 70 und 191 die längere aber landschaftlich deutlich schönere Strecke über die 128 zu nehmen. Als der Fluss und die alte Brücke in Sicht kommen steigt das Stimmungsbarometer im Auto auch wieder deutlich an.

Irgendwo auf dem Weg (oder war es im Motel in Grand Junction?) war uns eine Werbung für die „Moab Giants“ in die Hände gefallen – irgendwas mit Dinos und Zeit haben wir auch noch, also warum nicht. Dieser Park liegt ein paar Meilen nördlich von Moab und ist mit rund 20,- $ pro Kopf jetzt kein Schnäppchen, aber sie haben das durchaus liebevoll gemacht. Ein kleines Museum, der obligatorische Film (hier zur Entwicklung der Erde), einen Rundkurs auf dem lebensgroße Dino-Figuren rumstehen und ein 5D-Walk-Through Kino im Aquarium Stil. Für den Moab-Erstbesucher jetzt nichts was ich unbedingt als „must see“ empfehlen würde, aber – gerade wenn man noch irgendwo einen Gutschein auftreiben kann – für jemanden wie uns der 1,5 Stunden sinnvoll rumbekommen möchte durchaus interessant.

Über die Motelpreise in Moab (und den Zutritt zu den NP) wurde hier im Forum ja schon an anderer Stelle heftig diskutiert. Sonst waren wir im Best Western neben Pasta Jays, nur hatten die diesmal einen so hohen Kurs aufgerufen, dass wir uns nach Alternativen umgesehen haben. Aber auch die waren durchaus hochpreisig (und Days Inn kommt für uns in Moab wg. ungebetenem Besuch einer schwarzen Witwe nicht mehr in Betracht) und da wir primär das Zimmer wirklich nur zur Nachtruhe sowie einem Besuch beim Pool oder der guest laundry nutzen bin ich auch nur bedingt gewillt hier Unsummen nur für ein Bett zu investieren.


Im Endeffekt sind wir so im Quality Inn am südlichen Ende etwas außerhalb des Zentrums gelandet. Könnte zwar auch mal wieder eine Renovierung vertragen, aber für den Preis eine akzeptable Unterkunft.


So langsam nagt der Hunger (dabei haben wir uns heute doch kaum bewegt) und wir begeben uns auf Nahrungssuche. Thai? Hatten wir ja so laaange nicht mehr ;) also auf zum „Arches Thai“. Dieser liegt etwas „versteckt“ an einer Querstraße zur Main Street und war zumindest in der Vergangenheit daher auch nicht so überlaufen. Parkplatz direkt vor der Tür, hey das lässt sich ja gut an. Aber Moment, ruhig ist ja eine Sache, aber das ist entschieden zu ruhig. Um dem Tag dann also den letzten Schliff zu geben: Heute Ruhetag. Na Bingo.

Egal, es muss jetzt Nahrung her also doch zu Pasta Jays. Kulinarisch kein Highlight, aber man wird hier satt.

Aus der Rubrik „Dinge die Det aufregen“:

(Wer sich mein Gemaule nicht antun möchte überspringt diesen Abschnitt bitte einfach)

Am Nebentisch sitzt eine 4köpfige Familie, Mum & Dad nebst 2 Töchtern ich würde mal so auf 5 + 8 Jahre tippen. Man bestellt, schiebt der Jüngsten noch ein paar Malsachen hin und die anderen 3 widmen sich dann intensiv ihren jeweiligen mobilen Endgeräten. (Der Vater hatte sogar ein Ladegerät angeschlossen – demnächst muss ich bei der Frage wo ich sitzen möchte wohl auch mal antworten: „Bitte in der Nähe einer Steckdose…“).

Das Essen kommt und wird weitestgehend schweigend eingenommen um sich danach dann – Überraschung – wieder den jeweiligen Bildschirmen zuzuwenden. Die gesamte interfamiliäre Kommunikation beschränkte sich auf ein absolutes Minimum. Gut wenn man gerade beim Fraztenbuch oder anderen wichtigen Seiten unterwegs ist kann man von den Verziehungsberechtigten jetzt auch nicht erwarten, dass sie realisieren oder geschweige denn reagieren wenn der Nachwuchs anfängt sich zu langweilen und Blödsinn zu machen.

Und ja vielleicht bin ich da auch etwas „spießig“ aber im Restaurant (und ja auch in den USA) kann man doch eigentlich ein Mindestmaß an gutem Verhalten erwarten. Das dort viele nur mit Flip-Flops an den Füßen aufschlagen – geschenkt. Es ist warm draußen und stört mich jetzt nicht. Nur wenn wie hier die Tische doch recht nah beieinander stehen finde ich es jetzt nicht so furchtbar prickelnd wenn die Kids sich dann so auf den Stühlen lümmeln, dass die nackten Füße auf dem Tisch geparkt werden.

Auch wird es mir wohl für immer unbegreiflich bleiben, warum man mit seiner Familie / Freundin / Bekannten zum „Essen“ geht um sich dann hinter seinem Handy zu verschanzen und bloß kein Wort miteinander zu wechseln. Selbst wenn man sich jetzt vielleicht nicht wirklich viel zu erzählen hat oder schlichtweg einfach auch gerade mal keinen Bock hat zu reden empfinde ich es doch als überaus unhöflich den anderen Personen gegenüber die ganze Zeit auf das Handy zu glotzen. Hugh – ich habe gesprochen.


Der Abend klingt mit einer Runde im Pool aus und ich bestücke das Ladegerät mit jedem Akku der mir in die Hände fällt. Danach wird noch ein wenig TV geschaut und an der immer noch recht teuren Matratze gehorcht. Die erzählt aber auch nicht viel anderes als ihre günstigeren Vertreter.
So und Morgen gibt es dann auch wieder Bilder.


P.S.
Hat eigentlich jemand mitgezählt wie viele der avisierten Bundesstaaten wir jetzt bereits bereist haben?

paula2

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Vielen Dank für die Bilder vom Jones Hole Trail. Den wäre ich bei unserem diesjährigen Urlaub auch noch gern gegangen, aber die Zeit hat leider nicht mehr gereicht.

SeDu

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Sehr spaßiger und auch interessanter Bericht, so abseits der europäischen Touristenströme. Also bitte gerne mehr! Denn noch sind wir ja wohl nicht angelangt am Ziel der Reise. Und der Todesfall fehlt auch noch, oder habe ich was überlesen?

Detritus

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Nein der Todesfall steht noch aus, es dauert aber nicht mehr allzu lange bis dahin…


Tag 7
Der Tag beginnt mit dem üblichen Continental-Breakfast im Hotel, nicht spektakulär aber für uns reicht es. Es ist Anfang Juli und für heute ist Sonnenschein pur mit Temperaturen bis knapp an die 40 Grad angesagt. Das merkt man auch schon am frühen Morgen, wer jetzt noch friert dem ist wohl kaum noch zu helfen.

Aktuell wird ja darüber diskutiert, ob man die Besucherströme im Arches NP und Co. nicht besser steuern müsse. Ich sage jetzt einfach mal: „Ja und?“. Moab hat nun wahrlich (neben gesalzenen Hotelpreisen) in der direkten Umgebung noch viel mehr zu bieten als nur Arches und Canyonlands.


Für heute steht der Professor Creek Trail auf dem Programm. Der ca. 8,6 Meilen lange Trail liegt auf dem halben Weg zu den Fisher Towers an der 128. Als wir nach der kurzen Fahrt aus der Stadtmitte am Ende der Gravel-Road ankommen steht am Trailhead-Parkplatz genau noch ein anderes Auto.

Die Dame die zu diesem Vehikel gehört will dort aber offenbar nicht wandern, sondern führt scheinbar nur ihre Hunde für eine morgendliche Runde aus.
Keine Ahnung ob es jetzt an meinem morgendlichen Erscheinungsbild gelegen hat, oder ob die Dame befürchtete wir könnten Ärger machen, da die Hunde nicht angeleint rumliefen (lt. „Moab City and County ordinance“ müssen Haustiere wohl außerhalb des eigenen Grundstücks immer an der Leine sein) – kaum sind wir ausgestiegen fängt sie hektisch an ihre „Meute“ zu sich zu pfeifen, nickt uns noch einmal wortlos zu und ist dann auch im Null Komma Nix verschwunden.

Ich persönlich habe jetzt nichts gegen Hunde und im Vergleich zu dem was so manche Menschen mit ihrer Umwelt so alles anstellen sind die Schäden die durch die felligen Vierbeiner verursacht werden wohl eher zu vernachlässigen – aber das kann die Dame ja nicht wissen.


Nun stehen wir also da mutterseelenallein (ja und das in Moab!!!) in der Gegend rum. Noch eine Lage Sonnenschutz nachgetankt und wir machen uns auf den Weg. Im Prinzip muss man nur darauf achten den richtigen Einstieg bzw. Trail zu erwischen (wenn man auf dem Parkplatz steht quasi links ins Flussbett runter und nicht(!) rechts dem beschilderten Weg folgen).


Flussbett ist ein gutes Stichwort – wie der Name „Creek“ schon vermuten lässt handelt es sich bei dem Trail um einen Weg der quasi dem Wasserlauf folgt. Der Creek führt ganzjährig Wasser (knöchel- bis wadentief) was uns in unserer Planung und dem bereits erwarteten heißen Wetter sehr entgegen kommt. So hat man die Klimaanlage quasi gleich mit eingebaut.

Grds. könnte man den Trail wohl auch mit normalen Turnschuhen laufen, wir haben uns unsere Wassersschuhe unter geschnallt was bei der Kombination aus Wasser uns Sand durchaus eine gute Wahl ist.



Gegend:










Viehzeug haben die hier auch:







Und mehr Gegend:








Und zum krönenden Abschluss das eigentliche Highlight:










Der Slot als solcher ist jetzt nicht übermäßig lang, insofern nicht vergleichbar mit dem Spookey Canyon o.ä., aber insgesamt ist es eine sehr schöne Tour.
Nach einer längeren Pause am Wasserfall machen wir uns dann auch wieder auf den Rückweg.

Eine knappe halbe Meile vor dem Parkplatz kommt uns dann noch eine mehrköpfige Großfamilie entgegen (wobei die Kinder jetzt schon am maulen sind wie weit es noch sei…), ansonsten haben wir  den gesamten Tag auf dem Trail keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. I got lost in Moab oder so ähnlich.


Am Auto angekommen zeigt das GPS dann knappe 16 Kilometer Wegstrecke an. Wir überlegen noch kurz ob wir noch einen Abstecher zu den Towers machen wollen, aber obwohl der Creek uns kühlungstechnisch gute Dienste geleistet hat entscheiden wir uns letztendlich aufgrund der Hitze dann doch lieber dafür noch eine Runde über die Mainstreet von Moab zu schlendern und die Vorräte im örtlichen Supermarkt wieder aufzufüllen.

FunFact am Rande:
Ich habe dort vor ? Jahren mal so ein Teil bekommen was man sich an den Schlüsselbund machen kann um im Markt dann Rabatt zu erhalten. Versuch macht klug denke ich mir und krame das Ding beim Bezahlen raus und tatsächlich, die Kassiererin kann den Barcode ohne Probleme scannen und wir haben damit ein paar Dollar gespart.


Nachdem wir gestern ja nun bei unserem Thai vor verschlossenen Türen gestanden haben starten wir heute einen neuen Versuch. Diesmal lässt man uns rein und wir bekommen sogar was zu essen. Der Service ist (für US Verhältnisse) jetzt nicht unbedingt der Schnellste, aber dafür ist das gebotene Essen doch wieder sehr reichlich und schmackhaft.

Zum Abschluss geht es dann noch für eine kurze Runde in den Hotelpool  bevor wir uns müde aber glücklich aufs Zimmer zurückziehen.

BigDADDY

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FunFact am Rande:
Ich habe dort vor ? Jahren mal so ein Teil bekommen was man sich an den Schlüsselbund machen kann um im Markt dann Rabatt zu erhalten. Versuch macht klug denke ich mir und krame das Ding beim Bezahlen raus und tatsächlich, die Kassiererin kann den Barcode ohne Probleme scannen und wir haben damit ein paar Dollar gespart.

Yep,

darüber wundere ich mich bei meiner "safeway"-Karte auch immer.... Aber macht doch Laune!
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Detritus

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Wie doch die Zeit verfliegt – da haben wir schon den nächsten Urlaub hinter uns und der alte RB ist immer noch unvollständig… Das muss geändert werden.

Tag 8

Nach dem obligatorischen Frühstück machen wir uns zeitig auf in Richtung Canyonlands Needles District auf. Das Quality Inn hat uns insgesamt jetzt nicht so richtig überzeugt, ja preislich ist es für Moab ok gewesen, aber man merkt doch schon, dass es ein wenig in die Jahre gekommen ist und mal eine Grundsanierung bedarf. (Mittlerweile sind die Bettenkapazitäten in Moab ja deutlich erweitert worden bzw. werden immer noch weiter ausgebaut, insofern hat man hier jetzt eine deutlich größere Auswahl an relativ neuen Motels bei denen man auch durchaus zu vertretbaren Preisen sogar in der Hochsaison nächtigen kann).

Heute haben wir uns den „Angel Arch“ bzw. den Salt Creek Canyon vorgenommen. Mit knapp 16 Meilen ist das schon eine ordentliche Strecke und man benötigt zusätzlich ein Permit. Ob wir daher den kompletten Trail in einem Tag „abreißen“ können oder ob es nur bei einem Teilstück bleibt wollen wir daher erst vor Ort nach Tagesform entscheiden.

Obwohl wir früh unterwegs sind zeigt das Thermometer schon Temperaturen deutlich über der 30 Grad Marke. Im Visitor Center der NP angekommen verhandeln wir dann mit der Rangerin über das notwendige Permit.

Grds. wäre noch was verfügbar und Sie würde und das ja durchaus auch geben wenn wir denn unbedingt wollten, aber sie rät uns dringend davon ab. Wie bereits erwähnt ist es jetzt schon ziemlich warm (um nicht zu sagen heiß) und die Wettervorhersage prophezeit für den Tag Höchstwerte deutlich über 40 Grad. Insgesamt also nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für einen Gewaltmarsch in der prallen Sonne. ;)

In diesem Fall siegt also die Vernunft über den ursprünglichen Wunsch (ist ja schließlich Urlaub und kein Boot-Camp) und wir ändern unsere Pläne kurzfristig und satteln um. Im Endeffekt sind wir dann den „Slickrock“-Trail (ein ca. 2,5 Meilen langer Rundkurs) sowie ein gutes Stück des „Confluence Overlook“ (ca. 10 Meilen) gelaufen. Und um das schon mal vorweg zu nehmen: Das war jetzt nicht die schlechteste Entscheidung. Wir sind das trockene und warme Wetter durchaus gewohnt und mögen das eigentlich sehr, aber ohne jeglichen Schatten merkt man doch ziemlich schnell, was es heißt sich in solchen Bedingungen körperlich zu betätigen. Insofern ist es gar nicht verkehrt, dass man diese Erkenntnis nicht
erst bekommt wenn man noch 8 Meilen vom Auto und der Kühltruhe entfernt ist. :D



Auch so war es eine schöne Wanderung und wir haben den Vorteil, dass wir uns etwas früher als ursprünglich geplant auf den Weg Richtung Cortez machen, da morgen Mesa Verde auf dem Plan steht. Im Endeffekt erweist sich die geänderte Planung als Glücksfall, da wir so noch das Welcome Center in Cortez ansteuern können um uns Tickets für eine Balcony House Tour zu besorgen. (Hätten wir das erst im Visitor Center am Folgetag gemacht hätten wir erst eine Tour am späten Nachmittag bekommen können, so hatten wir noch die freie Zeitauswahl). Ich hatte extra noch gefragt welche Tour denn die „herausfordernde“ wäre – und das Balcony House wird als „adventurous“ verkauft
- Na da bin ich ja mal gespannt.


Die Dame beim Check In im Motel ist irgendwie zum Schwatzen aufgelegt und so zieht sich die sonst doch eher kurze Prozedur etwas hin – macht aber nichts, der US-Small-Talk ist ab und an ja doch recht erfrischend.  Trotzdem nagt jetzt erst einmal der Hunger und will gestillt werden. Also auf zum besten Mexikaner der Stadt. Doch was ist denn bitte hier los? Der Laden ist relativ klein, der Parkplatz dafür umso voller.

Gut hat wohl seinen Grund warum es das beste Lokal ist, aber es wird uns doch tatsächlich mitgeteilt, dass wir mit einer Wartezeit von min. 45 Minuten zu rechnen hätten bis ein Tisch frei wird. Für US Verhältnisse ja schon eine halbe Ewigkeit. Und wenn man dann noch die Zeit drauf rechnet bis wirklich was essbares (Nein die obligatorischen Chips zähle ich da jetzt mal nicht mit!) auf dem Tisch steht wären das ja fast noch 1,5 Stunden. Da protestiert der Magen doch aber entschieden. Na gut, dann leider eben nicht und wir
ziehen weiter.

Im nächsten Lokal bekommen wir sofort einen Tisch – das Essen ist soweit ok aber nicht wirklich berauschend. Da liegen wohl zwischen Platz 1 und 2 ein paar Welten. Auch wenn der Magen sich jetzt beruhigt gibt – beim nächsten Mal wird er sich wohl etwas weiter hinter in der Prioritätenskala einreihen müssen. Zum Abschluss noch ein wenig um Pool abkühlen – die Handtücher dafür soll man sich bitte an der Rezeption holen.

Kein Problem, wenn da nicht die besagte Dame von vorhin noch stehen würde. ;) Auch jetzt hat sie noch Zeit und Lust zu quatschen und so bekomme ich nicht nur die gewünschten Tücher, sondern auch noch ihre halbe Lebensgeschichte mit auf den Weg. Ich weiß noch, dass sie mir irgendwas über ihre Enkeltochter (oder waren es Enkeltöchter) erzählt hat – aber die Details bekomme ich beim besten Willen nicht mehr hin. Hatte mir noch gedacht, so alt sieht sie jetzt ja noch gar nicht aus, aber in den Staaten ist es ja nun auch nicht so
ungewöhnlich wenn man mit Anfang 20 schon verheiratet ist und bereits 1-3 Kinder zur Welt gebracht hat.


Aus der Rubrik „Dinge die Det aufregen“ Teil II:

(Auch hier gilt wie immer: Wer keinen Bock auf Gemaule hat möge sich bitte ein Beispiel an den Fraggels nehmen und versuchen sich das berühmte Loch ins Knie zu bohren.)

Ja ich gebe es gern zu – Schlaf ist mir heilig. Wenn ich unausgeschlafen bin ist es alles andere als ein Spaß sich in meiner näheren Umgebung aufzuhalten. Ist einfach so.

Nun verfügt das Motel im ersten Stock über eine Art von Veranda auf der auch Tische und Stühle stehen. Diese werden von einer Gruppe aus 2-3 Zimmer in Beschlag genommen die dort Karten spielen uns Alkohol trinken. So weit so gut, ist im Prinzip ja auch nichts gegen zu sagen (wobei der relativ offene Alkoholkonsum für US Verhältnisse ja auch schon eher ungewöhnlich ist). Nur geht bekanntermaßen ja auch mit steigendem Promillewert scheinbar der Verlust der Hörfähigkeit einher, weshalb man immer LAUTER sprechen muss, damit einen die Mitspieler auch noch verstehen können. Darüber hinaus müssen dann bestimmte Spielkonstellationen entsprechend auch lautstark kommentiert werden.

Da Moteltüren (so wie hier leider auch) ja häufig eher eine optischen aber keinen akustischen Schutz bieten bekommen wir das daher hautnah mit. Gegen halb 12 bitte ich die Truppe daher erstmals freundlich doch ein wenig Rücksicht im Hinblick auf die Lautstärke zu nehmen. Das hält gefühlt dann auch so 5 Minuten an. Um viertel nach 12 erneuere ich meine Bitte mit etwas Nachdruck – man merkt hier allerdings schon, dass der Alkohol seine Wirkung entfaltet hat und aus den schon recht glasigen Augen mir eher Unverständnis entgegenblickt. Als ich dann gegen 1 Uhr immer noch mich im Bett hin und her wälze und keine Ruhe finde reißt mir der Geduldsfaden und ich bin schon drauf und dran nur in Nachtbekleidung (keine Angst, diese besteht aus Shorts) rauszustürmen um meinem Unmut lautstark Luft zu machen. 

Als ich schon fast den Türknauf in der Hand habe werde ich jedoch davon überzeugt, dass doch lieber dem Hotelpersonal zu überlassen (wer weiß wie locker die hier ihre Waffen sitzen haben). Gut, also dann in der Lobby angerufen, Situation geschildert und tatsächlich gut 10 Minuten später ist der Spuk vorbei und es herrscht Ruhe. Bitte nicht falsch verstehen – ich bin kein zweiter Hausmeister Krause und mir ist es auch ziemlich herzlich egal ob jemand nun seinen Rasen nicht korrekt trimmt oder nicht, ebenso habe ich durchaus Verständnis dafür wenn sich jemand im Urlaub ein wenig Spaß gönnt. Nur erwarte ich von volljährigen Personen schon, dass sie selbst erkennen wann es denn an der Zeit ist seine Gesellschaft nach drinnen zu verlagern damit man eben nicht allen anderen mit seinem Lärm auf den Senkel geht.



EDIT:
Bilderupload tut gerade irgendwie nicht - insofern reiche ich die passenden Fotos dann noch nach

partybombe

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Mit erschrecken habe ich festgestellt, dass ich hier im RB irgendwann vor sehr langer Zeit abgestorben bin. Das kann ich so nicht stehen lassen…

Tag 9 – Mesa Verde

Heute steht also Mesa Verde und die „Balcony House“ Tour auf dem Plan. Vorher noch das obligatorische Frühstück eingefahren und den Check-Out erledigt. Es steht wieder die Dame vom Vortag hinter dem Tresen weshalb sich der Vorgang wieder etwas in die Länge zieht da sie sich treu bleibt und auch heute erst noch etwas schwatzen möchte.

Im NP Visitor Center angekommen erweist es sich als kluge Wahl die Tickets schon am Vortag erstanden zu haben – wer sich erst jetzt hier in die Schlage für die Touren einreiht bekommt, wenn überhaupt erst einen Slot am Nachmittag.

Wir können dagegen entspannt die zu überbrückenden Höhenmeter in Angriff nehmen und sind schon etwas früher am Sammelpunkt um auf unseren Guide zu warten.

Es geht pünktlich los – denke ich zunächst – und der Führer sammelt seine Schäfchen ein. Gefühlte 5 Meter später sollen wir erst noch einmal auf einer Bank Platz nehmen – „Sicherheitsunterweisung“. Ok das man da jetzt nicht unvorsichtig rumklettern soll, bitte keinen Müll abladen und auch nicht mit den mitgebrachten Spraydosen sich auf den Steinen verewigen möge sollte eigentlich selbstverständlich sein und dass man jetzt nicht unbedingt ein Klo dort eingebaut hat überrascht mich jetzt eher weniger, aber hey „better safe than sorry“ – ob sich denn auch alle körperlich fit fühlen?

Es wird anstrengend! (so zumindest der Guide). Wer sich das nicht zutraut können jetzt noch umkehren. Nichts da – wir wollen los.

Also den schmalen Pfad gen Ruinen – bis nach ein paar Metern man vor einem Tor steht. Und wieder der Guide: Letzte Chance noch umzukehren, danach gibt es kein Zurück mehr. Worauf haben wir uns da bitte eingelassen? Egal das wird jetzt durchgezogen.


Die Tour selbst ist kurzweilig und der Guide gibt ein paar durchaus interessante Infos zu den Ruinen und deren Bewohnern an die (nicht immer) interessierte Gruppe weiter. Ok die Ansage zu Beginn war scheinbar doch notwendig, denn mit traumwandlerischer Sicherheit machen einige das was man gebeten wurde tunlichst zu unterlassen. Hätte nur noch gefehlt, dass sich einer da einen Stein als Andenken mit in den Rucksack packt.







Interessant finde ich vor allem wie wenig man dann doch tatsächlich über das Leben und vor allem den Verbleib der dortigen Bewohner (diese haben sich aus unerklärlichen Gründen irgendwann aus dem Staub gemacht) eigentlich wirklich weiß und wie viel lediglich auf Vermutungen basiert.







Gerade als wir uns fragen wann denn jetzt der vermeintlich schlimme Teil der Tour kommt stehen wir wieder am Parkplatz, der Führer verabschiedet sich und wir schauen uns etwas doof aus der Wäsche glotzend an so nach dem Motto: „Wie das war es jetzt – und deshalb der ganze Aufriss?“

Zitat von der HP:

The one-hour Balcony House tour is one of the most intimate yet adventurous tours at Mesa Verde. A visit to Balcony House will challenge your fear of ladders, heights, and small spaces, and will give you the opportunity to explore the common areas of a mid-sized, 40-room dwelling.
The Balcony House tour is strenuous due to the elevation and physical exertion required to visit the dwelling.

The tour is not recommended for anyone with heart or respiratory problems. Balcony House, like all of the cliff dwellings, is located at approximately 7,000 feet elevation and involves strenuous physical activity.



Ok wer mit Leitern ein Problem hat dem kann wohl schon etwas mulmig werden und es gibt eine etwas engere Passage bei dem der ein oder andere etwas breiter gebaute US Bürger schon seine liebe Mühe hatte seinen Körper dort durchzuzwängen, aber von der 60 Minuten Tour sind gefühlt 30 Minuten für Ermahnungen draufgegangen und gerade als man dachte jetzt wird es spannend war die Nummer schon wieder vorbei.


Insgesamt sind wir dann doch etwas enttäuscht – ja es ist schon ganz nett sich das mal anzuschauen und nötigt einem einen gewissen Respekt vor der Leistung der Leute ab, aber im Vergleich zu dem ganzen Heck meck der da veranstaltet wird hatte ich irgendwie mehr erwartet.  Es ist verständlich, dass die NP Verwaltung keine Lust hat da permanent irgendwelche Leute rausholen zu müssen die die Leitern nicht mehr rauf kommen – aber ich würde mal behaupten wer jetzt nicht gerade ganz schlecht zu Fuß ist oder von Höhenangst geplagt wird sollte die Tour unbeschadet überstehen können.


Rein historisch betrachtet ist das allerdings schon auch interessant – die Dwellings werden ja grob auch 1200 n.C. verortet – wenn man sich mal vor Augen führt, dass bei uns in Europa zu der Zeit gotische Kathedralen und Burgen zu Hauf gebaut wurden kann man erahnen wie anders das Leben dort abgelaufen sein muss.


Wir streuen noch ein wenig durch die öffentlich ohne Tour zugänglichen Teile des Parks, aber so richtig will der Funke da nicht überspringen und da wir noch ein wenig Strecke zu machen haben setzen wir uns ins Auto und fahren Richtung Green River.

(Moab – Cortez – Green River wohl eher nicht die „klassische“ Route – aber wir wollten Mesa Verde schon gern mitnehmen und danach nicht weiter Richtung Monument Valley von daher also ein wenig hin und zurück…)


Green River hat sich in den letzten Jahren ja ein wenig gemacht – mittlerweile sind dort auch ein paar der klassischen Ketten-Motels (wieder) angesiedelt – wir übernachten im Holiday Inn welches relativ neu ist und preislich unter dem Niveau von Moab liegt.

Allein im kulinarischen Bereich hat der Ort wohl noch etwas Nachholbedarf. Unsere Wahl fällt bei dem übersichtlichen Angebot auf das Tamarisk Restaurant mit Blick auf den namensgebenden Fluss. Die durchaus kreative Namensgebung („Little Wild Horse Canyon“ für Hühnerbrust in Teriyaki Soße) kann aber nicht über das eher durchschnittliche Niveau der Speisen hinwegtrösten. Die Burger sind OK mehr aber auch nicht und die Bedienung hat wohl auch nicht gerade ihren besten Tag erwischt. Egal – satt wird man trotzdem.


Tagesfazit:
Wir wollten Mesa Verde sehen bzw. eine Tour machen – das ist hiermit erledigt. Wenn es sich nicht aber bei anderer Gelegenheit irgendwie aufdrängt wäre das jetzt nichts wo wir in absehbarer Zeit unbedingt noch mal hinmüssten oder dafür einen Umweg einbauen würden.
 

Dafür steht dann für den morgigen Tag der im Titel schon laaaaannnnngggeee angekündigte Todesfall auf dem Programm.

Detritus

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Hmm - die Fotos sollten eigentlich nicht so riesig sein sind auch teilweise gedreht...

Sorry dafür, da muss ich ggf. morgen noch mal nacharbeiten.

partybombe

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Hatte mich schon gewundert und dachte es liegt am meinem IPad im Zusammenhang mit ferneren Software

Detritus

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Ich kann den ursprünglichen Beitrag nicht mehr bearbeiten, daher hier die Bilder noch mal separat:

(Ggf. kann ein Mod die alten Links ja bitte mal löschen und die Beiträge zusammenführen)


















Detritus

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Tag 10 – Ding & Dung

Die Nacht war irgendwie nicht so richtig erholsam. Ja das Hotel ist relativ neu, aber die Klimaanlage brummte doch recht laut vor sich hin und irgendwie haben die da scheinbar nachts noch Bowling auf dem Flug gespielt oder so ähnlich und wenn man dann nur Wände aus Presspappe hat...
Nach dem obligatorischen Schnellfrühstück noch den Wetterbericht gecheckt – ok es kann sein das nachmittags ein paar Wolken reinziehen.

Das ist insofern relevant, da wir heute mal wieder einen (Slot) Canyon besuchen wollen.  Dies war u.a. auch der Grund für das etwas merkwürdige Routing.

Neben dem wohl mittlerweile sehr bekannten „Little Wildhorse Canyon“ gibt es in unmittelbarer Nähe dazu den nicht ganz so berühmten „Ding & Dang“ Canyon. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass es der ungeliebte kleine Bruder ist – da er aber noch nicht so verkehrsgünstig zu erreichen ist und es auch (noch) keinen befestigten Parkplatz wie beim LWC gibt ist er deutlich weniger frequentiert.


Natürlich hatten wir uns im Vorfeld entsprechend versucht zu informieren, allerdings waren hier die verschiedenen Aussagen von „Familienfreundlich – bin ich mit meiner 3 jährigen Tochter gelaufen…“ bis hin zu „Wer hier keine Kletterausrüstung dabei hat hat verloren…“ irgendwie alles dabei. Insofern konnte man nicht so richtig abschätzen was einen dort denn erwarten würde (mittlerweile gibt es dazu im Netz schon deutlich mehr Infos).
Ding & Dung sind im Prinzip zwei eigenständige Canyons die aber über ein „U“ zu einem Rundweg verbunden werden können. Im Wesentlichen bestand im Netz Einigkeit, dass es einfacher sei wenn man „Ding“ hoch und „Dang“ dann wieder runter läuft.


Im Prinzip lässt sich der Weg auch gut an, es gibt ein paar kleiner Passagen an denen man etwas klettern muss, aber so weit ist alles noch im grünen Bereich.

















Falls jemand seine Sonnenbrille vermisst – wir haben sie dort liegen lassen:







Als wir das Ende von "Ding" erreichen sehen wir am Horizont leider ein ziemlich dunkles Wolkenband aufziehen, welches sich dummerweise nun auch in unserer Richtung bewegt. Das hatten die Wetterfrösche so jetzt nicht vorhergesagt.

Ok ein Canyon ist nun nicht unbedingt der beste Ort und auch wenn es nur partiell wirklich enge Passagen gibt – sollte es jetzt hier anfangen zu regnen wollen wir besser nicht im Canyon stecken. Im Endeffekt haben wir also die Wahl zwischen Pest und Cholera – wir stehen genau am Scheitelpunkt und egal ob wir denselben Weg zurückgehen oder die Runde beenden – die Strecke ist die gleiche.


Angeblich ist der Abstieg über "Dang" ja besser, also gehen wir zügig den Rückweg an und wagen uns in den Canyon.

Wir sind jetzt klettertechnisch nicht ganz unbeleckt – allerdings ohne entsprechende Ausrüstung unterwegs. Vereinzelt hat man zwar „Hilfen“ – die teilweise doch recht morschen Seile sind jetzt aber nicht übermäßig vertrauenserweckend.


Such das Seil:




Das Hauptproblem was man hat besteht jetzt nicht unbedingt darin, dass die möglichen Steh- und Trittflächen nun übermäßig schmal wären, sondern vielmehr darin, dass man sich teilweise über die Vorsprünge nach unten ablassen muss ohne das man sehen kann wo man hintritt.

Schön wenn man dann danach sieht, dass es ja eigentlich nur 20 cm gewesen wären um wieder sicheren Halt mit dem Fuß zu finden – blöd nur das einem das in dem Moment wo man am Stein hängt nicht viel bringt.










Und dann passiert es: Ich habe gerade so einen Vorsprung überklettert und will mich auf dem schmalen Grad neu orientieren (rechts geht es so 5 – 6 Meter runter) als sich mein Navi aus der Halterung vom Rucksack verabschiedet und sich in die Tiefe stürzt. Leider nimmt es dabei nicht den direkten Weg um im sandigen Boden zu landen, sondern spielt noch vorher ein wenig Flipper auf den Felsen.

Da auch für den menschlichen Körper ein so rasanter Abstieg wohl eher nicht förderlich wäre, verzichtet ich darauf hinterherzuspringen, sondern klettere auf dem vorgesehenen Weg bis zum Boden und begebe mich auf die Suche.

Ich werde auch schnell fündig und zunächst sieht es so aus, als hätte unser treuer Gefährte den Sturz auch einigermaßen überstanden, dass Display ist zumindest noch heil. Doch bedauernswerterweise muss ich hiermit mitteilen:

Es hat es nicht geschafft und ist an diesem Tag von uns gegangen. Sämtliche Reanimationsversuche schlugen fehl. Mach es gut alter Freund – du hast uns lange gute Dienste erwiesen. Auch ohne Karte oder Kenntnis der jeweiligen Gegend wusstest Du immer wo wir das Auto abgestellt hatten. Mögest Du im Navi-Himmel immer eine direkte Satellitenverbindung haben.


RIP!


Viel Zeit an Ort und Stelle zu trauern bleibt nicht – die Wetterfront kommt immer näher und wir sind noch nicht aus der Nummer raus. Im Endeffekt finden wir dann aber doch noch trockenen Fußes zurück zum Auto auch wenn wir doch ein wenig lädiert und zerschrammt und ziemlich kaputt sind.
Mit Zeitdruck im Nacken und ohne jegliche Ausrüstung ist die Tour dann doch eher semi-entspannend.

Wobei wir kurz vor dem Trailhead noch eine Familie treffen, die trotz des mittlerweile nicht mehr zu übersehenden dunklen Wolkenturms uns entgegenkommt. Gut die haben scheinbar Gurte und Seile dabei und die Wetterlage kann man jetzt eigentlich auch nicht wirklich übersehen, insofern verkneife ich mir da irgendwelche gutgemeinten Warnungen – aber das finde ich dann doch schon leicht fahrlässig.


Als wir wieder die asphaltierte 1013 erreichen fallen auch tatsächlich die ersten Tropfen auf die Windschutzscheibe. Es ist wahrlich kein Sturzregen und höchstwahrscheinlich hätte das jetzt auch nicht gereicht um den Canyon zu fluten – aber wie man ja (leider) schon oft genug gehört hat kann auch der Niederschlag in 20 – 30 Kilometern Entfernung eine Flash Flood vor Ort auslösen.

Unterm Strich kann man festhalten: Glück gehabt. Gehört dann in die Kategorie: „Das war toll – lass und das bitte nie wieder machen…“. Und ist für mich noch mal eine eindringliche Warnung sich bestmöglich vorab zu informieren, wenn man abseits der touristischen Wege unterwegs ist und um mal aus „Der blutige Pfad Gottes“ zu zitieren:

"Sag mal hast du sie noch alle?" - "Du A********! Charlie Bronson hatte immer ein Seil dabei."

Also lieber etwas mehr an Ausrüstung mitschleppen und es nicht brauchen, als dann an einer Felskante zu stehen und zu sagen „Hätten wir doch mal…“.

Die restliche Fahrt nach Torrey verläuft äußerst ereignislos – für heute haben wir aber auch genug Aufregung gehabt. Genächtigt wird im Days Inn. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht mehr zusammen bekomme wo wir an diesem Abend gespeist haben. Dafür waren wir wohl schon zu oft in Torrey und außer, dass der Mexikaner an der Tanke definitiv nicht zu empfehlen ist und das Restaurant mit den Kolibris leider etwas nachgelassen hat will mir da nichts weiter zu einfallen.