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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: MisterB am 22.05.2016, 16:06 Uhr

Titel: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 22.05.2016, 16:06 Uhr
Im März dieses Jahres war ich in Indien. Nicht verwunderlich, wenn man die Überschrift gelesen hat.
Die Reise war eine Rundtour durch Rajasthan (Nord-West Indien so grob) mit Start/Ende in Neu Delhi und anschließend ein Hopping per Flieger nach Varanasi, Kalkutta und Bombay.

Zu der Idee nach Indien zu reisen bin ich im Prinzip durch mehrere Dokus und Reportagen im TV gekommen. Voran fällt mir hier noch eine Sendung des WDR ein, bei der von den Straßenzahnärzten in Indien berichtet wurde. Desweiteren hatte ich auch eine kleine Reihe mit Namen "Ein Engländer in Indien" gesehen, die zum größten Teil einigermaßen lustig aus verschiedenen Teilen Indien berichtet.
Als zweiten Schritt habe ich mir einen aktuellen Lonely Planet gekauft und den durchgeackert. Angesichts von fast 1500 Seiten ist das glaube das richtige Wort.
Und dann habe ich Reiseberichte gelesen. Diese Berichte drehten sich sowohl um den Norden wie um den Süden. Ich habe dann für mich beschlossen, das mich der Norden (=Rajasthan) mit den vielen Maharaja Forts und Festungen und alten Städten mehr interessiert (Kopf oder Zahl, für irgendwas musste ich mich ja entscheiden).

Nun gab es die Aufgabe eine Firma zu finden, die eine Tour anbietet. Aufgrund von diversen Fundstellen bei Google und auch aus der Beschreibung in den Reiseberichten habe ich gelernt, das es in Indien eine recht verbreitete Reiseart ist, sich von einer Taxi Company durch die Gegend kutschieren zu lassen. Ich habe drei Companies angeschrieben. Zwei waren Funde bei Tripadvisor, bzw. Google. Der Dritte war eine Empfehlung hier aus nem Forum, bzw. aus einem der Reiseberichte.

Kurzer Abriss : Eine Company hat nach meiner Anfrage und Änderungswünschen an der Standardroute garnicht mehr geantwortet. Nummer 2 wollte mir zusätzlich zum Driver noch einen permanent mitreisenden Tourist Guide verkaufen. Nummer 3 hat immer schnell und zuverlässig geantwortet, meine Änderungswünsche berücksichtigt und am Ende den besten Preis gemacht.
Ashoks Taxi Tours (Mr. Ashok (http://www.i-love-my-india.co.in/de/index.html)).

Da ich den Hals noch nicht voll kriegen konnte, habe ich dazu dann noch 9 Tage drangehängt und die Städte Varanasi, Kalkutta und Bombay mit auf den Plan genommen.

Als dann irgendwann alles in trockenen Tüchern war, bekam ich am Ende Skrupel, was ich mir da eingebrockt hatte.
Vorgreifend zum Reisebericht muss ich aber sagen, das es vor Ort total toll war, und die vielen schlimmen Dinge die zum Beispiel im Lonely Planet stehen, nicht im geringsten eingetroffen sind.

Die Planung nochmal etwas chronologischer und detaillierter kann man hier (http://www.eumerika.de/smf/index.php/topic,1076.0.html) in diesem Forum und  hier (http://berndsteinke.de/indien1/vorschau.htm) auf meiner Webseite noch lesen.

Vor Ort habe ich eigentlich bis auf einzelne Tage immer Internet gehabt und daher immer mal wieder quasi live ungefiltert und so wie es mir aus den Fingern kam meine Kommentare in die Welt gepostet. Die Live-Posts kann man hier (http://www.eumerika.de/smf/index.php/topic,1076.0.html) in diesem Forum auch  nachlesen (so ab Seite 5)

So. Jetzt aber schonungslos an den Start :

02.03. auf 03.03.2016 - Flug und ankommen in Neu Delhi

Frankfurt, Flughafen, gegen Mittag. Ich suche meinen Checkin Schalter. Ich habe durch Zusammenkratzen aller meiner Lufthansa Meilen Business Class nach Indien (und zurück) gebucht. Den Checkin Schalter finde ich aber nicht. Bei Economy Checkin werde ich wieder weggeschickt, offensichtlich können die mich nicht einchecken. Zumindest zeigt man mir den Weg zum Business Check In. Man. So ein Aufwand. Beim Checkin fragt die Frau ganz entgeistert ob ich wirklich nur eine Tasche dabei hätte. Sie wissen das sie zwei Gepäckstücke mit bis 32 Kilo mitnehmen dürfen ? Ja, das weiß ich, ich besitze aber garkeine 64 Kilo Klamotten, die ich mitnehmen könnte. Außerdem will ich in Indien ja auch noch fliegen und da darf ich dann nur eine Tasche mit 15 Kilo mitnehmen (oder draufzahlen).
Na gut. Die Dame sieht es ein und gibt mir noch auf den Weg das ich von der Business Lounge auch direkt ins Flugzeug einsteigen könne. Ach eine Lounge gibt es ? Ich muss ja zu meiner Verteidigung sagen das ich blutiger Business Anfänger bin und ich mich wohl auch normal beim Gate zum „normalen Volk“ hinzugesetzt hätte. Aber hey. Wenns ne Lounge gibt, dann nix wie hin.
Schön schön isses hier. Ruhig und bequem. Was zu essen gibt’s und das Franziskaner zum Zapfen. Herrlich. Ach ich muss ja gleich noch fliegen. Dann lieber doch nur ein Bier. In diesem schönen gemütlichen Ambiente geht die Wartezeit viel schneller rum. Für mich jedenfalls. Womit Herr Einstein bewiesen wäre, Zeit ist relativ.
Nach dem Einsteigen nehme ich in meinem Business Class Sitzmöbel Platz und bin erst mal damit beschäftigt herauszufinden was man wie wohin fahren und verstellen kann. Ich sehe ein paar Leute die Kopfhörer aufhaben. Als ich schon fragen will, wann denn die Kopfhörer ausgeteilt werden und wieviel die kosten, finde ich heraus, dass mein persönlicher Bose Noise Reduction Kopfhörer unscheinbar an meiner rechten Seite in einer Tasche baumelt.
Ich glaube das Flugbegleiter-Passagier-Verhältnis heute war nahe 1:1. Die Dame die offenbar für mich zuständig war sprach mich mit Namen an. Herr Steinke was wünschen sie noch, Herr Steinke kann ich ihnen noch etwas bringen. So ein kleinbisschen wurde mir das schon fast zuviel. Aber nur fast.
Interessant fand ich, das mir sogar das Essen geschmeckt hat und beim Lammcurry (zum Einstimmen auf Indien) soviel Gewürz dran war, das sogar ich das scharf fand. Kompliment.

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Tja. Und eigentlich war der Flug dann schon fast zu schnell vorbei. So muss Fliegen sein. Mit Komfort und Service. Leider ist das aber auch einfach nur unvernünftig teuer. Ich bin zwar zukünftig für die Economy wahrscheinlich versaut, aber nochmal leisten werde ich mir die Business wohl dann doch nicht. Schade.
Der Flug in Business hat zumindest auch nicht verhindert das wir verspätet in Delhi gelandet sind. Die Verspätung des Fliegers, das lange Warten aufs Gepäck und dann noch die Einreisebeamten die die Stempel in Zeitlupe in den Pass gedrückt haben führten dann dazu, das ich anstatt geplant um ca. halb 2 um ca. 3 Uhr fertig war.
Am Ausgang vom Zoll wartete „mein“ Fahrer auf mich. Ich hatte von Ashoks Taxi Tours ein Bild bekommen, wie das Schild aussähe, mit der Hinweis darauf bloß nicht mit irgendjemandem mitzugehen, der nicht genau dieses Schild dabei hätte. Naja. Mein Fahrer Anil wartete mit eben jenem Schild am Ausgang und nach kurzer Begrüßung und kurzem Händeschütteln waren wir auch schon schnellen Schrittes auf dem Weg zum Parkhaus.
Eigentlich gab es Anweisung von Mr. Ashok ihn bitte nach Treffen mit Anil anzurufen damit alle Identitäten bestätigt werden konnten. Da ich mir aber sicher war beim richtigen Anil im Auto zu sitzen habe ich kurz gefragt, ob Anil auf dem Anruf-Prozedere besteht, ich würde es nicht. Er meinte dann auch das das alles garnicht notwendig sei und er mich jetzt lieber direkt zum Hotel bringen würde.
Gesagt, getan. Und schon kurz nach Verlassen des Flughafen-Bereiches bekam ich dann die direkte Einführung in „Fahren im nächtlichen Delhi“. Nachdem uns schon fast zwei Hunde vors Auto gesprungen waren kamen wir dem Innenstadtbereich näher. Hier wurde der Verkehr trotz nächtlicher Zeit immer stärker. Und hier wurde dann vermehrt kreuz und quer gerade so gefahren wie man wollte. Alles begleitet von andauerndem Hupen.

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Es gab zwar große Kreuzungen mit Ampeln, die wurden aber nicht beachtet. Ob da jetzt rot war oder nicht, es wurde in die Kreuzung reingefahren. Sollten auch andere in der Kreuzung sein, ist man dann vorsichtig aufeinander zu gefahren und hat inbrünstig gehupt. Der, der dann am tollsten gehupt hatte, der ist dann um die anderen rumgefahren. Oder das war so ne Art indisches Geheimritual, wo von vorne herein klar war wer wann in welcher Reihenfolge fuhr und ich habe nur nicht erkannt. Kann auch sein.
Anderer Modus an Kreuzungen wo mehr als zwei Straßen aufeinandertreffen (die hatten ein paar so sternförmige Kreuzungen mit mehreren sich treffenden Straßen. Meist war da zwar ein großer Kreisel, teilweise aber auch eben nicht) : Jeder fährt unter Dauerhupen einfach drauflos und kurvt dann um jeden anderen herum bis man in der Richtung unterwegs ist in die man wollte. Das hat jeder so gemacht. Auch die Polizei. Also alles völlig normal. Ein regeltreuer Fahrer aus dem Westen hätte zwar spätestens hier aufgegeben und wäre schreiend davongerannt. Aber für die Inder war das alles ganz normal.
Am Hotel angekommen konnte ich gerade noch sehen, das die Gegend nicht die allertollste war. Die große Gupta Road war direkt vor dem Hotel und hier war auf 4 bis 6 Spuren (oder je nachdem wieviele Fahrzeuge nebeneinanderpassten) ein Dauerhupkonzert.
Der Türsteher musste noch kurz geweckt werden aber dann war er breit lächelnd zur Stelle und auch jemand an der Rezeption war jetzt um fast halb 4 in der Frühe zur Verfügung.
Hier auch erste Erfahrung mit Hotel Checkins. Mehr oder weniger seine ganze Reisegeschichte (wo kommt man her, wo will man wann hin, wie lange schon im Land, wie lange noch, Passnummer, Adresse in Deutschland, Telefon …..) musste bei jeder Ankunft in große Bücher, Kladden und Register eingetragen werden. Der Pass wurde immer fotokopiert (die Pass-Seite und das Visum). Offenbar stellt jede Hotelübernachtung in Indien einen großen Verwaltungsakt dar.
Endlich im Zimmer habe ich erst mal die zwei „complimentary“ Flaschen Wasser ge-ext und mich gefreut, dass das Zimmer mehr oder weniger genau der Beschreibung bei Booking entsprach und somit vollauf OK war. Einen Haken gabs. Der Verkehrslärm drang von draußen mit Macht rein. Aber jetzt war ich eigentlich doch schon so groggy, das mir das erst mal egal war.
Da es doch schon sehr spät, bzw. früh war, hatte ich mich mit Anil für um 10 Uhr (oder warens 11 ? Weiß ich garnicht mehr) verabredet. Die nächsten Stunden habe ich dann damit verbracht noch etwas Schlaf zu (ver)suchen.

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 23.05.2016, 09:18 Uhr
03.03.2016 - Sightseeing Neu und Alt Delhi
 
Jetzt bin ich mir sicher, das ich mich mit Anil für um 11 Uhr verabredet habe. Kurz vor 10 war ich interessanterweise schon wieder halbwegs fit, so das ich auch noch ein wenig vom Frühstück im Hotel mitnehmen konnte. Das Restaurant oben auf dem Dach konnte mich zumindest noch mit Kaffee und ein paar Früchten versorgen. Das war jetzt voll OK.

Von oben hat man auch einen schönen Blick auf die Gupta Road unter sich. Inklusive Abgase und Verkehrslärm. Nach Erstversorgung mit Koffein habe ich mich dann nach unten begeben und meinen ersten Schritt in die indische Wildnis gewagt. Was soll ich sagen. Das brüllende Leben. Ich bin zur Einstimmung mal nach links und rechts jeweils 50 Meter die Gupta Strasse hoch und runter gegangen und habe die Umgebung begutachtet. Also ein Hort der Ruhe wars zumindest nicht. Und hübsch und gepflegt sah es nun auch nicht aus. Eher gebraucht und abgenutzt. Grau dreckig. Manche Gebäude sahen aus wie ausgebrannt. Das wird aber nur so ausgesehen haben denke ich.

Ich habe mich nun einfach mal 15 Minuten ruhig in eine Ecke gestellt und den Verkehr beobachtet. Alleine dabei gab es schon Szenen wo ich normalerweise den Fotoapparat auf Dauerschuss hätte haben müssen. Nebenbei habe ich auch festgestellt wie das in Indien mit der Straßenüberquerung funktioniert. Bestimmt und mit festem Blick vorwärts durch die kleinen Lücken marschieren. Manchmal abwehrend die Hände hochhalten oder Tuktuks und Mopeds per Handzeichen anzeigen, wo, vorne oder hinten, sie nun an dir vorbeibrausen sollen. Und ich hatte auch schon festgestellt, das ich, wenn ich was zu trinken haben wollte, ich wohl oder übel auch auf die andere Seite der Straße musste. Den Spaß habe ich mir dann aber für später aufgespart.
 
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Punkt 11 Uhr flog Anil ein. Zuerst gabs im Auto nochmal eine offizielle Begrüßung und dann kam Anil auch schnell zur Sache. Wir machen heute "Delhi angucken" und er hätte auch schon die Programmpunkte zusammengestellt.

OK. Ein wenig musste ich noch versuchen herauszufinden wie weit denn der Service von Anil geht, was er macht und was nicht. Daher habe ich freudestrahlend zugestimmt und gesagt : Fahr zu. :)

Jetzt bei Tag war die Fahrerei durch die Stadt noch um einiges aufregender. Jetzt waren die Straßen endgültig vollgestopft mit Fahrrädern, Rikschas, Autos, Tuktuks, Ochsenkarren und und und. Auf unserem Weg durch die Stadt kamen wir auch durch diverse Ecken von Old Delhi, mit Basaren, großen Kreisverkehren mit alten Uhrentürmen in der Mitte und offenbar sowas wie Gewerbestraßen, wo entlang des Weges nur kleine Lädchen für Leitern, Ziegelsteine, Zement, Sand, Dreck aller Art und Ochsentransporte waren.

Das war aus dem Auto heraus unglaublich interessant anzuschauen. Zuerst hatte ich ja das Gefühl, das hier alles dreckig und heruntergekommen war. Aber irgendwie findet man das nach relativ kurzer Zeit vollkommen normal und (ich habe es auf jeden Fall) akzeptiert, das dies das ganz normale Bild in Indien ist.

Als ersten Programmpunkt gab es heute das Rote Fort von Delhi. Das Fort ist eine riesige Befestigungsanlage inmitten der Stadt, die von den Briten als Kaserne genutzt wurde aber ursprünglich eine Mogulstadt war. So sagt es zumindest Lonely Planet.

Auf dem Parkplatz vom Fort angekommen gab es dann auch erst mal eine Einweisung von Anil: Also wir sind jetzt hier beim Fort. Der Eingang ist hier auf dieser Seite einmal ums Fort herum. Dort findest du auch die Ticketschalter. Dann schaust du dir das Fort an und wenn du damit fertig bist kannst du direkt gegenüber den Basar anschauen und wenn du diesen Basar dann durchgehst, kommst du zur großen Moschee, die Türme hast du eben schon gesehen als wir gefahren sind. Und wenn du dann mit allem fertig bist, kommst du zurück zum Parkplatz wo ich dann genau hier auf dich warte.
Briefing Ende.

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Puh. Das war aber mal ein Pensum. Zumal man von der Moschee nur so vage die Türme irgendwo in der Ferne sehen konnte. Ich hatte so ein kleinwenig das Gefühl, das Anil mich testen wollte, in wie weit ich sein Briefing verstanden hatte und in wie weit ich mich selbstständig bewegen konnte. Obwohl ich nun garnicht darauf vorbereitet war irgendwie größere Strecken alleine meinen Weg zu finden (Handy mit Google Maps und sonstige Kartenhelferlein langen sicher im Hotel) habe ich gesagt : Alles OK, ich bin dann mal weg.

Vom Parkplatz aus muss man wirklich einmal fast um das Fort rumgehen bis man am "Lahore Gate" am Eingang ist. Ticket kaufen war einfach. Hier habe ich nun das erste Mal vom Ausländerschalter erfahren. Nicht-Inder müssen beim Ticketkauf immer an einen extra Schalter und müssen auch extra viel bezahlen. Wo der Inder lächerliche 5 Rupien bezahlt, bezahlt der Ausländer 250 oder auch schon mal 500 Rupien.

Bei der anschließenden Sicherheitskontrolle sind dann alle wieder gleich. Jeder wird gleich lustlos am piependen Scanner unkontrolliert durchgewunken.

Innerhalb des Forts, bzw. innerhalb der Befestigungsmauern stehen viele verstreute Gebäude die im Stil eines gemeinsam haben. Sie bestehen aus recht vielen Säulen und sind reich verziert. Alles sehr toll anzusehen.

Ich bin ein wenig rumgewandert und nach einer kleinen Pause habe ich das Fort dann verlassen und bin schnurstracks zur großen Kreuzung mit dem sich anschließenden Basar marschiert. Hier waren auch jetzt das erste Mal viele neue Freunde, die mir viel Gutes tun wollten. Eine Rikscha Fahrt oder eine Führung oder oder oder. Die Jungs waren aber alle freundlich und haben eine entschiedene Ablehnung meinerseits (fast) immer akzeptiert. Waren nur ganz wenige die mich recht penetrant verfolgt haben und alle Zeichen der Ablehnung ignoriert haben.

Anil hatte mir noch auf den Weg gegeben das ich bitte gut auf meine Sachen aufpassen sollte. Wobei ich jetzt bei allem überhaupt nicht das Gefühl hatte, das spezialisierte Klaubanden jetzt auf mich Jagd machen würden.

Nachdem ich heil die Straße überquert hatte stand ich direkt im Basarleben drin. Herrlich ! Gefühlt Tausende und Abertausende Menschen wuseln herum und haben scheinbar alle eine Aufgabe. Von allen Seiten wird man angerufen "Hey my friend come into my shop !" und an wirklich jeder Ecke und auf jedem Quadratzentimeter Bürgersteig findet man Läden und Waren. Alles natürlich solch fürchterlicher Nippes den ich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Aber fürchterlich interessant alles.

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Ich bin diesen Chandni Chowk Basar jetzt eine ziemlich lange Strecke geradeaus hochgegangen. Aber irgendwie wollte da nun keine Moschee kommen. Ich hatte immer noch im Kopf das das Ding "Jama Masjid" hieß. Als ich dann so langsam keine Lust mehr hatte zu laufen, habe ich mir einen Rikscha Fahrer mit seiner Mofa Rikscha geschnappt und versucht ihm klarzumachen das ich zu diesem Masjid Ding hinwolle. "Dingsbums Masjid, big Mosque". Irgendwann ging ihm ein Licht auf und er nickte eifrig mit dem Kopf. 50 Rupies (ca. 60 Cent) fand ich jetzt auch nicht schlecht, also bin ich aufgestiegen.

Die nächste Zeit haben wir uns zusammen mit ganz vielen anderen Rikschas, Mopeds, Fahrrädern, Tuktuks und Ochsenkarren durch den Verkehr gequält. Ich kann sagen ich habe mich da hinten drauf sowas von amüsiert, das kann ich fast nicht beschreiben. Am Ende vom Basar (Ende = T-Kreuzung) fuchtelte der Fahrer dann zu irgendeinem Gebäude. Ich konnte zumindest sehen, das da auch Masjid dranstand. Es keimte in mir aber schon der Verdacht, das das nicht der Ort war wo ich eigentlich hingewollte hatte.

Wie ich später feststellte war ich zwar auch an einer Moschee gelandet, aber nicht an der "großen" Moschee sondern an einer mit dem Namen "Fathepuri Masjid". Knapp daneben. Ich habe mir die Moschee mal angesehen (Schuhe ausziehen bitteschön), war da aber recht zügig mit fertig.

Der Basar hier oben war noch recht interessant. Hier gabs jetzt keine komischen Klamotten mehr sondern nur noch zu großen Türmen aufgeschüttete Nüsse, Körner, Pfeffer, Koriander und alle möglichen Trockenfrüchte. Das war noch ganz nett zum Durchschlendern.

Habe da oben noch ein wenig die Gegend durchstreift, dann aber beschlossen das ich für den Tag eindeutig genug gelaufen war. Daher habe ich mir wieder eine Rikscha geschnappt (diesmal Fahrrad-Rikscha) und mich zurück zum Red Fort bringen lassen. Red Fort war offenbar bekannt genug als Ziel, so das ich diesmal auch da angekommen bin wo ich hinwollte.

Gegenüber vom Fort-Eingang habe ich noch eine Pause im Schatten eingelegt und bin dann später zum Auto gehumpelt. Ich hatte heute Sandalen an und hatte mir in den Dingern mittlerweile schon eine amtliche Blase gelaufen. Ich wollte das Laufpensum für den restlichen Tag nun ein wenig einschränken. Und ab morgen werden die bequemen Nike Treter aktiviert.

Zurück am Auto gabs dann das große Interview von Anil : Wie war es, was hast du alles gesehen, alles OK ? Natürlich war alles OK, und natürlich war alles klasse und natürlich hatte ich alles gesehen. Ich habe ihm natürlich nicht auf die Nase gebunden das ich die große Moschee knapp verfehlt hatte. So im Nachhinein war ich mir nämlich sicher, das ich seine Instruktionen am Ende nicht mehr so aufmerksam verfolgt hatte und wahrscheinlich den dezenten Hinweis darauf, das ich auf dem Basar an einer der großen Kreuzungen nach links hätte abbiegen müssen wohl einfach überhört habe.

Ich bin ja nach Ende der Tour nochmal einen Tag in Delhi. Und da habe ich mir vorgenommen, es an diesem Tag mit der großen Moschee nochmal zu versuchen. Aber davon brauchte Anil nix zu wissen :)

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Ich denke das dies der Punkt war wo Anil jetzt wusste, das er nicht groß Babysitter spielen musste, sondern sicher sein konnte das ich mit knappen Instruktionen ausgestattet ganz gut alleine klarkommen würde. So hat sich denn auch der Rest unserer Tour gestaltet. Fort, Tempel, Palast angefahren, Ticketschalter ist da, Weg in die Stadt ist dort, bis später. Ich fand das recht angenehm. Mir hätte es nicht gefallen wenn er mir auf Schritt und Tritt gefolgt wäre um den Aufpasser zu spielen.

Jetzt war schon später Nachmittag und ich brauchte unbedingt was zu futtern. Anil fragte kurz die Rahmenbedingungen ab : Nobel oder normal ? Teuer oder billig ? Vegetarisch oder Fleischfresser ? Und mit den Vorgaben "normal", "billig" und "Fleisch" hat er mich dann irgendwo in Delhi (keine Ahnung wo er da hingekurvt ist) zu nem Lokal gebracht. Er kannte da irgendwie alle und es wurde sich mit Handschlag begrüßt und offenbar haben auch andere Taxifahrer Touristen hier abgeladen. Es waren aber auch andere Inder hier zum Essen, also wars keine komplette Touristenfalle. Eigentlich wars überhaupt keine Touristenfalle. Es war nämlich echt lecker und es war echt billig.

Anil hatte mich losgeschickt mit dem Auftrag bitte einmal Garlic Naan und eine halbe Portion Chicken Kadahi (oder so ähnlich) medium spicy zu ordern. LECKER ! Das Essen, ne Flasche Wasser und noch ne Sprite haben zusammen keine 1000 Rupien gekostet. Ich glaube 800 oder so. Er meinte nur, das er auch billigere Läden kennen würde, da könne er aber dann nicht unbedingt für die Hygiene garantieren. Ich habe ihm dann zugestimmt, das ich lieber ein paar Rupien mehr bezahle, dafür aber bedenkenlos alles Essen kann.

So gestärkt ging es jetzt noch zum letzten Tagesordnungspunkt. Dem Mahadma Ghandi Memorial. Hier wird der Ort geehrt, an dem Mahadma Ghandi damals verbrannt worden ist. Da wurde ein riesiger Garten angelegt und an der Stelle wo das Verbrennen stattgefunden hat ist ein großer schwarzer Marmor(?) Quader mit ewiger Flamme aufgestellt. Irgendwie war das in der Einfachheit wirklich sehr gelungen.

Man musste am Eingang seine Schuhe ausziehen und einem Schuhwächter zur Verwahrung geben. Beim Rausgehen wollte der Schuhmann dann eine "freiwillige" Spende von mir. Das stand natürlich nirgendwo. Das Mahnmal ist eigentlich umsonst. OK, die 20 Rupien sind jetzt nicht der Rede wert, aber irgendwie ging es mir jetzt nach ein paar Stunden schon auf den Keks das an jeder Ecke die Hand aufgehalten wurde. Und hier kam ich auch garnicht drumherum was zu bezahlen, schließlich hatte der Mensch ja meine Treter als Pfand. Wenn man schon keine Zwangsgebühr für irgendwas erfinden konnte, dann gabs halt die Allroundwaffe der "freiwilligen" Spende. Jetzt wusste ich auch warum jeder immer sagte man solle möglichst viele kleine Scheine (10er, 20er) dabei haben. Die wird man schneller los wie einem lieb sein kann.

So und jetzt war der Tag zu Ende. Zumindest hat Anil es so verfügt. Ich hätte ja noch irgendwas anderes anschauen können, aber Anil meinte es reichte für heute. Wir waren dann so um ca. halb 6 am Hotel und um ehrlich zu sein, fand ich jetzt auch das es für heute genug war. Ich war heute deutlich mehr gerannt als mir lieb war und ich musste jetzt erst mal ernsthafte Verarztungen meiner Füße vornehmen.

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Zu Anils Ehrenrettung muss ich aber noch sagen, das ich später herausgefunden habe, warum laut Anil der Tag um 17 Uhr zu Ende war. Alle Sehenswürdigkeiten, Tempel, Paläste, Memorials .... machen um 16.30 Uhr, 17 Uhr oder 17.30 Uhr zu ! Wenn es nicht gerade irgendetwas öffentliches ist oder ein Park oder so etwas, dann ist da meist um spätestens halb 6 oder maximal 6 Uhr Sense. Von daher war die Info das man später am Tag nichts mehr machen kann von Anil sightseeing-technisch gesehen garnicht so falsch.

Im Hotel habe ich dann erst mal richtig gesehen was für ne fette blutige Blase ich am Zeh hatte und habe erst mal (ich habe ja schließlich alle Folgen Emergency Room gesehen und mein Schweizer Taschenmesser dabei) ne kleine Operation am offenen Zeh vorgenommen.

Ab sieben Uhr habe ich mich dann zum Dachrestaurant begeben, Bilder gesichtet, Mails geschrieben, Bierchen getrunken und dann schließlich noch die Küche getestet. Auch sehr lecker. Knusprig verkohltes Tandoori Hühnchen aus dem Holzkohleofen. Und der Abend mit Essen und Bier hat auch nicht wirklich Geld gekostet. 

Später im Bett hatte ich den Eindruck jetzt schon längere Zeit in Delhi zu sein. Dabei war das immer noch der erste Tag. Wow.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Marterpfahl am 23.05.2016, 10:36 Uhr
Bei der Reise bin ich gerne dabei. Indien ist interessantes Land, aber für einen Besuch hat es bei uns noch nicht gereicht.
Da der Reisebericht klasse geschrieben ist und auch reich bebildert, bin ich auf die Fortsetzungen schon recht neugierig.

Ich laufe dann mal so mit.      :D




Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: cleoxx am 23.05.2016, 19:32 Uhr
Ich steige auch schnell mit ein! :lol:
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 24.05.2016, 10:21 Uhr
04.03.2016 - Sightseeing Neu Delhi, Teil 2
 
So richtig viel geschlafen hatte ich ja diese Nacht auch nicht, aber interessanterweise ging mir der ganze Lärm jetzt schon deutlich weniger auf den Zeiger als gestern. Offenbar gewöhnt man sich an andauernden Lärm der wie eine Art Grundrauschen über allem liegt doch recht schnell.

Ich hatte mich mit Anil heute für 9 Uhr verabredet. 9 Uhr sollte auch für die künftigen Tage unsere morgendliche Standardzeit werden. Ich war heute um halb 9 noch schnell hoch aufs Dach gespurtet für Kaffee und ein paar Früchte. Und punkt 9 Uhr war Anil vor der Türe.

Auf meine Frage was er denn für heute so geplant hätte, meinte er nur, das wir heute ein paar Sachen etwas weiter weg, bzw. außerhalb des Zentrumsgewühls sehen würden. Gewissenhaft wie ich ja nun mal bin, hatte ich mich für jeden Ort der Tour anhand Lonely Planet und Herr Google vorbereitet. Ich hatte die laut Lonely Planet angesagten Sights rausgeschrieben und per Google mit Foto versehen als Liste zusammengeschrieben und ausgedruckt. Diese Liste habe ich Anil gegeben. Zuerst hat er ein etwas überraschtes Gesicht gemacht, dann hat er angefangen die Liste auseinanderzunehmen.

Nein das ist nicht gut, nein das ist zu weit weg, was, das soll ein Foto davon sein ? Das sieht aber mittlerweile ganz anders und heruntergekommen. Er hat kurz die Sachen abgehakt, die er selbst für heute vorgesehen hatte und zu den anderen Sachen irgendeinen Kommentar abgegeben. Ich hab ihn erst mal gewähren lassen.

Sein erster Stopp des Tages war denn auch direkt mal etwas, was ich garnicht auf der Liste hatte. Habe mich daran erinnert das ich das im Lonely Planet gelesen hatte aber dann nicht mit in meine Liste aufgenommen hatte, weil dabeistand das es weit außerhalb ist.
 
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Qutb-Minar ist ein fast 80 Meter hoher Turm und Minarett umgeben von sehenswerten und reich verzierten Ruinen. Laut Wiki konnte man bis in die 80er sogar diesen Turm besteigen. Hui. Möchte nicht wissen wieviele Stufen man dafür überwinden musste. Der gesamte Qutb-Komplex ist eine islamische Gedenkstätte. Entsprechend viele Herren mit weißen Kittels und weißen Strickmützchen liefen auch herum. Offenbar gab es mal mehrere von diesem Riesentürmen, an einer Stelle kann man nämlich noch den zerbröckelten Sockel von einem Turm sehen.

Mir hats gefallen. Man kann schön rumschlendern und immer neue verzierte Ruinen entdecken. Am Parkplatz stehen noch viele Buden wo man noch kalte Getränke kaufen kann.

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Weiter ging die Fahrt zum Lotustempel. Nachdem wir uns durch unglaublichen Verkehr und diverse Brücken, Auffahrten und Rampen gequält hatten, tauchte der Lotustempel vor uns auf. Hui. Das sah schon von der Straße recht toll aus. Vom Parkplatz immer den vielen Leuten folgend kann man durch schöne Grünanlage zum Tempel gehen. Die Form des Tempels soll eine sich öffnende Lotusblume darstellen. Mich hat es von der Nähe irgendwie an die Oper von Sydney erinnert.

Der Besuch ist ziemlich stringent geregelt. Bitte den Weg rechts rüber gehen, Schuhe ausziehen und in die Beutel stecken und mitnehmen, bitte weitergehen, bitte weitergehen, und jetzt bitte sammeln und die Begrüßung anhören, und jetzt bitte eintreten. Irgendwie war immer einer um einen herum der einen weitergescheucht hat. Zumindest innendrin konnte man so lange sitzen bleiben wie man wollte. Allerdings wars drinnen recht unspektakulär. Viele Stühle und ein großer leerer Innenraum. Wieder draußen dann das gleiche Spiel wie eben. Bitte den linken Weg nehmen, bitte jetzt die Schuhe wieder anziehen und den Beutel wieder abgeben, Danke, Auf wiedersehen.

Dafür das das Ding wirklich echt schön ist, war der Besuch irgendwie ziemlich unfreundlich getrieben. Hat auch insgesamt daher nicht wirklich lange gedauert.

Nächste Station, auch wieder nach unglaublichem Rumkurven über Stadtautobahn, Auffahrten und Abfahrten und durch viele Metro Baustellen, dann Humayuns Grab. Habe gerade extra nochmal im Lonely Planet nachgeschaut wie man es schreibt. Humayuns Grab war wohl auch eine der Topadressen in Delhi. Hier knubbelten sich Busse und noch mehr Busse und noch mehr Taxis. Mit anderen Worten es war ein Heidenbetrieb.

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Auf dem Gelände hat es sich dann aber irgendwie (zum Glück) verlaufen, so das man das Grabmal auch ohne allzuviele Leute fotografieren konnte. Sah echt toll aus ! War irgendwie das Baby Taj Mahal. Oder auch Taj Mahal Testversion 0.1. Im Lonely Planet steht auch, das dieses Gebäude als Vorbild für das Taj Mahal diente.

Auf dem Gelände stehen noch ein paar andere Gebäude. Die sind aber nicht so schön wie das Haupthaus.

Als ich zurück im Auto war, sagte mir Anil freudestrahlend das er meine "Sehenswürdigkeitenliste" anderen Fahrern gezeigt hätte und die hätten gelacht was ich da alles rausgesucht hätte. Hm. Soso. Gelacht. Ist ja schön das ich zur Belustigung der Taxizunft beigetragen habe. Aber ich habe da nicht wenig Zeit rein versenkt und mir Mühe gegeben und schließlich ist das alles was der Lonely Planet so empfiehlt. Sorry das ich nicht über hundert Jahre Erfahrung vor Ort verfüge und mein Wissen nur aus dem Buch ist.

Ich glaube das Anil sogar gemerkt hat, das er mir da ein wenig auf die Füße gestiegen ist. Er hat fortan keine weiteren Bemerkungen zu meinen Listen gemacht. Wir haben uns dann beide darauf geeinigt, das ich das mit bestem Wissen aus dem Buch abgeschrieben habe. Wenn er als "Mann vor Ort" berechtigte Zweifel an einem der Orte hätte, dann könne er sie gerne anbringen, die letzte Entscheidung läge aber trotzdem bei mir.

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Nach dieser Definition unserer weiteren Geschäftsbeziehung meinte Anil das es jetzt Zeit wäre für den Lunch. Wir sind wieder dahin gefahren wo wir gestern auch schon waren. Ich hatte heute morgen nur nen Kaffee getrunken und ein Stück Melone gegessen. Von daher war das ganz OK, mal was aufzufüllen. Ich habe ihm aber auch gesagt, das wenn wir in den nächsten Tagen auf Tour wären, ich eigentlich keine Lust hätte so früh zu essen, weil ich das nicht gewohnt sei. Zu Hause esse ich auch immer erst Abends wenn ich von der Arbeit heimkomme. Das war OK für Anil.

Heute hatte ich nicht Medium Spicy bestellt, allerdings dabei vergessen zu sagen das ich nur ne halbe Portion will. Folge war das ne große Schüssel Chicken mit scharfer Soße kam und ich hinterher pappsatt rausgerollt bin. Sooo sehr spicy war "normal spicy" garnicht. Hatte nen kleinen Nachbrenner aber die Zahnfüllungen sind noch drin.

Unsere nächste Station passte jetzt ganz gut. Die Lodi Gardens. Ein großer Stadtpark. Da konnte ich nen schönen Verdauungsspaziergang machen. Schön ruhig wars hier. Kein Hupen und Lärmen. Nach meiner Runde durch den Park habe ich mich auf eine Bank im Schatten gesetzt und Leute beobachtet. Dabei sind mir immer wieder die Augen zugefallen. Irgendwann bin ich dann aufgestanden und gegangen. Hätte ich noch ein paar Minuten länger da gesessen, ich wär voll eingepennt.

Nächste Station : Indira Ghandi Museum. Anil hat sich so ausgedrückt als ob das das Beste seit geschnitten Brot sei. Das ehemalige Wohnhaus von Indira Ghandi ist zum Museum mit vielen alten Bildern und Gegenständen aus ihrem Leben umgebaut worden. Ich muss jetzt ehrlich sagen, das ich da relativ lustlos durchmarschiert bin, mir hats nicht so viel gegeben. Ja, ich habe das Gesicht auf den Bildern erkannt. Aber über die Frau und ihren Teil in der indischen Geschichte weiß ich zu wenig als das es mich jetzt so sehr interessieren müsste.

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Der Weg den sie gegangen ist, als sie (von den eigenen Leibwächtern!) erschossen wurde, ist mit einer Art Acrylplatten ausgelegt und gekennzeichnet und an der Stelle wo sie erschossen wurde, ist eine dicke Glasplatte im Boden und ein Soldat hält Wache.

Wenn ich vorher gewusst hätte, das wir hier hinfahren und was genau dieses Museum ist und zeigt, hätte ich wohl mit Anil verhandelt, ob wir das nicht gegen etwas anderes (potentiell interessanteres) von "meiner" Liste hätten austauschen können.

Nächste Station war der Rajpath, der Königsweg, und das India Gate. Der Rajpath ist eine sehr breite und schnurgerade Prachtstrasse an deren einem Ende der Regierungspalast steht und an dessen anderem Ende eben das India Gate, welches ein Kriegsdenkmal ist, steht. Leider kann man wegen der sauberen Luft nur sehr schlecht von einem zum anderen Ende sehen geschweige denn Fotos machen. Ich habs probiert. Ergebnis : grauer Adler auf grauen diesigen Grund.

Die ganze Gegend ist recht schön rausgeputzt. Kein Wunder. Die Regierung inszeniert sich. Bei uns in Berlin rund ums Kanzleramt und Brandenburgtor sieht es ja auch wie geleckt aus, was man vom Rest Berlin nicht unbedingt überall sagen kann. So wars hier auch.

Wir sind die Prachtstraße noch hoch zum Regierungspalast gefahren. Ich bin noch ausgestiegen (Anil : Bitte schnell machen, eigentlich darf ich hier garnicht stoppen). Aber auch zu Fuß kam ich nicht näher an den Zaun ran um ein vernünftiges Foto von dem Palast zu machen. Da standen überall uniformierte und bewaffnete Leuts rum. Schade. So sieht man eigentlich fast nur Zaun auf dem Bild.

Auf den Rückweg sind wir an einem Gebäude vorbeigekommen, was laut Anil das Parlamentsgebäude wäre. Auf meine Frage wie man die Sitzungen besuchen könne, sagte Anil, das es in Indien nicht möglich sei die Parlamentssitzungen zu besuchen. Das wäre alles hinter verschlossenen Türen. Komisch. Entweder hat Anil mich falsch verstanden oder Indien hat ein recht eigenes Demokratieverständnis. Bloß nicht öffentlich machen was wir so treiben dort drin. Naja.

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Nächster Programmpunkt war dann etwas unerwartet : Treffen mit Mister Ashok persönlich. Keine Ahnung wie ich dazu gekommen bin. Wir sind auf jeden Fall jetzt wieder in den alten Teil Delhis gefahren und haben das (Stadt)Büro von Ashoks Taxi Tours angesteuert.

Nettes Detail an Rande. Wir sind dabei durch eine lange Straße gekommen, die anscheinend das Reparaturzentrum für alle fahrenden Vehikel der Welt war. Ganze Straßenzüge lang wurden Tuktuks, Autos, Mopeds und Fahrräder repariert. Da lagen ganze auseinandergenommene Getriebe auf der Straße. Hoffentlich haben die das am Ende des Tages auch wieder zusammengekriegt. Oder da fährt jetzt einer mit ein paar Zahnrädern weniger in der Gegend rum. Ein guter Mechaniker behält immer was übrig :)

Aber zurück zu Ashok. Ja so ganz uneigennützig war die Audienz nicht. Mister Ashok wollte Geld ! Die Hälfte der Tour als Anzahlung. Das wusste ich aber schon vorher. Diesbezüglich wurde immer mit offenen Karten gespielt. Hälfte der Tour bei Beginn, ein Viertel auf der Hälfte der Tour und den Rest am Ende. Als Anil ihm sagte das ich an einem Geldautomat kein Glück hatte und wir noch ne Wechselstube suchen müssten, meinte Ashok, er würde auch Euro nehmen und mir gerne was rauswechseln.

Im folgenden wurden die IPhones gezückt und Beträge ausgerechnet. Ich fand das er mir nen fairen Wechselkurs geboten hat und so haben wir gerechnet und gerechnet. Die Hälfte der Tour (aufgerundet 350 Eu) habe ich ihm in bar direkt in die Hand gedrückt. 200 weitere Euro hat er mir in Rupies rausgewechselt. Jetzt war ich all meine Euros los, hatte aber den ersten Zahltag für die Tour schon gemacht und endlich indisches Bargeld in der Tasche. Die bisherigen Ausgaben hatte ich von den 50 Euro bestritten die ich im Flughafen während des Wartens auf des Gepäck umgetauscht hatte.

Die nächste Zeit haben wir nun damit verbracht Tee (mit Milch) zu trinken und zu reden. Lustig fand ich, als Ashok mich fragte was meine Interessen wären und ich sagte das ich mir sehr gerne viele Sachen anschauen möchte was Forts und Tempel und Co. ist, Anil mich aber definitiv nicht zum Shoppen fahren müsse. Da haben beide herzhaft angefangen zu lachen als ob ich den lustigsten Witz der Welt gemacht hätte. Ashok meinte nur, wenn es irgendwas zu beschweren gäbe dann sollte ich das direkt machen und nicht mitnehmen, drei Wochen unzufrieden sein und dann am Ende mich bei ihm beschweren. Das wäre nicht gut für mich. Ich solle ja einen schönen Urlaub haben und mich nicht ärgern. Wir haben uns drauf geeinigt, das wenn irgendwas ist, ich das zuerst sofort mit Anil kläre. Wenn das nichts bringt dann solle ich ihn, Ashok, zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Er würde das dann schon regeln.

Ich fand den Besuch jetzt ganz nett. Zuerst dachte ich das wird ne steife förmliche Unterhaltung mit dem Scheff. War aber garnicht so. War echt nett.

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Da es jetzt auch schon steif auf die 17 Uhr zuging meinte Anil das wir ja eigentlich fertig wären für heute, aber einen Tempel hätte er noch für mich. Und zwar den Lakshmi Narayan Tempel. So weit mussten wir auch nicht fahren. Das war vom Ashok Büro garnicht so weit weg. Der Parkplatz ist auf der Rückseite. Der Eingang ist auf der Straßenseite auf Höhe der Straße. Das heißt vom Parkplatz kommend muss man erst mal am Tempel rechts vorbei die Treppen runtermarschieren. Das musste ich auch erst einmal herausfinden. Zuerst bin ich wenig verloren oben auf der Rückseite des Tempels rumgeirrt.

Der ziemlich bunte Tempel mit den vielen Türmchen und Spitzen und Erkern und und und ist ein Hindu Tempel. Es darf jeder rein, allerdings erst nach Abgabe von Schuhen und Fotoapparaten. Also leider keine Bilder von Innen. Und natürlich wollte der vorher sehr freundliche Wächter später Geld für die Aufbewahrung von Schuhen und Kamera. "Mister! Money!". Fehlte nur noch der Nachsatz "Sofort, verdammtnochmal". Irgendwie sind die Inder nicht bei allen Dingen freundlich.

So jetzt wars aber auch wirklich spät geworden. Jetzt wars Zeit fürs Hotel. Ich habe noch in dem kleinen Lädchen auf der anderen Straßenseite Getränke für lächerliche Rupienbeträge gekauft (2-Liter Flasche Wasser 30 Rupien !) und im Zimmer den Flüssigkeitshaushalt wieder aufgefrischt. Ich hatte heute den Tag über eindeutig zu wenig getrunken. Da muss ich mir für die nächsten Tage mal was einfallen lassen. Zuerst muss ne Pulle Wasser ins Auto und dann brauche ich kleinere Flaschen, 0,5er oder so, die ich in der Hosentasche mitnehmen kann.

Später gings wieder aufs Dach. Wieder lecker gegessen und kaltes Kingfisher gabs auch. Morgen gehts dann los mit der Rundtour. Morgen gehts gen Agra.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 24.05.2016, 10:54 Uhr
Schon mal vielen Dank für diesen Klasse-Bericht und auch die super Fotos!

Für mich wäre das allerdings zu viel Stress ...

Eine meiner Schwestern hat mit einer Freundin (oder waren sie zu dritt? - aber ohne Mann) so was ähnliches schon mal gemacht mit Fahrer und war ganz begeistert ...

Und als Kontrastprogramm dazu war meine Enkeltochter gerade mit ihrem Partner mit "10€ pro Tag und Person" gerade dort und auch in Nepal.

Aber die Fotos, die sie gemacht hat, waren z. T. so extrem, dass meine partnerin gleich gesagt hat: Da geh ich nie hin!

PS:

Das Tadj Mahal kommt ja sicher noch - ist doch Standard ...  :wink:
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 24.05.2016, 11:58 Uhr
Stress in Bezug auf was ?
Also ich hab mir keinen Stress gemacht. War alles sehr gemütlich. Man wird von A nach B kutschiert und sieht sich alles so lange oder kurz an wie man es selbst mag.
Also ich fand das jetzt eher richtig gemütlich.

Stress kann ggf. nur aufkommen in Bezug auf viele liebe Freunde die einem penetrant am Rockzipfel hängen und einem was Gutes tun wollen. Ne Rikschafahrt, ein suuuuper Angebot im Laden um die Ecke oder ein Guide für den nächsten Tempel. Die Jungs waren manchmal nicht wirklich einfach loszuwerden.

Ach ja das Taj Mahal. Ja klar. Nach den zwei Tagen Delhi ging ja die Rundtour erst los. Und Agra war die erste Station.
Also morgen noch weiter lesen. :)

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 25.05.2016, 11:50 Uhr
05.03.2016 - schmutziges Agra und schönes Taj Mahal
 
Auch heute Morgen habe ich es noch geschafft Kaffee und Obstteller zu konsumieren. Das Auschecken war dann auch erfreulich unspektakulär. Das Restaurant hatte ich ja immer direkt bar bezahlt, so das auf der Abrechnung auch genau nur der Betrag von der Booking Bestätigung stand. Ich hatte ja im Vorfeld viel gelesen darüber das man aufpassen solle das da nicht noch irgendwelche versteckte Kosten oder Steuern oder sonstwas draufgeschlagen werden. Hier war nix davon der Fall. Alles problemlos und die Zahlung mit der Kreditkarte klappte auch auf Anhieb.

Anil wartete schon vor der Türe und als erste Amtshandlung habe ich ihm meine Sightseeing-Liste für Agra unter die Nase gehalten. Und ihm gleichzeitig schon angedroht das er jetzt für jeden Tag so ne Liste kriegt. Er hat dazu nix weiter gesagt, zumindest für Agra gabs aber auch nur die drei Standardsachen, mehr gabs da eh nicht unbedingt zu tun.

Wir haben recht lange gebraucht um aus dem Altstadtgewühl heraus und auf breite und vernünftige Straßen zu kommen. Die gabs sogar. Im Dunstkreis von Delhi gab es richtig tolle 6-spurige German Autobahns. Verlässt man Delhi, kommt man recht schnell an all den Sattelitenstädten vorbei, die um Delhi herum existieren oder gerade entstehen. Irgendwie schienen die alle nur Sektornummern zu haben. Wo wohnst du ? In Delhi, Sektor 12.
 
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Teilweise waren diese Städte auch noch im Bau. Das sah dann so aus, das es ne Abfahrt gab und von dieser Abfahrt dann eine breite Straße auf irgendeinen Acker führte und dort dann auch aufhörte. War wohl teilweise schon recht weit in die Zukunft geplant der Bebauungsplan.

Die toll ausgebaute Straße auf der wir uns befanden und die ich durchaus mit einer Autobahn in Deutschland vergleichen konnte, war eine Mautstraße. Im Verlauf der Tour nach Agra mussten wir an diversen Mautstationen unseren Obolus entrichten. Obwohl die Straßen wirklich in gutem Zustand waren kam man nicht wirklich zügig vorwärts. Das Tempolimit ist 100 und Anil ist die ganze Zeit mit 80, höchstens 90 gefahren. Sehr viel schneller hätte jetzt auch garnicht funktioniert. Mautstraße heißt hier nur : In gutem Zustand. Mautstraße verhindert aber nicht das zumindest zwischen den Mautstellen alles an Vehikeln, Lastwagen, Fußgängern etc. unterwegs ist was man sich nur denken kann. Da stehen Leute am Rand die aufs Gemeinschaftstaxi warten, da fahren Bauern mit dem Traktor vom Feld auf die Straße um die Kartoffeln oder Rüben von A nach B zu fahren, da werden am Rand LKW beladen oder repariert. Fußgänger gibt’s auch, die mal eben auf das Feld auf der anderen Seite wollen und manchmal kommt einem auch ein Auto entgegen.

Mit anderen Worten, auch hier herrschte Krieg, die Straße war nur ein wenig breiter und weiter einsehbar als sonst. Zumindest auf tiefe Schlaglöcher musste man nicht aufpassen. Das ist doch schon was.

Die Kosten für die Straße waren übrigens im Tourpreis enthalten. Ich gehe mal davon aus, das Anil im Laufe der drei Wochen mit Maut und Rajasthan Road Tax ein paar (tausend) Rupies bezahlen musste. Manchmal was etwas unter hundert Rupies, manchmal habe ich auf den großen Schildern aber auch was von 350 pro PKW gesehen. Keine Ahnung obs für Tourist Taxis noch nen Rabatt gab.

Delhi nach Agra mit Taj Mahal kann man bei allen Companies auch als Tagestour buchen. So weit isses also nicht von Delhi aus. Wir waren auch eigentlich recht zügig dort. Schon im Einzugsgebiet von Agra meinte Anil dann nur : Agra dirty, only Taj Mahal beautiful. Hm. Kurz drauf wusste ich dann was er meinte. Hier wars jetzt ja mal total anders als in Delhi.

Hier lagen Müllberge an der Straße, im Müll wühlten wilde Schweine drin rum oder alternativ Kühe. Überall war Dreck. Das Leben und die Geschäfte fanden hier auch an und auf der Straße statt, aber deutlich dreckiger und abgewirtschafteter als noch in Delhi.

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A propos Kühe. Hier waren die alle. Hatte ich in Delhi noch die heiligen Kühe auf den Straßen vermisst, so konnte man sich in Agra fast nicht retten.

Irgendwo im dicksten Gewühl zwischen ein paar Straßenkarren und Kühen hielt Anil dann an. Jenseits der bröckeligen Mauer war das Itmad-ud-Daulah. Von der Dreckstrasse tritt man durch die Toreinfahrt und schwupps steht man im Angesicht einer gepflegten Grünanlage und eines wirklich wunderschönen Baus. Auch wieder ein Mausoleum. Also Mausoleen können die in Indien, hat wohl alte Tradition :)

Das war jetzt mal ne schöne Unterbrechung. Man muss übrigens die Schuhe ausziehen, wenn man rein will. Oder alternativ (kleine) Schuhüberzieher nutzen, wo aber einer wieder die Hand für aufhält.

Auf unserer Seite des Flusses über ein paar Eisenbahnbrücken drüber und durch mehrere Slumgebiete durch kamen wir dann zum Park Mehtab Bag. Von diesem Park aus hat man einen schönen Blick auf das Taj Mahal von jenseits des Flusses. Man kann sich den Eintritt in den Park übrigens sparen, wenn man der Straße noch ein wenig folgt und dann in einen kleinen Pfad links abbiegt. So kommt man nämlich auch direkt an den Fluss und der Blickwinkel ist nicht wesentlich anders als aus dem Park.

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Da war zwar eine Absperrung mit dem Hinweis auf irgendwelche Grabungen(?), da bin ich aber dran vorbei marschiert. Nach einer ganzen Zeit, als ich schon alle Bilder im Kasten hatte, kam ein (bewaffneter!) Wachmann und hat mich mit lautem Trillerpfeifen-pfeifen und wedeln mit sowas wie nem Taktstock zurück zitiert. Ich bin wieder über die Absperrung zurück und habe ihm freundlich zugelächelt (Namaste) und bin gegangen. Was genau er jetzt bewacht hat weiß ich nicht, er hat sich aber auch nicht weiter um mich gekümmert sobald ich wieder auf der richtigen Seite des Flatterbandes stand.

In einer fliegenverseuchten Straßenbude beim Park haben Anil und ich dann erst mal einen Tee getrunken. Da musste man die Tasse aber schon zuhalten, so viele Fliegen schwirrten da rum. Dabei konnte man aber schön das Straßentreiben beobachten. Kinder spielten Cricket und Leute kamen mit Mulis mit Ziegelsteinladung vorbei oder Leute mit Ochsen im Schlepptau. Das war schon interessant. Und eben so ganz anders als noch in Delhi. Ich fand es schon unglaublich wie sich die Eindrücke alleine von einer Stadt in die nächste so dermaßen verändern können.

Die nächste Station war nun das Agra Fort. Dazu mussten wir fast den ganzen Weg wieder zurück bis zum Itmad-du-Daula um die offenbar in jede Richtung einzige Straßenbrücke über den Fluss zu erreichen. Dabei konnte man noch schön die ganzen Freiluftwäschereien am Fluss beobachten. An der einen Stelle wurde gewaschen, daneben standen noch ein paar Wasserbüffel im Schlamm und dann wurde die Wäsche am Ufer schön zum trocknen ausgebreitet. Schön bunt sah es ja aus, aber wird das nicht sofort wieder dreckig ???

Am Parkplatz vom Agra Fort angekommen gab es dann die übliche Einweisung. Eingang da, Ticketschalter dort, lass dir Zeit, ich warte genau hier. Das Agra Fort ist genauso wie auch das Fort in Delhi eine riesige Befestigungsanlage mit dicken Mauern und vielen einzelnen Gebäuden innendrin. Allerdings hatte ich beim Agra Fort jetzt eher das Gefühl das die dicken Mauern ganz eindringlich ausdrückten : Du kommst hier nich rein, versuchs erst garnicht. :)

Innendrin habe ich mir die Gebäude angeschaut. Auch wieder sehr detailliert verziert alles. Nebenbei hat man von der Fluss Seite noch einen schönen Seitenblick aufs Taj Mahal. Als ich mich dann nach viel rumschlendern mal in Ruhe in einer Ecke in den Schatten gesetzt habe und nur beobachtet habe sind mir auch die ganzen Affen aufgefallen, die auf den Wiesen ihr Unwesen trieben. Anil meinte noch zu mir, das Agra wohl stellenweise ein ziemliches Affenproblem hätte.

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So. Jetzt musste aber erst mal eine Stärkung her.  Dazu ist Anil von der Zufahrt zum Taj Mahal in einem Kreisverkehr stracks weiter gefahren und dann bei einem Restaurant eingehalten. Ich habe keine Ahnung wo genau das jetzt in Agra war, ich weiß nur noch es war ein blaues Haus und hatte im ersten Stock eine Terrasse zum draußen unter den Bäumen sitzen.

Anil hat sich hier dann ausgeklinkt. Er meinte ich müsse mich zwar nicht hetzen, aber für das Essen sollte ich mir jetzt nicht viel länger als eine Stunde Zeit lassen. Spätestens 16:45 solle ich losgehen, damit ich um 17:30 wenn das Taj Mahal zu macht mein Ticket gekauft hätte. Letzter Einlass nur mit vor 17:30 gekauften Tickets. Anschließend, nach Taj Mahal, solle ich dann wieder zum Restaurant zurückkommen wo er warten würde. OK. Mal ne neue Variante, aber nicht schlimm. Der Fußweg zu den Ticketschaltern war vielleicht 500 Meter oder so. War jetzt kein Gewaltmarsch.

Das Essen war recht gut. Mit mir saßen noch zwei andere Deutsche draußen. Das Restaurant war auch so ein Hotspot wo diverse Taxifahrer die Leute hingebracht haben. Nett war dann am Ende als ich zahlen wollte. Der Kellner kam zu mir und verkündete mir mit verschwörerischer Miene, wenn ich wolle, könnte ich ohne offizielle Quittung das Essen auch ohne Steuern bezahlen. Das sei ja viel billiger. Und hielt mir nen abgerissenen Notizzettel mit den addierten Beträgen fürs Essen hin. Die anderen da (er zeigte auf die zwei Deutschen) würden von ihm gleich die offizielle Quittung mit Steuern kriegen. Für mich würde er es aber auch ohne Steuern machen. Ich habe ihn lächelnd angesehen und dabei versucht, gedanklich zu erkunden was er mir jetzt gerade gesagt hatte und ob da irgendeine krumme Tour dahintersteckte. Ich habe für mich zumindest keinen Nachteil erkannt und habe ihm die 560 Rupien bezahlt die auf dem Abreisszettel standen und noch ein wenig Trinkgeld dazu in die Hand gedrückt. Er war glücklich und ich habe mich schnell abgesetzt. Nicht das noch die Steuerpolizei in der Ecke auftaucht  :)

Am Taj Mahal war ich überpünktlich und mein Touristenticket hatte ich schnell gekauft. Neben dem Ticketfenster standen drei Herren, die sich, als ich das Ticket in den Händen hatte, rührend um mich gekümmert habe. Mit meinem Ticket hätte ich ja auch jetzt das Anrecht auf meine Umsonstflasche Wasser und natürlich auch auf die kostenlosen Schuhüberzieher. Und ab diesem Punkt habe ich jetzt nicht mehr so richtig zugehört oder habe mich verhört. ICH meine ja dann gehört zu haben wie einer der Herren sagte, dass es auch noch den kompetenten Herren rechts neben mir geben würde, der mir jetzt noch zeigen würde, wo ich hingehen müsste und wo der Eingang wäre.

Auf jeden Fall hatte ich jetzt plötzlich einen Inder an meiner Seite der mich sofort fürsorglich zugequatscht hat und mit mir mitgegangen ist. Wir kamen nun an den Eingang und dort war eine Schlange von Leuten wie im Phantasialand zur Rushhour an der Wildwasserbahn. Mein neuer Freund hat mich nun ins Schlepptau genommen und ist mit mir an allen Leuten vorbei gegangen, hat dem Wächter der Tore ganz vorne schnell noch die Hand geschüttelt und Schwupps waren wir drin.

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Mittlerweile war auch mir klar geworden, das ich nicht schnell genug nein gesagt hatte und ich mir jetzt einen (offiziell oder inoffiziell, keine Ahnung) Guide angelacht hatte. Ich hatte schon darüber nachgedacht, wie ich ihn so freundlich wie möglich jetzt wieder loswerden könnte, dachte aber jetzt nach der Sache mit der Einlass-Warteschlange, das er doch echt nützlich sein könnte. Und so habe ich das Spiel jetzt einfach mitgespielt.

Sein Englisch war gut verständlich und er hat sofort am Haupttor angefangen zu erklären und mir die Infos und Jahreszahlen, wer wann warum was nur so um die Ohren gehauen. Hey. Der hatte echt was drauf. Naja. Um es kurz zu machen. In der nächsten Stunde bin ich mit ihm durch die Gärten und durchs Taj Mahal gepilgert. Er hat viel erklärt und viel gezeigt. Die Warteschlange der Leute, die ins Taj Mahal reinwollten, ging einmal um das Gebäude rum. Wir standen an einer Seitentür. Wir gehen durch die Seitentür durch, wieder wird dem Wächter am Ende der Treppe die Hand geschüttelt und schwupps waren wir auch im Taj Mahal drin. Super ! Den Jung hätte ich direkt auch für den Rest der Rajasthan Tour angagiert.  :)

Das Gebäude selbst ist schon wirklich sehr sehr schön. Wenn man sich von der Nähe die ganzen Einlegearbeiten in den Marmor angesehen hat, hat man keinen Übergang oder eine Naht entdecken können. Drinnen sind im Marmor Edelsteine in Form von Blumen in den Marmor eingebettet. Mein Guide ist da mit einer kleinen Taschenlampe dran vorbei gegangen und die halbe Wand war plötzlich blutrot oder tiefblau am Leuchten. Wirklich wunderschön.

Auf dem Weg zurück nahm jetzt die Frequenz der Hinweise auf seinen Shop und das ich dort supertolle Ringe und sonstigen Schmuck kaufen könne merklich zu. Das war auch der Punkt wo ich die Sache beendet habe und ihm für seine Dienste gedankt habe. Ich habe ihm 300 Rupien in die Hand gedrückt und mich freundlich verabschiedet. Als ich dann noch länger in Erwartung des Sonnenunterganges da gesessen habe, hatte ich ja eigentlich ein schlechtes Gewissen. Für ne gute Stunde Programm ihm knapp 4 Euro zu geben empfand ich dann schon selbst ein wenig wenig.

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Nuja. Die Sonnenuntergangsstimmung hat mich nicht länger verweilen lassen. Nach den ersten Anzeichen der Dämmerung bin ich gegangen. Ich hatte lange genug Taj Mahal angeschaut. Auf dem Weg zurück zum Restaurant wurde ich noch Zeuge einer handfesten Schlägerei und Kühe blockierten eine Gasse so das ich einen Umweg gehen musste. Tolle Gegend hier.

Anil war schnell gefunden und dann mit ihm zusammen das Hotel für den Abend auch. Direkt an der Rezeption habe ich schon gemerkt, das die sich hier schon ziemlich nobel und etepetete anstellten. Die gebuchte Suite war aber richtig klasse. Zwei Räume, zwei große Fernseher, großes Bad, großes bequemes Bett, große bequeme Sitzecke. Klasse. Das Hotel hatte zwei Restaurants. Eines im Erdgeschoss wo es auch Frühstück gab und eines „rooftop“. Beide hatten die gleiche Karte. Ich denke aus diesem Grund war unten auch nix los und oben dafür Betrieb.

Abzug in der B-Note. WLAN klappte irgendwie nicht. Dafür war das Essen gut und lecker. Anstatt Chicken hatte ich heute mal Lamm (oder Hammel oder Ziege, irgendwas anderes halt). Kingfisher gabs auch. Während des Essens ging draußen ein Wolkenbruch nieder. Es schüttete wie aus Eimern. Den restlichen Abend gabs dann immer mal wieder kleine Stromausfälle. Scheinbar war die Infrastruktur in Agra nicht ganz wasserdicht.

Gute Nacht.

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Herzerl am 25.05.2016, 12:59 Uhr
Toller Bericht! Schöne Fotos! Schade nur, daß das Taj Mahal gerade eingerüstet ist... wie lange dauert das noch ungefähr?

Indien ist auf meiner Urlaubs-Wunschliste ganz oben, und mein Mann und ich haben nämlich auch keine Lust auf die üblichen geführten
Touren mit 20 Leuten oder so.
Das mit diesen "Fahrer für den ganzen Urlaub mieten" scheint ja wirklich super zu klappen, lese ich immer wieder.
Vielleicht klappt's ja bei uns nächstes Jahr!
Wir hätten jetzt auch mal den März als Reisemonat anvisiert, wie schaut's denn da mit den Temperaturen aus???
Kann man(frau) es einigermassen aushalten??
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 25.05.2016, 13:05 Uhr
März ist ganz gut.
Ist warm aber nicht zu warm. Gegen Ende März und weiter in den April rein könnte es "a little hot" werden wie Ashok sagte.

In Delhi warens so 24, 25 Grad.
Je weiter es nach Westen ging, bis so nach Jaisalmer, wurde es sukzessive immer wärmer. Waren immer so Ende der 20er Grade.

Gerüst : Keine Ahnung. Vielleicht hat das Taj Mahal ja ne Webseite und da werden die Säuberungsarbeiten gelistet. Keine Ahnung.
So wie ich den Guide verstanden habe fangen die vorne wieder an wenn die hinten fertig sind :)

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 25.05.2016, 13:27 Uhr
Schade um die "Einrüstung" am Tadj Mahal, aber es wirkt trotzdem phantastisch!

Dass diese ganzen Sachen von Moslemischen Herrschern gebaut wurden, hat Dir der Guide sicher auch erzählt, oder etwa nicht?

Wie war denn sein Englisch? (Ich nehme an, er hat nicht deutsch gesprochen ...)
Das mit dem Müll, der sich überall häuft (manches wird wohl noch verwertet), ist meiner Verwandtschaft auch etwas aufgestoßen, aber die Inder sehen es wohl gar nicht oder betrachten es als normal.

PS und völlig OT:

Unser Lidl hier in Ungarn hat gerade internationale Bierwoche - da werde ich heute oder morgen ein 6pack Kingfisher kaufen und auf Dich trinken!  :lol:
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 25.05.2016, 18:22 Uhr
Gerade zufällig auf BBC gefunden:

Das Tadj Mahal bekommt grüne Flecken auf seinem Marmor!
Zitat
India's iconic Taj Mahal has been threatened in recent weeks by insect poo - environmentalists say that bugs from the polluted Yamuna river nearby are invading the monument, leaving greenish-black patches of waste on its pristine white marble walls.
http://www.bbc.com/news/world-asia-india-36366733 (http://www.bbc.com/news/world-asia-india-36366733)

Hast Du davon im März schon etwas gemerkt, Bernd?
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 26.05.2016, 15:19 Uhr
Hi.
Also im März waren da keine Insekten. Und so wie auf den Bildern im Artikel sah es definitiv nicht aus.
Einer der 4 Türme war nicht eingerüstet, da war man offenbar schon mir fertig. Und der war auch wirklich sichtbar heller als der Rest.
Habe gerade mal gegoogled. Konnte da jetzt keinen "Cleaning-Schedule" finden. Offenbar muss man auf sein Glück vertrauen, ob da gerade gesäubert wird oder nicht.

Zur Frage wegen des Guide : Ja der konnte wirklich gut englisch. Zwar mit etwas indischen Akzent (also teilweise ungewohnte Aussprache der Worte) aber ich habe eigentlich immer gut folgen können.

Müll : Da wird nix mehr verwertet. Der Inder hat die Angewohnheit alles genau da fallen zu lassen und hinzuwerfen wo er gerade Lust drauf hat. Meist sammeln sich am Straßenrand diverse Müllhaufen. In denen wühlen dann die Kühe und Schweine drin rum. Übrig bleibt dann meist nur der Plastikmüll. Wenn der Haufen dann stört wird er angezündet und kokelt ein paar Tage stinkend vor sich hin.
Eine kleine Episode mit meinem Fahrer : Ich habe eine leere (Plastik-)Flasche in der Hand und suche einen Mülleiner. Er sagt "Gib her ich mach das" und mit diesen Worten fliegt die Flasche in hohem Bogen hinters Auto ins Gebüsch. Einziger Kommentar dazu "don't care, thats India".

Ich habe genau einmal gesehen, das in einer Stadt ein besonders großer Müllhaufen weggebaggert wurde und auf nen Laster gekippt wurde. Ansonsten habe ich in ganz Indien keine Müllabfuhr gesehen. Es stehen auch fast nirgendswo Mülleimer die man benutzen könnte. Ich habe in Kalkutta einmal einen ganzen Tag zwei leere Flaschen mit mir rumgetragen. Ich habe keinen Mülleimer gesehen wo ich die hätte reinwerfen können. Am Ende habe ich die zwei Flaschen ebenfalls einfach hinter mich auf die Straße geworfen.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 26.05.2016, 15:43 Uhr
06.03.2016 - Fatehpur Sikri, Tempel mit Stufen, Tempel mit Affen und schließlich Jaipur

Wunderbare Nacht. Schön ruhig. Kein Lärm aus den Nachbarzimmern oder sonstwoher. Eigentlich viel zu schade um direkt wieder auszuchecken. Ich habe zusammengepackt und mich mit meiner Tasche hinunterbegeben. Sofort stürzten Leute auf mich zu um mir die Taschen aus der Hand zu reißen. Ich habe den Jungs aber gerade noch klar machen können das ich die Taschen erst mal nur abstellen will, weil ich noch frühstücken wollte.
Im Frühstücksrestaurant war ein größeres Buffet aufgebaut mit allem was man so am Morgen sehen will. Ich habe also einen Tisch angesteuert, die Schlüsselkarte abgelegt und bin direkt zum Buffet um erst mal nen Saft zu holen. Ich habe schon gemerkt das ich mit Blicken verfolgt wurde. Dann habe ich den Toastautomat ins Visier genommen. Entsetzen macht sich breit. Als ich gerade einen Toast darin verarbeiten wollte, kam jemand auf mich zu und bedeutete mir mit freundlichen aber bestimmten Gesten das ich mich doch bitte hinsetzen solle, die Tätigkeiten am Buffet oblägen ausschließlich dem Personal.
Also habe ich mich jetzt wieder gesetzt und das Personal seine Arbeit machen lassen. Natürlich habe ich jetzt jeden für jede Toastscheibe und jeden Kaffee extra laufen lassen. Sie wolltens ja so.
Offenbar bin ich für Indien bzw. für dieses Hotel zu selbstständig. Ich kann es nur bis zu einem gewissen Grad vertragen wenn mir alles hinterhergetragen wird oder wie hier zugetragen wird. Naja.
Später beim Checkout klappte meine Kreditkarte nicht. Die Dame versuchte es zweimal und nix ging. Ich hätte noch ne Amex Karte gehabt, die haben sie aber nicht genommen. Ich war gerade schon bei Mastercard am klingeln, als die Dame es noch ein drittes Mal versuchte und oh Wunder, diesmal ging die Zahlung durch wie als wenn nix gewesen wäre. Nochmal Glück gehabt. Warum das zweimal abgelehnt wurde und dann plötzlich klappte (und den ganzen Resturlaub hindurch auch immer geklappt hat, egal wo) ? Keine Ahnung. Ich muss nicht alles wissen.
Anil war unterdessen schon vorgefahren und nach den jetzt schon üblichen Fragen wie Alles OK ? Wie war das Hotel ? Was das Zimmer gut ? War das Essen gut ? Gings jetzt los in Richtung Jaipur. Anil meinte, für die ca. 250 Kilometer würden wir schon so 5 Stunden brauchen und weil wir auf der Strecke noch ein paar Stopps geplant hatten, wären wir auch erst relativ spät in Jaipur. Kein Problem.

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Der erste Stopp des Tages war jetzt nicht so sehr weit von Agra weg, sagen wir mal im ersten Viertel des Weges, und zwar Fatehpur Sikri. Eigentlich sind das zwei Sehenswürdigkeiten für den Preis von einer. Einmal eine weitläufige Palastanlage, und dann eine große Moschee. Vom Parkplatz aus fährt ein Zubringerbus die paar Meter zum Palast hoch. Rund um die Bushaltestelle hat sich ein kleines Touristendorf entwickelt mit etlichen Läden.
Ich bin noch kurz zur Toilette gegangen und hatte dann ab dem Klo einen recht penetranten Menschen an der Backe der mich zu seinem Shop lotsen wollte. Natürlich hat er alle seine drei Worte in Deutsch ausprobiert und war durch nichts abzuwimmeln. Wahrscheinlich wär der noch mit mir in den Bus gestiegen. Ich bin ihn erst losgeworden als ich ihm versprochen habe auf der Rücktour bei ihm vorbeizuschauen. Shop Nummer 54 (oder so ähnlich) hat er mir immer wieder nachgerufen. Natürlich dachte ich, bei den vielen Touristen die mit den Bussen wieder ankommen weiß der ja später garnicht mehr wer ich bin und ich bin ihn endlich los.
Der Bus kostet 20 Rupien und wird bis zur Hutschnur vollgemacht. Dichtgedrängt und mit fremden Leuten auf dem Schoß schaukelt es dann hoch bis zum Haupteingang des Palastes. Es war wohl so, das Fatehpur Sikri mal die Hauptstadt des Mogulreiches war und dieser Palast hier oben, bzw. das weitläufige Gelände mit den vielen Gebäuden, der Königspalast war. So gibt es den Hauptpalast, Audienzhallen, den Privatpalast, die Frauengemächer und und und.
Jedes der Gebäude ist reich verziert und für sich in seinem Stil ziemlich sehenswert. Natürlich boten sich am Eingang viele als Guide an. Denen konnte ich aber entfliehen. Muss aber dabei sagen, dass ich doch ein wenig verloren durch die große Anlage gestapft bin. Zum Glück gab es an den Eingängen zu den Gebäuden meist große Texttafeln, wo noch die Historie erklärt wurde. Den Ausgang, bzw. Seitenausgang und Weg zur Mosche habe ich auch erst im zweiten Anlauf gefunden. Trotzdem kann man sich das auf jeden Fall mal anschauen. War schön.
Die Mosche thront auf einem Hügel mit steilen Treppen. Wenn man die Treppen hochsteigt muss man stellenweise erst mal den ganzen Ziegen ausweichen die es sich auf der Treppe gemütlich gemacht haben. Wahrscheinlich Bergziegen :)
Den ganzen Weg vom Palast zur Moschee und die Treppen hoch hatte ich wieder einen penetranten Herren an meiner Seite, der die ganze Zeit unaufgefordert Ratschläge gab. Jegliches offensichtlich geäußerte Zeichen des Desinteresses wurde übersehen. Als ich die Treppen hochgestiegen war und in die Moschee reinwollte habe ich ihm schließlich 20 Rupien in die Hand gedrückt mit dem Hinweis, dass ich ab jetzt gerne alleine wäre.
Die Schuhe muss man ausziehen, darf sie aber in der Hand tragen. Das ist auch gut so, weil es auch hier einen Seitenausgang gibt, wo die Bushaltestelle ist für den Bus zurück zum Parkplatz. Man geht also nicht da raus wo man hergekommen ist, sollte seine Schuhe daher besser mitnehmen.
In der Moschee drin steht man erst einmal auf einem riesigen aber fast leeren Platz. Etwas zurückgesetzt steht ein kleines weißes Gebäude. Das schien das Hauptheiligtum zu sein, weil irgendwie da jeder hinstrebte. Später habe ich gelesen, das es ein Mausoleum ist und hier Frauen hinkommen um sich segnen zu lassen in der Hoffnung Schwanger zu werden. Ich bin auch mal in dieses Mausoleum rein (allerdings ohne Hintergedanken bei der Segnung :) ). Drinnen sind alle im Kreis um den Schrein herummarschiert, haben Tücher auf den Schrein gelegt und beim Rausgehen hat der Priester einem mit einer Art Reisigbesen auf den Kopf geklopft. Das war dann wohl der Segen. Interessant.

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Natürlich hatte ich auch hier direkt wieder jemanden am Ar…, der mir ungefragt alles erklären wollte und nachher wollte das ich zu seinem Shop komme. Hui. Das wurde spätestens jetzt aber echt nervig. Und wenn das nicht genug gewesen wäre, taucht jetzt plötzlich auch noch der Typ von eben wieder auf, dem ich draußen 20 Rupies gegeben habe damit er mich in Ruhe lässt.
Jetzt konnte ich wirklich fast nicht mehr freundlich bleiben. Als ich ihn komplett ignoriert habe und konsequent in eine andere Richtung gegangen als er, hat er irgendwann von mir abgelassen.
Ich bin dann raus zum Bus. Der wurde auch wieder vollgestopft bis oben hin (bei den ganzen kleinen und dünnen Leuten hatte ich die ganze Zeit das Gefühl unglaublich viel Platz zu benötigen) und später wurden wir dann alle unten beim Touristendorf wieder ausgespuckt.
Kaum bin ich aus dem Bus ausgestiegen steht mein „Freund“ von heute früh vor mir. Hallo, wir gehen jetzt zu meine Laden, das hast du eben versprochen ! AAAAAARGH !!! Hatte er nichts anderes zu tun als auf mich zu warten ? Als ich dann schnurstracks zum Parkplatz marschiert bin, hat er hinter mir einen ziemlichen Tamtam aufgeführt. Als ich bei Anil im Auto saß habe ich nur gesagt schnellstens weg hier ! Ich glaube wenn jetzt nur noch einer auf mich zugekommen wäre um mir ungefragt was zu erzählen oder um mich in seinen Shop zu lotsen, wäre ich auf der Stelle zum Massenmörder geworden. Mir stand es bis Oberkante Unterlippe.
Im Nachhinein mit ein wenig Abstand muss ich sagen, dass das hier in Fatehpur Sikri wirklich das penetranteste und nervigste des ganzen Urlaubes war. Überall anders haben alle ab einem bestimmten Punkt ein klares Nein akzeptiert und haben einen in Ruhe gelassen. So nervig wie hier sollte es die restlichen 3 Wochen nicht mehr werden.
Wir sind jetzt erst mal noch ne ganze Zeit gefahren, dann ist Anil aber rangefahren um Mittag zu machen. Er hatte sich vorgenommen mir vegetarisches Essen zu zeigen. Es kamen zwei große Pötte mit a) einer eher grünen Pampe wo definitiv Erbsen, Bohnen und Linsen und sowas drin waren. Und noch undefinierbar anderes. Und b) im anderen Pott etwas eher rotes, etwas brockiger. Da waren wohl Paprikas, Chillis und sowas drin für die rote Farbe. Und Käsewürfel. Sehr suspekt. Dann kam Brot dabei. Anil zeigte mir dann was man mit dem Brot macht und wie man es am besten faltet damit man dann mit rechts schön aus dem Topf schaufeln kann.
Also mein Fall wars nicht. Das rote Zeug konnte man noch am ehesten essen, das grüne ging ja garnicht. Ich habe aus Anstand mal noch einen Brotfladen aus Topf Rot zu mir genommen, dann aber alles weitere abgelehnt. Habe erst mal ne Flasche Cola geext um den Geschmack einigermaßen zu töten.
Ergebnis des Experimentes : Das ist nicht meines. Das schmeckt mir nicht. Man könnte auch sagen, das man mich damit jagen könnte. Also das gibt’s nicht wieder. Das habe ich sofort beschlossen. Anil gegenüber habe ich das zwar nicht so deutlich ausgedrückt, ich glaube aber es ist rübergekommen, das ich das nicht unbedingt nochmal brauche. Lieber Chicken in allen erdenklich Ausprägungen :)
Unser nächster Halt auf der Strecke waren die Abhaneri Steps. Der Tempel ist auf drei Seiten von geometrisch abstrakten Treppen eingefasst, der Tempel selbst ist die vierte Seite und bildet damit ein fast 20 Meter tiefes Becken. Das ist natürlich jetzt die uninformativste Beschreibung die es geben kann, mir fällt aber irgendwie nix anderes ein. Am besten auf den Bildern selbst schauen. Die Treppen gehen in mehreren Kaskaden hinunter zum Wasserbecken. Und irgendwie kann man, wenn man draufschaut, garnicht so wirklich sagen, wo jetzt die eine Treppe anfängt oder die nächste aufhört. Wenn man lange genug draufstarrt und versucht die Geometrie zu erfassen dann flimmern einem die Augen weil das garnicht richtig auflösbar ist.

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Also einen Besucht ist es allemal wert, ob man sich hier länger aufhalten kann wage ich aber zu bezweifeln. Neben dem Treppentempel ist an der Straße noch ein anderer Tempel, der wohl recht alt ist. Er sah recht zerfallen aus. Zumindest die vielen Steine die rundherum wie abgefallen rumliegen deuten darauf hin. Hier kann man sich mal umsehen, der Tempel hat auch ein paar kunstvoll behauene Pfeiler.
Der ganze Ort Abhaneri schien irgendwie jetzt nochmal ne Nummer ländlicher und „einfacher“ zu sein, als der Rest wo wir bisher hergefahren sind. An der Straße zum Dorf waren viele Frauen mit Töpfen und Kannen und sonstigen Gefäßen auf dem Kopf unterwegs. Die Herren waren auf abenteuerlich zusammengebauten Fuhrwerken unterwegs. Das sah irgendwie aus, als ob an einen Motor vier Räder drangebaut wurden und obendrauf ein Sitz und ne Lenkstange. Fertig ist die Büchse. Leider leider sind alle Bilder die ich beim Fahren durch die Seitenscheibe gemacht habe nix geworden.
Als wir schon fahren wollten hat mich Anil noch zu etwas „was ich dir unbedingt zeigen muss“ geschleppt. Ein alter Mann hat eine Art Mühlstein als Töpferscheibe betrieben und dort Krüge und Kannen und sowas getöpfert. Ganz nett, aber jetzt auch nicht die Attraktion des Tages. Spätestens als noch ein anderer Taxifahrer mit Kundschaft da reinkam und die auch noch ne Töpfervorführung bekamen und mir Anil ins Ohr sagte das ich dem Alten jetzt doch noch so ca. 50 Rupien geben solle für seine Arbeit, war ich doch ein wenig ungehalten wegen dieses „Touristenstops“. Im Auto habe ich mich dann mit Anil geeinigt das er mir zukünftig vorher sagt was er für tolle Sachen für mich parat hat, so dass ich vorher mein Veto einlegen kann.
Als ich ihm dann noch sagte das ich das schonmal selbst gemacht hätte, in der Schule, im Werkunterricht 5. Klasse, da hat er mich nur komisch angeschaut. Ich glaube er hat mir das nicht geglaubt.
Nun. Jetzt schon eindeutig am Nachmittag ging es jetzt zum letzten Stopp, dem Affentempel ganz in der Nähe von Jaipur. Der Tempel liegt in den Bergen und als wir dann den ersten Anstieg vor uns hatten meinte Anil, er müsse jetzt die Klimaanlage ausmachen, sonst würde das Auto den Berg nicht schaffen. Der Tata war ein wenig schwach auf der Brust. Aber mit offenem Fenster gings dann auch. Kurz vor dem Tempel gings noch durch einen kleinen Ort. Die Hauptstraße war fast komplett von Kühen blockiert, die sich auch durch nichts davon abbringen ließen da stoisch rumzuliegen. Anil ist in Zeitlupentempo um die Kühe rumgekurvt. Immer penibel drauf bedacht, ja keines der Tiere mit irgendeinem Autoteil zu berühren. Wenn mal wieder ein Tier so nahe kam das eine Berührung wahrscheinlich wurde hat er fast angefangen zu jammern und hat sich immer wieder durch Verneigen und Beten zu seinem Affengott dafür bedankt, das die Kuh dann doch im letzten Moment abgedreht hat. Also irgendwie war das fast schon ein denkwürdiges Schauspiel. Ganz ohne Berührung und dezentes Anschubsen gings aber doch nicht. Da wird Anil wohl heute später noch ne extrarunde mit seinem Affengott für verhandeln.
Der Affentempel selbst liegt vom Parkplatz aus ein wenige weiter oben in einer Felsschlucht. Vom Parkplatz aus geht’s noch an anderen Tempeln vorbei. Eigentlich kostet es keinen Eintritt, allerdings muss man wiedermal eine besondere „Kameraerlaubnis“ kaufen. Nebenbei stehen einem dann noch diverse Leutchen auf den Schuhen die noch Donations für den/die Tempel haben wollen.
Einem habe ich sogar eine Spende von 50 Rupien gegeben, er war sehr freundlich und nicht nervig und da habe ich es am ehesten eingesehen. Habe sogar eine Quittung bekommen. Mal schauen was das Finanzamt sagt wenn ich diese Quittung über horrende 50 Rupien abrechnen will :)

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Kurz vor dem eigentlichen Affentempel war noch ein anderer Zausel, der recht penetrant auch irgendwas von mir wollte. Spende oder Affenfutter verkaufen. Keine Ahnung. Als ich ihn ignoriert habe und einfach weitergegangen bin hat er hinter mir noch richtig laut rumlamentiert. Bis dann die nächsten Leute gekommen sind und als neues Opfer bearbeitet wurden.
Irgendwie hatte ich mir unter dem Affentempel mehr vorgestellt. Mehr Affen. Insgeheim hatte ich wohl gedacht, das man sich regelrecht durch die fiesen Affenhorden durchkämpfen muss um zu überleben. Aber nein. Es war ganz gesittet. Die Anlage liegt recht schön in dieser Felsschlucht, der Tempelsee in den Felsen sieht ganz nett aus und die Affen sitzen friedlich in der Ecke und mampfen irgendwelche Blumenkränze oder Körnerzeugs. Oben raus waren auch noch ein paar kleine Schweinchen unterwegs.
Ich habe noch ein wenig die paar Affen beobachtet, wirklich lange aufgehalten habe ich mich aber nicht.
Als ich zurück am Auto war, wars so ca. 17 Uhr und jetzt langte es auch für heute. Zeit für Hotel. In Jaipur waren wir letztlich recht fix. Anil brauchte aber ein wenig um das Hotel zu finden. Hatte so den Eindruck das ich gleich noch eine Stadtrundfahrt bekommen habe. An diversen Stadttoren kamen wir vorbei, an einem riesigen (Bollywood) Kino und an ein paar McDonalds und KFCs. Nach etwas rumkurven und telefonischer Nachfrage beim Hotel war dann der richtige Abzweig gefunden. Ich muss aber auch zur Verteidigung von Anil sagen, das man das Hotel erst erkannt hat, als man unmittelbar vor der Türe stand.
Checkin wieder mit dem üblichen Verwaltungsakten, Dokumentation der Reiseroute, Pass kopieren etc. verbunden. Zimmer war wunderbar. Die gebuchte Suite war ein großer Wohnraum, ein großes Schlafzimmer und noch ein großes Bad dabei. Sehr schön. Hier kann man es gut aushalten.
Später bin ich noch ins Restaurant. Essen gut, Bier kalt. Danke. Gute Nacht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 27.05.2016, 18:45 Uhr
07.03.2016 - Amber Fort, Stadtpalast und dann krankgeschrieben

Heute Nacht muss mich eine Blitz-Fluggrippe erwischt haben. Mitten in der Nacht bin ich mit Schüttelfrost aufgewacht. Und dazu ging es mir garnicht so wirklich gut. Nachdem ich mich wieder entschüttelt hatte und wieder geradeaus gehen konnte, habe ich als Sofortmaßnahme erst mal alles eingeworfen an Tabletten derer ich habhaft werden konnte. Ein paar Ibus und Aspirin+C später habe ich mich wieder hingelegt und bis zum nächsten Morgen dann das Bettzeug einmal komplett klitschnass durchgeschwitzt. Zum Glück hatte ich mich mit Anil für heute um 10 verabredet, so das ich mir am Morgen etwas Zeit lassen konnte.
Am Morgen meldete sich dann auch noch mein Magen. Das konnte ich aber erfolgreich mit zwei Imodium bekämpfen. Interessanterweise ging es mir am Morgen garnicht sooo sehr übel. Ich konnte mich zumindest für Kaffee und Toast beim Frühstück aufraffen. Das Frühstücksbuffet bestand hier irgendwie hauptsächlich aus warmen Sachen. Alles Zeugs was ich nicht unbedingt zum Frühstück haben will. Ich habe noch versucht nen Orangensaft zu kriegen. Nein der sei nicht Bestandteil des Frühstücksbuffet, den müsste ich bezahlen. Ach. Nein Danke. Lass mal stecken.
Erste Sightseeingstation heute war das Jaipur Fort, bzw. Amber Fort. Das thront unweit der Stadt in den Bergen auf einem Bergrücken. Anil wollte aus einem unerfindlichen Grund, das ich da hochmarschiere. Aber warum soll ich denn da hochmarschieren, wenn es Elefanten gibt, die einen hochbringen. Ich glaube Anil fand das einfach nur viel zu teuer. Nachdem ich aber darauf bestanden habe, hat er mir gezeigt, wo ich mich für die Elefanten anstellen musste. Der Ritt hoch kostet 1.500 Rupien und ist im Vergleich mit anderen Sachen schon sehr teuer. Dementsprechend standen beim „Boarding“ auch hauptsächlich europäisch bzw. allgemein westlich aussehende Leute. Das war mir aber ehrlich egal. Zum einen war mir nicht besonders gut und zum anderen wollte ich einfach auf dem Elefanten sitzen.

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Die Tiere haben ein Bänkchen auf dem Rücken, auf dem man es sich bequem machen kann. Allerdings nicht allzu bequem, weil das doch mordsmäßig geschüttelt und geholpert hat. Man musste sich schon gut festhalten. Ich hatte dem Reiter 2.000 Rupien gegeben und wartete nun auf meine 500 Wechselgeld. Zuerst fing er an, das er ja kein Wechselgeld hätte. Ja egal, ich will 500 haben. OK. Ich habe hier 200 und der Rest ist Trinkgeld. Ok ? NEIN. Ich will 500 haben. Nebenbei stehen beim Aufstieg alle drei Meter Schilder wo in riesigen Lettern draufsteht, das man KEIN Trinkgeld geben soll.
Der Typ hat mich bis fast beim Absteigen immer weiter genervt ich solle ihm den ausstehenden Betrag als Trinkgeld geben. Als ich am Ende immer noch darauf bestanden habe, hat er plötzlich noch drei Hunderter irgendwo hergezaubert (und mich wohl ziemlich verflucht).
Mir war zuerst oben im riesigen Innenhof der Festung nicht so ganz klar, wo hier was war und wo ich nach Kauf meines Ausländertickets jetzt hin sollte. Die Beschilderung war ein kleinwenig dürftig. Nachdem ich dann anderen Leuten einfach mal hinterhergelaufen bin (offenbar wussten die irgendwie wo es lang ging), war ich dann auch „drin“.
Die Festung ist recht groß und die einzelnen Bereiche sind in der Regel alle in eigenen Gebäuden um Innenhöfe herum drapiert. Manche Bereiche waren sehr reichhaltig verziert und manche Räume recht prunkvoll ausgestattet. Wenn man oben auf einer der Dachterrassen steht lohnt aber auch mal ein Blick rundherum. So weit man blicken kann sieht man auf den Bergen rundherum andere kleinere Festungen, Mauern und Befestigungsanlagen. Scheinbar war die ganze Gegend hier voll damit.

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Vom Berg runter geht es nur zu Fuß. Der Elefantentransport ist nur Oneway hoch. Daher bin ich dann doch über den Fußweg beim Auto rausgekommen, wo Anil wartete. Fazit Amber Fort : Ja ist schön, muss man machen wenn man da ist. Elefant ist kein Muss, erspart aber eine Wanderung bergauf.
Erstmal sind wir in den Bergen geblieben und zum Narhargarh Fort gefahren. Dieses Fort hatte ich auf meiner Liste. Für Anil wars einer der „Nicht-Muss-Stopps“. Er fands scheinbar nicht so gut. Ich habe dieses Fort dann natürlich auch besichtigt. Viel kann ich garnicht dazu sagen. Ich bin eher schnell durch die Räume geflitzt, so sehr richtig interessant wars wirklich nicht. Einzig der schöne Überblick über Jaipur von oben war recht beeindruckend. Das ist auch hängen geblieben, vom Rest des Fort ist garnicht nicht mehr viel auf der Festplatte im Kopf. Ach ja. Jaipur wird ja auch die Pink City genannt. Davon konnte man von oben vom Fort im Überblick über die riesigen Ausdehnungen der Stadt in der Fläche aber garnix erkennen.
Im Auto natürlich die übliche Frage „Wie wars“. Als ich dann sagte das es jetzt nicht sooo dolle war, kam natürlich direkt die Retourkutsche a la „Das habe ICH ja vorher gesagt, aber du wolltest hin und deshalb bin ich hingefahren“. So ganz hatte er meine Ansage bezüglich meiner „Sehenswürdigkeitenliste“ wohl noch nicht verdaut. Ich habe diese Bemerkung auch garnicht weiter kommentiert und einfach überhört. Mittlerweile war mir auch nicht mehr ganz so dolle zumute. Ich hatte genug damit zu tun noch geradeaus zu gucken. Da war mir echt egal was Anil so meinte.

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Jetzt gings aus den Bergen wieder zurück in die Stadt. Und nun direkt ins Altstadtgewühl zum feudalen Stadtpalast. Der City Palace hat mir gut gefallen. Ich hatte zwar mittlerweile ziemlich abgebaut und musste alle paar Meter Pause einlegen weil ich keine Kraft mehr hatte, aber mir hats gefallen. Besonders hervorzuheben sind hier ein paar Innenhöfe mit absolut fantastisch verzierten Balkonen. Vor allem die Verzierungen mit Pfauen als Figuren fand ich sehr sehr sehenswert.
Um die Ecke vom City Palace ist noch Jantar Mantar. Ich zitiere jetzt einfach mal aus der offiziellen Beschreibung. „Jantar Mantar ist eine Sammlung von 19 architekturellen astronomischen Instrumenten“. Tja. Da standen nun diverse große und kleine (Beton-)Gebilde in der Gegend rum, die Sonnenuhren oder sonstige astronomische Gebilde darstellen sollen. Also mir hats nicht wirklich viel gegeben. Am Ende habe ich mich fast geärgert das ich da Geld für ausgegeben habe.

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Nach langer Rast habe ich mich dann wieder zum Parkplatz zurückgeschleppt. Ich habe Anil gefragt was er heute noch geplant hatte. Es stand jetzt nur noch der Palast der Winde auf dem Plan. Der Rest des Tages sollte dann die freie (Alt-)Stadtbesichtigung sein. OK. Auf den Palast der Winde habe ich mich noch eingelassen. Das war nur durchs nächste Stadttor und hoch die Straße. Da habe ich mich noch hin begeben und mir dabei noch ein wenig den Basar bzw. das Basartreiben angeschaut. Der Palast der Winde ist ein Gebäude mit einer sehr aufwändig verschnörkelten und verzierten Fassade. Er liegt direkt an einer fetten Hauptstraße, die man garnicht so einfach überqueren kann um auf die andere Seite zu kommen und Bilder zu machen. Man kann auch in den Palast rein. Das habe ich mir aber jetzt gespart, weil jetzt konnte ich endgültig nicht mehr. Nach einem kleinen Zwischenhoch war ich dafür umso tiefer gestürzt. Ich habe noch einen Geldautomaten gefunden, bei dem ich auch erst mal drei Versuche gebraucht habe bis ich klar genug im Kopf war um den richtig zu bedienen. Nee. Es ging jetzt echt nicht mehr. Ich bin nur noch irgendwie zurück zum Auto gekommen und habe Anil gesagt das für heute Schluss sei und er mich bitte ins Hotel fahren soll.
Das hat er auch getan und sich dabei noch tausendmal erkundigt ob er sonst noch etwas tun könne oder helfen könne. Das war ganz nett, aber ich musste jetzt einfach ins Bett und bis morgen schlafen. Was jetzt glücklicher Zufall war, das es morgen erst um 12 zur Elefantenfarm gehen sollte. Anil hatte morgen frei und ich meinen Elefantentag bei elefantastic.

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Es war jetzt so ca. 15 Uhr und nach Einwurf der nächsten Runde Ibus und sonstiger Dinge habe ich mich wirklich ins Bett gelegt. Später am Abend bin ich noch ins Restaurant und habe als Beruhigung für den Magen etwas gewohntes gegessen. Chickenburger mit Fritten. Musste jetzt einfach mal sein. Der Burger war sogar ganz gut. Nur das Spiegelei da drauf war doch eher etwas überraschend.
Nach dem Essen gings sofort wieder ins Bett wo ich auch bis zum nächsten Mittag um 11 verblieben bin.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 27.05.2016, 20:44 Uhr
Bernd, trotz Deiner Krankheit/Schwäche hast Du aber wieder ganz tolle/umwerfende Fotos gemacht!

Und vor allem hast Du es überlebt!

Montezuma's Rache ist ja typisch für solche Ecken aber auch härtere bakterielle Infektionen - meine Enkelin und ihr Partner haben sich in Indien auch mal mit Antibiotika voll pumpen lassen.
Das nur als Warnung für Leute, die es Bernd nach machen wollen ...
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Marterpfahl am 27.05.2016, 20:52 Uhr
Und vor allem hast Du es überlebt!
Montezuma's Rache ist ja typisch für solche Ecken aber auch härtere bakterielle Infektionen - meine Enkelin und ihr Partner haben sich in Indien auch mal mit Antibiotika voll pumpen lassen.
Das nur als Warnung für Leute, die es Bernd nach machen wollen ...

Es heißt ja auch:  Indien sehen und sterben

oder war es doch Rom, oder Goethe oder wer oder was?     :verwirrt:

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 29.05.2016, 16:54 Uhr
08.03.2016 - Sir, Your Elephant is ready for you

Blitzgrippe, Blitzheilung ? Nein, nicht so ganz. Allerdings gings schon besser als gestern. Gut war das ich heute bis um 11 pennen konnte. Pickup war um 12. Im Restaurant habe ich sogar noch nen Kaffee bekommen um halb 12. Ein Anzugträger der an der Bar rumstand fragte, warum ich so spät dran sei für einen Kaffee. Als ich ihm dann von dem späten Pickup für die Elefantenfarm erzählt habe meinte er nur "Oh dann haben sie noch garnichts gegessen heute morgen" ? Schwupps wurden ein paar anwesende Kellner mit schnellem Hindi instruiert. Am Ende des Redeschwalls konnte ich dann noch „no charge“ verstehen. Na bitte, geht doch. Die Jungs waren auf einmal alle schnell unterwegs und flitzten hin und her. Offenbar war der Anzugträger wohl der Chef des Tages. Kurze Zeit später stand neuer Kaffee, Saft und eine Obstplatte vor mir. Und das wirklich mit ohne „charge“.

Der Pickup für elefantastic war pünktlich und ich ganz gut gestärkt. Wenn ich es heute bei den Elefanten ruhig angehen lasse, dann stehe ich den Tag wohl sehr gut durch.

Ganz ehrlich weiß ich jetzt garnicht in welche Richtung wir jetzt gefahren sind. Ich meine es wäre ein Stück die selbe Strecke wie gestern zum Fort gewesen, aber irgendwann gings dann in ganz unbekanntes Terrain.

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Ich wurde bei den Elefanten dann herzlich begrüßt und konnte auch schon sehen, wie die Elefanten herbeigeführt wurden und in Reih und Glied aufgestellt wurden. Kurz darauf hieß es dann „Sir, your Elephant is ready for you“. Ein Satz den man jetzt auch nicht alle Tage hört.

Jetzt gings los. Unter Aufsicht (der Elefanten ….. äh …. Trainer war immer in der Nähe) ging es jetzt erst mal los, das Tier mit genug Futter freundlich zu stimmen. Die nächste Stunde habe ich nun damit verbracht, meinem Elefanten Essen zu reichen. Ganz fasziniert habe ich immer beobachtet, was er mit dem Rüssel so alles anstellen konnte. Einer freundlichen Umarmung war er auch nicht abgeneigt. Der Trainer hat noch versucht mir irgendwelche Worte beizubringen, die wohl irgendwas mit „Essen“ oder „Futter“ bedeuten sollten. Ich habe es aber nicht ganz verstanden und war auch nicht in der Lage es auszusprechen. Ele hat mir aber auch so mit dem Rüssel das Futter aus der Hand genommen, was will man mehr.

Nach dem Essen für den Elefanten gabs dann Essen für die Menschen. Wir wurden ins Auto gepackt und zum Wohnhaus vom Elefantenscheff gefahren, wo die Mutter schon das vegetarische Essen vorbereitet hatte. Da mein Magen immer noch ein wenig rumpelte und ich auf das vegetarische Essen nun garkeine Lust hatte, habe ich nur kleinste Anstandshäppchen genommen. Das brachte sobald die Mutter auf den Plan. Ich musste danach in der Folge mehrmals beteuern das das Essen gut sei und auch überhaupt alles in Ordnung sei :)

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Die Familie schien recht tieraffin zu sein. Draußen vor der Türe gabs einen schläfrigen Hund von der Art Labrador, drinnen lief dann noch ein Mops durch die Gegend und während des Essens hoppelte plötzlich ein Kaninchen um den Tisch herum. Sehr süß.

Interessant fand ich, das unsere Runde so international wild durcheinandergewürfelt war, jeder aber irgendwie schon beim anderen gewesen war. Es gab Spanier, Deutschland und Kanada. Und eine Indische Familie aus Bombay, wenn ich mich recht erinnere. Der Inder war schon in Deutschland, die Spanier schon in Kanada, ich schon in Spanien und die Kanadier waren sowieso schon überall gewesen. War sehr lustig das Gespräch untereinander.

Dann gings wieder zurück und jetzt stand das Anmalen der Elefanten auf dem Programm. Nach einer nochmaligen Begrüßung und Umarmung und durch Rüssel beschnuppert werden gabs dann ein paar Pötte Farbe auf die Hand und jeder durfte loslegen, „seinen“ Elefanten möglichst bunt zu „verschönern“. Manchmal hat der Elefant zwar schon ein wenig mit dem Kopf geschüttelt, meist hat er es aber schon über sich ergehen lassen.

Anschließend gings zum Elefantenwaschen. Ich denke das Anpinseln diente auch nur dem Hauptzweck einen Grund zu schaffen, den Elefanten zu wässern. Das war schon eine ziemlich lustige Sache. Erst mit dem großen Schlauch abduschen. Bitte auch hinter die Ohren und am Hals noch etwas, danke. Danach bekam ich ein, im Vergleich zum Elefanten, lächerlich kleines Bürstchen in die Hand gedrückt und jetzt hieß es schrubben.

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Nachdem ich mit Kopf und Seite fertig war habe ich das Tier bestiegen (Leiter wurde gestellt) und durfte dann den Nacken schrubben. Immer mit viel Wasser aus dem Schlauch so das ich nach kurzer Zeit selbst vollkommen nass war. Ich fand das alles sehr amüsant. Hätte ich den ganzen Tag machen können.

Nach der Badestunde musste der Elefant wieder an die Arbeit. Er bekam ein Kissen auf den Rücken geschnallt und es ging los zum Elefantenritt durch die Umgebung. Mir ist sofort aufgefallen wie ruhig und sanft und hübsch gemächlich das Tier unterwegs war. Da oben auf dem breiten Rücken wars eigentlich ganz gemütlich. Absolut kein Vergleich zu der Schaukelei auf den Rückenbänken am Amber Fort. Das hätte man auch keine Stunde ausgehalten.

Auf unserem Weg brannte ein Busch. Konnte man auch schon hören wenn man in der Nähe war. Die Flammen schossen teilweise recht hoch heraus. Der Elefant hat sich strikt geweigert an dem Busch vorbeizugehen. Erst als der Guide den Elefant in großem Bogen um den Busch mit Kommandos herumnavigierte ließ er sich dazu bewegen weiterzugehen. War ein kleiner Angsthase der Ele.

Später gabs nochmal ne kurze Pause als der Elefant urplötzlich stehen blieb und nach kurzen Stillstand plötzlich die Niagarafälle unter mir losplätscherten. Er hat mal schnell das ganze Wasser wieder abgeworfen, das ich ihm vorher in den Rüssel gespritzt habe. Ich meine auch das er nachher deutlich erleichterter war :)

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Die Zeit ist gerast. Während der ganzen Fütterung, Waschung und Wanderung hatte ich garnicht gemerkt, das es schon später Nachmittag war. Schade das es schon vorbei war. Hätte gerne nochmal nen Waschgang gemacht oder so.

Aber leider gings nun zum Auto und damit wieder zurück ins Hotel wo ich dann auch so gegen 18 Uhr aufgeschlagen bin. Nebenbei habe ich mich heute auch prächtig erholt. Während des ganzen Tages war ich so beschäftigt, ich habe garnicht gemerkt das ich noch leicht angeschlagen war.

Im Restaurant gabs nochmal den Chickenburger mit Ei und Fritten. Einfach weils gestern so gut geschmeckt hatte. Und ein Bierchen gabs heute Abend auch um den tollen Tag gebührend zu ehren.

Kurzfazit des Tages : Super ! Das hat echt Spaß gemacht. Ich will auch nen Elefanten haben. Wann kommt man den Tieren nochmal so nahe und kann so direkt mit den Tieren agieren. Toll. Das hat am Ende des Tages auch den doch etwas höheren Preis (ca. 60 Euro, verglichen mit anderen Sachen in Indien schon teuer) relativiert. Ich kann jedem den Besuch nur empfehlen. Die Durchführung es sehr professionell. Letztendlich ist es bis auf den letzten Buchstaben genauso wie auf der Webseite beschrieben.

www.elefantastic.in (http://www.elefantastic.in)

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 29.05.2016, 17:29 Uhr
Bernd the elephant rider - hört sich doch gut an und die Bilder sind auch wieder "oberaffentittengeil"  ...  :lol:

Auf jeden Fall war es wohl angenehmer als ein Ritt auf einem Kamel/Dromedar, nehme ich an? Wie riechen denn die Elefanten aus der Nähe - oder stinken sie auch wie die Kamele?

Im Zoo kommt man ja nicht so nah ran ...

Zu den Kosten:

Mir haben mehrere Reisende gesagt, dass Indien so etwa um den Faktor 10 billiger ist als Europa/USA, zumindest im "Luxusbereich".
Titel: Re:
Beitrag von: motorradsilke am 29.05.2016, 18:12 Uhr
So direkt auf dem Rücken des Elefanten ist mal eine Variante, die ich noch nicht kenne. Konnte man sich da einigermaßen festhalten? Ich durfte schon in Thailand mehrmals direkt hinter den Ohren sitzen, das ist schon komisch, da gibts gar nichts zum festhalten. Und ich find das schon ganz schön hoch.
Mahout heißen die "Trainer" übrigens.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 29.05.2016, 20:00 Uhr
Hallo.

Der Elefant hatte sowas wie ein Seil um den Hals. Da könnte man sich schon festhalten dran. Ansonsten, da auf dem Nacken war es so breit das man sich schon ein wenig dehnen musste um da zu sitzen. Das hat schon einen guten Sitz und halt gegeben. Man hätte zumindest nicht das Gefühl jeden Moment zur Seite runterzufallen.

Das Gefühl hatte ich nämlich auf dem Kamel zwei Wochen später dauernd. Und ich konnte beim Elefant keinerlei "Düfte" ausmachen. Zumindest nix penetrant auffälliges was man auch draußen bei ein wenig Wind unangenehm in der Nase gehabt hätte.

Zu den Kosten .....
Ich mache ja noch ne Abrechnung am Ende. Ich kann aber sagen, das Indien definitiv verglichen mit destinationen wie USA oder irgendwo in Europa (London oder so) sehr günstig ist. Aber das es jetzt im luxussegment so derart billig ist kann ich nicht bestätigen. Wenn du Luxus haben willst kannst du das an fast allen Orten haben. Aber das bezahlst du auch. Es gibt sehr wohl Hotels mit übernachtungspreisen von 600 Euro oder auch gerne 4-Stellig aufwärts.
Es gibt aber auch sowas was ich als mittelsegment bezeichnen würde. Da bezahlst du nicht wirklich viel, übernachtest aber sehr gut. Sind keine Luxushotels, könnte man hier bei uns mit 4 Sterne Standard bezeichnen. Das waren zum Beispiel die Hotels in agra und jaipur. Suite für 50 oder 60 Euro hat keine Wünsche offen gelassen. Auf der anderen Seite gibt es in agra zu Beispiel auch ein Oberoi Hotel was man nicht bezahlen kann. Was ich aber im konkreten Beispiel als pure Geldverschwendung bezeichnen würde, wenn man im 4-Sterne Business Hotel für kleines Geld so klasse nächtigen kann.
Du siehst, auch in Indien geht in jede Richtung immer alles ;)
Und nur nebenbei. Meine Gästehäuser mit 10 Euro die Nacht waren alle vollkommen ok. Ich war zwar später in Kalkutta und Bombay auch froh, nochmal ein paar Tage in sehr guten Hotels mit westlichem Standard zu nächtigen, aber die paar Tage "Heritage-guesthouse" zwischendurch waren schon gut.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 30.05.2016, 11:17 Uhr
09.03.2016 - Am heiligen See in Pushkar
 
Die heutige Etappe nach Pushkar war eine der kürzeren Fahrten. 150 Kilometer. Abfahrt um 9 Uhr bedeutet wir sind am Mittag ca. da. Erst mal Checkout im Wall Street Hotel. Alles easy. Inder im Hotel haben offenbar alle ein fotografisches Personengedächtnis. Ich bin nur aus dem Fahrstuhl heraus, da haben die schon die richtigen Unterlagen hingelegt. Die wussten da alle genau wer ich war und in welchem Zimmer ich wohnte. Gestern hatte ich den Schlüssel an der Rezeption abgegeben. Am Abend musste ich nicht einmal die Zimmernummer sagen. Ich bin zur Rezeption gekommen und da wurde mir schon der richtige Schlüssel entgegengereicht.

Checkout war easy. Alles richtig. Anil wartete schon. Natürlich fragte er wie es mir ginge. Da konnte ich glücklicherweise Entwarnung geben. Noch nicht wieder bei 100% aber auf gutem Wege. Die letzte Nacht hatte richtig gut getan. Nur Husten blieb mir erhalten. Und das sollte er auch noch für die nächsten drei Wochen.

Den Weg nach Pushkar sind wir eigentlich in einem Rutsch durch. Es ging meist über vernünftige Mautstraßen recht zügig (wenn man das von 80 Km/h sagen kann) voran. Anil meinte schon bei Abfahrt das das Hotel nicht mit dem Auto zu erreichen sei. Als wir nahe Pushkar waren hat er daher beim Hotel angerufen und es wurde ein Treffpunkt ausgemacht, wo ich dann abgeholt werden sollte.

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Das hat auch geklappt. Als wir ca. 1 Minute am vereinbarten Ort gewartet hatten kam jemand vom Hotel mit dem Moped vorbei und hat mich aufgegabelt. Ich hatte für die eine Nacht alles Nötige in meinen kleineren Handgepäcktrolly gepackt. Der wurde vorne zwischen die Beine genommen und ich hinten drauf auf den Sitz und schon ging die wilde Fahrt durch die Gassen los. Huiiiiii.

Das Hotel konnte man wirklich nur per Moped erreichen, soviel stand mal fest. Wahlweise Fahrrad oder zu Fuß wäre auch gegangen. 

Beim Checkin gabs erst mal die nette Info das mein gebuchtes „Deluxe Doppelzimmer“ nicht verfügbar wäre. Ich habe den Mann nicht ganz genau verstanden, aber irgendwas hat er gefaselt von jemand sei krank und würde das Zimmer länger benötigen. Hmmmmmm. Das stattdessen angebotene „Standardzimmer“ sollte ich aber dafür für 650 R die Nacht kriegen. Das wäre bei wohlwollender Umrechnung 8 Euro. Das Zimmer war jetzt nicht das größte, hatte aber ein großes Doppelbett und das Bad war auch begehbar. Also alles in Allem für 8 Euro vollkommen OK. Leider gabs keine Klimaanlage sondern nur einen Propeller unter der Decke.

Ich habe ja gesagt und kriegte gleich noch das Passwort für das WLAN mitgeteilt.
 
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Für den Rest des Mittag/Nachmittag war jetzt Ortserkundung angesagt. Pushkar liegt an einem (heiligen) See und entlang der Haupt-Marktstraße gibt es diverse Tempel. Mal kucken was ich so finde.

Von der Lage her war das Hotel Everest perfekt. Man musste eigentlich nur der Gasse am Hotel nach unten folgen. An vielen Lädchen und Geschäftchen wo viel gebrutzelt und frittiert wurde vorbei. Und schon stand man direkt vor dem Hauptteil des Sees, dem Brahma Ghat. Sehr praktisch.

Auf der Treppe saßen ein paar gewandete Herren mit langen Bärten, die mich, als ich interessiert in deren Richtung schaute, mit vielen Gesten zum Näherkommen aufforderten. Hier wollte ausnahmsweise mal keiner Geld von mir. Es gab nur einen kleinen Hinweis darauf das ich die Schuhe ausziehen solle an Fuß der Treppe und „no pictures of bathing people“.

Ich bin also am Wasser noch ein wenig rumgegangen und habe die Leute beobachtet bei ihren vielfältigen Aktivitäten am und im Wasser, beim Wäsche waschen oder beim Diskutieren im Schatten auf den Treppen. Hin und wieder kam mal ne Kuh vorbei. Das erste Mal das ich gesehen habe wie Kühe Treppen hochsteigen. Sieht ein wenig unbeholfen aus, geht aber gut.

Leider konnte ich nicht bis ganz an Wasser ran, weil das alles in der prallen Sonne lag und ich mir sofort, als ich auch nur einen Fleck Treppe berührt habe der nicht im Schatten lag, Brandblasen an den Mauken zugezogen habe. Ich habe mich ja doch wirklich gewundert, wie die ganzen Inder da munter auf den heißen Steinen rummarschiert sind. Denen hats nicht wirklich etwas ausgemacht.

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Als ich genug gesehen hatte bin ich draußen die Marktstraße hoch in Richtung des Brahma Tempels gegangen. Rund um den Fuß der Treppe war ein dicker Betrieb. Am Rand hatten ein paar Typen ihre Stände aufgebaut und die nahmen die Schuhe entgegen die man natürlich ausziehen musste. Daneben stand eine Art in die Jahre gekommener Schrank mit abschließbaren Fächern. Da musste ich meinen Fotoapparat einschließen.

Als ich die Treppe betrat, bekam ich dann von jemanden Blumen in die Hand gedrückt. Für den Tempel. Aha. Und sofort war jemand da, der mir unbedingt alles erklären und zeigen musste. Natürlich nicht für Geld, neiiiiin, er arbeitet für den Tempel und macht das freiwillig. Das er später ne „freiwillige“ Spende will hat er natürlich verschwiegen.

Mein neuer Freund hat mich nun durch den Tempel geführt und mir ein paar Dinge erklärt. Was die einzelnen „Heiligtümer“ bedeuten, wie ich nun welche Blume mit welcher Farbe hinlegen muss und wo ich die Glocke läuten darf. Ich muss schon sagen, das ist definitiv nicht mit einer unserer Kirchen bzw. Kirchenritualen vergleichbar. Andere Länder, andere Sitten.

Ich hatte mir ja schon gedacht das der Typ am Ende die Hand aufhält und Geld will. Als er aber plötzlich meinte, dass er die nun fällige Spende gerne in Euro oder auch Dollar hätte und er da recht fette Beträge in den Mund nahm, habe ich doch erst mal doof geschaut. Ich habe ihm gesagt das er sich seine Euro oder Dollar in den Wind schreiben kann und er von mir jetzt 50 Rupies und etwas Kleinkram bekommt. Uiuiuiiii. Da habe ich aber was losgetreten. Der junge Herr hätte mich wohl am liebsten gelyncht. Er hat noch die ganze Treppe runter hinter mir hergezetert. Unten stand dann plötzlich jemand der jetzt seinen Obulus für die Blumen kassieren wollte, die er mir eben ungefragt in die Hand gedrückt hat. Grrrr. OK. Letztendlich hätte ich mir das denken können. Auch Blumen drückt einem beim Tempel keiner aus Nächstenliebe in die Hand. Als dann aber noch der Schuhmann eine Schuh-Aufbewahrungsgebühr haben wollte und der Typ mit seinen Schließfächern eine Schließfach-Benutzungsgebühr, da ist mir ja doch fast der Kragen geplatzt. Ich konnte nur schwer ruhig bleiben. Die Schuhe musste ich ausziehen und es gab keine andere Möglichkeit die Schuhe zu deponieren. Den Fotoapparat musste ich abgeben und musste ihn da einschließen. Und für solche Zwangs-Sachen muss ich dann noch zahlen. Grrrrrrrrrrrrrr

OK. Nicht Aufregen, du bist im Urlaub. Und beim nächsten Tempel bist du schlauer. Jeder muss einmal reinfallen und daraus lernen. 

Also bin ich wieder die Marktstraße runter und habe mir die Lädchen angeschaut. Und bei dem ganzen Terz habe ich ganz vergessen vom Tempel noch Fotos zu machen.

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Irgendwie war da auf der "Main-Market-Road" recht viel Touristen-Zeugs bei. Viele Stände die irgendwelchen Lederkram im Angebot hatten. Wenn man sich mal die Leute ein wenig genauer angeschaut hat (ich habe mich noch wo hingesetzt und was getrunken, hieß irgendwas mit Monkey Cafe), dann konnte man schon den Eindruck bekommen, das hier die letzte Ruhestätte für alle Althippies, Aussteiger und Möchtegerngurus des Westens wäre. Viele ergraute und verlebte Gestalten in Kaftanen und wallenden Tüchern mit Zauselbärten stapften da rum. Und das waren keine Inder. Alternativ zum Zauselbart wären auch noch Rastas im Angebot gewesen.

Auf dem weiteren Weg bin ich noch bei einem Sri Raghunatha Swami Tempel vorbeigekommen. Da wurde aber offensichtlich gebaut. Das war mehr Baustelle als Tempel. Weiter vorbei am Gautam Ashram gings zum Sri Vaikunthanatha Swamy Tempel. Der sah mal ziemlich gut aus mit dem fast spitz zulaufenden „Dach“ und den ganzen Verzierungen. Als ich rein wollte, wurde plötzlich ein träge rumsitzender Wachmann munter. Er stoppte mich und zeigte nur mit ernstem Gesicht auf ein Schild auf dem „No Foreigners“ stand. Schade. Ausländer müssen leider draußen bleiben. Also die Sri Swamy Leute wollen keine Fremden im Tempel. OK. Zumindest durfte ich aber den Tempel von außen nach Belieben fotografieren.

Hey. Und einen Geldautomaten habe ich noch gefunden. Endlich Bargeldversorgung. Lustigerweise ist es in Indien scheinbar so, dass wenn man eine Bank gefunden hat, der Geldautomat garantiert niemals im Schalterraum zu finden ist, sondern irgendwo nebenan in einem kleinen unscheinbaren Kabuff, wo auch garantiert kein Schild von einer Bank mehr dransteht. Als ich das mal herausgefunden hatte, habe ich plötzlich überall Geldautomaten gefunden. Gewusst wie.

Nach der kleinen Tempeltour bin ich nun so langsam wieder Richtung Hotel gepilgert. Ich glaube es war jetzt so ca. 4 Uhr und im Lonely Planet stand auch nix mehr drin, was jetzt ein Must-See in Pushkar gewesen wäre. Daher bin ich zum Hotel und habe mich ein wenig hingelegt.

Am Abend gings dann aufs Dach zum Essen. Restaurant war vegetarisch. Es gab aber auch Nudeln mit diversen Soßen. War ganz OK. Aber jetzt auch nicht der Superhit. Also für Abends gibt’s im Ort denke ich schon bessere Alternativen.

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Fazit Pushkar : Hmmm. So ganz hat mich Pushkar nicht wirklich überzeugt. Man könnte auch sagen, dass es mir nicht gefallen hat. Das ganze Ambiente war jetzt nicht so dolle. Auf der „Main-Market-Road“ musste man dauernd aufpassen, dass man in der Menge aus Einheimischen und gestrandeten Hippies nicht von Mopeds totgefahren wurde, die todesmutig durch die Menge gepflügt sind. In Zwei von Drei Tempel durfte ich nicht rein. Und Leuten im Wasser zuzusehen ist auch nur für eine begrenzte Zeit interessant. Zur Zeit der Kamelmesse ist die Stadt wohl komplett anders und eine große Kirmes. Ich möchte nicht ausschließen das es mir zu dieser Zeit gefallen würde. Jetzt und hier aber eher nicht.

Fazit Unterkunft : Das „Hotel Everest“ war ja jetzt in Indien die erste „Budget-Unterkunft“. Auch wenn mein gebuchtes „Deluxe“ Zimmer verfügbar gewesen wäre, es hätte glaube ich 11 Euro gekostet, wäre es wohl genauso „Standard“ gewesen. Ich glaube der Unterschied zwischen „Deluxe“ und „Standard“ war die Klimaanlage. Ich denke bei richtig Hitze ist die sinnvoll. Jetzt bei beginnendem Sommer hat der Propeller aber ausgereicht. Alles in Allem sehr Basic. War aber alles vorhanden. Und es war sauber. Die Beschreibung und die Bilder bei booking.com waren vollkommen ehrlich.

Das Essen im „Rooftop-Restaurant“ war zumindest am Abend nich so dolle. Das Frühstück war aber gut.

Auch wenn ich nicht alle Bewertungen bei Booking nachvollziehen kann (sowohl positiv wie negativ) war es für eine Nacht vollkommen OK. Ein Reinfall wars definitiv nicht. Tendentiell, wenn ich nochmal nach Pushkar komme (was ich bezweifle), würde ich mir aber ein anderes Hotel suchen.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 30.05.2016, 13:15 Uhr
Deine Bilder sind mal wieder einmalig, Bernd!

ich habe ja schon geschrieben, dass Verwandte von mir in Indien waren und auch berichtet haben - aber hier sagt ein Bild wirklich mehr als 1000 Worte!

Und Indien ist so vielfältig - danke für die Einblicke!

PS:

Deine Anmerkungen zum Thema Hotel-Personal geben einen Hinweis, warum man so oft Inder im Hotel findet, auch in GB und speziell den USA.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 31.05.2016, 09:49 Uhr
10.03.2016 - Udaipur - Zimmer mit See und Volkstanz

Auschecken beim Hotel Everest war easy. Der vereinbarte Betrag für das Zimmer stimmte und die zwei Posten vom Essen waren auch korrekt. Zahlung ging nur in Bar, Kreditkartengeräte gabs hier nicht. Konnte man aber auch nicht unbedingt erwarten, ich war ja gestern nicht umsonst beim Automaten gewesen. Der Rücktransport zur Straße wo Anil schon wartete erfolgte auch wieder mit dem Moped. Auch wieder ne wilde Fahrt um enge Ecken und Kurven.

Der heutige Weg zu unserem nächsten Ziel Udaipur war auch wieder so um 300 Kilometer. Bedeutete auch wieder ne Fahrt vom mindestens 5 Stunden.

Heute haben wir bis auf unseren High-Noon-Tee keine weiteren Stopps eingelegt und sind quasi durchgefahren. In Udaipur haben wir zuerst so etwas wie einen Botanischen Garten angesteuert. War ganz nett, leider aber total überlaufen. Alle Touristenbusse der Umgebung haben diesen Garten auch als Stopp im Programm. So war der Garten eigentlich komplett in der Hand von Franzosen. Deutschland hat sich aber auch mit mindestens einem Bus an dem Aufmarsch beteiligt.

Da ich solchen Massen nichts abgewinnen kann, war ich dann doch recht schnell mit gucken fertig.
 
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Am Nachmittag in Udaipur hieß es dann wieder : Das Hotel kann nicht mit dem Auto erreicht werden. Hier bitte umsteigen ins Tuktuk. Das hatte Anil schon gut drauf. Schon quasi beim Einparken am Straßenrand hatte er durchs Fenster schon einen Tuktuk-Fahrer an der Hand und der bekam dann direkt die Order fürs Jagat Niwas Palace. Anil hatte ihn auf 100 Rupien festgelegt und der Fahrer hat auch später nicht nachverhandelt. War ganz angenehm.

Zuerst dachte ich mir noch, das Anil sich ein wenig anstellt, das man da noch locker mit dem Auto durchgekommen wäre. Dann um die nächste Ecke waren wir aber dann doch wieder in kleinen Gassen die nur für Tuktuks gebaut schienen.

Das Hotel selbst war vom Ende der Gasse noch etwas zurückgesetzt durch so etwas wie eine kleine Ladenpassage zu erreichen. Eine Oase der Ruhe. Durch die Passage durch zur Rezeption tauchte man in eine schöne kleine und vor allem ruhige Welt ein.

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Dieser Jagat Niwas Palace war wohl früher mal wirklich ein (kleiner?) Palast von irgendwem und ist wirklich recht idyllisch mit vielen Ecken, Treppen, Ebenen und bunten Innenhöfen gelegen. Mein Zimmer ging fast auf Wasserebene zum See raus. Das große Zimmer hatte noch eine schöne Sitzecke, die in den See rausgebaut war. Davon hatte ich perfekten Blick auf den Octopussy Palast mitten im See. Das Hotel hatte mir direkt auf den ersten Blick gefallen. Allerdings habe ich mir in den nächsten Tagen öfters mal den Kopf angehauen, weil die irgendwie alle Türdurchgänge für mich deutlich zu niedrig gebaut hatten.

Nachdem ich im Zimmer die See-Sitzecke mal eingeweiht und noch kurz im Lonely Planet gespickt hatte, was ich in Udaipur unbedingt sehen muss, habe ich festgestellt, das ich mit meinem Hotel irgendwie direkt ganz nahe zum City Palast und dem Jagadish Temple gesetzt bin. Das habe ich direkt mal erkundet. Vom Hotel aus geht’s durch kleine Gassen taktisch einmal um die Ecke den Berg hoch und schwupps stand ich schon ziemlich genau  in der Mitte zwischen Tempel und Palast. Der Tempel war 50 Meter die Straße runter und der Palast 50 Meter die Straße hoch.

Ich bin mal zu den Ticketkassen für den Citypalast gegangen und habe mir das schonmal angeschaut. Es gibt eine Unmenge von verschiedenen Optionen hier. Palast mit der Ausstellung oder dieser Ausstellung, Palast mit Bootsfahrt, Palast ohne alles oder doch mit Crystal Gallery …. . Verwirrend. Zumindest hatte ich genug gesehen um die Optionen morgen zu wissen wenns zum Ticketkauf geht.

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Anschließend bin ich runter zum Tempel. Hat man die fette und chaotische Kreuzung davor lebend überquert geht’s hier ne steile Treppe nach oben in den Tempel. Das Licht war jetzt am Nachmittag nicht mehr das beste (hätte nie gedacht das ich das mal sage :) ), aber ein paar Bilder habe ich noch gemacht.

Anil hatte mir noch mit auf den Weg gegeben, das ich unbedingt zum „Bagore Ki Haveli“ gehen müsse. Da würde am Abend eine suuuupertolle Tanzvorführung stattfinden. Das müsse man unbedingt gesehen haben. Zuerst hatte ich vergeblich im Lonely Planet danach gesucht. Es steht nicht unter Bagore Ki Haveli sondern unter dem Punkt "Veranstaltungen" mit dem Namen der Veranstaltung (Dahrohar Dance Show). Aber auch hier schrieb man nicht unbegeistert davon. Da dachte ich mir, kuck dir das mal an.

Als nächstes durfte ich feststellen, das alles was hier so in dem Gassengewirr auf der Karte eingezeichnet ist nur etwa einen Katzensprung voneinander entfernt ist. Zu diesem Haveli  wars vom Hotel aus nicht weit. Im Prinzip anstatt zum City Palace nach rechts abbiegen hier nach links abbiegen. Also echt einfach. OK. Ich hatte GPS und Google Maps Unterstützung. Sonst hätte ich mich garantiert verlaufen.

Am Haveli angekommen war ich natürlich viel zu früh. So habe ich am Wasser noch ein wenig Zeit vertrödelt, den Kindern beim Hopsen ins Wasser zugeschaut, den Verkäufern beim Werben um Kundschaft für Ringe und Armreifen und allgemein anderen Touris beim Rumschauen. Warum kann man eigentlich Teilnehmer von Busgruppen direkt 10 Kilometer gegen den Wind erkennen ? Komisch.

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Als es dann Zeit war, sich zum Tanz zu begeben, hatten sich schon diverse Leute versammelt. Gut, dann war ich nicht alleine und andere Leute wussten auch von dieser Veranstaltung. Alle wurden zu einem Innenhof geleitet. Mitten stand ein großer Baum. Eigentlich recht idyllisch hier. Es gab niedrige Bänkchen und Sitzkissen. Man konnte sich schön im Schneidersitz da niederlassen.

Um mich herum verteilte sich dann noch eine Reisegruppe aus Korea. Die Männer und Frauen waren allesamt taubstumm und verständigten sich alle nur mit Gebärdensprache. Respekt. Ich denke auch in der Gruppe ist Reisen so nicht wirklich einfach. Auch der Koreaner kann keine 5 Minuten rumsitzen ohne eine seiner Videokameras oder Fotoapparate oder Handys zu bedienen, auch meine taubstummen Sitznachbarn nicht. Als die vor mir ausgiebig dem Selfie-Wahn frönten, habe ich mich einfach mal dazwischen geworfen, ein lustiges Gesicht gemacht und mich mit aufs Bild gemogelt. Das war die Attraktion schlechthin. Die Herren haben sie köstlichst amüsiert. In den nächsten Minuten bekam jeder das Bild mit dem lustigen Weißbrot gezeigt. Ich glaube ich bin jetzt in Korea ein Star :)

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Gegen Ende wurde es doch noch recht voll und um Punkt 19 Uhr gings auch los.

Nun ja. In der folgenden Stunde gab es dann ein recht eigenwilliges Programm geboten. Von Tänzerinnen mit Feuerpötten auf dem Kopf über Puppenspieler und Spielszenen wo jemand auf einem anderen Jemand geritten ist und noch sowas wie ein Vogelstimmenimitator der da rumgezwitschert hat.

Also zwischendurch habe ich mich ja echt ein wenig veralbert gefühlt. Das kam mir so vor wie eine Mischung aus Laienspieltruppe und Kinderzirkus. Zumindest wars nicht teuer, so das man sich in dieser Beziehung nicht ärgern musste.

Den meisten und lautesten Beifall hat die allerletzte Nummer bekommen. Eine stämmige Frau hat viele Töpfe auf dem Kopf balanciert.

Naja. Offensichtlich bin ich mit so etwas nicht ganz kompatibel. Vielleicht wars ja wirklich gut, ich konnte damit allerdings nix anfangen.

Zurück im Hotel habe ich das Restaurant noch getestet. Essen war gut, leider wurde ich um halb 10 von der Dachterrasse vertrieben. Eine Etage weiter drunter hat man dann aber auch um 10 schon Schluss gemacht.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 01.06.2016, 10:12 Uhr
11.03.2016 - Auf James Bond Spuren in Udaipur

Habe ich denn schon den James Bond in Verbindung mit Udaipur erwähnt ? Wie die James Bond Fans unter den Lesern ja sicherlich wie aus der Pistole geschossen sagen können, wurden ja Szenen für den Film Octopussy mit Roger Moore in Udaipur gedreht.

Ein „Überbleibsel“ des Films, den Octopussy Palast mitten im See, den hatte ich ja vor meinem Fenster direkt vor der Nase. Heute das Taj Lake Palace Hotel (Übernachtung > 600 Euro) war damals der Schauplatz und Wohnort für die Frauen vom Zirkus und Zirkuscheffin Octopussy selbst.

Da die Insel ja jetzt Luxushotel ist, darf man als Nicht-Gast nicht hin. Schade. Man kommt also nur mit dem Boot hin, beziehungsweise nah dran vorbei.

Ein weiterer Schauplatz von damals ist das Shiv Niwas Palace Hotel. Ich weiß jetzt garnicht ob es Aufnahmen davon im Film gibt, auf jeden Fall bekommt Bond bei seiner Ankunft gesagt, das für ihn „im Shiv Niwas etwas gebucht ist“. Das Shiv Niwas ist hinter dem Stadtpalast quasi angebaut.

Als dritten Drehort gibt’s noch den Monsoon Palace. Im Film wohnt Kamal Khan dort und veranstaltet von dort auch Safaris mit Tigerjagd. Nur das in Wirklichkeit rund um den Palast überhaupt kein Urwald zum Tiger jagen ist. Das war wohl eine kleine schöpferische Freiheit des Films. Im (nicht vorhandenen) tropischen Dschungel beim Palast sagt der gute Bond dann ja noch seinen "Ab mit dir in den Tank" - Spruch.
Zumindest ist der Monsoon Palace heute nicht mehr bewohnt und ein wenig runtergekommen. Mittlerweile gibt’s zwar erste Anzeichen dass da was gemacht wird, allerdings hat man es zu lange verkommen lassen, so dass es doch ein wenig verwahrlost aussieht.

Ich hatte Anil gestern auf den Monsoon Palast angesprochen. Er meinte natürlich das sich das nicht lohnen würde, da gäbe es nix zu sehen. Außerdem, und das war meist seine Standardformulierung, sei es zu weit weg und dauert viel zu lange hinzufahren. Allerdings meinte er danach, wenn auch nicht sehr begeistert, wenn ich unbedingt hinwolle, dann solle ich ihn anrufen, dann würde er fahren. Ich hatte mittlerweile im Lonely Planet gelesen, dass es wohl einen geschäftstüchtigen Taxifahrer gibt, der per Minibus jeden Abend zum Sonnenuntergang da hoch fährt. Ich hatte mir vorgenommen, bevor ich Anil rufe, das ich den Taximann mal ausprobieren werde.
 
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Aber zuerst der Reihe nach. Jetzt am Mittag war zuerst mal der Stadtpalast dran. Den Weg kannte ich ja schon, also war ich schnell an der Ticketkasse. Veränderung zu gestern : Heute klebte da ein Schild „Heute ganzer Tag keine Bootsfahrten“. Hmmm. Dann musste ich da was anderes finden. So habe ich dann auch erst mal ein Ticket für den Palast und die Crystal Gallery gekauft. Auch auf Nachfrage direkt am Schalter bekam ich die Auskunft das Bootsfahrten vom Palast aus heute nicht möglich seien.

Mit Ticket und einem extra (natürlich kostenpflichtigen) Fotopermit ausgestattet, habe ich dann nun jetzt den Stadtpalast durchstreift. Es war sehr viel Betrieb. Ich habe dann gesehen, das ich die ganzen Gruppen in den ersten Räumen schnell überholt habe, so dass ich in einen Slot kam, wo nicht so viele Leute unterwegs waren. Durch den Palast geht eine Art Rundweg, auf dem man dann irgendwann unweigerlich am Ausgang rauspurzelt. Ui. Das ist groß hier. Ui. Das sind aber viele Räume hier zu gucken. Irgendwann hat das Interesse nachgelassen und das letzte Drittel bin ich im Prinzip durchmarschiert. Der Stadtpalast ist sehenswert, keine Frage. Mir wurde es aber dann am Ende zuviel.

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Die Crystal Gallery ist zwar im Stadtpalast Komplex eingegliedert. Den eigentlichen Stadtpalast verlässt man aber. Ich glaube die Crystal Gallery ist in einem Hotel welches auf dem Gelände ist. Man betritt das Hotel bei der Rezeption und steigt nun ein paar Treppen nach oben. In der Folge gibt es nun ganz viel Zeugs und Nippes aus, je eben Kristall, zu sehen. Ziemlich viele Vitrinen mit Tellern und Tassen und Schüsseln. Bemerkenswert wäre einzig das Kristallbett und der Kristallthron. Alles andere würde ich jetzt mal in Kitsch einordnen. Eine Etage wieder runter kann man noch in einen großen Ballsaal und die riesigen Kristall-Kronleuchter ansehen. Ich habe hier noch ein wenig Pause gemacht und mich ganz still in mich hinein über die 500 Rupien Eintritt für die Glasschau hier geärgert.

Ich habe mich dann verkrümelt und mir den Rest des Komplexes noch ein wenig angeschaut. Die Bootsanlegestelle habe ich auch gesehen. War wirklich abgesperrt. Ich bin dann raus in Richtung Tempel. Heute jetzt im strahlenden Sonnenschein konnte man gute Fotos machen. Ich habe heute dann auch die Treppe erklommen und mich oben drin umgeschaut. Hier waren viele Leute unterwegs die laut bei viel Tschingderassabumm Musik machten. Hier hats mir gefallen. Und nebenbei. Hier war niemand der mich ungefragt zugetextet hat oder mir ungewollt Blumen in die Hand gedrückt hat. Ich wurde schlicht in Ruhe gelassen. Ich habe versucht mich möglichst unauffällig in einer Ecke zu verstecken und einfach mal zuzusehen.

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Zum Thema Bootsfahrt hatte mir in der Pause zuvor Herr Google einen Hinweis geliefert. Bootstouren gehen auch direkt nahe meinem Hotel vom Lal Ghat los. Na das ist doch praktisch.

 Ich bin also zum Hotel zurück und als ich in den Abzweig zum Bootsanleger einbiege, sehe ich schon ein Boot anlegen. Ohne Wartezeit konnte ich quasi das Boot besteigen. Es war noch eine indische Familie mit dabei, sonst war keiner da. Zum Glück hatte das Boot ein Planendach, sonst wären wir in der nächsten Dreiviertelstunde wohl auf dem Wasser gegrillt worden.

Nun. Wir haben die große Runde gedreht und sind bei allen interessanten Dingen wie dem Taj Lake Palace, der Jagmandir Insel oder auf der anderen Seite beim Oberoi mal vorbeigefahren.

Schön das mal vom Wasser aus gesehen zu haben. Vom Boot aus konnte man auch erst mal richtig sehen, wie riesig der ganze Stadtpalast-Komplex ist.

Ich bin danach erst mal zum Hotel zurück um meine Räkelecke im Zimmer noch gebührend zu nutzen. Um 4 habe ich mich dann wieder aufgemacht und bin wieder zum Bagore Ki von gestern gegangen. Von dort wollte der Taximann zum Monsoon Palace starten. Als ich dort um die Ecke bog war der ganze Platz brechend voll. Dort fanden gerade Filmaufnahmen statt. Man konnte vor lauter Leuten die da rumwuselten kaum treten. Mehrmals fingen viele Leute zu lauter Bollywood Musik an zu tanzen und zu springen nur um kurz danach von irgendwelchen Regierufen unterbrochen zu werden. Jeder wieder auf Anfang und dann zur Musik erneut loshüpfen.

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Der Taxifahrer stand auch schon parat, meinte aber zu mir, das er nur mit mindestens zwei Leuten fahren würde. Er hat auch noch bis 5 Uhr viele Leute angesprochen und versucht einen Mitfahrer zu werben. Wollte heute aber keiner mehr mit. Dann habe ich zu ihm gesagt, dass ich für zwei Personen zahle. Ob er jetzt von zwei Leuten Geld kriegt oder das Doppelte von mir ist ja kein Unterschied. Das hat er auch eingesehen und so bin ich dann auch zu einer Privatfahrt im Minibus gekommen. Wenn ich es richtig im Kopf habe wollte er am Ende 600 Rupien haben. Fand ich jetzt nicht allzuviel.

Wie schon oben erwähnt wurde der Monsoon Palace seit einer ganzen Zeit nicht mehr unterhalten und steht leer. Wenn man vom Parkplatz das kurze Stück Straße hochgeht und auch später drinnen sich ein wenig umschaut, dann kann man zumindest erahnen das das Gebäude früher mal recht schön war. Jetzt ist aber der Lack ab, wie man so schön sagt.

Trotzdem war noch recht viel los. Es waren viele Leute hier um auch den Sonnenuntergang zu sehen und den Panorama-Ausblick über Udaipur zu fotografieren. Nebenbei sind auch noch diverse Bilder von Affen abgefallen. Die sprangen hier oben nämlich auch zuhauf rum.

Später hat mich der Taxifahrer dann wieder zur Stadt gefahren. Er hat mich ein wenig vor dem Haveli rausgeworfen, da brauchte ich nur noch einmal abbiegen und stand in der Straße vom Hotel. Praktisch. Der Fahrer hatte mit seinem Minibus übrigens nen echt heißen Reifen drauf. So wie der gefahren ist habe ich mich aber mehrmals extra festgehalten weil ich damit gerechnet hatte, das er jetzt gleich ein Tuktuk oder ne Kuh auf seinem vorne dran montierten Kuhfänger kleben hätte. Puh. Verglichen dagegen war Anil der sicherste Fahrer der Welt.

Im Hotel bin ich noch im Restaurant mit Blick über den See und das beleuchtete Taj Mahal Palace bis um 10 sitzen geblieben bis sie mich rausgekehrt haben.

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Udaipur. Find ich gut ! So könnte man die zwei Tage hier überschreiben. Udaipur hat mir wirklich gefallen. Es gab genug zum gucken und es war total angenehm das mich fast niemand angesprochen hat oder mich niemand in seinen Laden lotsen wollte oder sich ungefragt als Guide angeboten hat. Ich konnte die anderthalb Tage fast unbehelligt durch die Stadt gehen. Klasse.

Das Jagat Niwas Palace ist ein gutes Hotel. Sehr ruhig und komfortabel. Das Restaurant ist auch zu empfehlen.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Herzerl am 02.06.2016, 09:51 Uhr
WOW! Vielen Dank für die fantastischen Bilder und dem tollen Bericht!
Am liebsten würde ich sofort morgen nach Indien fliegen  8)

Montezumas Rache bekämpfe ich in Asien auch immer sehr gut mit reichlich Cola zum Essen ;-)
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 02.06.2016, 11:25 Uhr
Indien ist schon ein faszinierendes Land - eigentlich eher ein eigener Kontinent mit einer grandiosen Vielfalt!

Und Bernds Bericht (und vor allem die extragalaktischen Bilder  :wink:) zeigen wieder eine ganz andere Seite, als die welche ich von den Besuchen meiner Verwandtschaft kenne bzw den Bekannten, die es aus Indien nach Europa "geschafft" haben.
Nochmals dankeschön, Bernd!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 02.06.2016, 11:39 Uhr
12.03.2016 - Festung in den Bergen und 1.444 Säulen (mehr oder weniger)

Für den Transport zum Treffpunkt mit Anil brauchte ich auch wieder ein Tuktuk heute morgen. Das haben die Jungs von der Rezeption gemacht. Meinten auch das 100 R in Ordnung seien. Der Fahrer hat mich dann zwar auch gut gefahren, leider meinte er anschließend noch nachverhandeln zu müssen. Ich habe ihn stehen lassen und mich zu Anil ins Auto verdrückt. Irgendwas hat mir der Tuktuk Mann noch hinterher gerufen. Wahrscheinlich hat er mich verflucht oder sowas. :)

Als ich Anil dann erzählte, das ich am Tag zuvor doch noch beim Monsoon Palace gewesen sei, da würde er richtiggehend etwas sauer. Warum ich ihn denn nicht angerufen hätte und warum ich jetzt den anderen Taxifahrer bezahlt hätte. Keine Ahnung warum er sich so angestellt hat. Vielleicht war er in seiner Taxifahrer-Berufsehre geknickt oder vielleicht war es ihm auch unangenehm das es eventuell Mr. Ashok zu Ohren kommen könnte, das der Gast andere Transportmittel engagiert.  Naja. Egal.

Heute stand eine größere Etappe auf dem Plan. Es sollte in die Berge gehen zu einem Fort und danach weiter nach Ranakpur.

Von Udaipur aus bis hoch in die Berge zum Kumbalgarh Fort hats von Morgens um 9 bis zum Nachmittags so ca. 15 Uhr gedauert. Zumindest wurde es, sobald es bergiger wurde, noch interessant. War mal was anderes als die ewig gleichen flachen Ebenen links und rechts der Straße. Natürlich musste berghoch wieder die Klimaanlage ausgemacht werden. Wir erinnern uns. Der etwas schwache Tata.
 
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Am Fort angekommen meinte Anil das ich zusehen solle, das ich in einer Stunde wieder da wäre. Weil in Ranakpur wollten wir noch zum Jain Tempel und der macht um 17 Uhr oder sowas zu. Wenn ich jetzt noch stundenlang in der Festung gewesen wäre, hätten wir das nicht mehr geschafft. In der Festung war dann erst mal Treppensteigen angesagt. Vom Eingangstor (mit verdammt dicken Mauern) geht’s zur Festung erst mal in langen und spitzkehrigen Wegen recht anstrengend nach oben. Die eigentliche Festung liegt ein ziemliches Stück höher als wie der Parkplatz und das große Tor.

Im Fort ist mir jetzt garnicht so viel interessantes im Kopf geblieben. Es ging eher um das Setting auf dem Bergrücken allgemein und die tollen fetten Mauern, die sich über den ganzen Rücken ziehen. Da hatte sich irgendein Bauherr vor langer Zeit schon ziemlich verausgabt mit der Festung. Ich fands gut. War ne gute Idee hier herzukommen.

Vom Fort geht’s dann auf vielen Serpentinen runter ins Tal. Und unvermutet schnell ist man dann auch unten und ist beim Jain Tempel. Anil meinte, ich solle lieber die kurze Hose gegen eine lange Hose wechseln. Die wären hier recht penibel wenns um die Einhaltung der Regeln geht. Am Ticketschalter wurden dann auch von ein paar Frauen erst einmal die Röcke kontrolliert und die kurzen Ärmel an den Shirts kritisch beäugt. War der Rock zu kurz musste sich die Dame irgendein langes Tuch umbinden so das die Beine danach züchtig bedeckt waren.

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Man durfte nichts aus Leder in den Tempel bringen, Schuhe waren selbstverständlich auszuziehen. Anil meinte zwar noch das Socken auch nicht erlaubt seien, das war aber Blödsinn. Auf Socks gings ganz selbstverständlich in den Tempel rein.

Der große Tempel ist bekannt wegen seiner insgesamt 1.444 Säulen, die alle individuell gestaltet und verziert sind. Und ja. Das sah stellenweise schon spektakulär aus. Ein nettes Detail am Rande. An allen 4 Seiten des Tempels stehen Elefantenstatuen. Die Statuen sind alle 4 gleich. Allerdings sitzt bei jeder Statue etwas / jemand anderes drauf. Von den 4 Elefantenpositionen hat man auch jeweils einen guten Blick durch den Tempel bis zum Heiligtum.

Ich fand es wirklich schön hier drin, der Besuch hat sich echt gelohnt. Zumindest ich wurde von den (selbsternannten?) Priestern in Ruhe gelassen die einem gegen eine kleine Spende nen Punkt auf die Stirn machen. Die haben sich auf die Reisegruppe aus dem Bus, der mit uns auf den Parkplatz gerollt war, gestürzt.

Zwei Sachen geschaut und schon war der Tag rum. Also blieb jetzt nur noch zum Hotel zu fahren. So weit wars jetzt vom Tempel nicht mehr. Allerdings wurde dann auch schnell klar, dass außer dem Hotel, dem Ranakpur Hill Resort, nicht wirklich viel in der Umgebung drumherum los war. Selbst Google Maps zeigte im vergrößerten Kartenausschnitt in der weiteren Umgebung nur viel leere Fläche an.

Dieses Hill Resort war aber ganz ok. Checkin war ganz locker. Zimmer war groß, großes Bett, große Sitzecke, das Bad vorzeigbar. Der Preis war zwar eher am oberen Limit angesiedelt, aber dafür wars auch die einzige nennenswerte Unterkunft weit und breit.

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Das WLAN war allerdings kostenpflichtig. Als ich an der Rezeption danach gefragt habe, hat mir der Mensch dort mit ganz bedauernder Miene erklärt, das das WLAN für den Tag leider 200 Rupien kosten würde. Er drückte sich so verlegen aus, als ob ihm das sehr leid täte. Nun sind 200 R ja keine 3 Euro und ich habe diesen Betrag tapfer investiert. Ich hatte den Eindruck das sich der Kollege irgendwie gewundert hat, das ich das ohne Riesenprotest direkt bezahlt habe.

Ich habe mir dann im Restaurant was zu trinken geholt und mich in meine Sitzecke verdrückt, und noch die Internet-Updates des Tages geholt. Ich habe da ungefähr ne Stunde verbracht und in dieser Zeit gab es ungefähr 7-8 Stromausfälle. Teilweise ne Minute, teilweise 5 Minuten. Das war am Ende doch recht nervig.

Ich denke mal das die später im Restaurant auch mit Gas gekocht haben und Kerzen aufgestellt haben, da auch am Abend im Restaurant dauernd mal kurz der Saft weg war. In solch einer hohen Frequenz hatte ich das auch noch nicht erlebt.

Das Essen war OK, aber nichts berauschendes. Irgendwie wars schon bei Anlieferung ein wenig kalt. Zumindest wars nicht teuer. Von daher wars OK. Ich konnte noch zwei Tische weiter zwei Leute beobachten (ich glaube sogar es waren Deutsche. Vater und Tochter (oder junge Geliebte :) ), die waren offenbar penibel darauf bedacht ja nix indisches zu essen. Die haben sich Pommes mit Unmengen Ketchup bestellt. tststs

Service im Restaurant war eigentlich nicht vorhanden. Kam mal jemand vorbei, musste man ihn anhalten. Später zum Zahlen bin ich nach ner halben Stunde aufgestanden und selbst vorne hin wo so etwas wie ne Kasse stand gegangen. Kasse war aber nur Attrappe. Rechnung ging "aufs Zimmer" und sei beim Check-Out zu zahlen. Offensichtlich hätte ich auch aufstehen können und einfach so rausgehen. Wahrscheinlich ist deshalb auch keiner gekommen für die Rechnung.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Palo am 02.06.2016, 14:58 Uhr


(http://www.berndsteinke.de/indien1/pix/177.jpg)  [img]


Hihihi.... wie wurde das denn konrolliert? Hast du mal gefragt?

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 02.06.2016, 15:41 Uhr
Äh, nö.
Vielleicht setzt man ja auf freiwillige Selbstkontrolle.  :lachen5:

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 03.06.2016, 11:26 Uhr
13.03.2016 - Ein Markt für Alles

Das Auschecken beim Hill Resort wäre so einfach gewesen, wenn Strom da gewesen wäre. Als ich bezahlen wollte gabs keinen Strom und somit auch keine Kreditkartentransaktion. Ich bin dann erst mal frühstücken gegangen. Als ich zurück an die Rezeption kam gabs immer noch lange Gesichter. Ich war gerade schon meinen Bargeldbestand im Kopf am durchrechnen als diverse elektronische Geräte plötzlich wieder einen Lebenspieps von sich gaben. Jetzt aber schnell. Wir haben der Internetleitung noch einen Moment gegeben um sich zu beleben und dann haben wir schnell gesehen das die Kreditkarte durchging. Puh. Nochmal Glück gehabt.

Essen und Getränke musste ich allerdings trotzdem Bar bezahlen, nur der Übernachtungspreis wurde mit Karte abgerechnet. Komische Regelung.

Von Ranakpur nach Jodhpur sind es so ca. 150/160 Kilometer. Trotzdem dauerte die Fahrt wieder absurd lange. Also Autoreisen in Indien wären echt nicht meine Sache. Wir sind am frühen Nachmittag angekommen und jetzt stand erst einmal das Erreichen der Unterkunft für die nächsten zwei Nächte auf dem Programm. Während wir durch die Stadt fuhren (Jodhpur an sich ist schon etwas größer, die haben hier sogar sowas wie nen kleinen Flughafen) konnte man merken, das, je näher man dem alten Teil Jodhpurs kam, es immer dichteren Betrieb und immer mehr Tuktuks, Mopeds und Fahrräder gab. Rund um den Uhrenturm war dann alles in der Hand von Zwei- und Dreirädern.
 
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Anil hatte es auch jetzt wieder geschafft quasi mit dem Einparken schon einen Tuktuk Fahrer einzuhalten und ihn für die Fahrt zum "Hotel" zu chartern. Allerdings wusste scheinbar der Tuktuk-Mann auch nicht so recht wo das "Geetha Mahal" nun sein könnte, man einigte sich aber darauf, das es irgendwo in den Gasen jenseits des Uhrenturms wäre. Also ging die Fahrt los und der Fahrer hat auch prompt an fast jeder Ecke angehalten und nach dem Weg gefragt. Interessanterweise hat er bei seinen Fragen auch sehr viel Schulterzucken geerntet. Ich dachte schon wir wären gleich hilflos in den Gassen verloren. Doch plötzlich, oh wunder, fahren wir auf eine angestrichene Hauswand zu, auf der ganz dick der Schriftzug "Geetha Mahal" zu sehen ist (und ein dicker roter Pfeil nach links). Hier hat mich der Fahrer dann rausgeschmissen, mit dem Hinweis, ich solle jetzt dem Pfeil folgen. Zum Glück habe ich dann aber das rote Haus (ich hatte vorher auf Tripadvisor ein Bild von dem Haus gesehen) auch gesehen.

Ich wurde unten sofort in Empfang genommen. El Scheffe hatte alle nötigen Infos auf seinem Handy vorliegen und ich wurde herzlich willkommen geheißen. Die Unterkunft ist eigentlich ein altes Wohnhaus, wo die Betreiber selbst wohnen. Die oberen 2 Etagen sind zu Gästezimmern ausgebaut und ganz oben auf dem Dach ist ein Restaurant. Das Zimmer war groß, ein großes Doppelbett, eine Klimaanlage und Platz die Tasche hinzustellen. Das Bad war auch OK. Die blauen Kacheln mit Wellenmuster und glücklichen Delphinen drauf waren allerdings schon fast ein bisschen zuviel des Guten.

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Mein Zimmer war auf Ebene drei, direkt unter dem Rooftop-Restaurant. Hier hoch kam man nur durch ein abenteuerliches Treppenhaus, für das man eigentlich eine Bergsteigerausrüstung benötigt hätte. Von Etage 2 zu Etage 3 gabs an der Wand nur ne Kette, an der man sich hochziehen konnte um die ungleichen und unebenen Steinstufen zu meistern. Ich habe mir an den nächsten zwei Tagen mehrmals den Schädel angehauen, weil das Treppenhaus zusätzlich zur Kletterei verdammt niedrig war.

Also ich kann nur sagen, das Haus hatte Charm.

Nachdem ich mich eingerichtet hatte, bin ich sofort wieder los. Ich wollte ausprobieren, ob ich von hier den Weg zum Uhrenturm zurück wieder finden würde. Eigentlich war das garkein so großes Problem. Wenn man einmal die grobe Richtung erwischt hatte, kam man immer so ziemlich richtig raus.

Von meiner Richtung her kam ich immer zuerst an einem recht großen Laden vorbei der so ziemlich alles aus Holz verkaufte. Figürchen, Möbel, Laternen, große Figuren und und und. Der große Elefant vor der Türe war toll. Da hätte man aber bestimmt schon nen Hänger gebraucht um den wegzubringen. Also nix fürs Handgepäck. Gegenüber war ein Läden für Leitern und allgemein Holzstangen aller Art. Da konnte man im Vorbeigehen ne schöne handgefertigte Holzleiter mitnehmen. Hat auch was.

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Durch das Tor an den vielen Tuktuks vorbei steht man dann mitten im Leben, sprich mitten im Basar von Jodhpur. Hier versammelt sich alles an Marktständen, was man nie zu träumen gewagt hat. Zuerst bin ich linkerhand marschiert und habe mich inmitten von vielen Obst- und Gemüseständen wiedergefunden. In den Gassen dahinter gibts viele Stände mit Reis und Gewürzen. Was nicht am Stand verkauft wird, fahren Männer auf mobilen Karren durch die Straßen. Knoblauchzehen, Rosinen (oder Datteln?) oder irgendwelches Brot.

Schlägt man eine andere Richtung ein, gehts in den Haushaltswaren-Bereich. Hier gibts alles vom Topf, der Kaffeemühle, dem Löffel bis zum Sieb oder der kleinen Spülbürste. Alles in Haufen teils kreuz und quer aufgetürmt.

Daneben dann die Klamotten und Schuhe. Schreiend bunte Textilien und große Berge von Plastiklatschen schreien nach Kundschaft.

Zwischendrin auf ein paar Quadratmetern freiem Platz tun Straßenfriseure ihr Handwerk oder es sitzen ein paar Schuster dort die Schuhe flicken. Ein kunterbuntes Treiben.

Das kurioseste war aber der ganze Bereich des Marktes wo offensichtlich nur alter Schrott verkauft wurde. Da gab es "Läden" die boten alte Netzteile und Festplatten an. Daneben standen viele ausgeschlachtete Home Trainer neben Benzinkanistern und Munitionskisten. Alte Hartschalenkoffer langen neben Haufen von Schraubenschlüsseln. Schrottige Fernseher wurden zusammen mit Mixern aus 7. Hand angeboten.

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Ich bin hier noch recht lange geblieben und habe mir alles angesehen. Ich konnte mich hier fast nicht mehr satt sehen. Eine Gasse mit Schneidern hab ich noch erkundet. Da hätte man sich in Rekordzeit neue Garderobe machen lassen können. Der Stoff lag draußen in Ballen vor der Türe und drinnen saßen Männer vor Schneidetischen und alten Kurbel-Nähmaschinen mit Fußantrieb. Herrlich herrlich herrlich.

Später habe ich mich dann doch losgerissen und versucht, jetzt einen anderen Weg zurück zu erkunden. Obwohl ich eigentlich ursprünglich in eine andere Richtung gegangen war, bin ich nach diversen Abzweigungen doch wieder auf den Weg von eben zurückgekommen. Also eine Gefahr sich zu verlaufen gabs scheinbar nicht. An neuralgischen Punkten trafen sich wundersamerweise immer alle Wege aus allen Richtungen :)

Gegenüber des Holz- und Leitergeschäfts konnte ich noch Zeuge werden, wie zwei junge Männer versuchten, irgendein Möbelstück (was mich an eine Art Unterstellbock erinnerte) mit ihrem Moped abzutransportieren. Sogar der Leiternfabrikant gegenüber hat sich köstlich darüber amüsiert. Die Zwei haben aber auch wirklich jede erdenkliche Position ausprobiert bis sie es endlich geschafft hatten dieses Holzteil irgendwie auf dem Zweirad zu halten.

Später oben im Rooftop-Restaurant gabs kaltes Kingfisher. Die Speisekarte war jetzt nicht allzu ergiebig. Vegetarisch plus Pizza. Ich habe mich heute für Pizza entschieden. Die hat mich dann aber später eher an Tiefkühl Pizza erinnert. War nich so dolle.

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Ungewohnt war, das es kein gewohntes Sitzmöbel gab. Man hat im Schneidersitz an niedrigen Tischchen gehockt oder gekniet. War sehr ungewohnt. Am Ende des Abends waren meine Beine eingeschlafen so das ich kaum noch die Treppe runtergekommen bin.

Dafür das ich von der Gasse eigentlich nur durch einen Holz-Fensterladen und ein Fliegengitter getrennt war, war es am Abend und in der Nacht eigentlich verdammt ruhig. Hätte jetzt gedacht das hier mehr Krach gewesen wäre.

Gute Nacht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Herzerl am 03.06.2016, 13:04 Uhr


(http://www.berndsteinke.de/indien1/pix/177.jpg)  [img]


Hihihi.... wie wurde das denn konrolliert? Hast du mal gefragt?

Also mich hat der Guide damals in Bali vor so einem Tempel echt gefragt.
So ganz in normalem Ton (nicht verschämt oder so) wie wenn er gefragt hätte wie ich heisse!
Ist für die anscheinend ganz normal.
Ich habe mich aber schon gefragt, ob die menstruierenden europäischen Frauen das wirklich zugeben würden
und dann irgendeinen schönen Tempel nicht anschauen würden!?

@MisterB
Ich wiederhole mich, aber Dein Reisebericht ist wirklich super! Vielen Dank! Die Bilder....  :dankeschoen:


Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 03.06.2016, 14:20 Uhr
Da muss ich doch noch mal in den Lidl und mir ein Kingfisher holen, um auf Mr. Bernd anzustoßen!   :D

Diese Märkte (in Asien generell, auch in Nordafrika oder der Türkei geht es ja in die selbe Richtung) sind einfach wahnsinnig - vom frischen exotischen Gewürz bis zum Plastik-Schrott aus China in unmöglichen Farben ...

Die Farben in Deinen Fotos sind überhaupt toll, mein lieber Schieber - äh, Bernd!  :P

Wenn wir jünger wären ...

Manchmal könnte man schon auf die folgenden Generationen neidisch werden ...

Die ganze exotische Welt steht einem offen - man muss nur wollen!

Also bitte weiter machen!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 04.06.2016, 19:16 Uhr
Im Lidl gibt's Kingfisher ?
Das muss ich hier bei uns direkt mal ausprobieren. Jetzt auch nicht weils mir so dermaßen gut geschmeckt hätte, sondern um mich beim schreiben der letzten Tage des Berichtes nochmal in die richtige wehmütige Stimmung zu versetzen :)

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 04.06.2016, 19:49 Uhr
Jetzt zur EM gibt es bei unserem ungarischen Lidl natürlich Biere aus allen Teilnehmerländern - ich nehme an, das ist beim deutschen genau so.

Und vorher muss das "interkontinentale" natürlich weg - die Restbestände an Kingfisher, Tsingtao, Miller, Foster's und einem thailändischen Gebräu (Name vergessen) müssen da natürlich weg - Restposten zum Sonderpreis!  :lol:

PS:

Wir haben ja auch regelmäßig asiatische Wochen bei Lidl - da werden dann Saucen und Curry als typisch indisch angeboten ...

Das könnte vielleicht auch das Fernweh mildern ...

Deine Bilder sind wirklich großartig - diese indische Farbenvielfalt kommt unheimlich gut rüber!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 06.06.2016, 10:49 Uhr
14.03.2016 - Blaue Stadt mit Fort
 
Frühstück bestand heute aus ein wenig Toast und dazu nem Kaffee. Irgendwie war heute im „Dachrestaurant“ offenbar nur der jüngste Ableger der Geetha-Mahal-Betreiber im Dienst (ich schätze mal 12 oder sowas) der mich zum einen nicht wirklich verstand und zum anderen wohl nur in der Lage war, Kaffee und Toast zu machen. Ansonsten war er hauptsächlich damit beschäftigt die Treppe zu kehren.

Mit Anil hatte ich mich beim Uhrenturm verabredet. Den Weg kannte ich jetzt schon sehr gut. Nach 10 Minuten war ich da, wobei ich wohl am längsten gebraucht habe, mich über die große Kreuzung zu trauen.

Im Bereich des Basars war (noch) nix los. Die Straßen waren auch alle einigermaßen gut aufgeräumt. Ich hätte jetzt echt nicht gedacht, das die Leutchen hier jeden Abend ihren Kram zusammenpacken und die Stände abbauen bei all den Unmengen Klimbim der gestern Abend hier rumlagen. Zumindest jetzt so kurz nach 9 war auch noch keine große Wiederaufbautätigkeit zu erkennen. Der Basar geht scheinbar erst später los.

Für Jodhpur standen heute erst einmal zwei Sightseeing-Sachen auf dem Programm. Zum einen die große Festung und dann noch ein etwas kleinerer Palast.
 
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Zu dem kleineren Ding sind wir zuerst hin. War eine recht umständliche Schaukelei durch ziemlich abenteuerliche Ecken, bis wir zum Aufstieg auf den Berg kamen. Unser Ziel, Jaswant Thada, ist in Sichtweite der Festung ebenfalls auf einem Hügel und ist garkein Palast sondern ein Denkmal oder Ehrenmal, welches irgendwann mal ein Maharaja für seinen Maharaja-Vater gebaut hat. Das Teil ist komplett aus Marmor gebaut und ist wirklich sehenswert.

Ob man auch reinkann weiß ich garnicht. Ich glaube aber nicht. Beim Ticketkauf muss man das obligatorische Photopermit auch kaufen. Jetzt mal echt eine Frage. Gibt es wirklich Leute die ohne Fotoapparat dahinkommen ? Warum schlägt man nicht einfach den Preis für den Eintritt etwas auf anstatt diese lächerliche Zusatzgebühr nochmal extra zu kassieren. Naja. Egal.

Letztlich bin ich dann doch recht schnell wieder gegangen, weil kurz nach uns ein paar Busse neben uns einparkten und wieder viele Franzosen ausgespuckt haben. Wurde mir dann zu schnell zu voll hier.

Als nächstes gings dann zum großen Fort, dem Mehrangarh Fort. Dieses Fort ist wohl „eine der“ größten Festungen dieser Art in Indien. Wobei mir jetzt der Maßstab bei „eine der“ etwas fehlt. Zumindest kann man sehen das es ziemlich riesig und klotzig ist. Vom Jaswant Thada wo wir gerade herkamen hat man einen schönen Blick auf den fetten Steinblock auf dem Nachbarberg.

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Mit Anil wurde das übliche vereinbart. Ich parke hier, nimm dir soviel Zeit wie du brauchst, ich warte hier. Danke, bis später.

Nach Kauf des Tickets steht man erst mal „unten“ in einer Art großem Vorhof. Um jetzt in das eigentliche Fort und die Palasträume zu kommen, muss man immer Bergauf und immer über Spitzkehren durch eine Kaskade von 7 Eingangstoren marschieren. Für die Lauffaulen gibt’s aber auch einen Aufzug (kostet natürlich extra).

In der Festung drin gibt’s dann den „normalen“ Rundweg durch die Räume der Maharajas sowie zur Auflockerung ein paar Ausstellungen. Es gibt eine Ausstellung mit alten Sänften, mit alten Elefanten-Hochsitzen und mit Waffen. Es gab noch Gemälde und noch irgendwas aus den Schatzkammern, das habe ich aber nicht genau angeschaut. Sah irgendwie uninteressant aus. Die Sänften waren cool. Wenn man sich mal vorstellt das da wirklich bis teilweise 10 Männer den Maharaja durch die Gegend geschleppt haben. Andere Zeiten, andere Fortbewegungsmittel.

Alles in Allem war ich, glaube ich, so ungefähr 2 Stunden da im Fort unterwegs. Lohnt sich. Später bin ich draußen noch ein wenig rumgewandert. Leider kommt man nicht direkt an die Mauern mit den Zinnen und Türmchen dran. War alles abgesperrt. Den Fußweg runter in die Stadt habe ich aber gefunden.

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Jetzt war später Mittag und Anil hat mich jetzt mehr oder weniger ungefragt zu einem Restaurant gefahren. Offenbar war das sowas wie ein Standardstopp in Jodhpur. Ich habe jetzt auch schon gelesen, das zu diesem Restaurant „On The Rocks“ wohl die meisten Touristen von ihren Fahrern hingefahren werden. Zufälligerweise passte es ganz gut, da ich gestern außer der kleinen Aufbackpizza nichts mehr gegessen hatte. Daher habe ich nicht protestiert.

Ein wenig zu früh waren wir. Ich konnte von meinem Tisch noch zusehen, wie alle Angestellten (übrigens aus einem unerfindlichen Grund alle in irgendwelchen Fantasie-Militäruniformen) vom großen Supervisor noch auf den Tag eingeschworen wurden. Bei jedem Satz vom Scheffe ging ein ruckartiges Kopfnicken durch die Reihen. Ja Meister !

Dieses „On The Rocks“ ist Teil eines etwas größeren Komplexes mit ner Handvoll Läden und noch nem Hotel. Ob das Restaurant zum Hotel gehört oder beides nur zufällig nebeneinander liegt, konnte ich nicht herausfinden.

Das Essen war sehr gut. Nach Vorspeise und irgendein Chicken Tikka als Main war ich denn auch pappsatt. Es hat sehr gut geschmeckt. Allerdings wars auch ein wenig teurer wie jetzt in den letzten Tagen. Aber irgendwie müssen ja die Uniformen bezahlt werden. Allerdings war der Service doch indientypisch langsam. Vom Verlangen der Rechnung bis wo mal jemand mit nem Block in der Hand erschienen ist, hats dann schon so ne halbe Stunde gedauert. Auch mein leeres Glas wurde von allen vorbeischlurfenden Uniformträgern geflissentlich ignoriert.

Dieses Restaurant liegt übrigens ganz nahe neben dem Superluxushotel „Umain Bhawan Palace“ bei dem ich über Booking locker ne Suite für mehrere tausend Euro (pro Nacht natürlich) hätte kriegen können. Laut Lonely Planet legt man keinen Wert auf einen Besuch von Nicht-Gästen nur zum gucken, weshalb ich Anil garnicht drauf angesprochen habe.

Kleine Abschweifung am Rande. Als ich nach Hotels in Jodhpur gesucht habe, wurde mir der Umain Bhawan Palace auch von Booking angeboten. Preise für "Zimmer" 1.000 Euro aufwärts und kleine Suite 3.000 Euro aufwärts. Und bei diesen Schnäppchenpreisen wurde natürlich dauernd penetrant eingeblendet "Schnell buchen, dieses Hotel wird demnächst ausgebucht sein. Letztes Zimmer auf unserer Seite. Schnell, die letzte Buchung erfolgt vor 5 Minuten aus ...".

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Nun ging es wieder auf verschlungenen Wegen zurück zum Uhrenturm. Oben von der Festung aus hatte ich in einem Teil der Stadt gesehen, das es da tatsächlich recht blau zuging. Will damit sagen, so wie Jaipur die Pink City ist, so ist Jodhpur die blaue Stadt. Es gibt aber nur noch kleine Bereiche wo man dies gut erkennen kann. Anil hat mir noch kurz den Weg beschrieben zu einem Bereich mit vielen blauen Häusern und dann habe ich mal das Essen von eben abtrainiert.

Sehr weit bin ich allerdings nicht unbedingt gekommen. Die normale Geschwindigkeit durch den Megabetrieb mit Menschen, Mopeds und Tuktuks ist erschreckend langsam. Als es mir auf der Main Road zu bunt wurde bin ich rechts in Richtung Festungsberg abgebogen und da einfach mal kreuz und quer durch die hier nun weniger vollen Gassen marschiert. Ich habe auch tatsächlich ein kleines Viertel gefunden mit viel Blau. Gleichzeitig bin ich dabei auf den Fußweg hoch zum Fort geraten.

Irgendwann habe ich mich mal umgeschaut und dabei festgestellt, dass ich schon recht nahe unterhalb der Festung befand. Da bin ich rumgedreht und habe die erste Möglichkeit gesucht, wieder bergab abzubiegen.

An einer Stelle zeigten dann zwei Straßenköter Interesse an mir. Bisher hatte ich die allgegenwärtigen Hunde eher als schläfrig und passiv in der Sonne liegend erlebt. Hier die beiden Höllenhunde machten sich einen Spaß daraus die Zähne zu fletschen, zu knurren und mich anzulaufen. Hui. Da ist mir aber mal kurz des Herz in die Hose gefallen. Sie haben dann aber kurz vor mir rumgedreht und mich verschont. Puh !

Drei Ecken weiter bin ich dann falsch abgebogen. Der Weg durch die Häuser war nur noch schulterbreit und plötzlich stand ich auf ner Müllkippe und wurde von drei Kühen angeglotzt. War ein wirklich herrliches Bild welches ich leider nicht in echt fotografiert habe.

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Mittlerweile war ich auch genug gelaufen und ich habe mich erst einmal zum Hotel zurück begeben. Als ich in die düstere untere Etage reinkam war der erste Satz den ich zu hören bekam: Es gibt keinen Strom. Toll. Da wollte ich mich im Zimmer gerade ein wenig runterkühlen, dann gibt’s keinen Saft. Ich hab noch ein paar Worte mit dem Typen an der Rezeption gewechselt. Offenbar war er hier der Chef. Bin dann aber wieder raus und habe mir um die Ecke erst mal was zu trinken gekauft. Das war jetzt auch nicht mehr sonderlich kalt, deren Kühlschrank hatte ja auch keinen Strom.

Ich bin jetzt mal in eine ganz andere Richtung gegangen und habe den Basar links (in diesem Fall im Wirklichkeit rechts) liegen lassen. Trotzdem stand ich nach kurzer Zeit wieder nahe vom Uhrenturm auf der Kreuzung. Von hier bin ich dann wieder quer durchs Viertel. Das Pal Haveli Hotel habe ich gesehen. Scheint das erste Haus am Platze zu sein. Ich glaube das hatte ich ursprünglich bei Booking auch in der ersten Wahl. Gegenüber ist ein großes Wasserbasin. Ich hoffe mal das das nicht der Wasserversorgung der Stadt dient. Sah recht verdreckt aus.

Irgendwo in einer der Straßen saßen etliche Schuster auf dem Bürgersteig. Hier wurde emsig gearbeitet. Die Kunden saßen auf kleinen Schemelchen daneben und konnten die Arbeite live verfolgen. Schatz ich geh mal eben zum Schuster und lass meine Sandale flicken. Ja is gut, bis gleich.

Ein paar Ecken weiter war Riesenlärm. Indische Love Parade ? Bum bum bum hyper hyper ? Nein. Ein Laden der Lautsprecherboxen (mannshohe amtliche Teile !) herstellte machte gerade scheinbar eine Produktdemo und hat damit den ganzen Stadtteil beschallt. Könnte mir vorstellen das es sogar ein paar Verrückte gibt die sich sowas in ihr Tuktuk einbauen :)

Irgendwann hatte ich aber echt keine Lust mehr rumzurennen und bin daher zum Hotel zurück. Strom war wieder da und ich konnte nun endlich wieder normale Körpertemperatur herstellen. Als ich ausreichend abgekühlt war bin ich wieder rauf aufs Dach.

Als Verpflegung habe ich mich heute an das Knoblauchbrot gehalten. Das war ganz gut. Und das Kingfisher war auch gut kalt. So bin ich unterhalb der schön beleuchteten Festung noch länger sitzen geblieben.

Gute Nacht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 06.06.2016, 21:35 Uhr
Diese Paläste und Forts sind ja wirklich der Hammer - da können selbst Neuschwanstein etc nicht mithalten.

Ich vermute mal, dass in Indien diese europäische Zerstörungswut nach verlorenen kriegen nicht so grassiert hat - bei uns sind doch die meisten alten Burgen und Schlösser irgendwann vom Feind "geschleift" worden.

Die Bilder vom täglichen Leben sind auch toll - traditionelle Arbeit wie bei uns im 19.Jahrhundert aber in moderner Umgebung.

Nicht ganz OT:

ich habe mir erlaubt, einen indischen Freund in einem US-Forum darauf anzusprechen und er hat ganz stolz geantwortet:

Zitat
Wolf, thanks for sharing that. For a perspective, India’s youth population of 356 million 10-25 year-olds is more than America’s entire population of nearly 320 million. It’s mind boggling! We have MDs and CEOs who are under 30 heading operations of their own startups, and successfully too. I think, America’s own startups have been an inspiration. Of course, we have problems too, especially social and economical, in several areas but we seem to be moving in the right direction. And yes, it is a vast and beautiful country, a subcontinent actually.

Das ist die andere Seite von Indien, die sieht man als Tourist vielleicht nicht so direkt, aber wenn man in der IT arbeitet (wie ich viele Jahre), dann merkt man da was von.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 07.06.2016, 10:28 Uhr
Heut war nicht so viel los. Daher der heutige Tag etwas kürzer beschrieben.

15.03.2016 - Ankommen am Ende der Welt (fast)
 
Als ich am Morgen zum Auschecken kam wurde ich schon erwartet. Der Mensch hinter seiner Mini-Rezeption begrüßte mich wieder mit breitem Lächeln und bester Laune. In den letzten beiden Tagen habe ich ihn nur lachend und „gut drauf“ erlebt. Machte direkt immer Spaß unten am Rezeptions-Tischchen vorbei zu kommen. Nachdem ich den lächerlich kleinen Betrag (22 Euro) für die zwei Nächte bezahlt hatte sind wir noch ins Gespräch gekommen. Bei ihm auf dem Tisch lag ein Prospekt von sowas wie dem indischen Saturn, wo auch Iphones beworben wurden. Auf den ersten Blick konnte ich sehen, das der Rupien-Betrag für so ein IPhone in dem Prospekt doch verdammt groß war. Er meinte dann auch, das Iphones in Indien fast unbezahlbar wären (obwohl ich in der ganzen Zeit unendlich viele Leute mit Apple Sachen gesehen habe. So unbezahlbar wars dann doch wohl nicht). Wir haben uns noch ein wenig unterhalten und anschließend hat er mich dann noch höchstselbst mit seinem Moped zum Uhrenturm gefahren.

Anil war auch schon da und so gings flux weiter nach Jaisalmer. Entfernung auch wieder so rund 300 Kilometer. Also Ankunft am frühen Nachmittag. Ich kann mich noch erinnern das auf dem Weg die Straßen, je weiter man Richtung Jaisalmer kam, unglaublich schlecht wurden. Erst im großen Einzugsbereich von Jaisalmer wurde es wieder besser.

Rund um Jaisalmer ist man erst einmal an vielen Kasernen vorbeigefahren. Hier, schon recht nahe der Grenze zu Pakistan, hatten die Inder reichlich viel Militär aufgefahren.

Das Hotel war einigermaßen zentral, lag aber in einer Gegend, die nicht wirklich vertrauenserweckend aussah.
 
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Von einem auf den anderen Meter gabs auch keinen Teer mehr, sondern Sandpiste. Alles ringsherum sah verkommen aus und kaputt. Das Klientel welches auf der Straße unterwegs war auch irgendwie. Zwischendurch kam jemand mit ner Ziegen- oder Kuh Herde durch und auf der Ecke vom Hotel wurden Kuhfladen in der Sonne getrocknet. Huiuiui. Freiwillig wäre ich hier nicht hingegangen. Und hier sollte ich übernachten ? Als wir das Hotel dann gefunden hatten bin ich mal reingegangen um die Lage zu sondieren. Und was soll ich sagen ? In dem Moment wo ich eintrat wurde ich freundlichst empfangen und das Zimmer, welches ich dann gezeigt bekam, war riesengroß mit riesigem Bett, toller Klimaanlage und großem Bad mit freistehender Dusche. Toll. Wirklich. Jetzt konnte ich auch die ausnahmslos guten Bewertungen des „Jasmin Home“ bei Booking verstehen. Die Umgebung bekommt von mir auch 0 Punkte. Das Hotel dafür aber mind. 99  :)

Anil wollte mich später um 5 wieder abholen. Also hatte ich noch Zeit, mich ein wenig langzulegen und später an der Rezeption nach einer Camel Safari zu fragen. Ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld total versäumt, mich selbst um so ne Kamelsafari zu kümmern. Ich hatte zwar gelesen, das es hier Anbieter wie Sand am Meer gibt, aber ich hatte nix vorher klargemacht.

Ich habe dann im Hotel an der Rezeption gefragt und schon hat sich der Mensch dort mit mir hingesetzt und mir fast ne Stunde lang alles über Kamelsafaris erzählt. Natürlich würde er auch Safaris anbieten ….. aber leider nicht für eine Person. Er hätte für morgen bisher keine weitere Anfrage und für eine Person ginge es nicht. Grrr.

Ich habe dann im Lonely Planet noch ein wenig gelesen. Da waren Anbieter genannt. Ich habe mir noch offen gehalten da mal nachzuhaken. Zuerst war meine Idee aber mal Anil zu fragen.

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Als er mich zur vereinbarten Zeit abholte, meinte ich zu ihm, ob wir nicht noch in die Stadt fahren sollten um ne Kameltour zu buchen. Da bekam ich prompt als Antwort, das er für mich selbstverständlich so ne Tour klarmachen könne. Kein Problem. Sollte mich auch nur 1.500 Rupien kosten. 1.200 für die Tour und 300 dann für den zusätzlichen Sprit. Er würde mit mir ja ca. 50 Kilometer in die Wüste fahren und das hin und zurück wäre ja nicht in der normalen Tour mit drin. Hm. Ok.

Ich solle ihm nur jetzt schonmal 500 Rupien geben, dann würde er alles klarmachen. Doppel-Hmmmm.  Die 1.500 sind so irgendwas um 20 Euro. Da ich jetzt keine Lust hatte, wegen dem einen oder anderen Euro noch eine große Welle zu machen (im Lonely Planet stand auch drin, das die Touren 1.000 Rupien aufwärts kosten) habe ich Anil zugesagt. Mal kucken was da morgen dann wird.

Zum Abschluss gab er mir noch mit auf den Weg, das ich im Hotel, wenn ich gefragt würde, bloß nicht sagen solle, das er mir ne Tour besorgt hätte. Das müssten die im Hotel nicht wissen. Ach so. Ok.

Nachdem die Verhandlungen dann abgeschlossen waren, sind wir aus der Stadt raus, zu einem Ort Namens „Bada Bagh“. Das ist so etwas wie eine Ansammlung von kleinen Tempeln und Denkmälern, die irgendwie alle zusammengebaut, fast ineinander verbaut sind.

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War ganz nett hier. Konnte man auch schön mal in Ruhe sitzen und sich den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Teils waren die Kuppeln halb zusammengefallen und kaputt. Schien echt alt zu sein. Keine Ahnung ob es irgendwie gewartet wurde oder ob das sich selbst überlassen wird.

Am frühen Abend waren wir dann wieder zurück am Hotel. Ich habe direkt mal das Restaurant getestet. War zwar nur vegetarisch, aber ich habe echt verdammt gute Kartoffeln mit Cumin und sonstigen Gewürzen gegessen. Hat sehr gut geschmeckt. Kingfisher gabs übrigens auch.

Als ich noch schnell ein Foto vom Fort in der untergehenden Sonne machen wollte streikte der Apparat. Eben bei den Denkmälern ganz normal ausgemacht, jetzt geht er nicht mehr an. Arrgh. Hier am Ende der Welt geht der Fotoapparat kaputt ? Na super.

Später im Zimmer habe noch alles mögliche Probiert, ich habe aber immer nur ne Meldung "Bitte ausschalten und dann wieder einschalten" gesehen und irgendeine Fehlernummer vorbeihuschen sehen. Da habe ich den Apparat recht unsanft auf den Tisch gepfeffert und mal ein wenig gegoogled. Und tatsächlich. Es gab wirklich nen Sony Dealer in Jaisalmer. Hätte ich jetzt echt nicht gedacht. Plan A war jetzt erst mal mit dem IPhone zu knipsen. Plan B wäre jetzt der Weg zum Sony Händler gewesen.

Guts Nächtle.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 08.06.2016, 13:11 Uhr
Hier habe ich noch einen schönen Tag in Jaisalmer. Ab morgen ist erst mal ein wenig Pause, da ich jetzt erst mal noch ein wenig Royals-Gucken Urlaub in London mache. Außerdem war ich die letzten Tage faul und habe nix mehr geschrieben. Mir gehen langsam die Tage aus, ich muss dringend nach hinten raus noch weiter schreiben. Wenn das nur nicht so viel Arbeit wäre :)



16.03.2016 - Festung und Kamelsafari
 
Beim Frühstück habe ich interessiert dem Treiben in der Schule direkt gegenüber zugeschaut. Von oben hatte ich besten Einblick auf den Schulhof. Also zumindest beim Rumtoben auf dem Schulhof unterscheiden sich indische Kinder nicht von denen hier bei uns. Jungs und Mädchen rennen die ganze Zeit rum und machen Lärm. Jungs ärgern Mädchen und Mädchen ärgern Jungs. Dann wurde geklingelt, bzw. ein Lehrer schlug mit nem Eisenteil gegen ein anderes Eisenteil. Boing boing boing schepper. Das war zumindest für die Schüler das Signal zum Aufstellen. Jetzt wurde sich begrüßt. Good Mooorning Miss Schalalalala-irgendwas. Danach wurde gesungen. Könnte die Nationalhymne gewesen sein. Die Kinder standen zumindest richtig stramm. Dann wurde gebetet. Und dann gabs irgendwelche Ehrungen. Es wurden einzelne Kinder aufgerufen die dann nach vorne gekommen sind und ein Lob, einen Händedruck und noch ein Präsent bekommen haben.

Dann war die erste Schulstunde auch rum und ich musste mich jetzt auch mit Anil treffen.

Wir sind dann zum Jaisalmer Fort gefahren. Der große Komplex auf dem Hügel ist jetzt kein Fort im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Art Stadtteil der bewohnt ist mit vielen kleinen Geschäften, Lädchen, Wohnhäusern, Tempeln und ein paar Restaurants. Das alles aber eingefasst in fette Festungsmauern.
 
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Anil hat auf halber Höhe geparkt und ich habe das Fort durch das Haupttor geentert. Es ist jetzt auf gewundenen Wegen noch ein Stück bis innerhalb der Mauern. Die Pflastersteine waren durch die vielen Füße und Tuktuks ziemlich abgewetzt. Ich habe mir noch gedacht, wenn das hier mal regnet, dann legt man sich hier ganz bestimmt ganz dolle auf die Nase. Und da biege ich um die nächste Kurve und da sitzt eine Arbeitskolonne Männer auf dem Boden die mit Hammer und Meißel wieder neues Profil in die glattgewetzten Steine klopfen. In echter Handarbeit wurden hier viele kleine Riefen in die Steine gehauen. Die Stein-Klopf-Brigade.

In der folgenden Zeit bin ich dann kreuz und quer durch die Gegend marschiert. Die ganzen Ladenbesitzer haben natürlich immer versucht einen in die Läden zu kriegen. Ein freundliches Neindanke auf ihre Ansprache haben aber alle akzeptiert. Es waren keine penetranten Nachläufer hier. Das war recht angenehm.

An ein paar Stellen gibt’s Viewpoints, von denen man von der Mauer einen guten Überblick über die Umgebung hat. Allerdings ist der Blick über Jaisalmer nicht allzu spektakulär. Allerdings wars doch in der Ausdehnung größer als ich gedacht hätte.

Aus dem Fort raus kann man direkt in die Altstadt abbiegen. Am Fuß des Fort entlang und dann mitten rein ins Gewühl konnte man sich durch die Gassen treiben lassen. Unendlich viele kleine Lädchen, Gemüsestände am Weg, Kühe die im Weg standen und Mopeds die sich durch die Fußgängermeute geschoben haben.

Es gab auch noch das eine oder andere prunkvolle Haus, welches unvermutet plötzlich vor einem stand. Wo ich letztendlich gelandet bin kann ich jetzt in Nachhinein garnicht mehr nachvollziehen. Auch mit google Maps kann ich nur noch grob nachvollziehen wo ich überall war. Ich weiß nur noch, das ich später irgendwann rumgedreht bin, als ich vor einem Stadttor stand und das was ich dahinter sehen konnte sehr uninteressant aussah. Da in der Gegend (ich weiß noch das da ein Microsoft-Laden auf der Ecke war!) stand auch noch ein feudaler Palast, der wohl ein Hotel war. Ich bin da mal hin und habe mir ein paar Gebäude und Höfe angeschaut. Irgendwo standen noch ein paar Pferde herum, die direkt auf mich zukamen und ganz dreist Streicheleinheiten forderten. Natürlich habe ich mich um die Tiere gekümmert, was dann aber wiederum irgendeinen uniformierten Herren auf den Plan gerufen hat, der meinte mich wegscheuchen zu müssen. Schade. Die Pferdchen waren auch ganz traurig als ich schon wieder gehen musste. Scheinbar war ich irgendwo über eine Schranke zuviel geklettert und war bei Polizei oder Militär im Pferdestall gelandet :)

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Zurück habe ich zur Sicherheit den gleichen Weg gewählt wie hin.
Alleine das war schon schwer zu finden, weil die Gassen aus der anderen Richtung alle irgendwie komplett anders aussahen. An der Festung habe ich dann auch Anils Auto gefunden, nur Anil war nicht da. Der hatte sich wohl für die Wartezeit aus der Sonne raus in eines der Restaurants rundherum verzogen. Ich habe ein wenig am Auto gewartet. Als es mir dann aber in der Sonne auch zu warm wurde, habe ich mal Anils Mobilnummer ausprobiert. Er klang schon sehr überrascht als er sich meldete. Er wäre sofort da. Und keine 2 Minuten später stand er auch vor mir.

So. Fort und Stadt abgehakt. Die Kamel Safari war erst später am Nachmittag. Also hat Anil mich zum Hotel gefahren und wir haben uns für 17 Uhr wieder verabredet.

Später um 5 wollte Anil nicht bis zum Hotel fahren. Er wollte mich um die Ecke in der Zufahrtsstraße treffen. Offenbar wollte er unter allen Umständen vermeiden, das er als Abholer zur Kamelsafari erkannt würde. Im Auto fragte er auch noch, ob mich im Hotel jemand darauf angesprochen hätte. Nein hatte keiner. Anil war erleichtert

Wir sind schnell aus der Stadt raus, auf einer immer schmaler und schlechter werdenden Straße, in Richtung Wüste gefahren. Eigentlich waren wir ja schon die ganze Zeit in der Wüste. Aber jetzt wollten wir wohl zu einem Teil „richtiger“ Wüste mit echten Sanddünen fahren. Dort wären dann auch die Kamele beheimatet. War schon ne gute Strecke. Das mit den 40 oder 50 Kilometern kommt wohl echt hin. Während der Fahrt bekam ich noch ein Briefing. Ich solle bitte nicht mit anderen Leuten darüber sprechen wieviel ich bezahlt hätte. Ich hätte ja den Superspezialpreis bekommen und die anderen sollten nicht erfahren „wie wenig“ ich bezahlt hätte. Da würden sich die anderen Leute nur ärgern und die würden sich beschweren. Ach so. Na gut. Ich habe das Spiel mitgespielt und natürlich gesagt, wenn mich einer fragen würde, würde ich irgendeinen utopisch hohen Preis nennen.

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So penibel wie Anil damit beschäftigt war, die Details der Tour und Preis unter Verschluss zu halten, könnte ich mir schon vorstellen, dass er sich die Kohle mit den Leutchen aus dem Kamelcamp geteilt hat und ein guter Teil in seine Tasche gewandert ist. Soll mir jetzt eigentlich egal sein. Wenn er da einen Deal gemacht hat und selbst was verdient hat, ok, wen juckt es. Ich hätte es nur unverdächtiger gefunden, wenn er nicht so ein Geheimnis drum gemacht hätte.

Später beim Camp angekommen kannte da jeder jeden. Es waren noch andere Taxifahrer dort die Kunden angeliefert hatten und jeder war mit jedem sofort mit Handschlag und Begrüßung per Du. Anil wurde auch namentlich von den Kamel-Leuten begrüßt. Man kennt sich halt. Anils Provision wird wohl entsprechend ausgefallen sein. Und was mit dem Geld für den Extrasprit geworden ist, da habe ich auch meine Zweifel dran. Aber wie gesagt, es soll mir egal sein.

Dann habe ich „mein“ Kamel kennengelernt. Das Tier war allerdings offensichtlich nicht unbedingt begeistert mich kennenzulernen. Beim ersten Aufstieg wär ich fast hinten runtergefallen. Ich hatte nicht erwartet das das Kamel so energisch schnell aufsteht. Natürlich gabs auch einen Führer. Der hat das Kamel nun durch die Sanddünen geleitet.

Die Umgebung war schön. Irgendwie habe ich noch nie schöne große Sanddünen gesehen. Ne. Stimmt nicht. In Neuseeland bin ich mal eine mitm Schlitten runtergefahren. Aber die war ja nicht in der Wüste. Also zählt die nicht mit.

Der Ritt auf dem Kamel war allerdings nicht so dolle. Die ganze Zeit habe ich gedacht, das ich gleich runterfallen werde und habe die ganze Zeit nach allem gesucht wo ich mich dran festhalten könnte. Gab aber nix. Aus dem Sattel ragte vor mir nur ein kleiner Knauf raus, an dem ich mich krampfhaft festgeklammert habe.

Hat schon mächtig geschaukelt da oben. Offenbar hatte das Tier Kohldampf. Bei jedem Busch an dem wir vorbeikamen machte es spontan Halt und fraß erst mal. Da konnte der Mann vorne soviel ziehen wie er wollte. Das Kamel hat gemütlich gemampft und komische Laute von sich gegeben. Man kann es aus diesen Zeilen herauslesen. Wohl gefühlt habe ich mich nicht.

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Das ging so ca. ne Stunde so. Dann waren wir auf einer der größten Dünen der Umgebung angekommen und jetzt hieß es erstmal auf den Sonnenuntergang warten. Hier waren auch noch etliche andere Leute schon versammelt. Die müssen aber von einer anderen Tour gewesen sein, weil die habe ich später beim „Folkloreprogramm“ nicht mehr wieder gesehen.

Als es so unaufhörlich auf den Sonnenuntergang zuging zog sich der Himmel immer weiter zu, so dass man nur noch grau sehen konnte. Hm. Doof. Der Guide meinte dann auch das es sich nicht lohnen würde noch länger hier zu bleiben, er könne aber einen längeren Weg zurück nehmen, so dass wir dann auch zusammen mit den anderen ankommen würden. Das war OK, hat mir aber dann auch nochmal Extrazeit auf meinem grunzenden und gluckernden Kamel beschert. Zumindest ist später der Himmel noch aufgerissen und ich konnte den Sonnenuntergang zwischen den Dünen vom erhöhter Position vom Rücken des Kameles beobachten. War auch ganz schön.

Als wir dann wieder im Camp waren, trudelten auch nach einer kurzen Zeit andere Leutchen aus allen möglichen Richtungen per Kamel ein. Alle wurden nun in einem Hof zum großen Sitzkreis, oder besser hier Sitzquadrat, angeordnet und nun begann das "Folkloreprogramm" wie ich es nennen würde. Es gab ne Kapelle aus drei Herren, die dann Musik gemacht haben. Einer der Drei hat auch viel erzählt. Allerdings nur auf Hindi, so das ich den ganzen Abend nur Bahnhof verstanden habe.

Die Musik war teilweise so schräg, das ernsthaft Gefahr eines akuten Ohrenblutens bestand. Vor allem der an der Tröte spielte manchmal so, wie als wenn eine Katze misshandelt würde. Dann kam eine Frau dazu, die dann mit ein paar Pötten auf dem Kopf zu der Schrammelmusik getanzt hat.

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Zum Glück gab es hier auch was zu trinken. Ohne Alkohol hätte ich die Folter nicht ausgehalten. Ich glaube das Ganze ging fast ne Stunde. Kurz nachdem das Musikprogramm dann zu Ende war, wurde noch ein Buffet aufgebaut und es gab Abendessen. Das war auch schon so gegen 21 Uhr. Nachdem ich was gegessen hatte ist Anil aus der Versenkung aufgetaucht und fragte ob wir fahren sollten. Das habe ich dankend bejaht und so sind wir dann wieder die kleine Wüstenstraße zurück nach Jaisalmer gefahren.

Wir haben noch zwei Leutchen mitgenommen, die nach Jaisalmer zum Bahnhof wollten. Anil fragte mich ob ich was dagegen hätte wenn er die zwei mitnehmen würde. Nein hatte ich ganz und garnicht. Ich vermute mal, an den Beiden hat er auch noch ein paar Rupien verdient.

Am Ende hat sich die Fahrt in der Dunkelheit doch noch ziemlich gezogen und ich war froh irgendwann so um 22 Uhr beim Hotel zu sein. Klasse war, das die im Restaurant noch geöffnet hatten. Ich habe sogar noch ne schöne Portion Kartoffeln bekommen. Ich musste nochwas essen, weil ich beim Kamelcamp an dem vegetarischen Büfett nicht so richtig was gefunden hatte und nur ne kleine Miniportion gegessen hatte. Die Cumin-und-andere-Gewürze-Kartoffeln waren wieder echt gut. Um 23 Uhr haben die dann zugemacht. Meinten sie würden jetzt gehen, ich könne aber gerne so lange sitzen bleiben wie ich wolle.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 13.06.2016, 14:36 Uhr
Weils jetzt drei Tage nix gab, gibt's heute mal 2 Tage auf einmal.


17.03.2016 - kurzer Besuch in Bikaner
Ich fürchte ja, der heutige Bericht fällt recht kurz aus.

In Jaisalmer sind wir am Morgen zur gewohnten Zeit um 9 Uhr aufgebrochen. Natürlich wurde ich beim Auschecken noch gefragt ob ich denn noch eine Kamel Safari gemacht hätte. Und natürlich habe ich gesagt "Nein, da hat sich nichts mehr ergeben". Brav, oder ? Als ich das im Auto Anil erzählt habe war er auch ganz happy. 

Wie gesagt ging es von Jaisalmer schnell in Richtung Bikaner. In Jaisalmer sollte am nächsten Tag eine große Parade unter Anwesenheit des Premierministers und weiteren Lamettaträgern stattfinden. Überall am Paradeweg saßen unendlich viele Leute die irgendwas am aufhübschen waren. Da wurden Zäune gestrichen, Schilder nachgemalt, neue Girlanden aufgehängt, überall die Straße geputzt und und und. Wenn sie das mal bei meinem Jasmin Home - Hotel gemacht hätten, aber da kam der Premier ja nicht hin, das konnte ja so schäbig bleiben.

Nach Bikaner gabs jetzt mehr oder weniger fast nur gute und breite Mautstraßen mit garnicht so vielen Baustellen. Wir haben unsere Fahrt einmal unterbrochen bei einem kleinen See wo tausende Kraniche standen. Da war ein Mordslärm. Man hört die Tiere ja hier bei uns schon wenn die am Himmer in V-Formation fliegen. Hier standen die alle am Wasser und man konnte so ca. bis auch 10 Meter drangehen.
 
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Ging man näher haben sich die Vögel in großen Gruppen erhoben, laut geschnattert und eine Runde gedreht und sich an einem anderen Teil des Sees wieder niedergelassen. Das war ein ganz netter Stopp.

Ansonsten ist nix weiter passiert und wir sind am frühen Nachmittag in Bikaner angekommen. Wir sind direkt zum Fort gefahren. Das steht mitten in der Stadt. Das ist ein riesiger komplex in den man reinfahren muss, um zum eigentlichen Palast zu kommen. Bei den anderen Festungen und Palästen wo wir auf der Tour bisher waren, da gabs ja draußen Parkplätze und man ist dann von dort reingegangen. Hier waren die Parkplätze quasi Teil der Festung und von den hohen Festungsmauern nochmal eingeschlossen.

Beim Kauf der Eintrittskarte (Ausländerschalter!) kann man zum Ticket für die Festung noch ein Ticket für ein Museum kaufen, welches sich auch auf dem Gelände befindet. Die Festung ist, wie soll es anders sein, so wie die anderen Forts die ich bisher auf der Tour gesehen habe. Riesiger Komplex, viele Räume, viele Innenhöfe, viel Platz. Hier gabs eine Art Rundweg durch den Komplex. Der Maharaja hat viel Krimskrams gesammelt, unter anderem stand in den Räumen durch die man gekommen ist ein komplettes Flugzeug. Und Waffen hatten es ihm wohl angetan. Es gibt ganze Räume voll mit allen möglichen Flinten.

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Interessant fand ich die vielen Bilder die man auf dem Rundgang sehen konnte. Meist waren es uralte Fotografien die den Maharadja zeigten wie er zum Beispiel auf einem Elefanten durch die Straßen von Bikaner geritten ist. Oder Bilder wo er eine Parade durch Bikaner (wieder auf einem Elefanten mit Goldschmuck) angeführt hat. Und dabei sah er so aus wie man sich einen Maharaja vorstellt. Dicker Bauch, wallende Gewänder, riesigen Turban und behängt mit viel Klitzerzeug. Die Bilder waren wirklich sehenswert.

Aus der Festung raus muss man zu diesem Museum einmal quer über den Vorplatz zum entfernten rechten Ende. Dieses Museum war dann so interessant, das ich mich schon garnicht mehr erinnern kann, was ich da genau gesehen habe. Die ausgestellten Sachen hatte aber nicht direkt was mit dem Fort und dem Maharaja zu tun, sondern waren eher allgemeine Sammlungen über Indien. Ich bin recht zügig durch ohne mich näher bei einzelnen Dingen aufzuhalten.

Anil war sich gerade mit jemandem am Unterhalten. Es war ein andere Fahrer von Ashok, der ebenfalls Station in Bikaner machte. Die fuhren die Tour aber andersrum, standen als gerade am Anfang. Ich hab ihm zwar nur kurz die Hand geschüttelt, aber irgendwie hatte ich direkt den Eindruck das das ein recht netter Kerl sein könnte. Leider habe ich den Namen nicht mehr parat.

So. Was jetzt. Keine Idee. Der Lonely Planet schwieg sich auch aus. Laut dem Buch gab es hier die Festung (ok, abgehakt) und noch die Möglichkeit die alten Häuser in der Altstadt zu sehen. Ganz ehrlich, da hatte ich heute absolut keine Lust drauf. Und da Anil auch meinte, das es in Bikaner nicht mehr wirklich was Interessantes zu sehen gäbe, habe ich den aktiven Teil des Tages damit auch beendet.

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Für die Unterkunft des Tages brauchte ich auch wieder ein Tuktuk. Wir sind aus der Festung herausgefahren und draußen vor der Türe hat Anil wieder beim Einparken ein Tuktuk an der Hand gehabt. Es wurden 100 Rupien vereinbart und Anil meinte zu dem Tuktuk-Mann, wenn er Zeit hätte könne er mich morgen auch direkt um 9 Uhr da wieder abholen. Treffpunkt mit Anil sollte morgen auch genau wieder hier am Fort sein.

In den nächsten 20 Minuten (!) bin ich mit dem Tuktuk dann übe die absonderlichsten Wege, Brücken, Rampen, Autobahnen oder sonstwas, gefühlt dreimal um den Altstadtteil rumgefahren, bis es irgendwann doch mal so aussah, das die Häuser (noch) älter wurden und die Sträßchen Tuktuk-Maße annahmen.

Nach gefühlt unendlicher Zeit hat der Mann dann mit qualmenden Reifen vor meiner Unterkunft, dem "Tanisha Heritage Haveli" Halt gemacht. Auch hier hatte ich wieder vorher aus Tripadvisor ein Bild ausgedruckt. Das Haus war auf jeden Fall richtig. Drinnen wurde ich direkt von der Familie begrüßt. Offenbar hatten die beiden Söhne die Betreuung der Gäste als Aufgabe, die Mama hatte aber das Sagen und nebenbei die Regierung in der Küche.

Einer der Jungs hat mich dann über ein paar steile Treppen und Innenhöfe und Balustraden zu meinem Zimmer gebracht. Er hat mir die ganze Zeit ganz viele Dinge erzählt. Nur verstanden habe ich es nicht. Das Englisch von ihm war für mich unmöglich zu verstehen. Ich habe viel genickt und gelächelt als er mich zugetextet hat. Ich meinte hinterher verstanden zu haben, das es um 18 Uhr im großen Innenhof Essen gäbe.

Das Zimmer war OK. Es war zwar etwas klein, das große Doppelbett passt geradeso rein. Meine Tasche habe ich im Bad deponiert, weil vorne echt kein Platz war. Für 17 Euro die Nacht war es OK. Obwohl das Zimmer für 11 Euro in Jodhpur eigentlich besser war :)

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Zumindest hatte ich eine Hightech-Klimaanlage mit integriertem Mückenschutz und Fernbedienung mit hundert Knöpfen an der Wand.

Um 18 Uhr war noch keine richtige Aktivität im Hof zu sehen. Es saß nur ein einsamer Mensch da, der eben schon da war als wir zu Zimmer unterwegs waren. Ich habe mich mal dazu gesetzt und es mir bequem gemacht. Viel kam von dem Typen aber nicht. Ich meine er wäre Engländer gewesen. Sein zerfledderter Lonely Planet und der restliche Kram den er da ausgebreitet hatte, sah irgendwie nach "Engländer" aus. Eine Unterhaltung kam nicht mehr zustande, da außer Guten Abend von ihm kein Laut mehr kam. Ich glaube er war damit beschäftigt, mit seinen zwei Handys alle zig dupzig Sozialen Netzwerke mit Zeugs zu füttern.

Irgendwann nach 7 konnte man dann deutliche Aktivitäten bezüglich Essen bemerken. So langsam wurden diverse Utensilien aufgebaut und irgendwann bestimmt schon halb acht kam dann das Essen. Mittlerweile hatte sich noch ein Paar aus Spanien zu uns gesetzt.

Das Essen war vegetarisch aber echt gut. Zuerst habe ich ja nur kleine Testportionen genommen, aber dann wirklich richtig vegetarisch gegessen. Die Mama vom Radhika Heritage Haveli hatte es echt geschafft, das erste vegetarische Essen in Indien zu kochen, was mir geschmeckt hat. Hatte nen echt klasse Geschmack. Da waren bestimmt tausend geheime Gewürze dran :)

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Der Engländer (ohne genau Bestimmung der Herkunft nennen wir ihn der Einfachheit halber "Der Engländer") zog nun plötzlich einen privaten Minikanister Olivenöl aus der Tasche und hat fortan alles was er sich auf den Teller geschaufelt hatte mit Olivenöl getränkt. Auf nem Extrateller hatte er noch diverse Tomatenscheiben drauf, den hat er gefühlt nen halben Zentimeter mit Pfeffer zugeschüttet. Leute gibts. Die beiden Spanier haben auch ganz entzückt zugeschaut. An ihren Gesichtern konnte man wie mit ner hellen Leuchtreklame geschrieben genau ablesen, was die gerade über "Der Engländer" dachten :)

Anschließend haben wir uns alle ganz brav bei Mama für das leckere Essen bedankt und dann hat sich jeder in dem Hof in eine andere Ecke verzogen. "Der Engländer" hat wieder seine beiden Handy angeschmissen und Facebook und Co auf den neuesten Stand gebracht. Die beiden Spanier haben sich mit der Mama des Hauses zusammengesetzt und scheinbar Reisemöglichkeiten besprochen. Es wurde mehrmals der Bahnhof und diverse Züge erwähnt. Und ich muss gestehen, das ich auch die Möglichkeit des guten WLAN genutzt habe und bei nem kalten Kingfisher per Twitter und Mail die Welt genervt habe.

Jetzt habe ich über Bikaner doch noch mehr geschrieben als gedacht. Zuerst war ich der Meinung das der Tag recht ereignislos war. Gute Nacht.





18.03.2016 - ein paar Ratten auf dem Weg und bröckeliges Mandawa

Bei der Abreise war heute wieder Bargeld angesagt. Die Mama hatte die Abrechnung fertig gemacht und hat kassiert. Jetzt musste ich aber doch so langsam nochmal an einen Automaten. Das Ende war nahe und damit auch dann übermorgen die letzte Rate für Mister Ashok. Aber ich war zuversichtlich in Mandawa ATM's zu finden.

Der Tuktuk Mann von gestern stand überpünktlich schon vor der Türe. Die sichere Fahrt hat er sich nicht entgehen lassen. Er hat noch irgendwen mit seinem kleinen Jungen mit vorne auf die Fahrerbank gequetscht und ist in schnellem Tempo losgedüst. In der Stadt war noch garnicht so viel los. Nur Kühe standen überall rum. Und auf den Kreuzungen auch phänomenal im Weg. Der Typ mit seinem Tuktuk hat die Kühe teilweise schon fast zu Seite geschubst.

Am Fort wartete auch schon Anil. Als ich dem Tuktuk-Mann dann das gleiche Geld in die Hand gedrückt hatte wie gestern für die Hintour wurde er etwas mürrisch. Keine Ahnung warum. Aber er wollte scheinbar mehr Geld. Nein, das muss reichen. Ich habe mich zu Anil ins Auto verzogen und wir sind los.

Die Strecke heute war garnicht so lang. Einziger Programmpunkt auf dem Weg war heute der Rattentempel in Deshnok. Je nachdem aus welcher Himmelsrichtung man reinkommt, kann man den Tempel auch auf der Anreise nach Bikaner als Station machen. Anil hatte aber darum gebeten den Tempel auf der Strecke nach Mandawa mitzunehmen. Kein Problem. Soll mir recht sein.
 
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Der Rattentempel ist eine Berühmtheit. So ziemlich in jeder Doku über Indien kommt da was vom Rattentempel vor. Entsprechend ist der Tempel auch garantiert bei jeder Tour eine Station. Und dementsprechend hat man auch schon vor Ort vorgesorgt. Es gibt eine gut organisierte Schuhstation wo man seine Treter hinterlegen kann. Und diverse Marktbuden mit Essen, Trinken und Krimskrams haben sich auch in der Nähe des Eingangs angesiedelt.

Der Tempel ist von außen recht überschwänglich verziert. Die Marmorfassade besteht aus unendlich vielen in den Marmor geschnitzten Elementen wie Blumen zum Beispiel. Ja und auch, wie soll es auch anders sein, Ratten.

Drinnen isses dann etwas weniger prunkvoll. Es ist eigentlich schon ein wenig dreckig. Betritt man den Tempel sieht man erst einmal keine Ratten. Also man wird auf dem Platz vor dem Eingang zum Heiligtum nicht von Ratten angefallen. Die Viecher bemerkt man erst, wenn man mal genauer hinsieht. Die sitzen mit Vorliebe auf Türstürzen, auf Geländern, in Gittern oder in allen Ecken. Es gibt eine Stelle wo Schalen mit Futter stehen. Dort kann man die Ratten auch füttern. Die tun nix, die wollen nur spielen. Und daneben stehen dann Schalen mit Milch. Die Ratten sitzen auf dieser Schale rundherum auf dem Rand und schlürfen bedächtig die Milch. Das Bild ist irgendwie schon kurios.

Setzt man sich mal irgendwo hin, auf einen Absatz oder eine Treppenstufe, dann kann es sein, das einem auch mal ne Ratte über die Füße oder vor den Füßen herläuft. Das wars aber auch schon. Die Tiere haben im Tempel nix zu befürchten und werden ausreichend gefüttert. Die Ratten sind dermaßen überhaupt nicht an den Menschen interessiert die da rumlaufen, außer wenn einer da sitzt und hat Futter in der Hand. Dann kommen die Ratten an und lassen sich aus der Hand anfüttern.

Die Tiere verteilen sich in allen Ecken in der Tempelanlage. In manchen dunklen Ecken gibt’s mal die eine oder andere Rattenversammlung. Da muss man schon aufpassen, dass man keiner auf den Schwanz tritt. Ich glaube dann wären die nicht mehr so friedlich.

Nach ausgiebigem Ratten begutachten bin ich dann auch wieder raus und habe meine Schuhe ausgelöst. Die Socken habe ich lieber ausgezogen. Die sind erst mal ganz unten in die Tasche gewandert.

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Anil sagte, das er ab hier jetzt eine neue Route fahren würde, die er bisher nur einmal vorher gefahren wäre, allerdings aus der anderen Richtung kommend. Ich solle mich also nicht wundern, wenn er gleich mal nach dem Weg fragen müsste, grundsätzlich wüsste er aber wie er fahren müsste. Ich habe ihm gesagt er solle mal machen. Für heute stand sowieso nix mehr auf dem Plan als nach Mandawa zu kommen.

Bei uns hätte man zu diesem Sträßchen jetzt eher Feldweg gesagt. Hier war jedoch Gott und die Welt inkl. Busse und LKW auf dieser Piste unterwegs. Nach einer ganze Zeit wurde die Straße auch so schlecht, das wir nur noch im Schritttempo um die riesigen Schlaglöcher rumgekurvt sind. Die Straße bestand im Prinzip aus Schlaglöchern. Die kleinen Flecken Teer dazwischen sind garnicht mehr aufgefallen.

Und Anil hat insgesamt drei mal angehalten und gefragt, bzw. sich bestätigen lassen, das er immer noch in der richtigen Himmelsrichtung unterwegs war. Die Fahrt auf diesem miesen Straßending war sehr anstrengend. Alleine nur das daneben sitzen und durchgeschüttelt werden hat mich schon angestrengt. Das wurde auch irgendwie nicht besser bis wir unmittelbar in Mandawa angekommen waren. Wir sind dann durch den Ort gekurvt und als die Straße fast schon zu schmal fürs Auto war waren wir beim Hotel. Anil kannte es. Ich glaube so sehr viel Auswahl gibts in Mandawa auch nicht.

Schon auf der Fahrt hatte Anil die ganze Zeit erzählt, das es in Mandawa ja soooo viele "Havelis" geben würde die sich lohnen würden sich anzuschauen. Da wär das Dings-Haus, das Dings-Haus und noch das und das Haus was ich uuuuunbedingt ansehen müsste. Ich habe in seinen Ausführungen eigentlich nur noch Havelis Havelis Havelis verstanden.

Als wir nun so durch Mandawa fuhren war mein erster Eindruck eigentlich nur, das es hier sehr alt und zerfallen aussieht.

Im Hotel wurden wir ganz freundlich mit ner Limonade begrüßt und ich wurde beim Einchecken überschwänglich zugetextet. Dann ist einer mit mir losgezogen und hat mir erst mal die verfügbaren Zimmer gezeigt. Eigentlich hätte ich ja auch das erste direkt schon genommen, aber der Herr meinte Nein Nein, zuerst muss man andere Zimmer gesehen haben um dann eine gute Wahl zu treffen. Aha. Na gut. Also habe ich dann das letzte Zimmer genommen das er mir gezeigt hat. Alle Zimmer waren vom Stil her recht unterschiedlich gebaut und ausgestattet. Das wo ich mich jetzt zu entschieden hatte, waren eigentlich drei Räume nebeneinander, Bad, Aufenthaltsraum mit Empore und Sitzgruppe und Schlafzimmer. Die drei Räume nebeneinander waren irgendwie die ganze Front vom Haupthaus. Konnte sich schon sehen lassen.

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Was auch vollkommen wunderbar ausgestattet und verziert war, ist der Innenhof im Haus, um den Sich auf zwei Etagen die ganzen Zimmer befinden. Sah schon wirklich schön aus. So langsam bekam ich eine kleine Idee davon, was Anil mit den wunderschönen Havelis gemeint hat.

Nachdem Anil abgedampft war (Tschüss, wir treffen uns übermorgen wieder hier) habe ich noch kurz meinen Kram verstaut und bin dann mal zurück zur Hauptstraße gegangen. Hauptstraße ist jetzt recht hoch gegriffen. Es war halt die "Main Market Road" wo sich die meisten Geschäfte hoch und runter versammelten.

Hier habe ich auch schon zwischen den vielen alten und zerbröckelten "Bauruinen" ein paar von den schönen Havelis gesehen. An einer Stelle ist so etwas wie ein Torbogen durch den sich der ganze Verkehr quetscht mit ein paar Figürchen oben drauf. Alles sah irgendwie alt aus und sah aus, als hätte es schon vor längerer Zeit deutlich bessere Zeiten erlebt. Ich habe schon mal erkundet wo ich morgen die ganzen Havelis sehen werde. Einen großen Tempel, den Abzweig zum Mandawa Castle und nen Geldautomaten habe ich dabei gefunden.

Der Automat hat mir zweimal 10 Mille ausgespuckt. Brav. Jetzt konnte ich Ashok bezahlen und auch Anil noch ein Trinkgeld geben.

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Zurück am Hotel habe ich gefragt, ob die auch ein Restaurant haben. Ja klar. Ich meine ja verstanden zu haben, das die auch ein Rooftop Restaurant hätten. Ich könne mich aber auch in den Garten setzen oder in den Speisesaal. Zuerst habe ich im Zimmer noch etwas gelesen und mich dann rauf zum Rooftop gemacht. Allerdings war da nix. Alles düster. Also bin ich noch ein wenig auf dem leeren dunklen Dach rumgetigert und habe mir Mandawa "by Night" angeschaut. Dann bin ich zum Speisesaal gegangen. Dort war wenigstens was los. Es saß genau eine Family (ich glaube Holländer, ausnahmsweise mal keine Franzosen) da.

Irgendwann kam mal jemand vorbeigeschlurft mit ner Karte. Bis dann das erste Bier auf dem Tisch stand hat auch sehr lange gedauert. Die hatten die Ruhe weg. Da ich auf der vegetarischen Karte nix tolles entdecken konnte, habe ich meine vegetarische Standardwahl Aloo Jeera = Kartoffeln mit Cumin und sonstigen Gewürzen genommen. Jetzt passierte erst mal lange Zeit garnix. Iiiirgendwann kam mal das Essen. Sah erst mal ganz gut aus. Beim ersten Biss aber durfte ich feststellen das da wohl irgendwas schiefgegangen war. Die Kartoffeln waren innen drin noch recht äääääh bissfest, will sagen nahezu roh. Das hat mal garnicht geschmeckt. Ich habe dem Mensch gesagt das er sich seine Kartoffeln wieder mitnehmen kann. Ich habe mir noch ein Bier aufs Zimmer bestellt und bin weg.

Morgen gehts gegenüber zu Monica. Monicas Rooftop Restaurant wird nämlich auch im Lonely Planet gelistet und die schreiben nur gute Dinge darüber. Wird wohl deutlich besser sein als das Essen heut. Auf das Bier habe ich übrigens auch noch ne halbe Stunde gewartet.

Mein Urteil über das "Radhika Haveli" : Hotel top. Restaurante und Service ...... verbesserungswürdig.

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Marterpfahl am 13.06.2016, 15:21 Uhr


Nur zum Verständnis:  Wird in Indien vorwiegend vegetarisch gegessen?    :staunend2:

Dein Bericht ist echt toll geschrieben. Auch die Fotos sind super. Man hat das Gefühl, selber an der
Tour teilzunehmen.  Du kannst die Rundreise gerne noch verlängern. Ich bin dabei.


Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 14.06.2016, 23:23 Uhr
Vegetarisch essen. Hmmm. Ja. Ich würde schon sagen das die "vegetarian" oder auch "pure vegetarian" Spelunken schon der Überzahl waren. Deshalb sind das ja alles nur so kleine Hänflinge die der Wind umbläst :)
Aber im Ernst. Ich hatte schon den Eindruck das vegetarisch, also hier ohne chicken oder Hammel oder Ziege schon weit verbreitet war.
Allerdings habe ich auch in Kalkutta zum Beispiel gesehen das in den ganzen Garküchen aufm Bürgersteig durchaus auch irgendwas fleischiges mitfritiert wurde und da kräftig zugelangt wurde.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 16.06.2016, 14:37 Uhr
Was es für Zufälle gibt!  :D

Wir haben Besuch bekommen und die letzten zwei Abende haben wir uns "vergnügt" mit dem Anschauen von ca 1000 Bildern (vom Stick auf den TV ...) gemacht bei einer Studiosus Rundreise durch:
Trommelwirbel ...

Radjastan!

Die zwei waren genau so begeistert wie Mr Bernd ...

Und sie waren verblüfft, dass ich ein paar Sachen erkannte ...  :wink:

Es haben sich aber auch viele Fragen ergeben zu der Architektur dieser Paläste und Forts, den Techniken der Steinbehauung usw.
Die nächsten Abende machen wir weiter ...
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 17.06.2016, 10:15 Uhr
SO. Wieder in Deutschland und mit Zugriff auf nen PC mit Internet kanns ja jetzt weitergehen.
Wir sind immer noch in Mandawa und nähern uns dem Ende der Rundtour. Morgen geht's zurück nach Delhi und dann von da aus weiter ohne Fahrer.

19.03.2016 - Haveli Haveli Haveli

Heute habe ich es sehr ruhig angehen lassen. Da ich ja heute keinen frühen Abfahrtstermin mit Anil hatte, bin ich bis um 11 Uhr liegen geblieben. Herrlich. Fühlte sich fast wie Urlaub an. An der Rezeption habe ich dann noch gefragt, ob es vielleicht möglich wäre, das ich jetzt so spät noch einen Kaffee haben könnte. Uuh. Da ging plötzlich ganz viel Palaver los, es wurde Leute geschickt und ich bekam gesagt, das ich mich mal in den Garten setzen solle.

Ein paar Minuten später kam dann der Kaffee schon. Und noch diverse andere Leutchen hörten plötzlich nicht mehr auf Teller vorbeizubringen. Da kamen noch Teller mit Toast und Marmelade, Teller mit Früchten, Schalen mit Müsli und Obst und Milch fürs Müsli. Dann war der Tisch voll und ich saß vor einem Berg Kram obwohl ich nur unschuldig nen Kaffee wollte. Tja. So bescheiden wie gestern das Abendessen war, so toll war das Frühstück.
 
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Der Oberkellner, also der, der das meiste gebracht hatte, konnte mich zwar nicht wirklich verstehen (konnte kein Englisch), stand aber da und war sichtbar sehr zufrieden das er mir den Tisch vollgestellt hatte. Danke.

So um 12, vollgegessen, bin ich dann endlich los. Zuerst bin ich in der Gegend um mein Hotel noch rumgewandert. Da waren auch ganz viele Havelis zu sehen. Ein paar davon aber recht zerfallen. Da war der Lack eindeutig ab. Bei einem habe ich mal durch die Haustür geschaut, da lag im Innenhof nur Bauschutt. In anderen Häusern wurde aber offenbar gewerkelt.

Also entweder gab es nur Häuser die schön aussahen oder Häuser die runtergekommen und verfallen aussahen. Dazwischen war nicht allzuviel.

Ich bin durch die Gegend marschiert und später noch die Hauptstraße wieder runter bis zu dem Tor von gestern. Direkt dahinter an dem kleinen Platz liegt auch das Mandawa Haveli. Seineszeichens (zumindest laut Lonely Planet) das erste Haus (Haveli) am Platz. Möchte man sich hier umsehen, muss man sogar einen kleinen Eintritt zahlen. Das habe ich gelassen und nur durch die Haustür fotografiert.

Vor der Türe war ne Bank, da habe ich ein Päuschen gemacht. Wie es so ist, das kommt mir jetzt schon garnicht mehr komisch vor, stromerten nach ein paar Minuten lauter Gestalten verschwörerisch um die Bank herum, um den besten Zeitpunkt zu erwischen schnell ein Foto von mir zu machen, bzw. ein Selfie mit mir im Hintergrund. So ist das nun mal. Ich bin eben berühmt :)

Auf der anderen Seite des Platz war ein Schuhgeschäft. Als Auslage hatte der Verkäufer ein paar Kartons auf dem Bürgersteig aufgestapelt und Schuhe ausgestellt. Er selbst saß im Eingang und hat Zeitung gelesen. Plötzlich kam von irgendwo her ne Kuh. Sie stellte sich vor den Schuhladen, beäugte alles, und unvermittelt fing sie an, die Schuhkartons mitsamt der Treter zu fressen. Da hätte man aber mal den Verkäufer sehen sollen. So schnell habe ich in Indien noch nie jemanden rennen sehen. Er hat der Kuh mit seiner zusammengerollten Zeitung erst mal den Hintern versohlt und sie vertrieben. Das war auch das erste Mal, das ich in Indien gesehen habe, das jemand ne Kuh berührt hat.

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Ich denke, ich habe in der Folgezeit so die meisten Sachen abgeklappert. Irgendwann wurde es mir aber dann doch ein wenig zu langweilig in der Gegend rumzustapfen und zu hoffen um die nächste Ecke steht ein schönes Haveli. Ich habe im Hof vom Castle Mandawa (welches auch ein Hotel ist, und laut den Bildern die ich gesehen habe, wohl auch recht feudal) noch ne kleinere Rast gemacht. Dann gings aber zum Füße hochlegen zurück zum Hotel.

Wie könnte man den Tag jetzt beschreiben ? Durch den Ort gestapft und Häuser angeschaut. War jetzt nicht unbedingt der aufregendste Tag des Urlaubs, aber so öde wie es sich anhört wars dann doch nicht.

Am Abend bin ich dann, wie schon geplant, nebenan zu Monica gegangen. Zum Glück stand es ja groß dran. Wenn nicht, hätte ich gedacht, ich wäre bei Leuten ins Wohnzimmer gegangen. Unten von der Eingangstür muss man zuerst über ein paar Stiegen hoch aufs Dach. Das Essen war wie erwartet deutlich besser als gestern. Eigentlich könnte ich sagen, das es echt sehr gut geschmeckt hat. Ich hatte wieder irgendein Tikki Chicken mit toller Soße dabei. Extra richtig Spicy bestellt hat es wirklich gut geschmeckt und mir sind auch nicht die Zahnplomben geschmolzen. War gewürzt aber nicht gemeingefährlich. Kingfisher gabs auch.

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Als ich zum Hotel zurückkam war die gesamte Belegschaft an der Rezeption versammelt um auf dem Minifernseher dort ein Cricket Spiel zu schauen. Die waren alle recht angagiert bei der Sache. Als der Mann der mir am Morgen das Frühstück serviert hatte mich über den Hof gehen sah, kam er raus und deutete mir, ich solle auch kommen und das Spiel sehen. Na dann hätten die aber die Rezeption wegen Überfüllung schließen müssen. Nein Danke. Mit Cricket kann ich nicht so viel anfangen. Aber danke fürs Angebot.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Antje am 17.06.2016, 11:39 Uhr
Hi

ich amüsiere mich sehr - ich bin vor Jahren mal in etwa auf dieser Route unterwegs gewesen. Das Castle Mandawa ist tatsächlich ein sehr sehr schönes Hotel - der Raja ist höchst engagiert, was die Entwicklung seiner Region angeht. Er hat das Schloß und auch das ihm gehörende Desert Camp im Grunde nur zu Hotels gemacht, weil er den Menschen Arbeit geben wolle mit Renovierung und Hotelbetrieb - denn in der Region ist halt sonst nicht sehr viel. Und es läge normalerweise nicht so auf den Routen der üblichen Reisen. Damals kannte noch "keine Sau" die Havelis. Die meisten Eigentümer leben längst in den Großstädten Mumbai oder Delhi und die Menschen, die heute in den Häusern wohnen, sind ehemalige Angestellte, aber in die Erhaltung wurde kein Geld gesteckt. Die Havelis verfielen immer mehr.

Durch die Initiative des Rajas sollte quasi der Anstoß gegeben werden, auch von den anderen Familien in die eigene Geschichte zu investieren.

Alle handwerklichen Arbeiten im Schloß und Camp läßt er von lokalen Handwerkern machen, genauso wie die Ausstattung und Einrichtung.

Wir hatten damals das Vergnügen, mit ihm ein Abendessen im Schloßpark zu haben und er war sehr nett und ein sehr interessanter Gesprächspartner. Und die Zimmer im Schloß waren toll - wir waren eine kleine Gruppe - jedes Zimmer ist völlig anders. Einen Abend haben wir quasi damit verbracht, die Zimmer von jedem einzelnen anzugucken.

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 17.06.2016, 14:30 Uhr
Stimmt, Antje!

Zu jeder dieser Städte gibt es eine Hintergrundgeschichte - mein Verwandter hat sich damit beschäftigt, und wenn der mal ins Erzählen kommt ...   :roll:

Manche der Maharadschahs leben ja heute noch in fast unvorstellbarem Reichtum, manche tun auch was für "ihre" Leute, aber die Armut ist auch erschreckend - gestern haben wir uns wieder 500 Bilder angeschaut, das Land oder besser gesagt der Subkontinent Indien ist schon beeindruckend in seiner Vielfalt.

Da hat sich in den letzten 1000 Jahren viel abgespielt, die Einflüsse aus Persien, der Islam usw.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 20.06.2016, 10:16 Uhr
20.03.2016 - Spaß in der Ubahn und Resteverwertung beim Sightseeing

Nun ist es passiert. Die große Radjasthan Rundtour im kleinen Tata Indigo is nun vorbei. Heute stand nur die Rückreise nach Delhi auf dem Programm. Damit ich in Delhi aber heute noch was machen kann, hatte ich mich mit Anil für heute schon für 8 Uhr verabredet.

Eigentlich wollte ich ja heute auch nur nen Kaffee und hatte dem Mensch von gestern auch direkt gedeutet, heute bitte nur ein little little breakfast zu machen. Er hat freundlich genickt und yes yes gesagt um später wieder genausoviele Teller und Schüsseln aufzufahren als gestern. So voll sollte ich jetzt die Fahrt nach Delhi antreten ? Ok. Wenns denn sein muss.

Beim Checkout hieß es auf einmal "Cash Only". Das traf mich jetzt eher unvorbereitet, da die Herren vorgestern auf meine Frage nach Karte noch nett zustimmend genickt hatten. Da musste ich wohl oder übel die Scheine, die ich schon für Ashok abgezählt hatte, nochmal anbrechen und Anil sagen, das er direkt gleich an dem Geldautomat von gestern nochmal stoppen muss.
 
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Laut Anil wären wir mit der frühen Losfahrt auf der sicheren Seite und spätestens nach Mittag in Delhi. Leider zog sich die Fahrt aber heute wie Kaugummi. Im Einzugsgebiet Mandawa waren die Straßen so schlecht, das wir nicht wirklich fortan kamen. Als man dann hätte fahren können, war ein Heidenbetrieb überall. Es war ja heute Sonntag. Anil meinte auch mehrmals, er könne nicht begreifen warum heute am Sonntag Morgen so ein Betrieb überall sei.

Einmal mussten wir an einem Bahnübergang halten und bestimmt ne viertel Stunde warten bis ganz gemächlich ein voll besetzter Zug vorbeischlich. Kein Wunder das Zugfahrten in Indien immer in recht hohen Stundenzahlen angegeben werden, wenn der Zug so vor sich hin schleicht. Als der Zug endlich durch war kam der Stationsvorsteher aus seinem Kabuff hervor und hat mit genau der gleichen Geschwindigkeit wie eben der Zug an der Kurbel für die Schranken gedreht. Und dann musste sich auch erst mal der Megastau der kreuz und quer und sich gegenseitig im Weg stehenden Autos an der Schranke sich auflösen. Die ganze Geschichte hat uns bestimmt fast ne dreiviertel Stunde gekostet.

Beim Zug hat übrigens keiner aufm Dach gesessen. Das habe ich nur auf Überlandbussen gesehen (ohne Scherz!).

Später irgendwann im Einzugsgebiet Delhi, wo es dann auf sowas wie die Stadtautobahn ging, war auch so viel Betrieb wie morgens am Kreuz Köln Ost. Puh. Lange Rede kurzer Sinn. Wir sind so gegen 14 Uhr beim Hotel angekommen.

Da ich ja morgen nach Varanasi weiterfliegen will, hatte ich für den heutigen Abend das Holiday Inn Airport direkt am ...... ja .... Airport gebucht. Wow. Internationales Hotel, internationaler Standard. So ein kleinwenig habe ich das ja schon vermisst.

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Tja. Jetzt war endgültig die Tour zu Ende. Anil bestand darauf, die ausstehenden Geschäfte draußen im Taxi abzuwickeln, mit mir reingehen und sich bequem hinsetzen wollte er aus irgendeinem Grund nicht. Ich habe dann das ausstehende Geld für Mr. Ashok bezahlt und Anil ein Trinkgeld von 4.000 Rupien (irgendwie knapp 50 Euro die ich angemessen fand) gegeben. Wir haben dann garkeine großen Abschiedsszenen gemacht. Einmal fester Händedruck und Danke für die Zeit sagen muss da reichen.

Kurz bevor wir am Hotel ankamen hatte mich noch Mr. Ashok aufm Handy angerufen um zu fragen ob denn alles OK war und ob er mich bitten dürfe, wenn ich wieder zuhause sei, ob ich dann auch eine Bewertung in seinem Gästebuch und auf Tripadvisor abgeben würde. Habe ich auch später zu Hause direkt gemacht.

Das Hotel war echt klasse. Beim Checkin wurde von irgendwo her "richtige" Pop Musik gespielt. Wenn ich mich recht erinnere, dann wars Paul McCartney. Sofort musste ich mitpfeifen und habe gemerkt wie ich das die letzten drei Wochen vermisst habe. Musik, ohne das einem die Ohren bluten (und ne Frau mit vielen Pötten aufm Kopf rumwackelt). Die Frau an der Rezeption hat mich auch ganz verwundert angeschaut, als ich beim Ausfüllen der Formulare laut das Lied mitgepfiffen habe.

Ich habe meinen Kram ins Zimmer verfrachtet. Wow. Riesiges Zimmer und riesiges Bad. Alles pikobello. Und ein riesiges weiches Bett. Klasse. Nach den letzten zig Tagen "Heritage Havelis" war das hier echt das Paradies.

Ich musste mich richtiggehend aufraffen um wieder auf die Beine zu kommen. Ich wollte ja noch die Reste beim Sightseeing zusammenkehren. Ich bin also wieder raus und zur nahen U-Bahn-Station gegangen. Die Automaten habe ich nicht kapiert, ich hatte auch kein passendes Kleingeld dabei. Zum Glück gabs einen besetzten Schalter, wo man wir Auskunft gab. Die Station "Aero City" ist nur über eine spezielle Airport Linie mit der Stadt verbunden. Diese Linie kostet immer extra und ist nicht mit ner Tageskarte oder sowas abgedeckt.

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Was die Fahrt mit der Airportlinie gekostet hat weiß ich jetzt garnicht mehr. Ich habe zwei sog. Tokens bekommen. Eines für die Airport Linie und dann noch einen für die Anschlussfahrt in der Stadt. Die Fahrten im Stadtgebiet mit der "normalen" Metro kosten zwischen 8 Rupien (1 Cent(!)) und 50 Rupien (70 Cent). Betritt man die Station muss man den Token über ein Sensorfeld drüberziehen, verlässt man die Station muss man den Token an der Schranke einwerfen. So gebrieft konnte es nun losgehen.

Als erste Station wollte ich zum Askhardham Tempel fahren. Danach hatte ich Anil auch schon gefragt, da aber nur sein übliches "ist zu weit weg, lohnt nicht" gehört. Diese Aussage musste ich jetzt mal selbst verifizieren. Dazu musste ich nur zur Station New Delhi fahren, von dort die hellblaue Linie nach Rajiv Chowk und von dort mit der knallblauen Linie nach Ashardham. Das hatte mir der Mann am Schalter eben auch alles in Windeseile runtergebetet. Zum Glück hatte ich, so gründlich wie ich bin, zu Hause den Plan der Metro ausgedruckt.

Eigentlich war das Fahren recht einfach. Bei den Linienwechseln gab es farbige Streifen auf dem Boden denen man nur folgen musste. Zur gelben Linie einfach nur auf dem gelben Strich laufen und man kommt an. Die Ubahn ist sichtbar auf große Massen ausgelegt. Große breite Treppen, große breite Durchgänge, sehr breite Gänge. Die Stationen sind sehr weitläufig.

Allerdings war die Hölle los. Die Bahnsteige brechend voll und in den Zügen stand man dicht an dicht. Der Inder hat da auch garkeine Skrupel ohne einen Mindest-Anstands-Abstand im Zug zu stehen. Eigentlich stand man ohne Abstand Rücken an Rücken, Bauch an Bauch. Zumindest hatte ich noch den entscheidenden Vorteil, ich war größer als 90 % der Mitfahrer, mein Kopf ragte raus, während mein Gegenüber das Gesicht in meiner Achselhöhle hatte.

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Anständig Ein- und Aussteigen war auch nicht möglich. Hielt der Zug und die Türen gingen auf sind sofort alle in den Wagen reingestürmt, diejenigen die raus wollten sind dem Ansturm entgegengeströmt. Man musste sich seinen Weg manchmal ziemlich unsanft mit den Ellbogen freiräumen. Da von den Indern keiner Rücksicht genommen hat, habe ich das auch nicht. Um dahin zu kommen wo ich hin musste, haben diverse Kontrahenten einen Bodycheck oder einen Ellbogen aushalten müssen. In der Ubahn ist Krieg !

Zumindest bin ich irgendwann heil in Askhardham angekommen. Schon von der Station aus sieht man den Tempel. Allerdings ist es doch ein Stück weg. Zuerst habe ich draußen versucht mal grob in die Richtung zu gehen, aber dann standen ein paar Marktbuden und ne breite Straße im Weg. Also habe ich mir vor der Station eine Rikscha geschnappt. Fahrradrikscha. Nur 30 Rupien. Der kleine Kerl ist in die Pedale gestiegen das es nur so geknirscht hat. Während der Tour ist mehrmals die Kette abgesprungen, so das er erst einmal bremsen musste und unter dem Gefährt die Kette wieder auflegen musste. Als wir dann auf den Tempel zugefahren sind, konnte ich auch sehen, das ich eben einfach nur an den Marktständen vorbei ein kleines Stück am Straßenrand hätte gehen müssen und ich wäre auf der Zufahrt zum Tempel gewesen. Das konnte man aber nur aus der Richtung sehen, aus der ich gerade kam. Von der Station aus sah es wirklich so aus, als ob da kein Durchgang gewesen wäre.

Auf dem Parkplatz vom Tempel habe ich dem Fahrer statt der vereinbarten 30 Rupien dann 50 gegeben (ich hatte nix mehr klein). Er war sehr glücklich darüber. Sollte sich davon mal nen Kettenspanner kaufen :)

Am Tempel angelangt stand ich nun in einer Art indischer Warteschlangen-Hölle. So wie im Phantasialand an der Wildwasserbahn. Ab hier noch 3 Stunden. Nein, das muss nun wirklich nicht sein. Nebenbei habe ich dann die großen Schilder gesehen, das man alle elektronischen Geräte und Fotoapparate einschließen muss und nicht mit reinnehmen darf. Doof. Was macht das für einen Sinn wenn ich da drinnen nicht fotografieren darf ?

Ich habe mich mal ein wenig an der Schlange vorbeigemogelt und nach ganz vorne gepeilt. Keine Chance für den Fotoapparat. Es waren eifrige uniformierte Leute mit Flughafenscannern jede einzelne Person am kontrollieren.

Da habe ich mir gedacht, das mache ich nicht mit. Vor allem, bei den Schließfächern war nochmal so ne lange Warteschlange, da man seine Sachen nicht einfach einschließen konnte. Nein, man musste noch zusätzlich im Beisein eines uniformierten Herren irgendwelche Formulare ausfüllen ! Indien - Formulare, Formulare von der Wiege bis zur Bahre.

Kurzum. Ich habe mich rumgedreht und bin wieder zurück zur Bahnstation gegangen. Vom erhöhten Standpunkt an der Station habe ich noch ein paar Fotos vom großen Tempel geschossen, mich dann aber wieder auf den Weg zurück gemacht.

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Jetzt hatte ich ja noch Zeit. Also konnte ich ja doch noch die Moschee, die ich beim ersten Delhi Besuch ausgelassen hatte, noch anschauen. Dafür hätte ich jetzt eigentlich fast genauso zurückfahren müssen und eine Station weiter bei Chandni Chowk aussteigen. Leider bin ich dann aber bei einer Station ausgestiegen die Rajiv Chowk hieß. Da hatte ich mich mal eben fett vertan. Als ich draußen mittels google Maps meinen Standort bestimmt hatte, wusste ich, ich war eindeutig falsch. Ich stand nämlich am großen Connaugh Circle und habe nebenbei noch  einen großen Park mit riesiger Indien Flagge gesehen. Zuerst wollte ich "mal um den Connaugh Circle herumgehen", habe dann nach einem Viertel ca. festgestellt, das das eine blöde Idee war. Das ist nämlich so riesig, das ich da bestimmt ne Stunde rumgestapft wäre durch den Verkehr. Da es zur Moschee nicht mehr so weit sein konnte (eigentlich war ich nur zwei Stationen zu früh ausgestiegen) habe ich mir dann ein Tuktuk angehalten. Ich musste dem Mann auch erst mit Händen und Füßen begreiflich machen was ich wollte. Als er das dann verstanden hatte, meinte er, er könne da nicht hinfahren. Es wäre Sonntag und alles sei gesperrt, er käme da nicht hin. Ich solle doch wieder in die UBahn und damit dorthin fahren.

Ich hatte zwar nicht begriffen was er mit "ist alles gesperrt" meinte, dachte aber, wenn er sich die Fahrt entgehen lässt, muss es ja wohl stimmen. Ich bin also wieder in die Ubahn ins Getümmel und noch die zwei Stationen weiter gefahren.

Jetzt trennte mich nur noch eine lange Basarstraße von der Moschee. Aus der Richtung aus der ich kam, kommt man quasi von der Rückseite an, muss also noch links oder rechts herumgehen zum Eingang. Der Basar war wieder so chaotisch und interessant, wie am ersten Tag in Delhi. Man musste sich auch wieder durch Menschen, Rikschas und Mopeds seinen Weg bahnen. Nur die Kühe fehlten hier noch. 

An der Moschee wurde ich auf der Treppe erst einmal aufgehalten. Stop. Es ist noch Gebet. Du musst bis 17:30 Uhr warten. OK. Das waren jetzt knapp 20 Minuten, das war zu verschmerzen. Um halb habe ich meine Schuhe abgegeben und bin rein gegangen. Drinnen war jemand der von mir noch 200 oder 300 Rupien für irgendwas wollte. Eintritt kanns nicht gewesen sein. Ich habe mich nur gewundert, warum aus der ganzen Menge genau ich rausgepickt wurde zum Bezahlen. Egal. Ich habe mir keinen Kopf gemacht, für irgendwas wars bestimmt gut. Jetzt später denke ich, das das die Gebühr fürs Hochsteigen auf das Minarett war, das der Typ kassiert hat.

Ja, die Moschee ist groß. Kann ich bestätigen. Und mit den Proportionen und den Türmen und dem großen Platz davor auch wirklich sehenswert. Von hier oben konnte man auch das Rote Fort sehen. Mannomann, ist es schon drei Wochen her, das ich da war ? Wow.

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Nach ausgiebigem Umsehen bin ich dann wieder gegangen und zurück zur Station Chandni Chowk gewandert. Auf dem Weg zurück sind mir jetzt ganz viele Leute aufgefallen, die auf ihren Marktkarren oder Rikschas gesessen sind und dort gekocht haben oder geschlafen. Scheinbar haben die da an der Straße gewohnt.

An der Bahnstation mussten jetzt Entscheidungen getroffen werden. Eigentlich wollte ich ja noch ins Hard Rock Cafe. Dafür hätte ich jetzt aber nochmal ein paar Stationen inkl. Umsteigen meistern müssen. Am Ziel hätte ich noch ne Rikscha nehmen müssen. Es war jetzt halb Sieben. Vermutete Ankunft im Hard Rock Cafe wäre bestenfalls viertel nach Sieben gewesen. Dann hätte ich am Abend wieder zurück gemusst zur Station New Delhi. Und dabei muss man wissen das die Airportlinie nur bis 23 Uhr fährt.

Irgendwie wurde mir das jetzt gerade alles zu mühselig und zu kompliziert. Also habe ich die Entscheidung getroffen : Es geht zurück zum Hotel. Schließlich warens auch weit nach Sieben Uhr als ich beim Hotel angekommen bin. Ich habe mich nun nur noch beraten lassen, welches Restaurant ich am besten nehmen könnte. Meine Wahl fiel dann auf sowas wie ne Sportsbar. Die hatten ne Pizzakarte und noch andere Kleinigkeiten.

Die Pizza konnte man selbst zusammenbauen und die hatten auch Zutaten wie Salami, Würstchen, Bacon oder Schinken. Man, was war die Megamix-Allesdrauf-Pizza gut. Die hat echt geschmeckt. Die hat so gut geschmeckt, das ich später direkt noch eine gegessen habe. Noch ein oder zwei Bierchen dabei und ich war bettfertig.

Morgen gehts weiter zur ersten Stadt-Station. Varanasi. Bin mal gespannt. Gute Nacht.


Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 21.06.2016, 10:21 Uhr
21.03.2016 - Varanasi, Einmal heilige Stadt, bitte
 
Eigentlich eine Schande schon wieder auszuchecken und aufzubrechen. Ich habe mich hier echt wohl gefühlt. Zumindest hatte ich meinen Flug auf nach den Mittag gelegt und konnte noch länger im Bett bleiben. Das Holiday Inn bietet einen kostenfreien Transfer zum Flughafen an. Daher konnte ich stressfrei mit der Limousine zum nahen Flughafen anreisen.

Beim Terminal muss man schon vor dem Betreten den dort postierten Soldaten die Buchungsbestätigung, Reservierungsnummer und Ausweis vorzeigen um reingelassen werden. Dann muss man direkt im Eingangsbereich das Gepäck durch einen dort aufgebauten Scanner schicken. Die Tasche, bzw. die Reissverschlüsse werden mir ner Art Kabelbinder verschlossen und es kommt ein Tag dran, das die Tasche durch die erste Kontrolle gekommen ist. Jetzt kann man zum Schalter zum Check In.

Bei Inlandsflügen gibt’s mit IndiGo Air ein Limit von 15 Kilo. Das wurde in meinem Fall auch recht penibel eingehalten. Ich musste nämlich für knapp 3 Kilo „Übergewicht“ extra zahlen.

Das ging aber nicht am Checkin Schalter. Nein. Der gedruckte Boarding Pass wurde nun von einem Mitarbeiter zu einem anderen Schalter befördert. Jetzt musste ich mich dort am Schalter anstellen und durfte meinen Obolus entrichten und bekam dann nach erfolgter Zahlung den Boarding Pass ausgehändigt. Auch hier wieder Verwaltung Verwaltung Verwaltung.

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Im Terminal dann ein eher gewohntes Bild. All die gängigen Ketten, die man so kennt waren vertreten und ich habe noch nen guten Kaffee und Croissants bei Starbucks zu mir genommen.

Das Gate habe ich dann auch schnell gefunden. Als dann die Boarding-Zeit dran war haben sich auch ganz viele Leute angestellt, es stand aber weit und breit keinerlei Info über Varanasi an irgendeinem der Schalter. Nach Scannen der Bordkarte wurden alle in bereitstehende Busse verfrachtet. Vor jeden Gate standen Busse. Am Bus stand aber auch nicht Varanasi dran. Ich bin einfach mit der Meute eingestiegen und habe einfach mal gehofft, das gleich mal jemand sagt „Willkommen im Bus nach Varanasi“ oder so. Also irgendwie war das alles ein klein wenig undurchsichtig und halb chaotisch. Dazu passte, das nun zwei Busse losfuhren, die Hälfte der Leute aber noch draußen stand und nicht mitgenommen wurde. Kurios kurios.

Das ich im richtigen Flieger war habe daran erkannt, dass der Pilot später beim Start was von Varanasi gefaselt hat. Durchsagen waren eigentlich auf Hindi. Auch das Englisch hörte sich an wie Hindi. Viel hab ich nicht verstanden. Bei einer der Durchsagen der Crew, die mehrmals hintereinander immer Dabuuu Dabuuu Dabuuu sagte, habe ich recht lange gebraucht bis der Groschen gefallen ist und ich wusste, dass die Frau eine Internetadresse durchgesagt hat und das eigentlich WWW heißen sollte.

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Der Flug hat nicht lange gedauert und hat mich ereignislos nach Varanasi befördert. Von Varanasi wusste ich bisher nur, das im Lonely Planet stand, das Varanasi die wohl interessanteste Stadt in Indien sei, die einem „alle Sinne abverlangt“. Eigentlich habe ich die Stadt auch nur wegen dieser Aufmerksamkeit heischenden Formulierung mit in den Reiseplan aufgenommen.

Der Flughafen ist recht überschaubar. Linke Tür Abflug, rechte Tür Ankunft. So in etwa.

Das Hotel „Shree Ganesha Palace“ bot auf der Webseite einen Transport vom Flughafen an. Ich hatte die angeschrieben mit den Flugdaten und darum gebeten mich abzuholen. Ich habe auch eine Antwort bekommen, das der Fahrer zur angegebenen Zeit da sein wird. Auf meine Rückfrage wo denn der Fahrer sein wird und wie ich ihn erkenne, habe ich dann keine Antwort mehr erhalten. Vor Ort hat sich dann aber alles von selbst geklärt. Es gab nur einen Ausgang und dahinter stand schon ein Mann mit einen „Mr. Steinke“ – Schild. Vorbildlich. Und hui. Hier hatte es ein paar Grad mehr als in Delhi. War kuschelig warm.

Der Flughafen ist recht weit von der Stadt entfernt und wir sind die meiste Zeit über Land durch eine Baustelle gefahren. Offenbar wird die Straße gerade von 2-Spurige Landstraße zu 4-Spurige Landstraße heraufgestuft.

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Auf dem Weg durchs Stadtgebiet habe ich auch das eine oder andere der Hotels gesehen, die ich bei Booking gefunden hatte. Hatten alle eines gemein. Sie sind weit weg vom Trubel am Wasser und den Ghats. Bis dahin sind wir nämlich noch längere Zeit auf verschlungenen Wegen durch die Stadt gekurvt. Plötzlich standen wir mit dem Auto mitten Basarchaos. Die nächsten hundert Meter ging es in Schleichgeschwindigkeit zusammen mit Menschen, Mopeds, Fahrrädern, Rikschas und noch mehr Menschen und Hupen und Schimpfen vorwärts. Plötzlich ist der Fahrer mitten im Betrieb an die Seite gerollt und meinte : Wir sind da. Und siehe da, durch einen schmalen Durchgang hindurch konnte man die Unterkunft sehen.

Das war jetzt insofern garnicht schlecht, als dadurch, das das Haus zurückgesetzt von der Main Road war, hier auch kein Lärm war. Das Shree Ganesha Palace wird von Zwillingsbrüdern geführt. Chiraq und den Namen des anderen habe ich vergessen. Ist aber auch egal, ich habe die beiden eh immer verwechselt. Beim Check In gabs nun einen offenbar oft geprobten Ablauf. Anhand von einer Checkliste, auf der alle Infos zum Hotel, zum Zimmer, wie man warmes Wasser kriegt, wo das Hotel liegt, welche WLANs mit welchen Logins es gibt und was es für Sehenswürdigkeiten gibt, verzeichnet waren, bekam man alles in Windeseile erklärt. War fast ein richtiges Briefing. Es blieben eigentlich keine Fragen offen.

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Das Zimmer hatte ich mir jetzt größer vorgestellt. Großes Bett und Schrank und Kühlschrank passten zwar rein, aber es war fast kein Platz mehr für das Gepäck. Das Bad war dafür groß und OK.

Jetzt war es schon fast spät am Nachmittag und ich bin wieder raus auf die Straße um mich ins Getümmel zu werfen. Um von hier zum Main Ghat (mit dem schwierigen Namen Dashashwamegh Ghat) zu kommen, musste man nur ganz einfach mit der Menge mitschwimmen und sich zweihundert Meter geradeaus treiben lassen. Unfassbar was hier los war. In einem unendlichen Strom aus Menschen, Mopeds, Rikschas und wasweissichnoch habe ich versucht vorwärts zu kommen. Das ist mir auch nur ganz langsam gelungen. Für eine genaue Begutachtung der Gegend hatte ich ja noch morgen Zeit. Also bin ich jetzt direkt zum Haupt Ghat weitergeschlichen. Erst ein paar Meter vor den Treppen zum Ghat hinunter wurde der Betrieb weniger. Unten am Wasser hat es sich dann eher im Rahmen gehalten.

Ich habe mich mal genauer umgesehen und alle möglichen komischen Vögel, Heilige, Priester, Kitschverläufer, Ausgeflippte mit langen Bärten und den ein oder anderen weißen Rastaträger beobachtet. Ein unerschöpflicher Quell der Kuriositäten.

Am Wasser waren ein paar niedrige Plattformen aufgebaut. Hier fand dann wohl die abendliche Zeremonie statt.

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Zuerst bin ich aber mal ein wenig flussaufwärts gegangen und nach Umschiffung von herumliegenden Gestalten mit wilder Haarmähne und roten Kitteln und herumliegenden Kühen und deren Kuhfladen dann beim Verbrennungsghat angekommen. Das müsste das Marnikarnika Ghat gewesen sein. Hier werden Leichen verbrannt. An ein paar Stellen waren auch Feuer am brennen. Die waren aber meiner Meinung nach zu klein für „echte“ Scheiterhaufen. Aber wer weiß. Als ich näher kam standen diverse Leute herum, die mich direkt mit „No Photo, No Photo“ anblafften. Is ja gut. Ich war von der ganzen Szenerie so dermaßen fasziniert, das ich sowieso gerade nicht auf die Idee kam Bilder zu machen.

Nach den No-Photo-Mahnern kamen dann diverse Priester (?) die einen einluden, doch gerne näher zu kommen und sich die Feuer doch gerne von Nahem anzusehen. Dazu hatte ich aber jetzt gerade überhaupt keine Lust. Ich habe einen Respektabstand gehalten.

Gelesen habe ich, das die Feuer 24 Stunden brennen, die Verbrennungen aber immer erst nach Sonnenuntergang stattfinden. Die Dämmerung hatte gerade begonnen und ich konnte nun sehen, wie eine Leiche auf einer Trage herbeigetragen wurde und in den Ganges getaucht wurde. Dann wurde diese Person vorbereitet und anschließend um die Ecke zu einem großen Feuer getragen.

Den Rest habe ich mir nicht mehr angeschaut und bin stattdessen ein wenig konsterniert ob dem, dessen ich gerade Zeuge geworden bin, wieder Richtung Main Ghat (das Ding mit dem schwierigen Namen) zurückgegangen.

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Jetzt mittlerweile dunkel hatte hier schon die abendliche Zeremonie begonnen. Mehrere Leute vollführen auf den Plattformen an den Ufertreppen diverse Verrenkungen und nebeln alles mit Feuer und Rauch ein. Dabei spielt laute Musik mit vielen Glocken und Schellen. Alles ist irgendwie goldig. Ich habe mich hier erst einmal ein wenig aufgehalten und zugeschaut. Unglaublich viele Leute waren hier. Und auf dem Wasser drängelten sich die Boote dicht an dicht. Alle Boote waren picke packe voll mit Touristen.

Ich bin dann ein Ghat weiter runter gegangen. Dort war die gleiche Zeremonie im Gange, allerdings offenbar weiter fortgeschritten. Und es war weniger Betrieb hier.  Später bin ich wieder zurück zum Main Ghat und habe da, jetzt eher im Hintergrund, noch lange Leute beobachtet. Vielen war die Zeremonie offenbar wirklich wichtig. Die haben teilweise ganz inbrünstig gefeiert und getanzt.

Als dann die Zeremonie zu Ende war, hat sich der ganze Betrieb verzogen und ich bin über die Main Market Road mit gefühlt noch viel mehr Menschen und Motoren dicht an dicht zum Hotel zurück geströmt. War schon ein wirklich krasser Unterschied. Kaum war man von der Straße aus dem Höllenlärm mit Hupe abgebogen in den Durchgang zum Hotel, war beim Hotel fast himmlische Stille.

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Beim Restaurant im Innenhof brauchte man eine Engelsgeduld. Karte ist vegetarisch. Ich habe mal zwei Sachen ausprobiert. Beide nicht so sehr dolle. Für morgen muss ich mal was anderes suchen. Wenn alle halbe Stunde mal einer vorbeigeschlichen ist und man den angehalten hat, konnte man auch ein Bier bestellen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, das wohl nicht ganz klar war, wer für das Restaurant, bzw. die wartenden Gäste, zuständig war. Man musste immer jemanden anhalten der zufällig vorbei kam. Irgendeiner, der konkret mal gefragt hat obs noch was ein darf, ist da den ganzen Abend nicht vorstellig geworden.

Gute Nacht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 22.06.2016, 09:44 Uhr
22.03.2016 - Gahts, Ghats und nochmal Ghats

Holi Festival. Davon hatte gestern beim Checkin schon einer der Zwillinge (Chiraq oder Nicht-Chiraq) irgendwas gesagt. Nach ein wenig Google habe ich dann auch herausgefunden, das sich an Holi die Inder teilweise verkleiden und vor allen Dingen mit Farbbeuteln um sich werfen. Ist wohl eine ziemlich ausgelassene Sache. Der Höhepunkt des Holi wäre eigentlich morgen. Allerdings waren wohl heute auch schon die Feierlichkeiten im Gange.

Draußen auf der Straße war davon allerdings nicht unbedingt etwas zu sehen. Da war der normale brüllende Basar-Betrieb.

Nachdem ich heute ausgiebig lange gepennt hatte bin ich nun erst mal die Marktstraße links hoch. Da hatte Google Maps Geldautomaten eingezeichnet. Und zumindest den ATM der „Induslandbank“ habe ich sogar gefunden. Gestern beim Checkin stand nämlich eines auch auf dem Laufzettel : Bezahlen Cash only. Und daher war der Gang zum Automaten dringend nötig.

Die nächste Zeit habe ich dann damit verbracht, die Marktstraße wieder in Richtung Ghat und Wasser zu erkunden. Ich bin immer mal wieder in die kleinen Gassen und Gässchen abgebogen die überall abgehen. Ich hatte noch ne kleine Karte ausgedruckt, wo laut Lonely Planet Restaurants sein sollten. Eines habe ich sogar gefunden. Die anderen Sachen habe ich vergeblich gesucht. Ich glaube ja garnicht, das die Ecken da überhaupt irgendwelche Straßennamen haben. Ich habe mich zumindest nur mit Abzählen der Abzweigungen oder einmündenden Nebengassen ein kleinwenig zurecht gefunden.
 
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Wie gesagt, ein Restaurant habe ich sogar gefunden. Das war aber schon ein Ghat vor dem Hauptghat und die Ecken waren ein wenig besser begehbar. Lustig waren die überall auf dem Boden frei herumliegenden Wasserleitungen. Die Kupferrohre waren fachmännisch auf dem Lehmboden in den Gassen verlegt und dann notdürftig mit weiterem Lehm oder Sand bedeckt. Eigentlich lagen sie offen da. Interessante Installation.

In den Gassen stand ich auf einmal auch vor dem Entry Gate für den Vishwanath Temple. Den hatte einer der Brüder im Hotel auch empfohlen. Leider war ich hier aber an einem Eingang gelandet, der nicht für Ausländer gedacht war. Dunkel erinnerte ich mich, das im Lonely Planet stand, das es mehrere Eingänge gäbe und nur einer davon für Ausländer wäre. Dumm gelaufen. Hier war ich falsch. Ehrlich war es mir aber jetzt in dem Gassengewirr ein wenig zu aufwändig noch andere Eingänge zu suchen und zu finden. Ich bin wieder zur Main Road und von dort zum Main Ghat gegangen.

Dort habe ich mich nochmal ein wenig umgesehen und dann beschlossen, an den ganzen Ghats entlang bis zum fernen Ende zum letzten Ghat, dem Assi Ghat zu gehen. Ich bin nicht ganz sicher, aber am Wasser entlang ist das ca. 2 Kilometer. Zumindest, wenn man vom Main Ghat aus schaut, dann liegt das Assi Ghat schon weit entfernt milchig im Dunst der dreckigen Luft.

Als ich gerade losgegangen bin wurde ich plötzlich Opfer eines feigen, hinterrücks ausgeführten Farbanschlages. Was war passiert ? Irgendwelche Kids hatten sich einen Spaß daraus gemacht, mir von hinten einen Holi-Farbbeutel mit blauer Farbe in den Nacken zu hauen. Platsch. Da stand ich erst mal. Gerade in dem Moment war ich ziemlich verdattert und wusste auch nicht so ganz was da gerade passiert war. Als ich mich dann einmal richtig geschüttelt hatte und mir die Farbe den Rücken runterlief, kamen die ersten Leute an mir vorbei, die lauthals „Happy Holi“ riefen. Ein paar der Männer meinten dann auch noch „Nice Colours“. Hahaha. Auf jeden Fall war ich erst mal die Attraktion und alle faul in der Sonne liegenden Männer ringsum haben sich köstlich amüsiert.

Ganz spontan wollte ich ja direkt mal Baan Ki-Moon anrufen und die UNO-Blauhelm-Friedenstruppen bestellen. Dann habe ich mir aber gedacht, ach was, Happy Holi. Die lachen alle garnicht über dich, die lachen mit dir. Und so habe ich den restlichen Weg ein wenig hellblau eingeschlumpft zurückgelegt.

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Einen Nachteil hatte die Strecke am Wasser entlang über die Treppen der Ghats ja. Es gab keinen Schatten. Ich bin die ganze Zeit in der fetten Sonne gelaufen und als ich dann irgendwann am Assi Ghat angekommen bin, hatte ich die Sonnendosis für heute definitiv überschritten.

Ich habe im Schatten noch ein wenig Rast gemacht. Weil aber irgendwer seine Diskolautsprecher unbedingt unweit von mir ausprobieren musste (hat wahrscheinlich schon für Holi warmlaufen lassen) habe ich mir um die Ecke ein Tuktuk geschnappt und bin in Richtung Hotel zurückgefahren. Der liebe Herr meinte dann, er müsse einfach mal mehr Geld fordern als wie vorher ausgemacht. Ich hatte beim Besteigen der Karre gefragt was es kosten würde zum Main Ghat zurück. 100 Rupien. Gut, ist fair. Später wollte er 150 Rupien haben. Ich habe 150 gesagt. Nein hast du nicht, wir hatten 100 ausgemacht. Nein 150. Nein 100. ……….. ich habe ihm dann letztendlich 120 gegeben. Damit war er auch zufrieden.

Im Hotel angekommen, habe ich mich erst einmal grundgereinigt. Das Zeug ist auch noch so schwer abgegangen. Musste mit warmem Wasser und Seife gut schrubben bis ich nicht mehr blau war. Ein wenig habe ich noch im Zimmer und in der Sitzecke im Innenhof rumgetrödelt, dann bin ich aber wieder raus auf die Straße. Obs ne gute Idee war, wieder ein frisches weißes TShirt angezogen zu haben ? Irgendwie wurde das Treiben jetzt gegen Abend immer wilder.

Am Main Ghat bin ich nun wieder zum Verbrennungsghat gegangen. Dort aber heute mal weiter und habe mich genau umgeschaut. Es war noch hell, an einem Fleck wurde aber ein richtig großes Feuer geschürt. Ich bin die Treppen hoch und in den Straßen dahinter noch herumgegangen. Überall sind riesige Holzstapel und Holzhaufen, die wohl alle für den baldigen Einsatz vorgesehen waren.

Von einem etwas erhöhten Punkt habe ich noch längere Zeit dem Schüren des großen Feuers zugeschaut. Dabei bin ich nur knapp dem nächsten Farbenattentat entkommen. Ich hatte schon die ganze Zeit auch eine Truppe Leute beobachtet, die von oben bis unten eingesaut eine totale Freude daran hatten, sich immer noch mehr Farbe überzukippen. Als die dann auf mich zu kamen, stellte sich heraus, das da unter den Indern auch etliche Spanier waren. Mit denen konnte ich verhandeln. Ich konnte glaubhaft darlegen, das ich eben schon einmal gefärbt war und ich eben erst die Grundreinigung hinter mich gebracht hätte. Puh. Mein Shirt ist weiß geblieben. Wir haben noch ein paar Worte gewechselt, dann ist die Farbtruppe aber weiter gezogen.

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Und ich hab meinen Standort auch nochmal gewechselt. Weil jetzt wurde es interessant. Es tat sich offensichtlich was beim Feuer. Jetzt kamen ein paar Leute zwischen den Häusern hervor und brachten auf einer Trage einen in viele Tücher eingewickelten Leichnam runter zu Fluss. Der ganze Körper wurde jetzt in den Fluss getaucht und jeder schaufelte, sicher ist sicher, noch mit den Händen Wasser darüber.

Dann wurde der Körper aus dem Wasser heraus unweit des Feuers abgelegt. Jetzt kamen noch mehr Leute hinzu und es wurde offenbar gebetet. Unterdessen waren andere fleißig dabei noch mehr Holz herbeizutragen und den Haufen nun zu einem richtigen Höllenfeuer anzufachen.

Den Rest habe ich mir nicht mehr angeschaut. Ich wusste was jetzt als nächstes kam und das wollte ich mir nicht live ansehen. Ja, es ist sehr interessant, jetzt hatte ich aber lange genug am Feuer und im Rauch rumgestanden. Jetzt hatte ich Hunger.

Ich bin zu meinem Fund von heute früher gegangen. Das Dolphin Restaurant im Rashmi Guest House war im Lonely Planet gut beschrieben. Um hin zu kommen muss man vom Wasser aus erst mal eine lange steile Treppe erklimmen und dann im Haus selbst (es ist eigentlich ein Hotel) noch gefühlt 10 Stockwerke Treppen nach oben zum Rooftop Restaurant. Wenn man dann wieder bei Puste ist, kann man aus einer umfangreichen Karte von non-vegetarian Gerichten auswählen. Hat wirklich gut geschmeckt. Die Lage ist zudem sehr gut. Von oben hat man einen tollen Blick auf den Fluss und die vielen Boote, die sich zur Zeremonie ansammeln. Von der Zeremonie selbst kann man nichts sehen, da stehen noch ein anderes Haus und eine riesige Baumkrone im Weg. Aber hören kann man sehr gut.

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Ich bin so um 8, als auch die Zeremonie so langsam vorbei war, gegangen. Der Betrieb war genauso wie gestern überwältigend. Beim Hotel habe ich mich noch ein wenig in den Hof gesetzt, ein Bierchen getrunken und das WLAN genutzt. Hier im Hotel hätte es heute nur ein abgespecktes Holi Menu gegeben. Ein Gericht und zwei Sorten Brot oder sowas. Gut das ich extern essen war.

Morgen geht’s weiter nach Kalkutta. Aber eigentlich habe ich morgen nochmal nen ganzen Tag Varanasi, weil der Flug erst um 19:30 Uhr geht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 22.06.2016, 16:56 Uhr
Bernd, ich bin schwer beeindruckt von dem, was Du so alles alleine unternommen hast!

Recht wagemutig, aber ist ja alles gut verlaufen.

Dein Bericht ist wirklich toll, nochmals danke!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 24.06.2016, 13:37 Uhr
Es geht noch weiter.

23.03.2016 - Happy Holi ! ..... und dann mal schnell nach Kalkutta
 
Chaos und Anarchie, bzw. in Indien auch Holi Festival genannt. Ich war heute noch länger liegen geblieben. Als ich dann so gegen Mittag im Innenhof der Unterkunft auftauchte, gabs da statt Kaffee nur diverse Personen und Gäste, die sich gegenseitig mit Farbe verschönerten. Denen bin ich gerade noch entkommen.   

Als ich dann auf die Hauptstraße trat da sah ich …… nichts. Wo waren die ganzen Leute ? Die Mopeds und Tuktuks ? So langsam ging mir ein Licht auf. Als die im Hotel was von Public Holiday gesagt haben, haben die wirklich nen Feiertag gemeint, wo alle frei haben. Keine Ahnung warum mir das so außergewöhnlich vorkam. Wahrscheinlich hatte ich nach dem bisher erlebten 24-Stunden-Basar-Gewühl es nicht für möglich gehalten, das der Inder auch mal frei macht.

Eine Kreuzung weit bin ich gekommen, da war es, das Schicksal ist blau, auch um mein Shirt geschehen. Ich hatte nur ca. 30 Meter benötigt um erneut Farbopfer zu werden.

Diejenigen, die noch auf der Straße unterwegs waren, waren fahrende Farbbeutel-Abschussmaschinen. Viele von den Leuten die noch zu Fuß oder per Moped unterwegs waren, waren ein wenig verkleidet mit bunten Perücken und sowas. Aber eindeutig die meisten waren mehr oder weniger eingefärbt.

Eigentlich hatte ich als Plan für heute die Gegenden etwas außerhalb, etwas entfernt der Ghats, im Blick gehabt. Das wäre auch grundsätzlich immer noch eine tolle Idee gewesen, wenn denn auch mal ein Tuktuk zu finden gewesen wäre. Die waren, genauso wie Taxis auch, nämlich irgendwie heute nicht existent.
 
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Noch eine Kreuzung weiter habe ich dann einen einsamen Mann mit seinem Tuktuk gesehen. Und er war auch grundsätzlich bereit, mich zu fahren. Allerdings musste ich heute doch schon tief in die Tasche greifen. Heute gabs scheinbar nur den Feiertagstarif. 

Ich glaube die erste Ansage, die der Fahrer machte, waren 500 R. Für 500 sollte er aber dann auch nicht mit einer kleinen Fahrt davon kommen. Ich habe dann sehr zäh, mit vielen Gesten und Handzeichen (er konnte so gut wie kein Englisch) vereinbart, dass er mich zuerst zur Hindu Universität zum Tempel fährt, dort auf mich wartet und anschließend weiter fährt auf die andere Seite zum Fort und dort wartet und dann zurück führt. Letztlich habe ich das ganze Paket dann für 800 gekriegt. Die 10 Euro umgerechnet waren jetzt für Tuktuk fahren zwar unverschämt viel Geld, aber wer der einzige Anbieter ist, der sagt auch die Preise an.

Die Fahrt zum Univiertel und dann weiter zum Tempel war recht zügig absolviert. Während wir so fuhren, haben immer Leute von außen Farbbeutel in das Tuktuk reingeschmissen. Spätestens nach dem zweiten Treffer habe ich mich von der Vorstellung von sauberen Klamotten verabschiedet. Ich konnte mich später wohl nur noch notdürftig sauber machen und musste dann wohl oder übel etwas eingefärbt zum Flughafen. Und dem Fahrer wars auch irgendwie egal. Der hat sich garnicht gekümmert, das sein Vehikel innendrin immer blauer wurde.

Das Univiertel ist riesig groß und sehr weitläufig angelegt. Breite Straßen mit viel Grün und (auf den ersten Blick) großen alten Gebäuden. Der Tempel war auch recht nett. Allerdings zu. Happy Holi. Als ich zurück zum Tuktuk kam, hatte unsere Anwesenheit im Uniumfeld am Feiertag schon irgendeinen Wachmann auf den Plan gerufen, der gerade scheinbar meinen Fahrer des Geländes verweisen wollte, oder so. So habe ich zumindest das Gestikulieren verstanden.  Aber ich wollte ja eh gerade fahren.

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Nun wollte ich zum Fort von Varanasi. Das liegt auf der anderen Seite des Flusses. Weiter am Horizont gibt’s zwar ne Autobrücke, hier in der Gegend der Ghats gibt’s aber nur eine Behelfs-Ponton-Brücke. Offenbar hat man irgendwann mal angefangen, so etwas wie eine Brücke zu bauen. Alleine ein paar Pfeiler und zwei aufgesetzte Brückensegmente zeigen an, das man irgendwann mal wild entschlossen war, hier eine Brücke hinzukriegen. Schaut man sich alte Google-Earth Bilder an von den vergangenen Jahren, so sieht das nun schon eine ganze lange Zeit angefangen und einfach aufgehört aus.

Und hier kommt die Ponton-Brücke ins Spiel. Ursprünglich als Behelf für die kurze (!!) Zeit der Bauarbeiten, wurde die Ponton-Querung aus Holzplanken und Metallplatten dort installiert. 

Und mittlerweile ist das die Hauptverbindung auf die andere Seite, über die sich Fußgänger, Mopeds und Tuktuks bewegen.

Die Zufahrt zu diesem Ding war auf beiden Seiten eigentlich nur mit 4WD Auto zu befahren. Aber der Tuktukmann ist da tapfer durch. Die Brücke selbst besteht aus rohen Holzplanken, die teilweise kaputt sind und teilweise mit so viel Abstand gelegt sind, das da locker ein Tuktukreifen drin verschwunden wäre. Zur Verstärkung hat man lose (!!) lauter Stahlplatten draufgelegt, die, mittlerweile krumm, beim Befahren abenteuerlich in der Gegend rumwippen.

Die Fahrt hinüber war so abenteuerlich, das ich mich mit beiden Händen konzentriert festhalten musste, um nicht aus dem Gefährt zu fallen. Fotos waren so gut wie unmöglich.

Drüben angekommen sind wir noch ein wenig dort herumgefahren. War nix los. Beim Fort dann Ernüchterung. Zu. Happy Holi. Da standen zwar ein paar Wachleute, die haben mich aber wieder weggeschickt. Heute wäre wegen Holi zu. Schade.

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Als mein Fahrer merkte das zu ist, kam er auf die glorreiche Idee, mich zu einem „Market“ zu fahren, der garantiert offen hätte. Hier muss ich ganz selbst eingestehen, dass ich jetzt unter „Market“ was ganz falsches verstanden habe und mir ne fette Mall vorgestellt habe und daher den Braten nicht gerochen habe.

Die nächste halbe Stunde ist der Mann dann mit mir durch die Stadt gekurvt. Zwischendurch immer wieder irgendwelche Holi-Feierer auf der Straße, die alles und jedes mit Farbbeuteln bewarfen. Einmal hat der Fahrer irgendwen gesehen den er wohl kannte. Der ist dann aufgesprungen und vorne ein Stück mitgefahren. Alles in Allem sehr abenteuerlich. Iiiirgendwann sind wir dann in ein Viertel abgebogen, das erst einmal aussah wie ein Abbruchviertel. Dort hat er dann den Karren abgestellt und hat mich mit vielen Gesten und „come come come“ in ein Haus gelotst. Und schwupps war ich in den Fängen der Seiden-, Schal- und Teppichhändler gefangen, welche jetzt herbeikamen. Ich war beim „Market“ angekommen. Einem offenbar Provisionsshop für Seidenschals, Pashmina Schals und wasweissich, wo mich der Fahrer nun freudestrahlend ablieferte.

Jetzt wars mir auch passiert. Ich war mit einem Fahrer in einem Provisionsladen gelandet. Ich habe mich garnicht groß drauf eingelassen. Habe die Schuhe nicht ausgezogen und mich nicht gesetzt. Ich habe dem ersten direkt freundlich erklärt, das ich kein Interesse hätte zum Shopping. Da hat der Tuktukfahrer erst mal einen auf den Deckel gekriegt. Leider konnte ich es nicht verstehen, ich denke aber, das das Gespräch in etwa zum Thema hatte, was er denn da für einen abgeliefert hätte an dem man garnix verdienen könne.

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Als wir wieder draußen waren habe ich nur gesagt, dass er mich jetzt wieder sofort zurück fahren solle, wo wir heute früher die Fahrt begonnen hätten. Naja. Zumindest hatte ich über diese Tour noch eine Stunde Tuktuk Fahrt durchs Holi Chaos in Varanasi bekommen. Ich war ihm eigentlich garnicht böse über den versuchten Shoppinganschlag. Es gab da eine kleine sprachliche Barriere zwischen uns. Dieser Barriere laste ich das jetzt mal an. Was jetzt nicht so dolle war, das er am Ende noch nachverhandeln wollte. Ich habe ihm die vereinbarten 800 gegeben und er wollte noch mehr. Da habe ich mich aber direkt auf dem Absatz rumgedreht und hab ihn stehen lassen. 

Im Hotel hatte man mir am Mittag noch gesagt, dass ich das Zimmer ruhig bis zum Nachmittag 15 Uhr belegen dürfe. So hatte ich jetzt auch noch die Gelegenheit mich ein wenig sauber zu machen. Zumindest die sichtbarsten Spuren der Farbe wollte ich aus dem Gesicht schon noch rauskriegen. 

Nachdem ich geduscht hatte und noch ein wenig im Innenhof in der Sonne geruht hatte, war es Zeit. Der Checkout ging recht fix, war aber leider etwas intransparent. Ich bekam eine Endsumme genannt, die ich jetzt doch bitte bezahlen solle.  Auf meine Frage, was bitte genau ich denn jetzt bezahlen würde, wurde widerwillig ein zusammengehefteter Stoß Belege hervorgeholt, die mir kurz vor der Nase hergeschwenkt wurden. Ich fand, für die wenigen Geschäftsvorgänge hier waren das verdammt viele Belege. Ich habe es aber letztendlich bezahlt. Auf dem Weg zum Flughafen habe ich im Kopf versucht alles selbst noch einmal nachzuvollziehen. Irgendwie kam ich aber partout nie auf den Rechnungsbetrag. Irgendwie fehlten da immer ein paar hundert Rupien (zu meinen Ungunsten natürlich). So groß war der vermeintliche Schaden zwar jetzt nicht (max. 10 Euro oder so), aber die schnelle Abfertigung und husch husch, jetzt mal schnell bezahlen hier, trübt doch ein kleinwenig den ansonsten soliden Eindruck vom Shree Ganesha Palace.

Am Flughafen wieder das gleiche Spiel wie in Delhi. Vorkontrolle am Eingang, Vorröntgen an der Eingangstüre, Checkin am Schalter. Aus irgendeinem Grund hatte ich bei Buchung des Fluges schon ein Übergewicht von 5 Kilo mitgekauft. Der Mitarbeiter am Schalter sah ganz enttäuscht aus, das er mir jetzt nicht Geld für meine schwere Tasche abknöpfen konnte.

Der Rest vom Airport war erschreckend unspektakulär. Zwei „Snackbuden“ standen herum. Die eine hatte nur Pringels Chips zu verkaufen, die andere nur Ritter Sport Schokolade und Fanta. Komische Vorstellung von Snack. Und so kam es, das mein Mittagessen/Abendessen heute aus einer Tafel Ritter Sport und ner Fanta bestand. 

Der Flieger sollte 19:30 gehen. Um viertel nach sieben immer noch keine Spur davon. Das wäre in Deutschland spätestens der Zeitpunkt gewesen, an dem alle in Panik verfallen. Nicht so in Indien. Um 19 Uhr 20 dockte der Flieger an und die Passagiere stiegen aus. Nun sollten sich alle in 6 Reihen ABC und DEF aufstellen. Nach den ABCDEF-Buchstaben der Sitzplätze. Und als der Flieger leer war (einmal durchsaugen oder feucht durchwischen wird überschätzt) hieß es dann, das jetzt bitte von außen nach innen die Reihen einsteigen sollten. Also zuerst die beiden Fensterreihen links und rechts, dann die Mittelplätze und dann die Gangplätze. Das hat erstaunlich gut und vor allem effizient funktioniert. Es gab zumindest kein Rumgenöle, das der Gangplatz wieder aufstehen muss, weil der Fensterplatz später kommt und so etwas.

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Also irgendwas können wir doch von den Indern lernen. Und wenn es nur effizientes Einsteigen ins Flugzeug ist.

Letztendlich hatte die Maschine garnicht viel Verspätung. Wir sind noch vor 8 weggekommen. Und in Kalkutta war dann letztendlich bis auf ein paar Minuten die Verspätung fast rausgeflogen.

Der Flughafen in Kalkutta sah recht neu bzw. modern aus. Man konnte sich gut zurecht finden. Pickup von Gepäck ging recht fix. Jetzt musste ich irgendwie in die Stadt kommen. Im Vorfeld hatte ich schon gelesen, das man sich tunlichst, vor allem Abends und Nachts, am Schalter im Flughafen ein Prepaid Taxi in die Stadt nehmen solle und nicht irgendeines der illegalen Taxen draußen besteigen solle.

Da ich keinerlei Lust auf irgendwelche Experimente mit nächtlichen Betrügereien hatte, bin ich auch ganz brav zum Taxi-Prepaid-Schalter gegangen.

Die Idee hatten noch ganz viele andere Leute und so stand ich erst einmal in einer langen Schlange. Und stand und stand. Es war nicht wirklich ein Fortkommen zu bemerken. Zwischendurch wurde der Stand in Ermangelung von Taxis mal ne ganze Zeit zu gemacht. Dann waren wohl wieder eine Handvoll Fahrer angekommen und verfügbar und es wurden wieder ein paar Leute abgefertigt. Ein Geduldsspiel. Während des Wartens konnte man den ganzen Luftdüsen der riesigen Klimageräte nicht entgehen und ich wusste schon was mir morgen blühte. Die Erkältung war vorprogrammiert.

Lange Rede kurzer Sinn. Oder wie der Engländer sagt : To tell a long story short  : Ankunft des Fliegers in Kalkutta war 20:50 Uhr. Um 23 Uhr stand ich vorne am Taxistand und konnte das Taxi ergattern. 

Man sagt dem Mann am Tresen sein Ziel und der füllt irgendein Formular aus und kassiert. Das Formular muss man später dem Taximann zeigen, weil da steht das Ziel drauf. Erst wenn man am Ziel angekommen ist soll man dem Fahrer den Zettel dann übergeben. Wenn ich das System richtig verstanden habe, kann sich der Fahrer dann später mittels Vorlage des Scheines dann das Geld für die Fahrt erstatten lassen. Der Taxifahrer geht also im Prinzip in Vorleistung und rechnet später dann einen ganzen Haufen Quittungen in einem Rutsch bei der Taxizentrale (?) ab.

Mir ist ja mehrmals in den 2 Stunden in der Warteschlange der Gedanke gekommen, jetzt einfach rauszugehen und doch ein illegales Taxi zu nehmen. Aber da alle anderen, auch die Inder (vor allem die), ebenfalls so lange und ausdauernd in der Schlange ausgeharrt haben, dachte ich mir, die wissen schon warum sie hier stehen bleiben. 

Draußen stand ich dann erst auch mal wieder an. Kam mal ein Taxi wurde einem das dann zugewiesen. Die ganze Zeit rannten irgendwelche zerzausten Gestalten um einen herum, um ans Gepäck zu kommen. Angeblich wollten sie das ja nur ins Taxi laden. Vor mir war ein Inder in der Schlange, der sich direkt zu mir rumdrehte und mich eindringlich warnte, gut auf meine Taschen aufzupassen und den Typen auf garkeinen Fall mein Gepäck zu geben. „They run away with it!“. OK. Danke für den Rat, ich pass dann lieber mal gut auf.

Ich bekomme natürlich das älteste und schrottreifste Taxi zugewiesen das es gibt und der Fahrer grinst mich nur mit schwarz fauligen Zähnen an und versteht kein Wort. Er ist offensichtlich keiner Sprache mächtig, die wir beide zusammen kennen.

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Und natürlich weiß er auch nicht, was ich von ihm will, als ich mein Ziel „The Oberoi Grand“ nenne. Eigentlich eines der besten Häuser in Kalkutta, hatte ich ja doch gedacht das dies bekannt wäre. Ich soll aber erst mal einsteigen und wir fahren los. Bei der Ausfahrt vom Flughafengelände muss man an ner Schranke vorbei. Er hält ein und fragt den Schrankenwärter nach Oberoi Grand. Es wird irgendwas gesprochen und ich höre immer nur „Grand Hotel“ „Grand Hotel“. Ich bestehe darauf, das in dem Namen aber „Oberoi“ vorkommt. Dies wird nicht so wirklich zur Kenntnis genommen.

Ein Stück weiter stehen an der Straße irgendwelche Leute rum (Taxifahrer??) und die werden nochmal gefragt. Die Hinweise verdichten sich, das wir jetzt zum „Grand Hotel“ fahren werden. 

Mir wars jetzt auch fast egal. Wie sagte der Fahrer Ützwurst bei der Comedy auf SWR3 immer … „Fahre Memphis!“. Ja, bitte, von mir aus.

Offenbar ist der Mann noch immer nicht sicher. Ich habe eine Karte ausgedruckt dabei. Die halte ich ihm hin. Er verschmäht sie. Er fragt nach Telefonnummer. Ja. Auf der Karte ist auch ne Telefonnummer drauf. Er hält an, gibt mir sein altes Handy und ich soll nun die Nummern eintippen. Da ich nicht weiß, was ich vorwählen soll und ob ich was vorwählen muss, tippe ich die Nummer international mit + - irgendwas ein. Das versteht das Telefon aber nicht und wir sind nicht weiter wie eben.

Er fährt weiter. Irgendwo in der Stadt läuft mitten auf der Straße ein Mann herum. Neben dem hält das Taxi mit quietschenden Reifen und der Mann wird auch befragt. Auch hier höre ich verdammt oft „Grand Hotel“.

Als ich den restlichen Weg auf dem Handy per GPS mitverfolge, werde ich dann doch ein wenig ruhiger. Die Richtung stimmt. Und schwupps sind wir in der richtigen Straße und schwupps stehen wir dann in der Vorfahrt vom Oberoi Grand Hotel. Warum habe ich nur gezweifelt ? Der Mann lacht mich freudestrahlend mit seinen verfaulten Zähnen an und ist offenbar noch viel glücklicher als ich selbst, das er das Hotel richtig gefunden hat.

Und ab jetzt begrüßt mich die Herzlichkeit auf Schritt und Tritt. Das Hotel ist echt klasse. Eine Oase, eine unwirkliche Luftblase die man durch die Drehtüre betritt. Jeder ist freundlich und Wünsche werden erfüllt, bevor man sie sich überhaupt ausgedacht hat. Der Checkin war (jetzt auch schon nach Mitternacht!) erfreulich einfach. Die Frau ist dann anschließend mit mir mitgekommen und hat mich aufs Zimmer begleitet. Auf dem Weg hat sie vom Hotel erzählt, von seiner Geschichte und hat mir schon mal ein paar Restaurants gezeigt. Leider hatte die Bar schon zu.

Im Zimmer habe ich erst mal alles von mir geworfen und habe mich aufs Bett geschmissen. Als ich kurz drauf den Puls wieder in normalen Regionen hatte, habe ich gesehen, das es noch einen Obstteller mit frischem Zeugs gab. Zusammen mit nem kleinen Bier aus der Minibar habe ich mich über das Obst hergemacht. Mein bisheriges Essen für heute war bis eben eine Tafel Ritter Sport gewesen.

Nach dem Stress bei der Anreise wird morgen aber mal richtig lange geschlafen. Gute Nacht.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 25.06.2016, 18:07 Uhr
24.03.2016 - Kalkutta liegt am Ganges .....
 
Wunderbar geschlafen. Das Oberoi ist ein Hort der Ruhe und Entspannung. Nein, ich kriege kein Geld vom Management, ich bin einfach begeistert. Der Service im Hotel ist ebenfalls Extraklasse. Ab dem Moment, in dem ich beim Frühstücksrestaurant vorstellig wurde und dabei nach meiner Zimmernummer gefragt wurde, wurde ich mit Namen angesprochen und ich hatte wirklich das Gefühl das ich nur jemanden ansehen musste und der wusste genau was ich wollte.

Beim Frühstück hab ich dann noch einen persönlichen Glücksmoment erlebt. Es gab doch tatsächlich richtige Brötchen und Brot und auch noch frische Schokoladencroissants. Man merkt erst wie man etwas vermisst, wenn man nach jetzt fast 4 Wochen irgendetwas das erste Mal wieder bekommt.

Der persönliche Eierbrater hat dann die Eggs wie gewünscht zubereitet und ich habe ungefragt noch einen Pott Ketchup dabei bekommen. Ich sage ja, die haben gewusst was ich wollte ohne dass ich es sagen musste (und das es zum Bratei wie es sich gehört Ketchup dabei gibt, ist garnicht mal so selbstverständlich).
 
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Einer der (Ober-?) Kellner stellte sich dann noch vor und hat sich tapfer an der Aussprache meines Namens versucht. Muss sagen, er hat es am besten gemacht von allen die es vor ihm in Indien versucht haben. Wir haben uns noch ein wenig unterhalten und als er erfuhr, das ich anschließend noch nach Bombay fliege, war er hin und weg. Er selbst sei aus Bombay und wenn ich iiiirgendeinen Tipp von ihm benötigen würde, solle ich nur fragen. Anschließend meinte er, auch wenn ich nicht im Oberoi in Mumbay wohnen würde, er würde dem Concierge dort Bescheid sagen und der könne dann ja für mich Touren und sonstwas organisieren. Wow. Die haben mich da ja fast nicht mehr weggelassen. So lange habe ich noch nie für ein Frühstück benötigt.

Um es direkt zu sagen : Jaaaa. Es hatte seinen Preis. Für das Frühstück sind schon viele Scheine über den Tisch gewandert (bzw. auf mein Zimmerkonto) und auch sonst gab es nix, für das man im Hotel nicht extra zahlen musste. Internet gabs nur pro Tag für 30 Minuten. Ansonsten musste man dafür bezahlen. Und ein Bier in der Bar hat soviel gekostet wie in Rajasthan 3 Stück. Vom Abendessen im Restaurant will ich jetzt garnicht sprechen.

Also lernen wir. Verwöhnt werden kostet auch in Indien Geld.

Aber zurück zu Kalkutta. Tritt man aus dem Hotel heraus, steht man auch direkt wieder im brutalen Leben. Das Hotel liegt an einer der großen Hauptstraßen der Stadt und wird von dieser von einem breiten Arkadengang getrennt. In diesem Arkadengang hat sich ein Basar angesiedelt und jeder Quadratzentimeter ist mit Buden und Ständen mit Nippes, Klamotten, gefälschten Ray Ban Brillen oder Plastikuhren vollgestopft. Es ist so dicht gepackt mit Leuten, das man schon richtig Schwierigkeiten hat, hier zügig fortanzukommen.

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Auf der Karte sieht es so aus, als ob das Hotel direkt gegenüber einer riesigen Grünanlage mit Central Park Ausmaßen liegt. In Wirklichkeit war das zwar grün, aber zumindest im oberen Bereich Höhe Hotel nicht gepflegt und auch abgeschlossen. Wenn man durch die ganzen Marktbuden einen Durchgang gefunden hätte, man hätte vor verrammelten Gittern gestanden. So viel also zum „mal gemütlich durch den Park spazieren“. Als ich lebend die breite Straße überquert hatte (was eigentlich garnicht mal so schwer war) bin ich auf der anderen Seite rechts hoch gegangen, bis ich am Busbahnhof angekommen bin. Busbahnhof sage ich nur, weil hier alle möglichen Busse kreuz und quer rumstanden. Hier waren sowohl Stadtbusse wie auch Überlandbusse (wo das Gepäck hoch aufs Dach aufgetürmt wurde) zu finden. Ein System habe ich dabei nicht erkannt. Ich hatte mir vorher aus dem Lonely Planet zwei bis drei Ziele etwas weiter weg rausgesucht, zu denen allen ein Bus hier von Esplanade hinfahren sollte. Nur, ich habe keinerlei Angaben zu Linien oder Busnummern oder Fahrpläne gesehen und gefunden. Ich habe also meine Idee, noch mit dem Bus irgendwo hin zu fahren, erst mal aufgegeben.

Nächster Test : die Metro. Auch hier war der Erfolg sehr überschaubar. Die Metrostation bei Esplanade sah erst einmal aus, als ob man sie gerade bei Ausgrabungen irgendwo gefunden hätte und darüberhinaus war sie zu und verrammelt. Eine Frage bei Google brachte auch interessante Ergebnisse. Je nach Fundstelle spricht man in Kalkutta von einer bis hin zu vier Ubahn Linien. Wieviele jetzt wirklich davon existieren ist offensichtlich weitestgehend unklar. Fakt ist wohl, das es genau eine Linie gibt und alles andere sich eher nur auf dem Papier oder in den Köpfen der Planer findet.

Gegenüber an der Kreuzung steht ein schön erhaltenes Gebäude mit vielen Türmchen und Erkern und Schnörkeln. Steht nur Big Bazaar dran, was es früher mal war konnte ich nicht direkt herausfinden. Ich bin der Straße noch ein wenig weiter hoch bis zur Tipu Sultan Moschee gefolgt und auf der anderen Straßenseite wieder runter. Die Metro Station Esplanade war auf dieser Straßenseite sogar geöffnet. Aber irgendwie sowohl äußeres Aussehen und auch das Aussehen des Eingangs und der Treppen machten einen nicht wirklich vertrauenserweckenden Eindruck. Ich habe das UBahn fahren erst mal vertagt.

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Beim Hotel eine Straße weiter biegt man ab zum New Market. Ein wenig bin ich durch die alte Markthalle gewandert und noch bis zum alten Uhrenturm gekommen. Hier gabs jetzt auch wieder viele aufdringliche Herren, die mich in ihre Shops schleifen wollten. Von Seide über Pashmina Zeugs und Anzüge und auch sonst alles was ich nie wollte war alles vertreten. Manche von denen sind mir echt penetrant recht weit hinterhergelaufen. Das sollte auch die nächsten Tage immer wieder so sein.

Vom New Market bin ich dann in der Sutter Street gelandet. Hier waren im Lonely Planet ein paar Restaurants gelistet. War aber bei genauer Begutachtung alles nicht wirklich mein Fall. Direkt hier bei der Sutter Street ist das große Indian Museum. Laut Lonely Planet soll das sogar recht gut sein. Allerdings hatte ich jetzt und hier verdammt garkeine Lust den horrenden Eintritt zu zahlen. 500 wollten sie haben. Und irgendwie hatte ich jetzt und hier nicht wirklich Lust auf ein Museum. Also weiter.

Interessant war, das jetzt kurz hinter dem Museum noch ne Metro Station kam, die auf keinem der Pläne die ich gesehen hatte draufstand. Auch mal was neues.

Der weitere Weg bis zur Station Maidan zog sich dafür jetzt aber gewaltig in die Länge. Von Maidan musste ich noch zwei Blocks weiter. Dort bin ich die Shakespeare Sarani Road reingegangen, weil dort noch im Lonely Planet "Aurobindo Bhawan", die "mondäne Villa eines Gurus", eingezeichnet war. Das entpuppte sich aber jetzt nur als „normales“ Haus wo mal gerade garnix zu sehen war. Der Weg war jetzt echt für die Katz. Also wieder zurück und über die Kreuzung in den Park und dort direkt wieder links zur St. Pauls Cathedral. Vor der Kathedrale wäre noch das Planetarium gekommen, das war aber abgesperrt und (wie so vieles hier in der Stadt) verrammelt.

Die Kathedrale war jetzt nicht allzu spektakulär. Aber zumindest mal ne christliche Kirche nach 4 Wochen Tempel. Ich nutze Kirchen ja immer um mich mal in Ruhe hinzusetzen und ne Rast zu machen. Das ging auch hier ganz gut. An den Außenwänden war so etwas wie eine Art Umgang, wo diverse Gräber von bestimmt wichtigen und verdienten Bürgern Kalkuttas lagen. Alle natürlich recht alt. An den Wänden waren diverse Platten mit Inschriften befestigt, die jeweils eine kleine Geschichte über den hier Liegenden erzählte. Eine war in etwa so : Hier liegt Mr. Soundso, der am Abend des soundsovielten auf seinem treuen Pferd nach einem Besuch bei seinem Freund nach Hause ritt und bei diesem Ritt von einem Gewitter eingeholt wurde. Er wurde auf seinem Pferd vom Blitz erschlagen. Coole Story.

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Leider stellte sich dann auch heraus, das ich zu meinem nächsten Ziel, dem Victoria Memorial, jetzt erst mal quasi außen einmal rumgehen musste, um das Gelände beim Kreisel am Queens Way zu entern. Direkt von der Kathedrale in den Park ging nicht. Da standen leider hohe Zäune.

Hier oben beim Queens Way – Kreisel sind auch die Ticketkassen. Das Memorial ist ein ziemlich imposanter Bau, der irgendwie spontan an einen Baumix von Capitol in Washington und Taj Mahal erinnert. Die gute Victoria war wohl nicht wirklich die beliebteste Herrscherin hier in Indien. Die Präsentation wird ein wenig stiefmütterlich behandelt. Wäre das Gebäude irgendeinem Inder oder Inderin gewidmet, das wär bestimmt ne fette Touristenattraktion in Kalkutta. So stehts irgendwie einfach nur rum.

Die Inder haben auch mit dem Bau dieses Dings so lange gebraucht, das es erst 20 Jahre nach dem Tod der Victoria fertig wurde. Indische Art der Rache  :)

Im Gebäude ist nicht so sehr viel los. Es stehen noch ein paar Statuen rum und ein paar Vitrinen mit Zeugs. Aber ansonsten ist schon eher das Gebäude selbst die Attraktion. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund darf man drinnen nicht fotografieren. Wenn man sich aber mal unauffällig in eine Ecke stellt und die Kuppel oder sonstwas knipst, kriegt das eher keiner mit.

Auf der Rückseite geht’s raus und man kann schön durch den Park spazieren.

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Mein nächster Stopp sollte der South Park Street Cemetery sein. Dazu musste ich wieder zurück in Richtung Kathedrale und wieder in die Shakespeare Sarani Road rein. Hier habe ich ein wenig dumm geplant. Wenn ich gewusst hätte, das ich die Straße eh durchgehen muss, hätte ich mir eben den Weg zu dem Aurobindo Dings sparen können. Da bin ich nämlich jetzt nochmal vorbeigekommen.

Eines muss ich mir mal fürs nächste mal merken. Wenn hier in der Stadt ein Weg auf der Karte lang aussieht, dann isser es garantiert auch. Die Maßstäbe sind hier doch eher etwas größer. Will damit sagen, die Straße weiter hoch und nochmal abgebogen bis zur Park Street habe ich mir auf einem recht langen Weg die Füße plattgelatscht.

Dafür hat der Cemetery dann entschädigt. Ein christlicher Friedhof mit echten Gräbern und Grabsteinen und Grabmalen. Habe ich in ganz Indien bisher noch keinen gesehen. Keine Ahnung ob dieser South Park Street Cemetery noch genutzt wird. Eigentlich alle Gräber die ich gesehen habe, waren von 1800-tobak. Und auch hier wieder auf den Grabsteinen teilweise ganze Geschichten über das Leben des hier liegenden Lt. Col. Seargent Irgendwas von der hochherrschaftlichen englischen East India Company.

Ich fands interessant. Eigentlich hatte ich jetzt zwar schon genug Meter auf dem Buckel für heute. Aber meine Karte sagte mir, das ich jetzt nur noch die Straße an der ich gerade stand ein kleinwenig durchgehen müsse, dann wäre ich beim Mutter Teresa House. Das kleine Stück entpuppte sich zwar dann auch wieder als unglaublich langes Stück, aber angekommen bin ich durchaus. In dem Mother Teresa House ist auch das Grabmal. Sie ist hier beigesetzt. In der Mission sind die Frauen mit der von Mutter Teresa bekannten Bekleidung unterwegs. Überall sind Tafeln mit Stationen des Lebens von „the Mother“. Leider nicht auf englisch. Es ist recht friedvoll und man wird auch ziemlich in Ruhe gelassen. Hier ist definitiv niemand, der einem penetrant was aufschwatzen will oder eine Führung anbieten will oder so etwas.

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Jetzt war aber das Besichtigungsprogramm endgültig zu Ende. Ich habe jetzt nur noch gesehen, das ich durchs Viertel quer hindurch auf möglichst direktem Wege wieder zurück in die Nähe des Hotels kam. Zuerst durch die Ripon Street an Märkten und viel Leben auf dem Bürgersteig und etlichen Straßen-Essbuden vorbei und am Ende wieder auf die Park Street bis zur Chowringhee Road. Es hat sich ziemlich gezogen und am Ende war ich doch heilfroh zum Hotel abbiegen zu können und sobald ich die Lobby betreten hatte mich auf ein weiches Sofa werfen zu können. Puh. Als ich etwas zerstört durch die Hitze und die Luftfeuchtigkeit auf das Sofa gesunken bin, stand quasi direkt jemand neben mir, der mir eine Flasche Wasser überreichte. Sehr nett, Danke. Schon wieder ein nicht ausgesprochener Wunsch geahnt und erfüllt. Das Wasser war sogar kostenlos. War so ziemlich das einzige was ich im Hotel kostenlos bekommen habe  :)

Nach einer kleinen Rast auf dem Zimmer bin ich dann zum Abendessen runter ins Restaurant. Ich habe mir heute Abend nochmal nen Burger mit Pommes gegönnt. Der lachte mich so dolle an auf der Karte, der musste einfach sein. Über den Preis rede ich jetzt nicht, da deckt man am besten den Mantel des Schweigens drüber.

Jetzt aber ins Bett. Für Morgen hatte ich ein ähnliches Pensum diesmal in die andere Richtung hoch geplant.

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 25.06.2016, 18:33 Uhr
Super Bericht, weiter so!

Zwei Anmerkungen von mir (aus der Diskussion mit meinem Schwager, der aber nur in Rajastan war ...):

Der hat jetzt erzählt, dass sie für ein Kingfisher Bier immer so etwa 4€ bezahlt haben - ist ja für Indien ziemlich viel Geld, oder?

Zum Taj Mahal (wusste ich vorher auch nicht):

Der Erbauer hatte das ja als Grabmal für seine Frau und sich selbst geplant, wurde aber wohl von seinem Sohn entmachtet und in der Nähe eingesperrt - von dort konnte er auf das Grabmal schauen, welches aber keinen Hinweis auf ihn enthält - mindestens 8 jahre lang ...

Die anderen infos habe ich schon wieder alle vergessen, Indien hat eine tolle Historie! Von der East India Corp habe ich sogar eine Münze ...

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 26.06.2016, 00:54 Uhr
Hallo.
Also zum taj mahal kenne ich auch nur die "offizielle" Version die auch bei Wikipedia zu finden ist.
Zitat
[Der Taj Mahal (deutsch: Tadsch Mahal, Perso-Arabisch: تاج محل, DMG tāǧ maḥall / Devanagari: ताजमहल tāj mahal, „Krone des Ortes“ bzw. „Kronen-Palast“) ist ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum (Grabgebäude), das in Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh auf einer 100 × 100 Meter großen Marmorplattform in der Form einer Moschee errichtet wurde. Der Großmogul Shah Jahan ließ ihn zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal (Arjumand Bano Begum) erbauen.

Bierpreis Rajasthan. Ja die 4 Euro sind aktuell ja um die 300 Rupien. Ich habe immer so um 250 Rupien herum bezahlt. Allerdings dann für große 560 ml Kannen. Kann man jetzt teuer nennen. Aber in Kalkutta oder Bombay habe ich teilweise das dreifache bezahlt ;) aslso daher wars in Rajasthan schon eher billig.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: Palo am 26.06.2016, 03:04 Uhr
In 1658, Shah Jahan became very ill and, not unpredictably, a violent battle for succession broke out between his four sons, Dara Shikoh, Murad, Aurangzeb and Shuja. Though Shah Jahan favored the liberal Dara Shikoh, who championed a syncretistic Hindu-Muslim culture, it was Aurangzeb who eventually triumphed in the succession struggle by methodically eliminating his brothers. Aurangzeb captured Shah Jahan on 8 June 1658, and had him jailed at the Agra Fort, from where the old emperor could look wistfully at the glorious Taj. Shah Jahan died in captivity.

http://www.sscnet.ucla.edu/southasia/History/Mughals/Shahjahan.html

It was in 1657 that Shah Jahan fell ill, and Dara, Mumtaz Mahal's eldest son assumed responsibility of his father's throne. His other son, Aurangzeb, accompanied by his younger brothers Shuja and Murad marched upon Agra to in order to claim their share. They defeated Dara's armies and declared their father Shah Jahan incompetent to rule and put him under house arrest in Agra Fort. After Shah Jahan died in 1666 in captivity, his body was taken quietly by two men and was laid beside Mumtaz. Apart from the Taj Mahal, one of the Seven Wonders of the World,

 http://www.tajmahal.org.uk/shah-jahan.html


https://de.wikipedia.org/wiki/Shah_Jahan

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 26.06.2016, 16:17 Uhr
25.03.2016 - Kalkutta Sightseeing, Part 2

Heute hab ichs sehr gemütlich angehen lassen. Nach dem Aufstehen bin ich zum Frühstück gegangen. Auch heute wieder inklusive nettem Talk mit dem Bombay’er Kellner. Nach dem Frühstück bin ich wieder aufs Zimmer und hab mich noch ein wenig hingelegt. Mittags bin ich dann raus um den Rest von Kalkutta zu begehen.

Vom Hotel aus gings heute in nördliche Richtung durch den Betrieb des „Hausbasars“ wieder mit nem ganzen Gefolge von netten Leuten, die mir etwas verkaufen wollten. An der Kreuzung beim Esplanade Busbahnhof bin ich dann abgebogen zum Raj Bhawan. Das ist der Sitz des Gouverneurs von Bengalen und liegt inmitten einer recht amtlich großen Grünfläche. Leider kommt man nicht wirklich nahe dran. Ist alles hoch vergittert. Ich konnte auch nur ein Foto durchs Gitter bei der Haupteinfahrt machen ohne die Aufmerksamkeit der auch hier bewaffneten Wachen auf mich zu ziehen.

Direkt neben dem Park liegt das große Ranji Stadion. Es standen noch viele Barrieren und Absperrungen herum und viel Werbung für ein Cricket Match. So langsam dämmerte es mir, dass das WM-Spiel, welches ich gestern teilweise in der Bar im TV gesehen hatte, mal gerade Luftlinie 500 Meter neben mir live stattgefunden hat.

Vom Stadion aus geht’s die Straße hoch zur Town Hall und hier abgebogen steht man nach kurzer Zeit vor dem „Calcutta High Court“. Die Town Hall ist ein großes Säulengebäude, der High Court sehr sehenswert fast wie eine kleine Ritterburg. Hat mich entfernt an Gebäude in London wie Bahnhof Kings Cross oder Naturkundemuseum erinnert.
 
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Auf den Bürgersteigen entlang der Town Hall bis hin zum Gericht „wohnten“ überall Leute. Unter notdürftig aufgespannten Planen steigt man über dort liegende Menschen drüber und an spielenden Kindern vorbei. Diese Personen werden von niemandem zur Kenntnis genommen. Die Inder die hier unterwegs waren haben diese Leute einfach ignoriert, als wenn die garnicht da wären. Ob diese Leute der Unberührbaren-Kaste angehören ? Da habe ich ja schon gelesen, das diese Leute für andere Inder quasi nicht existent sind.

Am Gerichtsgebäude bin ich mal an den ganzen vielen Eingängen vorbei gegangen. Für jede Berufsgruppe gibt’s hier gesonderte Eingänge. Es gibt die Eingänge für die Richter, für die Anwälte, für die Anwaltsgehilfen und diverse andere Angestelltengruppen. Jede Tür fein säuberlich mit Schildchen drüber, für wen dieser Eingang jetzt gedacht ist. Schon ein bisschen skurril.

Am Gericht entlang weiter hoch stößt man dann unweigerlich auf die St. John’s Church. Hier kostet es einen kleinen Eintritt. Ich glaube 20 R waren es. Von irgendwo hatte ich als Wechselgeld zwei 10er Scheine zurück gewechselt bekommen, die stellenweise eingerissen waren. Bei einem fehlte an einer Knickstelle ein klitzekleines Stück. Bei mehreren Gelegenheiten wurde die Annahme dieser Scheine verweigert. Nein, kaputte Scheine nehmen wir nicht. Auch hier an der Kirche wurde ich die zwei Zehner nicht los. Prompt habe ich die beiden Lappen mit einem entschiedenen NO wieder zurückbekommen.

Ich habe die beiden Scheine dann in der Kirche in die Spendenbox geworfen. Also in Indien aufpassen. Wenn man Geld gewechselt bekommt, keine optisch auffällig kaputten Scheine annehmen. Die kriegt man nie wieder los.

An der Kirche weiter geradeaus steht man nach kurzer Strecke dann vor dem imposanten General Post Office. Gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt der sog. BBD Bag. Ein großes Wasserbasin. Das war wohl mal vor sehr vielen Jahren tatsächlich für die Wasserversorgung der Stadt zuständig. Das wird offenbar mit BBD Bag bezeichnet. Rund um das Basin saßen etliche Leutchen unter Sonnenschirmen und waren am Angeln. Offenbar hat sich das trotz der Drecksbrühe gelohnt.

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Vom Post Office aus bin ich der Straße noch ein wenig weiter gefolgt. Hier sah es dann aber nach kurzer Strecke nicht mehr so toll aus. Die Häuser waren offenbar nicht mehr bewohnt (zumindest sah es so aus) und zerfielen langsam. Vor einer ziemlich verkommen aussehenden (ehemaligen) Standard Chartered Bank wuchs ein riesiger Baum mit langen Luftwurzeln aus dem Bürgersteig.

Ich bin dann wieder zurück zum Wasserbasin und um dieses einmal herum. An der einen Längsseite sind noch die „Writers Buildings“ sehenswert. Alte historische Gebäude, die auch noch in Schuss gehalten werden. An der von mir aus gesehen äußeren Nordwest-Ecke gab die St. Andrews Church noch einen schönen weißen Kontrast.

Einmal um das BBD Bag herum (an der entgegengesetzten Längsseite kurzerhand über die Tramgleise) stand ich wieder gegenüber dem Post Office. Hier gabs auf den bequemen Bänken unter Bäumen noch eine gute Gelegenheit für eine Rast. Dabei habe ich mal Google Maps konsultiert und dabei festgestellt, das ich eigentlich nur ungefähr einen langen Block vom Wasser entfernt war. Der „Hugli“ (oder Hoogly oder Hooghly) war direkt um die Ecke. Und unweit der Höhe vom Post Office sollte laut Google auch ein Fähranleger sein.

Ich wollte mit der Fähre auf die andere Seite. Einmal Hugli-Fähre fahren. Zwischen mir und dem Wasser wäre dann nur noch die Bahnlinie und die zerfallenen Ruinen eines wohl ehemaligen Bahnhofs zu überwinden. Ein wenig habe ich beim Anblick der Gleise und riesigen Schutthafen ja gezweifelt, das hier irgendwo ne Fähre sein soll. Weiter die Straße hoch habe ich aber dann noch weitere Gebäude gesehen und dort auch Fußgängerverkehr. Ich bin da mal hin und konnte dann sehen, das man hier tatsächlich über die Gleise gehen konnte und jenseits der Gleise ans Wasser drankam.

Auf der anderen Seite des Flusses liegt der alte Howra Bahnhof von 1910. Bei der ersten Holzbude wo jemand drinsaß habe ich mal zaghaft nach „Ferry to Howra, Return“ gefragt. Der Mann vom „Howra-Fairly-Ferry-Service“ gab mir dann zwei Tickets (Hin und Rück) für schlappe 5 (!!) Rupien. Das nenn ich mal ne günstige Art zu reisen. Am Fähranleger war ich alleine und habe die Wartezeit bis zur Ankunft eines der Rostkähne damit verbracht, den ganzen Kindern hier beim Angeln zuzuschauen.

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Nach einer ganzen Zeit kam dann eine etwas ältliche Fähre. Diese hat eigentlich garnicht richtig festgemacht. Als das Schiff parallel zum Anleger war und noch Fahrt drauf hatte sind die Leute schon rübergesprungen. Und im fliegenden Wechsel bin ich anschließend auch dann rübergehüpft. Eigentlich hat die Fähre nicht richtig angehalten. Sofort gings dann zurück auf die Howra Seite. Hier geht’s sehr effizient zu, was „Umsteigezeiten“ angeht  :)

Drüben auf der anderen Seite steht man, von der Fähre runter, direkt im Verkehrschaos. Vor dem Bahnhof kommt man vor lauter Autos, Tuktuks, Taxis und Menschen fast garnicht vorwärts. Beim Bahnhof gibt’s einen alten und einen neuen Teil. Ich bin zum alten Teil. In der Vorhalle steht ein fast antik anmutender Ticketschalter aus Holz. Sehr süß. Bei den Bahnsteigen dann Menschen Menschen Menschen. Ein einziges Gewusel von vielen Ameisen, die offenbar alle irgendein Ziel und eine Aufgabe hatten.

Lustig fand ich, was da nebenbei auf dem Kopf für ein Gepäck rumgeschleppt wurde. Was die ganzen Leute mit den riesigen Bergen an Blechkanistern auf dem Kopf wollten würde ich ja wirklich gerne mal wissen.

Ich habe mich noch ne Zeit lang im Bahnhof aufgehalten und mich dann später wieder zur Fähre verkrümelt. Da musste ich auch nicht allzulange warten um wieder auf das vorbeischwimmende Schiff aufzuspringen. Ein paar gute Bilder von der markanten Konstruktion der Howra-Brücke konnte ich auch noch machen. Der Lonely Planet schreibt, das es offiziell verboten sei, Bilder der Brücke zu schießen. Keine Ahnung warum es das sollte und ob das wirklich so ist.

Zurück bin ich dann auf Höhe des Fähranleger quer durchs Viertel entlang diverser Street-Food Buden und Bürgersteig-Frittier-Küchen (die alle besetzt waren mit Leuten die Reis und irgendwelche andere Sachen in sich reinschaufelten, natürlich nur mit der rechten Hand) etwa eine Straße oberhalb vom Post Office rausgekommen.

Der Straße an den Writers Buildings gefolgt und bei der Bentinck Street abgebogen, geht’s geradeaus weiter zur Hauptstraße und dem Esplanade Busbahnhof. Hier war auch wieder viel Betrieb. Vor den vielen kleinen Läden wurden Transportkarren und Fahrräder turmhoch mit Waren voll geladen und abtransportiert. Diese ganze Ecke war wieder ein wenig mehr richtiges Leben. Hier gabs keine schönen historischen Gebäude, das war eine dreckige Straße wo gearbeitet wurde.

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Der Trip heute war eigentlich ganz angenehm. Die Strecke war letztendlich nicht zu lang heute (auf jeden Fall kürzer als gestern) und ich hatte das Gefühl das ich gestern und heute viel von Kalkutta gesehen hatte, obwohl es von der Fläche bzw. Distanz her nur ein kleiner Bruchteil von Kalkutta war.

Durch den Basar vorm Hotel durchgekämpft bin ich dann wieder in meiner Luftblase entschwunden. An der Rezeption habe ich noch nach einem Transport zum Flughafen für morgen gefragt. Als ich sagte, dass es bitte nicht der teure Hotel-Transport sein solle, meinte die Frau wie selbstverständlich, dass dies kein Problem sei, sie würden gerne ein normales Taxi besorgen. Na bitte, geht doch auch günstig.

Später bin ich dann nochmal im Hotel im Restaurant essen gegangen. Ich war einfach zu faul um mich jetzt am Abend nochmal in der Sutter Road umzuschauen. Im Restaurant wurde ich jetzt am zweiten Tag wie selbstverständlich namentlich begrüßt.  Ich mag sowas ja  :)
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 28.06.2016, 10:27 Uhr
26.03.2016 - Ankunft Bombay und ein wenig ums Hotel herum
 
Der Flug heute nach Bombay ging am frühen Nachmittag, so dass ich noch Zeit für ein langes Schläfchen und ein ausgedehntes Frühstückchen hatte. Beim Checkout konnte ich dann feststellen, das die „Nebenkosten“ hier im Oberoi (also Bier an der Bar, Frühstück, Abendessen, Steuern doppelt und dreifach auf alles...) sich ganz schön geläppert haben. Irgendwie hatte ich es geschafft, fast nochmal so viel für das „Drumherum“ zu zahlen, wie für die drei Übernachtungen. Die Dame am Tresen hat mir auch direkt wie bestellt das Taxi organisiert. Mein Wunsch wurde durch die Meldekette bis draußen vor die Türe weitergetragen und ein bärtiger Turbanträger ist direkt auf die Straße gespurtet und hat ein Taxi hereingewunken.

Beim Einsteigen raunte er mir noch zu „250 is enough for the ride“. Gut zu wissen. Zumindest war ich damit davon ausgegangen, dass er dies mit dem Fahrer auch offiziell ausgemacht hatte.

Die Fahrt war wieder einmal recht abenteuerlich. Der ist so wild gefahren, das ich mich zwischendurch mal gefragt habe, ob ich überhaupt lebend am Flughafen ankommen würde. Mittendrin dreht der Typ dann noch das Fenster runter und steckt sich nen Stengel mit irgendeinem Gras an. So wie der gefahren ist, muss das echt guter Stoff gewesen sein.

Nun ja. Wir sind angekommen. Beim Zahlen waren seine Vorstellungen und das was beim Hotel gesagt wurde natürlich zwei ganz verschiedene Dinge. Nach dem ganzen Lamentieren habe ich großzügig aufgerundet. Ein paar Scheine Bargeld musste ich aber noch für die nächsten Tage in Mumbai behalten.

Flughafen, zumindest Domestic Terminal, ist nix wildes. Allerdings hat sich hier mal ausnahmsweise keiner um die schwere Tasche gekümmert. Musste diesmal nix extra zahlen. Und einen Platz am Notausgang mit viel Beinfreiheit habe ich auch bekommen für lau. Da will man mal nicht meckern. Da hat mir AirIndiGO mal noch ein schönes Abschiedsgeschenk für den letzten Flug gemacht.

Der Flug war jetzt schon ein wenig länger aber auch ereignislos. Pünktlich in Bombay habe ich erst mal etwas länger am Gepäckband verbracht. Als dann endlich was kam, sind alle hingestürmt ohne Rücksicht auf Verluste. Das da bei der Stampede keiner totgetrampelt wurde war auch nur ein Zufall. Ich muss nochmal feststellen, das in Indien Anstellen und ggf. etwas Rücksicht nehmen und einem nicht seinen Koffer vor den Latz knallen weil man mit dem Riesending mitten durch die Menschentraube will nicht wirklich vorkommt.

Zumindest am Prepaid Taxi Schalter gings diesmal zivilisiert zu. Nur zwei Leute vor. Das Ziel (das Taj Mahal Palace Hotel) war bekannt. Hätte mich auch gewundert, wenn das jemand nicht gekannt hätte. Draußen bekam ich wieder mal einen alten verbeulten Minibus zugewiesen. Der Fahrer war auch nicht unbedingt ein fleißiger Englisch-Sprecher. Nach Nennung meines Zieles hat er mich noch etwas gefragt. Nach mehrmaligem Nachfragen konnte ich dann irgendwann daraus deuten, das er fragte, ob er den „langen Weg“ oder den „kürzeren Weg über die Toll-Bridge“ fahren solle. Die hundert Rupien Toll habe ich investiert.
 
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Leider hatte ich es versäumt ein Taxi mit Klimaanlage zu ordern. So blieb mir nur, alle Fenster derer ich habhaft werden konnte, runterzukurbeln oder abzuklappen. Trotzdem habe ich nach sehr kurzer Zeit schon geölt wie Hölle. Mitten auf dem Weg meinte dann der Fahrer, er müsse tanken. Dieses Taxi war ein Gasfahrzeug und offenbar hatte er keinen Druck mehr aufm Kessel, bzw. Tank, so dass er eine Gastankstelle angesteuert hat um voll zu machen.

Irgendwann sind wir dann auch beim Taj Mahal Palace angekommen und er hat sogar den richtigen Abzweig gefunden für die direkte Vorfahrt zum Hotel. Mittlerweile war ich fast durch nass und wirklich heilfroh angekommen zu sein. Um beim Hotel reinzukommen muss man erst einmal seine Siebensachen abgeben und durch einen Flughafenscanner gehen. Allgemein war am Hotel und rundherum sehr viel Polizei, Militär und sonstiges Sicherheitspersonal unterwegs.

Beim Checkin dann wieder bester Service. Auch heute ist eine der Damen mit mir mitgegangen zum Zimmer und hat mir währenddessen viel über die Geschichte des Hotels erzählt.  Vom Zimmer allerdings hatte ich mir doch etwas mehr erwartet. Es war nicht schlecht, aber Schnitt und Ausstattung kamen doch etwas altbacken daher. Das Bad war jedoch top, mit viel Marmor und ebenerdiger Dusche. Trotzdem hat mir im direkten Vergleich das Oberoi in Kalkutta besser gefallen.

Hier im Taj Mahal Palace zahlt man einen gehörigen Batzen für den Namen und für die Geschichte. Irgendwo auf dem Flur war sowas wie eine Hall Of Fame aufgebaut, wo von jedem Staatsgast und Präsidenten der hier war (Obama, Clinton, die Queen etc. sind hier Stammgäste) Bilder hingen. Wahrscheinlich wird es mit jedem Präsidentenbesuch teurer hier.

Nun ja. Jetzt schon deutlich am späten Nachmittag angekommen bin ich wieder raus, um mir das India Gateway (bzw. Gateway of India), welches quasi direkt vor der Tür steht, anzuschauen. Da kommt man vom Hotel aber auch nicht direkt hin. Alles abgesperrt. Man muss weiträumig drumherum und durch ein paar Sicherheitskontrollen durch. Rund um das India Gateway war ein ziemlicher Betrieb jetzt am Abend. Ganze Heerscharen von Indern wollten Fotos von sich und dem Gateway machen.

Später bin ich dann an der Uferpromenade weiter bis zum Ende (da steht irgendein Bombay Sonstwas Club im Weg) gegangen. War jetzt am Abend ganz nett.

Im Lonely Planet standen hier noch zwei Restaurants drin. Einmal das Koyla. Das Haus habe ich gefunden. Und obendrauf gabs offenbar auch das Dachrestaurant. Allerdings habe ich keinerlei Hinweis darauf entdecken können, ob der Laden geöffnet hatte und wo bitteschön der Eingang dafür war. Ich bin wie blöd um das Haus rumgetigert aber ich habe nichts gefunden was der Eingang hätte sein können.

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Auf der anderen Straßenseite gabs dann noch das Cafe Basilico. Ebenfalls eine Lonely Planet Empfehlung. Dort wurde extra hervorgehoben, dass die „ausgefallene Steak-Kreationen“ hätten. Irgendwie hatte ich den Eindruck, das die etwas überrascht waren, das sie nen Gast hatten. Es saßen auch nur an einem anderen Tisch Gäste. Die Vorspeise, ein paar Chicken Spieße, war wirklich OK. Das Main, bestehend aus einem Steak auf Spaghetti mit Sambal Olek Soße, war allerdings nicht wirklich schmackhaft. Das Fleisch war, wenn es denn wirklich Rind war, wohl noch von der letzten Straßenkuh übrig die mal hier gesehen wurde. Ne. Das hat nicht geschmeckt.

Als ich fertig war und wieder draußen, war gegenüber vom Dach des vermeintlichen Koyla immer noch kein Licht zu sehen. Ich hätte ja doch gerne mal gewusst ob die zu hatten oder ob der Laden überhaupt noch existiert.

Auf dem Rückweg habe ich dann quer durch das Viertel abgekürzt und bin damit, ganz zufällig und unbeabsichtigt, ich schwöre, beim Cafe Leopold herausgekommen. Beim Bier und ner großen Schale Nüsse habe ich hier dann noch Leute beobachtet. War sehr interessant.

Jetzt wars auch schon spät und Zeit fürs Bettchen. Beim Hotel konnte ich nur noch sehen, das das India Gateway offenbar nachts nicht beleuchtet wird. So gabs dann auch keine Fotos mehr davon.
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 29.06.2016, 10:19 Uhr
27.03.2016 - Rundgang zwischen alten Gemäuern
 
Die Nacht im „Palace“ war ruhig. Jetzt erst mal Frühstück. Das war hier sogar im Preis inbegriffen (musste allerdings später beim Checkout trotzdem nochmal extra Steuern für den „Meal Plan“ latzen). Eingenommen wird das Frühstück im Restaurant mit Blick aufs India Gateway. Netter Ausblick, das kann man sich gefallen lassen. 

Die üblichen Bestandteile des Frühstücks konnte man sich in Buffetform selbst nehmen. Nur bei Eier und Toast bestand man auf Bestellung und Lieferung durch einen der vielen uniformierten Herren. Ach so und der Kaffee wurde auch streng durch das Personal rationiert.

Gut gestärkt konnte ich dann zu meinem geplanten Mumbai-Architektur-Spaziergang starten. Ich hatte mir eine kleine Strecke zusammengebaut, die mich an den schönen alten Gebäuden der Stadt vorbeiführen sollte. Natürlich nicht der ganzen Stadt, dafür ist Bombay ein klitzekleinwenig zu groß, zum Glück gibt’s aber hier „unten“ in der Nähe vom Stadtteil Colaba genug, was sich in Laufweite befindet.

Aus dem Hotel raus steht man ja schon direkt vor dem India Gateway. Daneben ist der alte Bombay Yacht Club. Folgt man nun der Straße bis zum riesigen Kreisverkehr mit der Wellington Fountain drauf, kommt man auch noch am Regal Cinema vorbei.

Direkt gerade über den Kreisel drüber sieht man schon die Grünanlagen vom großen Prince Of Wales Museum. Der neue Name für das Museum ist übrigens  „Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya“. Diesen Zungenbrecher benötigt der normale Tourist aber garnicht, alle Fahrer kennen das Museum wohl immer noch unter dem alten Namen.    Im Zuge der Tilgung allzu offensichtlicher Britischer Hinterlassenschaften wurden auch viele der größeren Straßen umbenannt. Im Lonely Planet steht, das selbst die Taxifahrer die neuen Namen nicht kennen und man im Taxi daher immer die alten englischen Namen nehmen soll. Im Museum bin auch drin gewesen. Das Gelände ist sehr schön. Viele Palmen und grün. Es gibt eine „Naturkunde-Ausstellung“, die ist von der Präsentation aber eher altbacken. Da stehen nur ausgestopfte Tiere herum. Hier dürfte gerne mal ein moderner Hauch durchziehen. Der Rest des Museums ist der indischen Kunst gewidmet. Bilder, Schriften, Skulpturen, Statuen …. . So wirklich hats mich nicht faszinieren können, ich war hier eher schnell fertig.
 
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Die Mahadma Ghandi Road weiter hoch geht’s an diversen Collegegebäuden vorbei. Eine Bibliothek ist da glaube ich noch bei. Man kommt auch an der Uni und dem Gericht vorbei, allerdings hier nur auf der Rückseite. An der Kreuzung mit der Flora Fountain steht ein nicht näher bezeichnetes Gebäude, welches irgendwie an eine Ritterburg oder so etwas erinnert. Sehr schön anzusehen. Hier bin ich rechts abgebogen und durch die Straßen bis zum Horniman Circle Garden (tätsächlich ist dieser kleine Park das Innenleben eines riesigen Kreisverkehres). Hier in der Straße war jetzt nicht so viel los. Hier spielten Kinder mit Stöcken und Tennisbällen Cricket. Im Park konnte ich eine schöne Rast machen und danach die Town Hall sehen. Ein tempelartiges Gebäude mit vielen Säulen vor der Türe.

Zurück und zur Vorderseite des Bombay High Court abgebogen geht man eine ganze Zeit an dem großen Komplex entlang. Es stehen oft riesige Palmen im Weg, aber man kann viel vom Detail des Gebäudes mitnehmen. Stellenweise hatte ich ein wenig das Harry Potter Hogwarts Schloss im Kopf wenn ich mir die Ecken, Erker und Türmchen so angeschaut habe. In das Gericht soll man auch rein können und die Arbeit der indischen Justizmaschine hautnah miterleben. Leider war aber heute Sonntag. Und auch in Indien arbeiten Gerichte nicht Sonntags. Daher lagen die ganzen bewaffneten Wächter auch nur faul im Schatten und schauten mir nur träge hinterher, wenn ich mal wieder meinen Kopf durch den Zaun steckte.

Geht man weiter und steht vor einem hohen und verzierten Uhrenturm, dann ist man bei der Uni angekommen. Auch hier sind die alten Gebäude in der großen Grünanlage sehr sehenswert.

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Auf der ganzen Länge ab dem High Court bis noch ein riesiges Stück weiter jenseits der Uni liegt auf der anderen Straßenseite eine riesige Grünfläche, der Maidan. In Höhe der Uni gibt es Gelegenheit, den Park zu durchqueren. Hier war sehr viel los. Wer nicht unter Schirmen beim Picknick saß, war garantiert mit mehr oder weniger professioneller Ausrüstung am Cricket spielen.

Jenseits des Parks geht es die Straße wieder hoch am alten Eros Cinema mit dem markanten Turm zur Churchgate Bahnstation. Interessanter als der Betonklotz der Bahnstation ist jenseits der Kreuzung das Verwaltungsgebäude „Western Railway Head Office“. Ein schönes altes Gebäude inklusive Dampflok vor der Türe.

Bisher hatte ich die Strecke aus dem Kopf gemacht. Um zu meiner nächsten Station, dem Victoria Bahnhof, zu kommen, wollte ich nun mal kurz auf der Karte spicken, welche Richtung ich genau musste. Extra für die Karten hatte ich heute das IPhone wieder eingepackt, nur um festzustellen, das das leider leer war. Grrr. Also musste ich jetzt von hier aus ein wenig frei fliegen. Ich wusste noch ganz grob, das es von Churchgate aus grob schräg hoch in nordöstlicher Richtung gehen müsste. Also habe ich mich grob in diese Richtung vorgearbeitet.

Im wesentlichen habe ich mich an zwei größeren und breiteren Straßen orientiert. Das war auch garnicht falsch. Als ich dann irgendwann, weil mir der Weg nun so langsam ein wenig weit vorkam, mal einen Straßenhändler gefragt habe, meinte der nur, ich solle ein kleines Stück die Straße weiter hoch. Und tatsächlich, ich stand direkt an der großen Kreuzung mit dem imposanten Terminus direkt vor mir.

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Direkt im Dreieck von zwei abzweigenden Straßen ein Stück weiter steht noch ein anderes imposantes Gebäude, auch im Stil des Bahnhofes. Meiner Meinung müsste das irgendwas mit Goverment zu tun haben. Genau weiß ichs aber nicht.

Aber zurück zum Bahnhof. Mittlerweile heißt er „Chhatrapati Shivaji Terminus“, der alte Name „Queen Victoria Terminus“ ist aber allgegenwärtig.  Das Gebäude ist sehr sehenswert mit all den Türmen, Türmchen, Wasserspeiern, Tierfiguren und und und. Es ist fast schon verschwenderisch opulent verziert. Ich habe eine ganze Zeit damit verbracht, mir alle Einzelheiten des Gebäudes anzusehen. 

Dann bin ich mal reingegangen. Ja. Das war jetzt schon nicht mehr so interessant. Da ja heute Sonntag war sah es aus, wie in Köln im Hauptbahnhof mit normalem Betrieb. Also nichts spektakuläres. Bestimmt ist das während der Woche ganz anders.

Unweit des Bahnhof ist noch das General Post Office. Kann man bei der Gelegenheit auch noch schnell mitnehmen.

Für den Rückweg habe ich ganz kurz überlegt, ob ich mir ein Taxi schnappen soll. Da war ich aber spontan zu geizig für und daher habe ich die Beine in die Hand genommen. Der Rückweg war eigentlich fast die gleiche Strecke wie hin, nur ein paar Schlenker habe ich vermieden. Irgendwann stand ich dann an der Kreuzung mit der Flora Fountain, die ich am Mittag schon passiert hatte. Ab da bin ich die gleiche Strecke zurück. Am großen Kreisel mit der Wellington Fountain bin ich allerdings dann etwas mehr östlicher abgebogen und so quasi von der anderen Seite zum Hotel hingekommen. Das auf dieser Strecke das Cafe Leopold lag war reiner Zufall, ich schwöre. Ich habe hier mal kurz auf die Karte geschaut, mich aber in der riesigen Vielfalt, die da einlaminiert angeboten wurde, nicht wirklich entscheiden können. Spontan habe ich den Entschluss gefasst, gleich im Hotel mal eines der vielen Restaurants auszuprobieren.

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Zuerst wars schwer überhaupt herauszufinden, welche Restaurants es im Hotel überhaupt gibt und dann noch wie die überhaupt zu finden sind. Das Hotel ist irgendwie so riesig groß, das man ohne „Directions“ ein kleinwenig verloren in der Riesenlobby steht. Eine Beschreibung, welche Restaurants, habe ich auf der Hotel Webseite gefunden. Nachdem ich mich entschieden hatte, habe ich mich dann durchgefragt. Das Restaurant hatte „normale“ Kost zu bieten. Neben typisch indisch dann auch Pizza oder Burger. Meine Wahl ist auf ein Chicken Alfredo als Vorspeise und nen Burger als Main gefallen. Leider muss ich sagen, dass es garnicht mal so toll war, wie ich jetzt vom Taj Mahal Palace erwarten würde. Ich habe schonmal besser gegessen. War nicht richtig schlecht, aber nochmal müsste es nicht sein.

Um für den Late Night Absacker wieder zurück ins Leopold zu gehen war ich jetzt eindeutig zu faul für. Also ist der Abend in der Bar mit Blick aufs (unbeleuchtete) India Gateway ausgeklungen. Zumindest hier waren die Herren immer fleißig dabei, die Schalen mit Popcorn, Nüsse oder Salzstangen aufzufüllen. Jedesmal wenn ich von einer Sache sichtbar etwas weggegessen hatte kam einer und hat nachgekippt. :) Brav.

Gute Nacht.

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Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 29.06.2016, 16:26 Uhr
Viele der Gebäude in Mumbay/Bombay erinnern mich stark an Londoner Bahnhöfe ...  :wink:

Überhaupt wirkt diese Architektur jetzt sehr englisch - im Gegensatz zu Deinen vorherigen Bildern!

Danke nochmals!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 30.06.2016, 11:37 Uhr
Mumbai/Bombay kam mir auch sehr "englisch" vor. Und die Gebäude sind wirklich wie Vorgänger oder Kopien von Londoner Wahrzeichen wie Kings Cross Bahnhof oder zum Beispiel auch dem Naturkundemuseum in London.

So. Jetzt kommt der letzte Tag.
Anschließend gibt's noch ne Abrechnung.



28.3. + 29.03.2016 - Einmal Slum bitteschön und Rückreise
 
Guten Morgen. Heute geht’s nach Hause. Fast vier Wochen Indien sind damit rum. Wo ich noch den Eindruck hatte, das sich die letzten Tage der Rundfahrt so ab Bikaner oder Mandawa etwas gezogen haben, hat die Zeitwahrnehmung spätestens ab Kalkutta wieder deutlich an Fahrt zugelegt und die letzten Tage sind verflogen. Mein Rückflug ging in der Nacht um 3 Uhr. Daher hatte ich noch einen ganzen Tag vor mir.

Nochmal ein feudales und reichhaltiges Frühstück. Heute gabs auch wieder wie selbstverständlich Ketchup zum Bratei. Vorbildlich.

Ich hatte mir für heute noch eine Tour durch das Dhavari Slum Viertel eingebucht. Die Firma „Reality Tours & Travel“ bietet unter dem Begriff „Slum Tour“ eine geführte Tour durch die „industriellen“ Teile des Dhavari Slums an. Dieses Slum Viertel ist das größte von Bombay (von Indien?) und offenbar ist man dort sehr produktiv. Das Viertel besteht aus unendlich vielen Kleinbetrieben, die alle irgendwas herstellen oder recyceln. Natürlich wohnen da auch sehr viele Menschen, aber Reality Tours macht keine Führungen durch die Wohnzimmer und Küchen der Leute. Das ist auch gut so. Bei dem, was man zu sehen kriegt, darf man auch nicht fotografieren. Man bekommt später einen Link zu einer Handvoll „freigegebener“ Bilder, die man benutzen kann.

Es gibt nicht nur Reality Tours die sowas anbieten. Eine kurze Suche auf Tripadvisor fördert unendlich viele dieser Companies zu Tage. Alle machen eigentlich was ähnliches. Reality Tours hatte ich als Treffer ganz oben und die unterstützen mit ihrem Tun auch Projekte im Slum, mit denen Gutes getan wird.
 
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Treffpunkt für die Tour sollte um 13 Uhr am Churchgate Bahnhof sein. Den kannte ich ja von gestern schon. Ich bin also vom Hotel aus die fast schon bekannte Strecke hin zum Bahnhof kurzerhand zu Fuß gegangen. Heute hatte es wieder ganz nette Temperaturen und fiese Luftfeuchtigkeit. Als ich am Bahnhof anmarschiert kam, war ich schonmal komplett durchgeschwitzt.

Zur vereinbarten Zeit war niemand von Reality Tours zu sehen, dafür aber noch zwei andere Pärchen, die auch warteten. Die einen waren Deutsche, die zwei anderen offenbar Spanier. Der (ziemlich junge) Guide von Reality Tours kam dann irgendwann mit amtlichen 45 Minuten Verspätung auch mal an. War gerade so an der Grenze. Ich wäre in den nächsten 5 Minuten wieder gegangen. Aber dann wurde ja doch noch alles gut. Erst wurde die „Registrierung“ gemacht und die Zahlungen geklärt, dann hat er Fahrkarten für den Zug gekauft. Um zu dem Slum zu kommen, muss man ein gutes Stück mit der Vorortbahn rausfahren.

Eigentlich war das hier ganz einfach. Der Zug gondelte ganz gemächlich in der Gegend herum. Die Wagons waren offensichtlich für größere Mengen an Leuten ausgelegt. Es gab mehr Haltegriffe für Steher als Sitzplätze. Türen gibt’s am Wagon scheinbar keine. Wenn der Zug im Bahnhof etwas langsamer wurde, sind die Leute rausgesprungen oder auch schon reingehüft. Reine Standzeit gabs bei der Bahn fast keine. Das ging, wie bei der Fähre in Kalkutta, auch hier im fliegenden Wechsel.

Es gab wohl offenbar mehrere Klassen. Zumindest gabs reine Frauen-Wagons. Wo sich jetzt die Klassen noch weiter unterschieden habe ich bei dem Vorortzug nicht genau feststellen können. Offenbar wurden die Wagons von vorne nach hinten irgendwie älter und dreckiger. Könnte sein, das es am Zugende in den verrosteten Schrottwagons billiger war als vorne in den noch einigermaßen glänzenden Wagons.

Wir sind dann bis zur Station Mahim Junction (glaube ich) gefahren. Da waren auch noch andere, die mit Reality Tours unterwegs waren. Alle wurden dann irgendwie aufgeteilt und zogen dann mit ihren Guides in diverse Richtungen davon. Das deutsche Pärchen und Ich, wir bekamen eine Kleingruppenführung mit unserem Kinderguide.

Zuerst gings an der Bahn entlang über die Brücke direkt ins Slumgetümmel. Also irgendwie sah das hier noch garnicht so wild aus. Die Dreckstraßen und der ganze Müll haben mich fatal an diverse Ecken in Rajasthan erinnert, wo ich vor ein paar Wochen mit Anil hergefahren bin. Wer jetzt nur Mumbai Stadt kennt, der wird hier wohl einen kleinen Schock erleben. Aber mich hats jetzt nicht wirklich von den Socken gehauen. OK. Es gibt im weiteren Verlauf der Tour auch ein paar Ecken wo ich mich auch nicht freiwillig aufhalten würde, aber so schlimm wie ich mir jetzt ein „Slum“ vorgestellt hätte, wars aber dreimal nicht. Wie gesagt, nach ein paar Ecken in Rajasthan wars man ja Kummer gewohnt.

(Die folgenden Bilder sind die von Reality Tours freigegeben Bilder, die man nach der Tour über einen Downloadlink herunterladen kann. Die Bilder geben die Realität nicht wirklich wieder, die sind meiner Meinung nach ein wenig zu "positiv" gestaltet.)

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Natürlich sind die Zustände in den ganzen Betrieben überall haarsträubend. Irgendwelche, wie auch immer gearteten, Arbeitsschutzmaßnahmen gibt’s hier nicht. Da wird in der Wohnküche Aluminium eingeschmolzen und in Barren gegossen und der Rest der Familie sitzt neben dem flüssigen Alubarren am Tisch. Übel übel. An einer anderen Stelle wurde unglaublich viel Plastik „recyceled“. Plastikgegenstände (Fernbedienungen, Radkappen, Stoßstangen, Kinderspielzeug ….) wurde in großen Schreddern zerkleinert. Dann saßen da lange Reihen von Frauen, die die Haufen Plastikbrocken nach Farbe sortiert haben (!!) und anschließend wurden die Haufen von gelbem Plastik oder blauem Plastik oder oder oder noch kurz eingeschmolzen (bestimmt ganz gesunde Düfte da) und zur weiteren Verarbeitung irgendwo hin transportiert. Findet alles in einer Gasse statt.

Wir sind von den Aluschmelzern über die Plastiksortierer zu den Großbäckern für Teilchen und Süßkram und den Akkord-Jeans-Nähern gegangen. Alles versammelt auf recht kleinem Gebiet. An einer Ecke wurden frisch abgezogene Tierhäute verarbeitet. Das war absolut eklig, da hätte ich mich fast übergeben müssen. Dann gings zu den Teigfladen-Bäckern und den Töpfern. Interessant fand ich noch den Besuch bei den Lederverkäufern. Alles Leder was hier verarbeitet wird kommt vom Wasserbüffel. Die haben da große Pressen, wo die in das Wasserbüffelleder jede beliebige Maserung reinpressen können. Wenn das hinterher noch entsprechend eingefärbt ist, kann man den Wasserbüffel dann als garantiert echtes Krokodil oder Schlange oder oder oder kaufen.

Irgendwann fing der Guide dann an zu erzählen vom Film Slumdog Millionair. Der wurde zum Teil „live“ hier im Dhavari Slum gedreht. Wir sind dann ne ganze Zeit lang durch unglaublich schmale und dunkle Gassen bei Leuten durch Wohnzimmer und Küche gestapft, immer mit dem Hinweis, das man den Kopf einziehen solle und ja keine Stromkabel zu berühren. War am Ende doch dann mehr „Wohngebiet“ wie es sich vorher angehört hat.

Gegen Ende sind wir dann zur „Slum-Zentrale“ von Reality Tours gegangen, wo noch präsentiert wurde, welche Projekte Reality Tours schon verwirklicht hat. Da war vom Computerkurs bis zum Mädchen-Fußballteam alles bei. Echt nicht unsympatisch. Dafür habe ich später gerne noch ein paar Scheine in die Spendendose gesteckt. Deutschland hatte denen einen Computer gestiftet. Der wurde wie ein Schatz hinter verschlossener Tür inkl. Bundesadleraufkleber aufbewahrt und war wohl hier im Slum ne echte Attraktion. Für die Kids wohl die einzige Gelegenheit mal einen Computer zu bedienen.

(ab hier sinds wieder meine Bilder)

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Insgesamt zur Tour würde ich sagen : Ja, das kann man durchaus machen. Hier wird niemand zur Schau gestellt und hier werden auch nicht die reichen Weißen in Reisegruppen durch die Gassen getrieben für den Slum Tourismus. Überall wo wir hinkamen wurde der Guide begrüßt und auch wir Besucher wurden zumindest nett behandelt.  Die No-Photo-Policy ist gut. Die Einnahmen kommen den Leuten zugute, die Guides sind ausnahmslos „Locals“. Ich fand es interessant aber auch sehr anstrengend. Ich habe den genauen zeitlichen Verlauf nicht mehr im Kopf, aber wir sind auf jeden Fall gute drei Stunden da rumgestapft und haben Dinge gesehen und erklärt bekommen. Das alles aufzunehmen war anstrengend. Der Guide hat ein gutes Tempo vorgelegt, das war anstrengend ihm zu folgen. Und letztlich wurden auch die diversen Sinne (vor allem die Nase) immer wieder neuen Prüfungen unterzogen. Auch anstrengend.

Die Tour hat nicht da geendet wo sie angefangen hat. Wir sind mit dem Guide mit einem Sammeltaxi, welches bis Oberkante Unterlippe vollgemacht wurde, zu einer anderen Bahnstation gefahren. Ich hatte den Beifahrerplatz bekommen und hatte auf der ganzen Fahrt, angesichts der vielen zusammengeknuddelten Leute hinter mir, immer das Gefühl furchtbar viel Platz zu verbrauchen und wegzunehmen.

Als dann am Bahnhof alle aus dem Fahrzeug rausgepurzelt sind und alle Knochen gerichtet waren, gabs ne kurze Verabschiedung und bis der Zug kam noch ein nettes Pläuschchen und den Hinweis einfach sitzen zu bleiben bis der Zug an der Endstation (Kopfbahnhof) Churchgate angekommen ist. Und damit war die „Slum-Tour“ zu ende.

Ich bin auf dem Rückweg aber an der Station „Mahalakshmi“ noch einmal ausgestiegen und habe mir die große Freiluftwäscherei von Mumbai mal angeschaut. Ist relativ wenig Aufwand. Raus aus der Station und von der Autobrücke davor kann man schon alles sehen. Die Gegend ist auch so etwas wie ein Slumgebiet mit etlichen Wellblechhütten. Inmitten dieser Hütten gibt’s dann viele Steinbottiche wo gewaschen wird. Die Klamotten werden dann an Wäscheleinen auf dem Wellblechdach getrocknet. Es ist wohl so, das hierhin tagtäglich so gut wie alle Wäsche aus ganz Mumbai angeliefert wird und von hier auch wieder sauber ausgeliefert wird.

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Wieder in Churchgate angekommen war ich jetzt doch ein wenig groggy. Der Fußweg zurück war recht schnell absolviert. Im Leopold gabs noch ein Abschiedsbierchen und im Hotel dann erst mal ne Dusche um den Dreck und die Gerüche vom Dhavari loszuwerden.

Ich glaube es war so um die 19 Uhr und ich habe mich dann noch bis 23 Uhr aufs Ohr gelegt. Tasche packen und alles für die Abreise vorbereiten hat noch ein wenig gedauert und so habe ich recht genau um Mitternacht im Hotel ausgecheckt.

Auch das Taj Mahal Palace hat nicht auf dem teuren Hotel Transfer bestanden und direkt wie gewünscht ein billiges Straßentaxi rangewunken.

Und jetzt bei der letzten Taxifahrt in Indien habe ich das erste Mal einen erwischt, der wusste was er tut. Die erste Fahrt, wo ich mich nach kurzer Zeit nicht fragte ob ich überhaupt ankomme. Ganz easy hat er mich vor dem neu aussehenden und modernen International Terminal abgesetzt und auch nicht nachverhandelt.

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Checkin war schnell erledigt, war keiner am Schalter. Leider habe ich dann in der nächsten Stunde in der Schlange gestanden für die Passkontrolle und Ausreise. Hier war ein Mega Betrieb und die Beamten im hyper-bürokratie-Modus unterwegs. Als ich endlich dran war schaut der Typ auf mein Ticket und meint nur : Ach für Business Class gibt’s da hinten einen extra Schalter ohne Betrieb. AAAAAAAARRRRRRRGGGGHHHHH. Wie hoch ist die Strafe für Massenmord an Stempelbeamten ? Ich versichere das da nirgendwo ein Schild stand.

Naja. Ich habe mich für die nächste Zeit in die Lounge verzogen und noch was leckeres gegessen. Dann wars Zeit und ich habe die obere Etage im Buckel der 747 betreten und mich sehr easy nach Frankfurt befördern lassen. Als ich meinen Sitz dann zur Liege gefahren habe und mich da dann reingefaltet hatte (ein wenig kurz isses ja schon, muss ich ja doch mal meckern :) ) konnte ich sogar ein wenig pennen.

Tja. Und dann war am Morgen in Frankfurt mit eindeutig nicht Indien kompatiblen Temperaturen „Indien im März 2016 – Rajasthan Rundtour und Städte“ leider vorbei.

Tschüß !

Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 30.06.2016, 11:58 Uhr
Diese Recycling-"Betriebe" sind ja noch grauenhafter, als ich dachte!  :shock:

Und trotzdem, faszinierend, aber nix für meine schwachen Nerven.

Wie ein Blick auf einen fremden Planeten und nicht vergessen:

Es gibt wohl inzwischen bereits mehr als eine Milliarde Inder - irgendwo habe ich gelesen dass bei konstanter Bevölkerungszunahme in 30 oder 40 Jahren Indien mehr Einwohner haben wird/würde als China.

Eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, dass das noch lange so weiter geht ...

Also nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!

PS:

Meinw Schwester und mein  Schwager haben sich ja nur die schönen Seiten Indiens angeschaut ... :wink:
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: MisterB am 30.06.2016, 13:02 Uhr
Meine persönliche Bewertung ..... und (monetäre) Abrechnung

Jetzt mit ein wenig Abstand kann ich ein kleines Resümee ziehen. Gut wars, mir hats gefallen. Ich würde das mal in die Kategorie einordnen : Sollte man mal gesehen haben.
Ich bin mir sicher, dass diese Tour nicht für Jeden etwas gewesen wäre. Man musste schon an der einen oder anderen Stelle wohlwollend über Dinge hinwegsehen oder einfach den Kopf schütteln und sich selbst sagen : Lass gut sein, kannst du eh nichts dran ändern. Das bezieht sich jetzt auf die Lebensumstände der Leute, die hygienischen Bedingungen aber auch ganz allgemein auf „das Leben“ dort.
Ich denke, dass es mir gefallen hat, daran hat auch ein großer Anteil die wirklich hervorragende Dienstleistung von Ashoks Taxi Tours, bzw. des Fahrers Anil. Von der ersten Planung bzw. den ersten Auskünften per Email, über das Festlegen der Route bis hin zu den zugesagten Dienstleistungen war immer alles perfekt und ohne Grund zur Reklamation. Ich habe genau das bekommen was auch vereinbart war. Nicht mehr, aber auf jeden Fall auch nicht weniger. So eine Tour mit dem Taxi von Herrn Ashok würde ich auch nochmal machen.
Wie man ja im Bericht lesen kann, hat es so ein oder zwei Tage gedauert, bis ich mit Anil warm geworden bin bzw. wir die Regeln ausgelotet hatten. Ich kann nichts negatives zu ihm sagen, außer vielleicht, das er schon manchmal seinen eigenen Kopf und seine eigenen Ansichten hatte und den Kopf oder die Ansichten auch durchsetzen wollte. Da musste man halt mal eine Ansage machen und klarstellen das man, auch wenn es eine blöde Idee war, es jetzt bitte ganz genau so machen will und nicht anders. Das gabs ein oder zwei Mal und danach war klar wie der Hase läuft. Ich habe auch nicht unbedingt mit ihm Verbrüderung gefeiert, ich habe unser "Geschäftsverhältnis" bewusst eben auf dieser geschäftlichen Ebene gehalten. Ich hatte zwischendurch auch das Gefühl, dass es ihm auch ganz recht war, das es nicht allzu kumpelig wurde. Nicht falsch verstehen, trotzdem haben wir uns natürlich gut unterhalten und das eine oder andere Mal auch herzhaft gelacht. Aber mit ihm auch noch am Abend was zu unternehmen oder ihn abends eingeladen, das habe ich nicht.
Das generelle Konzept, das man von A nach B gefahren wird und bei diversen Sightseeing-Plätzen dann mit knappen Instruktionen losgeschickt wird, man aber alles selbst in der Hand hat und alles selbst nach Lust und Laune und Zeiteinteilung machen kann. Das denke ich, gibt einem maximale Freiheit. Wenn man sich vorher ein wenig aufgeschlaut hat und sich ein kleinwenig vorbereitet hat, was es wo zu sehen gibt, dann finde ich auch in Indien keine Probleme alles nach Lust und Laune auf eigene Faust zu machen ohne das man den Fahrer oder irgend einen anderen Guide ständig im Schlepptau hat. Ich bin sowieso lieber alleine unterwegs, von daher kam mir das auch entgegen so wie es war.
Bei den Hotels hatte ich im Vorfeld sehr viel Recherche bei den diversen Portalen gemacht. Bei manchen Orten habe ich mich sehr schwer getan, die Unterkünfte für z.B. 10 Euro pro Nacht inkl. WLAN und Frühstück zu buchen. Das aber nur, weil sich der verwöhnte Westeuropäer nicht vorstellen kann, das man für solch kleine Beträge auch gute Leistung bekommen kann. Bis zuletzt wusste ich nicht was mich da erwarten würde. Enttäuscht worden bin ich nicht. Überall gabs mal hier und da eine Kleinigkeit die man durchaus hätte bemängeln können (meist im Servicebereich), aber einen totalen Reinfall habe ich keinen dabei gehabt. Alles war auf seine Art eigentlich wirklich gut.
Ich habe auch das Gefühl gehabt, das die Hotelbeschreibungen und Fotos bei booking bei allen Unterkünften sehr ehrlich waren. Da war jetzt nix dabei, wo es Fotos gab die super aussahen und vor Ort wars das 100 %.tige Gegenteil. Eher andersrum. Ich fand zum Beispiel alle Fotos von den Läden die ich gebucht hatte sehr ehrlich.
Zeitlich kann ich sagen, dass es gut getimed war, am Ende aber auch genug war. Noch ne Woche länger hätte es nicht sein müssen, ne Woche kürzer aber auch nicht. Nach dem Ende der Rajasthan Tour habe ich mir zwar gedacht, dass wenn ich jetzt nach Hause fliegen könnte, ich auch nix dagegen gehabt hätte. Allerdings bin ich dann in Varanasi, Kalkutta und Bombay so schnell in den normalen „Städteurlaub“-Modus" verfallen, das die Zeit auch schnell geflogen ist.
Generell zur Rajasthan Tour möchte ich sagen, das es nach hinten raus, also so Jaisalmer, Bikaner, Mandawa so die Kante, doch etwas viel Leerlauf gab. Das lag wohl daran, das sich die Locations schon sehr ähnelten. Große Festung aufm Berg, Altstadt. Das hat sich ein wenig oft wiederholt. Ich habe mich zwar nicht gähnend gelangweilt, aber wenn man den Wunsch hätte, die Tour um einen oder zwei Tage zu kürzen, dann könnte man hier am besten ansetzen.
Die Kosten. Was mich die ganze Sache kosten würde, das wusste ich ja eigentlich im Vorfeld schon recht genau. Alle Beträge (Flug, Ashok, Hotels) standen vorher fest. Und wenn ich nicht an den letzten beiden Stationen Kalkutta und Bombay richtig Geld rausgehauen hätte mit den beiden Hotels, dann wäre der Urlaub wirklich sehr billig gewesen. Siehe folgende Abrechnung. Allerdings habe ich am Ende doch mehr Geld für die „Nebenkosten“ rausgehauen wie gedacht. Am Ende haben sich meine Besuche am Geldautomat doch geläppert.
Fazit vom Fazit : Es hat sich gelohnt diesen Urlaub zu machen. Ich habe viele kuriose Situationen zu berichten und viele Erfahrungen gemacht, die man während eines Urlaubes in einem „zivilisierten“ Land (ich habe das jetzt extra in Hochkomma geschrieben, damit man das "zivilisiert" nicht falsch versteht!) nicht gemacht hätte. Und darüber bin ich froh.
Wenn ich nochmal nach Indien kommen würde, dann würde ich aber eher den Süden unsicher machen, weil von Norden und Nordwesten habe ich ja schon viel gesehen, und der Süden erscheint mir auch interessant.
Geld, Geld und nochmal Geld
Hier die Zahlen. Es gibt keine genaue Aufdröselung nach besuchten Restaurants und Kosten wie bisher immer, weil ich zum Teil die Namen der Etablissements garnicht kenne und zum anderen, weil ich eigentlich nirgendwo eine vernünftige Abrechnung bekommen habe.
Ich habe alles in Euro umgerechnet, die Rupien Beträge sagen einem nicht so viel.

Flüge
Frankfurt-Delhi / Bombay-Frankfurt Lufthansa
547,51 € Steuern und Gebühren zzgl. 120.000 Meilen

Delhi-Varanasi IndiGo
40 € zzgl. 10 Euro Übergepäck

Varanasi-Kalkutta IndiGo
61 € inkl. Übergepäck

Kalkutta-Mumbai IndiGo
74 €

gesamt 722,51 €


Hotels/Unterkünfte

Delhi Hotel City Star
3 Nächte 124 €

Agra Seven Hills Tower
1 Nacht 60 €

Jaipur The Wallstreet Hotel
3 Nächte 208 €

Pushkar Hotel Prem Villas Pushkar
1 Nacht 11 € Bar gezahlt

Udaipur Jagat Niwas Palace
2 Nächte 127 €

Ranakpur Ranakpur Hill Resort
1 Nacht 68 €

Jodhpur Geeta Mahal
2 Nächte 22 € Bar gezahlt

Jaisalmer Jasmin Home
2 Nächte 109 €

Bikaner Tanisha Heritage Haweli
1 Nacht 17 € Bar gezahlt

Mandawa Radhika Haveli
2 Nächte 100 € Bar gezahlt

Delhi Holiday Inn Airport
1 Nacht 113 €

Varanasi Shree Ganesha Palace
2 Nächte 80 € Bar gezahlt

Kolkata Oberoi Grand Kolkata
3 Nächte 347 €

Mumbai Taj Mahal Palace
3 Nächte 689 €

Gesamt 2.075 €
Hotel = Endpreise inkl. alle möglichen Steuern und Luxussteuern

geplante Touren
Rajastan Tour Ashoks Taxi
651 €

Elefantenfarm Jaipur
50 €

Slum Tour Bombay, Reality Tours
12 €

gesamt 713 €
Ashok Tour und Elefantenfarm bar vor Ort gezahlt. Slum Tour per Paypal.

Bargeld und Automaten

Bargeld mitgenommen
650,00 €

Geldautomat Kalkutta
5000 R  75,71 €

Geldautomat Varanasi
10000 R  142,06 €

Geldautomat Mandawa
10000 R  139,61 €

Geldautomat Mandawa
10000 R  139,82 €

Geldautomat Mandawa
10000 R  139,82 €

Geldautomat Jodhpur
10000 R  140,90 €

Geldautomat Pushkar
10000 R  142,10 €

gesamt 1.570,02 €
Ich habe Ashok die 650 Euro für die Tour komplett bar gezahlt. Die Hotels die ich bar gezahlt habe belaufen sich auf ca. 150 Euro.
Also sind ca. 800 Euro so nebenbei draufgegangen für die täglichen Ausgaben.
Ich habe in keinem Restaurant irgendwas mit Kreditkarte gezahlt. Auch in den Hotels habe ich in der Regel am Abend alles direkt bar gezahlt.

sonstiges von der Kreditkarte
Hotel Delhi Airport Essen und Getränke
60 €

Oberoi Grand Kalkutta Steuern, Luxussteuern, Essen und Getränke
250 €

Taj Mahal Palace Bombay Restaurant, Essen, Getränke, Steuern
112 €

gesamt 422 €

Endsumme : 5.502 Euro für 4 Wochen Urlaub


The End :)
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: ziony am 01.07.2016, 04:09 Uhr
Vielen, vielen Dank für den Indien RB!
Titel: Re: Heilige Kühe und heilige Städte - Indien im März 2016
Beitrag von: wolfi am 01.07.2016, 13:48 Uhr
Auch von mir nochmals Dankeschön!

Für die gebotene Leistung (und angesichts der Tatsache, dass Du allein unterwegs warst) war das ein sehr preisgünstiger Urlaub imho. Ein Paar hätte ja nicht so viel mehr bezahlt zusammen.

Meine Schwester und ihr Mann haben bei Studiosus pro Nase ca 2600€ bezahlt -zu den Extrakosten kann ich nix sagen, jedenfalls auch recht günstig angesichts des Aufwandes.

Und vom Erlebnisfaktor natürlich einmalig - in keinster Weise vergleichbar mit USA oder Europa!

Schon eine tolle Sache, lieber Bernd!

PS:

Und wenn man den Preis für die vielen Kingfisher raus rechnet - noch wesentlich günstiger!  :lol: