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Autor Thema: Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017  (Gelesen 22812 mal)

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McC

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Burgen, Wüste und Rote Steine
Von Logroño geht es entlang des Jakobsweg bis zum Tagesziel Tafalla. Ich sehe mir zuerst die Altstadt von Estella und Ciraqui an. Die romanische Brücke von Puente la Reina über den Fluss Arga ist eine der schönsten Bauwerke entlang des Camino de Santiago. Die alten, wappengeschmückten Adels- und Bürgerhäuser mit ihren auffälligen Dachsparren sind typisch für die Architektur in Navarra. Artajona ist der letzte Stop vor Tafalla. Ich fahre hinauf zur Cerco de Artajona an. Die spätmittelalterliche Stadtmauer sieht aus wie eine Festung, es sind aber nur noch 9 von ursprünglich 16 Türme erhalten. Wenn man sich in nördliche Richtung auf die Schotterstraßen wagt, erfasst man erst die Dimension der Cerco de Artajona. Sehr schön ist das Rosenfenster der Kirche von San Saturnino in Artajona.

Estella


Puente La Reina


Olite






Cerco de Artajona





Gewitter naht...


Ich übernachte im Hola Tafalla. Das Preis-Leistung-Verhältnis in diesem erst fünf Jahre alten 4-Sterne-Hotel ist überragend – 60 € für das trendig große Zimmer. In USA müsste ich für ein Hotel dieser Klasse wohl das dreifache bezahlen! Vom Hotel sind es nur paar Minuten zu Fuß ins Restaurante Tubal. Das Tubal hat ebenfalls die Michelin-Auszeichnung „Bib Gourmand“ erhalten. Ich bestelle zwei Vorspeisen, Hauptgang und Dessert. Als Amuse-Bouche kommt eine Suppe mit Spargel-Tempura. Der Iberico-Schinken und Nudeln sind lecker, ebenso der Seehecht und das Dessert. Dieser Abend versöhnt mich wieder kulinarisch. Das Gewitter war nur ein kurzes Intermezzo und die Straßen sind bereits wieder trocken, als ich kurz vor Mitternacht wieder zum Hotel zurücklaufe.

Hola Tafalla


Restaurante Tubal




Iberian ham, from the tasty black pork in southern Spain  8,5/10
Baked lobster with fresh pasta, Jabugo crackling, mushrooms and truffle juice  7,5/10
Grilled hake on a base of little potatoes, pods and black mushrooms  7,5/10
Fluid and warm chocolate cake with banana ice cream  7/10


To be continued...

McC

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Der kleine Ort Alfaro am östlichen Ende von La Rioja ist berühmt für seine Weißstörche. Nirgendwo sonst gibt es so viele brütende Störche zu sehen, es ist die weltweit größte Storchenkolonie. Auf den Dächern der Kirche San Miguel und umliegenden Gebäuden sehe ich unzählige Storchennester. Ich schätze es sitzen gut 80 Störche auf den Dächern und der Nachwuchs ist mit seinen schwarzen Schnäbeln auch leicht zu unterscheiden. Nachdem das Kirchendach von den Störchen in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat man bei der Restaurierung über ein Dutzend Nesthilfen angebracht. Mit diesen Nesthilfen sind es immer noch über 100 Nester. Ein beeindruckendes Schauspiel in der Abenddämmerung. Ganz nett sind die beiden Hoodoos El Picuezo y la Picueza mitten in Autol. Hier hat ein Storchenpaar die Felsspitze in Beschlag genommen.








McC

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Die Altstadt von Tudela ist ganz nett, unzählige Bars, Cafés, Restaurants. Ausgehend von der Plaza de los Fueros, sehe ich mir zuerst die Catedral de Santa Maria an. Die Kathedrale ist eines der geschichtsträchtigsten Gebäude von Tudela und wurde im 12. Jahrhundert auf den Überresten einer Moschee errichtet. Störche überfliegen den Turm der Kathedrale, die dort in luftiger Höhe ihre Nester gebaut haben. Die Kathedrale im Zentrum der Altstadt besitzt drei Zugänge. Das romanische Südportal oder die Portada de la Virgen ist das älteste. Das Nordportal oder Portada de Santa María entstand ebenfalls in romanischer Bauweise. Das Westportal hat den Namen Portada del Juicio Final oder Portal des Jüngsten Gerichts. Großartig verziert besteht es aus romanischen und gotischen Elementen. Auch der Innenraum der Kathedrale birgt wertvolle Kunstwerke. Die Kathedrale besteht aus drei Schiffen und einer gotischen Vierung, an die sich ein T-förmiger Chor anschließt. Nebenbei erlebe ich noch drei gleichzeitig stattfindende Hochzeiten.

Kuppel der Kathedrale von Tutel


Hochzeit...


Portada del Juicio Final


Altstadt von Tudela


Plaza de los Fueros


Das Leben findet abends auf der Straße statt



To be continued...

McC

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Nach dem ausgiebigen Altstadtbummel gehe ich in das Restaurant Trinquete, empfohlen vom Michelin Guide. Ich bestelle das 6-gängige Gemüse-Menü plus zwei Dessert. Ein schickes Restaurant mit regional exquisiter Küche... sehr empfehlenswert.





Cuajada de borraja Horneada en texturas
Cogollos del negro de Tudela
Anettes contra cebollas
Acachofas de primavera salteadas en wok
As en cuatro, de gustación de espárragos en cuatro variantes con emulsión de arbequina
La verdura hecha huevo
Heldado de boletus, con higos confitadas al ninague de Jerez
Hojaldre templado, con suave, creme de mascarpone y fruta natural


Am Nachmittag mache ich die Rundfahrt durch die Bardenas Reales. Die Halbwüste Bardenas Reales ist auch bekannt als die Badlands von Europa. Eine karge Landschaft mit vielen schönen Motiven. Gott sei Dank sind es am Spätnachmittag „nur” 33 Grad, im Sommer wird es bis zu 40 Grad. Die Fahrt auf dem 30 km langen Schotterpiste zeigt die Vielfältigkeit der Bardenas Reales. Leider macht ein Sandsturm den Sonnenuntergang am Castil de Tierra zunichte. Ein Vergleich mit den Badlands in USA erübrigt sich – diese sind dann doch imposanter.






Am Abend gehe ich nochmals ins Restaurant Trinquete. Wie überall in Spanien, spielt sich das Leben abends auf den Straßen ab.






To be continued...


wolfi

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #49 am: 17.06.2017, 21:24 Uhr »
Claus, phänomenaler Bericht!
Danke, auch für die tollen Bilder der spanischen Architektur!
Da sind ja oft mehrere Jahrhunderte Bautradition zu sehen. So was haben die typischen spanischen Urlaubsorte an der Küste nicht unbedingt zu bieten.

Zur Küche:
Ich wusste gar nicht (mehr ...?), dass in Spanien auch Spargel gegessen wird, der passt natürlich gut zu einem Iberico-Schinken - leider ist die Saison jetzt vorbei ...

PS und ziemlich OT: meine ungarische Partnerin ist auch begeisterte Spargel-Esserin (und Köchin ...) nachdem ich ihr das schmackhaft gemacht hatte - Spargel kannte sie gar nicht vor 10 Jahren (so wenig wie Artischocken etwa)! Inzwischen wird der hier in Ungarn angebaut - weißer und grüner ist erhältlich und recht gut und relativ preiswert.

BigDADDY

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #50 am: 18.06.2017, 08:44 Uhr »
Mh,

wenn es um guten Spargel geht, dann den aus Brandenburg!

A propos: diese nervigen Störche, unternimmt da niemand was gegen?
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McC

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #51 am: 18.06.2017, 09:54 Uhr »
wenn es um guten Spargel geht, dann den aus Brandenburg!


So weit will ich dann doch nicht fahren.... Spargel aus der Pfalz ist m.E. der beste in D.

wolfi

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #52 am: 18.06.2017, 11:46 Uhr »
Ziemlich OT re Spargel:

Es war imho ein Deutscher namens Vetter, welcher erkannt hat, dass in dem schlechten sandigen Boden in der ungarischen Puszta (wo eigentlich nix wächst ...) ideale Anbaubedingungen für Spargel gegeben sind - und vor knapp 20 Jahren mit dem Anbau begonnen hat. Die Firma ist ein kleines Landwirtschafts-Imperium geworden, welches vielen Ungarn in dieser gottverlassenen Gegend Arbeit und Brot gibt - inzwischen haben die ihre eigenen Kühltransporter, die regelmäßig nach D liefern, viele ihrer exclusiven Produkte gibt es nur in D, weil sie den Ungarn zu teuer sind ...

Dazu gehören auch:
Ganz leckere Pimientos tipo Padrone!
Die werden in D etwa bei Real verkauft - in Ungarn finde ich sie nicht mehr, schade ...
Ein Ungar zahlt doch nicht 1,50 € für eine Handvoll kleine Paprika (noch nicht mal scharf ...) wenn er für das gleiche Geld ein ganzes kilo bekommt ...

BigDADDY

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #53 am: 18.06.2017, 13:01 Uhr »
... Spargel aus der Pfalz ist m.E. der beste in D.

Mh,

kenne mich in den alten Bundesländern nicht so aus, aber vertraue Deiner Aussage als Gourmet... -
Dass sich das Leben in Spanien abends in den kleinen Gassen abspielt, finde ich schön, daran hapert es meist in den USA!
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McC

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #54 am: 18.06.2017, 13:12 Uhr »
Dass sich das Leben abends in den kleinen Gassen abspielt, finde ich schön, daran hapert es meist in den USA!

Das ist noch untertrieben...  Alkohol in den USA in der Öffentlichkeit trinken. Da landet man schneller im Knast als man denkt.

Andere Kultur, andere Mentalität.

wolfi

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #55 am: 18.06.2017, 13:23 Uhr »
Das ist noch untertrieben...  Alkohol in den USA in der Öffentlichkeit trinken. Da landet man schneller im Knast als man denkt.

Andere Kultur, andere Mentalität.
Wenn ich jetzt gemein wärewürde ich sagen:
Mentalität si - Kultur niente ...

Von einer meiner vielen (leider nicht genug ...) Spanien-Reisen erinnere ich mich an die kleinste Kneipe, die ich je besucht habe:

Eine Theke, etwa 2 m lang, vor der Theke 4 Barhocker, in der Ecke eine Toilette - etwa 3 bis 4 Leute konnten dazwischen noch stehen - der Rest stand draußen ...
Durch das offene Fenster hat man beim Eigentümer/Bartender seine Getränke bestellt und ging dann vor der Tür auf und ab und lauschte der Musik - drinnen war immer "voll".
Das war im Hafen von Puerto del Carmen auf Lanzarote - viele Winter einen Besuch wert!

McC

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #56 am: 18.06.2017, 13:29 Uhr »
Wenn ich jetzt gemein wärewürde ich sagen:
Mentalität si - Kultur niente ...

Dann solltest Du mal die Spanische Geschichte (siehe die arabische Herrschaft) studieren ;)

Zitat: "Essen und Ernährung ist eine kulturelle Angelegenheit und identifiziert Menschen als dazugehörig oder nicht."

wolfi

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Antw:Pintxos und Sterne – Spanien Mai/Juni 2017
« Antwort #57 am: 18.06.2017, 14:56 Uhr »
Claus, ich hoffe, Du hast mich jetzt nicht falsch verstanden!  :shock:

Ich habe Hochachtung vor der spanischen Kultur - auch wenn mir die Religiösität ein bisschen übertrieben vorkam - vielleicht hängt das mit der Zeit der Mauren zusammen?

Die Dominanz etwa der kirchlichen/klerikalen/katholischen Kunst, speziell der Architektur als Gegenpol zur muselmanischen?
Alhambra, Sagrada Familia, tausend Kathedralen - dann aber Picasso ...

Wie weit (abgesehen von den vielen sakralen Bauten) die Katholische Kirche heute noch das Bewusstsein dominiert kann ich nicht beurteilen - als Tourist ist man ja weniger davon betroffen.
Wenn man die im Lande vorherrschende Religion als Kriterium für Urlaube heran ziehen würde blieben für unsereinen als überzeugtem Atheist ja ganz wenig Urlaubsländer übrig - auch die USA würden wegfallen ...

McC

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95 km durch die Banderas Reales bis in die Pyrenäen. Drei Tage werde ich in Ayerbe verbringen. Bereits von weitem sieht man die verschneiten Berggipfel der Pyrenäen. Die massiven Felstürme Mallos de Riglos thronen über das Dorf Riglos. Die nahezu 200 m senkrechten Felstürme aus rotem Konglomerat-Sandstein sind ein beliebtes Wander- und Kletterziel. Eine ähnliche Felsformation gibt es auch in Agüero. Gut ein Dutzend Gänsegeier kreisen über die Felsen. Apropos Geier, die hebe ich mir für den Herbst auf. Im Nationalpark Monfragüe ist die größte Geierkolonie in Europa zuhause, über 1300 Gänse- und Mönchsgeier leben dort. Bereits am Vormittag begegne ich unzähligen Motorradfahrer entlang der kurvenreichen Strecke zwischen Ayerbe und Embalse de la Peña. Am Spätnachmiitag mache ich El Camino del Cielo, die 5,4 km lange Wanderung um Los Mallos de Riglos herum. Der 400 m Aufstieg auf diese kurze Entfernung ist anstrengend, sehr anstrengend. Dafür gibt es unterwegs abwechslungsreiche Aussichten. Nach dreieinhalb Stunden komme ich ausgepowert wieder in Riglos an. Fotogen ist die nachts beleuchtete Kirche, aber ich habe keine Lust am Abend nochmals dorthin zu fahren, zudem die Parkmöglichkeiten am Ortseingang sehr (!) eingeschränkt sind.

Ruine in Bardenas Reales


Mural in Ayerbe


Die Kirche in Riglos unterhalb Mallos de Riglos  ....inkl. typische Bausünde in Spanien


Sonnenuntergang in Riglos

McC

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Zwölf km nordöstlich von Ayerbe liegt eine der schönsten Burgen in Westeuropa. Castillo de Loarre gehört zu den am besterhaltenen romanischen Burgen in Spanien. Die Klosterburg aus dem 11. Jahrhundert wurde wegen ihrer frühen Aufgabe nicht durch spätere Nachbauten verändert und bewahrt somit fast vollständig ihren Ursprungscharakter. Die Burg von Loarre war u.a. auch Drehort von Ridley Scott's Ritterepos „Königreich der Himmel.” Ein 2 km langer Trail führt von der Burg weg, wo man eine bessere Aussicht hat. Die abgelegene Lage am Südhang der Pyrenäen ist zu Sonnenuntergang ein fantastisches Fotomotiv. Leider spielt das Wetter nicht mit. Dichte Wolken ziehen auf und bringen die ersehnte Abkühlung. Es soll „nur” noch 24 Grad warm werden.

Agüero


Castille de Loarre in der Abenddämmerung


Kulinarische Highlights gibt es in Ayerbe nicht, außer 3 Tage Hausmannskost.