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Autor Thema: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen  (Gelesen 45740 mal)

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ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #15 am: 27.04.2014, 20:08 Uhr »
Willkommen allen Mitfahrern. Hier zur besseren Orientierung unsere Route:



Und weiter geht's:

12. August: Ein Womo und ganz viel Gepäck

Natürlich ist die Nacht kurz, und bei Irene und Dieter endet sie mit einer unangenehmen Überraschung: Die Toilette ist verstopft. Die unappetitlichen Einzelheiten erspare ich mir.

Um 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück – gut 60 Dollar für ein paar plastikverschweißte Muffins und Kaffee – und rufen bei Roadbear an, unserem Wohnmobil-Vermieter. Das Shuttle wird zwischen 11.30 Uhr und 12 Uhr kommen, erfahren wir. Um den ersten, sowieso immer stressigen Tag zu entzerren, beschließen wir, den Vormittag schon zu einem ersten Einkauf zu nutzen. Wir steuern mit dem Van das Walmart Supercenter in Commerce-City an, das wir schon zu Hause als Einkaufsstation ausgeguckt hatten. Hier geht es uns nicht um Lebensmittel, sondern um Ausrüstung. Und wir sind erfolgreich: Zelt, zwei Luftmatratzen samt elektrischer Pumpe, Walky Talkys, Volleyball und allerlei anderen Kleinkram, den wir auf unserer Liste haben, packen wir ein – knapp 300 Dollar werden wir los.

Tauschwirtschaft

Um 11 Uhr treffen wir wieder im Aloft ein, checken aus und besteigen das Shuttle. Jonas fährt mit dem Van hinterher. Bei Roadbear eine entspannte und eher kurze Übergabe. Super finden wir die Idee des Austauschregals, in dem die Gäste am Ende ihres Urlaubs alles abladen können, was andere vielleicht noch brauchen. Jeder Neuankömmling nimmt sich, was er haben möchte. Wir sacken Grillkohle samt Anzündern, Toilettenchemie, aber auch Olivenöl und Wäscheklammern ein. Wir sind mit fünf Personen auf dem etwa 28 feet langen Womo gebucht, da hat unser Online-Check-in mit dem Hinweis auf insgesamt sieben Convenience Kits nichts genützt. Aber wir bekommen anstandslos die gewünschte Anzahl von zusätzlichem Bettzeug und Camping-Stühlen. Vor lauter Zufriedenheit darüber merken wir nicht, dass man uns keine Geschirrtücher mitgibt, die ersten Tage trocknen wir das Geschirr mit Zewa ab.



Nach der Übergabe steht der Lebensmitteleinkauf bei King Soopers an – noch mal knapp 300 Dollar, und natürlich sind die Augen wieder größer als der Kühlschrank: Wir kaufen zu viel.

150 Kilometer stehen heute noch auf dem Plan, wir wollen nach Colorado Springs und haben den Campground „Garden of the Gods“ vorgebucht (eine RV-Site und eine Cabin). Erst kurz nach 19 Uhr kommen wir an, das Office ist nicht mehr besetzt, aber unsere Unterlagen liegen feinsäuberlich samt Cabin-Schlüssel in einer Box bereit. Kurz vor unserer Ankunft muss ein gewaltiges Unwetter niedergegangen sein, die Wege und Sites sind zum Teil mit Schlamm überzogen. Am nächsten Tag berichtet ein Nachbar von hohen Überschwemmungen auf dem Campground.

Zunächst packen wir die Koffer aus, das vorher schon befürchtete Stauproblem tritt natürlich ein, zumal wir die Schlafplätze nicht fest verteilen. Im hinteren Bett des RV sind zunächst Dieter und Irene untergebracht, deshalb belegen sie die beiden hintersten Schränke, die man nur erreicht, wenn man auf das Bett krabbelt. Den linken hinteren Schrank bekommt Jakob, den rechten Hochschrank teilen sich Jonas und Lisa. Die beiden Schränke über dem Esstisch bekommen Jasmin und Julian. Lisa und Jonas ziehen in die Cabin, Jasmin und Juli nehmen das Alkoven-Bett, und Jakob kann zwischen dem Sofabett im RV und dem Van wählen. Er entscheidet sich für den Van, und das wird auch im weiteren Verlauf der Reise meist seine Wahl.



Die Luftmatratze wird per Batteriepumpe blitzschnell aufgeblasen. Die Matratze ist 120 cm breit und füllt bei weitem nicht die Breite des Dodge aus. Jakob hat also richtig Platz. Er benutzt Laken, Decke und Kissen aus dem RV, auf Schlafsäcke können wir im August verzichten. Auch in der Cabin kommen die Bettsachen aus dem RV zum Einsatz.


Der Dodge steht meist auf dem Parkplatz bei der Cabin.

Exkurs: Cabins

Im weiteren Verlauf der Reise stellen wir fest, dass die Cabins ganz unterschiedlich ausgestattet sind. Es gibt welche, in denen einfach nur Betten mit nackten Matratzen stehen, es gibt voll bezogene Betten, es gibt kleine Küchen samt Herd und Kühlschrank, es gibt Cabins mit und ohne Dusche und Toilette, manchmal liegen sogar Handtücher bereit, oder es stehen Instantkaffee und Zucker neben dem Wasserkocher. Die luxuriöseste Cabin haben wir auf dem Firehole-Campground bei Jackson: Flachbildfernseher im Wohn- und Schlafzimmer, Ledercouch, superschicke Einrichtung, tolles Bad und viel Glas zur Terrasse hin, wo ein Grill steht, daneben ein Fireplace, für den das Holz zum Einzug gleich mit angeliefert wird. Allerdings hat der Luxus seinen Preis: 299 Dollar die Nacht. Dafür ist die Campsite für 89 Dollar bescheiden, und die Restrooms gehören zu den schlechtesten, die wir auf der Reise gesehen haben.


Unsere guten und zuverlässigen Begleiter auf der Tour. Das Wohnmobil hat in den drei Wochen insgesamt 2409 Meilen gemacht, der Van hat 3163 Meilen geschafft.

Inspired

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #16 am: 27.04.2014, 20:35 Uhr »
Meine Güte, was für ein Aufwand. Ihr müsst euch alle sehr lieb haben, sehr viel Humor haben und sehr tolerant sein, oder?

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #17 am: 27.04.2014, 21:01 Uhr »
Wenn du drei Jungs hast, die in zwei bzw. knapp drei Jahren Abstand geboren worden sind, kommt dir der Stress nach 20 Jahren nicht mehr so schlimm vor  :). Wenn ich an die Zeiten denke, als wir mit Kinderwagen, Windelvorräten und kiloweise Spielzeug in Urlaub gefahren sind und Tag und Nacht in Action waren - dagegen war das hier ein Kinderspiel ...

NähkreisSteffi

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #18 am: 28.04.2014, 08:45 Uhr »
Hallo Irene,

super Sache, da bin ich dabei.

Diese Tour fehlt uns auch noch.

Viele Grüße

Steffi

midnite-cowboy

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #19 am: 28.04.2014, 09:20 Uhr »
hallo Irene

bis jetzt ganz interessant und bin gespannt auf den Rest, da wir ja auch schon öfters in "dieser Gegend" waren...

Da Ihr selber schon so viele Leute seid und es doch schon ein paar Mitfahrer gibt, reite ich -wie immer- einfach nebenher.  :wink:

cu
Mike
yee-haaa: I'm a certified cowboy now!!

No heaven can heaven be, if my horse isn't there to welcome me.

Wilder Löwe

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #20 am: 28.04.2014, 09:55 Uhr »
Das verspricht mal wieder ein unterhaltsamer USA-Reisebericht zu werden. Ich denke im Dodge ist noch ein Plätzchen frei, da quetsche ich mich rein.
Viele Grüße
Katrin

mlu

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #21 am: 28.04.2014, 10:52 Uhr »
Hallo,

dieser Reisebericht ist mir aufgrund des tollen Schreibstils sofort ins Auge gefallen. Ist zwar nicht ganz unsere Region für dieses Jahr (evtl. nächstes?), aber ich steig trotzdem noch ein und fahre mit.

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


Flying-N

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #22 am: 28.04.2014, 17:35 Uhr »
Ich fahre auch mit! Schreibe gerade selber parallel meinen Roadbear-Überführungsbericht im Hintergrund (werde demnächst posten) und bin sehr gespannt, wie es euch zu so vielen im WoMo ergeht... :kratz:
Das Zusatzfahrzeug ist natürlich EXTREM praktisch, damit ist man ja viel flexibler und mobiler als mit dem Riesenschiff.

Nic
USA       1981 - 1990 - 1993 - 1994 - 2009 - 2010 - 2011 - 2014 - 2017
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U2LS

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #23 am: 28.04.2014, 18:16 Uhr »
Respekt: eine Reisegruppe mit 7 Personen! Das scheint ein billiger Urlaub gewesen zu sein, denn da kriegt man doch jede Menge Gruppenrabatt!?  :wink:

Ich reise ja meistens alleine, daher finde ich diese Konstellation sehr interessant und bin schon gespannt auf die nächsten Tage.

Ah, stelle gerade fest, dass es bei mir keine 5 Monate mehr dauert  :D :D :D

Gruß
Lothar

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ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #24 am: 28.04.2014, 19:11 Uhr »
Tja, Lothar, das mit dem Gruppenrabatt haben wir irgendwie versemmelt  :kratz:, ich werde bei Gelegenheit mal was zu den Kosten sagen. Aber erst mal geht's in den wunderschönen Garden of the Gods!

13. August: Rote Steine und rasantes Shopping

Wir starten nach einem Frühstück im Freien – die Mädchen erbarmen sich Gottseidank des Abwaschs  – zum Garden of the Gods. Für den tollen Shop im Visitorcenter nehmen wir uns nur ein paar Minuten Zeit, es gibt ein paar Hüte. Das Womo lassen wir auf dem Parkplatz stehen und fahren zu siebt im Van in den Garden hinein. An einem Trailhead parken wir und machen uns auf einen leichten Eineinhalb-Meilen-Loop durch den Garden of the Gods. Ein toller erster Eindruck von roten Steinen, auf denen sogar ein Kletterer kraxelt. Und wir sehen ein Reh und einen Hasen - unsere ersten Wildsichtungen!


Noch ist das Wetter schön.


Tipps für Fotografen am Wegesrand.


Kaminklettern für Anfänger.


Dieser Kletterer hat es gleich geschafft.

Mit den ersten Regentropfen erreichen wir den Van wieder und steuern ein Highlight speziell für die jungen Damen an: das Outlet Center in Castle Rock. Wir müssen dafür wieder 70 Meilen Richtung Denver zurück, aber das nehmen wir in Kauf. Wir teilen uns auf und verabreden uns drei Stunden später. Zum Essen treffen wir uns zufällig in der Food Range. Am Ende ist die Beute ganz üppig. Von Nike und Adidas bis zu Damenmode ist allerlei in die Tüten gewandert.

Am späten Nachmittag holen wir das RV vom Parkplatz am Garden of the Gods ab und schaffen es nach Westen noch bis Cañon City. Hier ist die Royal Gorge Bridge leider nach einem großen Brand immer noch gesperrt, Jakob hat also keine Chance auf seinen heiß ersehnten Bungee-Sprung. Unsere Campsite ist ganz hübsch unter Bäumen gelegen, gegenüber ist die Cabin. Alles recht primitiv, und leider hat die Lady am Desk vergessen, uns den Code für die Restrooms zu geben. Als wir das merkten, um 7 pm, ist die Dame verschwunden. Nach einem kleinen Einkauf und Tanktrip nach Cañon City ist das Büro aber noch einmal offen, und wir erfahren die geheime Nummer.

ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #25 am: 28.04.2014, 22:18 Uhr »
14. August: Eine Panne und der erste Nationalpark

Wir fahren weiter Richtung Westen, auf der Interstate 50 Richtung Salida. 10 Meilen hinter Salida passiert es: Jonas meldet per Funk aus dem Van hinter uns, dass ihm ein Reifen geplatzt ist. Der Reifen verliert zischend Luft, und im Nu steht der Dodge auf der Felge.



Die Männer machen sich auf einem Parkplatz neben dem Highway an den Reifenwechsel, das Reserverad ist unter dem Wagen angebracht. Derweil telefoniert Irene mit Alamo. Wir können mit dem Reserverad nur bis zum nächsten Reifenspezialisten fahren, wird ihr erklärt. Die nächste Alamo-Station ist in Pueblo oder Colorado Springs, also 100 Meilen in die Richtung, aus der wir gerade kommen. Aber in Salida ist ein Reifenservice, dort meldet die Alamo-Lady uns schon gleich an. Innerhalb einer Viertelstunde hat Jason dort den Reifen geflickt (ein Nagel war schuld) und alles wieder gerichtet – 25 Dollar, die wir uns von Alamo wiederholen können – vielleicht war die zusätzliche Reifen-Insurance doch keine so schlechte Idee, denn es hätte ja auch ein neuer Reifen erforderlich sein können. Aber wir wissen nicht wirklich, ob unsere DERtour-Versicherung den Schaden nicht auch übernommen hätte.


Wieder on the road.

Exkurs: Technisches Equipment

Wir haben ein US-Handy (noch vom letzten Urlaub) mit Cellion-Karte. Das benutzen wir für inneramerikanische Calls, klappt ohne Probleme. Die Direktwahl nach Deutschland geht nicht, dafür haben wir einen Einwahlcode mit einer Kartennummer, die wir vorwählen müssen, dann können wir die deutsche Nummer direkt anwählen. Nach ein Tagen funktioniert der Kartencode allerdings nicht mehr, nach ein bisschen Gefummel geht es wieder. Erreichbar aus Deutschland sind wir über die Cellion-Nummer theoretisch, praktisch klappt das nicht. Das ist nicht weiter schlimm, weil Jonas sich mit einer Prepaid-Karte fürs i-Phone eine US-Nummer besorgt hat (79 Euro, Flatrate fürs Internet und 90 Minuten Telefonieren ins Handy-, 9 Stunden ins Festnetz), über die die Großeltern uns erreichen können.

Die wichtigste Anschaffung für uns sind die Walky Talkys (bei Walmart, rund 40 Dollar, aufladbar im Auto bzw. RV). Mit ihnen halten wir während der Fahrt Verbindung zwischen dem Womo und dem Van. Das ist unverzichtbar und funktioniert zuverlässig.

Natürlich ist auch das Internet wichtig. Auf fast jedem Campground ist Wifi verfügbar, immer kostenlos, oft auch ohne Code. Das nutzen alle: die jungen Leute auf ihren Handys, außerdem  haben wir Tablets und Laptops mit, da wird dann auch mit der Heimat gescypt.

Daraus lässt sich schließen, dass wir reichlich Ladekabel, Adapter, Kopfhörer und sonstiges Zubehör mitführen. Mindestens ein Teil ist ständig auf der Suchliste. „Wer hat ...?“, „Wo ist …?“ sind anfangs die häufigsten Fragen im Womo, bis sich kurz vor der Rückreise alles eingespielt hat. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir immer wieder ein- und auspacken und dass Kulturbeutel, Handtücher oder Bettzeug zwischen Womo, Van und Cabins hin- und hergewechselt wird.


Black Canyon of the Gunnison

Weiter geht es über Gunnison bis nach Montrose am Fluss entlang. Das Ziel ist der erste Nationalpark: Black Canyon of the Gunnison. Am Parkeingang kaufen wir zwei Nationalparkpässe für die beiden Fahrzeuge für zusammen 160 Dollar. Vom Balkon des Visitorcenters führt ein kurzer, spektakulärer Trail direkt an die Schlucht. Die schräg stehende Sonne lässt die Konturen und Farben der Felsformationen plastisch hervortreten. Wir sind begeistert, zumal am späten Nachmittag kaum noch Besucher da sind.





Premiere im Zelt

Jetzt tritt erstmals der Woodalls in Aktion, ein dicker Wälzer, der sämtliche Campgrounds in USA und Kanada auflistet und bewertet. Die Schwarte gehört zur Ausstattung bei einem Roadbear-Womo. Wir finden einen kleinen Campground direkt am Fluss, allerdings ist weit und breit kein host zu sehen. Ein Camper schickt uns über den Platz, der guy sei an der Arbeit. Irene findet ihn und darf zur Belohnung auf dem Golfcar mit dem host über den Platz düsen. Wir mieten eine sehr hübsche Cabin, eine RV-Site und zum ersten Mal einen Zeltplatz auf diesem idyllischen Platz. Wir bekommen kostenlos Feuerholz fürs Campfire angeliefert, aber vorher grillen wir mit allen Schikanen. Das Campfire brennt bis 11 Uhr in der Nacht, danach verziehen sich Dieter und Irene ins Zelt, Juli und Jasmin haben das Womo für sich, Lisa und Jonas schlafen in der Cabin und Jakob im Van. Auch für die Mücken ist der Tisch an diesem Abend verlockend gedeckt und beleuchtet. Sie können nicht widerstehen.

Inspired

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #26 am: 28.04.2014, 23:05 Uhr »
Ich fnde euch ganz toll, wie ihr das so macht. Fast könnte ich Lust bekommen auch mal mit vielen Lieben um mich herum zu verreisen :)

NähkreisSteffi

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #27 am: 29.04.2014, 15:03 Uhr »
Wie sich die Dinge gleichen.

Wir sind zwar nur zu 4. unterwegs, aber das mit den Ladekabeln, Adaptern,Notebook,.... ist an jedem Urlaubstag der 1. Punkt beim Erreichen einer neuen Unterkunft.


ireula

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #28 am: 29.04.2014, 20:22 Uhr »
15. August: Eineinhalb Meilen können sehr lang sein

Dieter bekommt am Morgen in Montrose endlich die heiß ersehnte Gitarre. Er hat lange überlegt, eine eigene mitzunehmen, aber wir haben die Gepäckkosten gescheut (unser Gitarrenkoffer hat Übermaße, das macht die Sache richtig teuer). Bei unserem letzten USA-Trip hat er sich eine einfache Gitarre im Walmart gekauft, allerdings mit Stahlsaiten. Diesmal sollten es schon Konzertgitarren-Saiten sein. Im Musikgeschäft in Montrose werden Dieter und Jonas auf Anhieb fündig: Eine sehr gut erhaltene, gebrauchte Ibanez, Baujahr 2003, mit wunderschönem Klang. Dieter handelt vom Preis noch 40 Prozent und die Steuer herunter und ist glücklich. Die abendliche Campsite-Musik ist gesichert.


Abends wird es romantisch - z.B. mit "Suzanne" von Leonard Cohen.

Statt die Gitarre am Ende der Reise wie ursprünglich geplant zu verschenken, wird sie in Luftpolstern verpackt nach Deutschland überführt.

Unser Ziel an diesem Tag ist Moab mit dem Arches Nationalpark. Wir haben ihn auf unserer Reise 2007 nicht gesehen, weil wir den Bryce als Wendepunkt zurück an die Westküste gewählt hatten. Auch Canyonlands, Mesa Verde und vieles andere fehlen uns noch, aber wenigstens der Arches sollte diesmal dabei sein, auch wenn uns diese Entscheidung einen zusätzlichen Schlenker von etlichen Meilen kostet und einen gewissen Zeitdruck beschert. Gleichwohl: Die Straße 128 von  der Interstate 70 (kurz hinter Cisco) nach Moab lohnt den Aufwand. Am Colorado River, der hier noch ein schmales Flüsschen ist, führt die Straße mit sagenhaften Panorama-Aussichten entlang. Uns geht das Herz auf, die roten Steine sind doch etwas ganz Besonderes! Diese Straße sei allen Reisenden ans Herz gelegt, gerade weil sie in unseren Reiseführern keine Erwähnung findet. Hier ein paar Eindrücke:







Wir verlassen Colorado und erreichen Utah. In Moab Valley RV Resort haben wir vorgebucht – nötig wäre es wohl nicht gewesen. Aber wir sind recht früh da und beschließen, parallel zur Pool-Entspannung ein paar Maschinen Wäsche zu waschen. Da es weit über 30 Grad hat, ist die Mannschaft ohnehin erst gegen Abend zu einem Trip in den Park zu bewegen. Dass die ganze Sache dann doch nicht nach Plan verläuft, hängt mit diversen Wäscheproblemen zusammen, die ich aus persönlichen Gründen nicht näher erläutere (welcher Knopf startet noch mal die Maschine, Irene???)  Jedenfalls kommen wir erst gegen 6.30 pm weg. Die Sonne scheint, steht aber schon tief. Der Delicate Arch soll sich laut Reiseführer beim Sonnenuntergang im besten Licht zeigen. Das wollen wir sehen, und ein kleiner Hike ist auch ganz nach unserem Geschmack – wobei sich das „unser“ auf Jakob und Irene beschränkt, muss man fairerweise sagen.

Da wir in den Park noch ein ganzes Stück hineinfahren müssen, erreichen wir den Trailhead erst gegen 7.30 pm. Der Parkplatz ist gut gefüllt, wir sind nicht die einzigen, die den Delicate im Sonnenuntergang sehen wollen. Jakob und Julian stürmen im Laufschritt voran. Die eineinhalb Meilen, die laut Reiseführer zu bewältigen sind, wollen sie in Windeseile schaffen. Dahinter folgt Irene, die Nachhut bildet der Rest. Leider entpuppt sich der kleine Hike als echte Herausforderung. Steile Anstiege, hinter denen man stets das Ziel vermutet, sind nur der Auftakt zu noch steileren Passagen. Wir marschieren tapfer, während die Hoffnung schwindet, das Ziel noch im Sonnenlicht zu erreichen. Viele Leute kommen uns bereits entgegen – untrügliches Zeichen dafür, dass die Foto-Session eigentlich schon beendet ist. Irene sieht inzwischen weder Jakob und Julian vor sich noch die anderen hinter sich. Die Kameraausrüstung hat Dieter im Rucksack – tolle Logistik. Aber der alpine Anstieg und die Kraxelei über Felsplatten machen richtig Spaß, auch wenn sie die Kondition auf eine harte Probe stellen.



Da kommen Jakob und Julian in Sicht. „Mama, das hätte ich ja nicht gedacht, dass du das schaffst“ - Mama ist stolz. Die Jungen gehen noch einmal das letzte Stück mit hinauf. Ein Felsband führt um einen Berg herum, links geht es steil in die Tiefe. Das wird Dieter mit seiner latenten Höhenangst ohnehin nicht schaffen, vermutet Irene, die ein bisschen das schlechte Gewissen plagt, den Gatten mit recht schwerem Gepäck, aber ohne einen Tropfen Wasser schnöde seinem Schicksal überlassen zu haben.


Allein, ohne Wasser, aber mit eisernem Willen kämpft sich Dieter voran.

Die letzte Kurve – der Delicate Arch wölbt sich gegen den Himmel. Zwar ohne Sonne, aber dafür mit einem silbernen Halbmond über sich. Wunderschön, zumal es der erste Bogen ist, den wir sehen.

Nach fünf Minuten, oh Wunder, kommen Jasmin und Dieter um die Ecke gebogen. Erschöpft und durstig, aber sie haben es geschafft.





Jonas und Lisa sind weiter unten geblieben. Noch sind viele Leute am Delicate Arch, auch Kinder turnen herum. Sie scheinen keine Eile zu haben. Wir machen uns nach fünf Minuten Rast aber auf den Rückweg – der Hinweg hat uns doch eine Menge Respekt eingeflößt. Zurück geht es natürlich schneller, aber innerhalb von Minuten ist die Dunkelheit hereingebrochen. Wir haben keine Taschenlampe dabei. Der Mond gibt diffuses Licht, und wir hängen uns immer wieder an Hiker, die offenbar wissen, wo der Pfad herführt,  und leuchten mit den Snartphones. Denn auf den Felsplatten fehlt jede Orientierung. Schließlich kommen wir um 9 Uhr am Auto an – ein richtiges Abenteuer mit einem Schuss Leichtsinn.

Da wir auch viel zu wenig Wasser mit hatten, haben wir vor allem Durst. Bei Dennys in Moab kehren wir ein und schütten Wasser und Cola in uns hinein. Das bestellte Essen (75 Dollar, 15 Dollar Tip) ist viel zu reichlich. 

Was lernen wir aus dieser Aktion?

1. Mehr Wasser mitnehmen, das Warnschild am Trailhead (2 Liter pro Person) ernst nehmen.
2. Wandern im Felsgebiet kostet Zeit. Wenn die  Meilenangabe stimmt (1,5 m, das sind 2,5 km), dann haben wir rund 45 Minuten dafür gebraucht, das sind pro Meile eine halbe Stunde.
3. Es gibt wenig Warnhinweise. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Keine Sperrung bei Einbruch der Dunkelheit, kein Hinweis auf Schuhwerk. Kleine Kinder und junge Mädchen mit Flipflops kraxelten neben uns am Abgrund entlang – da waren wir vergleichsweise gut ausgerüstet.
4. Ergänzung von Dieter: Überprüfe, was eine Frau unter dem Begriff "nur ein paar Schritte" versteht und kontrolliere, wer in der Wüste den Zugang zum Wasser hat.

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Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
« Antwort #29 am: 30.04.2014, 16:11 Uhr »
die Gitarre finde ich super  :D so eine Begleitung hätte ich im Uralub auch gern!

Das mit der Wanderung zum Delicate Arch ist echt nicht gut gelaufen. Ich bin froh zu hören dass nichts schlimmes passiert ist. Bestimmt sind schon mal Wanderer im Dunkeln gestürzt...
aber es ist ja noch mal gut ausgegeangen, das Schicksal meint es gut mit euch und wenn ihr es nicht noch mal rausfordert ist ja okay so oder?

Ich finde den Bericht klasse, weiter so!  :hand: