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Autor Thema: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen  (Gelesen 62106 mal)

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saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #30 am: 29.12.2015, 20:22 Uhr »
Hallo Ilona, auch dir ein herzliches Willkommen.

@Paula
Die Internetlotterie haben wir naürlich auch schon zweimal durch, ... natürlich ohne Erfolg. Toll, wenn es bei euch geklappt hat.

Die Permits für die CBS werden inzwiwschen auch verlost, wobei die Chancen aber wesentlich besser sein dürften als bei der Wave.

Die "Urzeitkrebse" haben wir gesehen.

Je nach Betrachungsweise haben sie ein schönes oder trauriges Leben:
Geboren werden, dann fressen und "Spaß haben" bis der Arzt kommt, damit die Eier für die nächste Generation rechtzeitig fertig werden, bevor der Pool wieder austrocknet. Die Eltern sterben und die Eier ruhen dann ein paar Wochen bis Monate bis es wieder regnet ...


die White Pocket, noch so ein wunder Punkt bei uns. 2007 fuhren mit einem SUV nachmittags bis kurz vor dieses Highlight, trauten uns aber nicht weiter, denn es fing leicht an zu regnen. Außerdem war der Himmel durch die Regenwolken komplett zugezogen, was wiederum keine so tollen Fotos erwarten ließ. Also kehrten wir um und waren seit dem nie wieder mit dem richtigen Fahrzeug in dieser Ecke.

@Wolfgang
Es tut mir leid. Ich kann doch nichts dafür ...

@Steffi
Dranbleiben ... und Taschentuch bereithalten. Morgen gibt es keine "Schönwetterfotos", sondern "dramatisches Theater".

Gruß
Tobias

TGW712

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #31 am: 29.12.2015, 23:15 Uhr »
Ein Pannenurlaub? Da bin ich dabei! Quetsch mich irgendwo rein, kann ja maximal nur schief gehen ;-)

VG
Tobias  :lol:

ireula

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #32 am: 30.12.2015, 09:29 Uhr »
Kurz vor Jahresende noch ein Südwest-Trip? Ja doch! Ich bin hinterher gedüst und eskortiere die Crew. Bin gespannt, ob Teile eurer Route sich mit unserem Plan für kommenden Oktober kreuzen. Den gemeinsamen Startpunkt LV haben wir schon mal. Tolle Bilder von der Yant Flat!

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #33 am: 30.12.2015, 10:11 Uhr »
05.10.2015, „Wave oder Nicht-Wave?“, das ist hier die Frage


Es regnet.

Das Internet sagt für heute und morgen jeweils 60% Regenwahrscheinlichkeit voraus. Angesichts der aktuellen Luftfeuchtigkeit halten wir das für untertrieben. Mit gemischten Gefühlen fahren wir zum Visitor Center.
 
Die Rede zur Lage der Wave hält heute ein anderer Ranger. Mit tiefer, bedeutungsschwerer Stimme beginnt er seine Ansprache:

Are you sure … are you really sure, dass ihr zur Wave wollt?

Nein, das sind wir nicht!
Während der Ranger die körperliche Fitness der Touristen im Sinn hat, machen wir uns Gedanken, ob wir heute wirklich an der Lotterie teilnehmen sollen. Die Ampel für die Zufahrt zum Trail Head der Wave ist von 2WD auf 4WD umgesprungen. Eine Furt in der Nordzufahrt, führt ernst zu nehmende Mengen an Wasser. Ob und wie sie passierbar ist, ist im Moment unklar.

Wie die Lage morgen sein wird, ist ungewiss. Nur eines ist sicher: besser bestimmt nicht!

An der Wand hängen “Motivationsfotos“ und wir stehen da mit unserem 2WD-Promenaden-SUV.





Ernsthaft überlegen wir, ohne Lotterie wieder zu gehen. Morgen hätten wir noch eine letzte Chance ...  
Aber was, wenn wir morgen kein Glück haben? Vermutlich würden wir unseren Enkeln noch von der vertanen Möglichkeit erzählen.

Wir entschließen uns, dem Schicksal die Entscheidung zu überlassen und nehmen an der Lotterie teil. Insgeheim hoffen wir, dass wir heute nicht gezogen werden und dafür unsere Chancen für morgen steigen. Das ist zwar Schwachsinn, aber in solchen Situationen denkt man halt so.

Heute ist ein anderer Ziehungsleiter am Werk. Da er etwas schneller zur Sache kommt, schaffe ich es nicht, mein Handy rechtzeitig auf „Video“ umzustellen, bevor die erste Zahl gezogen wird.
 
Es ist die „1“ ...

… unsere Nummer!

Auch meine Augen fangen an zu schwitzen, natürlich nur ein wenig (schließlich bin ich ein Mann …). Wir sind gerührt. Ob wir uns freuen sollen, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht?

Der Rest der Lotterie zieht an uns vorüber. Uns bewegt nur diese eine Frage:

Wie kommen wir da bloß hin?

Für die Auserwählten folgen 45 min Einweisung zum Weg, zur Ausrüstung und zum richtigen Verhalten. Alles hoch professionell gemacht (Respekt!), aber irgendwie bin ich nicht richtig bei der Sache. Allein die Empfehlung, pro Person 1 Gallone Wasser mitzuführen (auf dem Tisch steht ein „5-Liter-Kanister“) entlockt mir ein müdes Lächeln. „Wassermangel“ ist im Moment gerade nicht unser Problem.
Am Ende der Einweisung schauen wir uns tief in die Augen und sagen uns:

„Wir kommen da hin! – What ever it takes!“

Ich habe auch schon einen Plan …
Wir fahren zum Veranstalter der gestrigen Tour und fragen, ob sie „Taxifahrten“ zur Wave anbieten.
Reine Taxifahrten machen sie zwar nicht, aber eine Tagestour mit Guide und allem könnten sie uns anbieten, ... wenn „Scott“ Zeit hat.

Ein Anruf …
… und Scott hat Zeit!

Ob ihr denn die Wetterlage bewusst sei, wollen wir von der netten Dame wissen. (Blöde Frage, ein Blick aus dem Fenser genügt ...)
"Kein Problem, Scott schafft das!"

Unsere Kreditkarte brauchen wir zwar nicht zu zücken, man hat die Daten noch von gestern, aber wir müssen wieder einige von den ganz großen Münzen einwerfen. Egal!!!

Transportproblem gelöst!

Wie sieht es mit der Ausrüstung aus? Wetterfeste Jacken und Schuhe haben wir, aber „dazwischen“ nur Jeans. Stundenlang in nassen Jeans? Keine schöne Vorstellung. Und „unsere Unschuld“ wollen wir uns auch nicht erkälten, schließlich liegen noch zwei Wochen Urlaub vor uns. Also erkundigen wir uns nach einem zuständigen Laden und erstehen dort Regenhosen. Da es der einzige Outfitter im Ort ist, hat er nur „die guten Regenhosen“. Sie müssen besonders gut gewesen sein, denn eine(!) kostete fast so viel wie 2 Paar Jeans vom Bruder Lewi. Egal!

Ausrüstungsproblem gelöst!

Inzwischen ist es Mittag geworden. Eigentlich wollten wir heute in den Zion zu den Emerald Pools. Es ist ein bisschen zu spät dafür. Ersatzziele vor Ort wären der Yellow Rock, der Buckskin Gulch oder Edmeyer’s Secret, aber die liegen alle an für uns wegen des Regens nicht erreichbaren Off-Roads. Die Toadstools, die Nautilus und die Gegend um Page kennen wir.

Schließlich wählen wir ein C-Ziel aus, das Paria-Filmset und los geht es auf dem Highway 89 Richtung Page. An der zuständigen Ausfahrt halten wir und schauen uns die Info-Tafeln an. Hier hat der Regen etwas nachgelassen, aber am Horizont, dort wo wir gleich hinwollen, geht gerade der nächste Wolkenbruch nieder.





Los geht’s auf der Schotterstraße zum Paria Filmset. Soweit kann das doch gar nicht sein und die Straße macht einen sehr soliden Eindruck. Wenn es zu arg regnet, bleiben wir halt im Auto sitzen und schauen uns von da aus die Kulissen an.

Der Weg zieht sich. 5 Meilen sind halt doch 5 Meilen. Langsam wechselt die Piste ihre Farbe von gelb nach rot, ein Detail, dem ich zunächst keine Beachtung schenke. Heute weiß ich:
gelb: Steine, Kies -> gut
rot: Gesteinsmehl, Lehm -> nicht gut

Jetzt müssen wir gleich da sein, nur noch diesen kleinen, steilen Berg hinunter.

Da meldet sich der diensthabende Schutzengel in meinem Kopf und lässt mich erst einmal anhalten. Während ich noch überlege, meldet sich der Schutzengel auf dem Beifahrersitz in gleicher Sache:

„Fahr‘ da bloß nicht runter!“.

Mit einem 4WD unter dem Hintern hätte ich wohl nicht gezögert. Ich gestehe gern, dass ich auch so noch eine Sekunde ernsthaft überlegt habe …
Schließlich siegt der Verstand über das Testosteron (eine Alterserscheinung?). Das ist es einfach nicht wert, wir kehren um.

Gut, aber wie?  

Wir stehen jenseits der Bergkuppe auf einer „5 nach 12 Position“. Links geht es steil nach oben, rechts steil nach unten. Wenden ist hier nicht möglich! Ich steige aus, um die Lage zu erkunden. Nach zwei Schritten habe ich Klump-Füße aus Lehm und bekomme weiche Knie …
Meine Frau fragt nach der Lage. Das will sie nicht wirklich wissen:

Wir befinden uns auf Schmierseife, … mit der Nase bergab!!!

Mit einem „alles wird gut“ bitte ich meine Frau, mich einzuweisen. Mal drehen die Räder durch, mal rutsche ich in Richtung Berg, mal in Richtung Abhang, aber am Ende komme ich doch hoch und kann den Wagen auf einem geraden Stück wenden.





Erst jetzt bemerken wir, dass die "Straße" Auflösungserscheinungen zeigt. Aber alles ist gut, wir sind save.







Am Tag darauf beginnen wir die Geschichte unserem Guide zu berichten. Noch bevor wir zur Sache kommen, unterbricht er uns und fragt: „Ihr seid doch hoffentlich nicht den Berg hinunter gefahren?“.  

„Even with a 4WD you would have been trapped there for days! “

Offenbar gibt es einschlägige Erfahrungen. Noch jetzt beim Schreiben läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Liegen bleiben ist die eine Sache. Aber wenn ich mir vorstelle, dass wir möglicherweise auf so leichtfertige Art und Weise unsere Wave-Permits verspielt hätten ... Ich glaube, ich würde jetzt noch „heulend um den Christbaum laufen.“

Nachzutragen wäre noch, dass die Felsen in der Gegend des Paria-Filmsets faszinierende Farben haben, fast unnatürlich. Wie mag das erst bei Sonne aussehen?







Zurück am Parkplatz essen wir unsere Baguettes (aus dem Glazier-Supermarkt, empfehlenswert!). Als ich danach beginne, dass ich mir gern noch den Zustand der Furt an der House Rock Valley Road (auch eine Schotterstraße) ansehen möchte, braucht meine Frau nur Luft zu holen und ich weiß - falsches Thema.
Wahrlich, wir haben unsere Glückspunkte für heute verbraucht.

Auf dem Rückweg entdecken wir kurz vor Kanab einen Fluss, der in den Highway 89 mündet.





... Fortsetzung in bewegten Bildern.





Für den Rest des Tages bleibt noch ein D-Ziel, die Moqui-Cave, im Norden von Kanab. Es ist eine Höhle im Berg, mit einer privaten Sammlung aus Mineralien, Fossilien und alten Gebrauchsgegenständen und natürlich einem Souvenir-Shop. Die Sammlungen sind „ganz nett“, beachtlich ist die Menge und Vielfalt an fluoreszierenden Steinen.





Zum Abendessen gibt es Spare Ribs in „Calvins BBQ“. Es spielt Livemusik, aber weder Essen noch Ambiente können uns so richtig begeistern.


Übrigens, in der Höhle stand ein Wunschbrunnen:

„Wirf einen Nickel (5 c) oder Dime (10 c),
es wird dein Glück ändern ‚in time‘ “.

Das haben wir natürlich sofort getan, wegen des Wetters morgen und des Weges zur Wave.

Aber ob das richtig war? An dem Glück, das wir heute hatten, soll sich doch eigentlich nichts ändern …

Bleibt dran und drückt uns die Daumen, dass wir es morgen bis zur Wave schaffen.


Fazit:
-   Wave gewonnen! Schutzengel strapaziert, daraus gelernt!
-   Paria Filmset: Die farbigen Felsen sind sehenswert.
-   Moqui Cave: D-Ziel, wie schon gesagt
                       für Interessierte: tolle fluoreszierende Steine
-   Calvins BBQ: man mag es oder nicht (wir nicht)
                      


Gruß
Tobias

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #34 am: 30.12.2015, 12:26 Uhr »

Die "Urzeitkrebse" haben wir gesehen.

Je nach Betrachungsweise haben sie ein schönes oder trauriges Leben:
Geboren werden, dann fressen und "Spaß haben" bis der Arzt kommt, damit die Eier für die nächste Generation rechtzeitig fertig werden, bevor der Pool wieder austrocknet. Die Eltern sterben und die Eier ruhen dann ein paar Wochen bis Monate bis es wieder regnet ...


Ich habe sie in einem Tümpel bei der Wave zum ersten Mal gesehen und war so begeistert dass ich mir wieder zuhause eine DVD im Internet zu diesen Tierchen gekauft habe. Die sind ja älter als die Dinosaurier...

Herzlichen Glückwunsch zum Wave Permit! Mit Guide würde ich da bei jedem Wetter hingehen! Wir hatten uns die Anfahrt auch nicht zugetraut und waren mit einem Guide unterwegs, das würde ich auch sofort wieder so machen!

Wolfgang

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #35 am: 30.12.2015, 13:36 Uhr »
Wir stehen jenseits der Bergkuppe auf einer „5 nach 12 Position“. Links geht es steil nach oben, rechts steil nach unten. Wenden ist hier nicht möglich! Ich steige aus, um die Lage zu erkunden. Nach zwei Schritten habe ich Klump-Füße aus Lehm und bekomme weiche Knie …
Meine Frau fragt nach der Lage. Das will sie nicht wirklich wissen:

Wir befinden uns auf Schmierseife, … mit der Nase bergab!!!

Mit einem „alles wird gut“ bitte ich meine Frau, mich einzuweisen. Mal drehen die Räder durch, mal rutsche ich in Richtung Berg, mal in Richtung Abhang, aber am Ende komme ich doch hoch und kann den Wagen auf einem geraden Stück wenden.


Hi Tobias,

das ist ja noch einmal gut gegangen. Man stelle sich vor, man kommt wirklich nicht mehr aus dieser Schmierseife heraus und hängt fest. Braucht kein Mensch.
Gruß

Wolfgang

NähkreisSteffi

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #36 am: 30.12.2015, 17:09 Uhr »
Ist ja zum Glück noch einmal gut gegangen. So etwas braucht man nie wieder.

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #37 am: 30.12.2015, 18:07 Uhr »
Danke für eure Anteilnahme!

Herzlich Willkommen auch an Tobias und "ireula"!

@Paula
Ein Gruß von deinen "See-Ungeheuern" aus unserem Fundus von der White Pocket. (Es hatte gestern Abend nicht mehr mit dem Hochladen geklappt.)

Gruß
Tobias

Gitania

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #38 am: 31.12.2015, 09:45 Uhr »
Hallo Tobias,
bekenne mich zum mitlesen und freue mich über deine tollen Bilder.
Sind Ende März für 5 Nächte in Page. Da es mit der Lotterie mal wieder nicht geklappt hat, nehme ich dankend deine Anregungen für andere Touren zur Kenntnis! :dankeschoen: White Pocket haben wir schon gemacht, würde aber auch ein zweites Mal dahin fahren. (Solange das Gebiet noch frei zu betreten ist)
Guten Rutsch!
LG
Gitania

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #39 am: 31.12.2015, 09:52 Uhr »
06.10.2015, „Wave“ kommt von „Wasser“


Hoffnung! Als uns Scott gegen 8:00 Uhr abholt, ist es noch trocken.

Was er uns berichtet, ist nicht so schön. Der Wash in der Nähe des Nordeingangs zur House Rock Valley Road ist unpassierbar. Also müssen wir den Südeingang nehmen. Das ist ungefähr wie von Düsseldorf über Dortmund nach Köln zu fahren. Na gut, dann halt zwei Stunden Fahrt statt einer.

Bei der Frage nach den Straßenverhältnissen „unten herum“ wird Scott einsilbig, man müsse sehen …
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass es auch südlich des Trail Heads einen Wash gibt. Der ist i.d.R. trocken, aber je nach Witterung kann er auch schlammig bis überflutet sein. Verlässliche Informationen gibt es im Moment nicht.
Ach was, im Süden ist bestimmt ganz anderes Wetter!

Auf der 2-stündigen Fahrt erzählt uns Scott (Ende 50), dass er pensionierter Polizist aus Washington DC ist. Den Winter über wohnt er in Florida und im Sommer macht er solche Touren. Daneben frönt er seiner Leidenschaft, der Landschaftsfotografie. Es gibt Leute, denen es schlechter geht.

Auch er heizt über die Schotterpiste der HRVR, so dass wir wieder mit „dem schönen Auto“ leiden. Wahrscheinlich legen wir hier als gelernte Deutsche die falschen Maßstäbe an. Egal.
Eigentlich interessiert uns nur eines: Kommen wir da durch?

Es tauchen Pfützen auf, durch die ich nicht mehr hindurchgefahren wäre, ohne zuvor deren Tiefe auszuloten.





Schließlich kommen wir an den Wash. Er ist nur „feucht“, kein Problem. Juhu!
Gott sei Dank!

Als wir uns auf dem Parkplatz zur Wanderung fertig machen, gibt uns Scott ein paar „Einweg-Regencapes“, die er vorsorglich für uns mitgebracht hat. Als wir ihm unsere Ausrüstung zeigen, packt er sie wieder weg …

Los geht’s. Es ist weitestgehend trocken, nur vereinzelte Tropfen fallen. Das ist nicht weiter schlimm. Mit Guide müssen wir uns um den Weg keine Sorgen machen, aber auch mit der „Bilderbuch-Beschreibung“ des Vistor-Centers und/oder einem Navi wäre er gut zu finden gewesen.

Ein Stück vor der Wave empfiehlt uns Scott einen Umweg, es gäbe dort Dino-Tracks, schöne Formationen und bizarre Steine zu sehen. Außerdem wäre der Weg leichter, da wir so die „Düne“ vor der Wave nicht erklimmen müssten. Gern willigen wir ein. Es lohnt sich.













Um uns herum wabern dunkle Wolken. Noch tröpfelt es nur. Aber unser Pfadfinder liest das Wettergeschehen. So weiß er, dass es in Kürze hier richtig zur Sache gehen wird.

Wir packen die Kamera weg und legen unsere Regenkleidung an. Dann öffnet der Himmel seine Schleusen.

Auch unser Guide hat sich bereit gemacht, aber mit Shorts unten und „Plastiktüte“ oben tut er uns etwas leid. Was soll es, er ist der Ranger.

Kurz vor der Wave müssen wir durch eine engere Stelle. Scott murmelt etwas von der Möglichkeit einer Springflut. Für mich sind das eher theoretische Überlegungen für den Fall, dass es einmal viel und lange regnet. Gut, "viel" regnet es schon, aber es gibt nur ein müdes Rinnsal von nicht einmal 20 cm Breite. Wir laufen mal rechts, mal links davon und nehmen es zuweilen zwischen die Beine, alles easy.
In der Engstelle klettern wir ein paar Meter die Felswand hinauf und machen eine kleine Pause …



… da öffnet doch einer die Schleusen, nicht die am Himmel (die sind schon voll auf), sondern die von dem Rinnsal, das plötzlich keines mehr ist.
Holla die Waldfee!

Ergriffen betrachten wir das Geschehen. Da, wo das Wasser jetzt herkommt, sind wir doch vor weniger als zwei Minuten noch „im Trockenen“ langgelaufen. Wegen des strömenden Regens bleibt die Kamera im Rucksack.
Das Handy riskieren wir:





Richtig gefährlich wäre es wohl nicht geworden, ziemlich unangenehm aber schon.
 
Endlich haben wir sie erreicht, die Wave. Ihre Schönheit können wir nur erahnen.





Dafür entdecken wir einen „Wasserfall“ an der Wave, den wir wohl nach uns benennen werden.





Eine Weile nach uns erreicht ein älteres Ehepaar (um die 70) die Wave. Etwas ratlos schauen sie sich um und fragen schließlich unseren Guide nach dem weiteren Weg zur Wave. „Leute, ihr steht doch mittendrin“, entgegnet dieser. Auf ungläubige Rückfragen hin erwidert er später nur noch trocken:

„Believe it or not, this is the Wave!“

Zunächst fotografiere ich nur mit dem Handy. Als der Regen nachlässt, hole ich auch die richtige Kamera heraus. Ein paar Aufnahmen "der anderen Art" sind möglich.















Es regnet in dieser Gegend wohl nur zweimal im Jahr. Scott: “Only a few people have ever seen the Wave. … und noch viel weniger haben sie bei Regen gesehen.” Er will uns damit trösten, aber wir freuen uns an dem, was wir erleben. Später schickt er uns noch eines seiner Fotos, wie die Wave auch aussehen kann.
(Copyright: ScottWynePhotography.com)





Auf dem Rückweg kommt die Sonne heraus und schöne Motive zeigen sich.











Besonders „wertvoll“ sind die folgenden Aufnahmen, weil es in der "Wüste" nur selten so große Pfützen gibt.







Zum Parkplatz zurückgekehrt wird uns bewusst, wie wenige Leute uns heute begegnet sind:
Da war ein älterer Mann, das ältere Ehepaar und schließlich noch zwei jüngere Männer, insgesamt 5 Personen, in Worten –fünf-. (mit uns zusammen also 7)

Von den 20 Menschen mit Wave-Permit in der Tasche, von denen viele „ihren linken Arm dafür gegeben hätten“, saßen heute 13 weinend zu Hause (oder in einem Wash).
Wir legen eine Gedenkminute ein und treten erfüllt den Heimweg an.

Essen gibt es beim Mexikaner. Ob und wie das Essen schmeckt, nehmen wir heute nicht mehr wirklich wahr. Unsere Gedanken kreisen um das Erlebte.

Selig schlafen wir ein.


Morgen werden wir Kanab in Richtung Escalante verlassen. Auf dem Weg wollen wir das Cedar Breaks National Monument besuchen und dort eine Wanderung unternehmen.

… unterwegs werden wir unseren Plan ändern.

Ob das richtig war?


Fazit:
-   The Wave, we did it. Trotz oder gerade wegen des Regens ein tolles Erlebnis.
     (Merke: Sonnenscheinfotos kann sich jeder aus dem Internet herunterladen. Für Regenfotos muss man schon selber dagewesen sein.)
-   Dreamland Safari Tours: empfehlenswert, aber teuer
                                        für eine „Besteigung“ der Wave unter normalen Umständen nicht notwendig
                                        Unser Guide Scott war richtig gut!
-   Mexikaner in Kanab: ok
 



Gruß
Tobias

Saguaro

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #40 am: 31.12.2015, 09:56 Uhr »
Uiih, da habt ihr kurz vor Kanab noch eine Flashflood gesehen, denn einen Fluss gibt's da normalerweise nicht  :zwinker: :grins:.

Wir sind auch schon in so ein Schlam(m)assel geraten. Künftig sind wir vorsichtiger. Gut, dass ihr euch zur Wave habt chauffieren lassen.

Wow, die Wave mit Pools  :applaus: und die Farben kommen bei Regen auch viel intensiver raus.

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Wolfgang

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #41 am: 31.12.2015, 15:57 Uhr »
Hi Tobias,

trotz oder vielleicht gerade wegen dem Regen ein paar ungewöhnliche und tolle Fotos aus dem Bereich der Wave.

Der große Vorteil von Wave-Sonnenfotos ist: sie sind viel billiger  :D
Gruß

Wolfgang

Flicka

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #42 am: 31.12.2015, 16:17 Uhr »
Toller Bericht! Auch wenn ihr vor Ort wohl lieber Sonne und satt blauen Himmel gehabt hättet, finde ich die Eindrücke wirklich außergewöhnlich.

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #43 am: 31.12.2015, 17:30 Uhr »
Ich finde eure Regenfotos der Wave total beeindruckend! Ich habe schon Fotos mit Schnee in der Wave gesehen, mit Regen aber noch nie. Und wie gut dass ihr nicht durch die Fluten wandern mußtet, mit nassen Füßen wäre der Spaß doch begrenzt gewesen. Und die Anschaffung der Regenklamotten hat sich auch gelohnt!

Ich habe in der Wave nur einen großen Tümpel gesehen ( zu dem uns unser Guide hingeführt hat, den hätten wir nicht gefunden) da waren die gleichen Urzeitkrebse drin und noch eine andere Art. Die kann man übrigens im Internet kaufen. Ich mußte so ein Paket unbedingt kaufen und habe es an ein Kind verschenkt und der hat die Zucht wirklich geschafft  :D

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #44 am: 01.01.2016, 08:38 Uhr »
Hallo Gitania, auch dir ein herzliches Willkommen. (Inzwischen sind ja die meisten der "üblichen Verdächtigen" an Bord.)


Aus aktuellem Anlass gibt es heute keine Fortsetzung.

Statt dessen wünschen wir allen Mitgereisten ein gesundes neues Jahr 2016!


LG
Uta und Tobias
Gruß
Tobias