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Autor Thema: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen  (Gelesen 31674 mal)

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Susan26

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #15 am: 04.01.2008, 23:15 Uhr »
Typisch amerikanisch wird auch unser erstes Mittagessen in den USA: Wir landen bei McDoof! Dort gehen wir aber zu Fuß hin, obwohl der Eingang mindestens dreißig Meter vom Parkplatz des Heimwerkermarkts entfernt ist. Ich versuche einen South-West-Salad (wie passend!)  mit Taccos und scharfer Sauce. Lecker. Den werde ich in den nächsten Wochen noch öfter nehmen.

Das hört sich alles sehr bekannt an für mich  :D Den South West Salad von McD habe ich auch gern gegessen .... warum gibt es den eigentlich nicht auch hier bei uns  :(

Nun bin ich sehr gespannt auf deine Erfahrungen beim Erklimmen von Angels Landing ... so lange ist es bei mir / uns auch noch nicht her   8)

Susan
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americanhero

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #16 am: 04.01.2008, 23:25 Uhr »
also zu McWürg und Konsorten wird mich in den Staaten niemand reinbekommen. Sowas gruseliges.
Also dann schon lieber ein schönes Filet Mignon oder ähnlihces. Ein wenig Esskultur muß in den USA schon sein  :wink:
Und das darf auch ruhig mal etwas teurer sein


Greetz,

Yvonne

Flicka

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #17 am: 05.01.2008, 18:07 Uhr »
also zu McWürg und Konsorten wird mich in den Staaten niemand reinbekommen. Sowas gruseliges.
Also dann schon lieber ein schönes Filet Mignon oder ähnlihces. Ein wenig Esskultur muß in den USA schon sein  :wink:
Und das darf auch ruhig mal etwas teurer sein


Greetz,

Yvonne

Hm, das arme Filet Mignon. So eingequetscht zwischen Valley of Fire und dem Zion NP...
Nein, im Ernst, für einen Salat oder einen kleinen Hamburger zwischendurch auf der Tour ist McDoof ja gar nicht so schlecht. Finde ich zumindest.

@Moderator: kann das Posting mal jemand bitte löschen?  War ein falscher Fehler.

Danke

Ich hoffe, du willst dich nicht wieder aussteigen! Wo ich doch gerade einen Bus gechartert habe. Und was das Bilderlöschen angeht: Eigentlich mache ich es unterwegs ja gar nicht gerne, weil man auf dem kleinen Display eben doch nicht alles richtig sehen kann. Manchmal stellt sich die erste Wahl zuhause als ungeeignet heraus, und dann ist man froh, wenn man noch ein paar Alternativen auf der Karte hat. Aber in diesem Urlaub ging es einfach nicht anders.


Und an alle: Ich lade noch schnell ein paar Bilder hoch und gebe dem Bericht den letzten Schliff, dann geht es weiter. Schnallt euch schon mal an.

youngster

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #18 am: 05.01.2008, 18:24 Uhr »
@Flicka

nein, nein, ich bleibe natürlich dabei  :hilfe:

Die Bitte bezog sich nur auf das 2. posting mit dem Zitat


Flicka

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #19 am: 05.01.2008, 18:39 Uhr »
Dienstag, 11. September 2007

Heute ist also der Jahrestag von 09/11, aber davon ist nichts zu merken. Wir denken auch gar nicht daran. Stattdessen macht uns ein kleines Problem zu schaffen: Die Tanknadel unseres Pontiacs hat sich schon erheblich nach unten bewegt, und leider findet sich im ganzen Auto nicht der geringste Hinweis darauf, welchen Sprit unser Roter säuft. So etwas wie eine Betriebsanleitung hat Alamo uns offensichtlich nicht mitgegeben. Nachdem auch das Nachschauen im Tankdeckel erfolglos bleibt und selbst die Mitarbeiterin an der Tankstelle vorgibt, keine Ahnung zu haben, fragen wir schließlich einen rüstigen Rentner, der gerade seinen Jeep auftankt. Der meint, „regular" sei immer gut und findet es absolut „great", dass wir ganze drei Wochen in den USA verbringen. Offenbar hat er mit beidem recht, denn unser Auto hat nichts gegen das getankte Benzin einzuwenden, und der strahlend blaue Himmel mit den weiße Wattewolken verspricht einen schönen Tag.

Wir schnüren unsere Wanderschuhe und beschließen, uns unterwegs noch mit ausreichend Proviant einzudecken. Mir schwebt da ein saftiges Schinken-Sändwich vor. Aber wir haben Pech: Auf Schinken-Sandwichs und ähnliche Extravaganzen sind die Läden, die wir aufsuchen, nicht eingerichtet. So machen wir uns schließlich zwar mit genug Wasser, aber ansonsten nur mit Blaubeermuffins, Schokoriegeln und Erdnüssen ausgestattet auf den Weg und fahren frohgemut mit dem Shuttle zur Grotto-Station. Ich hatte ja vorher einiges über den Aufstieg zu Angels Landing gelesen, aber wie lange der Weg tatsächlich ist, wird uns erst klar, als wir dann vom Flussufer aus zu dem roten Felsmassiv hinaufschauen, das gerade aussieht, als würden ein paar kleine Wolken darum kreisen. Und dann war da an der Brücke ja auch noch das nette Warnschild...





Mein Freund (der gestern nochmal bekräftigt hat, dass er trotz leichter Höhenangst unbedingt zu Angels Landing will) fragt mit leichter Ungläubigkeit in der Stimme, da müssen wir rauf? Ich sage ja, und wir setzen uns in Bewegung. Er ist schneller als ich, und das trotz der Bandscheiben-OP. Auch nach einer halben Stunde Aufstieg sieht er noch völlig frisch aus, während mir schon der Schweiß übers Gesicht läuft. Noch sind wir auf dem Streckenabschnitt, der parallel zum Haupttal verläuft, und die höher steigende Sonne heizt uns langsam ein.

Aber dann führt der Weg irgendwann weg vom Tal und zwischen die Berghänge, und es wird schattiger und kühler. Die Steigung wird flacher und ich schöpfe neuen Mut. Die anschließenden steilen Serpentinen bewältigen wir mit kleinen Trinkpausen und erreichen schließlich den ersten Abschnitt, an dem man sich an Ketten am Abhang entlanghangeln muss. Mein Freund, der immer noch erschreckend fit wirkt, macht zwar Bemerkungen, aus denen ich entnehmen kann, dass er sich hier oben eigentlich eher ein Stahlseil vorgestellt hat, in das man nach Bergsteigermanier eingeklinkt wird, aber wir meistern die Klippe ohne große Probleme.

Ganz nach oben kommen wir heute trotzdem nicht mehr. Die Aussicht vom erreichten Punkt aus ist schon fantastisch, ich bin ziemlich kaputt und auch mein Freund zeigt sich einsichtig, dass eine weitere Besteigung von Angels Landing für die Bandscheiben von jemandem, der laut ärztlicher Weisung nicht mal kegeln gehen darf, nicht gerade die angemessenste Reha-Maßnahme ist. Auch wenn er sich noch gut fühlt - und tatsächlich auch immer noch so aussieht. Also essen wir unsere Muffins und teilen unseren Picknickfelsen bald mit anderen Wanderern, die vor dem letzten Stück zurückschrecken.






Langsam machen wir uns an den Abstieg, versichern erschöpften Menschen, die sich jetzt in der Mittagssonne den Berg heraufquälen, dass es gar nicht mehr so weit ist und sitzen schließlich wieder im Shuttlebus zum Parkplatz. Unser Roter ist zwischen den vielen grauen Autos schnell gefunden, und ich freue mich unheimlich, unsere Kühlbox zu sehen. Schnell einen halben Liter eiskalter Cola light in den Magen gekippt, und dann fühle ich mich wieder wie ein Mensch.

Weiter geht es nach Osten und durch den Tunnel hindurch, dahinter parken wir für eine letzte Wanderung zum Canyon Overlook. Von dort aus bietet sich eine wunderbare Aussicht über das Seitental, und ein paar markante Felsen gibt es auch - was will das Fotografenherz mehr!





Schließlich lassen wir den Zion NP hinter uns und fahren über den wirklich schönen Scenic Byway nach Tropic, wo wir vorab für zwei Nächte im Steppingstone Motel reserviert haben. Das Zimmer ist liebevoll eingerichtet, und die Wand neben dem Bett ziert ein selbstgemaltes Blumendekor. Nach dem Einchecken fahren wir noch in den Bryce Canyon und spazieren zum Sonnenuntergang zwischen Sunrise und Sunset Point am Rim entlang.. Auch dieser Abend endet früh. Aber morgen wollen wir ja auch früh wieder raus. Da steht der Sonnenaufgang auf dem Programm.

knutshome

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #20 am: 05.01.2008, 21:50 Uhr »
Da spring ich doch glatt auch noch mit auf. Verspricht ein toller Bericht zu werden.
Mach mich auch ganz klein, aber da du ja inzwischen schon einen ganzen Bus gemietet hast, wird für mich ja noch ein Plätzchen frei sein.

Bin schon ganz gespannt, wie es weitergeht. Und hoffe ihr habt auch einen gigantischen Sonnenaufgang im Bryce erlebt.

Viele Grüsse

Carmen

ilnyc

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #21 am: 06.01.2008, 16:57 Uhr »
Puh! Jetzt bin ich Euch hinterher gehetzt und habe Euch endlich eingeholt. Den Weg bis zum Zion kannte ich schon, das hat einiges vereinfacht. Ab jetzt fahr ich mit und bin gespannt. Die Fotos und die Schreibweise gefallen.... wann geht's weiter?!

Flicka

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #22 am: 06.01.2008, 19:01 Uhr »
Oh, wieder zwei neue Mitfahrer an Bord. Super! Der Bus füllt sich langsam, und die Reiseleiterin nimmt die Komplimente zu Fotos und Schreibe gerne an.

Heute werden wir aber noch ein wenig pausieren und uns von Angels Landing erholen. Der nächste Bericht kommt morgen. Versprochen. Er ist sogar schon fertig.

Willi

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #23 am: 06.01.2008, 23:33 Uhr »
Oh, wieder zwei neue Mitfahrer an Bord. Super! Der Bus füllt sich langsam, und die Reiseleiterin nimmt die Komplimente zu Fotos und Schreibe gerne an.

Und da sich so ein Bus ja auch lohnen muß, bin ich auch einfach noch zugestiegen. Habe jetzt die ersten Tage aufgeholt und der Bericht gefällt mir bisher sehr gut.  :)

americanhero

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #24 am: 07.01.2008, 00:00 Uhr »
ach, bei den tollen Bildern von Angels Landing werden wieder Erinnerungen wach. Schade, daß ihr nicht ganz oben wart, aber auch der Scouts Overlook ist schon sagenhaft. Also habt ihr noch einmal einen Grund , es bis ganz nach oben zu probieren. Und die Gesundheit geht eindeutig vor.
Ich muß aber sagen, daß ich das letzte Stück den Grat hinauf nicht so schlimm fand und es gut zu meistern war. Von daher werdet ihr das sicherlich in Zukunft meistern können.  :lol:

Der East Zion gefällt mir auch unheimlich gut, da stehen noch so die ein oder andere interessnte wanderung bei mir an. Denn diese Ecke hat echt einige Highlights zu bieten :daumen:
Ich freu mich schon auf die Weiterfahrt


Greetz,


Yvonne

Flicka

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #25 am: 07.01.2008, 20:10 Uhr »
Hurra, noch ein Mitfahrer. Herzlich willkommen!

Und @ americanhero: Ja, später haben wir dann auch überlegt, ob wir es nicht vielleicht doch geschafft hätten. Aber der Zion NP war ja schon am Anfang de Tour dran, und da wollten wir wirklich nichts riskieren. Und man muss sich ja noch neue Ziele setzen können  :D .

Aber jetzt geht es erst mal weiter auf unserer Tour:



Mittwoch, 12. September

Wir sind früh auf, so früh, dass wir es noch zum Sonnenaufgang an den Sunset Point schaffen, obwohl wir in der Dämmerung im Nationalpark zuerst das Abbiegen zum Rim verpassen und uns ein wenig verfahren. Zum Glück sind wir noch rechtzeitig hier, doch nicht als einzige: Noch etwa zwanzig weitere Fotoapparate haben ihre Besitzer heute morgen dazu überreden könnnen, aus dem Bett zu steigen. Es ist richtig kalt, wir igeln uns in unsere Jacken und schauen zu, wie die Sonne den Himmel und die Felsen rot färbt. Beeindruckend und irgendwie völlig unwirklich. Die roten Steine, die in der Sonne glühen, und der helle Sand, der wie Puderzucker über die Felsformationen gestäubt wirkt. Na ja, Kitsch eben. Aber schöner Kitsch. Begeistert fotografiere ich wieder jeden einzelnen Felsen ab, zoome in die Landschaft hinein, zoome wieder heraus und suche verzweifelt den passenden Bildausschnitt. Immer drängt sich von irgendwoher noch einen spitze Felsnadel von unten ins Bild, und am oben Bildrand verschwinden gekappte Felsspitzen aus dem Sucher.



Als die Sonne schließlich deutlich über dem Horizont steht, gehen wir die Herausforderung an, vor die uns der Pontiac heute morgen beim Losfahren gestellt hat: Ein merkwürdiges Symbol ist aufgeleuchtet und weigert sich hartnäckig zu verschwinden. Gleichzeitig teilt uns das Display ständige wechselnde Zahlen mit. Wir verstehen bald, dass es sich um den Reifendruck handeln muss, und zwar von allen vier Reifen, und versuchen unser Glück an einer Tankstelle. Dort überlässt man uns einen wenig vertrauenserweckenden kugelschreiberähnlichen Luftdruckprüfer und drückt uns einen Schlauch in die Hand, mit dem wir unserer Glück versuchen. Welchen Reifendruck der Pontiac bevorzugt, wissen wir nicht, denn wie gesagt, eine Betriebsanleitung fehlt und die Suche nach irgendwelchen Aufklebern in den Türen bleibt erfolglos. So geben wir probehalber auf jeden Reifen ein wenig mehr Druck und fahren schließlich weiter.

Immerhin scheint das Auto damit halbwegs zufrieden zu sein, denn irgendwann verschwindet das leuchtende Symbol. Dass es sich dabei wirklich um die Warnung vor zu geringem Reifendruck handelt, kriegen wir heraus, indem wir auf einem Parkplatz einen anderen Pontiac-Fahrer stoppen. Er fährt zwar auch „nur" einen Mietwagen, aber einen von Hertz, und hat ein Benutzerhandbuch mitbekommen. Außerdem findet er es absolut „great", dass wir drei Wochen in den USA verbringen.

Wir stärken uns bei Subway. Das Bestellen wirkt zunächst noch einfach, denn da hängen ja bunte Bilder der verschiedenen Sandwichs an der Wand. Aber kaum hat man sich entschieden, fangen die Probleme erst an. Which bread? Footlong? Toasted? Which Cheese? Double Cheese? Oh je, und was heißt noch schnell Gurken auf englisch? Und welches Dressing nehme ich bloß? Aber das Endprodukt schmeckt lecker. Wir essen die eine Hälfte unserer Footlong-Sandwichs sofort, nehmen die zweite Hälfte mit und fahren wieder in den Canyon. Eigentlich hatten wir vor, die Hoodoos auf dem Peekaboo-Trail unsicher zu machen, aber der Weg ist gesperrt. Also schießen wir vom Bryce Point aus nur ein paar Fotos des weiten Amphitheaters und machen uns dann am Sunset Point an den Abstieg zum Navajo Trail.



Das Wetter ist einfach traumhaft, die Hoodoos recken sich in einen tiefblauen Himmel, so blau, dass er schon fast künstlich wirkt. Unterwegs essen wir die zweite Hälfte unserer Sandwichs und genießen einfach, dass wir hier sind. Der Wanderweg ist angenehm einsam, nur ab und zu treffen wir auf andere Urlauber. Auf dem Queensgarden-Trail wird es ein wenig belebter, aber kein Vergleich zum Andrang im Zion NP. Wir wandern weiter durch die Zauberwelt, bis wir schließlich den Sunrise Point erreichen und zu unserem Auto zurückspazieren.





Mittlerweile sind am Horizont ein paar Wolken aufgetaucht, aber wir haben immer noch Sonnenschein, als wir uns mit dem Auto auf den Weg zu den südlicheren Viewpoints machen. An einem Viewpoint schreiten majestätisch zwei Raben ihr Revier ab und setzen sich genüsslich in Pose, um sich ablichten zu lassen. An einem anderen Aussichtspunkt (ich weiß leider nicht mehr welcher, vielleicht ihr?) sind die Felsen wie Gesichter geformt und ich schnappe verblüfft nach Luft. Wahnsinn, warum habe ich diese Felsen bloß noch nie in einem Reiseführer gesehen?





Wir fahren bis zum Rainbow Point und nehmen an diesem Abend auch noch den Sonnenuntergang am Bryce Point mit, aber im Vergleich zum Sonnenaufgang sind die Farben heute abend eher dezent. Macht nichts, die Speicherkarten quellen sowieso schon wieder über. Abends muss dringend wieder radikal aussortiert werden. Wozu braucht man auch zehn Bilder von ein und demselben Raben? Bevor wir müde ins Bett fallen, besorgen wir uns noch ein wenig Proviant für den nächsten Tag, denn da wartet eine längere Fahrt auf uns: Es geht nach Salt Lake City.

Willi

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #26 am: 08.01.2008, 09:40 Uhr »
An einem anderen Aussichtspunkt (ich weiß leider nicht mehr welcher, vielleicht ihr?) sind die Felsen wie Gesichter geformt und ich schnappe verblüfft nach Luft. Wahnsinn, warum habe ich diese Felsen bloß noch nie in einem Reiseführer gesehen?



Hi Flicka,

das müßte "The Hunter" im Agua Canyon sein. Möglicherweise habt Ihr ihn bei dieser Perspektive aber nicht vom Agua Canyon Overlook sondern vom Ponderosa Canyon Overlook aus fotografiert.

Schneewie

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #27 am: 08.01.2008, 10:02 Uhr »
Bin gern dabei.

Viel Spaß beim Schreiben.  :D
Gruß Gabriele

Flicka

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #28 am: 08.01.2008, 20:31 Uhr »
Willkommen, Schneewie! Steig ein und mach's dir bequem.

Und @ Willi: Danke für die schnelle Lokalisierung! Wir sind vom eigentlichen View Point aus noch ca. 50 m weiter südlich gegangen, also war es vielleicht doch der Agua Canyon Overlook?

Aber jetzt erst mal schnell die Koffer zu und frisches Eis in die Kühlbox, denn es geht weiter:


Donnerstag, 13. September 2007

Heute morgen beschließen wir spontan, nicht auf direktem Weg nach Salt Lake City zu fahren, sondern den Umweg über das Grand-Staircase-Gebiet zu nehmen. Der Pontiac scheint mit unserer Wahl nicht ganz einverstanden zu sein. Trotzig zeigt er uns nach einigen Meilen an, dass in zwei Reifen wieder zu wenig Luft ist. Aber da muss er jetzt erst mal die Zähne zusammenbeißen. Denn auf dem ersten Streckenabschnitt ist weit und breit keine Tankstelle in Sicht.



Die Farben der Landschaft ändern sich schnell. Die roten Steine des Bryce Canyons sind kaum noch vertreten, stattdessen präsentieren sich soweit man schauen kann, kleine grüne Bäume auf ockergelben und weißen Gesteinsschichten. Immer wieder halten wir an und machen Fotos und merken langsam, wie uns die Zeit davonrennt.





Aber bevor wir schließlich nach Nordwesten Richtung I-15 abbiegen und anfangen, Tempo zu machen, gönnen wir dem Pontiac an einer Tankstelle neue Luft für die Reifen und uns selbst einen Schokoriegel. Dann darf ich mal eine längere Strecke fahren. Die Landschaft wird öde, die Straßen verlaufen kerzengerade, aber wir müssen jetzt ohnehin „Meilen fressen". Die einzige Abwechslung sind die kleinen Ortschaften, die wir durchqueren, und das manchmal unverständliche rigide Tempolimit, wenn sich die Straße einer Biegung nähert, die man als Kurve bezeichnen könnte.

Unterwegs schieben wir die erste CD von Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg" ein – das passende Hörbuch für so eine Reise. Hape berichtet von seinen höllischen Knieschmerzen und anderen negativen Folgen seiner Wanderung, und ich leide mit ihm. Mein Freund leidet auch. Aber nicht an Knieschmerzen oder seiner Bandscheibe. Sondern unter akuter Langeweile. Nach ungefähr 100 Meilen übernimmt er wieder das Ruder. Wir schlagen uns zur Interstate durch und erreichen am Nachmittag Salt Lake City, wo wir in Fußweite zum Tempelbezirk im City Creek Inn übernachten. Dort lassen wir jetzt auch das Auto stehen und spazieren zum Tempel.

Richtig viel zu sehen gibt es dort eigentlich nicht. Wir schlendern um die Gebäude im Tempelbezirk, machen pflichtgemäß ein paar Fotos vom Tempel und den Statuen von offensichtlich wichtigen Männern, die bedeutungsvoll ihre Hände in die Gegend recken und schauen ins Tabernacle hinein. Dort werden wir sofort von einer jungen übermotivierten Mormonin abgegriffen, die einerseits aussieht, als hätte sie sich im Kleiderschrank ihrer Oma bedient und die andererseits wirkt wie gedopt. Die Akustik sei so fabelhaft hier drinnen, erklärt sie uns sofort, und ich entgegne freundlich, dass wir das heute abend sicherlich erleben werden, denn wir wollen die allwöchentliche Chorprobe im Tabernacle besuchen. Die Mormonin wird daraufhin noch eine Spur enthusiastischer und berichtet, mit wieviel Hingabe die Chormitglieder immer singen. Wir stellen uns also schon mal darauf ein, heute abend eine ganze Horde von Menschen in Oma-Klamotten und mit diesem irren Glitzern in den Augen zu sehen.



Die Zeit bis zur Chorprobe am frühen Abend vertreiben wir uns in den Läden am Westgate. Dort holen wir uns erstmal ein sündhaft teures Häagen-Daz-Eis, das ich natürlich gleich auf T-Shirt und Kameratasche tropfen lasse. Schnell noch zurück ins Motel und einen Pullover übergeworfen, dann finden wir uns wieder im gut besuchten Tabernacle ein. Die Mitglieder des berühmten Chores wirken enttäuschend normal, und singen können sie wirklich. Wir haben Glück, denn gerade heute findet die Generalprobe für eine besondere Aufführung am Sonntag statt: Der Chor singt gemeinsam mit einem Kinderchor aus Peking die Hymne, die er schon auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City geschmettert hatte. Mit voller Orchestrierung. Der Kinderchor hängt zwischendurch ziemlich hinterher, und die chinesischen Betreuerinnen werfen sich aufgeregte Blicke zu. Aber der Dirigent hat die Sache im Griff, und zum Schluss kommen dann doch alle gemeinsam an.

Vor dem nächsten Stück beschließen die chinesischen Betreuerinnen, im Kinderchor einige Umstrukturierungsmaßnahmen vorzunehmen und lassen einige Kinder die Plätze tauschen. Das löst dann einen Dominoeffekt aus. Minutenlang steht immer wieder ein Kind auf, klettert über die Stühle nach vorne, verdrängt ein anderes Kind von seinem Platz, das dann wieder nach hinten klettert, ein anderes Kind wegschubst usw. Immer wenn man denkt, jetzt ist es geschafft, springt schon das nächste Kind auf. Das ganze ist so komisch, dass irgendwann der ganze Saal lacht.



Nach der Chorprobe schnappen wir uns den Pontiac und fahren zum Abendessen ins Hard Rock Café. Wir haben außer Schokoriegeln und Eis heute kaum etwas gegessen und bestellen uns jetzt jeder einen Teller überbackene Taccos. Trotz der Warnungen der Kellnerin und natürlich jeweils noch mit zusätzlichen Saucen und Toppings. Ich schaffe gerade mal den halben Teller, bevor ich erschöpft tief in meinen Stuhl sinke, und auch mein Freund ist nicht in der Lage, den kompletten Tacco-Berg zu bewältigen. Völlig gesättigt schaffen wir es gerade noch, uns ein paar Hard-Rock-Café-Souvenirs  zu kaufen (wirklich nur ein paar, denn "Hard Rock Café Salt Lake City", das klingt dann noch nicht ganz so cool), dann fahren wir zurück zum Motel. Morgen geht es erst mal zum großen Salzsee.

Palo

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Re: Rote Steine und Geysire - Im September 2007 durch den Westen
« Antwort #29 am: 08.01.2008, 21:00 Uhr »
Toller Bericht. !!!! :D       

Übrigens die kleinen grünen Bäume sind ein Mix von Wacholder- und Pinion Pines Bäumen

freue mich schon auf die Fortsetzung :)

Gruß

Palo