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Autor Thema: Westkanada: Die langen Fjorde an der Nordwestküste von British Columbia  (Gelesen 21178 mal)

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tom22

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Nach der Mittagpause hatten wir "Landgang". In der Lodge ist es so, dass man nie alleine das Ufer betreten darf. Es kann in unmittelbarer Nähe Tieraktivitäten geben und die Gäste sollen keiner Gefahr ausgesetzt werden.



Das Ziel der Landausflüge wird nie verraten. Wir haben nur Hinweise zur geeigeten Kleidung erhalten.

Heute stand ganz offensichtlich eine Wanderung auf der Tagesordnung, denn wir sollten feste Wanderschuhe anziehen.

Im Hinterland gibt es ein Netz von einfachen Forststrassen, die aber nicht mehr genutzt werden, da die Rodungsarbeiten hauptsächlich in den 60er Jahren stattgefunden haben.

Die Lodge hat einen eigenen Kleinbus, mit dem Gäste, die nicht so gut zu Fuss sind, zu den Landausflügen mitgenommen werden. Außerdem dienen die Busse zum Transport der Gäste zu Beobachtungsplattformen, von denen man im Herbst die Bären beim Lachsfangen beobachtet werden können. Tom hat im Laufe der Jahre drei Plattformen errichtet, damit man die Bären gut beobachten kann.

Vom Forststrassenrand gab es zum Teil noch einige schöne Aussichtspunkte in der Flussdelta.



Die Forststrassen sind sehr schwer instandzuhalten. Mehrere Erdrutsche haben die Durchfahrten immer wieder versperrt. Teilweise muss schweres Gerät eingesetzt werden, um wieder eine Durchfahrt zu ermöglichen.

Die Landaktivitäten werden immer durch zwei guides begleitet, die die Gruppe von vorne und hinten absichern. Unterwegs wurden wir auf verschiedene Pflanzen und Regenwaldbewohner aufmerksam gemacht, die wir wahrscheinlich sonst nicht gesehen hätten. Dies waren u.a. spezielle Schnecken, die nur im Regenwald vorkommen und Lurche, die auch nur im Regenwald leben.

Nach ca. einer Stunde sind wir von der Strasse auf einen schmalen Pfad abgebogen, der durch den Regenwald zum Flussufer führte.



Es handelt sich um einen typischen Bärenpfad, den die Bären bei ihren Wanderungen vom Fluss in die Berge und umgekehrt benutzen. An einem Baum machten wir Halt und wir konnten dort die Kratzspuren und Haarreste von Bären betrachten. Die Bären nutzen diesen Baum zur Revierabgrenzung. Der Baum wird ständig durch eine Infrarotkamera beobachtet. Sobald eine Bewegung festgestellt wird, startet die Aufnahmeautomatik der Kamera. Am Abend konnten wir einen Film zu den Aktivitäten der Bären an diesem Baum ansehen. Ich fand überraschend, dass sowohl Schwarzbären als auch Grizzlybären den gleichen Baum zum Reiben benutzen. Es ist aber wohl so, dass die Bären kein festes Revier haben, sondern die Reviere überlappen sich. Wichtig ist nur, dass jeder Bär genügend Raum für sich hat.

Nur wenig weiter befand sich die Uferböschung. Im Wald lagen überall Lachsreste vom letzten Herbst herum, da die Bären im Herbst die Lachse vom Fluss in den Wald tragen. Es war interessant zu hören, welche Bedeutung der tote Lachs für das Wachstum der Bäume im Wald hat. Die Bäume in Ufernähe werden durch den verwesenden Lachs deutlich größer als Bäume, die weiter vom Ufer entfernt wachsen.

Der Baum mit den Kartzspuren und Haarresten war das Hauptziel des Landausfluges. Auf dem Rückweg haben wir dann noch diesen Vogel beobachten können.


GermanIrishFriendship

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Wollte nur mitteilen, dass ich auch schon eine Weile begeistert mitlese... :daumen:

Tolle Bilder, und auch wenn's diesmal keine Bärenfotos gab bin ich ganz angetan. Diese Naturerlebnis-Touren reizen mich ja ganz besonders... Eines Tages...

Bitte weiterschreiben! :gitarre:
Die Idee ist da, in dir eingeschlossen. Du musst nur den überzähligen Stein entfernen (Michelangelo).

tom22

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Am frühen Abend ab 18:00 Uhr ging es wieder in die Boote. Diesmal hatten wir eine Kanadierin als Guide. Sie hat sich in den letzten zwei Jahren auf Bären spezialisiert. Im Winter arbeitet sie als Kanuguide in Mexiko.

Wir hatten nochmals die Gelegenheit, die Planzen intensiver zu testen. Beonders hat es uns die Indian Rice angetan, da die Planzen sowohl Menschen als auch Bären gut schmeckt und da sehr schöne Blüten hat. Unser guide hat uns eine frische Wurzel der Planze ausgegraben und ich muss sagen, dass die Bären einen guten Geschmack haben. Davon hätte ich auch mehr gegessen.




Wie bereits geschrieben teilt sich der Fluss in viele kleine Arme auf, in die man nur zum Teil mit Booten navigieren kann.



So gegen 20:00 Uhr kam dann der Funkspruch von Tom, dass er Bären am anderen Ende des Tals gesehen hat.

Tom hat in unserer Zeit die meisten Bären entdeckt und er hat während unseren Aufenthalts jeden Tag zumindest einen Bären kurz gesehen (häufig sind sie aber direkt wieder verschwunden). Ich hatte dies erst als Sprüche abgetan, als Tom sagte, dass er von allen Leuten hier im Tal am weitesten an die Bären herankommen könnte. Er hat dies damit begründet, dass die meisten Bären ihn bereits kennen und daher ihn nicht als Bedrohung ansehen.

Unser guide hat dann auch versucht, sich diesen Bären zu nähern, in dem sie vorsichtig an die Wiese herangerudert ist. So gegen 20:30 Uhr waren wir dann ziemlich nah der Wiese, auf der der Bären zu sehen war.



Es stellte sich heraus, dass zwei männliche Grizzybären am Ufer nach Wurzeln suchten.





Da das Gras sehr hoch ist, sind die Bären gut getarnt und selbst wenn man ganz in der Nähe ist, sieht man häufig nur einen kleinen Teil des Bären.




tom22

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Am Abend nach einem ersten Aufwärmwein hat Tom uns noch zwei DVD's gezeigt, die Filmteams aus verschiedenen Ländern in der Lodge gedreht haben. Es handelte sich um neuseeländische und itallienische Filmteams und insbesondere die Version aus Italien ist besonders dramatisch gestaltet worden. Bei den Italienern waren die Filmaufnahmen mit dramatischer Musik untermalt. Dafür haben sie es nicht so genau mit Alaska und Kanada genommen und Grizzlybären und Schwarzbären in den Filmsquenzen fröhlich vermischt. Dabei darf auch das klassische Bild aus Alaska nicht fehlen, in dem die Bären im Wasserfall stehen und ihnen der Lachs ins Maul fliegt. Es war klar, dass die Bilder nur zum Teil aus Kanada stammten.

Am nächsten Morgen hieß es um 6:00 Uhr wieder aufstehen. Das Wetter hatte sich stark verändert und Regen lag in der Luft.





Tom hat die Boote schnell wieder fertiggemacht und heute war Regenkleidung angesagt.



Wir sind noch einmal das ganze Gebiet abgefahren und waren auch wieder an der Stelle, wo wir noch am Vorabend die Bären gesehen haben. Es hat sich aber niemand gezeigt.



Trotz aller Ansstrengungen hat auch der guide unseres Bootes keine Bären entdecken können.



Ein Paar aus England/Frankreich hatte eim Thermometer dabei und dies zeigte an diesem Vormittag 10 Grad an, was für den Juni als niedrig zu bezeichen ist. Leichte Regenschauer haben sich immer wieder mit trockenen Phasen abgewechselt.
     

tom22

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Ab 13:00 Uhr gab es wieder ein Landtour. Das Ziel wurde uns nicht verraten. Es wurde aber gesagt, dass wir heute hauptsächlich mit dem Bus fahren würden und dass wir daher nur leichte Wanderkleidung benötigen würden.

Als Transportmittel hat die Lodge einen alten Schulbus.



Nach ca. einer halben Stunde stoppte der Bus plötzlich an einer unscheinbaren Stelle und wir sollten uns an einer mit Wasser gefüllten Erdkuhle versammeln.

Uns wurde erklärt, dass es sich um eine Revierabgrenzungskuhle von Bären handelt. Seit etlichen Bärengenerationen wälzen sich die Bären in dieser Kuhle und grenzen darüber die ihr Revier ab. Beim Verlassen folgen die Bären immer dem gleichen Pfad und mit Hilfe der guides konnten wir genau die Bärenabdrücke sehen, die im Laufe der Jahre tiefe Abdrücke hinterlassen haben.

Anschließend ging es über die Forststrasse zum sogenannten Highway der Bären weiter. Wer wollte, konnte zu Fuss gehen.



Der Highway der Bären ist ein Verbindungspfad zum nächsten Inlet (früher haben die Holzfäller den Weg genutzt, seit ca. 20 Jahren nutzen ihn nur noch Tiere). Dort soll es auch ein gutes Bärengebiet geben und es gibt einen regen Austausch zwischen den beiden Gebieten. Die Entfernung beim Landweg beträgt nur 10 km. Per Boote müßte man ca. 120 km zurücklegen, um in dieses andere Inlet zu gelangen.

Die Lodge plant den Verbindungsweg so instandzusetzen, damit langfristig auch das andere Gebiet in die Touren einbezogen werden kann. Daher haben sie damit begonnen, an kritischen Stellen kleine Brücken zu bauen.

Da die Bären gerne vorhandene Wege nutzen, wird der Verbindungsweg von Bären, Wölfen und Puma's als Pfad benutzt. Tom hat eine Kamera installiert, mit dem die Tierbewegungen im Laufe eines Jahres auf diesem Pfad dokumentiert werden. Da Puma's sehr scheu sind, nutzt er für die Puma spezielle Lockstoffe, die er im Auslösebereich des Kameraobjektivs angebracht hat.

Wir konnten uns alles genau anschauen, da die Kamera gut sichtbar an einem Baum angebracht war.

Im Anschluss haben wir uns noch eine von drei viewing platforms angeschaut, über die man im Herbst bei der Lachswanderung die Bären beobachten kann. Die Lodge hat dazu drei überdachte Plattformen errichtet, die für die Bärenbeobachtung genutzt werden. Jetzt im Frühjahr waren (natürlich) keine Bären an dieser Stelle zu sehen.



Gegen 15:45 Uhr waren wir wieder zurück in der Lodge.

In der Lodge haben wir zunächst wieder einige DVd's zu sehen bekommen. Dokumentiert waren auf der DVD, was am highway der Bären und am Wasserloch so im Laufe eines Jahres geschieht. Nachdem ich die Aufnahme gesehen habe, bin ich mir sehr sicher, dass ich in einem solchen Wald nicht alleine unterwegs sein möchte. Die Bären, Wölfe und Pumas sind zwar alle sehr schön anzusehen, aber alleine im Wald begegnen möchten ich ihnen dort nicht.

tom22

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An diesem Tag ist ein Teil der Leute abgereist und neue Gäste wurden in die Lodge eingeflogen. Dazu wurdes diesmal ein kleineres Wasserflugzeug eingesetzt.

Da das Wetter mittlerweile richtig sonnig war, konnten wir uns das ganze Geschehen bei einem Glas Rotwein vom Sonnendeck der Lodge anschauen.



Da nur zwei neue Gäste angereist sind, reichte die kleine Maschine aus.






tom22

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Im Frühjahr sieht man neben vielen blühenden Blumen auch viele Vögel, die man im Herbst nicht zu Gesicht bekommt.



Ab 17:45 Uhr hieß es wieder, fertig machen für die Boote. Ein Teil der Teilnehmer wollte aufgrund der kühlen Erfahrungen schon nicht mehr an dieser Tour teilnehmen. Die Neuseeländer hatten gegen ungewolltes Auskühlen etwas neues aus Neuseeland mitgebracht. Es handelt sich dabei um ein Gewebegemisch aus Opossum & Merino Fasern. Aus den Geweben werden Schals, Mützen und Socken hergestellt. Eine Frau hat sich ein paar der Socken ausgeliehen und sie wr völlig begeistert.




Schnell war das Mündungsgebiet erreicht und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite.





Mit der auflaufenden Flut sind wir langsam in den Wald hineingetrieben worden. Sehr beeindruckend war, der abrupte Wechsel zwischen Ebbe und Flut. Man konnten an der Strömung erkennen, dass der Wechsel innerhalb von einer Minute eingetreten war und plötzlich wurde das Boot wieder langsam in Richtung Meer gezogen.



Bären haben wir an diesem Abend nicht mehr gesehen. Überall waren zwar ihre Spuren in Form von Pfaden, Abdrücken im Uferschlamm und Herausgerissenen Wurzeln zu sehen, aber die eigentlichen Urheber der Spuren zeigten sich nicht.

Entsprechend konnten wir uns noch einmal an der Blumenpracht und der schönen Landschaft erfreuen.




tom22

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Der nächste Tag sollte unser letzter Tag in der Lodge sein.

Allerdings verhieß bereits der frühe Morgen, dass wieder wechselhaftes Wetter angesagt war. Wie zuvor sollten die ersten 4 Stunden des Tages für eine Bootsfahrt in die Flussündung reserviert sein. Aufgrund des wiedrigen Wetters haben sich diesmal einige Leute entschieden, nicht mehr die Bootstour mitzumachen und in der warmen Lodge zu bleiben.




Während des Vormittags gab es immer mal wieder heftige Regenschauer, die nur durch wenige trockene Phasen unterbrochen wurden.




Typische Bärenspuren waren wieder im Gras zu erkennen (erkennbar an den niedergetretenen Halmen). Wie am Tag zuvor haben wir aber wieder keinen Bären gesehen.



Die spezielle Regenkleidung der Lodge hat sich an diesem Tag aber noch einmal sehr bewährt, obwohl sie sie getragen etwas eigenartig aussah. Wir sind zumindest trocken geblieben.






Am Mittag sind wir von der feuchten Exkursion in die Lodge zurückgekehrt. Dort gab es noch ein Mittagessen und wir hatten Zeit unsere Sachen zu packen.

Ab 13:30 Uhr gab es noch einen kurzen Extraausflug für diejenigen Gäste, die Lust dazu hatten. Es waren nur eine Handvoll von Leuten, da die Regenschauer mittlerweile in kontinuierlichen Dauerregen übergegangen war. Ich habe mich entschieden, auch noch daran teilzunehmen. Aufgrund des extremen Regens habe ich aber auf das Photographieren verzichtet.

Wir sind mit diesmal mit dem Boot zu einer anderen Flussmündung gefahren. Dazu mußten wir ca. 1 Stunde mit dem Boot fahren. Unterwegs gab es noch einen kleinen Canyon mit einem Wasserfall zu bestaunen, der allerdings bei Dauerregen nicht sonderlich ansehlich war. Zu unser Freude aller Teilnehmer konnten wir an der Flussmündung noch einen Grizzlybären sehen. Es war allerdings auch ein sehr scheuer Bär und als er das Boot entdeckt hat, ist er sehr schnell im Gebüsch verschwunden. Gegen 15:30 Uhr waren wir wieder an der Lodge zurück.

Diejenige Leute, die in der Lodge geblieben sind, haben in der Zwischenzeit einige Video-Dokumentionen zum Regenwald an der kanadischen Westküste geschaut.

Gegen 16:20 Uhr erschien dann unser Flugzeug. Neue Gäste sind an diesem Tag nicht eingeflogen worden. Da außer uns aber auch andere Gäste ausgeflogen werden sollten, ist das große Flugzeug aus Port Hardy gekommen.



Das Gepäck war schnell im Fluzeug verstaut und nach einer kleinen Abschiedsrunde ging es los. In der Lodge sind nur 4 Gäste zurückgeblieben.

Der Pilot machte wie auf dem Hinflug einen freundlichen Eindruck und scherzte noch, dass dies einer der wenigen Flüge nach Port Hardy sei, auf dem man Wale sehen könnte. Während wir noch darüber nachdachten, wie dies gemeint sein könnte, war dies nach kurzer Zeit ziemlich klar. Die Machine mußte aufgrund der tiefen Wolken sehr tief fliegen. Ich schätze mal auf eine Höhe zwischen 50 Meter und 100 Meter. Erst kurz vor Port Hardy sind wir wieder höhergestiegen.

Gegen 17:00 Uhr hatten wir wieder festen Boden in Port Hardy unter den Füssen.




Das Flugzeug fliegt im regulären Dienst (unser Flug galt als Charterflug) wie ein Bus verschiedenen Holzfällercamps an. Ein bis zwei Tage vorher kann man anrufen und man wird dann zu bestimmten Camps gebracht oder dort abgeholt. Wenn Plätze frei sind, werden auch Touristen mal auf diesen Flügen mitgenommen. Dann kann man Orte sehen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt.

Das die Flüge mit Wasserflugzeugen nicht ohne Risiko sind, wurde Anfang August 2008 deutlich. Ausgerechnet eine grumman Goose aus Port Hardy ist abgestürzt und an einem Berghang zerschellt. Nur 2 Leute haben das Unglück überlebt. Die Rettungsmanschaften haben zwei Tage benötigt, um die Reste des Flugzeugs und die Überlebenden zu finden

http://www.cbc.ca/canada/british-col...ing-plane.html