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Autor Thema: Peephole im Marriott.  (Gelesen 3690 mal)

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McC

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Peephole im Marriott.
« am: 08.03.2016, 09:02 Uhr »
Das wird teuer für das Hotel* :wink:



Ein amerikanisches Gericht hat einer Sportjournalistin wegen eines heimlich aufgenommenen Nacktvideos ein Schmerzensgeld von 55 Millionen Dollar (50 Millionen Euro) zugesprochen. Die Jury befand den Stalker zu 51 Prozent für schuldig, das Hotel zu 49 Prozent.

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/nach-acht-jahren-55-millionen-dollar-schmerzensgeld-fuer-nacktvideo-14112161.html

* The Nashville Marriott at Vanderbilt University is a franchised hotel, meaning that Marriott neither owns it nor operates it.  It is operated independently under a license from Marriott to use its trademarks, among other things.

gecko1a

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #1 am: 08.03.2016, 09:36 Uhr »
Vom Täter wird nichts zu holen sein und der Hotelbesitzer wird sofort Pleite sein.

Berufung ist auch scheinbar möglich. Und ich vermute mal, dass nicht Hotel das Zimmer veraten hat, sondern ein Angestellter.
Die Urteilsbegründung würde ich gerne mal lesen :-)

Dann Verklagen wir demnächst auch jeden Journalisten, der berichtet, wo ein Star demnächst übernachtet .....

Wilder Löwe

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #2 am: 08.03.2016, 09:56 Uhr »
Für diese Höhe des Schmerzensgeldes fehlt mir mal wieder jegliches Verständnis. Auch wenn man nach amerikanischem Recht den Täter mit dem Schmerzensgeld strafen will, so ist auch die Strafe m.E. völlig unangemessen. Wenn man der Dame 10.000 $ zugesprochen und das Hotel (wobei ich nicht finde, dass die eine große Mitschuld haben) 100.000$ Strafe hätte zahlen müssen, ok.

Aber das ist einfach komplett "over the top" und bestärkt mich weiter in meiner Meinung, dass in der Gesellschaft in den USA vieles im Argen liegt.

Viele Grüße
Katrin

Volare

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #3 am: 08.03.2016, 10:21 Uhr »
Für diese Höhe des Schmerzensgeldes fehlt mir mal wieder jegliches Verständnis. Auch wenn man nach amerikanischem Recht den Täter mit dem Schmerzensgeld strafen will, so ist auch die Strafe m.E. völlig unangemessen. Wenn man der Dame 10.000 $ zugesprochen und das Hotel (wobei ich nicht finde, dass die eine große Mitschuld haben) 100.000$ Strafe hätte zahlen müssen, ok.

Aber das ist einfach komplett "over the top" und bestärkt mich weiter in meiner Meinung, dass in der Gesellschaft in den USA vieles im Argen liegt.



Keine Sorge, der nächste Schritt ist Berufung, wo ein Richter die Summe zu den üblichen Ansätzen kürzen wird. Die Summe wurde ihr zugesprochen, weil argumentiert wurde, sie hätte ja davon profitiert. Das kam bei der Jury nicht gut an.

Miss T

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #4 am: 08.03.2016, 10:59 Uhr »
Der Betrag ist vollkommen absurd. Allerdings darf auch nicht übersehen werden: Der Spanner hat die Frau nicht nur beobachtet, sondern auch gefilmt - und das Video dann sogar noch im Internet veröffentlicht!! Weiters handelt es sich bei der Frau um eine landesweit bekannte und im Fokus der landesweiten Öffentlichkeit berufstätige Person, das macht es noch einmal sehr viel ärger.

dschlei

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #5 am: 08.03.2016, 16:23 Uhr »
Das wird teuer für das Hotel* :wink:



Ein amerikanisches Gericht hat einer Sportjournalistin wegen eines heimlich aufgenommenen Nacktvideos ein Schmerzensgeld von 55 Millionen Dollar (50 Millionen Euro) zugesprochen. Die Jury befand den Stalker zu 51 Prozent für schuldig, das Hotel zu 49 Prozent.

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/nach-acht-jahren-55-millionen-dollar-schmerzensgeld-fuer-nacktvideo-14112161.html

* The Nashville Marriott at Vanderbilt University is a franchised hotel, meaning that Marriott neither owns it nor operates it.  It is operated independently under a license from Marriott to use its trademarks, among other things.
Wieder mal Quark, die Jury udn nicht das Gericht, hat den Preis festgesetzt.  Der Richter kann da tuechtig abspecken, und wenn es in Berufung geht, wird das aehnlich wie mit dem heissen Kaffe von Mc Donalds enden, dass nur ein paar 100k dabei rauskommen!
Eine Jury setzt automatisch die Punitive Damages so hoch an, weil man dort weisss, dass da spaeter dran rumgesaebelt wird!  Und schon hat die deutsche presse wieder eine Sensationsmeldung ueber die bloeden Amis!
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

mrh400

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #6 am: 08.03.2016, 17:29 Uhr »
...die bloeden Amis!
ist in dem Fall ja nicht ganz falsch
Ein Urteil soll Rechtsfrieden schaffen. Wenn ein Urteilsspruch bewußt so gesprochen wird, daß er praktisch aufgehoben werden muß, ist das kein Zeichen besonderer Intelligenz, denn er nutzt niemandem außer den Anwälten (und Rechtsfrieden wird auch nicht geschaffen):
Das Gericht (auch die Jury ist ja wohl ein Teil des Gerichts) spricht ein Urteil, das nicht hält - kein Erfolgsausweis.
Die Obergerichte werden mit zusätzlicher unnützer Arbeit belastet.
Das Opfer hat nichts davon, weil das Urteil in der nächsten Instanz kassiert wird.
Der Schuldige hat nichts davon, weil er in die nächste Instanz muß.
Nur die Anwälte freuen sich, weil sie weitere Verfahrensgebühren kassieren können.

Und die Aussage, es ist ja "nur" die Jury, ist imho (ich zitiere den Vorposter) "wieder mal Quark", denn die Jury soll ja das Volk repräsentieren - wenn also "nur" die Jury blöd ist und nicht das Gericht, was ist dann das durch die Jury repräsentierte Volk??

Irgendwie erinnert mich das an einen Spruch des früheren Strafrechtslehrers Bockelmann (wohl auch geprägt durch die jüngere deutsche Geschichte - sinngemäß): Was wir den gesunden Menschenverstand nennen, ist oft genug nicht weit entfernt vom Schwachsinn.
Gruß
mrh400

dschlei

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #7 am: 09.03.2016, 01:04 Uhr »
...die bloeden Amis!
ist in dem Fall ja nicht ganz falsch
Ein Urteil soll Rechtsfrieden schaffen. Wenn ein Urteilsspruch bewußt so gesprochen wird, daß er praktisch aufgehoben werden muß, ist das kein Zeichen besonderer Intelligenz, denn er nutzt niemandem außer den Anwälten (und Rechtsfrieden wird auch nicht geschaffen):
Das Gericht (auch die Jury ist ja wohl ein Teil des Gerichts) spricht ein Urteil, das nicht hält - kein Erfolgsausweis.
Die Obergerichte werden mit zusätzlicher unnützer Arbeit belastet.
Das Opfer hat nichts davon, weil das Urteil in der nächsten Instanz kassiert wird.
Der Schuldige hat nichts davon, weil er in die nächste Instanz muß.
Nur die Anwälte freuen sich, weil sie weitere Verfahrensgebühren kassieren können.

Und die Aussage, es ist ja "nur" die Jury, ist imho (ich zitiere den Vorposter) "wieder mal Quark", denn die Jury soll ja das Volk repräsentieren - wenn also "nur" die Jury blöd ist und nicht das Gericht, was ist dann das durch die Jury repräsentierte Volk??

Irgendwie erinnert mich das an einen Spruch des früheren Strafrechtslehrers Bockelmann (wohl auch geprägt durch die jüngere deutsche Geschichte - sinngemäß): Was wir den gesunden Menschenverstand nennen, ist oft genug nicht weit entfernt vom Schwachsinn.
So ist das in einem anglikanischen Rechtssytem(und das US System ist eine spezielle Abwandung davon) nun einmal ueblich.  Da es weder  ein Buergerliches - noch ein Strafgesetzbuch gibt, in welchen alle moeglichen Taten und die dazu gehoerigen Strafen festgelegt sind kann ein gericht sich auch nicht auf so etwas beziehen.  Hier gillt das System des Case Laws, und ein Richter sucht dann aehnliche Faelle, und richtet sich nach diesen urteilen.  Die Jury ist nicht an ein Case Law gebunden, und kann Strafen so hoch wie sie will festlegen.  Und ein Teil der Urteilsfindung ist dann die Verhandlung zwischen Jury, dem Richter , dem Staatsanwalt und dem Rechstanwalt.  die Jury geht mit dem hoechstmoeglichen strafantrag ein, und dann diskutieren die Juristen diesen strafantrag, und letztendlich entscheidet der Richter ueber die ednguletige Strafe.  er kann auch entscheiden ob Berufung zulaessig ist oder nicht.
Ob Bockelmann das nun sinnvoll findet/fand oder nicht, aendert nichts an dem US Rechtssystem, und auch nicht daran, wie das endgueltige Urteil dann erreicht wird!
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mrh400

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #8 am: 09.03.2016, 09:22 Uhr »
So ist das in einem anglikanischen Rechtssytem(und das US System ist eine spezielle Abwandung davon) nun einmal ueblich.  ...  Hier gillt das System des Case Laws, und ein Richter sucht dann aehnliche Faelle, und richtet sich nach diesen urteilen.  Die Jury ist nicht an ein Case Law gebunden, und kann Strafen so hoch wie sie will festlegen. 
Auch nach der anglikanischen Rechtsordnung ist Sinn und Zweck eines Urteils, Rechtsfrieden zwischen den Parteien zu schaffen (wobei im Strafprozeß eine "Partei" die "Gesellschaft" ist). Das hat mit dem Normensystem überhaupt nichts zu tun. Wenn ein Urteil unter dem Blickwibkel gefällt, wird, daß "man dort weisss, dass da spaeter dran rumgesaebelt wird", hat das mit Rechtsfrieden schaffen nichts mehr zu tun.

Wer Rechtsfrieden schaffen will, versucht so zu urteilen, daß keiner mehr "rumsäbeln" muß. Die Qualität eines Gerichts bemißt sich auch daran, wie viele Urteile halten oder aufgehoben werden.

Unter diesem Blickwinkel sind derartige Urteile "blöd" - egal ob case law oder Normensystem.
Gruß
mrh400

Wilder Löwe

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #9 am: 09.03.2016, 10:19 Uhr »

Wer Rechtsfrieden schaffen will, versucht so zu urteilen, daß keiner mehr "rumsäbeln" muß. Die Qualität eines Gerichts bemißt sich auch daran, wie viele Urteile halten oder aufgehoben werden.


Wahrscheinlich dürfen wir da nicht unsere Wertmaßstäbe anlegen. In den USA ist die Qualität eines Gerichts vielleicht gut, wenn eine spektakuläres Urteil gefällt und der Rachsucht der kleinen Leute nachgegeben wird.
Viele Grüße
Katrin

dschlei

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #10 am: 09.03.2016, 15:40 Uhr »

Wer Rechtsfrieden schaffen will, versucht so zu urteilen, daß keiner mehr "rumsäbeln" muß. Die Qualität eines Gerichts bemißt sich auch daran, wie viele Urteile halten oder aufgehoben werden.


Wahrscheinlich dürfen wir da nicht unsere Wertmaßstäbe anlegen. In den USA ist die Qualität eines Gerichts vielleicht gut, wenn eine spektakuläres Urteil gefällt und der Rachsucht der kleinen Leute nachgegeben wird.
Das ist bei unteren Gerichten (Amts- und Landgericht) eventuell der Fall, da dort Richter und auch Staatsanwaelte alle paar Jahre neu gewaehlt werden (es ist wertlos, ueber den Sinn oder Unsinn davon zu diskutieren, es ist nun einmal so und wird sich nie aendern).  Da hilft es doch schon des oefteren, wenn man zeigt, das man Tough on Crime ist!
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McC

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Re: Peephole im Marriott.
« Antwort #11 am: 19.03.2016, 17:47 Uhr »
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