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Autor Thema: Blizzard legt die US Ostküste lahm  (Gelesen 5873 mal)

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Anoka

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #15 am: 17.02.2006, 15:28 Uhr »
@ Crimson Tide

Ich denke Du solltest die Zustaende in Alabama nicht auf die ganze USA projektieren. Auch wenn Eure Region boomt, gehoert Alabama zu den aermsten Bundesstaaten der USA. Bei der Forbes-Liste "Most livable state" kommen sie nicht ueber den 47. Rang von den 50 Staaten.


In vielen anderen Regionen der USA gehoeren Basement und Shelters zum Standard. Aber mancherorts ist das Grundwasser zu hoch, da kann man keine Keller bauen. Schau Dir Suedflorida an, wo seit Hurricane Andrew sehr strenge Bauauflagen gelten. Die neuen Haeuser muessen alle aus diesen Betonbloecken konstruiert werden. Andere Suedstaaten haben diese Auflagen nicht, weil sie es sich schlicht und einfach nicht leisten koennen. Es ist leider alles eine Frage des Geldes.

Man muss auch sehen, so schnell wie da ganze Quartiere in wenigen Wochen aus dem Boden gestampft werden, so schnell koennen keine unterirdisch gefuehrten Leitungen erstellt werden. Aber das hat auch den Vorteil, dass schon mal der Rubel rollt, bevor 2 - 3 Jahre spaeter die Leitungen vergraben werden.

Du hast ja Hurricanes mitten drin erlebt. Ich selber habe nur mal die Auslaeufer von Opal mitbekommen. Mir hat das gereicht.  :wink:

Uns sind zwar jede Menge Tornados um die Ohren gesaust, wir wurden aber Gott sei Dank immer verschont. Es gibt aber immer wieder Tote. Leute erfrieren in einem Blizzard, ertrinken in Flash Floods usw. Dies nicht irgendwo auf dem Lande, sondern gleich ausserhalb von Metropolen mit Millionen von Einwohnern. Mir hat das schon Respekt eingefloesst.  :wink:

Solche Wetterkapriolen bin ich mir aus der Schweiz nicht gewohnt und ja, bei uns gibt es jede Menge Schnee. Trotzdem schneit es bei uns nicht einen halben Meter innerhalb weniger Stunden in der Stadt und einen Windchill von -40/-50 Grad Fahrenheit bei Sichtweite Null kennen wir auch nicht.

Darum liegt es mir wirklich fern, irgendwelche Kritik anzubringen. Vor allem auch weil ich nur gute Erfahrungen bezueglich Unwettervorwarnungen und der Aufraeumorganisation danach gemacht habe. Aber da hatte Bush seinen Buddy noch nicht als FEMA-Chef eingesetzt gehabt.  :wink:
LG Anoka

Minnesota
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Crimson Tide

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #16 am: 17.02.2006, 16:30 Uhr »
Hallo, Anoka!
Das klang vielleicht zu schlimm, aber manchmal nerven einfach die Stromausfälle schon bei einem Blitzschlag oder Stürmen mit 40Meilen/h....

Und das mit dem "sich den Shelter nicht leisten können"-----das ist mir zu einfach, denn ich habe mit vielen Nachbarn oder Freunden gesprochen, die zwei, drei teure Autos (pro Auto meist 20-30 000$) vor der Tür stehen haben, dann müßte eigentlich das Geld für den Shelter auch da sein.(Ich habe schon mehrfach (bei Tornado Warning) in einem tollen Shelter gesessen, den man in den Rasen einbaut, den gibt es als Bausatz schon für 6000$, soviel könnte einem die Sicherheit schon mal wert sein. Ich höre dann aber mehr die optimistische Einstellung heraus, "das wird schon nicht mir passieren", oder, "Gott wird uns schützen", heraus.  :shock:  :roll:
Phantastisch ist dann ja hinterher, wenn doch das Haus weggeflogen ist, die selbstverständliche Hilfsbereitschaft, und die Zusammenarbeit, nach einem weggeflogenen Haus packen alle zusammen an, um ein neues zu bauen, was ja schnell geht mit den leichten Holzhäusern, (die zwar schnell wegfliegen, aber genauso schnell wieder aufgebaut sind!)  :wink: :oops:

Und natürlich sind die Leute mit weniger Geld, oder mit Mobile Homes am gefährdetsten, und dort passieren auch die meisten Unglücke bei extremen Wetterbedingungen!  :cry:

Ich habe ein Research Paper über Severe Weather in den USA geschrieben, da habe ich lange gesucht nach Plänen für (Un-)Wetterabwehrende Architektur, und habe mich auch sehr gefreut über die ersten Auflagen, was Bausicherheit angeht, und das ist mit Sicherheit auch die nächsten Jahre mehr als dringend erforderlich, wenn das Klima sich weiter so entwickelt, dann muß man in einem Land mit solchen Wetterextremen noch sehr umdenken.(Solange man sich das- noch- leisten kann)

L.G. Monika

Anoka

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #17 am: 17.02.2006, 17:09 Uhr »
Ja, so ist wohl die amerikanische Mentalitaet.  2- 3 Autos, grosses Haus mit Pool und keine Krankenversicherung... :lol:  

Stimmt, diese Shelters sind nicht teuer. Aber da die Leute im Durchschnitt alle 5 Jahre umziehen, nicht wirklich praktisch. Haette aber jedes Haus einen Keller und waeren sie besser gebaut und die Auflagen haerter, dann braucht es auch diese Shelters nicht. In diesem Bereich fehlt das Geld in den aermeren Staaten, auch wenn sich die Leute eigentlich auch selber einen Shelter zulegen koennten.

Die Leute im Sueden scheinen aber doch noch etwas mehr Unbekuemmerter zu sein als im Norden. In Minnesota ist ein Basement Standard und dort ist man auch von einem Tornado geschuetzt. Unwetter werden schon ernst genommen. Fuer Tornadogegenden sind Holzhaeuser eigentlich ideal. Steinhaeuser halten den Windgeschwindigkeiten naemlich auch nicht stand und die Wahrscheinlichkeit ist hoeher erschlagen zu werden. Holzhaus ist also nicht gleich bedeutend mit schlechter Bauweise.  

Es ist also schon von Region zu Region verschieden. Wobei man auch aufpassen muss. Bei einem Hurricane kann sich ein Keller als Todesfalle entpuppen, falls es zu Ueberschwemmungen kommt.

Ja, mich hat der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Menschen auch sehr beeindruckt. Was ich erstaunlich fand, dass es normal schien, bei Ueberschwemmungen fremde Leute im eigenen Haus aufzunehmen. Wirklich erstaunlich.
LG Anoka

Minnesota
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Crimson Tide

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #18 am: 17.02.2006, 17:26 Uhr »
Zitat von: Anoka
Ja, so ist wohl die amerikanische Mentalitaet.  2- 3 Autos, grosses Haus mit Pool und keine Krankenversicherung... :lol:  

 In diesem Bereich fehlt das Geld in den aermeren Staaten, auch wenn sich die Leute eigentlich auch selber einen Shelter zulegen koennten.



Das schlimme ist ja, daß auch in diesen "ärmeren Ländern " genug reichere Leute wohnen, die aber an dem Zustand der Arm -Reich Schere nichts ändern wollen, also wird das auch so bleiben....
aber das ist ja ein allgemeines Gesellschaftsproblem und findet man in der Form überall auf der Welt vor!

Also trifft es bei Unwettern eben immer die (unversicherten) Armen!

Ich konnte schon mehrfach unten an der Küste sehen, wie kleine Häuser noch Monate nach einem Hurricane verrammelt waren, weil die Bewohner sich die Renovierung nicht leisten können, dann warten die Hotel-Millionäre noch ein Weilchen, kaufen das billig auf und bauen endlich ihren Betonblock, wo dieses Haus immer noch "gestört" hat!
Aus jedem Blizzard oder Hurricane gibt es garantiert wieder Leute, die als Gewinner aus so einer Katastrophe hervorgehen!  :cry:

Das kann man im großen Stil sicher bald in New Orleans bewundern!  :evil:

L.G. Monika

Anoka

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #19 am: 18.02.2006, 20:24 Uhr »
Zitat
Das kann man im großen Stil sicher bald in New Orleans bewundern!


Aber Du weisst, das Louisiana die Staatssteuern gesenkt hatte und dann seinen Anteil am Projekt der Daemme und Naturalisierung zum Schutze von NO und der Kueste, kuerzen musste.  :roll:

Die dummen Armen freuten sich ueber 10 $ mehr im Sack und die Reichen haben sich ins Faeustchen gelacht. Die haben ihre Schaefchen schliesslich schon lange im Trockenen. Aber jede Region hat es ja selber in der Hand, wieviele Steuern gezahlt werden und was mit diesem Geld zu machen ist. Hier sind die Unterschiede eben schon gewaltig. Es gibt Staaten die auf Bildung, Gesundheit, Praevention, Armenprogramme usw. viel wert legen, andere eben nicht.

Aber zurueck zum Blizzard. Bei einem Blizzard hat man eher keine Gebaeudeschaeden, bedroht sind da vor allem Mensch und Tier. Auch heute noch sind die Wettervorhersagen diesbezueglich sehr ungenau. Man weiss es wird schneien, aber wieviel wo fallen wird, sind leider nur moegliche Annahmen. In einer Region, die an Schnee gewoehnt ist, macht es eben schon ein Unterschied ob es 7 - 8 inches heftigen Schneefalls gibt, oder ob ein Blizzard 2 feet hinlegt und die Temperaturen in lebensgefaehrliche Tiefen fallen.

Stunden vor einem Blizzard sind die Supermaerkte schon voll, denn waehrend kann man nicht nach draussen und danach muss man sich zuerst einen "Tunnel" zur Strasse graben.  :lol:

Wenn man mitten in einem schweren Blizzard ist, sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. Frueher hat man Seile vom Haus zum Stall gespannt, damit man sich daran von einem Gebaeude zum anderen vorantasten konnte. Verlor man die Orientierung, bedeutete das der sichere Erfrierungstod.

Nur so mal zur Veranschaulichung was der Unterschied zwischen heftigem Schnellfall und einem schweren Blizzard ist.   :wink:

Da ist Ueberheblichkeit wirklich nicht angebracht, denn Blizzards gibt es in Westeuropa nicht. Wir kriegen hoechstens einen heftigen Schneefall und wie gut damit bei uns umgegangen wird, kann ja jeder selber feststellen.  :lol:
LG Anoka

Minnesota
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ChrischanB.

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #20 am: 19.02.2006, 01:34 Uhr »
Hallo allerseits,

war gerade eine Woche in New York, ein paar Bilder vom Sonntag, dem Tag nach dem Blizzard kommen nach. Von Chaos habe ich nix gemerkt. Nur von guter Stimmung im Central Park, viele Langläufer, Schlittenfahrer und sogar Snowboarder. Was mich aber ziemlich geärgert hat war die Räumung. Die Strassen waren relativ schnell wieder befahrbar, die Fußwege wurden nur von den Anwohner geräumt. An  der Strassenübergängen haben sich teilweise riesige Pfützen gebildet weil die Gullys mit Schnee zu waren.

Im großen und ganzen war das in New York, soweit ich das beurteilen kann, nicht so dramatisch. Und die Leute hatten endlich mal gute Laune. Ziemlich mies drauf, und immer gestresst, die New Yorker.

"NEXT!"

Grüße, Christian

Crimson Tide

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #21 am: 19.02.2006, 03:41 Uhr »
Zitat von: ChrischanB.
Hallo allerseits,

war gerade eine Woche in New York, ein paar Bilder vom Sonntag, dem Tag nach dem Blizzard kommen nach. Von Chaos habe ich nix gemerkt. Nur von guter Stimmung im Central Park, viele Langläufer, Schlittenfahrer und sogar Snowboarder. Was mich aber ziemlich geärgert hat war die Räumung. Die Strassen waren relativ schnell wieder befahrbar, die Fußwege wurden nur von den Anwohner geräumt. An  der Strassenübergängen haben sich teilweise riesige Pfützen gebildet weil die Gullys mit Schnee zu waren.

Im großen und ganzen war das in New York, soweit ich das beurteilen kann, nicht so dramatisch. Und die Leute hatten endlich mal gute Laune. Ziemlich mies drauf, und immer gestresst, die New Yorker.

"NEXT!"

Grüße, Christian




Hallo, Christian!

Da freue ich mich aber drauf, auf Bilder von New York mit 60cm Schnee!

Und das ist eben etwas, was ich immer bewundern werde:
Diese Gelassenheit, mit der auf Katastrophen reagiert wird! (Manchmal natürlich schon zu viel Gelassenheit, siehe N.O. :wink: )

Da kann sich, trotzdem, mancher mal eine Scheibe von abschneiden !

Und über das "Next" mußte ich ja schmunzeln..., hihi, das werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen,wenn ich mal wieder in Deutschland bin, denn das begleitet uns auch hier in Alabama, wo immer Menschen in irgendwelchen Schlangen vor sich hinträumen, und sich auch da nicht ein bischen aufregen, daß es nicht weitergeht! Diese Geduld ist wirklich incredible!  :shock:  :wink:

L.G. Monika

Redwingfan

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #22 am: 20.02.2006, 12:17 Uhr »
Also Stromausfälle kenn ich zur genüge. Als ich das erste mal in ner Wohnung von nem Kollegen war sind mir die Kerzen aufgefallen die überall rumstanden. Auf nachfrage hat er mir erklärt: Ist für Stromausfall.....

Und der kam wirklich so 2 mal im Monat. Immer wenns stärker gestürmt hat. Aber die Tanne die die Kabel herunter gerissen hat wurde nie zurück geschnitten. Das hat die Verwaltung nicht wirklich interesiert.

Auch in der Firma ham wir so 1 bis 2 mal im Monat Stromausfall.

Im Sommer gehts ja noch. Aber bei -20 keine Heizung ham ist nicht so der brüller.


Gruss

Redwingfan
"The best indicator of future behavior is prior behavior...."




OWL

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #23 am: 23.02.2006, 08:57 Uhr »
Ein FAZ-Artikel zu diesem Thema, mit Bilderstrecke:

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Quid licet Iovi, non licet bovi

americanhero

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Re: Blizzard legt die US Ostküste lahm
« Antwort #24 am: 23.02.2006, 11:20 Uhr »
Schöne Fotostrecke, hat mir unheimlich gut gefallen. Langlaufski im Central Park, das hat doch was. Und in Washington Dc konnte man auf dem Capitol Hill sogar Schlitten fahren.
Auch wenn so ein Blizzard erst einmal alles lahmlegt, die tollen Schneestimmungen hinterher sind echt herrlich.


Greetz,

Yvonne