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Klimastudie prophezeit heiße Zeiten
Die globale Erwärmung könnte das Klima grundlegend verändern. Forscher haben am Beispiel Kaliforniens mit Computermodellen wahre Horrorszenarien für die Zukunft des sonnigen US-Bundesstaates berechnet.
Der globale Klimawandel könnte Kalifornien besonders hart treffen - das zumindest besagen neue Modellrechnungen von Wissenschaftlern aus den USA. Sollte der Ausstoß von Klimagasen nicht schleunigst gesenkt werden, könnten Hitzewellen demnach zu einem typischen Sommerphänomen werden, die Schneemassen der Sierra Nevada zusammenschmelzen und Bergwälder quasi verschwinden. Andere Experten halten dagegen die Untersuchung, die in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschien, für ein weiteres Beispiel von Panikmache.
Die 19-köpfige Forschergruppe von der Stanford University und der University of California erstellte zwei unterschiedliche Prognosen für das Jahr 2050. Im besten Fall würden sich die Perioden extremer Hitze vervierfachen und "nur" zwei- bis dreimal mehr Menschen als heute umbringen. Die Schneemassen in der Sierra Nevada würden um 30 bis 70 Prozent, die Bergwälder um 50 bis 75 Prozent schrumpfen.
In dem pessimistischeren Modell malen die Forscher wahre Horrorvisionen an die Wand: Hitzewellen brechen sechs- bis achtmal häufiger über Kalifornien herein, und fordern fünf- bis sechsmal mehr Todesopfer als bisher. Die Sierra Nevada wäre dann quasi schneefrei: 90 Prozent der weißen Pracht würden abschmelzen. Die Wissenschaftler hatten Kalifornien als Beispiel gewählt, weil der Staat unterschiedliche Klimabereiche, eine große Wirtschaft, ein von Landwirtschaft geprägtes Binnenland und starke Umweltverschmutzung aufweist.
"Wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen nicht sofort massiv reduzieren, werden die Konsequenzen für Kalifornien sehr viel dramatischer sein, als wenn wir heute etwas dagegen tun", sagte Michael Hanemann, Direktor des California Climate Change Center der University of California.
Die Prognosen der Experten fallen weitaus verheerender aus als bisherige Modelle. Neben den genannten Folgen nennen sie noch Wüstenbildung, eine sehr viel früher einsetzende Schneeschmelze, ein höheres Überschwemmungsrisiko, Grundwasserknappheit und häufiger auftretende Dürreperioden. Selbst die weltberühmte kalifornische Weinindustrie sei gefährdet, so die Klimaforscher.
Marlo Lewis vom Competitive Enterprise Institute übte scharfe Kritik an der Studie, die er als Sammlung bloßer Vermutungen um Horrorszenarien bezeichnete. Gemeinsam mit Bonner Cohen vom National Center for Public Policy Research stellte er die Verlässlichkeit der Computermodelle in Frage. Die Studie lasse zwei wichtige Faktoren außer Acht: den Einfallsreichtum und die Anpassungsfähigkeit des Menschen.