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Autor Thema: Lake Powell mit neuem Rekordtief  (Gelesen 3951 mal)

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Hatchcanyon

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Lake Powell mit neuem Rekordtief
« am: 22.07.2004, 14:27 Uhr »
Am Montag, den 19.7.2004 hat Lake Powell einen neuen Tiefststand seines Pegels erreicht. Nachdem sich der See vom Tiefstpunkt am 2.4.2004 durch den folgenden Schmelzwassereintrag um 1,42 Meter erhöht hatte wurde nun eine neue neagtive Rekordmarke erreicht.

Gleichzeitig nimmt das Wasser so schnell wie selten ab: derzeit um ca. 7 cm/Tag. Der Zufluss im laufenden Wasserjahr liegt bisher bei weniger als 50% der seit Bestehen durchschnittlichen Menge.

Bis Ende des Jahres dürfte der Wasserspiegel um weitere 8 - 10 Meter fallen (andere Projektionen gehen allerdings von nur 4 - 5 Meter aus) , was dann vermutlich das Aus für Bullfrog Marina bedeuten wird und alleine Wahweep als Zugang übrig lässt.

Nun kommt ein neues Problem auf: Es erscheint inzwischen zweifelhaft ob es für manche der supergrossen Luxushausboote überhaupt noch möglich ist, diese zu bergen, da es keine Boatramp mehr gibt, die befestigt bis zum Wasserspiegel reicht (obwohl man letztes Jahr ca. 2. Mio $ zur Verbesserung verbaut hatte).
http://www.lakepowellchronicle.com/main.php?story_id=976&page=23&PHPSESSID=8b4f08081eadb41239e31363da668b05
Man hofft jetzt, dass eine alte asphaltierte Rampe bei Wahweep wieder auftaucht und noch verwendet werden kann.

Bedingt durch die stark zurückgehenden Besucherzahlen sieht sich die Hausboot-Vermietungsindustrie derzeit zu Rabatten im bereich mehrerer 100$ genötigt (bis zu 1.400$ je nach Boot und Dauer)
http://www.lakepowell.com/internet_specials_houseboats.php

Gruss

Rolf

Eisi

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #1 am: 22.07.2004, 14:38 Uhr »
Bilder dazu sind hier zu finden: http://www.wayneswords.com/primative.htm

Eisi
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atecki

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #2 am: 22.07.2004, 14:47 Uhr »
Hmmmm, bis ich dann mal zum Lake Powell kommen werde, werde ich vermutlich am Seegrund wandern können....

Kisimba

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #3 am: 22.07.2004, 14:49 Uhr »
Zitat von: atecki
Hmmmm, bis ich dann mal zum Lake Powell kommen werde, werde ich vermutlich am Seegrund wandern können....


... genau das ging mir auch gerade durch den Kopf. Sollte wohl den Besuch dahin vorziehen ...

Fröhliche Grüße
Wiebke
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Hatchcanyon

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #4 am: 22.07.2004, 14:50 Uhr »
Zitat von: atecki
Hmmmm, bis ich dann mal zum Lake Powell kommen werde, werde ich vermutlich am Seegrund wandern können....


Nicht ganz, den Weg wird dir der Colorado River wohl weiter streitig machen!  8)

Aber trotzdem, ich hoffe auch darauf eines Tages die canyons wieder in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Cathedral in the Desert dieses Jahr war einfach zu grossartig um vergessen zu werden!

Gruss

Rolf

Hatchcanyon

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #5 am: 12.08.2004, 11:21 Uhr »
Am Dienstag, den 10.August 2004 ist der Inhalt von Lake Powell unter die 40% - Marke gesunken. Der tägliche Verlust liegt derzeit bei knapp 0,1%/Tag, das Absinken des Wasserspiegels bei mehr als 7 cm/Tag - mit zunehmenderTendenz.

Bliebe die Situation wie sie ist, dann wäre der See ca. Ende 2005 verschwunden. Das Frühjahrs-Schmelzwasser 2005 wird dies aber verhindern, so dass mit einem Leerlaufen erst in 2006/2007 zu rechnen ist - es sei denn, 2005 würde so extrem trocken wie 2002 oder die Dürre endete.

Trotz der angespannten Situation kommt man den Abgabeverpflichtungen nach, - die Abgabemenge liegt aktuell bei ca. dem 3-fachen des Zuflusses. Würde man anders handeln, sänke der Wasserstand des Lake Mead schneller als prognostiziert und Las Vegas müsste früher als jetzt kalkuliert (Dez. 2004-Jan. 2005) den Wassernotstand proklamieren.

Andere Neuigkeiten:
- Halls Marina muss verlagert oder aufgegeben werden. Entscheidung offen.
- Der Zugang zur Rainbow Bridge wird erneut schwierig, obwohl letzten Herbst umgebaut. Man plant für ein weiteres Absinken um 50 Fuss (15 Meter). Der Weg zur Rainbow Bridge wird dann wesentlich länger als die jetzige Distanz von einer Meile.
- die Konzessionäre und der NPS sponsoren zur Zeit Besuche von Reiseveranstalter-Mitarbeitern, um den rasch absinkenden Besucherzahlen entgegenzuwirken.

Gruss

Rolf

Soulfinger

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #6 am: 12.08.2004, 12:58 Uhr »
Als ich vor kurzem da war, sah es schon sehr erschreckend aus. Man sieht deutlich, wieviel Wasser fehlt, an der Verfärbung der Felsen!
"Ich trinke jeden Tag ein Glas Wein für meine Gesundheit. Den Rest der Flasche trinke ich, weil ich sehr gerne betrunken bin." Gerard Depardieu

christianp

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #7 am: 12.08.2004, 14:03 Uhr »
hi rolf,

bei der von dir geschilderten situation ergibt sich doch in den nächsten jahren ein massives problem seitens der energie und wasserversorgung
u.a. für las vegas.

wird da schon an anderen versorgungsmöglichkeiten gearbeitet,
oder glauben die amerikaner an den grossen regen??

gruss
christian

Hatchcanyon

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #8 am: 12.08.2004, 14:17 Uhr »
Zitat von: christianp
hi rolf,

bei der von dir geschilderten situation ergibt sich doch in den nächsten jahren ein massives problem seitens der energie und wasserversorgung
u.a. für las vegas.

wird da schon an anderen versorgungsmöglichkeiten gearbeitet,
oder glauben die amerikaner an den grossen regen??


Hallo Christian,

die Vermutung ist richtig, die Wasserversorgungs-Authority für Südnevada rechnet mit der Ausrufung der Wassernotstands im Januar 2005. Die Energieversorgung ist nicht gefährdet, weil ein Ausfall der Erzeugung in den Dämmen Glen Canyon bzw Hoover aufgrund der geringen Menge keinen wesentlichen Einfluss hat. Wie ich allerdings das US-Stromverbundnetz kenne, könnte es schon zu örtlichen Problemen kommen. L.V. wäre davon möglicherweise betroffen.

Andere Versorgungsmöglichkeiten bei Wasser sind nicht bekannt. Im Gegensatz zu anderen Städten wird L.V. als erstes aus rechtlichen Gründen von der Versorgung abgeschnitten werden, weil Landwirtschaft den Vorrang hat, - damit kann L.V. praktisch nicht aufwarten.

Und jetzt kommt Kurioses ins Spiel: Advokaten machen sich nun Gedanken, welche mit Wasser zu versorgenden Businesses denn den höchsten Gewinn abwerfen und wo bei steigenden Wasserkosten "deinvestiert" werden sollte. Casinos wurden dabei bisher nicht als gute Investition genannt.

Experten halten darüber hinaus die inzwischen im Südwesten erreichte Bevölkerungsdichte für so hoch, dass sie langfristig in keinem Fall versorgt werden kann.

Gruss

Rolf

Anonymous

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #9 am: 12.08.2004, 14:44 Uhr »
hi rolf,

vielen dank für deine ausführliche info,
da bin ich mal gespannt wie sich diese
problematik entwickelt.


gruss
christian

Juri

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #10 am: 12.08.2004, 16:44 Uhr »
Hoi Rolf

Besten Dank für die immer aktuellen Informationen - ein sehr interessantes aber auch ernstes Thema.

Du schreibst:

Zitat
Trotz der angespannten Situation kommt man den Abgabeverpflichtungen nach, - die Abgabemenge liegt aktuell bei ca. dem 3-fachen des Zuflusses. Würde man anders handeln, sänke der Wasserstand des Lake Mead schneller als prognostiziert und Las Vegas müsste früher als jetzt kalkuliert (Dez. 2004-Jan. 2005) den Wassernotstand proklamieren.


Das heisst, die Wasserversorger vom Lake Mead haben die Verpflichtung den Städten und Counties gewisse bzw. evt. vertraglich bestimmte Wassermengen abzuliefern? Wenn sie mehr liefern würden bzw. müssten, dann würde der Pegel schneller sinken und in Las Vegas würde der Wassernotstand früher ausgerufen. Oder wie ist das gemeint?

Gruss
Juri

PS: Welche "Leichen" sind sonst noch begraben im Lake Powell?
Aus dem Photo-Album der Trash-Tracker, August 2003: Boot-Wrack aus Colorado mit 1980er Abzeichen:
http://community.webshots.com/photo/85309300/85312466JiDLXe
Viele Grüsse aus der Schweiz!

Doreen & Andreas

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #11 am: 13.08.2004, 10:25 Uhr »
Zitat von: Hatchcanyon
Trotz der angespannten Situation kommt man den Abgabeverpflichtungen nach, - die Abgabemenge liegt aktuell bei ca. dem 3-fachen des Zuflusses. Würde man anders handeln, sänke der Wasserstand des Lake Mead schneller als prognostiziert

Heißt das, wenn der Lake Powell weg ist, trocknet als nächstes der Lake Mead aus???  :shock:
Viele Grüße,
Andreas
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Eisi

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #12 am: 13.08.2004, 15:03 Uhr »
@Doreen&Andreas

Genau so isses. http://www.usbr.gov/uc/water/crsp/crsp_40_gc.html Unter diesem Link sind die Daten vom Zu/Abfluss vom Lake Powell zu sehen. Zur Zeit lässt man ca 3 x mehr Wasser abfliessen als vom Colorado nachgeliefert wird.

Eisi
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Hatchcanyon

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #13 am: 13.08.2004, 15:03 Uhr »
@Doreen & Andreas, Juri

Zitat
Das heisst, die Wasserversorger vom Lake Mead haben die Verpflichtung den Städten und Counties gewisse bzw. evt. vertraglich bestimmte Wassermengen abzuliefern? Wenn sie mehr liefern würden bzw. müssten, dann würde der Pegel schneller sinken und in Las Vegas würde der Wassernotstand früher ausgerufen. Oder wie ist das gemeint?


Das hat folgenden rechtlichen Zusammenhang. In 1922 wurden Grundlagen für die Verteilung des Wassers gelegt - der "Colorado River Compact" auch bekannt als "Law of the River". Das regelt, wer welche Wassermengen nutzten darf. Beteiligt sind alle Staaten des "Colorado River Basin" mit der Aufteilung in Upper - und Lower Basin.

Upper Basin sind im Prinzip die Lieferanten, Lower Basin die Verbraucher ohne wesentlichen eigenen Zuflussanteil. Die Grenze liegt bei Lee´s Ferry.

Festgelegt ist, welche Wassermengen dem Lower Basin (Arizona, California, Nevada, später kam Mexico hinzu) vom Upper Basin (Wyoming, Utah, New Mexico, Colorado) zur Verfügung gestellt werden müssen. Um Schwankungen der Wassermenge auszugleichen, wurden im Lower Basin Lake Mead, an der Untergrenze des Upper Basin Lake Powell angelegt. Lake Powell dient als Puffer und muss jährlich 8,230,000 acre feet Wasser abgeben. (1 af ist das Wasser, das 1 acre = ca 0.4 Hektar 1 Fuss hoch mit Wasser bedeckt - entspricht grob 1.200 Kubikmeter)

Für jedes Reservoir im Lauf des Flusses sind Abgabemengen festgelegt, auch Lake Mead kann den Abfluss nicht stoppen. In Mexico kommen noch 8% der geregelten Wassermenge an. Da dieses vollständig verbraucht wird, mündet der Colorado River heute zumeist nicht mehr in den Golf von Mexico. Was damit weiter geschieht ist durch Regeln der einzelnen Staaten und Verbrauchern wie Industrie, Städten, Landwirtschaft abgestimmt. Bestimmte Verbraucher wie die Landwirtschaft haben bei Verknappung Vorrang . Daher hat L.V. keine Chance. Steht nicht genug Wasser zur Verfügung, wird hier zuerst abgestellt.

Den Abgabemengen liegen heute unhaltbaren Annahmen über die zur Verfügung stehenden Zuflussmengen zugrunde, die aber in der 2. Hälfte des 20. Jh.  tatsächlich verfügbar waren. Historisch fundierte Untersuchungen mit Dendochronologie belegen , dass es sich dabei um eine untypische "Nasszeit" handelte. Das war zum Bauzeitpunkt des Glen Canyon Dams bekannt. Daraus wurden keine Konsequenzen gezogen.

Muss nun Glen Canyon Dam weiterhin die festgelegten Abgaben leisten, ist er in 2-3 Jahren leer. Heute schon besteht kurioserweise Wasserknappheit, aber nicht etwa bei den Verbrauchern im Lower Basin, sondern wegen der Abgabeverpflichtungen bei den Erzeugern, z.B. in Colorado während Las Vegas weiter verbrauchen darf wie bisher.

Zitat
Heißt das, wenn der Lake Powell weg ist, trocknet als nächstes der Lake Mead aus???


Jein, aber eher Ja!
Nehmen wir an, Lake Powell fiele trocken und würde das ankommende Wasser einfach durchlassen. Zwischen beiden Reservoirs kommt kein bedeutender Zufluss hinzu, allerdings gibts auch keine Grossverbraucher. Also käme das Wasser zum grössten Teil im Lake Mead an. Aber - auch hier gibt es - wie oben geschrieben - feste Abgabeverpflichtungen. Die in den letzten Jahren zur Verfügung stehenden Wassermengen können diese aber nicht abdecken, also müsste auch Hoover Dam einfach durchlassen. Das Ende von Lake Mead, aber eben etwas später.

Letztendlich rächt sich jetzt die technisch wie ökologisch unsinnige Speicherung von Wasser in Oberflächenreservoirs in einer dafür untauglichen Wüstengegend. Wie schon aao gefragt: Würdet ihr euren Wasservorrat in der Wüste in einer offenen Badewanne lagern? Dazu muss man weder Techniker noch Ökologe sein, um dies mit Nein zu beantworten, da reicht der gesunde Menschenverstand.

Zusatz: Momentan fällt der Reservoirpegel schneller - mit 9 cm/Tag! Dies ist mehr als in 2002, als der Zufluss nochmals 50% niedriger lag. Es macht sich jetzt schon der nach unten kleiner werdene Querschnitt bemerkbar. Im Herbst wird die Rate voraussichtlich gegen 15cm/Tag tendieren.

Gruss

Rolf

Anonymous

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Re: Lake Powell mit neuem Rekordtief
« Antwort #14 am: 13.08.2004, 15:37 Uhr »
Gibt es Strategien, wie man das Problem beherrschen will?

Im Prinzip müßte man unterirdisch speichern, um die Verdunstung in dern Griff zu kriegen.