@Doreen & Andreas, Juri
Das heisst, die Wasserversorger vom Lake Mead haben die Verpflichtung den Städten und Counties gewisse bzw. evt. vertraglich bestimmte Wassermengen abzuliefern? Wenn sie mehr liefern würden bzw. müssten, dann würde der Pegel schneller sinken und in Las Vegas würde der Wassernotstand früher ausgerufen. Oder wie ist das gemeint?
Das hat folgenden rechtlichen Zusammenhang. In 1922 wurden Grundlagen für die Verteilung des Wassers gelegt - der "Colorado River Compact" auch bekannt als "Law of the River". Das regelt, wer welche Wassermengen nutzten darf. Beteiligt sind alle Staaten des "Colorado River Basin" mit der Aufteilung in Upper - und Lower Basin.
Upper Basin sind im Prinzip die Lieferanten, Lower Basin die Verbraucher ohne wesentlichen eigenen Zuflussanteil. Die Grenze liegt bei Lee´s Ferry.
Festgelegt ist, welche Wassermengen dem Lower Basin (Arizona, California, Nevada, später kam Mexico hinzu) vom Upper Basin (Wyoming, Utah, New Mexico, Colorado) zur Verfügung gestellt werden müssen. Um Schwankungen der Wassermenge auszugleichen, wurden im Lower Basin Lake Mead, an der Untergrenze des Upper Basin Lake Powell angelegt. Lake Powell dient als Puffer und muss jährlich 8,230,000 acre feet Wasser abgeben. (1 af ist das Wasser, das 1 acre = ca 0.4 Hektar 1 Fuss hoch mit Wasser bedeckt - entspricht grob 1.200 Kubikmeter)
Für jedes Reservoir im Lauf des Flusses sind Abgabemengen festgelegt, auch Lake Mead kann den Abfluss nicht stoppen. In Mexico kommen noch 8% der geregelten Wassermenge an. Da dieses vollständig verbraucht wird, mündet der Colorado River heute zumeist nicht mehr in den Golf von Mexico. Was damit weiter geschieht ist durch Regeln der einzelnen Staaten und Verbrauchern wie Industrie, Städten, Landwirtschaft abgestimmt. Bestimmte Verbraucher wie die Landwirtschaft haben bei Verknappung Vorrang . Daher hat L.V. keine Chance. Steht nicht genug Wasser zur Verfügung, wird hier zuerst abgestellt.
Den Abgabemengen liegen heute unhaltbaren Annahmen über die zur Verfügung stehenden Zuflussmengen zugrunde, die aber in der 2. Hälfte des 20. Jh. tatsächlich verfügbar waren. Historisch fundierte Untersuchungen mit Dendochronologie belegen , dass es sich dabei um eine untypische "Nasszeit" handelte. Das war zum Bauzeitpunkt des Glen Canyon Dams bekannt. Daraus wurden keine Konsequenzen gezogen.
Muss nun Glen Canyon Dam weiterhin die festgelegten Abgaben leisten, ist er in 2-3 Jahren leer. Heute schon besteht kurioserweise Wasserknappheit, aber nicht etwa bei den Verbrauchern im Lower Basin, sondern wegen der Abgabeverpflichtungen bei den Erzeugern, z.B. in Colorado während Las Vegas weiter verbrauchen darf wie bisher.
Heißt das, wenn der Lake Powell weg ist, trocknet als nächstes der Lake Mead aus???
Jein, aber eher Ja!
Nehmen wir an, Lake Powell fiele trocken und würde das ankommende Wasser einfach durchlassen. Zwischen beiden Reservoirs kommt kein bedeutender Zufluss hinzu, allerdings gibts auch keine Grossverbraucher. Also käme das Wasser zum grössten Teil im Lake Mead an. Aber - auch hier gibt es - wie oben geschrieben - feste Abgabeverpflichtungen. Die in den letzten Jahren zur Verfügung stehenden Wassermengen können diese aber nicht abdecken, also müsste auch Hoover Dam einfach durchlassen. Das Ende von Lake Mead, aber eben etwas später.
Letztendlich rächt sich jetzt die technisch wie ökologisch unsinnige Speicherung von Wasser in Oberflächenreservoirs in einer dafür untauglichen Wüstengegend. Wie schon aao gefragt: Würdet ihr euren Wasservorrat in der Wüste in einer offenen Badewanne lagern? Dazu muss man weder Techniker noch Ökologe sein, um dies mit Nein zu beantworten, da reicht der gesunde Menschenverstand.
Zusatz: Momentan fällt der Reservoirpegel schneller - mit 9 cm/Tag! Dies ist mehr als in 2002, als der Zufluss nochmals 50% niedriger lag. Es macht sich jetzt schon der nach unten kleiner werdene Querschnitt bemerkbar. Im Herbst wird die Rate voraussichtlich gegen 15cm/Tag tendieren.
Gruss
Rolf