Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 136 Stundenkilometern soll Hurrikan "Ophelia" im Laufe des Tages auf North Carolina treffen. Zweieinhalb Wochen nach "Katrina" ist die Angst vor dem Wirbelsturm besonders groß. Die ersten Gemeinden werden bereits evakuiert.
Raleigh - Die Behörden rechneten damit, dass "Ophelia" bis zu zwei Tage lang etwa 700.000 Menschen in dem betroffenen Bundesstaat North Carolina bedrohen wird. Das Zentrum des Sturms lag bis zum Morgen europäischer Zeit etwa 32 Kilometer süd-südöstlich von Cape Lookout in North Carolina. Es wurde erwartet, dass der Hurrikan im Laufe des Tages Cape Lookout erreicht und sich anschließend der Inselgruppe Outer Banks nähert. Eine 19-jährige Frau kam ums Leben, als sie mit ihrem Auto von einer überschwemmten Straße rutschte.
Wegen der Ausläufer "Ophelias" wurden an Teilen der Küste North Carolinas Schulen, Häfen und Geschäfte geschlossen sowie Fährverbindungen ausgesetzt. Mehr als 123.000 Menschen waren ohne Strom, 1700 wurden in Notunterkünften untergebracht. Die Fluten nagten an Stränden und überfluteten Straßen. Vorhersagen zufolge könnten die Winde noch stärker werden, Bäume entwurzeln und die Küstengebiete mit Sturmfluten überschwemmen. Die Behörden ordneten vorsorglich die Evakuierung einiger Inseln und Gemeinden in Küstennähe an.
Eine Tankstelle bekam die Wucht "Ophelias" bereits zu spüren
Vermutlich werde der Hurrikan bald Stärke 2 erreichen und damit auch für eine höhere Flut sorgen, sagte Gouverneur des US-Bundesstaates North Carolina, Mike Easley. Er rief noch einmal alle Bewohner der tiefergelegenen Küstengebiete auf, sich in Sicherheit zu bringen. Alle, die bereits die Aufforderung zur Evakuierung erhalten hätten, sollten nun wirklich gehen.
Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Florida stufte den Wirbelsturm gestern zunächst weiter als Kategorie 1 ein - "Katrina" hatte Stärke 4, als er New Orleans traf. Das Zentrum des Hurrikans wird nach Angaben der Meteorologen heute zuerst die dem Festland vorgelagerte Landzunge Outer Banks treffen - eines der beliebtesten Ausflugs- und Urlaubsziele an der US-Ostküste.
Die Zahl der registrierten Todesopfer von "Katrina" erhöhte sich unterdessen auf 708: Der US-Bundesstaat Louisiana meldete 51 weitere und damit insgesamt 474 Tote; in Mississippi wurden bislang 218 Menschen als tot gemeldet, in Florida 14 und in Alabama 2. Anfängliche Befürchtungen von bis zu zehntausend Toten dürften sich angesichts der bisherigen Opferzahlen nicht bewahrheiten.
In New Orleans begannen die Behörden mit dem Sprühen von Insektiziden über der Stadt, um der Mückenplage in den verseuchtem Wasser zu begegnen. Damit soll unter anderem die Verbreitung des durch Mücken übertragenen West-Nil-Virus gestoppt werden. Im Fernsehen war zu sehen, wie eine große Transportmaschine vom Typ C- 130 über der Stadt flog und das Insektengift versprühte.
Zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen sich die Behörden in der stark zerstörten Stadt Long Beach in Mississippi. Hier begannen Spezialistenteams gestern, einen Stacheldrahtzaun von insgesamt sechs Kilometer Länge um die Innenstadt zu ziehen. Der Nachrichtensender CNN berichtete, die Polizei habe erklärt, damit sollten Plünderungen verhindert werden. Dagegen habe ein Militärsprecher gesagt, unter den Trümmern würden besonders viele Leichen vermutet, deshalb solle verhindert werden, dass jemand in die Stadt laufe und die Bergung störe.
Quelle:
www.spiegel.de