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Autor Thema: Fluggesellschaften stocken Angebote auf Nordatlantikmarkt au  (Gelesen 671 mal)

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tom22

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Meldung aus dem Handelsblatt:

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US-Airlines flüchten in Übersee-Strecken
 
Von Dietmar Petersen, Handelsblatt
 

Am Himmel über dem Nordatlantik droht ein Luftkampf. Amerikas Fluggesellschaften verschieben derzeit viele Kapazitäten auf die attraktiven Verbindungen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA. Sie zählen zu den margenstärksten Routen des globalen Luftverkehrsmarktes. Die Binnenmärkte EU und USA einschließlich des Nordatlantikroute machen immerhin 70 Prozent des Weltluftverkehrs aus.
 

HB DÜSSELDORF.„Die US-Carrier haben 2004 erheblich mehr Sitze auf dem Nordatlantikmarkt angeboten als ihre europäischen Konkurrenten“, sagt Ulrich Schulte-Strathaus, Generalsekretär des Verbandes der Europäischen Fluggesellschaften (AEA) in Brüssel. Der Chef-Lobbyist der europäischen Luftfahrtbranche befürchtet, dass sich dieser Trend 2005 fortsetzen wird.
Im laufenden Jahr haben nach der AEA-Verkehrsstatistik die sechs großen Fluggesellschaften der USA – American Airlines, Continental Airlines, Delta Air Lines, Northwest Airlines, United Airlines und US Airways – bis November ihre Kapazität um rund 10,5 Prozent aufgestockt, allein im November um mehr als acht Prozent. Die europäischen AEA-Fluglinien kommen lediglich auf eine Ausweitung von knapp vier Prozent. „Die Amerikaner haben viel mehr Sitze in den Markt gepumpt als es nach europäischer Kalkulation von der Nachfrage her geboten war“, registriert Schulte-Strathaus.
Plakativ hatten im Oktober Delta und Continental angekündigt, im Frühjahr 2005 wieder Direktflüge von New York nach Berlin aufzunehmen. Ein Branchen-Insider wundert sich allerdings, warum hier zwei Mitglieder der von der Air France- KLM angeführten Luftverkehrs-Allianz Skyteam gegeneinander antreten. „Diese Strecke lässt sich aus unserer Sicht nicht wirtschaftlich betreiben“, sagt ein Unternehmenssprecher der Lufthansa. Zweifel an einem ausreichenden Marktvolumen äußert auch Eric Heymann, Luftfahrt-Analyst bei der Deutschen Bank: „Bleibt abzuwarten, ob die ihre Flieger voll bekommen. Die brauchen Stehvermögen“.
Auch die Lufthansa habe ihr transatlantisches Sitzplatz-Angebot erhöht – aber die Sitze auch verkauft, sagt ihr Sprecher. „Wir wachsen profitabel“, unterstreicht er.
Das trauen sich die Amerikaner offenbar auch zu. United etwa hat seit Februar 2002 das internationale Streckennetz um 30 Ziele erweitert, davon die meisten in diesem Jahr. Das internationale Angebot wächst damit um 14 Prozent; auf dem Heimatmarkt USA sinkt es gleichzeitig um zwölf Prozent. „Unsere Strategie zielt darauf, Größe und Einsatz unserer Flotte dem von einem schonungslosen Wettbewerb geprägten Markt anzupassen“, sagt United- Chef Glenn Tilton.
Hinter dieser unternehmerischen Plattitüde vermuten Kritiker den Versuch, der mörderischen Konkurrenz durch die Discountflieger zumindest teilweise zu entkommen. Gegen den Billig-Pionier Southwest Airlines kommen die etablierten Fluggesellschaften nur mühsam an. Dass sie jetzt die margenstarken internationalen Routen als Ausweg aus der heimatlichen Misere nutzen wollen, ist nur durch eine amerikanische Spezialität möglich: den Gläubigerschutz. Wer sich unter Gläubigerschutz stellt, bekommt die Chance zu einem radikalen Kostenabbau. Den hat jüngst Delta vorexerziert. Die Piloten verzichten hier auf fast ein Drittel ihres Gehalts – ein milliardenschweres Sparpaket. Zudem greift die US-Regierung den nationalen Fluggesellschaften finanziell unter die Arme.
Die Angebotspolitik der europäischen Airlines beurteilt ihr Chef- Lobbyist Schulte-Strathaus als „nachfrageorientiert, also betriebswirtschaftlich sinnvoll“. Die Amerikaner hingegen schüfen Überkapazitäten. „Das destabilisiert den Markt“, warnt er.
Unterdessen rüsten sich die Amerikaner für einen weiteren Markt: China. Ab März 2005 kann die Zahl der Direktflüge sprunghaft steigen. Das haben Washington und Peking vereinbart.
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EU versus USA
Das Problem: Die US-Fluggesellschaften genießen - anders als die europäische Konkurrenz - einen besonderen Staatsschutz. Neben dem Gläubigerschutz des US-Insolvenzrechts finanziert Washington Sicherheitsmaßnahmen der Airlines und bietet Entlastung bei Versicherungsprämien.
Die Lösung: Das geplante Open-Sky-Abkommen soll den Rahmen für einen fairen Wettbewerb schaffen. Derzeit liegt es auf Eis. Die Hoffnungen richten sich auf die neue Bush-Administration, die im Januar 2005 ihr Amt antritt.