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Autor Thema: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA  (Gelesen 986 mal)

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McC

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Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« am: 11.12.2013, 15:55 Uhr »
Etliche US-Bundesstaaten haben deshalb eigene, höhere Mindestlöhne verordnet. Am großzügigsten sind Washington (9,19 Dollar), Oregon (8,95 Dollar) und Vermont (8,60 Dollar). Kalifornien beschloss, seinen Mindestlohn von Mitte kommenden Jahres an auf zehn Dollar zu erhöhen - womit dann immerhin der Stand von 1968 wieder fast erreicht wäre.

Auch McDonald's hat inzwischen gute Nachrichten für seine unterbezahlten Angestellten: Der Konzern schenkte ihnen eine Broschüre, die ihnen bei der Finanzplanung helfen soll. Wichtigster Überlebenstipp: Sie sollten doch, über den Vollzeitjob McDonald's hinaus, am besten noch eine weitere Stelle annehmen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/us-arbeitnehmer-fordern-erhoehung-des-mindestlohns-von-7-25-dollar-a-937906.html

winki

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #1 am: 11.12.2013, 16:49 Uhr »
....ist es denn bei uns, anders?  8)

usa2008

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #2 am: 11.12.2013, 17:41 Uhr »
Zitat
...ist es denn bei uns, anders?

Nicht gravierend: unterbezahlte Zeitarbeit und 400€ bzw. 450€ Minijobs sind immer mehr die Regel.
Wobei eine nicht bestimmte (aber recht hoch geschätzte) Zahl dieser Arbeitnehmer nebenbei schwarz
arbeitet - vor allem auch im Bereich der Personenbeförderung - und aufstockend Sozialleistungen erhält.

Gaby

Davidc

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #3 am: 11.12.2013, 19:22 Uhr »
....ist es denn bei uns, anders?  8)

Ja, ist es.
Weiniger als 2 % der Vollzeitbeschäftigten bekommen bzw. benötigen eine Aufstockung mit ALG II.

Davidc

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #4 am: 11.12.2013, 19:29 Uhr »
Etliche US-Bundesstaaten haben deshalb eigene, höhere Mindestlöhne verordnet. Am großzügigsten sind Washington (9,19 Dollar), Oregon (8,95 Dollar) und Vermont (8,60 Dollar). Kalifornien beschloss, seinen Mindestlohn von Mitte kommenden Jahres an auf zehn Dollar zu erhöhen - womit dann immerhin der Stand von 1968 wieder fast erreicht wäre.

Auch McDonald's hat inzwischen gute Nachrichten für seine unterbezahlten Angestellten: Der Konzern schenkte ihnen eine Broschüre, die ihnen bei der Finanzplanung helfen soll. Wichtigster Überlebenstipp: Sie sollten doch, über den Vollzeitjob McDonald's hinaus, am besten noch eine weitere Stelle annehmen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/us-arbeitnehmer-fordern-erhoehung-des-mindestlohns-von-7-25-dollar-a-937906.html

Die Überschrift halte ich für vollkommen verfehlt.

Niemand hindert den Arbeitgeber daran, mehr als den Mindestlohn zu bezahlen. Der Staat verordnet also keinen Hungerlohn, er verhindert ihn vielmehr.
Wer wagt sich denn, einen "fairen" oder "gerechten" Lohn festzulegen? Wann ist jemand unterbezahlt und wann nicht mehr?
Ich kann schon die empörten Sprüche aus deutschen TV-Shows hören: "Man muss davon leben können....." :-o Als ob so eine Aussage die gerechte Lohnfindung bzw. die Findung einer Lohnuntergrenze einfacher machen würde. Wer ist denn die moralische Instanz, die festlegt was bzw. wie viel man zum Leben braucht?

Ich bin ein klarer Gegner von Mindestlöhnen. Die Lohnfindung ist allein Sache zwischen AG und AN. Der Staat hat sich an der Stelle nicht einzumischen.

Und die McDonalds-Mitarbeiter in den USA sind nicht unterbezahlt. Ich habe mindestens zwei Bekannte bzw. Verwandte, die bei McD USA arbeiten. Beide müssen nicht darben.

Man darf sich gerne in Puerto Rico anschauen, was ein Mindestlohn bei zu geringer Produktivität bedeutet. Dort gilt auch die US-Amerikanische Mindestlohndoktrin, aber die Produktivität ist deutlich niedriger als in den Kern-USA. Folge ist eine hohe Arbeitslosigkeit.

dschlei

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #5 am: 11.12.2013, 19:39 Uhr »



Und die McDonalds-Mitarbeiter in den USA sind nicht unterbezahlt. Ich habe mindestens zwei Bekannte bzw. Verwandte, die bei McD USA arbeiten. Beide müssen nicht darben.

Die meisten Mc Donalds sind Franchise Unternehmen, gehoeren also individuellen Besitzern.  Da kann der besitzer jegliche Lohnhoehe, solange es ueber dem Mindestlohn ist, festlegen.  Hier scheint es ueblich zu sein, dass Mc Donalds zwischen 12 und 15 Dollar die Stunde zahlt.  Manager erhalten so um die 20 Dollar.

Im Vergleich dazu erhalten ASE zertifizierte Automechaniker so zwischen 15 und 30 Dollar die Stunde.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

McC

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #6 am: 11.12.2013, 19:56 Uhr »
Ich möchte auch nicht für 30 USD o. 30 EUR für McDonalds arbeiten  :wink:

Palo

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #7 am: 11.12.2013, 20:39 Uhr »

Niemand hindert den Arbeitgeber daran, mehr als den Mindestlohn zu bezahlen.


Glaubst du etwa. dass das einer macht? Wenn irgendwie moeglich wird der Job nach China, Indien, Mexiko usw. geschickt, dann ist der Job auch wieder weg.


Gruß

Palo

usa2008

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #8 am: 11.12.2013, 20:40 Uhr »
Zitat
Weiniger als 2 % der Vollzeitbeschäftigten bekommen bzw. benötigen eine Aufstockung mit ALG II

Logisch: Wenn ein VZ-Beschäftigter Single 40Std. x 4,3 Wochen = 172 STd. für den Hungerlohn von 7€ arbeitet, erhält er netto ca. 920€.
ALG 2 hätte er/sie je nach Wohnort einen Anspruch von 780€. Da von dem EK 300€ Freibetrag abgesetzt werden, hätte er/sie somit
160€ Anspruch. Da aber je nach Miethöhe Wohngeldanspruch von bis zu 170€ besteht, hat er/sie keinen Anspruch auf ALG 2 und sucht
sich zu seinem VZ-Job noch einen Minijob, weil man von 1090€ auf Dauer nicht wirklich leben kann.
Außerdem gibt es da ja auch noch die Paare, die beide für solche Löhne arbeiten und trotzdem keinen Anspruch auf ALG 2 haben oder bei denen
der Partner das Glück hat angemessen bezahlt zu werden.
Im Übrigen werden Zeitarbeiter selten VZ beschäftigt, auch 35 Std. sind je nach Branche TZ und Minijobber sind auch bei mehreren Minijobs keine VZ-Beschäftigten.

Gaby

MoodyMare7

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #9 am: 12.12.2013, 02:00 Uhr »
es schreibt auch keinem vor eine felony zu begehen um dann ohne alles fuer $7.53/hr zu arbeiten....

Palo

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #10 am: 12.12.2013, 05:57 Uhr »
Von dem Hungerlohn muessen sie jetzt auch noch eine Krankenversicherung abschliessen und dafuer bezahlen, das ist jetzt Gesetz. Die staatlichen Subventionen mit denen Obama angibt, sind ja nur Steuerveguenstigungen, da muss man aber erst mal genug verdienen um ueberhaupt genug Steuern zahlen zu muessen.

Gruß

Palo

gabenga

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #11 am: 12.12.2013, 10:34 Uhr »
Glaubst du etwa. dass das einer macht? Wenn irgendwie moeglich wird der Job nach China, Indien, Mexiko usw. geschickt, dann ist der Job auch wieder weg.

So ein Quark... Die Verlagerungen machen eher die großen Unternehmen und die ziehen dann ihre Zulieferer mit. Ansonsten schaut ein eher kleiner Unternehmer sicher das das Unternehmen in der von ihm bevorzugten Wohngegend liegt. Ich bezweifle auch, dass der Kleinunternehmer in den USA sein Angestellten mit einer solchen Verachtung betrachtet.

brigi

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #12 am: 12.12.2013, 13:10 Uhr »
Von dem Hungerlohn muessen sie jetzt auch noch eine Krankenversicherung abschliessen und dafuer bezahlen, das ist jetzt Gesetz. Die staatlichen Subventionen mit denen Obama angibt, sind ja nur Steuerveguenstigungen, da muss man aber erst mal genug verdienen um ueberhaupt genug Steuern zahlen zu muessen.

Auch bei uns werden Krankenversicherungsbeiträge, sowie Renten-, Arbeitslosen- u Pflegeversicherungsbeiträge vom Lohn abgezogen - auch wenn wenn keine Lohnsteuer anfällt, weil der Verdienst zu niedrig ist. (Ausnahme: Minijobs bis insges. 450€  im Monat). Dafür hat aber jeder die Möglichkeit zum Arzt zu gehen, etc.
liebe Grüsse Brigi
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winki

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Re: Staatlich verordneter Hungerlohn in USA
« Antwort #13 am: 12.12.2013, 15:36 Uhr »

Niemand hindert den Arbeitgeber daran, mehr als den Mindestlohn zu bezahlen. Der Staat verordnet also keinen Hungerlohn, er verhindert ihn vielmehr.
Wer wagt sich denn, einen "fairen" oder "gerechten" Lohn festzulegen? Wann ist jemand unterbezahlt und wann nicht mehr?
Ich kann schon die empörten Sprüche aus deutschen TV-Shows hören: "Man muss davon leben können....." :-o Als ob so eine Aussage die gerechte Lohnfindung bzw. die Findung einer Lohnuntergrenze einfacher machen würde. Wer ist denn die moralische Instanz, die festlegt was bzw. wie viel man zum Leben braucht?

Ich bin ein klarer Gegner von Mindestlöhnen. Die Lohnfindung ist allein Sache zwischen AG und AN. Der Staat hat sich an der Stelle nicht einzumischen.


Deine Meinung, ist ja hinreichend bekannt.  Moralische Instanzen, was man in Deutschland zum Leben benötigt ohne in die Armutsgrenze eingeordnet zu werden, gibt es z.B. in den vielen unabhängigen Wirtschaftsinstitute, denen man beileibe keine Nähe zu Sozialstaat nachsagen könnte.

Genau so wenig wie Du die "empörten" Aussagen in den TV Shows hören kannst, kann ich die ständigen gebetsmühlenartigen Aussagen, Arbeitgebervertreter über die Höhe des Mindestlohnes, der die Firmen in den Ruin bringen würde, hören.  Derweil einige dieser Firmen nachweislich riesige Gewinne, einfahren.
Erfolgsstorys wie Amazon und Co, basieren nun mal auf den Niedriglohnsektor bei Lagerhaltung, Vertrieb und Einzelhändlern. Ebenso wie die Verlagerung der Unternehmerrisiken in Subunternehmer, die überhaupt nur in den Arbeitslöhnen, Einsparungen vornehmen können.

Als Beispiel dienen Walmart usw. die außer ihren Manager nun wirklich keine üppigen Löhne bezahlen und die in Deutschland kläglich scheiterten da die Arbeitsgesetze neben Niedriglohn, keine entsprechenden Arbeitszeiten zuließen...

Schön dass Du Porto Rico, zitierst, vor allen Dingen, weil es mit den USA so viel gemein hat wie der Mond und die Sonne, nämlich dass die Sonnenstrahlen in erhellen...

Noch besser der Hinweis zur Tarifautonomie mit AG und AN Verbänden...   wo doch jeder weiß dass Minderlohnempfänger in den seltensten Fällen organisiert und damit auch keine Lobby haben. Der einzige Weg überhaupt eine einigermaßen gerechte Bezahlung zu erreichen ist nur über eine staatliche Verordnung möglich.

Wenn wir schon Vergleichen sollte man nicht Äpfel mit Birnen nehmen, sondern in den Ländern blicken die mit Mindestlohn sehr gute Erfahrungen machen. Nicht umsonst funktioniert in diesem Fall, die Gesetze der Selbstregulierung des Arbeitsmarktes nicht mehr, weil es ausnahmslos (bis jetzt) untere Lohnempfänger trifft.

Klar eine Gerechtigkeit ist Illusion, wird es nie geben. Aber Niedriglohn, zu dem Preis dass der Rest über höhere Steuereinnahmen, letztendlich die Zeche dafür, dass  keine Rentenabsicherung, KK und Sozialverscherung aufgebaut werden kann, der Staat sich durch Sozialausgaben verschulden muss,  zu bezahlen hat aber Dividendengewinne kaum besteuert werden, kann es auch nicht sein.