Washington (dpa) - «Mein Gefühl sagt mir, dass es heute Nacht
spannend wird.» Erwartungsvoll, mit einem verschmitzten Lächeln,
steigt Brian Tunks in seinen Wagen. Es ist 21.30 Uhr. Für den
Polizisten aus Washington DC hat der Tag gerade begonnen. Bis
sechs Uhr morgens wird er in der US-Hauptstadt, dem District of
Columbia, Streife fahren, Kriminellen auf der Spur sein und seinen
Beitrag für Recht und Ordnung leisten. Und das in einer Stadt, die
seit Jahren zu den gefährlichsten der USA zählt.
Tunks ist nicht allein. Eine junge Frau begleitet ihn. «Bei
Todesfall, Verletzungen etc. haftet nur der Teilnehmer, liest sie im
Anmeldeformular, das sie auf dem Beifahrersitz von Einsatzwagen 223
ausfüllt. Zugegebenermaßen mit einem etwas mulmigen Gefühl. Sie
könnte sterben. Oder verletzt werden. Dann unterschreibt sie schnell.
Brian grinst. «Keine Sorge, Du wirst es überleben.» Er kennt diese
Reaktion, schließlich hat er mehrmals im Monat Mitfahrer. «Ride-
along» heißt diese Mitfahrgelegenheit der besonderen Art für die
Bürger des Bundesstaates. «Die Leute finanzieren durch ihre Steuern
unsere Arbeit. Also haben sie das Recht, hautnah mitzubekommen, wie
wir für ihre Sicherheit sorgen», erklärt Brian. Seit mehr als 20
Jahren gibt es dieses Angebot.
Bei Brian fahren im Schnitt drei Leute im Monat mit. Mal sind es
junge Menschen, die Jura oder Politik studieren oder in den
Polizeidienst wollen, mal ältere Bürger, die sich ein konkretes Bild
von der Polizeiarbeit machen wollen. Aber auch Menschen, die sich
einen actionreichen Feierabend versprechen. Auch wenn das Angebot
eigentlich für die Bürger von Washington DC gedacht ist - andere sind
auch willkommen, zumindest bei Brian. Und so kommt es, dass viele
Studenten - nicht nur aus den Staaten - bei ihm auf dem Beifahrersitz
landen. Für Brian gute Gelegenheit, ein bisschen Polizeistatistik preiszugeben.
Die Zahl der Morde in Washington ist deutlich zurückgegangen. In den 90er Jahren wurden jährlich etwa 450 registriert, 2007 waren es aber immer noch 181. Bei einer
Einwohnerzahl von rund 550 000 kommen also auf 100 000 Einwohner rund
35 «vorsätzliche Tötungsdelikte». Johannesburg, die Stadt in
Südafrika, die den unrühmlichen Beinamen «Mordhauptstadt der Welt»
trägt, weist eine Rate von 40 auf, in New York City liegt sie nach
einer Erhebung des FBI bei 6,6 und in Los Angeles
bei 12,6.
Vielleicht etwas für den nächsten Urlaub....