New Orleans: Gray Line startet Hurrikan-Tour

[Heiner]

Hi

New Orleans versucht, das Beste aus seiner misslichen Lage zu machen: Ab 4. Januar 2006 legt das Busunternehmen Gray Line die Tour "Hurricane Katrina – die schlimmste Katastrophe Amerikas" auf. Die Tour wurde von Amerikanern kreiert, die zum Teil selbst Hab und Gut durch den Hurrikan verloren haben, und will größte Rücksicht auf die vielen Bewohner genommen, die noch immer beim Wiederaufbau sind.
Bis Ende Februar 2006 startet die Tour mittwochs bis samstags jeweils um 13 Uhr, ab Anfang März 2006 dann täglich.
Erwachsene zahlen 35 Dollar und Kinder (bis zwölf Jahre) 28 Dollar. Jeweils drei Dollar davon gehen an eine von vier Katrina-Hilfsorganisationen.
Derweil kehrt die Stadt langsam zurück zur Normalität. So hat die New Orleans Regional Transit Authority (Norta) angekündigt, dass die beliebte Straßenbahn auf den Linien Canal und Riverfront ihren Betrieb im Frühjahr 2006 wiederaufnimmt. Und zum 150. Geburtstag des Mardi Gras, des berühmten Karnevals der Stadt am 28. Februar 2006, haben bereits 31 der 34 Vereine und Clubs, die 2005 dabei waren, ihre Teilnahme zugesagt.

Aus der FVW

http://www.neworleanscvb.com/

http://www.graylineneworleans.com/

Gruß Heiner

[OWL]

Etwas zweischneidig, bin mir noch nicht sicher, was ich davon halte.

[OWL]

Diese Bustouren laufen ancscheinend gut:

http://www.spiegel.de/reise/metropolen/0,1518,393488,00.html

[Scooby Doo]

Die Amis vermarkten auch wirklich alles. Als ich den stolzen Preis von 35$ pro Person gelesen hatte, hoffte ich inständig, dass das volle Geld dann wenigstens zum Wiederaufbau genommen werden würde. Dem ist anscheinend nicht so.

3$ davon für die Hilfsorganisationen - das ist doch lächerlich.

Ich würde so eine Tour niemals mitmachen.  

[OWL]

Inzwischen weiß ich, was ich davon halte:

   

[Viola]

Katastrophen-Tourismus finde ich schlimm.

Sollten die Geschädigten tatsächlich etwas davon haben, mag es ja in Ordnung sein!!

[EasyAmerica]

Katastrophen-Tourismus finde ich schlimm.

Ich auch. Ich halte den Begriff hier aber für nicht angebracht. Es werden keine Rettungsarbeiten behindert und keine leidenden Mensche begafft. Es sind die Folgen der Katastrophe zu sehen. Und das kann für Menschen, die sich über die Natur stellen, auch sehr lehrreich sein. Weiter will ich das nicht ausführen, sonst wird es politisch und das wollen wir hier ja nicht.

Auch mich interessiert selbstverständlich, was aus New Orleans geworden ist und was die Menschen von der Stadt - auch touristisch - noch erwarten können. Noch mehr interessieren mich aber in tiefer Demut die Folgen von Naturgewalten, denen wir Menschen ausgeliefert sind. Egal ob es Hurrkans, Tornados, Erdbeben oder Vulkanausbrüche waren, die unsere friedliche Umwelt von einem Tag auf den anderen verändert haben.

Sind Menschen von solchen Ereignissen betroffen sprechen wir von Katastrophen, sind keine Menschen betroffen, sind es Naturerscheinungen. Es kann doch nicht sein, dass ich mir die Auswirkungen von Natur nur abhängig von der Zahl der davon unmittelbar Betroffenen ansehen darf.

[OWL]

Sind Menschen von solchen Ereignissen betroffen sprechen wir von Katastrophen, sind keine Menschen betroffen, sind es Naturerscheinungen. Es kann doch nicht sein, dass ich mir die Auswirkungen von Natur nur abhängig von der Zahl der davon unmittelbar Betroffenen ansehen darf.

Das macht aber IMHO doch einen Unterschied. Eine Naturerscheinung fasziniert, eine (Natur-)katastrophe macht betroffen (sorry für das abgegriffene Wort). Da bewegt man sich auf einem schmalen Grat zwischen Voyeurismus und echtem Interesse.

[ratlady]

Na, also als "Katastrophentourismus" wuerd ich das jetzt auch nicht unbedingt bezeichnen wollen... aber ganz unabhaengig davon, Tourismus war/ist wohl mit die wichtigste "Einkommensquelle" fuer die Gegend; je eher und je mehr Leute wieder die Gegend besuchen, desto besser doch eigentlich... Und immerhin sind ja wohl auch einige der Betroffenen an der Organisation beteiligt...

Mitmachen muss ja auch keiner, aber durch absolutes "Fernbleiben" ist ebenfalls keinem geholfen - nur meine Meinung  

[America_Crazy]

Mit absolutem "Fernbleiben" ist natürlich keinem geholfen. Es ist auch klar, dass der Tourismus in New Orleans wieder aufblühen soll/muss/sollte. Das ist keine Frage. Jedoch, falls es stimmt das nur $3 an Hilfsorganisationen fließen von ursprünglichen $35, finde ich das auch so ziemlich lächerlich. $3 sind zwar etwas aber nicht gerade viel, vor allem wenn man bedenkt, das viel mehr an Hilfsorganisationen fließen könnte durch diese fragbare Aktion. Ich persönlich würde diese Tour auch nicht mitmachen, aber selbstverständlich nach New Orleans  

[americanhero]

Das ganze ist natürlich eine Gratwanderung. Zum einen macht es den Touris, vor allem auch den amerikanischen Touristen so richtig klar, welche Auswirkungen so ein Hurricane haben kann. Und sorgt natürlich mit den ganzen Trümmern dafür, diese Katastrophe nicht so schnell in Vergessenheit geraten zu lassen. Kaum einer redet ja heutzutage noch davon, dabei ist ja noch lange nicht jedem geholfen worden und so lange ist es ja auch noch nicht her.
Zum anderen wiederum ist so eine Tour nahe dran, an Geschmacklosigkeit zu grenzen, denn mit dem Leid der anderen wird jetzt auch noch Profit gemacht. Und die 3$ Spende sind ja nahezu lächerlich. Wenn wenigstens ein Großteil der Einnahmen den Hilfsorganisationen gespendet würde, könnte man das ja noch einigermaßen verstehen.

Also für mich wäre so eine Tour absolut nichts. Ich hätte ein viel zu schlechtes Gewissen, als Gaffer mich am Leid derer zu ergötzen, die eigentlich ihre komplette Existenz verloren haben.


Greetz,

Yvonne

[ratlady]

Also für mich wäre so eine Tour absolut nichts. Ich hätte ein viel zu schlechtes Gewissen, als Gaffer mich am Leid derer zu ergötzen, die eigentlich ihre komplette Existenz verloren haben.

Darum geht es doch auch gar nicht, bzw. sollte nicht Sinn der Sache sein...!

Dazu vielleicht auch mal folgendes:

The new tour was created in an attempt to accurately inform visitors from around the world as to the factors contributing to this cataclysmic event. Participants will learn how oil & gas pipelines, manmade levee protection, and America 's disappearing coastline combined to create this massive hurricane destruction. The tour has been written by locals, one of whom stayed in New Orleans ( next to the Superdome) throughout the storm. The tour will emphasize New Orleans ' importance to the U. S. and global economies through its oil & gas production, traffic through the second largest port in the country, and its seafood harvest. Participants will see and believe not only the devastation, but also the rebirth and rebuilding needed to save America 's Most Interesting City !

“Since so many of our employees, including myself, lost our home and possessions, this tour will be operated with the utmost sensitivity to the thousands of local residents still trying to get their lives back in order.” Gray Line New Orleans Vice- President Greg Hoffman explains

sowie:

HURRICANE KATRINA DISASTER RELIEF FUND

Established for Gray Line Employees in Need
Gray Line Cares (www.graylinecares.com), is a non-profit charitable organization established to provide emergency, financial assistance to Gray Line employees and their families who have been impacted by the devastation of Hurricane Katrina.

Of the nearly 400 Gray Line employees in Mississippi and Louisiana, many have been displaced from their homes and are in dire need of financial assistance to cope with the aftermath of the storm. The primary purpose of Gray Line Cares is to accept donations and facilitate the disbursement of funds to pay for food, clothing, housing (including repairs), transportation, and medical assistance for those who need it most.

Klar ist das von DEREN website (http://www.grayline.com), da werden die wohl kaum negativ schreiben... trotzdem sollte man - bevor man sich ueber den "laecherlichen" Donation-Anteil aufregt - evtl. auch bedenken, dass Gray Line selbst halt auch Arbeitsplaetze (und weiteres) fuer die Betroffenen bietet... Warum sollten die also auf einmal auf "Verlustbasis" operieren? Solche "Touren" kosten nunmal - klar koennte man vielleicht den Preis verdoppeln, und dann halt die Haelfte spenden... Waere das dann unbedingt "besser"?  

Klar ist das ganze ein "zweischneidiges Schwert" - ABER insgesamt gesehen, New Orleans wird (muss!) wohl alles versuchen, um Touris wieder in die Stadt zu bringen... dass das nicht bei allen Bewohnern/Betroffenen auf jubelnde Begeisterung stoesst, ist doch eigentlich klar.

[americanhero]

- ABER insgesamt gesehen, New Orleans wird (muss!) wohl alles versuchen, um Touris wieder in die Stadt zu bringen... dass das nicht bei allen Bewohnern/Betroffenen auf jubelnde Begeisterung stoesst, ist doch eigentlich klar.

sicher hast du da Recht, es muß alles versucht werden, um New Orleans wieder attraktiv werden zu lassen. Ist halt nur meine persönliche Meinung, daß ich so eine Tour wohl nicht machen würde, selbst wenn man ne qualifizierte Erläuterung dabei bekäme. So eine Tour ist halt eben Geschmackssache, und wenn es dazu beiträgt, die Touristen wiede in die Stadt zu locken, warum nicht. Für mich wäre es aber nicht der Hauptgrund, nur wegen dieser Tour nach New Orleans zu kommen.
Ich würde wohl eher ganz normal so ein paar Tage in der Stadt verbringen und auf diesem Weg dazu beitragen, Touristen, wie ich es dann wäre, in die Stadt zu locken und damit die Tourismusbranche wieder in Schwung zu bringen.
Man muß halt sehen, wie sich das im Lauf der Zeit entwickelt und auch wenn New Orleans seinen alten Charme in dem Sinne, wie wir es kennen, verloren hat. Es hat aber immer noch Charme genug um dort in näherer Zukunft einige Tage zu verbringen, auch wenn es kein Vergleich mehr zu früher ist.

Greetz,

Yvonne

[ratlady]

Für mich wäre es aber nicht der Hauptgrund, nur wegen dieser Tour nach New Orleans zu kommen.
Ich würde wohl eher ganz normal so ein paar Tage in der Stadt verbringen und auf diesem Weg dazu beitragen, Touristen, wie ich es dann wäre, in die Stadt zu locken und damit die Tourismusbranche wieder in Schwung zu bringen.

Das wiederum sehe ich ganz aehnlich bzw. genauso wie Du...  

[America_Crazy]

Yep, genau so sehe ich es auch. Die Tour selber wäre für mich nichts, würde ich nie mitmachen, aber als Tourist nach New Orleans kommen und dort die Stadt wieder zu beleben und zu lockern, auf jeden Fall