usa-reise.de Forum

Autor Thema: Deutschfeindlichkeit einmal anders  (Gelesen 3440 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

EasyAmerica

  • Coast to Coastler
  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 12.571
  • Der Weg ist mein Ziel
    • EasyAmerica Reiseshop
Deutschfeindlichkeit einmal anders
« am: 27.06.2003, 18:58 Uhr »
Hallo Amerika-Fans,
in letzter Zeit wird hier aus „gutem“ Grund viel über Deutschfeindlichkeit diskutiert. Wisst ihr, wo ich die größte Deutschfeindlichkeit erlebe? Hier im Forum. Und nur ganz, ganz selten traut sich mal jemand, etwas dagegen zu setzen.

Ich finde die Verhältnisse hier in Deutschland, meiner Heimat, überhaupt nicht schlimm. Wenn ich von der Jammerei über die angeblich schlimmen Verhältnisse – nicht nur hier im Forum - einmal absehe. Diese Jammerei stört mich schon, um das einmal ganz höflich und neutral auszudrücken. Jürgen schrieb kürzlich irgendwo etwas von „selektiver Wahrnehmung“. Das ist es: Wer hier alles Sch…. findet, der wird es begründen können und wer in Amerika alles super findet, der wird es auch begründen können. Und der wird die Sch…. hier mit dem Super dort nebeneinander stellen und vergleichen. Ob das dann objektiv stimmt, ist etwas anderes. Aber derjenige fühlt es so. Davon bin ich überzeugt.

Allein die Frage „Deutsche im Urlaub treffen ? Ja/Nein“ könnte man schon als Diskriminierung auffassen. Ich bin auch Deutscher! Warum sollte man mir deshalb im Urlaub aus dem Wege gehen?

Servicewüste Deutschland vs. Service-Schlaraffenland USA
Auch bei uns tut sich längst etwas. Wenn man es nicht wahrnehmen will, sieht man es natürlich nicht.

Gerade komme ich von der Post. Früher bekam ich schon vorher Schweißausbrüche und anschließend einen Koller. Heute sind die Damen nett und freundlich, auch wenn sich eine Schlange gebildet hat, konzentrieren sie sich auf „ihren“ Kunden.

In „meinem“ Supermarkt kommt an der Kasse - wie in Amerika - eine Blickwendung zum Kunden mit einem freundlichen Gruß, auch ohne dass im Kassendisplay ein gro-ßes „S M I L E“ steht. An der Fleischtheke gibt es eine „Rufwarze“ für Sonderwünsche, die prompt erfüllt werden.

Kürzlich bei Sinn versuche ich (Problemfall) eine Hose zu kaufen. Die Hose passte so einigermaßen. Es war inzwischen kurz vor Acht. Meine Frau spricht eine Verkäuferin an, ob man die Hose wohl etwas ändern kann. Der Einzige, der wegen des Ladenschlusses hektisch wurde, war ich. Die Verkäuferin beruhigte mich, suchte nach Zwischengrößen, rief bei der Kasse im Erdgeschoss an, dass noch jemand kommt, die wiederum dem Wachdienst Bescheid sagten. Um Viertel nach wurden wir von allen drei Leuten freundlich verabschiedet; ich mit passender Hose.
Wenn das jemand in den USA erlebt hätte, dann würde es gleich heißen, dass gäbe es hier nie usw. usf.

Eine klitzekleine Auswahl negativer USA-Erlebnisse:
Die Dame an der Circus Circus Rezeption herrscht mich an, weil ich den E-Mail Ausdruck über die Reservierung nicht sofort finde. Ich schreibe ihr meinen Namen auf, Sie knallt mir wortlos meine Unterlagen auf den Tresen (u. a. hinterlegte Show-Tickets) und reckt grußlos den Hals nach dem Nächsten.

Der Fahrer vom Abschlepp- bzw. Reparaturdienst (WoMo-Platten) will 300 $ bevor er anfängt zu arbeiten. Ich nix Geld. Er nuschelt mir mit fordernder Kopfbewegung aber ohne mich anzusehen zu, dann Kreditkarte und Führerschein abgeben und 74 Meilen hinter ihm hebfahren. Klar, der Mann soll ja auch sein Geld bekommen. Das hätte er auch freundlich haben können.

Bei Cruise America Theater wegen des Plattens und weil man mir in LA das falsche WoMo mitgegeben hat. Auch der Mann (war wohl der Stationschef) spricht kaum mit uns, sondern telefoniert mit ganz Cruise Amerika, verkauft in der Zwischenzeit noch ein WoMo und würdigt uns keines Blickes. Das Geld für den Platten wurde auch nicht erstattet. Die einzig wirklich freundlichen bei CA waren zwei Leutchen in LA. Es stellte sich heraus, sie war Schweizerin und er Deutscher.

Ich könnte von diesen negativen Erlebnissen seitenlang erzählen. Und doppelt und dreifach so lang von positiven. Aber jetzt reicht’s. Vielleicht stehe ich mit meinen differenzierteren Empfindungen ja nicht so ganz alleine da.
Viele Grüße
Heinz

Antje

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 2.627
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #1 am: 27.06.2003, 21:55 Uhr »
Hi Heinz,

ich finde es hier im Forum eigentlich recht angenehm - denn es geht um Reisen in ein gern besuchtes Land. Wobei ich eigentlich überall gerne Urlaub mache.

Wir sind ja auch oft bei Freunden in SFO und die leben mittlwerweile fast 6 Jahre in USA. Sie wollten dahin und sie wollen nach wie vor dort leben - aber sie sagen auch, daß vieles halt schon nervig ist.

Mir geht es seit etlichen Jahren so: Ich reise gerne - aber ich weiß durchaus, was ich an Deutschland habe - ich lebe auch gerne hier und wie es in den Wald hereinruft, so schallt es raus. Meist kann man sich in Deutschland über den Service kaum noch beklagen, es wird auf jeden Fall immer besser. Und USA ist nicht die Insel der Seeligen....

Deutschfeindlich empfinde ich allerdings eher das Auswanderer-Forum, dort gibt es halt einige Mitglieder, die unreflektiert alles in den USA für toll halten und alles in Deutschland ist Mist. Sowas ärgert mich dann schon.
Sind aber komischerweise meist Leute, die noch in Deutschland sind.... wobei von etlichen Auswanderern auch gut vom Leder gezogen wird.

Ich denke immer, wir haben auch oft eine sehr deutsche Mentalität und uns fällt dadurch im Alltag in USA einiges schwer, denn unsere Erwartungen sind dort anders - wir erwarten Qualitäten, die wir von hier gewohnt sind - und das ist in USA oft nicht zu bekommen.

Unsere Freundin eckte in ihrem Job mit den Anforderungen an ihre Mitarbeiter oft an - sie verlangte 100 % Einsatz, Termintreue usw. und das ist nicht sooo üblich....

Genug....

Antje

Reinhold

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.125
    • http://www.hi-america.de
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #2 am: 27.06.2003, 22:01 Uhr »
Hallo Heinz,

die unfreundlichsten Service, den wir in Nordamerika hatten, war bei einem Wohnmobilvermieter in Vancouver. Die Mitarbeiterin hieß Heidi, sprach perfekt deutsch und war, wie gesagt, für Nordamerika untypisch unfreundlich. Ich will damit sagen, das man für jede Aussage entsprechende Beispiele findet.

An Deinen Erläuterungen ist trotzdem etwas wahres dran. Was die Freundlichkeit von Verkäuferinnen in D angeht hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Wenn ich morgens zum Bäcker gehe werde ich freundlich begrüßt und mit einem "ich wünsche noch einen schönen Tag" verabschiedet.

Ich glaube es ist eine typisch deutsche Eigenschaft, über die deutschen und Deutschland zu schimpfen. Vor allem in Reiseforen, dabei meine ich jetzt nicht nur dieses, kann man das immer wieder beobachten. Da ist es einem peinlich, andere deutsche Touristen zu treffen und ähnliches. Ich kann mir nicht vorstellen, das es anderen Nationalitäten auch so geht.

In diesem Sinne hast Du mit Deinem  Beitrag ein bischen den Nagel auf den Kopf getroffen.
Reinhold

Reisen durch den Westen der USA: http://www.hi-america.de

Andre

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 2.779
    • Günstige USA Flüge
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #3 am: 27.06.2003, 22:27 Uhr »
Ich bin sicher kein Experte wenn es um Vergleiche zwischen Freundlichkeit in Deutschland und USA geht, weil ich seit drei Jahren nicht mehr in Deutschland war.

Was mir jedoch auffällt, ist die deutsche (oder mitteleuropäische) Eigenart, eigene Probleme nach außen zu tragen. Wer im Privatleben unzufrieden ist, läßt das teilweise im Job oder Freundeskreis raus. Das würde ein Amerikaner nicht tun.
Fragst du einen Deutschen, wie's ihm geht, leiert er dir seine Leidensgeschichte runter und erzählt dir von all seinen Problemen. Fragst du einen Amerikaner, lautet die Antwort "Great!" (und das obwohl er nicht weniger Probleme hat).
Das soll keine Wertung dafür sein, welche Variante besser oder gesünder ist. Es fällt halt nur auf.
Ich denke, man ist in den USA in dieser Beziehung einfach noch professioneller. Wer einem Kunden nicht rund um die Uhr lächelnd und freundlich gegenüber treten kann, hat im Kundendienst nichts zu suchen.
Aber das wird sich auch in Deutschland durchsetzen (und es wurde ja von euch auch bereits eine Besserung bestätigt).

Fragst du einen Deutschen nach der Innepolitik des eigenen Landes, hat er Stunden Stoff um zu meckern. Und das obwohl Deutschland ein Schlaraffenland für Arbeitnehmer, Beamte und Arbeitslose ist.

Der Bereich, in dem ich mich ganz besonders an deutsche Unfreundlichkeit erinnere (und ich nehme mich da nicht aus), heißt Straßenverkehr. Da wird rücksichtslos gedrängelt, gerast und in Lücken gesprungen.
DER Deutsche, wenn es ihn überhaupt gibt, ist nicht besser oder schlechter als DER Amerikaner. Jeder Mensch wird von seiner Umwelt beeinflußt und geprägt.
Ich bin fest der Überzeugung, dass Faktoren wie Wetter, Überbevölkerung und damit einhergehende mangelhafte Infrastruktur die Deutschen stark prägen.

Über den deutschen USA Tourist kann ich aber aus eigener Erfahrung in keinster Weise etwas negatives behaupten.

Navajo

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 693
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #4 am: 29.06.2003, 23:29 Uhr »
Ich denke aber mal, das mit den deutschfeindlichen und amerikaverliebten Kommentaren hier im Forum liegt zum großen Teil auch an den suggestiven Überschriften der Threads.

Wenn zum Beispiel jemand seinen Thread "Was liebt ihr an Amerika" nennt, ist klar, daß die Beitragsschreiber aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen.

Oder, als aktuelles Beispiel: den "Bin ich abnormal"-Thread - nur Postings zu den Vorteilen in den USA. Ist doch klar, bei der Fragestellung!

Bisher hat sich vielleicht bloß noch keiner getraut, einen "Was hasst ihr an den USA"-Thread zu eröffnen. Ich tu's jedenfalls bestimmt nicht! ;D

Genauso gab es aber unter BigDaddys "Geschäftsidee"-Thread eine ganze Reihe von Postings zu den Dingen, die wir in Amerika vermissen und auf die wir uns freuen, wenn wir wieder zurück nach Deutschland fliegen.

Und obwohl die USA mein absolutes Traum-Urlaubsland sind, bin ich zum Beispiel nach einer dreiwöchigen Südwest-Rundreise immer wieder froh, wenn ich zur Abwechslung mal wieder morgens schon weiß, wo ich abends was zu essen kriege und wo ich schlafen werde - in meinem eigenen Heiabettchen nämlich!

Und wegen unserer Lobhudelei auf die USA sind wir doch noch lange nicht deutschfeindlich. Dann müßte ich mich ja selber hassen, und konsequenterweise schon längst hier verschwunden sein. Das will ich aber nicht, denn ich weiß schon, was ich an meinem deutschen Leben habe - unter anderem nämlich Sozialversicherungen ohne Ende, Jahreszeiten (!), gutes Essen, und auch 30 Tage Urlaub in denen ich meiner Leidenschaft frönen und mich auf's neue von der Qualität meines Heimatlandes überzeugen kann!


P.S. In den USA wäre ich wahrscheinlich sowieso nach einer Woche wieder arbeitslos, weil ich garantiert den gewohnten lockeren Umgangston von meiner jetzigen Arbeitsstelle nicht sofort ablegen könnte... ich sage nur Sexual Harassment - und man weiß ja, wie spießig die dort in dieser Beziehung sind... nee danke!

GreyWolf

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 3.531
    • http://www.greywolfsreisen.de
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #5 am: 30.06.2003, 14:42 Uhr »
Ja, vielleicht bin ich deutschfeindlich. Mir geht diese ruppige, unfreundliche Art der Deutschen auf den Keks. Das hat auch nichts mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Jedesmal wenn ich nach dem Urlaub hier in Deutschland in den Supermarkt gehe, möchte ich nach zwei Minuten meine Pumpgun ziehen, wenn ich das erste Dutzend Male weggerempelt und von den Einräumern mit ihren Packwagen überfahren wurde.  Die wichtigsten amerikanischen Worte sind "excuse me". Warum sagt kaum jemand in Deutschland "Entschuldigung?"

Aber ich verkläre Amerika auch nicht. Mir ist klar, dass es uns materiell in Deutschland deutlich besser geht. Bessere Löhne für weniger Arbeit, bessere Renten, Krankenversorgung, Kündigungsschutz.... Deswegen will ich ja auch in USA nicht wohnen.



Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Bignosebird

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 565
    • http://www.kubiak.cc/deutsch/usa/d_usa.html
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #6 am: 30.06.2003, 15:41 Uhr »
Ich persönlich würde gerne in den USA wohnen, auch wenn da nicht alle Dinge besser sind als hier, aber
Ich bin gerne bereit zu arbeiten, auch mehr als hier, wenn ich auch was davon habe ..
Hier zahle ich jede Menge in Rentenversicherung und Krankenkasse .. und wenn ich wirklich mal was brauche - ist nix da  :( :( :( :(

Ich bin sicher nicht deutschfeindlich und es ist auch schon besser geworden in Deutschland in allen Bereichen .. aber .. es werden einem viele Sachen auch richtig schwer gemacht ..

Als Beispiel nur mal eine "Grabstein-Grössen-Verordnung", die die minimale Grösse eines Grabsteins regelt ...
oder wie gesagt, die Regelung, dass ich gezwungen bin in die Rentenversicherung einzubezahlen, anstatt mir lieber was eigenes zu überlegen zur Absicherung.

Aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen hier


Ich mag Deutschland sehr gerne, ausser .. das ich NIE wieder in einer deutschen Firma arbeiten würde  ;D ;D ;D ;D
grün-goldene Grüsse BigNoseBird
Unsere Reiseberichte: http://www.kubiak.cc/deutsch/usa/d_usa.html

TheJerseyDevil

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 603
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #7 am: 19.11.2004, 18:10 Uhr »
Zitat von: GreyWolf
Ja, vielleicht bin ich deutschfeindlich. Mir geht diese ruppige, unfreundliche Art der Deutschen auf den Keks. Das hat auch nichts mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Jedesmal wenn ich nach dem Urlaub hier in Deutschland in den Supermarkt gehe, möchte ich nach zwei Minuten meine Pumpgun ziehen, wenn ich das erste Dutzend Male weggerempelt und von den Einräumern mit ihren Packwagen überfahren wurde.  Die wichtigsten amerikanischen Worte sind "excuse me". Warum sagt kaum jemand in Deutschland "Entschuldigung?"


Jetzt wo Heinz diesen alten Thread wieder aus der Versenkung geholt hat, möchte ich kurz meinen Kommentar an GreyWolf's Aussage anhängen. Ich habe bisher auch immer gedacht, es gäbe in der Freundlichkeit keinen relevanten Unterschied, möchte diese Ansicht aber revidieren. Es gibt IMHO nicht nur einen relevanten, sondern einen gigantischen Unterschied. Egal ob bei der Ein- oder Ausreise, bei den Taxifahrern, an der Tankstelle oder - erst recht - in jedem Supermarkt, in Amerika wird man zu 90% freundlicher behandelt als hier. Beim Bäcker wurde ich neulich nur angenickt (ich sollte wohl sagen, was ich will...) und in vielen Geschäften scheint mir, man muss dankbar dafür sein, dass einem überhaupt was verkauft wird. Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat, freut mich das für ihn. Aber das sind meine ganz privaten Eindrücke aus der ersten Woche back home.

Ciao,
Stefan

carlos

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 97
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #8 am: 19.11.2004, 18:57 Uhr »
Sehr interessant, dass vor allem Umgangsformen bemängelt werden. Es gibt eben doch noch Leute die auf ein "Guten Morgen", "Auf Wiedersehen" oder "Entschuldigung" wert legen. Ich übrigens auch.  :wink:

Buschmann

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 84
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #9 am: 21.11.2004, 16:39 Uhr »
Ich möchte auch mal ein Wörtchen zur Diskussion verlieren:

Abgesehen davon, dass es "DEN" Deutschen nicht gibt, fallen doch auch von Region zu Region Unterschiede auf.

In der Region, in der ich wohne (Siegerland), ist es schon oft schwierig, im Supermarkt an der Kasse gegrüßt zu werden. Ein "Entschuldigung" hört man auch fast nie, wenn man irgendwie fast mit jemandem zusammengerummst ist.

Das das kein deutschland-spezifisches Problem ist, sieht man an meiner Heimatregion Mittelhessen. Dort scheint Freundlichkeit Trumpf zu sein. Es ist schon sehr auffällig, dass bei Besuchen in der Heimat die Lebensqualitätsempfindung (tolles Wort  :wink: ) höher ist.

Ich möchte meinen Vorpostern darin zustimmen, dass die amerikanische Freundlichkeit deutlicher ist. Vielleicht übersieht man in Deutschland das leichte Lächeln der Kassier gegenüber dem dicken Grinsen der Amerikaner.
Ciao
Buschmann

nobbie

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 307
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #10 am: 21.11.2004, 22:35 Uhr »
Deutschfeindlichkeit ist mir hier noch nie aufgefallen. Vielleicht faellt mal ein Vergleich mit US-Verhaeltnissen zu Ungunsten der eigenen Nation aus, aber das ist doch subjektiv.  Dafuer gibt es auch wieder zahlreiche Dinge, die in an Deutschland mag.  Beide Nationen sind verschieden, manches an Ihnen gefaellt mir, manches nicht.  

Ein Beispiel fuer diese Deutschfeindlichkeit waere mal nett.
Nobbie

Oktober 2006, NYC & New England

Stephan_

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.237
  • Morgenstund ist aller Laster Anfang
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #11 am: 22.11.2004, 08:28 Uhr »
Ich nehme für mich an, dass das Thema Freundlichkeit in erster Linie ein Thema zwischen Menschen ist, nicht abhängig von Regionen oder Ländern.

Aus meiner Erfahrung kommt es drauf an wie sich Menschen in verschiedenen Situationen begegnen - und klar, es wird immer unfreundliche Menschen geben.

Vielleicht ist man im Urlaub eh schon mit einer rosaroten Brille versehen, ist selbst gut drauf, strahlt die Umgebung gutgelaunt an. Im Alltag kommt man dann übellaunig und unter zeitdruck in irgendeinem Laden an und wenn dann der Gegenüber auch nicht klasse drauf ist, wird mit der Freundlichkeit wohl auch nicht so klappen.

Ich habe bisher keinen Menschen kennengelernt, der ein von mir freundlich und mit breitem Grinsen entbotenen Gruß nicht erwieder hat :-)

Wenn ich besonders gut gelaunt bin grinse ich auch einfach Leute auf der Straße an - einfach so - und es wird auch meist erwiedert.

Also: Freundlchkeit spielt sich zwischen Menschen ab. Sicherlich gibt es auch noch die professionelle Freundlichkeit von Menschen in Servicebereichen - und da merkt man gleich, wer schon auf der Schulung war und wer nicht.

In Deutschland kam mir der Unterschied sehr groß vor, als die Telekom privatisiert worden ist. Für mich als Kunden war der Wechsel vom Antragsteller zum Kunden in etlichen Gesprächen sehr deutlich spürbar. Einde deutliche Verbesserung habe ich auch auf Ämtern festhestellt, wo ich inzwischen auch eine große Bereitschaft finde auf den "Kunden" einzugehen.

Eigentlich mag ich keine Sätze die pauschalierend anfangen wie "der Westfale ansich..." ich erwische mich selbst aber auch immer wieder bei solchen Aussagen...  :lol:

stephan
1991 San Francisco - 1993 Dallas - 1995 Seattle - 1997 Atlanta / Mexiko / Kanada - 1999 Seattle - 2001 Detroit / Chicago - 2004 Los Angeles - 2006 Los Angeles - 2008 Los Angeles - 2010 Denver 2012 Seattle - Boston 2013 Las Vegas - 2017 Las Vegas

DocHoliday

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.246
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #12 am: 22.11.2004, 12:30 Uhr »
Na ja Deutschfeindlichkeit würde ich das nicht nennen.
Aber es gibt doch hier so einige Threads, in denen der Tenor so aussieht, dass in Amilaqnd alles toll ist (Freundlichkeit, Service, etc.) während man den Eindruck bekommt, dass Deutschland ein Land voller unfreundlicher, muffeliger, rücksichtsloser, Meckerköppe ist, die ihren Frust ständig auf der Autobahn auslassen müssen.
Auch die Aussage, dass man im Urlaub keinen deutschen Touris begegnen möchte, finde ich irgendwie befremdlich. Man will sich also selber nicht begegnen???

Wenn man dagegen Amerikaner zum Thema Deutschland befragt, wird neben der auffälligen Sauberkeit in den Städten und der schönen Landschaft eigentlich immer auch die Freundlichkeit der Menschen, die sich sogar bemühen, englisch zu sprechen, hervorgehoben. (Ausnahme: Berliner Taxifahrer, die werden von allen als unfreundlich und ruppig beschrieben aber die haben ja auch einen Ruf zu verteidigen :wink: )
Vielleicht hat's ja doch was damit zu tun, dass man im Urlaub alles rosiger sieht.
Gruß
Dirk

alljogi

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 286
    • http://www.alljogi.net
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #13 am: 22.11.2004, 17:24 Uhr »
Grundsätzlich glaube ich gibt es den "Deutschen" und den "Amerikaner" nicht. Jeder ist für sich ein Individuum. Wenn ich morgens aufstehe und bin schlecht drauf ist meinem Gegenüber im Büro vollkommen egal ob ich jetzt Deutscher oder Amerikaner bin. Ich bin halt mufflig oder wie wir im Allgäu sagen, des is a Molle.

Ich denke auch wie Doc Holiday, daß man im Urlaub einfach alles etwas rosiger und nachsichtiger sieht. Ich auf jeden Fall habe hüben wie drüben positive und negative Erfahrungen gemacht und nicht vergessen oft liegt ja das unfreundlich sein des Gegenüber nur an der eigenen Unfreundlichkeit.

Darüber sollten wir nachdenken  :D  :D  :D

Gruß aus dem Allgäu
alljogi
Träume nicht dein Leben. Lebe deinen Traum!!!

Easy Going

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 8.247
    • eumerika
Re: Deutschfeindlichkeit einmal anders
« Antwort #14 am: 22.11.2004, 19:56 Uhr »
Meine 5 Cents,

Zitat von: GreyWolf
Mir geht diese ruppige, unfreundliche Art der Deutschen auf den Keks. Das hat auch nichts mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Jedesmal wenn ich nach dem Urlaub hier in Deutschland in den Supermarkt gehe, möchte ich nach zwei Minuten meine Pumpgun ziehen, wenn ich das erste Dutzend Male weggerempelt und von den Einräumern mit ihren Packwagen überfahren wurde.


Na ja, gewollt etwas überzeichnet aber im Kern geht es mir leider ähnlich. Reicht schon wenn ich nach einem USA-Urlaub aus dem Flieger steige und durch den deutschen Airport laufe, dann merke ich sofort - jetzt ist der Urlaub vorbei.
Nach einiger Zeit empfindet man das Verhalten der Leute dann wieder (mehr oder weniger) als normal. Aber die Umstellung ist am Anfang jedes mal gewöhnungsbedürftig.  :?

@Greywolf
Wenn ich an meine Schußleistungen während der W15 Zeit beim Bund zurückdenke müßte ich die Pumgun dann allerdings besser werfen - dann wäre die Trefferquote höher.  :lol:

 


Es ist halt eine Frage des durchschnittlichen Miteinanders, der Umgangsformen und der Disziplin.  Beispiele für "Aussetzter" und positive Erfahrungen in diesen Punkten kann man sicher sowohl in D wie in USA finden.
Aber mal Hand aufs Herz, warum fahren wir den so gerne rüber - nur wegen den Landschaften?
Allein das Verhalten im Straßenverkehr verglichen mit uns zeigt schon vieles. Eine Kreuzung mit 4 Stopschildern wie in USA (wo der fährt der als erster da war) - bei uns undenkbar da gäbe es Mord und Totschlag.
Auch wenn es ums Anstellen geht - bei uns eine Katatrophe.
War gestern mit meiner Tochter in einem Erlebnisbad - bei einer Verlosung für ein paar Wasserbälle wurde dort eine Stunde lang mehrere Male versucht mit den Leuten eine Schlange zu bilden - kläglich gescheitert.
Wenn ich dagegen denke wie diszipliniert das in den Staaten abläuft, das sind Welten.
Wenn da einer in der Schlange an der Freiheitsstatue etc. drängelt ist es meist ein Europäer (oder Deutscher?).
Wenn ich in Amerika in einem WalMart etwas frage läuft der Angestellte mit mir wenn es sein muß quer durch den Laden (sind beim Super Store ein paar Meter). Frage ich das bei uns heißt das „bin hier nicht zuständig gehen sie in Gang xy“
Obwohl ich wirklich kein Freund von Vorurteilen bin - aber zumindest in diesem Punkt gibt es bei uns schon ein spürbares Defizit gegenüber dem Durchschnittsbürger in den Staaten. Die Einstellung ist IMO eine andere.
Auch wenn man selbst vielleicht anders denkt und sich verhält aber die Große Masse stellt sich eben noch so dar – leider - auch wenn es zumindest auf dem Dienstleistungssektor (wohl mehr aus Angst um den Arbeitsplatz) besser wird.

Es hat übrigens meines Erachtens auch nichts damit zu tun das ich die Dinge im Urlaub rosiger sehe.
Die Pappteller bei Mc&Co und der allgemeine Umgang mit dem Verbrauch von Resourcen fällt mir auch im (entspannten) Urlaub (negativ) auf.

Ob ich Landsleute im Urlaub treffe ist mir eigentlich relativ egal - ein Negativerlebnis in dieser Richtung hatte ich noch nicht - die Leute die sich am Ballermann als deutsche Botschafter profilieren trifft man ja  eher selten im Yosemitie oder Yellowstone.


Wenn es jemand anders empfindet ist es aber auch nicht wirklich tragisch.  8)

So  - sind doch 10 Cents geworden - bei dem Thema kommt halt schnell was zusammen - Excause Me.  :wink:
Gruß Easy


You never gonna fly, if you're afraid to fall