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Nordamerika => American Life => Thema gestartet von: GreyWolf am 06.03.2007, 10:09 Uhr

Titel: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: GreyWolf am 06.03.2007, 10:09 Uhr
Hallo,

während man in Deutschland als Christ meist "evangelisch" oder "katholisch" ist, gibt es ja in den USA diverse christliche Glaubensrichtung. Mir fallen da z.B. Methodisten und Presbyterianer (schreibt man das so?) ein. Allein in Page haben wir locker man ein Dutzend verschiedene Kirchen gesehen.

Ich gehe mal davon aus, dass kaum einer dieser Christen jetzt wirklich weiß, was genau die eine von der anderen unterscheidet (was unterscheidet sie überhaupt?). Wonach richtet sich dann die Gemeinde, die man besucht?
Geht das nach "Meine Eltern waren schon.... also bin ich auch ...... " oder geht das nach der Qualität des Pastors oder nach dem Parkplatzangebot?

Wohlgemerkt meine ich jetzt nur die einzelnen Sektionen innerhalb der protestantischen Bewegung, also keine "Sekten" wie Mormonen u.ä.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Anoka am 06.03.2007, 10:28 Uhr
Hier kann man sehen, was es so alles gibt. Wobei jetzt die Splittergruppen wohl nicht drauf sind.

http://www.valpo.edu/geomet/geo/courses/geo200/religion.html

Jetzt habe ich keine Zeit, aber später schreibe ich etwas dazu. Es kursieren bei uns schon viele Missverständnisse in Bezug auf Kirchen und Religion in den USA.   
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Stephan am 06.03.2007, 11:43 Uhr
Es scheint auch wesetlich mehr Kirchen(gebaeude) zu geben. In Worcester, MA, habe
ich Downtown gewohnt und jeder benachbarte Block hatte eine Kirche  :o
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: lurvig am 06.03.2007, 13:04 Uhr
...
Allein in Page haben wir locker man ein Dutzend verschiedene Kirchen gesehen.
...

ja, die "church street" in Page fanden wir auch immer wieder erstaunlich ;)
Ich frage mich auch, was einen bewegt, eben in diese und nicht in eine andere Kirche zu gehen?
Und ob sich die verschiedenen Kirchengemeinden untereinander "gut" sind? Oder findet man die
jeweils anderen falsch, weil nur man selber das "richtige" glaubt?
Fragen über Fragen...

Lurvig
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Palo am 06.03.2007, 13:22 Uhr
Es scheint auch wesetlich mehr Kirchen(gebaeude) zu geben. In Worcester, MA, habe
ich Downtown gewohnt und jeder benachbarte Block hatte eine Kirche  :o
In Amerika muss man viel beten :wink: :wink: :lol: :lol:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Antje am 06.03.2007, 13:43 Uhr
Hallo,

die meisten Kirchen in den USA sind evangelischen Ursprungs – das ist natürlich auch naheliegend – denn neben den Auswanderungen aus wirtschaftlichen Gründen waren es eben aus Auswanderer, die aus Glaubensgründen verfolgt waren.

Und viele davon sind eben weitere Abspaltungen von der katholischen Kirche – eben reformatorische Kirchen.

Man darf aber – wie die unten stehende Statistik zeigt – die Katholiken nicht unterschätzen – eben wegen der vielen Latinos. So ordnen sich die Leute selbst ein: (Die Statistik ist schon älter – 1990 – inzwischen dürfte die Zahl Katholiken eher gestiegen sein)

1 Katholiken 46,0 Mio. 26.2%
2 Baptisten 34,0 Mio. 19.4%
3 Methodisten 14,1 Mio. 8.0%
4 Lutheraner 9,1 Mio. 5.2%
5 Presbyterianer 5,0 Mio. 2.8%
6 Juden 3,1 Mio. 1.8%
7 Pentecostal 3,1 Mio. 1.8%
8 Episcopalian 3,0 Mio. 1.7%
9 Mormonen 2,5 Mio. 1.4%
10 Churches of Christ 1,6 Mio. 1.0%
11 Zeugen Jehovas 1,4 Mio. 0.8%

Wobei – welche Kirche man besucht – das kann enorm von äußeren Umständen abhängen. Da wechselt man unter Umständen wegen der praktischeren Anfahrt schon man von einer Gemeinschaft zur anderen.

Ein weiterer Grund – jede Gemeinde finanziert sich ja in der Regel selbst – und bietet auch ein entsprechendes Programm an. Nun kenne ich eine Familie, die ein behindertes Kind hat. Die eigentliche Gemeinde sah sich außerstande, die Versicherungssummen zu bezahlen, die nötig gewesen wären, um dieses Kind an Gemeindeaktivitäten teilnehmen zu lassen. Die Familie verwies man an eine andere - viel größere - Kirchengemeinde, die eben eine solche Versicherung hatte.

Sonst: Wenn einem der Pfarrer nicht taugt, sucht man sich eine andere Gemeinde, die Aktivitäten treffen nicht den Nerv…. da man ja oft wirklich den „Zehnt“ – also ein Zehntel seines Einkommens an die Kirchengemeinde gibt, möchte man das auch im eigenen Sinne angelegt sehen.

In diesem Sinne:

Antje

Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EasyAmerica am 06.03.2007, 14:13 Uhr
... gibt es ja in den USA diverse christliche Glaubensrichtung. Mir fallen da z.B. Methodisten und Presbyterianer (schreibt man das so?) ein. Allein in Page haben wir locker man ein Dutzend verschiedene Kirchen gesehen.
Was ist der Unterschied zwischen Frankreich und den USA?
In Frankreich gibt es eine Kirche und Tausend Soßen...  :lol:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 06.03.2007, 15:47 Uhr
Anoka, erst mal Danke für den tollen Link! :applaus: So was habe ich schon lange gesucht!


während man in Deutschland als Christ meist "evangelisch" oder "katholisch" ist, gibt es ja in den USA diverse christliche Glaubensrichtung. Mir fallen da z.B. Methodisten und Presbyterianer (schreibt man das so?) ein. Allein in Page haben wir locker man ein Dutzend verschiedene Kirchen gesehen.
Das Problem ist der Beriff "Evangelisch": In Deutschland sind die meisten evangelischen Christen Mitglied einer lutherischen oder reformierten Landeskirche (EKD) und nur wenige in evangelischen Freikirchen. Es ist für die Statistik daher fast irrelevant, ob man die Freikirchen unter "Evangelisch" faßt oder nicht. Tut man es, gehören z.B. auch die Baptisten, die Heilsarmee und die Selbständig-Lutherische Kirche zu den Evangelischen. In den USA wird hingegen alles einzeln gezählt.


Ich gehe mal davon aus, dass kaum einer dieser Christen jetzt wirklich weiß, was genau die eine von der anderen unterscheidet (was unterscheidet sie überhaupt?).
Ich vermute, das wissen sie schon. Glaubensfragen sind drüben wichtiger als hier, wo ja oft Katholiken und Lutheraner im Rahmen einer Wischi-Waschi-Ökumene die Unterschiede nicht mehr kennen.


Wonach richtet sich dann die Gemeinde, die man besucht?
Geht das nach "Meine Eltern waren schon.... also bin ich auch ...... " oder geht das nach der Qualität des Pastors oder nach dem Parkplatzangebot?
Sicher ist die Konfession der Eltern ein wichtiger Punkt - in der Kirche wird man ja getauft und religiös erzogen. Aber Konfessionswechsel sind durchaus normal: George Bush Senior ist Mitglied der Episcopal Church (= Anglikaner), sein Sohn ist zu den Methodisten konvertiert. (Was im Deutschen oft mit der furchtbaren Übersetzung "Wiedergeborener Christ" dargestellt wird - es geht um einen normalen Konfessionswechsel).

Als Grund für eine Konversion würde ich in der Regel schon theologische Gründe vermuten. In meinem Bekanntenkreis sind es gerade die bewußt-christlichen, die sich irgendwann für eine andere Richtung entschieden haben. Und der Anteil der bewußt-christlichen Menschen ist in den USA sicher größer als hier.


Wohlgemerkt meine ich jetzt nur die einzelnen Sektionen innerhalb der protestantischen Bewegung, also keine "Sekten" wie Mormonen u.ä.
Mormonen sind dahingehend ungewöhnlich, daß sie sich selbst als Christen sehen, aber von den anderen Kirchen nicht als solche anerkannt sind (wegen des Buch Mormon und des nicht-ökumenischen Taufritus). Dennoch finde ich den Begriff "Sekte" nicht angemessen - da denkt man an weltfremde Dauermisionierer; und die Mormonen strehen ja schon mit beiden Beinen im Leben.


Man darf aber – wie die unten stehende Statistik zeigt – die Katholiken nicht unterschätzen – eben wegen der vielen Latinos.
Der Katholizismus ist nicht erst durch die Hispanics, sondern schon durch Einwander aus Irland, Italien, Deutschland etc... in die USA gekommen. Gerade im Nordosten gibt es viele, in Rhode Island über 50 %. Bekannte nicht-hispanic-Katholiken sind John F. Kennedy, John Kerry und Rudy Giuliani (bei dem ich mal italienische Vorfahren annehme)

Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: MoodyMare1 am 06.03.2007, 17:06 Uhr
Seit wann sind Mormonen eine Sekte?? Verwechselst du das nicht mit Ron Hubbards Folgern?

Lassen wir das.

Die *alten* religionen die aus Dt. sprachigen Regionen einst vertrieben wurden, sollten auch bekannt sein, Amish mit ihren Unterteilungen in verschiedene Gruppen, Amish menonites, Schwarzentrupper Amish etc  :P
Ebenso die Freiheit Wikkan zu sein empfinde ich als sehr angenehm, anders als in Dland.
Ich finde die absolute Religionsfreiheit einfach klasse, und soetwas mit Dland zu vergleichen wo der Staat seine Finger drauf hat welcher Religion man angehoert nun ja  :shock:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: lurvig am 06.03.2007, 20:32 Uhr
..
In Amerika muss man viel beten :wink: :wink: :lol: :lol:
...

dem ist nichts hinzuzufügen!  :lol:

atheistische Grüsse

Lurvig
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EasyAmerica am 06.03.2007, 22:43 Uhr
Ich finde die absolute Religionsfreiheit einfach klasse, und soetwas mit Dland zu vergleichen wo der Staat seine Finger drauf hat welcher Religion man angehoert nun ja  :shock:
Ich kanns nicht glauben, was wir Deutsche uns von Auswanderern alles bieten lassen (müssen).  :koch: :wut33: :wut54:

Oder vielleicht doch besser so? :lolsign:  :socool:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 06.03.2007, 23:31 Uhr
Eine Bitte: Laßt uns hier nicht kontrovers über Religion diskutieren, sonst machen die Mods das hier (zu Recht) zu. Aber ein reiner Austausch von Fakten wäre interessant - Anoka hat da ja schon etwas "angedroht", auf das ich sehr gespannt bin :D
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: GreyWolf am 07.03.2007, 13:39 Uhr
Seit wann sind Mormonen eine Sekte?? Verwechselst du das nicht mit Ron Hubbards Folgern?

Lassen wir das.

Deswegen habe ich ja in meinem Beitrag ausdrücklich von "Sekten" - also in Anführungsstrichen geschrieben. Man kann sich über diesen Begriff trefflich streiten, letztlich ist jede Religion - je nachdem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet - eine "Sekte".

Ich meinte jetzt nur, dass eben schon in der traditionellen evangelischen Glaubensrichtung jede Menge Gruppierungen bestehen.
Die Mormonen habe ich da mal ausgeklammert, weil sie - soweit ich das weiß - den christlichen Glauben so weit neu interpretiert haben, dass da mehr Trennendes als Verbindendes zu den üblichen christlichen Kirchen zu sein scheint. Nicht umsonst wurden sie verfolgt. Und da sehe ich selbst mit meinem Halbwissen eben den klaren Unterschied zu den christlichen Kirchen.

Leider funktioniert der Link zu den Religionen bei mir nicht. Und daher stellt sich mir immer noch die Frage, was die unten aufgeführten Kirchen denn nun voneinander trennt und ob das in der Praxis wirklich jemand interessiert.


2 Baptisten 34,0 Mio. 19.4%
3 Methodisten 14,1 Mio. 8.0%
4 Lutheraner 9,1 Mio. 5.2%
5 Presbyterianer 5,0 Mio. 2.8%
7 Pentecostal 3,1 Mio. 1.8%
8 Episcopalian 3,0 Mio. 1.7%
10 Churches of Christ 1,6 Mio. 1.0%


@ OWL: Du bemängelst die Übersetzung "wiedergeborener Christ". Ich habe das bisher immer so verstanden, dass man sich dann als "reborn" bezeichnet, wenn man sich im Erwachsenenalter ganz bewusst wieder dem christlichen Glauben zuwendet. Was ja bei George W. treffend sein dürfte. Oder verstehe ich diese Formulierung falsch?
 
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: MoodyMare1 am 07.03.2007, 17:13 Uhr
Ich finde die absolute Religionsfreiheit einfach klasse, und soetwas mit Dland zu vergleichen wo der Staat seine Finger drauf hat welcher Religion man angehoert nun ja  :shock:
Ich kanns nicht glauben, was wir Deutsche uns von Auswanderern alles bieten lassen (müssen).  :koch: :wut33: :wut54:

Oder vielleicht doch besser so? :lolsign:  :socool:

Ich finde daran jetzt nichts schlimmes? wo ist da was negatives? Allein die Kirchensteuer die man zahlen muss sollte einem zu denken geben.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 07.03.2007, 17:28 Uhr
Greywolf,

Du hast den Begriff "reborn" richtig verstanden, aber ich habe schon mehrfach gehört, daß Leute der Meinung sind, daß George Bush an Wiedergeburt glaube. So ungefähr im Sinne hinduistischer Glaubensvorstellungen, nach der man nach dem Tod in anderer Form auf Erden wiedergeboren wird. Das glaubt aber keine christliche Konfession.

Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: MoodyMare1 am 07.03.2007, 17:29 Uhr
die reborn christians sind eine eigene Glaubensbekennung und hat nichts mit der uebersetzten Weise zu tun.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: mrh400 am 07.03.2007, 17:42 Uhr
Hallo,
Allein die Kirchensteuer die man zahlen muss sollte einem zu denken geben.
Die sackt aber die Kirche ein; der Staat ist nur "Erfüllungsgehilfe" beim Eintreiben. Dem Staat ist es ansonsten sch...egal, ob und welcher Glaubensgemeinschaft man angehört.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 07.03.2007, 17:47 Uhr
Wer sich das wirklich antuen will, findet bei Wiki eine Auflistung und Links aller Konfessionen.

http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Christian_denominations

Ich schreibe demnächst eine Zusammenfassung, sobald ich ein bestimmtes Buch wiedergefunden habe werde. :oops:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Daniel am 07.03.2007, 18:01 Uhr
Wenn das in religöse Streitereien und Diskussionen über die Kirchensteuer ausartet, schließe ich den Thread.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Anoka am 07.03.2007, 20:28 Uhr
Anoka hat da ja schon etwas "angedroht", auf das ich sehr gespannt bin :D

Ach, wo denkst Du hin... :lol:


So, hier mal meine Anmerkungen dazu:

Anders als jetzt in der Schweiz kennt man in den USA keine Landeskirchen. Es gibt darum auch keine Kirchensteuern und die Konfessionszugehörigkeit in unserem Sinne kennt man in den USA auch nicht. Jede Glaubensrichtung wird gleich behandelt. In der First Amendment ist die Trennung zwischen Staat und Religion vorgeschrieben. Aber nicht, weil die Kirche in den Staat Einfluss nehmen könnte, sondern damit der Staat den Kirchen nichts vorschreiben kann.  :wink:

Die protestantischen Glaubensbewegungen sind sich ähnlich, unterscheiden sich aber in den Details. Manche üben z. B. die Kindstaufe aus, andere wiederum lehnen das ab und taufen nur bekennende Gläubige. Einige Kirchen sind streng strukturiert andere nur lose organisiert. usw. Darum werden diese Glaubensbewegungen in z. B. mainline protestant, charismatic protestant, evangelical protestant usw. unterteilt.

Unter Major Christian Denomination kann man die Unterschiede zwischen den Glaubensrichtungen im Feld zum Scrollen nachlesen. Denomination bedeutet Zugehörigkeit zu einer bestimmten Richtung. Die meisten Kirchen sind congregational, was autonom oder selbstverwaltend bedeutet.

http://mb-soft.com/believe/txh/denomi2.htm

Hier noch die Zahlen über die Religionszugehörigkeit in den USA 1990 und heute.

http://www.adherents.com/rel_USA.html


Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubengruppe gehört zum amerikanischen Leben dazu. Zum einen wird es ihnen sehr leicht gemacht, da es für jede erdenkliche Richtung mind. eine Kirche gibt. Wenn es sie noch nicht gibt, steht es jedem frei eine Kirche zu gründen. Finden sich auch noch Gleichgesinnte, steht der neuen Gemeinde nichts im Wege.

Darum gibt es z. B. auch die Atheistic Church, wo sich Atheisten treffen, natürlich nicht zum Beten.  :wink: Auch Agnostiker haben ihre Gruppen.usw.

In den Städten kommen non-denomational Kirchen auf, die sich keiner bestimmten Glaubensrichtung verschreiben und einzig den Glauben an eine höhere Macht gemeinsam haben. Das sind z.b. die Kirchen der Universalisten und Unitarier. Vergessen darf man auch nicht die Naturreligionen der Wiccans usw.

Die USA sind ein richtiger religiöser Selbstbedienungsladen.  :lol:

Ein weiterer Grund, warum die Religion in den USA so wichtig ist, ist die unruhige Lebensweise der Menschen. Die tiefe Verwurzelung mit der eigenen Gemeinde und Region, die die meisten Schweizer fühlen, kennen die Amerikaner eher nicht.

Das Land ist gross, alle 5 Jahre wird im Durchschnitt umgezogen. Da praktisch alle Amerikaner irgendwann mal eingewandert sind, ist die Bevölkerung sehr heterogen im Vergleich zu europäischen Ländern. Die Unterschiede sind so gross, dass es viele Aussenstehende sehr verwirrt, wie man auch in diesem Forum lesen kann. Die Rede ist von Doppelmoral. Dabei vergisst man aber gerne, dass die im Pornogewerbe, nicht die gleichen sind, die so was ablehnen.

Tja, und wie will man in diesem Gewusel Leute kennenlernen, die zu einem passen. Die USA ist keine klassenlose Gesellschaft und die entsprechenden Gruppen sind gerne unter sich. Eine gute Möglichkeit an einem neuen Ort den richtigen Anschluss zu finden, sind die Kirchengemeinden. Da kann man sich nach Lust und Laune die Gemeinde aussuchen, die einem am ehesten entspricht und wo die Leute ähnliche moralische Vorstellungen und Lebensauffassungen haben. Es ist wichtig einer Gruppe zugehörig zu sein, da man in Krisenzeiten auf Hilfe angewiesen ist. Die Kirchenmitglieder sind nicht einfach nur Glaubensbrüder und Mitbeter sondern es wird eine sehr lebendige Gemeinschaft in ständigen Geben und Nehmen gelebt. Wer Hilfe braucht, bekommt sie von seinen Kirchgemeindemitgliedern. Die Hilfe geht von Networking und Beziehungen, über praktische Hilfen wie Essen kochen oder Lebensmittel einkaufen, bis zu Barem. Da man wie man weiss, in den USA schnell durch das staatliche soziale Netz fallen kann, ist es sehr wichtig innert kürzester Zeit verlässliche Gleichgesinnte zu haben. Das ist meines Erachtens ein wichtiger Grund, warum in den USA die Kirchen voll sind.


 
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Anoka am 07.03.2007, 20:41 Uhr
Zitat
Sicher ist die Konfession der Eltern ein wichtiger Punkt - in der Kirche wird man ja getauft und religiös erzogen. Aber Konfessionswechsel sind durchaus normal: George Bush Senior ist Mitglied der Episcopal Church (= Anglikaner), sein Sohn ist zu den Methodisten konvertiert. (Was im Deutschen oft mit der furchtbaren Übersetzung "Wiedergeborener Christ" dargestellt wird - es geht um einen normalen Konfessionswechsel

George W. Bush besucht die Kirche seiner Frau, die Methodistin ist. Viele Methodisten stehen ihm aber skeptisch gegenüber, da er z. B. das Recht auf Waffen teilt, was die Begründer dieser Glaubensrichtung nicht taten. Im Prinzip teilt Bush den Glauben von fundamentalistischen Evangelikalen und ist eigentlich ein Born again Christian. 

Zitat
Man darf aber – wie die unten stehende Statistik zeigt – die Katholiken nicht unterschätzen – eben wegen der vielen Latinos.


Nur 57 % der Latinos bekennen sich zum Katholizismus.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: MoodyMare1 am 07.03.2007, 21:49 Uhr
Herje, born again nicht reborn  :D
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EasyAmerica am 07.03.2007, 22:45 Uhr
Danke, Anoka, deine Ausführungen finde ich sehr interessant und lehrreich.  :idea:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 07.03.2007, 23:17 Uhr
Anoka,
 :applaus:

vor allem der erste Link ist eine schöne Übersicht - da brauche ich mein verschollenes Buch nicht mehr zu suchen :D

Bemerkenswert finde ich übrigens, daß im englischsprachigen Wikipedia (anders als im deutschsprachigen) bei US-Politikern immer die Konfession angegeben ist.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EDVM96 am 07.03.2007, 23:41 Uhr
Bemerkenswert finde ich übrigens, daß im englischsprachigen Wikipedia (anders als im deutschsprachigen) bei US-Politikern immer die Konfession angegeben ist.
Das sagt wohl schon einiges aus über das Wahlverhalten in den USA.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 07.03.2007, 23:49 Uhr
Wie meinst Du das?
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EDVM96 am 07.03.2007, 23:50 Uhr
Wie meinst Du das?
Dass die Kandidaten eventuell eher nach passender Konfession gewählt werden als nach ihrem politischen Programm.
Ist aber nur so eine Vermutung.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 08.03.2007, 00:10 Uhr
Vielleicht spielt die Konfession auch manchmal eine Rolle bei der Wahlentscheidung, aber Deine Vermutung kann ich trotzdem zerstreuen - das katholische Massachussetts hat vor ein paar Jahren einen Mormonen als Gouverneur gewählt (Mitt Romney), der heute sogar als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat gilt.

Ich denke, die Konfessionszugehörigkeit wird in den USA einfach als ein Teil der Persönlichkeit gesehen, der wie Geburtsort, Alter oder Familienstand zur Beschreibung einer Person dazugehört.

Irgendwo habe ich mal gelesen: Die USA haben "Freiheit der Religion", aber nicht "Freiheit von Religion". Zu gar nichts zu gehören ist wohl wirklich nicht akzeptabel. "Atheistic Church" ist kurios!
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: EDVM96 am 08.03.2007, 01:04 Uhr
das katholische Massachussetts hat vor ein paar Jahren einen Mormonen als Gouverneur gewählt
Wobei Massachussetts immer schon ein Staat der Querdenker war

Zitat
Zu gar nichts zu gehören ist wohl wirklich nicht akzeptabel.
Konfessionslos zu sein, das darf man drüben in der Tat Niemandem erzählen.
Gehört zur Religionsfreiheit denn nicht auch dass meine keine Religion hat?  :never:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Stephan am 08.03.2007, 01:40 Uhr
Zitat
Das sagt wohl schon einiges aus über das Wahlverhalten in den USA.


Ehrlich gesagt glaube ich nicht das das bei uns besser ist. Ich habe nur den Eindruck
das religiöse Gruppen wesentlich offensiver in den Wahlkampf eingreifen als bei uns
und das auch eine höhere Akzeptanz hat. Erinnert mich diesbezueglich ein wenig an Polen
und mit Einschraenkungen an Bayern.

Interessant finde ich auch, dass es in Amerika nicht nur eine religiöse Rechte gibt sondern
auch eine religiöse Linke, sowas ist mir bei uns noch nicht aufgefallen.
 
 
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: playmaker11 am 08.03.2007, 07:11 Uhr
Was ist der Unterschied zwischen Frankreich und den USA?
In Frankreich gibt es eine Kirche und Tausend Soßen...  :lol:
Wie soll man auch ein Land regieren in dem es 250 Käsesorten gibt (CDG).  :lol: :lol:

Aber mal im Ernst: mit der Ausrufung GWB zum Präsi hat das Gewicht der Religionen sehr stark zugenommen und man gewinnt den Eindruck als wenn die sich immer mehr ins Tagesgeschehen einmischen..... :(
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: GreyWolf am 08.03.2007, 07:56 Uhr
Herje, born again nicht reborn  :D

Oh ja, mein Fehler.

So langsam wird es mir klarer. Was man wohl als kirchen-suchender Christ in den USA bräuchte, wäre so eine Art "Wahlomat". Diesen Wahlomat gibt es hier im Internet vor den Wahlen. Da bekommt man verschiedene Themen vorgesetzt und kann dann seine Meinung dazu anklicken. Und zum Schluss bekommt man dann eine Zusammenfassung, welche Partei man dann am besten wählen sollte. Bei den Kirchen in den USA könnte man dann z.B. abfragen, ob man für oder gegen die Kindstaufe ist etc. 
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Antje am 08.03.2007, 07:58 Uhr
Hallo,

ich denke, daß in den USA Religion und die Freiheit "eine" zu haben, die ganz persönlich einem selbst entspricht einfach historisch gesehen eine wichtige Rolle spielt.

Denn man muß ja da doch die vergleichsweise kurze Geschichte sehen.

Hier in Deutschland galt halt sehr lange das Prinzip: "Wes Brot ich freß, des Lied ich sing". Sprich: Der Landesfürst bestimmte die Religion. Und wenn sich das eben änderte, was durchaus vorkam, dann war man eben auf einmal anders religiös.

Wem das nicht paßte, der mußte gehen, weil er sonst verfolgt wurde.

In den USA landeten nun die, die genau das erlebt hatten und die empfanden Religion nunmal als etwas, für das sich lohnt, eine lebensgefährliche Auswanderung auf sich zu nehmen. Und die empfanden diese neu gewonnene Freiheit auch als etwas, daß ein ganz wichtiges Gut ist.

Und das ist etwas, das sich über etwa 3 Jahrhunderte durchaus in den nationalen Werten rübergerettet hat - nicht so ausgeprägt, wie es damals war - aber es ist einfach ein Teil der nationalen Identität.

Das war natürlich jetzt der geschichtliche Exkurs light - es spielen Millionen andere Dinge mit hinein - aber die Grundbedeutung kommt sicherlich mit daher.

Wobei ich überzeugt bin - gar nix ist in Deutschland auch kaum jemand - aus der Kirche als Institution ausgetreten sicherlich viele. Deswegen sind wir trotzdem geprägt von unserer Erziehung, vom Stil im Land, von grundsätzlichen Werten.

Die Frage "austreten" stellt sich nur in nahezu allen Ländern der Welt in der Form wie bei uns einfach nicht, weil man nicht per Definition drin ist. Aber hier und auf die Folgen der Säkularisation einzugehen (über Sinn und Unsinn der derzeitigen Regelung) macht glaub ich hier im Forum wirklich keinen Sinn - schieben wir die derzeitige Situation einfach mal Napoleon in die Schuhe - da ist es gut aufgehoben!

Antje
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 08.03.2007, 10:33 Uhr
Was man wohl als kirchen-suchender Christ in den USA bräuchte, wäre so eine Art "Wahlomat". Diesen Wahlomat gibt es hier im Internet vor den Wahlen. Da bekommt man verschiedene Themen vorgesetzt und kann dann seine Meinung dazu anklicken. Und zum Schluss bekommt man dann eine Zusammenfassung, welche Partei man dann am besten wählen sollte. Bei den Kirchen in den USA könnte man dann z.B. abfragen, ob man für oder gegen die Kindstaufe ist etc. 
Habe ich als Katholik nicht nötig :engel2:

Wobei es zwischen den einzelnen katholischen Gemeinden natürlich auch Unterschiede gibt, z.B. modernere und traditionellere Formen des Wortgottesdienstes, aber die Theologie ist zum Glück überall gleich. Aber für Evangelische wäre ein "Konfessiomat" schon sehr hilfreich und ich tippe, daß es den irgendwo in den Tiefen des Internet auch schon gibt.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 10.03.2007, 18:15 Uhr
Noch eine Frage zu den Baptisten: Die werden ja in Europa als eher als Verfechter des Kreationismus wahrgenommen. Zu meinem Erstaunen werden sie hier aber mit Lutheranern, Reformierten etc. zu den moderaten evangelischen Richtungen gezählt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mainline_Church

Kann mir das jemand erklären? :zuck:
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: Anoka am 10.03.2007, 18:57 Uhr
Noch eine Frage zu den Baptisten: Die werden ja in Europa als eher als Verfechter des Kreationismus wahrgenommen. Zu meinem Erstaunen werden sie hier aber mit Lutheranern, Reformierten etc. zu den moderaten evangelischen Richtungen gezählt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mainline_Church

Kann mir das jemand erklären? :zuck:

Kleiner Tipp, falls Du einigermassen englisch kannst, halte Dich an die englische Wikipedia, wenn es sich um ein angelsächsisches Thema handelt. Das Deutsche ist ja nur ein Uebersetzung und oft wird viel wichtiges weggelassen.

Hier ist die Lösung:

Zitat
Another important fact is that not every denomination with the same main group name is necessarily mainline, although in most instances there are historical ties between such groups. For example, while the American Baptist Churches, the Evangelical Lutheran Church in America, and the Presbyterian Church USA are considered mainline, the Southern Baptist Convention, Lutheran Church - Missouri Synod, and the Presbyterian Church in America are too conservative to be regarded as mainline denominations

http://en.wikipedia.org/wiki/Mainline

Die Baptisten, die Du meinst sind die Southern Baptist.
Titel: Re: Die verschiedenen Kirchen in den USA
Beitrag von: OWL am 11.03.2007, 13:44 Uhr
Anoka, vielen Dank - meistens prüfe ich bei Wiki alle mir verständlichen Versionen; ich weiß selbst nicht, warum ich das gestern nicht gemacht habe :oops:

Die von Dir zitierte Erklärung ist nachvollziebar.

Jetzt habe ich aber eine weitere Frage: Du hattest ja weiter obern eine Kartensammlung verlinkt, u.a. diese:
http://www.valpo.edu/geomet/pics/geo200/religion/baptist.gif

Zeigt diese Karte die American Baptist Churches (Mainline) oder die Southern Baptist Convention (Evangelikal) oder alle addiert?