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Nordamerika => American Life => Thema gestartet von: GreyWolf am 03.11.2004, 11:36 Uhr

Titel: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: GreyWolf am 03.11.2004, 11:36 Uhr
Ja, ich weiß, ist keine klassische "Reisefrage", aber aus dem Kollegenkreis kam die folgende Frage:

Gibt es von vorneherein festgelegte Wahlmänner in jedem Staat, die dann das jeweilige Ergebnis "neutral" verkünden? (Wenn es so ist, wie werden diese Wahlmänner bestimmt?)

Oder hat jede Partei seine eigenen Wahlmänner? D.h. wenn die Republikaner gewinnen schicken sie halt die entsprechenden republikanischen Wahlmänner  und bei den Demokraten halt die "demokratischen"?

Denn auf dem Stimmzettel stimmt man ja wohl nicht für die Wahlmänner, sondern für den Kandidaten, oder?
Titel: Re: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: Heiner am 03.11.2004, 11:45 Uhr
Hi!

Der Partei verpflichtet
Die Wahlmänner haben sich einer der Parteien und damit einem der Kandidaten verpflichtet. Für den Einzug ins Weiße Haus sind 270 der 538 Stimmen im Wahlmännerkollegium ("Electoral College") erforderlich. Die Sitze in dem Kollegium werden auf die einzelnen Bundesstaaten gemäß ihres Sitzanteils im Kongress verteilt. Der Anteil eines Staates an den Wahlmännerstimmen hängt damit von seiner Bevölkerungsstärke ab.

In den meisten Staaten gilt zudem die Alles-oder-nichts-Regel: Sämtliche Plätze des Staates im Electoral College gehen an Wahlmänner jenes Kandidaten, der in diesem Staat die Mehrheit errang - egal, wie knapp die Mehrheit ausgefallen ist. Ausnahmen machen bisher Maine und Nebraska, wo die Wahlmänner proportional zum Ergebnis aufgeteilt werden.

Gruß Heiner
Titel: Re: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: GreyWolf am 03.11.2004, 11:50 Uhr
Noch mal zur Sicherheit eine Nachfrage:

Gewählt wird doch der Kandidat, oder?

Wenn also mehrheitlich der republikanische Kandidat gewählt wird (und damit ihm alle Wahlmänner zustehen, das ist klar) - dann gehen halt die republikanischen Wahlmänner los.

Es gibt also sozusagen verschiedene "Mannschaften" von Wahlmännern, von denen halt dann nach dem jeweiligen Ergebnis die "richtige Mannschaft" die Stimmen weiterträgt.

So richtig verstanden?
Titel: Re: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: Heiner am 03.11.2004, 11:54 Uhr
Hi!

Seit 200 Jahren mangelnde Demokratie
Das US-Wahlystem wird immer wieder als veraltet und undemokratisch kritisiert - und hält sich dennoch seit mehr als 200 Jahren. Am 2. November wählen die US-Bürger nicht direkt den Präsidenten und seinen Vize. Vielmehr bestimmen sie gemäß der Verfassung von 1789 nur die Wahlmänner, die dann an ihrer Stelle den Präsidenten und seinen Stellvertreter küren.

Diese "Elektoren" kommen am 13. Dezember in den 50 US-Bundesstaaten und in der Hauptstadt Washington zusammen und geben ihre Stimmen in versiegelten Umschlägen ab. Diese werden dann an den Kongress weitergeleitet. Der Präsident des Senats öffnet sie am 6. Januar und liest sie den Parlamentariern vor.

Gruß Heiner
Titel: Re: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: Anoka am 03.11.2004, 13:21 Uhr
@ Greywolf
richtig!

Hier kannst Du nachlesen, wie das Ganze funktioniert:
http://en.wikipedia.org/wiki/U.S._Electoral_College#How_it_works
Titel: Re: Frage zu den Wahlmännern
Beitrag von: Toran am 03.11.2004, 21:01 Uhr
Zitat von: Heiner

In den meisten Staaten gilt zudem die Alles-oder-nichts-Regel: Sämtliche Plätze des Staates im Electoral College gehen an Wahlmänner jenes Kandidaten, der in diesem Staat die Mehrheit errang - egal, wie knapp die Mehrheit ausgefallen ist. Ausnahmen machen bisher Maine und Nebraska, wo die Wahlmänner proportional zum Ergebnis aufgeteilt werden.
Gruß Heiner


Das ist afaik nicht richtig. Richtig ist, dass es prinzipiell die Möglichkeit gibt, dass Maine und Nebraska ihre Stimmen nicht geschlossen abgeben. Die Stimmen werden aber nicht proportional zum Ergebnis aufgeteilt, sondern es wird nach District gewählt. Innerhalb des Districts gilt dann wieder dass jeder District einen Wahlmann schickt. (Wenn ich es jetzt richtig verstanden habe) :roll: ).

So ist es z.B. möglich, dass Kerry alle vier Stimmen von Maine bekommen hat, obwohl er dort nur 53% der Stimmen hatte. Das gleiche mit Bush in Nebraska.