Ich habe auch eine Zeitlang in den Staaten gelebt, urspruenglich waren zwei Jahre geplant, geblieben sind wir um einiges mehr.
Das Leben ist nicht besser als in der Schweiz, aber es ist anders. Alles ist viel schnell lebiger und es braucht viel Anpassungsfaehigkeit und Flexibilitaet unsererseits. Die Kulturen scheinen aehnlich, die Unterschiede sind dennoch sehr gross. Viel Gewohntes kann man gleich vergessen, denn in den USA wird es anders gemacht. Das verursacht anfangs doch viel Stress, man muss jeden Tag viel Neues lernen und muss sich durchbeissen. Gegen Ende des ersten Jahres hatte ich den Tiefpunkt erreicht und waere am liebsten wieder nach Hause gefahren.
Aber danach ging es aufwaerts. Geholfen haben die verbesserten Sprachkenntnisse, um endlich auch tiefgruendige Gespraeche zu fuehren. Hier darf man sich nichts vormachen, gute Englischkenntnisse reichen nicht. Man muss die Sprache fuehlen lernen, das Englische muss ins Blut ueber gehen wie die eigene Muttersprache. Ich habe also ca. 1 1/2 Jahre gebraucht um mich wohl zu fuehlen und die amerikanische Lebensweise zu verstehen. Endlich konnte ich die losen Enden zusammenfuehren und vieles was ich nicht verstand, ergab ploetzlich einen Sinn.
Ich habe viele gute und immer noch bestehende Freundschaften geschlossen. Mein Mann ebenso. Wenn man mind. zur amerikanischen Mittelschicht gehoert, dann ist die Lebensqualitaet vergleichbar mit der Schweiz. Natuerlich gibt es auch in den USA Alltag und das Gras ist hier auch nicht gruener.
Ein Unterschied ist, dass das Privatleben in den USA hoeher eingestuft und auch weniger von gesellschaftlichen Normen eingeengt wird. Es ist einen 7 Tage/24 Stunden-Gesellschaft und es ist jedem ueberlassen, wann man sich seine Ruhezeiten nimmt. Der Sonntag ist ein Tag wie jeder andere auch. Kirchliche Feiertage spielen im Alltag keine Rolle und wenn man keiner Kirche angehoert, dann merkt man nicht mal dass Ostern ist.
Leistung macht sich in den USA bezahlt. Wer ueber dem Durchschnitt herausragt, wird nicht zurueckgehalten. Wer talentiert ist, bereit ist zu lernen, ueber Durchsetzungsvermoegen verfuegt und sich gut in eine andere Kultur hineinversetzen kann, dem stehen in den USA alle Tueren offen. Hier schaetze ich die Chancen in den USA hoeher ein als in Europa, da Standesduenkel und Herkunft eine untergeordnetere Rolle als in Europa spielen.
Aber ein Alltag der einem etwas langweilig erscheint, ist halt schon kein Grund auszuwandern. In einem fremden Land zu leben ist kein Zuckerschlecken, zumindest anfangs nicht.