Liebe auf den zweiten Blick?

[Scooby Doo]

Hallo,

ist es euch auch schon so ergangen, dass ihr einen Ort/Park etc. besucht habt, der euch zunächst überhaupt nicht vom Hocker gerissen hat, dann aber, beim zweiten oder sogar noch späteren Besuch seid ihr dann aber regelrechte Fans von diesem Ort geworden?

Gab es dabei irgendein Schlüsselerlebnis, warum ihr die wahre Schönheit/Faszination erst später entdeckt habt?

Oder lag es einfach nur daran, beim ersten Mal zu wenig Zeit investiert zu haben?
Oder zu wenig vorab informiert?

Ich mache auch gleich den Anfang. Bei mir war es im Prinzip bei New York der Fall. Die ersten beiden Male wurde ich von der Stadt regelrecht erschlagen. Ich konnte es kaum noch einen Tag länger in der Stadt aushalten - sie nervte mich. Dieses Jahr war ich zum dritten Mal dort, diesmal nur für 1,5 Tage und siehe da, ich konnte es aushalten. Noch kam nicht der Wunsch auf, die Stadt fluchtartig verlassen zu müssen.
Ich erkläre es mir damit, dass ich nun wusste, was mich in New York erwartet und ich hatte weniger Stress, weil ich alles für mich wichtige bereits gesehen hatte und ich mich daher auch mehr treiben lassen konnte. Es war egal, ob ich mein Sightseeing-Programm schaffen würde.

Ein anderes Beispiel ist der Arches NP. Beim ersten Mal war ich sehr enttäuscht von diesem Nationalpark. Unter einem Park konnte ich mir nichts anderes vorstellen als Stadtpark oder Freizeitpark. Nationalparks an sich waren mir völlig neu.
Naja und so erwartete ich im Prinzip ein kleines Areal in der Größe eines Stadtparks, wo statt Kunstgegenstände an jeder Ecke Steinbögen stehen würden. Ziemlich naiv, ich weiß, aber damals war nichts von wegen vorab ins Internet schauen. Internet war mir noch fast fremd und im Reiseführer waren gerade mal zwei Bildchen abgebildet: Landscape Arch und natürlich Delicate Arch. Ich war jedenfalls enttäuscht.
Beim zweiten Besuch haben wir uns dann Zeit für Wanderungen genommen und plötzlich erwachte meine Liebe zu dem Park. Ich war nicht enttäuscht, dass 'so wenige' Arches herum standen, sondern fasziniert, dass die Natur überhaupt welche geschaffen hat.

[McC]

Anfangs war ich nur auf Großstädte fixiert... Atlanta, Denver, Los Angeles, San Francisco, Seattle oder San Diego.

Mittlerweile interressiert mich NUR noch die Natur!!!!!!!!!!!!

Es gibt aber einige Plätze, die mich auch nicht auf den 3. o. 4. Blick interessieren, darunter gehört Florida o. NYC.

[BigDADDY]

Seltsamerweise war es bei mir auch New York, eine Stadt, die mich bei meinem ersten Besuch abschreckte: zu laut, zu groß, zu schmutzig. Erst der dritte Besuch in der Stadt hat mich versöhnt.
Heute sage ich ganz klar: if you can make it there you make it anywhere...

[Easy Going]

Hallo Markus,

war bei mir so mit dem Death Valley.
Erstbesuch 1991 bei Regen im August  und eigentlich nur durchgefahren - und dadurch eigentlich kaum was gesehen.
2003 mit 2 Tagen dem Valley eine zweite Chance gegeben 
Ergebnis: restlose Begeisterung und Faszination 

[SanFrancisco]

Bei mir war es der Golden Gate Park in San Francisco - beim ersten Besuch 2002 fand ich es dort extrem langweilig, ich konnte ihm nichts abgewinnen. Wahrscheinlich lag es daran, das wir nur wenig Zeit hatten, den Park zu besichtigen, und er neben den ganzen anderen Highlights, die wir in die kurze Zeit in SF gepackt hatten, sich einfach nicht behaupten konnte.

Nachdem ich dann 2003 einen ganzen Tag im Park verbringen konnte, und unzählige Dinge gesehen habe, die ich 2002 nicht sehen konnte (Botanical Garden, Stow Lake, Steinhart Aquarium, und vor allem den Japanese Tea Garden) liebe ich diesen Park und bin immer wieder auf´s neue begeistert, dass es eine solche Oase in einer Großstadt gibt. Mittlerweile bin ich sogar so "gemein" zu sagen, wer noch nie einen grünen Tee im JTG getrunken hat, hatte nicht genügend Zeit für San Francisco...

Beim Death Valley war es bei mir so, dass ich es, während wir dort waren, ehrlich gesagt ziemlich schrecklich fand. Zu heiß, zu einsam, zu gefährlich... Erst ca. 1 Jahr, nachdem wir dort gewesen waren, konnte ich für mich sagen, dass mir dieser Park von allen NP´s, in denen wir waren, am besten gefallen hat. Wenn ich wieder hinkomme, sind für das Death Valley auf jeden Fall minimum 2 komplette Tage eingeplant! Das ist allerdings wohl etwas anderes, weil ich ja nicht mehr dort war - ich konnte nur mit ein bisschen Abstand die Faszination dieses Parks erst richtig erkennen...

[Bille12]

Auch wenn es sich wohl kaum jemand vorstellen kann, bei mir war es der Grand Canyon.

Im Vorfeld des ersten Besuches wurden natürlich riesige Erwatungen geweckt, und als wir dann nach beinahe 3 Wochen Tour durch den Südwesten am SouthRim standen, war ich fast enttäuscht. Ich weiß zwar nicht, was ich erwartet hatte, aber definitiv mehr wow-Erlebnis. Wir hatten aber in den drei Wochen zu vor schon einige Orte gesehen, die ich viel beeindruckender fand.

Beim nächsten Mal dann wieder zum Grand Canyon - diesmal NorthRim, eher aus Verlegenheit, weil uns das Wetter zu einer Planänderung zwang- und diesmal dann doch das Wow-Erlebnis.

Ich weiß nicht genau woran es lag, aber vielleicht daran, daß wir beim zweiten Besuch deutlich klarere Luft hatten, und daher die Sicht viel besser war oder ob es die andere Perspektive war oder was auch immer.... Waren dann später auch noch mal am SouthRim und auch hier hat es uns besser als beim ersten Mal gefallen.

Trotzdem bleibe ich dabei, daß es (für mich) noch tollere Orte gibt, als den Grand Canyon 

[BigDADDY]

... vielleicht kann man es bei einem zweiten Mal eher wert schätzen, dass man es nochmals bis zu diesem Ort geschafft hat. Und dieses Bewußtsein, welch logistisches, finanzielles, organisatorisches "Meisterwerk" letztlich so ein Besuch ist, stellt sich vielleicht beim zweiten Mal deutlicher ein. Ist nur so eine Theorie...

[Anoka]

Solche Gefühle sind völlig normal, man ist ja auch nicht jeden Tag gleich gut drauf.

Ich denke, als erstes sollte man sich selber besser kennenlernen und herausfinden, was die eigenen Interessen sind. Nur weil etwas als Naturwunder gilt und alle davon schwärmen, heisst es noch lange nicht, dass man selber auch so begeistert sein muss.

Beim zweiten und weiteren Besuch hat man aber bereits eine eigene Vorstellung, was einem erwartet. Man hat vom ersten Besuch gelernt und macht die gleichen Fehler nicht ein zweites Mal. Man geht die Sache dann eher so an, dass man es sowohl körperlich wie auch geistig verarbeiten kann. Abends ist man dann zufriedener und schon fragt man sich, warum es einem letztes Mal nicht so gefallen hat. 

 

[Westernlady]

Bei mir war es der Joshua Tree National Park.

Erster Besuch Juni 1999, Zufahrt von Süden: Endlose Einöde, keine Joshua Trees usw. - mir hats dort gar nicht gefallen und ich bin nur durchgerauscht, wieso ich vor allem den reizvollen nördlichen Parkteil gar nicht richtig wahr genommen hab. Das was ich sah, das wirkte so unaufgeräumt, die Steine so wild durcheinander ... gar nicht mein Ding.

Zweiter Besuch April 2006: Totale Begeisterung! Es ist ein Park, wo man einfach etwas mehr Blick für das Detail haben muss und das hatte ich damals noch nicht. Der Tag ging viel zu schnell rum, die Zeit raste nur so davon. Auch der so karge südliche Teil hat mir wunderbar gefallen.
Aber ich hatte mich auf diese Tour auch ganz anders vorbereitet und wusste, dass man da vieles nur zu Fuß entdecken kann.
Der Joshua Tree NP ist für mich eigentlich der Park, in dem man am wenigsten View Point Tourist sein darf. Da kann man ihn sich nämlich wirklich schenken.

Also bei mir totale Liebe auf den zweiten Blick 

[kerstin_1]

Uns ging es mit Las Vegas so. 

Unser erster Besuch 2003: Der Besuch dieser Stadt war Teil einer Busrundreise. Wir sind am späten nachmittag irgendwann angekommen und hatten dann gerade mal ein paar Stunden Zeit für diese Stadt. Insgesamt war alles ganz furchtbar hektisch und gesehen haben nur die wichtigsten Attraktionen, fast nur im dunkeln. Wir wussten ja inzwischen, wie's abläuft auf dieser Tour, doch trotzdem waren wir ziemlich sauer und enttäuscht über diesen Tag dort. Vom Hocker gerissen hatte uns diese Stadt überhaupt nicht. Trotz allem wollten wir unbedingt wieder dorthin...

Unser zweiter Besuch 2005: Unser nächster Besuch in den USA wurde nun nur Las Vegas gewidmet. Ganze 10 Tage (inkl. Hochzeit) hatten wir uns jetzt Zeit genommen LV und Umgebung kennenzulernen. Jetzt waren wir von dieser Stadt total begeistert und wir wollten dort garnicht mehr weg. 

Gruß
Kerstin

[GreyWolf]

Das passierte mir recht selten, konkret beim Zion. Eigentlich passiert das auch nur (wenn nicht äußere Umstände wie schlechtes Wetter Probleme bereiten), wenn man sich nicht genug Zeit für einen Park nimmt. Spätestens wenn man eine Wanderung macht, wird es meist doch deutlich interessanter und dann packt mich eigentlich jeder Park.

Bei mir ist es übrigens teilweise anders herum: Parks oder Orte, die mich beim ersten Mal begeistern, und bei jedem weiteren Besuch immer mehr kalt lassen. Z.B. das Monument Valley oder beim Arches.

[playmaker11]

Hallo,

mir geht es eher umgedreht, ich verliebe mich auf den ersten Blick in einige Plätze und kann nicht mehr von Ihnen lassen:
1) San Francisco (mein erstes USA- Erlebnis, 1994 dort gelandet und 5 Tage geblieben), seit dem immer wieder gern !
2) Lake Tahoe (ebenfalls 1994 erstmals und seit dem immer ein lohnenswertes Ziel),
3) Las Vegas (auch seit 1994, wobei mich dieses ständige Bauen ein wenig betrüblich macht),
4) Vancouver (2001 erstmals)
5) Whistler (2004 erstmals und 2005 gleich zum Skifahren zurückgekommen, eines meiner absoluten Highlights)
6) Park City (2002 eher zufällig angefahren, sind wir gleich am nächsten Tag nochmal vorbei, seit dem weitere 6x)
7) Arches NP (erstmals 2002 (die Nacht in der D gegen Süd Korea ins Finale einzog), seit dem insgesamt allein 6x am Delicate Arch gewesen, der Platz läßt einen nicht mehr los - letztmals vor 6 Wochen.....).
Breckenridge (brandneu 2007 entdeckt und wir kommen sicherlich wieder).

Ich könnte noch mehrere Plätze aufzählen in die wir uns mehr oder weniger verliebt haben, vom Rocky Mountain NP über die Oregon Coast bis San Diego.....

Umgedreht, also so wie im Thema dargestellt ist es mir eigentlich auch nur im Zion gegangen. Dort waren auch 1994 erstmal und ich kann mich dran erinnern, daß es für mich eigentlich nichts besonderes war. Wir haben lange am Visitor Center gesessen und auf die WoMo-Escorte für den Tunnel gewartet. Also eher langweilig.
2002 waren wir erneut da und konnten dem auch (wegen und mit dem Shuttlesystem) nichts abgewinnen.
In diesem Jahr hatten wir Zeit und er passte eben so rein und da haben wir eigentlich festgestellt, wie schön er eigentlich ist und was man alles machen kann - und wir haben uns vorgenommen wiederzukommen.

[Scooby Doo]

@Silke
Das beweist, dass ich unbedingt nochmal in den Joshua Tree NP muss. Da war ich bisher nur einmal am Ende einer 5 wöchigen Tour, wir sind praktisch nur einmal quer durch  gefahren und ich fand's unheimlich langweilig. Lag wohl daran, weil wir keine Zeit für Wandeurngen hatten und von der hinter uns liegenden Tour total gesättigt, ja schon fast übersättigt waren.

@Kerstin
Ja, Las Vegas war bei mir ebenso. Beim ersten Mal war ich auf einer Bustour dort und hatte für dne Abend noch eine Entdeckungstour gebucht. Uns wurde alles gezeigt - nur nicht Las Vegas. Erst beim zweiten Mal, wieder Bustour, wieder wurde die Entdeckungstour angeboten, aber ich hatte abgelehnt, bin ich auf eigene Faust losgezogen. Zu Fuß vom Circus Circus bis Mandalay Bay und hoch zur Fremont Street. Ich war zwar absolut fertig danach, aber ich hatte Las Vegas gesehen.

[playmaker11]

Interessant wäre auch die Frage im umgekehrten Sinne. Gibt es auch Plätze die Ihr beim ersten Mal toll gefunden und beim zweiten Mal "nie wieder" gesagt habt ???

So ging es uns mit Sacramento.
Beim ersten Mal 2004 fanden wir es super, 2006 fanden wir die gleichen Stellen eher abstoßen und ekelig........

[McC]

Interessant wäre auch die Frage im umgekehrten Sinne. Gibt es auch Plätze die Ihr beim ersten Mal toll gefunden und beim zweiten Mal "nie wieder" gesagt habt ???

Fisherman's Wharf in San Francisco