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Autor Thema: Verarmen im Krankheitsfall?  (Gelesen 1722 mal)

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Jack Bauer

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Verarmen im Krankheitsfall?
« am: 04.01.2005, 19:04 Uhr »
Laut "Der Spiegel" 53/2004, Seite 45 drohen USA Urlaubern erhebliche Kosten im Krankheitsfall; von einigen 10.000 US$ ist die Rede.
Der Artikel ist jedoch reichlich nebulös, es wird z.B. von ungenauen und fehlerhaften Krankenhaus-Rechnungen berichtet. Kein Wort jedoch darüber, ob und wie die Amis ihre Forderungen in Deutschland eintreiben. Ein geschilderter Fall, wo ein in den USA lebender Freund einer erkrankten Deutschen von Geldeintreibern unter Druck gesetzt wird, dürfte wohl kaum representativ sein. Ebenso vage der Rat deutscher Verbraucherschützer, USA Reisen nicht ohne ausreichende Auslandsversicherung anzutreten. Was ausreichend ist und von welchen Versicherern entsprechende Verträge zu welchen Kosten angeboten werden bleibt unerwähnt.

Anbei der Original-Text (via OCR ohne Nachkorrektur gewonnen)

Zitat

GESUNDHEITSKOSTEN
Urlaub in den USA kann
teuer werden: Amerikanische
Ärzte und Krankenhäuser
zocken die ärmsten Bürger ab -
und Reisende.

Es war ein warmer Sommerabend An-
fang August in San Francisco, als sich
Susanne Holzhausen auf ihr Fahrrad
schwang. Sie kam nicht weit. Auf der Sacra-
mento Street nahm ihr ein grüner VW
Beetle die Vorfahrt. Die Kalifornien-Ur-
lauberin legte eine Vollbremsung hin und
flog mit einem Überschlag aufs Pflaster.
Die Blessuren hielten sich zunächst in
Grenzen: ein blaues Auge und eine Platz-
wunde am Kopf. Vorsorglich wurde Holz-
hausen dennoch per Krankenwagen ins
General Hospital gebracht. Eineinhalb
Stunden wartete sie dort, bevor sie ganz
kurz untersucht und mit einem Schmerz-
mittel nach Hause geschickt wurde.
„Kein Röntgen, kein nix", sagt die Leh-
rerin aus Düsseldorf. Als sie zwei Tage spä-
ter über starke Nackenschmerzen klagte,
bekam sie wieder nur ,,Pain-Killer" ver-
schrieben.
Zurück in Deutschland, wurde dagegen
eine starke Nackenprellung diagnostiziert.
Susanne Holzhausen hätte unmittelbar
nach dem Unfall keinesfalls mehr mit ihrem
Rennrad durch die Straßen von San Fran-
cisco fahren dürfen.
Der eigentliche Schock folgte jedoch erst
Wochen nach dem Sturz: Das Kranken-
haus stellte über 7000 Dollar in Rechnung,
verteilt auf ein gutes Dutzend undurch-
sichtiger Einzelrechnungen. Auch eine für
„X-Ray", sprich Röntgen, war darunter,
obwohl diese Leistung nie in Anspruch ge-
nommen wurde.
Auf die Beamtin kam eine Menge Ärger
zu. Sowohl ihr Arbeitgeber als auch ihre
private Krankenkasse in Deutschland, über
die sie auch auslandsversichert ist, weiger-
ten sich, derart wirre und offensichtlich
falsche Rechnungen zu übernehmen. Bei
ihrem in Kalifornien lebenden Freund lie-
fen unterdessen die Mahnungen auf. „Es ist
-zum Verzweifeln", sagt die 36-Jkhrige. „Ich
sitze auf einem Berg Rechnungen, die Kas-
se stellt sich stur, und beim Krankenhaus
scheiterten alle Versuche, richtige und de-
taillierte Belege zu bekommen."
Im US-Gesundheitssystem ist ein sol-
ches Abrechnungschaos offenbar alltäg-
lich. „Hospitäler und Ärzte berechnen sys-
tematisch zu viel, frustrieren Patienten mit
kryptischen Rechnungen und mit falsch
berechneten oder überhaupt nicht er-
brachten Leistungen", sagt Pat Palrner von
den Medical Billing Advocates of Ameri-
Ca. Mindestens acht von zehn Rechnuneen
aller administrativen Unfähigkeit
Patienten gegen 60 Dollar die
deren Rechnungen. Sie gleicht
genau mit Krankenakten ab,
blkkt." Selbst sie nicht, wie egal sagt.
Allerdings habe sie in den vergangenen 20
Jahren in der Branche gelernt, damit um-
zugehen.
Nicht selten kommen Kunden mit Plas-
tiktüten voll ungeöffneter Korrespondenz
in ihr Büro. „Ich sollte eigentlich per Pfund
abrechnen", scherzt Segal. ,,Wer nicht ge-
nau aufpasst, bleibt auf Tausenden Dollar
Behandlungskosten sitzen."
Besonders betroffen von der Misere sind
die 45 Millionen Amerikaner ohne jede
Krankenversicherung. Dem Center for
Hospital Finance and Management an der
Johns-Hopkins-Universität zufolge zahlen
diese Patienten paradoxerweise bis zu vier-
mal so viel für ärztliche Leistungen wie
Versicherte.
Einem unversicherten Frührentner aus
Greenbrae etwa wurden nach einem leich-
ten Autounfall für die Behandlung eines
gebrochenen Arms, Trauma-Evaluierung
und eine Nacht im Hospital 72000 Dollar
berechnet. Und ein deutscher Journalist in
Washington sollte für eine Blinddarment-
fernung 19 600 Dollar bezahlen.
„Nichtversicherte bekommen keine
Rabatte und haben auch keine Geseii-
schaften im Hintergrund, die massiv Kos-
ten drücken". sagt Cvndee Weston von der
American ~edicual ~illin~
Association.
Besonders kräftig langen auch Zahn-
ärzte zu, für eine Wurzelbehandlung mit
Zahnkrone können 4000 Dollar anfallen.
„Einige Kollegen wittern bei Ausländern
einen regelrechten ,Jackpot6", sagt eine
Zahnärztin aus Oakland.
Deutsche Verbraucherschützer warnen
daher eindringlich davor, USA-Reisen
ohne ausreichende Auslandsversicherung
anzutreten -dem Verbraucherzentrale
Bundesverband in Berlin zufolge gibt es
beim Reiseschutz die größte Unterversi-
cherung.
Für Susanne Holzhausen ist der Fall al-
lerdings trotz Auslandsversicherung noch
lange nicht ausgestanden. Nach wie vor
hat sie weder berichtigte Rechnungen noch
den vollen Betrag V& ihrer ver$cherung
erhalten.
Leidtragender ist auch ihr Freund Ralf in
Kalifornien: Ihm setzen jetzt aggressive
Geldeintreiber zu, die im Auftrag des Kran-
kenhauses die ausstehenden Forderungen
kassieren sollen. JOCHEN SIEGLE
 



Mein Eindruck: typischer Lückenfüller während der saure-Gurken-Zeit.

Trotzdem fände ich es gut, wenn Sachkundige hier ein paar detaillierte Tipps posten könnten, mit denen man auch etwas anfangen kann.

Danke + Gruß

Jack Bauer

GreyWolf

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #1 am: 04.01.2005, 20:29 Uhr »
Dass eine Auslandskrankenversicherung ein Muss ist beim USA-Aufenthalt ,war mir klar.
Was mir nicht klar war, sind diese enormen Kosten und die Probleme falscher bzw. ungenauer Abrechnungen.

Was sich mir natürlich als Frage stellt: Wenn man in den USA verklagt wird auf Zahlung und verliert, kann das auch in Deutschland vollstreckt werden?
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Tanja

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #2 am: 04.01.2005, 20:46 Uhr »
Hallo Jack,
da auch ich immer das Talent habe im Urlaub krank zu werden, habe ich bereits eine ADAC PLUS Mitgliedschaft.
Das hat einerseits den Vorteil, sie holen dich von überall wieder nach Hause und es gibt sogar teilweise Prozente. So geschehen auf Lanzarote, wo ich dann "nur" noch 380,00 € bezahlen musste, anstatt 450,00 €. War allerdings auch eine ADAC Vertragsklinik.
Auf Hawaii durfte ich im Jahr 2000 die ärztliche Kunst einer Tagesklinik in Anspruch nehmen.
Das lief so:
Ankommen, anmelden und einen Vordruck ausfüllen wo nach Versicherung, Krankheiten etc. gefragt wurde.
Dann eine wirklich sehr ausführliche Untersuchung, die ich aber sehr gut fand, da zu dem Zeitpunkt nicht absehbar war, ob es "schlimm" ist oder nicht.
In meinem Fall war auch eine Laboruntersuchung mit Blutabnahme nötig.
Zu jedem Zeitpunkt der Untersuchung wurde mir genau erklärt was warum gemacht wurde. Und was noch auf mich zukommt je nachdem wie die Blutuntersuchung ausfällt.
Als das Ergebnis feststand wurde ich im Hotel angerufen und ich ging dann noch mal in die Klinik. Die war praktischerweise gleich gegenüber.
Das Laborergebnis wurde mir erklärt und mitgegeben für meinen Hausarzt. Ebenso ein Schreiben von der Äztin an meinen Hausarzt über meine Erkrankung.
Ich bekam dann noch ein Rezept und es wurde mir erklärt in welchem Drugstore ich das Medikament bekomme.
Dann wurde mir eine ausführliche Rechnung ausgestellt, die ich dann mit der VISA bezahlt habe. Immerhin über 1.000,00 USD.

Während der ganzen Zeit wurde mir alles erklärt und das Personal war immer sehr freundlich zu mir.

Die Rechnung habe ich dann beim ADAC eingreicht. Da ich auch Beamtin und privat versichert bin habe ich dann einige Wochen später eine Hälfte des Betrages von meiner Krankenkasse und die andere Hälfte vom ADAC erstattet bekommen.

Ich kann also den ADAC nur empfehlen. Er hat mir immer geholfen, auch wenn die Beträge für die Mitgliedschaft erst mal erhöht erscheinen. Aber ich sage euch wenns einem schlecht geht im Urlaub ist einem das in dem Moment wirklich egal, hauptsache es funktioniert alles.

Grüße
Tanja

Twentyfour

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #3 am: 04.01.2005, 20:50 Uhr »
Hi Jack,
kann vieles so wie beschrieben bestaetigen.
3 Beispiele aus erster Hand:
- Nach meinem ersten ER Besuch bekam ich eine astronomische Rechnung. Ein simples Nachfragen (man hat ein Recht auf eine 'itemized bill') hat dann spaeter zu einer Reduzierung der Kosten um mehr als 70% gefuehrt.
- Appendectomy (Blinddarm) - Kosten: $17000...bin fast vom Stuhl gefallen. Da ich versichert bin, ging die Rechnung an die Versicherung, die einen Discount-Preis (wortwoertlich) von $7000 bezahlt. Mein Anteil (~$1500) war auch wieder falsch berechnet. Krankenhaus drohte mit collection agency, obwohl sich spaeter herausstellte das der Fehler auf seiner Seite lag.
-Zahnarztbesuch: Auch wieder falsche Rechnung bekommen. Leistungen wurden einfach vom Kostenvoranschlag in die Rechnung uebertragen und von der cc abgebucht, ohne zu ueberpruefen ob alle Behandlungen wirklich durchgefuehrt wurden. Hab' das Geld aber wieder zurueckerhalten.
- Lesson learned: Alles anzweifeln. Immer nach itemized bills fragen.... Gesund bleiben.
Gruss,
Hans.

P.S.
Als Tourist wuerde ich nie ohne Versicherung in die USA.  

P.P.S.
Jack, Sonntag geht's wieder los. 24 h um uns vor dem Untergang zu bewahren. Hoffe Du schlaefst vorher gut.

Easy Going

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    • eumerika
Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #4 am: 04.01.2005, 21:02 Uhr »
Wer die rund 15 € für eine Auslandskrankenversicherung (Jahresgebühr) nicht erübrigt kann eigentlich, nein sollte besser zu Hause bleiben.
Bei der Summe ist (falls vorhanden) sogar die Familie mit drin.

Wichtig im Fall des Falles:
Beleg mit Betrag, Datum, Diagnose, behandelnder Arzt

Hatte diesen Fall bisher einmal (allerdings nicht in USA sondern Südafrika) Der Betrag (war allerdings keine Riesensumme) wurde schnell und komplett überwiesen.
Gruß Easy


You never gonna fly, if you're afraid to fall

Jack Bauer

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #5 am: 04.01.2005, 22:28 Uhr »
@ 24

Fehler: Morgen gehts los. Dieses Mal nicht gegen Atome, die explodieren wollen, sondern gegen Kleinstlebewesen.

@ all

ich will ja nicht klugscheißerisch sein, aber die Fragen sind doch:

    was passiert, wenn einem so ein Ami-Doc vier- oder fünfstellige Beträge von der Kreditkarte abpumpt. Dann ist es aus, wenn der Partner(in) nicht noch flüssig sein sollte[/list:u]
      ist im ersten Fall noch eine geordnete Ausreise möglich und wenn ja, wie treiben die Amis die Knete in good-old-Germany ein?[/list:u]
        Auslands-Krankenversicherung bieten viele an. Der Teufel wird jedoch im Detail (oder in x Seiten kleingedruckter Versicherungs-Bedingungen, für deren Lektüre bzw. Verständnis man ohne Rechtsverdreher einige Tage Urlaub nehmen muß und mit Rechtsverdreher noch einige Tage mehr, um den bezahlen zu können) stecken. Deshalb die Frage, welche Versicherung problemlos empfohlen werden kann.[/list:u]

        Jack Bauer

        PS. möge die Präsi-Schlampe endlich .............

frank_gayer

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  • Ferienhaus in Cape Coral gesucht ?
    • http://www.frankgayer.com
Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #6 am: 04.01.2005, 23:22 Uhr »
Hallo,

genau, morgen 22.15 Uhr geht`s los.

Astro

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #7 am: 04.01.2005, 23:34 Uhr »
Bin auch schon 2x beim USA Aufenthalt beim Doc gewesen.
Mit Kredtkarte bezahlt, zu Hause der Versicherung eingereicht und 100% ersetzt bekommen.
Auch in anderen Ländern nie ein Problem gewesen.
Bin privat bei der Allianz versichert.
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Twenty four

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #8 am: 05.01.2005, 03:43 Uhr »
Jack, jetzt bin ich aber enttaeuscht. Sonntag bist Du wieder dran..glaub's mir (http://www.fox.com/24/). Vor den Killerviren hast Du uns Doch schon letztes Jahr gerettet. Vielleicht solltest Du das mit den Drogen doch bleiben lassen.....
Schoenen Gruss aus der Zukunft,
Hans.

Anonymous

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #9 am: 05.01.2005, 07:12 Uhr »
@ 24

ach so, ach so, jetzt (wieder klar nachdem ich gestern die Niederlage der DEG betrauern mußte) verstehe ich. War in Gedanken noch in Germany. Da gehts mir halt wie vielen Superhelden oder Managern:

steigt eine Manager am Flughafen ins Taxi. Der Taxifahrer fragt: "Wo soll es denn hin gehen?". Antwort des Managers: "Egal. Ich werde überall gebraucht!"

Jack Bauer

Doreen & Andreas

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Re: Verarmen im Krankheitsfall?
« Antwort #10 am: 05.01.2005, 09:39 Uhr »
Es geht doch nichts über eine gute Reisekrankenversicherung.
Wir haben eine für 7,50€ im Jahr von der DEVK, die hat bisher alles kommentarlos und in kürzester Zeit ersetzt (Österreich 2001 ca. 200DM, Italien 2003 ca. 50€ inkl. Medikamente, Kanada 2004 ca. 750€).
In Kanada letztes Jahr mußten wir mit unserem Sohn wegen einer Platzwunde ins Krankenhaus. Dort wurde uns alles genau erklärt, von allen Protokollen und Untersuchungen bekamen wir sofort Kopien, ebenso von allen Dokumenten, die wir vor Ort unterzeichnen mußten (nachdem sie uns ausführlich erklärt wurden). Nur diese Kosten wurden uns auch gleich vor Ort in Rechnung gestellt und auch gleich mit Kreditkarte bezahlt.
Später kam dann noch eine Rechnung für den Krankentransport sowie entsprechende Kilometerpauschalen, die wir telefonisch hinterfragt und anschließend ebenfalls per Kreditkarte bezahlt haben. Auch darüber erhielten wir per Post noch einen Beleg, den wir bei der Versicherung mit einreichten... wurde wie gesagt binnen weniger Tage anstandslos ersetzt.
Viele Grüße,
Andreas
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