Ich glaube, ich habe den USA gegenüber eine Bilderbuch-Hassliebe.
Und damit gehöre ich in meinem Umfeld noch sicher zu denen, die als Amerika-Fanboys bezeichnet werden würden.
Seien wir ehrlich, der allgemeine Tenor in Deutschland gegenüber den USA ist doch teilweise ambivalent bis unerfreulich.
Neulich habe ich sogar einen Therad, irgendwo im Internet-Nirvana, gelesen, in dem sich Leute gefreut haben, dass "die Amis" nun von "Irene" heimgesucht werden.
Aber der Reihe nach. Was ich an Amerika mag, ist "das Amerikanische" an sich. Gewisse Kulturelemente finde ich einfach sehr angenehm.
Vielleicht mag ich auch nur eine Sammlung an Klischees, wer kann das schon objektiv beurteilen.
Aber kommen wir zum Interessanteren, dem Gegenstand dieses Threads.
Ich denke, was ich nicht mag, und was viele Menschen direkt in einer absoluten Übersteigerung in direkten Hass umschlagen lassen, sind einfach gewisse Extreme, die in den USA auch vorkommen.
Im Moment wird die "hässliche Ami-Fratze" für die breite Öffentlichkeit durch solche Phänomene wie religiösen christlichen Fanatismus, oder aber die Tea Party verkörpert.
Dazu kommt eine teils reale, teils aber auch nur herbeiphantasierte "amerikanische Arroganz".
Man muss mit diesem Begriff sehr, sehr, sehr vorsichtig umgehen. In einem Punkt aber, kann man sicherlich eine faktische Grundlage für diese Empfindung erkennen, welche auch bei mir auf Ablehnung stößt.
Es ist der Eindruck, dass einem breiten amerikanischen Selbstverständnis folgend Amerika sich niemals auf Augenhöhe mit einer anderen Nation sehen würde.
Der Eindruck, dass andere Nationen schon aus Grundsatz rückständig und/oder unbedeutend angesehen werden. Man sehe sich allein mal Filmklischees an. Der Europäer wird als einheitliches Wesen eingestuft, wobei vielleicht noch Italienern und Franzosen (im Rahmen der Klischees) eine herausstechende Aufmerksamkeit zuteil wird. Andere Europäer sind rückständig und tragen Kopftücher.
Wem kann man es da also verdenken, dass trotz des großen westlichen Einflusses eine gewisse Antipathie dieser Nation gegenüber gehegt wird?
Eine weitere Spielart dieses Phänomens ist sicherlich die amerikanische Überzeugung, zu wissen zu glauben, was das Beste für den Rest der Welt ist. Ich will da nicht zu sehr politisch werden, doch das Sendungsbewusstsein und das doch sehr pragmatische militärische Agieren in der Welt trägt sicherlich nicht dazu bei, das Ansehen der USA in der Welt zu mehren. In Abwandlung eines bekannten Spruchs könnte man auch formulieren "am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen".
Ich halte in diesem Zusammenhang auch die amerikanische Grundüberzeugung, dass Freiheit und Demokratie menschliche "Urbedürfnisse" sind, ergo, manche Völker nur auf ihre "Befreiung" warten, für geradezu naiv, anmaßend und unreflektiert. Das lässt sich schön am Fall des Iraks erkennen, wo eben nicht "ein Volk" auf seine Befreiung gewartet hat, sondern der Laden mal eben auseinander kracht.
Klar war Hussein ein böser Junge. Aber das sind die Mitglieder der chinesischen Regierung auch. Aber ich ufere aus.
Kurz und bündig: Ja, ich bin sicherlich ein USA-Fan, mache mir aber keine Illusionen über die Schattenseiten oder darüber, von "den Amerikanern" auf Augenhöhe angesehen zu werden (man beachte die Anführungszeichen). Mir ist schon klar, dass es immer "Solche und Solche" gibt. Aber mit dieser trivialen Erkenntnis kann man alles relativieren. Es geht, wie die Statistiker so schön sagen, um das "Maß der zentralen Tendenz". Und diese werden viele Menschen recht ähnlich sehen wie ich. Was mich aber von vielen "Hatern" unterscheidet, ist, dass ich noch so weit differenziere, wie ich es tue, und zudem offen auch meine ebenso vorhandene Zuneigung und zeitweilige Parteinahme für diese Nation offen bekunde.