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Nordamerika => American Life => Thema gestartet von: baila am 02.08.2001, 08:10 Uhr

Titel: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: baila am 02.08.2001, 08:10 Uhr
Hallo,

da bin ich nun wieder aus meinem San Francisco-Urlaub zurück. War doch wieder, wenn man vom Dollarkurs absieht, äusserst zufriedenstellend. Ich habe für das Forum mal ein paar Dinge zusammengestellt, die mir aufgefallen sind, die ich für erwähnenswert halte oder schlichtweg nur als Tipp weitergeben möchte. Das soll nicht der Weisheit letzter Schluss sein, schliesslich waren viele von Euch schon wesentlich häufiger drüben als ich (4x). Manches mag neu sein, manches nicht, einiges vielleicht unwichtig erscheinen, anderes hilfreich - sucht Euch was raus...
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: GreyWolf am 02.08.2001, 13:38 Uhr
Bin mit vielem einverstanden, was Du sagst, möchte Dir aber hinsichtlich der oberflächlichen Freundlichkeit widersprechen. Das ist etwas, was ich in den USA wirklich schätze. Vielleicht kommt es nicht immer von Herzen, aber es macht das Leben schöner. Besonders gefällt mir, dass mich die Mitarbeiter im Supermarkt (zumindest bei Meyer`s) freundlich begrüßen und mich, sobald ich mich länger suchend umblicke, fragen, ob sie mir helfen können. Wenn ich da an unsere Supermärkte denke, wo man gnadenlos angemuffelt wird und jede Auskunft als schwerste Belastung empfunden wird... Peinlich ist mir das immer wieder, wenn amerikanische Touristen hier herkommen und feststellen müssen, wie unfreundlich man in Deutschland miteinander umgeht.
Und dass es die Leute interessiert, woher man kommt, ist doch schön. Als Tourist in Deutschland interessierst Du doch keine Sau.
Aber wenn es Dir in den USA zu freundlich ist, fahr mal in den Osten. Wir haben bei unserer letzten USA-Reise entlang der Ostküste festgestellt, dass hier die Leute schon fast "deutsch" unfreundlich sind. Insbesondere von der sog. "southern hospitality" haben wir nix bemerkt. http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm35.gif[/img] (http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm32.gif) (http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm32.gif)
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: am 02.08.2001, 15:17 Uhr
Hi Guido,

Deine Erfahrungen hier zu posten ist gut. Man kann dann gut vergleichen. Allerdings, manche Punkte sind sicherlich sehr subjektiv zu geniessen. :-)

Das mit der oberflaechlichen Freundlichkeit ... - niemanden interessiert wirklich, wie es Dir geht. Es ist smalltalk und soll eine freundliche 'Umgebung' fuer das Einkaufen geschaffen werden. Wer geht schon gerne irgendwohin, wo nur verbiestertete Gesichter an der Kasse sitzen. Ob man dann eine echte Konversation anfaengt, liegt sicher auch jedem Kunden selber. Generell ist es unter der Rubrik Customer Service einzugliedern - es kann ja auch sein, dass Dir was im Supermarkt nicht gefallen hat - das ist der Zeitpunkt es zu sagen. Du wirst Dich wundern, was die auf einmal in Bewegung setzen, nur um Dich 'gluecklich und zufrieden' zu machen!!! Versuche das mal in Deutschland ...:-) - Prost Mahlzeit!! Uebrigens - die Kassierer bekommen Probleme, wenn das Management feststellt, dass sie nicht freundlich nachfragen, ob alles in Ordnung war. Ist ein Teil deren Jobs!

My 2 cents ...

Gruss

Christoph
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: baila am 02.08.2001, 15:19 Uhr
Ich wollte damit nicht sagen, dass ich es nicht schätze, wenn jemand freundlich zu mir ist. Dass es so gehäuft auftritt, das geht mir etwas auf den Keks. Man ist es, wie du schon erwähntest, hier in D einfach nicht gewöhnt...
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Mike am 02.08.2001, 16:22 Uhr
Hi Leute,

ich muß sagen, dass es gerade diese (vielleicht oberflächliche) Freundlichkeit im Handels- und Dienstleistungsbereich ist, die ich bei meinen Aufenthalten in den USA genieße. Es ist jedesmal ein Kulturschock, wenn man zurück kommt und beim nächsten Einkauf in einem Kaufhaus steht (an der nächsten Information stehen schwatzend vier bis fünf Verkäufer(innen)) und kein Schwein kümmert sich um einen. Wenn man es dann wagt, diese Menschen, die fast demonstrativ jeden Blickkontakt meiden, anzusprechen z.B. "Haben Sie dieses oder jenes" und zur Antwort bekommt "Nur wenn's im Regal ist" (flugs weiter schwatzen), dann geht mir zumindest regelmäßig der Hut hoch. Auch wenn es sich um oberflächliche Freundlichkeit handelt, ist diese mir immer noch erheblich lieber als die tiefgreifende Abneigung, die immer noch in weiten Teilen unserer Dienstleistungswüste gegen den Kunden herrscht. Natürlich gibt es auch in den USA Ausnahmen (bin selbst schon einigen begegnet, vor allem im Bereich der Motels), aber die große Masse macht's.
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Michel am 02.08.2001, 17:30 Uhr
Hallo Leute
lest Euch mal die "Wahren Geschichten" hier am Board durch. Da wird viel von Hilfsbereitschaft und freundlichkeit erzählt.
Hier nur ein Auszug von mir selbst:
Zitat

Wir waren uns nicht sicher ob wir in den Glacier National Park
fahren sollten oder nicht. Es war Mai und wir hatten im Olympic National Park in höheren Lagen
noch jede Menge Schnee gehabt.
Um nun rauszufinden wie die Straßenverhältnisse sind hielt ich kurzerhand an einer Tankstelle
und fragte den Tankwart, der mit schwarzen, ölverschmierten Armen in einem Motor am arbeiten war.
Er meinte , oh sie sind aus Germany,very nice, aber er wußte nicht über den Park Bescheid,
meinte jedoch er habe einen Freund der das wissen könnte.Er wischte sich die Hände ab und telefonierte.
Aber es kam nichts dabei rum. Nun meinte er , er habe noch einen Freund der wiederum einen
Ranger aus dem Park kenne.Den Freund rief er an, erzählte ihm mein Problem und meinte dann zu mir,
ich müsste einen Moment warten , der Freund riefe den Ranger an.Derweil schenkte er uns Kaffee ein,plauderte wild drauflos und hatte einen Riesenspass mit uns. Nach etwa 10 Min klingelte das Telefon, es war tatsächlich der Ranger aus dem Park. Er erzählte uns etwas von einem schweren Snow and Thunderstorm, und die Straßen wären nur schwer passierbar. Wir haben es erst mal gelassen mit dem Glacier Park. Der Tankwart hat bestimmt 15 -20 Min mit uns verbracht. Zu allem Übel mußte ich nicht mal tanken.
Aber er war froh uns geholfen zu haben.


Soviel zu Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in USA.
Das man oft das Gefühl hat überschwenglich behandelt zu werden ist uns "Deutsch-Muffeln"
natürlich klar. Aber sagen wir nicht auch ständig "Guten Tag " ohne uns ernsthaft gedanken über einen guten Tag zu machen??
In diesem Sinne
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Dorothea am 02.08.2001, 18:54 Uhr
Hallo zusammen,
da auch wir gerade erst zurück sind aus den USA, kann ich vielem nur beipflichten. Aber die Frage: How are you, die ja überall und immer gestellt wurde, habe ich lachend mit der gleichen Frage beantwortet. So wurden die Menschen *wach*, und schauten einen an. Dann bekamen sie eine Antwort auf ihre Frage. Und ich auf meine, die Konversation war angelaufen.
Aber die *überschäumende* Freundlichkeit ist wirklich manchmal nicht mehr schön. Echte Freundlichkeit merkt man sowieso heraus. Somit kann ich mich dementsprechend verhalten. (http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm32.gif) (http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm27.gif)

(http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm38.gif) lioche Grüße aus dem nicht so freundlichen D, ob nun ehrlich oder nicht!
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Tanja am 03.08.2001, 00:31 Uhr
Hallo baila,
kann dir nur zustimmen. Am meisten nervt mich aber , daß man Nachrichtenmäßig voll auf "0" gefahren wird und aber auch gar kkeeeeeiiiiinnnnneeee Infos auch Europa bekommt. Außer vielleicht per Internet.
Die Freundlichkeit finde ich weniger anstrengend. Áber ist dir schon mal aufgefallen, daß jeder aber auch jeder Ami irgend einen Verwandten oder Bekannten in Germany hat der dort studiert, herkommt oder bei der Armee gewesen ist. Jedenfalls haben wir immer nur solche Amis getroffen und wir haben uns schon den Spaß gemacht Wetten darüber abzuschließen welcher Verwandter denn jetzt ausgebuddelt wird.

Aber ich will es trotzdem nicht missen.

Tschüssi.

Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: baila am 03.08.2001, 00:44 Uhr
Jaja, da ist man ja fast schon froh, wenn man dann am Flughafen zurück in D eine B*LD o.ä. erwischt. Wenigstens ein paar Neuigkeiten... Vor 4 Jahren habe ich mal auf irgendeinem TV-Kanal in USA Nachrichten von "Deutsche Welle TV" sehen können, den habe ich aber diesmal nicht wiedergefunden. Aber wie ich das so sehe, ist in meiner Abwesenheit nichts wichtiges passiert (oder doch??). Nun gut, den ersten Spieltag der Bundesliga hab' ich verpasst, hab' mich aber über die Ergebnisse im Internet informiert und die letzte halbe Stunde sogar "live" angehört.
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: am 03.08.2001, 15:58 Uhr
Vergesst nicht das die USA ein Auswanderungsland sind. Es ist noch gar nicht lange her, dass Eltern oder Grosseltern vieler Amerikaner aus Europa und Deutschland hierhin ausgewandert sind. Ueberlegt auch mal, wieviele GIs in Deutschland waren waehrend der letzten Jahrzehnte - auch fuer unsere Freiheit!!

Fuer manchen Urlauber mag das lustig erscheinen, wenn die Amis von Ihren Vorfahren aus Deutschland erzaehlen oder wo sie da schon gewesen sind, etc. - vor allem wenn es dann jeder zweite Ami erzaehlt! Es ist aber ein grosses Land und Ihr trefft nur einen kleinen Ausschnitt aus der Bevoelkerung. Ich meine, man sollte sich nicht darueber lustig machen, sondern auch respektieren, was der gegenueber einem da erzaehlt. Die Leute sind ja auch nicht bloed und wollen sich veraeppeln lassen (sorry, wenn ich das so krass sage).

Andere Laender, andere Sitten! Denkt bitte daran, dass Ihr nur Gast in einem anderen Land seid, wenn Ihr hier durchreist! Jedes Land und jede Bevoelkerung sind nun mal unterschiedlich - es waere furchtbar, wenn es hier genauso waere wie in Deutschland - all die verbiesterten Gesichter und Neider. :-)

Wahrscheinlich fuehlt sich jetzt der eine oder andere hier auf die Fuesse getreten, aber es faellt nicht nur mir sehr haeufig auf, dass sich gerade Deutsche Touristen im Ausland nicht immer von der besten Seite zeigen. Es liegt auch an jedem einzelnen ein wenig daran zu aendern. Ist es denn so schlimm, sich den Sitten und Gebraeuchen anderer Laender fuer 3-4 Wochen im Jahr anzupassen? In Deutschland meckert ihr (kleingeschrieben!!) ja auch staendig, dass sich die Auslaender gefaelligst anpassen sollen. Toleranz!? Anyone?!

Gruss aus Colorado!

Christoph

PS: Anmerkung: Dieses Posting richtet sich nicht gegen eine bestimmte Person oder Gruppe, sondern beschreibt einen allgemeinen Zustand. Ich will hier niemanden angreifen oder beleidigen.

Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: FrankD am 04.08.2001, 00:27 Uhr
Hier! Schlag mir ruhig noch 'ne Portion Toleranz auf den Teller...
Scheinbar beruht die Einschaetzung amerikanischer Freundlichkeit als "nervig" oftmals auf einem kulturellen Missverstaendnis: "How are you?" ist nichts anderes als eine Grussformel, ganz genauso wie "Hi!", "Good Morning", etc. Kein Mensch (hier) beabsichtigt damit in irgendeiner Art den Beginn einer Konversation, einer wundersamen Freundschaft oder irgendetwas anderes derart. Die laengstmoegliche Antwort auf "How are you?" ist "Fine, thanks, how are you?" und das ist auch schon das Ende vom Lied.
Wer sich durch "how are you" zu irgendwelchen weiteren Erklaerungen ueber sein Wohlbefinden hinreissen laesst, verpflichtet sein (amerikanisches) Gegenueber zu einem (weiteren) freundlichen Erwiedern usw. usw.
Ich glaub so kommen diese gequaelt hoeflichen Konversationen meist zustande. Oft geht dabei der deutsche Touri dem Ami mehr auf den Keks als andersrum (ein Zeichen dafuer, dass amerikanische Hoeflichkeit wirklich stark entwickelt ist).
Christoph hat einen wichtigen Punkt gemacht: Amerika ist Einwanderungsland. Hier wohnen Leute aus aller Herren Laender zusammen (oftmals sogar im gleichen Haus). Wenn Amerika so etwas wie eine eigene Kultur hat, dann die, mit Menschen aller Religionen und Herkuenften hoeflich umzugehen um keine Aversionen zu provozieren.
Und uebrigens: Wenn ich im Supermarkt mal an jemandem vorbei moechte, der mit seinem Einkaufswagen im Wege steht, reicht ein freundliches "Excuse me" und schon ist der Weg frei. In Deutschland hilft da nur eine grantiges "Kann ich da jetzt mal durch??".
Scheint immer noch so zu sein, dass Freundlichkeit in Deutschland als knappes Gut gehandelt wird, welches man nur guten Freunden gegenueber spendiert (um es nicht zu verschwenden).
Die Amis haben mir zumindest eins gezeigt: Freundlichkeit kostet nix! Man kann mit wildfremden Leuten genauso freundlich sein wie mit alten Freunden. Das kostet kein Geld, keine Lebenszeitverkuerzung, keine Krankheiten, rein gar nix...
Tschuess,
Frank
(Diese Nachricht wurde am 04.08.01 um 00:27 von FrankD geändert.)
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Tanja am 04.08.2001, 01:28 Uhr
Hey Christoph,
nicht böse sein. War doch gar nicht negativ gemeint und lustig wollte ich mich darüber ganz bestimmt auch nicht machen.............
O. K.?(http://www.usa-reise.net/forum/images/smilies/cwm6.gif)  
(Diese Nachricht wurde am 04.08.01 um 01:28 von Tanja geändert.)
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Elena am 05.08.2001, 07:59 Uhr
Also, ich kann mich Christoph und FrankD nur anschließen. Ich genieße diese Freundlichkeit sehr und mir graut vor jedem nachurlaublichen Supermarktbesuch.

Auffallend ist es dann allerdings, wenn es an einigen Orten tatsächlich mal "deutschmäßig" zugeht. Und da hab ich eine Frage an alle Insider: stimmt mein persönlicher Eindruck, daß vor allem das indische bzw. ceylonesische Motelpersonal vornehm ausgedrückt "sehr distanziert" ist, oder ist das nur eine Verkettung unglücklicher Umstände, die ich erlebte? Jedenfalls hatte ich mit den Genannten nicht eine einzige freundliche oder wenigstens höfliche Begegnung von ihrer Seite. Und ich habe wie überall im Urlaub stets lächelnd und nett meine Fragen gestellt. Liegt es vielleicht an der Mentalität? Oder einfach am Umstand das ich eine Frau bin?

Bitte schildert mir Eure Einschätzung.  
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: curly am 05.08.2001, 12:04 Uhr
da ich selber im verkauf arbeite, weiss ich, wie wichtig freundlichkeit für beide(!!!) seiten ist.
nur wer ein freundliches gesicht hat, darf ein geschäft eröffnen-(oder betreten;stimmt's ihr ostwestfalen*grummel*)---alte chinesische weisheit

was mich allerdings beschäftigt:#
durch die extreme freundlichkeit, die ja oft nur routine ist und floskeln wie Z.b. wir können uns ja mal treffen....
ist es da nicht extrem schwierig freundschaften zu finden...
da ich bald nach florida gehe, werde ich von allen seiten vor der oberflächlichkeit gewarnt...

wer hat erfahrungen gemacht...?
curly winke*****
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: GreyWolf am 05.08.2001, 13:55 Uhr
Zu Elena: Das mit den Indern würde ich genau andersherum sehen; mir schienen sie bisher immer die Freundlichsten.
Man sieht, dass das einfach persönliche Erfahrungen sind. Ohne im mindesten "politisch korrekt" zu sein, halte ich es daher für problematisch, es (nur) an der Herkunft festzumachen. Obwohl ich persönlich auch so eine Abstufung nach Herkunft mache, die ich aber hier nicht verrate, da man sich mit sowas nur unbeliebt macht.
Und zu dem Beitrag von Curly: Manchmal ist es tatsächlich nicht leicht, zwischen oberflächlicher Freundlichkeit und ernsthaftem Interesse zu unterscheiden. Das liegt schon daran, dass das Wort "friend" in Amerika praktisch für jeden gebraucht wird, den man auch nur entfernt kennt. Wunder Dich also nicht, wenn man Dich als "friend" oder sogar "close friend" bezeichnet und Dich direkt danach fragt, wie Du eigentlich nochmal heißt.
Einladungen der Art: "Wir müssen unbedingt mal essen gehen" sind mit größter Skepsis aufzunehmen. Einladungen sind nur dann echt als Einladung gemeint, wenn Tag und Uhrzeit festgelegt sind. Auch die oft verwendete Floskel "Ruf mich nicht an, ich rufe Dich an" bedeutet nicht selten einfach: Nerv mich nicht mit Deinen Anrufen.
Wenn Du mal jemand Nettes kennenlernst und Du mit ihm/ihr eine Beziehung (im Sinne von Liebesbeziehung) vorstellen kannst, gibt es ein eingeschliffenes Ritual: Man fragt denjenigen, ob man seine/ihre Privat-Telefonnummer bekommt. Gibt er/sie Dir, ist er/sie auch nicht ganz abgeneigt. Danach ist es dann wichtig, wann der telefonische Kontakt hergestellt wird, schon am nächsten Tag oder später. Je früher, desto größer ist das Interesse des Anrufenden.
Insgesamt sollte man (wie in Deutschland) eher davon ausgehen, dass die Leute halt mal gerne ein Schwätzchen machen, aber es zu einer Freundschaft schon etwas mehr bedarf.
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Mike am 05.08.2001, 17:09 Uhr
Hi Leute,

zu Elenas Erfahrung kann ich nur sagen, dass es bei den asiatischen Bevölkerungsgruppen sehr viele Menschen gibt, die entweder noch nicht sehr lange in den USA leben oder aus anderen Gründen nur sehr wenig englisch können. Auch Leute, die im Gaststättengewerbe tätig sind, bilden da oft keine Ausnahme. Da es eigentlich im Naturell des Asiaten liegt, seinem Gegenüber ausnehmend freundlich zu begegnen, mag das ein Grund für die Distanziertheit sein. Ich habe übrigens gerade mit Menschen indischer Herkunft schon beiderlei Erfahrungen gemacht. In New York City z.B. gibt es sehr viele Taxifahrer aus diesem Kulturkreis. Darunter sind viele, die nicht sonderlich gut englisch sprechen. Gerade da habe ich auch schon negative Erfahrungen gemacht. Umgekehrt habe ich beim Essen in indischen Restaurants eigentlich ausschließlich Positives erlebt, was die Freundlichkeit der Menschen angeht.
Eine Erfahrung, die ich beim Kontakt mit US-Bürgern gemacht habe, ist die, dass viele recht schnell bei der Hand sind mit Einladungen wie "Visit us when you're around" usw.. In den meisten Fällen scheitert das Vorhaben des späteren Besuchs schon an der Tatsache, dass keine Adresse oder Telefonnummer mitgeteilt wird *gg*. Man kann aber auch die Leute auf recht einfache Art verblüffen. So habe ich es in einer Stehpizzeria erlebt, dass ich herein kam, einziger Gast war und drei nette Damen hinter der Theke wie aus der Pistole geschossen mit "Hi, can I help you?" (auch eine der Standardfloskeln, die eigentlich keine Antwort erwarten) grüßten. Darüber mußte wir schon alle grinsen und als ich dann noch antwortete "I hope so" war nach einigen verblüfften Blicken das Gelächter groß. Ich hatte anschließend noch eine recht interessante und amüsante Unterhaltung mit den Damen und es war ein richtig netter Abend.

Also: locker machen und einfach in Urlaubsstimmung kommen.
(Diese Nachricht wurde am 05.08.01 um 17:09 von Mike geändert.)
Titel: Re: Was mir in meinem Urlaub so alles aufgefallen ist
Beitrag von: Elena am 05.08.2001, 20:16 Uhr
Zu Mike und GreyWolf,

genau das Fehlen der allseits bekannten asiatischen Höflichkeit hat mich bei den gemachten Erfahrungen ja so überaus verblüfft. Die Menschen waren auch nicht pampig oder grob unhöflich sonder einfach nur eigentümlich distanziert und ohne jedes Lächeln.
Deine Erklärung, Mike, bezüglich der erst kurzen Aufenthaltsdauer leuchtet ein. Und man weiß ja auch nicht, welch schlechte Erfahrungen die Angestellten bisher gemacht hatten. Kommt ja vielleicht nicht jeder so frisch, fromm, fröhlich daher wie meinereiner.
Also freut es mich, dass ich einfach nur "schlechte Tage" erwischt hatte, fein.

Schönen Abend und  
(Diese Nachricht wurde am 05.08.01 um 20:16 von Elena geändert.)