Das dürfte eine der am meisten gestellten Fragen sein, die man sich als Deutscher (mit metrischem System) in den USA stellt. In nahezu allen Lebensbereichen gibt es in den USA andere Maße und Einheiten als bei uns in Deutschland.
Im Wetterbericht hört man etwas von 92 Fahrenheit, hat aber keine Ahnung, was das in Celsius bedeutet. Am Strassenrand verkündet ein Schild eine "Elevation 2000 ft." - wie hoch ist das denn eigentlich?
Das Steak wiegt 16 oz. (= Unzen), wie schwer ist denn das nun? Letzteres ist ja noch relativ einfach zu rechnen, wenn man weiß, dass eine Unze ungefähr 28,35 Gramm bedeutet (das Steak wiegt also 453 Gramm und ist ein Mordsteil!) und noch einfacher ist es, die 250 Meilen in die entsprechenden 400 Kilometer umzurechnen - aber die Fahrenheit und Celsius-Geschichte ist da schon vertrackter.
Und wenn man an der Tanke für 2,98 US-Dollar eine Gallone Sprit bekommt, kommen die meisten aus dem Grübeln nicht heraus, wenn sie den Preis auf Euro pro Liter umrechnen wollen. Ganz der Ofen aus ist es spätestens dann, wenn die geliehene Karre eine Anzeige hat, die verrät, dass man im Urlaub mit 25 MPG (= Miles per Gallon) herumkreuzt - was um Himmels Willen macht das denn in der uns gewohnten Formulierung "Liter auf 100 Kilometer" aus?
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit will ich hier ein paar einfache Rechenvorschriften aufzählen, die es erleichtern sollen, die für uns ungewohnten Maße auf unsere Werte umzurechnen. Wichtig ist dabei weniger die Präzision, die manchmal etwas leiden muss, als vielmehr die Möglichkeit, relativ unkompliziert und schnell die richtige Lösung zu ermitteln.
Fangen wir bei den Temperaturen an. Es gibt in der Tat eine richtige Umrechnungsformel, um von Fahrenheit auf Celsius zu kommen und auch wieder zurück. Die lautet rein mathematisch (dabei sei F das Zeichen für Fahrenheit und C für Celsius):
C = (F - 32) * 5/9
F = 9/5 * C + 32
Diese Formeln sind zwar nicht richtig kompliziert, aber doch hakelig zu rechnen. Erst einmal rechnen wir die oben gestellte Frage durch, was ist denn 92 Fahrenheit in Celsius:
C = (92 - 32) * 5/9 = 60 * 5/9 = 300/9 = 33,3333....
Also sind 92 Fahrenheit ca. 33,3 Grad Celsius. Ziemlich warm. Markante Temperaturen sind 68 Fahrenheit (= 20 Grad), 86 Fahrenheit (= 30 Grad), 104 Fahrenheit sind 40 Grad und 32 Grad Fahrenheit sind genau 0 Grad Celsius. Bei -40 Grad stimmen beide Werte überein.
Wie aber kann man die Rechnung vereinfachen? Indem man die komplizierte Multiplikation mit 5/9 ersetzt, indem man stattdessen halbiert und dann 10% dazu rechnet. Vorher die 32 abziehen läßt sich nicht vermeiden, aber das ist ja relativ einfach. Probieren wir es mit 92 Fahrenheit:
92 minus 32 macht 60. Davon die Hälfte ist 30. Nun noch 10% dazurechnen, das ergibt 33. Fertig - und gar nicht so schlecht. Klar, stimmt nicht genau, aber für unsere Zwecke reicht es. Noch eine Gegenprobe, zur Sicherheit. Nehmen wir die signifikanten 68 Fahrenheit. Davon 32 abziehen, macht 36. Die Hälfte ist 18, nun 10% dazu und wir sind bei 19,8 Grad. Nicht genau 20, aber dicht dran.
Damit hätten wir das Temperaturproblem schon gelöst. Aber wie sieht das mit den anderen Maßen aus? Wie hoch sind 2000 ft.? Das ist ganz einfach: einfach mal drei und dann eine Null weg - das ganze ergibt Meter. Also 2000x3 = 6000, eine Null weg, macht 600m. Das stimmt zwar wieder nicht ganz genau, exakt wären es 609,6m, aber für unsere Zwecke reicht es. Der Vollständigkeit halber die amerikanischen Längenmasse:
1 inch (auch Zoll genannt) ist 2,54 cm.
1 feet sind 12 inch, also 12 * 2,54, macht 30,48 cm (also ca. 30 cm).
1 yard sind 3 feet, also 3 * 30,48 cm, macht 91,44 cm.
Wenn man irgendwo auf einem Trail liest, von hier noch 250 Yard, dann sind das ungefähr genau so viele Meter nur etwa 10% weniger. Also etwa 225 Meter. Richtig wären 228,6 Meter, aber wichtiger ist, man weiß, wie man es schnell und einfach ermittelt.
Eine Meile sind 1,6 Kilometer - das weiss natürlich inzwischen jeder und es ist auch einfach zu rechnen. Als Rechenhilfe kann man auch "durch 3, mal 5" rechnen, das geht oft einfacher als "mal 1,6". Ist zwar wieder etwas ungenau, aber es geht um das einfache Rechnen. So sind 30 Meilen also einfach umzurechnen: 30 durch 3 macht 10, mal 5 macht 50. Fertig! Klar, 30 mal 1,6 ist auch einfach zu rechnen, aber bei 240 Meilen sieht das schon etwas anders aus - da ist man mit "durch 3, mal 5" ruckzuck auf 400 Kilometer, ohne viel zu rechnen.
Nun zum Spritpreis: der ist natürlich auch abhängig vom Dollarkurs, weswegen ich keine allgemeine einfache Formel angeben kann. Eine Gallone sind ca. 3,78 Liter - das steht wohl fest, der Dollarkurs aber nicht. Aber momentan hat der Dollar einen sehr schwachen Kurs, der nicht weit weg ist vom "Idealkurs". Welcher "Idealkurs"? Mein persönlicher Idealkurs. Wenn nämlich der Kurs so ist, dass 1 Euro gleich 1,32 Dollar sind (im Moment ist 1 Euro sogar 1,41 Dollar - aber 1,32 Dollar war er unlängst), dann ist die Umrechnung von "Dollar pro Gallone" auf "Euro pro Liter" supereinfach - man muss nämlich nur den Preis durch 5 teilen - fertig!
Beispiel von oben: eine Gallone Sprit kostet 2,98 Dollar. Geteilt durch 5 macht (ungefähr - genau ist es eh nicht) 60. So einfach ist das. Das heißt, dieser Sprit kostet pro Liter 60 Eurocent - man wie billig! Und weil ja in Wirklichkeit ein Euro sogar 1,41 Dollar sind, ist er eigentlich noch ein paar Prozente billiger - aber das gleicht dann die amerikanische Tax aus, die ja gemeinerweise immer erst hinterher draufgeschlagen wird...
So - zum Abschluss die Kaiserübung. Was bedeutet es, wenn die Anzeige meines Fahrzeugs anzeigt, dass wir momentan mit "25 MPG" durch die Canyons tuckern? Durch Umstellen, kürzen, runden und alles, was mathematische Kabinett so hergibt, kommt man letztendlich auf die einfachste (dennoch nicht ganz leicht zu rechnende) Formel, die da lautet:
LiterAufHundertKilometer = 225 / (Anzahl MPG)
Also, wenn die Anzeige "25 MPG" anzeigt, dann muss man 225 durch 25 rechnen. Das macht 9. Also: 25 Meilen pro Gallone bedeutet bei uns, 9 Liter auf 100 Kilometer. Kein Säufer, aber auch kein Spritsparer. Unser Golf Diesel braucht nur 6 Liter auf 100 Kilometer. Die Beispielzahlen Zahlen waren natürlich prima gewählt - aber 25 MPG ist durchaus ein normaler Wert, unser Fahrzeug hatte in diesem Urlaub einen Wert von 27 MPG (macht dann ca. 8,3 Liter auf 100 km).
Um übrigens von "LiterAufHundertKilometer" auf "Meilen pro Gallone" zu kommen, muss man GENAU DAS GLEICHE rechnen. Einfach wieder 225 durch den einen Wert ergibt den anderen Wert - praktisch, oder? Also, wenn mein Golf nur 6 Liter braucht, dann sind 225 durch 6 gleich 37,5. Das heißt, wenn in den USA ein Auto nur 6 Liter auf 100 km verbrauchen soll, dann muss er einen MPG von 37,5 besitzen. Im amerikanischen TV macht Kia momentan Werbung für ein Fahrzeug, das einen MPG von 35 hat - das bedeutet also, dass es 225/35 = 6,4 Liter auf 100 verbraucht - sehr gut für amerikanische Verhältnisse.
So, das war ein Ausflug in die Welt der amerikanischen Masse und Einheiten - gerne darf jemand Fragen stellen, wie man andere Dinge rechnet, die hier nicht aufgeführt sind. Ich habe zunächst nur die Sachen aufgeführt, die ich mir selbst am meisten gestellt habe. Ich hoffe, dass ab jetzt für die meisten die Umrechnerei keine Qual mehr ist - Genauigkeit spielt im Urlaub sowieso keine Rolle.
Grüße
Rainer