Hi,
bei unserem jetztigen Schottland-Urlaub ist mir erst so richtig klar geworden, warum ich so gerne in die USA reise. Außer den fantastischen Natur ist es einfach, dass USA-Reisen so bequem und konfortabel sind und ich für einen guten Service einen akzeptablen Preis bezahle.
Wenn ich da mal einige Punkte vergleichen darf:
(Ich nörgele jetzt auch nicht daran rum, dass die Briten auf der falschen Seite fahren. in 99 Prozent der Zeit denkt man dran und die restlichen ein Prozent machen den Urlaub so richtig interessant. Und ich nörgele nicht am Wetter herum, denn in Schottland regnet es halt einfach viel. Außerdem haben uns die Einheimischen jedesmal, wenn es mal gerade nicht geregnet hat, versichert, dass es doch ein "lovely day" sei.)
In Schottland habe ich für Hotels wesentlich mehr als in den USA bei wesentlich geringerer Ausstattung bezahlt. Beliebte Frage beim Einchecken in Schottland: Möchten Sie ein Zimmer mit eigenem Bad? Was soll man dazu sagen.
Und die Preise .... In einem Fall war man sich in einem absoluten Mittelklasseteil nicht zu blöde, in der Vorsaison in der Wochenmitte 120 Pfund zu fordern.... (das sind um die 170 Euro).
Die Bäder in den meisten amerikanischen Motels könnten ja manchmal einen Tick besser sein (man denke nur an die verwirrenden Duschappaturen), aber die in Schottland sind schon der Witz. Winzige vom Zimmer abgeteilte Kämmerchen, bei dem das Ein- und Aussteigen aus der (bestenfalls tröpfelnden) Dusche eine echte Herausforderung wird. Und die Armaturen wurden das letzte Mal zu Ehren von Maria Stuart erneuert. Also irgendwann um 1600.
Klasse auch die Auswahl von Fernsehprogrammen auf dem schottischen Zimmer. Im besten Fall drei Programme - wo ist da HBO??
Die Straßen: In den USA kann ich mir ziemlich genau ausrechnen, wielange ich wohin brauche, wenn ich nicht gerade im Gebirge rumfahre. Ein Schnitt von 50 Meilen die Stunde ist durchaus drin. In Schottland sind die Straßen hingegen regelmäßig winzig und haben alle 500 Meter einen Kreisel, damit man auch jedesmal schön abbremsen darf. Unser Schnitt da: regelmäßig nicht mehr als 30 Meilen pro Stunde. Das nervt insbesondere dann, wenn man eigentlich ganz gerne noch ein bestimmtes Schloss anschauen will, aber nur so langsam vorankommt, dass man erst nach dem letzten Einlass ankommt.
Ein echter Schweißtreiber sind auch Ortsdurchfahrten: winzige Sträßchen, die immer auf der einen Seite komplett mit Autos zugeparkt sind, so dass es richtig eng wird. Und dann kommt der Laster entgegen. Wo sind da die 15-Meter-Straßen Amerikas??
Damit wären wir beim nächsten Nörgelpunkt: die Öffnungszeiten. Das typische schottische Schloss hat folgende Öffnungszeiten: Open daily from 10:00 zu 17:00. Exept of course on Monday, Tuesday and Thursday. On Saturday only from 12-13:00 and on Sunday mostly open (if not closed). Und natürlich jedes Schloss anders. Versuch Dir damit mal eine Route zusammenzustellen. Die Hälfte der Attraktionen konnten wir uns sparen, da es einfach mit den Öffnungszeiten nicht langte.
Noch besser die Öffnungszeiten der Geschäfte: Dass in kleinen Dörfern die Öffnungszeiten kürzer sind, okay. Aber das Beste war Inverness, eine Stadt mit immerhin 40.000 Einwohnern. Endlich mal richtig shoppen, sogar eine große Mall gab es da. Wir so kurz nach 17:00 Uhr in bester Shopping-Stimmung. Erstmal durch den Ort. Ups, die meisten Geschäfte hatten schon zu, klar hier schließt man halt spätestens um 17:30 Uhr. Und in der Mall: gähnende Leere, auch da alle Geschäfte spätestens um 17:30 Uhr zu (spätestens wohl gemerkt). Wo ist hier 24/7?
Echt klasse auch die Öffnungszeiten der Tea-Rooms/Cafes. Auch hier natürlich 17:00 Uhr Feierabend. Das bedeutet aber auch, dass schon ab 16:30 Uhr jedem Eintretenden erklärt wird, dass hier closed ist. Denn man muss ja auch noch saubermachen und das geht natürlich nur während der Öffnungszeiten.
Witzig auch die Preissysteme der Schlösser, Burgen etc. Okay, natürlich sehr teuer, das kann man ja noch einsehen, so ein Bau kostet halt und öffentliche Mittel gibt es nicht. Aber es gibt auch kaum Möglichkeiten zu sparen. Denn genialerweise haben sich diese ganzen Attraktionen zur einen Hälfte in drei verschiedenen Organisationen zusammengeschlossen, die zwar ermäßigte Pässe (natürlich zu happigen Preisen) für ihre eigenen Mitglieder ausgeben, aber die der anderen natürlich nicht anerkennen. Und egal welche Organisation Du dann wählst, wirst Du immer feststellen, dass die Schlösser der anderen doch besser gewesen wären. Und die andere Hälfte der Attraktionen ist nach wie vor unabhängig und erkennt überhaupt keine Pässe an. Da lobe ich mir doch die USA - ein Nationalparkpass für fast alle Naturparks.
Und noch so ein kleines Problem: Wäschewaschen. Glaubt bloss nicht, dass es in den englischen Hotels etc. Möglichkeiten gibt, Wäsche zu waschen. Waschsalons haben wir auch nirgendwo entdecken können. Wie schön ist das doch in den USA, wo man in praktisch jedem Motel waschen kann.
Und ich will jetzt auch nicht nörgeln, dass kein Mensch den schottischen Dialekt versteht. Dagegen ist amerikanisch einfach. Fragt mich ein Schotte "Are you türing?". Türing?? Wieso bin ich aus Thüringen? Des Rätsels Auflösung: er meinte "touring"!
Okay okay, ich wollte jetzt nicht meinen ganzen Schottland-Urlaub niedermachen, Schottland ist schon eine Reise wert - schon wegen der Pubs. ;D
Aber könnte es nicht ein bisschen amerikanischer sein, damit ich meinen Urlaub richtig komfortabel haben kann??
Was meint Ihr?