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Autor Thema: Nickel and Dimed/Arbeit poor  (Gelesen 773 mal)

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scoutgirl

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Nickel and Dimed/Arbeit poor
« am: 07.01.2003, 10:03 Uhr »
Nickel and Dimed/Arbeit poor von Barbara Ehrenreich
Englisch: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0805063897/qid=1041929775/sr=2-1/ref=sr_aps_prod_1_1/302-0289654-8912020
Deutsch: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3888972833/qid=1041929775/sr=2-2/ref=sr_aps_prod_2_2/302-0289654-8912020

Als "undercover" Arbeiterin begibt sich die Journalistin Ehrenreich in einige Niedriglohnjobs in verschiedenen Teilen der USA, um herauszufinden, ob und wie es sich mit Löhnen in diesem Bereich leben läßt. Ein interessantes Buch das Einblicke in einen Amerikanischen Lebensbereich gibt, den wir Touristen nur von der anderen Seite her kennen. Selbst mit 2 Jobs reichen die Billiglöhne nur gerade so zum Überleben. Anders als die Autorin kann der typische Arbeiter in diesem Bereich nicht einfach nach einigen Wochen den Job hinschmeissen und weiterziehen. Warum das so ist erläutert anschaulich dieses Buch. Lesenswert für jeden, der sich für die amerkanische Gesellschaft interessiert.
USA: ME NH VT NY FL MI NJ NY CO MT WY NV CA AZ UT WA AL GA
CAN: ON QC AB BC

Kai

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Re: Nickel and Dimed/Arbeit poor
« Antwort #1 am: 09.01.2003, 16:54 Uhr »
Ich habe selbst in Billigjobs in den USA gearbeitet. "Minimum wage" war damals $4.25 pro Stunde. Das war zum Teil sogar Nachtschicht. Das war natürlich nicht so toll und da kann man sich wirklich kaum über Wasser halten. Zum Einstieg in den amerikanischen Arbeitsmarkt sind diese Jobs aber o.k.

Zum einen sammelt man Berufserfahrung, zum anderen hat man so Gelegenheit, seine Englischkenntnisse aufzubessern. Mit der Zeit kann man sich dann auch für besser bezahlte Jobs bewerben. Anders als in Europa wechseln viele Leute in Amerika alle paar Jahre ihren Arbeitsplatz und oft auch den Wohnort, immer auf der Suche nach einer besseren Arbeit und einem höheren Einkommen. Wer es wirklich will und bereit ist, dazu zu lernen, bleibt nicht ewig in einem Billigjob. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, insbesondere wenn man in einer strukturschwachen Gegend wohnt. Insgesamt denke ich aber, dass es besser ist, einen Billigjob zu machen, als zu Hause zu sitzen und Sozialhilfe zu kassieren.

Viele meiner Billigjob-Kollegen haben übrigens im eigenen Haus gewohnt, auch das sollte erwähnt werden. In ländlichen Gegenden sind Häuser halt oft sehr billig, so dass man kein hohes Einkommen braucht, um den Kredit fürs Haus abzubezahlen. Leute mit höheren Einkommen, die in der Stadt leben, können sich dagegen kein Haus leisten. Ist also alles relativ. 75 Prozent der Amerikaner sind übrigens Wohneigentümer. Das sagt eine Menge über den Lebensstandard, denke ich.

Das Problem von diesen Büchern ist halt, das sie im betreffenden Land durchaus ihre Funktion haben, nämlich auf ein bestimmtes Problem hinzuweisen, im Ausland jedoch einen unzutreffenden Eindruck von dem Land als Ganzes vermitteln. Damit sage ich aber nicht, dass man sie nicht lesen sollte. Man sollte sich jedoch ständig vor Augen halten, dass sie nicht das typische Amerika zeigen, sondern nur einen Aspekt von vielen.

Wollte einfach nur mal meinen Senf dazu geben. Bitte nicht als Angriff gegen den Buchtipp verstehen!

Viele Grüße,
Kai
http://www.usabuch.com -- Bücher und Infos über Amerika

Antje

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Re: Nickel and Dimed/Arbeit poor
« Antwort #2 am: 09.01.2003, 17:45 Uhr »
Hallo,

ich habe das Buch gerade gelesen und wollte es heute selbst als Tip vorstellen.

Ich teile die Sorge der Autorin komplett, daß Billigjobs nicht die Lösung für Arbeitsmarktprobleme sind. Auch in Gesprächen mit Freunden in den USA, die dank der guten deutschen Ausbildung dort natürlich gefragte Arbeiter sind und in keiner Weise in der beschriebenen Art ausgenutzt werden, haben wir festgestellt: Natürlich kann man sich theoretisch in den USA immer fortbilden, man kann jederzeit wieder die Schule besuchen. Aber wer einen körperlich anstrengenden 40Stunden Job und einen zweiten 20 Stunden Job hat, der kann einfach nicht mehr.

Ich habe selbst jahrelang nebenbei gejobbt, ein Jahr davon ununterbrochen jedes Wochenende an beiden Tagen 8 Stunden. Nach einem Jahr konnte ich einfach nicht mehr. Und ich hatte nur einen Single-Haushalt und einen sitzenden Hauptjob. Aber es ging einfach nicht mehr - und da war ich Anfang 20.

Inzwischen bin ich Mitte 30 und habe einen schönen Vollzeit-Hauptjob, aber soviel arbeiten kann ich nicht mehr und will es neben dem ganzen Haushalt auch nicht. Aber wenn man muß, dann stellt sich die Frage nicht.

Das Buch sei jedem anempfohlen, der an den USA den Service genießt und denkt, so sollte es auch in Deutschland sein. Bitte: Ich genieße das auch... aber guckt auch hinter die Kulissen!

Grüße

Antje

Anoka

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Re: Nickel and Dimed/Arbeit poor
« Antwort #3 am: 10.01.2003, 14:44 Uhr »
Danke fuer den Tipp. Ich hatte dieses Buch schon lange im Auge, aber noch nicht gekauft, werde das nun nachholen.

Trotzdem denke ich, dass es sich hier nicht um ein spezifisch amerikanisches Problem handelt, wurde doch bereits in den 80er Jahren ein aehnliches Buch in Deutschland publiziert. Wer kann sich noch an Guenter Wallraffs "Ganz unten" erinnern?  http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3462019244/302-0926182-7573627

In der Schweiz kann ein Arbeiter, der den Mindestlohn verdient (um Fr. 3'000.--), keine Familie ernaehren!

Mehr Infos dazu

Working poor USA

Working poor CH

Nichtsdestotrotz ist es ein riesiges Problem, das hier wie drueben nach Loesungen sucht.

@ Kai, Hut ab!

LG Anoka
LG Anoka

Minnesota
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