Kleiner Gruß von Bahnpendlern an die Lokführer

[User1211]

Sorry, ich weiß dass das hier ein USA-Reise-Forum ist. Aber nachdem ich heute im Zug schallend lachen mußte als ich den Folgende Artikel gelesen habe muß ich den unbedingt mal hier loswerden:

Danke für die Zeit, liebe Lokführer!

Berlin - Danke. liebe Lokführer und Lokführerinnen. Danke für die Lektionen in Demut. Für die kostbare Zeit, die Sie uns an den Bahnsteigkanten dieses Landes schenken. Endlich Zeit. Zeit zum Nachdenken, für innere Einkehr und WELT KOMPAKT lesen. Wir freuen uns schon heute auf den Donnerstag, dann warten wir wieder - bis Freitagmorgen. Wir werden diese stillen Stunden genießen. Und die Dinge tun, für die wir sonst keine Zeit haben, weil wir im Zug sitzen.

(entnommen aus der Welt Kompakt, Seite 1, Ausgabe vom Dienstag, 23.10.2007)

[playmaker11]

Ich habe jetzt auch was ganz interessantes gelesen: "Es ist bedenklich, daß sich in D - in Zeiten boomender Wirtschaft - die Moral verfestigt hat: "Man soll dankbar sein, überhaupt arbeiten zu dürfen, bezahlt werden muß es ja nicht, schon gar nicht gut". Denn man soll immer daran denken, daß es von da nur noch ein kleiner Fingersnipser ist, bis man auch das nicht mehr darf......"

Ich denke da sollte man mal darüber nachdenken ! 

[User1211]

Als Bahnpendler - der zur Zeit von den Streiks nicht betroffen ist, da ich ausschließlich ICE fahre - mal eine kleine Frage:

Wer hat den die Lokführer gezwungen ihren Job zu einem Gehalt anzutreten, welches derzeit augenscheinlich 31% zu niedrig ist? Und was meinst Du, ist es gerechtfertigt, dass 35000 Arbeitnehmer eine ganze Volkswirtschaft torpedieren, nur weil sie einen eigenen Tarifvertag wollen? Denn über eines sollte man sich bewußt sein - oder spätestens morgen beim Verkehrsfunkhören bewußt werden - die Streiks bei der Bahn treffen nicht nur Bahnpendler sondern alle! Denn die Bahnpendler die wegen der Streiks auf das Auto umsteigen müssen werden die ohnehin schon verstopften Straßen in den Ballungsräumen noch mehr verstopfen.

[BigDADDY]

... entschuldige, aber der Mehdorn hat sich doch auch einen gehörigen Schluck aus der Pulle genehmigt, wieso sollten dann nicht auch andere bei der Bahn auf die Idee kommen vom Aufschwung zu profitieren

[lurvig]

...
Wer hat den die Lokführer gezwungen ihren Job zu einem Gehalt anzutreten, welches derzeit augenscheinlich 31% zu niedrig ist?
...

Gezwungen hat sie vielleicht die Aussicht auf eine tolle Alternative:
- arbeitslos

Leider kann sich nicht jeder einen höchstbezahlten Job heraussuchen. Und es kann auch nicht jeder Arzt oder Anwalt werden. Die ganzen mehr oder minder "wirklich" arbeitenden Bahnpendler wollen ja zu ihren gut bezahlten Jobs kommen. Und wer sollte sie dort hin fahren, wenn nicht die Lokführer?
Wenn die sich also alle wegen des schlechten gehaltes für einen "besseren" Job entschieden hätten, gäbe es eben andere Probleme.

Aber letzlich ist das ja kein Eisenbahner-Forum hier und ich werde mich jetzt nicht weiter an dieser Diskussion beteiligen.

Lurvig

[wilma61]

Hallo

Seit dem Amtsantritt von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn explodierten die Bezüge für die acht Vorstandsmitglieder.

In den Jahren 1999 bis 2005 stiegen sie laut Geschäftsbericht von 3,679 Millionen Euro auf 14,693 Millionen Euro (9,494 Millionen Euro Fixgehalt plus 5,199 Millionen Euro variabler Anteil) – das sind 400 Prozent.

Das ist wahrscheinlich der Lohn für die exorbitante Steigerung der Verspätungen...
Man sollte den Lokführern doch dann auch mal ein paar Prozentchen gönnen.

Natürlich hat User1211 ebenfalls recht, denn: Die Intelligenz eines Arbeitnehmers zeigt sich schon bei der Berufswahl.

Dennoch ist das derzeitige Gehaltsniveau reine Lohnsklaverei

Gruß

Wilma

[Scooby Doo]

Wer hat den die Lokführer gezwungen ihren Job zu einem Gehalt anzutreten, welches derzeit augenscheinlich 31% zu niedrig ist?

Das kann man so pauschal nicht beantworten, aber könnte es nicht auch möglich sein, dass die Gehälter einigermaßen angemessen waren, als sie ihren Dienst aufgenommen haben, nur in den Folgejahren ist ihr Lohn nicht so gesteigen wie in anderen Berufsgruppen?
Auch dies wäre denkbar. Dann ist nicht die Frage, warum sie einen unterbezahlten Job angenommen haben, sondern, warum sie nicht schon früher und häufiger nach ein wenig mehr Lohn geschrien haben, statt jetzt gleich so viel mehr zu verlangen.

Außerdem kommt ja noch der eigene Tarifvertrag hinzu, der ihnen ja auch noch sehr wichtig ist. Ich denke, damit werden die nicht durchkommen, denn wenn die es schaffen, ziehen die nächsten Berufsgruppen gleich nach: Stellwerker, Schaffner, ...

Also viele schöne Streiks, die ein ähnliches Chaos verursachen, könnten die Folge sein.

Und was kommt ganz am Ende dabei heraus? Die armen armen Lokführer bekommen mehr Geld und wer darf es bezahlen? Die Bahnkunden, da die Fahrpreise mal wieder steigen.

[Crimson Tide]

Ich hab nur einmal Wut bekommen, als Herr Mehdorn in einer Talkshow gesagt hat, daß einfach kein Geld da sei, so eine Lohnerhöhung durchzusetzen, er selber hat aber 2006 z. B. das ca. 300-fache Jahresgehalt all seiner Angestellten (im Durchschnitt) bekommen, und kann so eine Summe nicht in seinem Leben ausgeben!   

[OWL]

Ehrlich gesagt, manche Nicht-Streik-Zeiten waren viel schlimmer, was Zugausfälle angeht  Laub auf den Schienen, Schnee, Hitze, technische Defekte: Die Bahn kommt (irgendwann)!

[Ganimede]

Dennoch ist das derzeitige Gehaltsniveau reine Lohnsklaverei

Nenne mal ein paar Fakten. Was bekommt man den für ein (Jahres)verdienst als Lokführer? Ist Lokführer = Facharbeiter oder wie mit einem Job in der freien Wirtschaft gleichzusetzen? Ich weiß die Vergleiche hinken manchmal, aber man hört nur immer "30%" mehr und vergleicht das dann mit seiner letzten Erhöhung (wenn es denn eine gab)     

 

[wilma61]

Hallo.

Die Bahn nennt als offizielle Zahl einen Durchschnittverdienst von 33 000 Euro brutto.
Das ist in meinen Augen für diesen Job, wo man doch viel Verantwortung tragen muss, ein bisschen zu wenig.
Dazu kommen noch die nicht zu unterschätzenden Beanspruchungen durch Schichtdienst, Wochenend und Feiertags-Dienste.

Gruß

Wilma

[aeschbi]

Wenn ich mich nicht irre, dann verdient ein Lokführer bei der DB so ca  1900.-- bis 2400.-- Euronen.
Unsere hier in der Schweiz verdienen weit mehr, zum Glück. Der obige Lohn ist eine Frechheit, wenn man bedenkt, welche Verantwortung ein Lokführer hat, egal in welchem Land. Es ist ein tolles Gefühl, zB bei Nacht und / oder Nebel mit so ca 800 Leuten im Rücken mit 200 km/h über die Schienen zu rasen. Und wehe, wenn dann einer mal einen Fehler macht, und ein Signal übersieht ....

[Ganimede]

Ich weiß nicht, ob man den Lohn an der Anzahl der zu transportierenden Leute abwägen sollte. Ein Taxifahrer mit einem Fahrgast hat ja auch Verantwortung und der Busfahrer, Straßenbahnfahrer und, und....
IMHO sollte man auch die Qualifizierung berücksichtigen, wie lange die Ausbildung gedauert hat usw.

Ich gebe Euch aber Recht das der Lohn nicht sehr üppig ist, aber auch nicht wirklich extrem wenig. Ich denke und hoffe doch mal, dass Wochenenden, Nachtschichten etc. noch extra zusätzlich entlohnt werden.

[Ganimede]

Und wehe, wenn dann einer mal einen Fehler macht, und ein Signal übersieht ....

Normalerweise wird dann automatisch eine Notbremsung eingeleitet. Es kann ja auch mal passieren, dass ein Lokführer plötzlich bewußtlos wird etc.

[playmaker11]

Und was meinst Du, ist es gerechtfertigt, dass 35000 Arbeitnehmer eine ganze Volkswirtschaft torpedieren, nur weil sie einen eigenen Tarifvertag wollen?

Ich bin Pendler und ich beantworte Dir das mit einem glasklaren JA, denn anders hat man ja kein Druckmittel.
Das ist nämlich kein Argument bei der bisherige Geschäftspolitik der Bahn. Jeder Pendler kommt in einer Arbeitswoche (5 Tage) auf eine Verspätung von sicherlich fast 1 Stunde, weil die Bahn kommt, nur nicht pünktlich, weil der Bahn (dem Management und daß wagt Mehdorn auch noch öffentlich auszusprechen (!!) die Pendler, die aber brav Ihre Karte Monat für Monat kaufen und auch dann bezahlen, wenn Züge nicht fahren oder Urlaub angesagt ist und die keine Möglichkeit haben sich Geld zurückzuholen, egal sind, es zählt nur der Fernverkehr......

Im übrigen würde ich gern mal die Begründung lesen oder wissen, was den Kollegen vom ArbG Chemnitz dazu bewogen hat zw. Fernverkehr und Güterverkehr zu differenzieren.....
Richtiger Weise hätte man, gerade um dieses arogante Management zu treffen, Fern- und Güterverkehr bestreiken müssen.


@Ganimede: mag sein, daß technische Möglichkeiten viel erleichtern, aber die Verantwortung bleibt. Schon mal überlegt, was alles passieren kann, wenn ein Zug durch einen Bahnhof fährt oder in einen Bahnhof einfährt ??? Wie viele Leute stehen an der Bahnsteigkante, es wird gedrängelt etc.....
Von den Selbstmördern und anderen Gefahren auf der Strecke will ich mal nicht reden und das ganze rund um die Uhr.......
(Nur mal als Beispiel: ein Bekannter wohnt bei Hannover, Dienstbeginn bei BS um 20 Uhr, da man zu Güterbahnhöfen so schlecht hinkommt, also ins Auto.
Dienstende eigentlich 6 Uhr, eigentlich, denn leider steht der Zug irgendwo auf der Strecke, Dienstende stattdessen um 7 Uhr, dummerweise wieder in Hannover, das Auto steht in BS und am nächsten Morgen gehts um 6 Uhr in GÖ weiter...... Da hat er noch eine Menge zu tun, was er nicht vergütet bekommt und was von seinem Schlaf abgeht).