Ich hab ja vor vielen vielen Jahren in der Reisebranche gearbeitet und ein wenig Einblick in das Yield Management bekommen. Lufthansa war damals schon ein echter Vorreiter - die hatten das - grübel - vor 20 Jahren - schon sehr ausgefeilt, da hatten andere Airlines noch nichts in dem Maß vergleichbares.
Viele haben einfach nach gewissen Erfahrungswerten überbucht - das hat durchaus auch geklappt - und wenn mancher Fluggast gewußt hätte, WIEVIEL überbucht wurde wäre er schreiend davon gelaufen.
Strecken, die ich selbst aus dem Büroalltag täglich gesehen habe wurden etwa 3-fach mit "confirmed" überbucht. Will heißen: geplante Maschine beispielsweise 200 Plätze. Bis zu 600 Buchungen bekamen ein OK bei Buchung. Danach wurde auf Warteliste gesetzt. Erfahrungsgemäß mit sehr guter Chance auf Bestätigung.
Das waren aber noch nicht die "schlimmsten" Strecken. Ich weiß von anderen Strecken, wo bis zum 5-fachen auf OK überbucht wurde.
Wer sich jetzt fragt, wie das gut gehen konnte - ganz einfach: Gruppenbuchungen-Rennstrecken.
Jeder Reiseveranstalter optioniert mit Freigabe der Maschine (also i.d.R. 364 Tage vor Abflug) für jede seiner potentiellen Gruppenrundreisen Flüge in der Anzahl, in der er optimistisch hofft, diese Reise zu verkaufen (das sind gerne 30). Hat ein Veranstalter regelmäßige Rundreisen, blockiert er diese Menge für jede einzelne Gruppe. Stellt Euch die Menge an Studiosus-Katalogen mit Rundreisen vor. Für jede Tour sind die Flüge für die Maximalteilnehmerzahl mal vorsorglich auf Option gebucht.
Und dann wird verkauft. Oder eben auch nicht.
Zum vereinbarten Termin - je nach Airline zwischen 60 und 30 Tage vor Abreise - muß der Reiseveranstalter dann nicht benötigte Flüge zurückgeben (das geht kostenfrei) und die anderen mit echten Kundendaten belegen. Oder ggf. werden Touren komplett abgesagt. Schwupp - 30 wieder im Topf. Und das vermutlich nicht nur von einem Veranstalter, sondern von diversen.
Deswegen werden auch zu diesem Zeitpunkt je nach Saison gerne nochmal viele Flüge schlagartig billiger - jetzt geht es von Airline-Seite massiv ans Vermarkten.
Natürlich versucht man aus jeder Richtung gegenzusteuern. Frühbucher, Tarife ohne Umbuchungsmöglichkeit und und und.
Auf typischen Geschäftsreisestrecken ist das auch bei weitem nicht so ausgeprägt, wie auf Hardcore-Studienreise-Zielen.
Wenn es aber ein Ziel gibt, für das es von diversen Anbietern jeweils einen dicken Katalog gibt, in dem ausschließlich dieses Land angeboten wird, jede Woche in unzähligen Varianten, es wenig Fluganbieter gibt und alle Reisenden vermutlich über einen oder zwei Flughäfen ins Land kommen und noch ein oder zwei Inlandsflüge brauchen - dann kann man davon ausgehen, daß es wie bei mir beschrieben läuft.