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Autor Thema: Streikgefahr am LH-Himmel  (Gelesen 441182 mal)

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Microbi

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #570 am: 07.10.2014, 08:29 Uhr »
Ich bitte um Nachsicht, aber das ist auch zu pauschal.

Die LH hat doch den Tarifvertrag zur Übergangsversorgung gekündigt. So weit, so gut. Einen neuen Vertrag gibt es nicht, also gilt für das Bestandspersonal die sog. "Nachwirkung". Ist eigentlich auch klar: So lange nichts neues vereinbart wird, gilt für die "alten" Piloten die "alte" Regelung.
Doch daran hält sich die LH auch nicht, sondern meint jetzt ohne gültige Vereinbarung es eben so zu regeln, wie es ihr gefällt.

Die VC lässt also nicht streiken, weil die LH den Vertrag gekündigt hat - was ich auch verstehen würde - sondern weil sie sich auch nicht an die Nachwirkung hält. Die VC stellt selbst klar, dass ein neuer Tarifvertrag die Nachwirkung ggf. wegfallen lassen würde.

Die für die Übergangsregelung gebildeten Rücklagen würde die LH gerne einfach einsacken.

Freilich hat die Sache noch weitere Aspekte: Die Piloten wollen eigentlich auch nicht, dass neue Kollegen schlechter gestellt werden. Bemerkenswerte Solidarität mit Kollegen, die ggf. noch gar nicht bei der LH fliegen.
Piloten bekommen ab 65 die Verkehrspiloten-Lizenz nicht mehr verlängert. Also fliegen bis 67 ist nicht möglich.
Und das Durchschnitsalter beim Ausscheiden lag in den letzten Jahren schon über 59 Jahren und das, obwohl es bis vor Kurzem gar nicht möglich war, über das 60. Lebensjahr hinaus weiter zu fliegen.

Also wie stark wird die LH wirklich von der Übergangsregelung belastet?

Und die Übergangsversorgung war bei der Einstellung - also beim Vertragsschluss - quasi ein "Lohnbestandteil", denn die Rücklagen werden aus nicht ausbezahlten Anteilen des Gehalts gebildet. Streicht man die Regelung, so stellt es auch eine Gehaltskürzung dar - hier sogar rückwirkend!
Hätte man die Beträge ausbezahlt, hätten die Piloten ggf. selbst vorsorgen können. Wenn jetzt jemand sagt, dass hätten sie so auch können: Ja, das stimmt, aber dieser Punkt war anders vereinbart und darauf hat man sich auch verlassen. Aus meiner Sicht verwaltete die LH die Rücklagen für die Übergangsregelung nur treuhänderisch. Oder man stelle sich vor: Man lässt immer einen Teil seines Lohns in der Bank, um später im Alter darauf zurückgreifen zu können. Aber die Bank sagt auf einmal, ne, was du nicht abgehoben hast, behalte ich. Das wäre Unterschlagung - bei der LH aber gerechtfertigte Sparmaßnahmen?

Mic

DocHoliday

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #571 am: 07.10.2014, 09:31 Uhr »
Die für die Übergangsregelung gebildeten Rücklagen würde die LH gerne einfach einsacken.

...

Und die Übergangsversorgung war bei der Einstellung - also beim Vertragsschluss - quasi ein "Lohnbestandteil", denn die Rücklagen werden aus nicht ausbezahlten Anteilen des Gehalts gebildet. Streicht man die Regelung, so stellt es auch eine Gehaltskürzung dar - hier sogar rückwirkend!
Hätte man die Beträge ausbezahlt, hätten die Piloten ggf. selbst vorsorgen können. Wenn jetzt jemand sagt, dass hätten sie so auch können: Ja, das stimmt, aber dieser Punkt war anders vereinbart und darauf hat man sich auch verlassen. Aus meiner Sicht verwaltete die LH die Rücklagen für die Übergangsregelung nur treuhänderisch. Oder man stelle sich vor: Man lässt immer einen Teil seines Lohns in der Bank, um später im Alter darauf zurückgreifen zu können. Aber die Bank sagt auf einmal, ne, was du nicht abgehoben hast, behalte ich. Das wäre Unterschlagung - bei der LH aber gerechtfertigte Sparmaßnahmen?

So habe ich das auch verstanden. Genau das ist der entscheidende Punkt. Und da finde ich Streiks auch völlig nachvollziehbar.
Gruß
Dirk

djohannw

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #572 am: 07.10.2014, 09:36 Uhr »
Bisher ist mir auch kein Fall bekannt geworden, wo ein Flugunfall mit einer Linienmaschine auf das hohe Alter eines Piloten zurückzuführen war.

Dazu gibt es eine FAA-Studie:

Zitat
Overall, these analyses support the hypothesis that a "U"-shaped relationship exists
between the age of professional pilots holding Class 1 medical and ATP certificates and
the accident rate for operations under 14 CFR §121 and §135.
[...]
The trend analyses in this study detected a "U"-shaped relationship between accident rates and age when pilots age 60 to 63 were included in the sample.

https://www.faa.gov/data_research/research/med_humanfacs/age60/media/age60_3.pdf

Auch wenn das nur eine Studie ist...das zeigt relativ eindeutig, dass ab ca. 60 Jahren die Leistungsfähigkeit im Cockpit nachlässt. Zwar ist die Studie ca. 10 Jahre alt, aber ich glaube, dass eine aktualisiert Version nur wenig Unterschiede hervorrufen würde, da zwar die Automatisierung höher ist als zuvor, gleichzeitig die Systeme an Bord eines Flugzeugs auch deutlich komplexer geworden sind.

Viele Grüße - Dirk

Wilder Löwe

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #573 am: 07.10.2014, 13:11 Uhr »
Microbi ich verstehe Deinen Beitrag leider inhaltlich nicht ganz. Wie ich es interpretiere - und bitte korrigiere mich, wenn das falsch ist - bleibt für jetzt bereits bei der LH angestellte Piloten alles beim Alten. Sie können früh mit der entsprechenden Pension in den Ruhestand gehen.

Nur für neu einzustellende Piloten gilt, dass sie länger arbeiten müssen und die Pension weniger üppig ist.

Die bereits aktiven Piloten bekommen also das Geld aus ihren Pensionsrücklagen, die neu einzustellenden Piloten müssen keine Rücklagen, oder entsprechend weniger, bilden und fliegen länger.

Wo wird nun jemanden etwas "unterschlagen"?
Viele Grüße
Katrin

Microbi

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #574 am: 07.10.2014, 13:33 Uhr »
Nein: Die LH will die Nachwirkung der Übergangsregelung ab 2016 ersatzlos streichen. Das betrifft auch die Bestandspiloten. Bis 2016 werden aber nicht alle Piloten im Ruhestand sein, deren Ansprüche noch in den Rücklagen sind.
Anständig und rechtlich korrekt wäre es den Ruhestand all der Piloten abzuwarten, die noch nach der alten Regelung Anwartschaften aus den Rücklagen haben.

Und nochmal: Wenn das Durchschnitsalter der Piloten, die in Ruhestand gegangen sind, eh 59 war und das Durchschnitsalter der berechtigen (alten) Piloten eh 58 Jahre betragen muss, kann man sich ausrechnen, dass man nicht von Horden ruhestandswilliger Piloten spricht. Die Spanne zwischen 58 (Mindestdurchschnitt) und 59 (tatsächlicher Durchschnitt) ist nicht gerade groß.
Freilich gibt es auch jüngere Piloten, die bei günstigem Durchschnitt eher gehen können. Aber das sind wohl nicht die meisten, wenn 59 Jahre DAS Durchschnittsalter ist, mit dem die Piloten tatsächlich in den Ruhestand gegangen sind.
Und wie gesagt: Mit 60 ist eh Schluss für einen Verkehrspiloten.

Mic

raphael00

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #575 am: 07.10.2014, 14:37 Uhr »
Anständig und rechtlich korrekt wäre es den Ruhestand all der Piloten abzuwarten, die noch nach der alten Regelung Anwartschaften aus den Rücklagen haben.


Ist das Thema dann nicht schlicht und einfach Sache eines Gerichtes, wenn ein Vertragspartner den Vertrag nicht einhalten will und weniger Sache eines Streikes?

Was mich persönlich an den ganzen Streiks stört und für mich klarer Kritikpunkt an den Gewerkschaften aus dem Transport-/Verkehrsektor  ist, ist die Zersplitterung und Aufteilung in verschiedene Berufsgruppen und Teilbranchen: heute streiken die Piloten, später mal das Kabinenpersonal, dann vielleicht mal das Bodenpersonal gefolgt vom Wartungspersonal. Zwischendurch streikt dann am Flughafen das Sicherheitspersonal, gefolgt von den Rollfeldmitarbeitern. Und die Fluglotzen bekommen langsam Panik, weil sie Probleme haben, ein Gap für Ihren Streik zu finden.
Aber zum Glück macht ja der Schienenverkehr unabhängig davon seine Streiks: Da müssen sich dann nur die Lokführer und die Zugebegleiter und das Servicepersonal abstimmen, wann Sie den streken können. Halt, ich habe noch Nahverkehr vergessen: das Wartungspersonal der Nahverkehrbetriebe, die Strassenbahnführer und die öffentlich angestellten Busfahrer. Und zu guter letzt noch die bei privaten Busunternehmen angestellten Busfahrer. Und das in der Regel im Zweijahresrythmus, sofern es keine zeitige Einigung gibt
Und am Ende kommt dann noch ein Streik am Zielland ...
Sorry für die Polemik. Aber letztlich alles potentielle Streikgefahren, denen man heute auf dem Weg zu einem urlaubsflug begegnen kann (auch wenn manche leicht umgangen werden können)
Letztendlich ist das zusammen einfach zuviel (selbst bei den direkt die LH betreffenden Gruppierungen) und reduziert zunehmend auch das Verständnis für neue Streiks, egal wie berechtigt oder unberechtigt sie sind.

In den großen Industriebranchen in Deutschland schafft man es ja auch trotz der großen Vielfalt an Berufen für alle dann einen entsprechenden Tarifvertrag zu finden bzw. auch zu erstreiken, ohne das Einzelberufe immer wieder in den Streik gehen.

Microbi

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #576 am: 07.10.2014, 14:48 Uhr »
Gute Frage! Ich glaube, dass die Arbeitsgerichte zuständig wären bei Tarifstreitigkeiten. Ich weiß aber nicht, was im Tarifvertrag zusätzlich vereinbart wurde und erfüllt werden muss, bevor die VC klagen kann.

Und auch: Wenn sich die LH nicht an die Vereinbarung hält, kann ein einzelner, betroffener Pilot sich an das Arbeitsgericht wenden.

Und wären alle, die in der Flaugbranche arbeiten, z.B. unter Verdi vereint, würden dann mit den Piloten nicht auch die Flugbegleiter und das Bodenpersonal mitstreiken? Inwiefern wäre das "erträglicher" für Passagiere?

Mic

CK

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #577 am: 07.10.2014, 18:08 Uhr »
Ich habe einige Anmerkungen, mit Hilfe des Internets, mal auf den Prüfstand gestellt :



1. ) Verkehrspiloten dürfen vom Gesetzgeber her bis 65 Jahre fliegen.
Die Lufthansa möchte das ihrer Piloten zukünftig bis 61 anstatt bisher 59 fliegen.

Vgl. : Link


2. ) Die Rückstellungen, für die Übergangsversorgung, kommen ALLEIN von der Lufthansa :

Zitat
...
Bisher zahlte die Airline jährlich acht Prozent eines Pilotengehalts in die Übergangsrentenkasse. Im Streit mit Cockpit fordert Lufthansa, die Altersgrenze für die Frührente zu erhöhen und die Piloten an der Finanzierung zu beteiligen.
Die Gewerkschaft lehnt das ab
. Sie verweist auf gesundheitliche Schäden durch lange Arbeitszeiten und Nachtflüge. Und sie befürchtet, dass das Unternehmen die gebildeten Rückstellungen von 1,2 Milliarden Euro auflösen will. Das wiederum weist Lufthansa zurück.
...

Vgl.: Link


3. ) Und zur "Dringlichkeit" der Streiks :

Zitat
Die Lufthansa kann den Tarifvertrag zur Altersversorgung nicht im Alleingang ändern. Ein Nachfolger tritt nur mit Zustimmung der Arbeitnehmerseite in Kraft. Solange es keinen neuen Vertrag gibt, gelten die alten Konditionen für Bestandsmitarbeiter unbegrenzt weiter. Neue Mitarbeiter stehen dann ohne eine entsprechende Regelung da.

Link



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JürgenH

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #578 am: 07.10.2014, 18:51 Uhr »
1.) Im Durchschnitt(!) bis 61. Jetzt beträgt der Durchschnitt knapp über 59 Jahre (auf einen 5 Jahreszeitraum gemittelt). Neu sollen eben 61 sein, auf ein Jahr gemittelt. Das macht sehr viel aus. Wenn man sich noch 2-3 Jahre gedulden würde, wäre der Schnitt von alleine auf fast 61 gestiegen. Das kann also nicht das Problem der LH sein.

2.) Klar kommt das alles alleine von LH, sonst wäre es ja auch von Piloten mitfinanziert.
Aber: Das haben wir uns mit Verzicht auf prozentuale Erhöungen des Gehalts erkauft. Lieber ein paar Prozent weniger auf die Tabelle, dafür diese Prozente der ÜV zuführen. Waren beise Seiten einverstanden.

3.)
Das ist auch alles richtig, aber was willst Du machen, wenn LH hergeht und sagt: Wenn bis 2016 keine Lösung gefunden ist, dann werden wir das einfach so machen, wie wir denken. Sprich: ÜV gibt es nicht mehr.
Es wurde offiziell verkündet, dass man noch vorzeitig im Jahr 2015 und 2016 ausscheiden kann (man "kam uns entgegen"), danach nicht mehr. Trotz des TVs.
Wenn man meint, der TV hätte Nachwirkung, könne man ja klagen. Ein von LH in Auftrag gegebenes Gutachten, das nachweisen soll, der TV hätte keine Nachwirkung, ist bis zum heutigen Tage unter Verschluss geblieben. Das hat noch keiner gesehen...
Eine Klage würde bis in die letzte Instanz gehen. Zeitraum ca. 5 Jahre.

Wenn LH sich weiterhin so stur verhält, dann wird das ganze noch sehr lange gehen.
Bei JUMP hat LH eine Kostenreduktion von 20% im Cockpi gefodert, als selbst errechnetes Beispiel über Mehrarbeit bei gleichem Gehalt. Gelockt wurden wir duch Arbeitsplätze, sprich Kapitäns- und Co-Pilotenstellen.
Die böse böse VC ist auf das Angebto eingenagen, sagte, klar, können wir machen. Aber wir halten schriftlich fest, das wir dafür Arbeitsplatzsicherheit bekommen. Antwort der LH? Öhm, also das mit den Kosteneinsparungen war so nicht gemeint, das langt doch noch nicht, wir wollen NOCH mehr einsparen, aber eine Sicherheit der Arbeitsplätze wollen wir nicht geben.
Klar, hätte als AN jeder von euch so unterschrieben...

Gestern stellt sich der VV vor Cockpibelegschaft uns sagt, es gibt in diesem Konflikt Dinge, die sind nicht verhandelbar. Die machen wir ob sie wollen oder nicht, uns egal.
Zeugt von unglaublicher Beweglichkeit bei den Verhandlungen.
Es kommt halt nur auf die Fähigkeit der Presseabteilung an und da hat der Großkonzern naturgemäß ein großen Vorteil, v.a. wenn man als Pilot eh schon in der Bevölkerung vorbelastet in die Verhandlungen geht und von Anfang an bereits im Hintertreffen steht. Da wird dann plötzlich allen Veröffentlichungen der Lufthansa Glauben geschnenkt, weil Großunternehmen ja grundsätzlich nur die Wahrheit sagen und die böse böse Gewerkschaft VC mit den raffgierigen, überbezahlten Nichtsnutzen nur lügt.

Geht das so weiter, wird das in diesem Jahr noch mächtig krachen.

CK

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #579 am: 07.10.2014, 20:53 Uhr »
zu 1. )

Aber wieso ist das jetzt ein Problem ?
Ich meine die restlichen Arbeitnehmer, nach 19xx geboren
hat doch bei der Erhöhung des Rentenalters auch niemand gefragt.
Ich verstehe das Problem nicht, ob bis 59 oder 61. Also ich wäre froh, wenn
ich heute wüsste, das ich mit 61 in Rente gehen könnte.

zu 2. )

Mit Verzicht auf prozentuale Erhöhung erkauft ? Bei dem Spruch wird mir schlecht.
Wenn ich mich nicht verlesen habe, fordern die Piloten über VC 10%
mehr Gehalt. (Angebot von LH 5,xx ?)

Ich lasse mich da korrigieren, aber wir reden da von einer Brutto-Erhöhung,
die fast 2/3 des Netto-Einkommens eines dt. Haushaltes darstellt 
Mal ebenso on top ? :shock:


zu 3. )

Mir ist ehrlich gesagt schnuppe, wenn ein Pilot 150.000€ verdient.
Angebot und Nachfrage regeln da den Preis, wie sonst auch.
Die LH hat, damals (?), diese Löhne angeboten, okay.

Meiner Meinung nach sollten Sie die eigene Staffelung überdenken,
habe einen Bericht von einem 34-jährigen LH Piloten gelesen,
der bereits die vorletzte Gehalts-Stufe erreicht hat  :|

Nicht egal ist mir allerdings, wenn sich dann ca. 5000 Mann hinstellen und wollen
10% mehr Lohn (sofern das oben gesagte nicht falsch ist).

Und ja, einer Gewerkschaft schenke ich weniger Glauben als den
meisten Anderen. Ist aber meine persönliche Einstellung.





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2015 : 30329-37334-38118-37214-39056-70130-39565-36105-31904-30331

Josy

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #580 am: 07.10.2014, 21:33 Uhr »
Geht das so weiter, wird das in diesem Jahr noch mächtig krachen.

Von mir aus gerne. Ich würde den Piloten einen Blanko Scheck in die Hand drücken und die Altersvorsorge auf 1 Millionen Euro pro Jahr ab dem 50. Lebensjahr festlegen. Gerne noch mehr. Nur wenn die Lufthansa dann irgendwann Personal entlassen muss und vielleicht sogar in die Insolvenz rutscht (Nokia, General Motors, Kodak u.v.m. machen vor, dass selbst größte Konzerne nicht vor Insolvenz gefeit sind), dann bin ich gespannt, was die Piloten dann sagen.
Die Piloten tun gerade so, als gäbe es keine Konkurrenz und als wenn diese sicherlich schwierigen Entscheidungen reine Willkür sind.

Übrigens wurde dieser Teil des Tarifvertrags nicht deswegen gekündigt, weil es so einen Spaß macht, sondern weil mehrere Piloten gegen die Ausmusterung zum 60. Lebensjahr geklagt hatten, sie wollten länger filegen und das selbst entscheiden. Danach erst hat Lufthansa argumentiert, dass die ganze Regelung keinen Sinn mehr ergibt, wenn die EU urteilt, dass das jeder für sich entscheiden kann. siehe u.a. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/klage-gegen-lufthansa-eu-kippt-zwangsruhestand-fuer-piloten-11167660.html

JürgenH

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #581 am: 07.10.2014, 21:48 Uhr »
Wie gesagt, Du solltest auch mal die andere Seite lesen, nicht nur das was LH propagiert.

1) Warum das ein Problem ist? Das fragst Du am besten LH. Die haben den Vertrag gekündigt und bestreiten die Nachwirkung.
Wenn LH nichts machen würde, würde sich das "Problem" faktisch von alleine lösen. LH nimmt das von den "Kollegen" erfochte Urteil als Rechtfertigung dafür her, dass wir nun alle bis 65 fliegen müssen und sie nun so gnädig wären und ab im Schnitt 61 gehen zu lassen. Dabei hat das Gericht nur gesagt, dass wenn man über 60 hinaus fliegen will, LH das ermöglichen muss. Mehr nicht.

2) Auch hier solltest Du genauer recherchieren. Die GEhaltsverhandlungen laufen seit 2012. LH bietet 5,xx% von April 2012 bis Ende 2016 an. Verteile das mal auf die Zeit und schau was raus kommt. Ebenso sind unsere geforderten 10% zu sehen. Ausserdem braucht man Verhandlungsmasse, ist doch logisch. Es wird immer so dargestellt, dass wir nun 10% auf ein Jahr fordern und alle 250k€ verdienen. Das sind einfach Propagandazahlen, mehr nicht. Ich fliege bereits mehr als eine Dekade in dem Unternehmen und bin noch meilenweit, wirklich wirklich wirklich meilenweit von dem in der Presse dargestellten Durchschnittsgehalt entfernt, gescheige denn von den 250k€. Aber auch mit den 250k p.a. hat LH ganze Arbeit geleistet. Ein normaler Cpt kommt da nicht hin. Die 250k sind mit allen maximalen Zulagen gerechnet, maximal gesetzlich erlaubte Std. und Überstunden, Ausbildungszulagen, Spesen usw...klar, da kann man sich alles so hinrechnen wie man es braucht.

3) siehe 2.
Wenn Du der VC weniger glauben schenkst, dann kann ich Dir nicht helfen. Ich WEISS, dass LH massiv Propaganda gegen uns macht in der Presse. Ich kenne beide Seiten.
Vor dem Tarifstreit war LH die böse Airline, die nur sparen will, auf Kosten der Kunde, des Service und der Mitarbeiter. Was wurde nicht geschimpft auf die Airline. Man fühlte sich belogen und betrogen.
Im Tarifstreit hat sich das plötzlich um 180° gedreht und LH sagt nun ausnahmslos die Wahrheit? Klar....

Wenn man sich natürlich auf eine Gruppe eingeschossen hat, die andere Seite nicht wahrnehmen will, dann brauche ich hier auch nichts mehr zu erklären, denn das Verstehen wollen wird niemals da sein, weil man für diese Argumente gar nicht offen ist.
Darüber hinaus gibt es bei uns einige Besodnerheiten, die ein Außenstehender eh kaum nachvollziehen kann. Und die Zeitungen wollen das oft mit einem Dreizeiler abtun?
Übrigens habe ich auch diese Woche um meinen Urlaub gezittert wegen unserem Streik. Dafür habe ich 9 Monate gearbeitet, ich wäre auch nicht amused gewesen, aber ich hätte mir Alternativen gesucht/ suchen müssen. So ist das Leben.

Nochmal:
Wir sind bei LH die Beschäftigten, die am stärksten mit dem Unternehmen verwachsen sind- aufgrund des Senioritätsprinzips, dass es bei allen großen Airlines dieser Welt gibt. Das trifft auf keine andere Beschäftigungsgruppe zu. Als Folge dessen sind wir am stärksten im ganzen Unternehmen an dessen Fortbestand interessiert.

Microbi

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #582 am: 07.10.2014, 22:10 Uhr »
1)
In der entsprechenden Regelung heißt es:

JAR-FCL 1.060
Beschränkungen für Lizenzinhaber nach Vollendung des 60. Lebensjahres


(a) 60 – 64 Jahre
Der Inhaber einer Lizenz darf nach Vollendung des
60. Lebensjahres nicht mehr als Pilot von Flugzeugen bei der gewerbsmäßigen Beförderung eingesetzt wer-
den, es sei denn:
(1) er ist Mitglied einer Flugbesatzung, die aus
mehreren Piloten besteht und
(2) die anderen Piloten haben das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet.
(b) 65 Jahre
Der Inhaber einer Lizenz darf nach Vollendung des 65.
Lebensjahres nicht mehr als Pilot von Flugzeugen bei der
gewerbsmäßigen Beförderung eingesetzt werden.


So, es ist also billiger gleich mehrere Piloten fliegen zu lassen? Wenn also ein Kapitän mit 60+ fliegen will, muss die LH ihm einen jüngeren Kollegen zur Seite stellen.

2)
Die Rückstellungen kommen allein von der LH. Stimmt. Die Gehälter der Piloten auch. Nach Deiner (CK) Ansicht darf man diese also nach Lust und Laune kürzen?
Oder war da noch was? Ach ja, ein Vertrag(!), den die Piloten bis jetzt erfüllt haben.
Und in diesem Vertrag stand eben, dass die Piloten eine Übergangsversorgung bekommen. Das ist eine vertraglich zugesicherte Zuwendung. Es kann doch nicht ernst gemeint sein, wenn man das als Geschenk, also als Leistung ohne Gegenleistung betrachtet!  :shock: Die LH hat auch bisher nichts "verschenkt". Das sind kalkulierte Personalkosten, d.h. ein Pilot kostet mit Gehalt und dies und das und Rücklagen für die Übergangsregelung so uns so viel.
Doch nur dann, wenn er Flugzeuge fliegt, also als Entgelt für erbrachte Arbeit und nicht weil er blaue Augen hat.

3)
In dem Link fällt das Wort "Pilot" nicht ein einziges Mal. Dass die LH auch noch die Betriebsrenten kassieren will - was auch die Piloten betrifft - , ist eine ganz andere Baustelle, bzw. Schweinerei. Schuld sei das niedrige Zinsniveau. Ein Argument, das dem sich äußerden Personalvorstand Gerber die Schahmröte ins Gesicht treiben müsste, wenn er damit die Adressaten dieser Begründung für völlig verblödet hält. Hat die LH die Pensionsfonds in Sparbüchern angelegt? (Immerhein haben sie die Einlagen nicht verzockt... - was auch schon vorkam)
Angelegt wird das Geld ausschließlich von LH Managern, das Risiko des Erfolges dieser Anlagen sollen aber zukünftig die Mitarbeiter tragen. Das haben doch die Banken erfolgreich vorgemacht. Da wäre die LH blöd es nicht auch so zu machen.
Und da frage ich gar nicht, wer eigentlich für die niedrigen Zinsen ursächlich ist?

Der eigentliche Punkt wurde hier schon betont: Ja, die LH bestreitet gerade die Nachwirkung des gekündigten Vertrages (Übergangsregelung)! Und das ist sehr wohl ein Grund sich zu wehren.

Mic

CK

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #583 am: 07.10.2014, 22:36 Uhr »
...

1) Warum das ein Problem ist? Das fragst Du am besten LH. Die haben den Vertrag gekündigt und bestreiten die Nachwirkung.
Wenn LH nichts machen würde, würde sich das "Problem" faktisch von alleine lösen. LH nimmt das von den "Kollegen" erfochte Urteil als Rechtfertigung dafür her, dass wir nun alle bis 65 fliegen müssen und sie nun so gnädig wären und ab im Schnitt 61 gehen zu lassen. Dabei hat das Gericht nur gesagt, dass wenn man über 60 hinaus fliegen will, LH das ermöglichen muss. Mehr nicht.

Ich frage nicht die LH, ich frage Dich stellvertretend für deine Piloten-Kameraden.
Was stört daran länger zu fliegen ? Das man für die üppigen 100.000€+ weiterhin eine Gegenleistung
erbringen muss ?

2) Auch hier solltest Du genauer recherchieren. Die GEhaltsverhandlungen laufen seit 2012. LH bietet 5,xx% von April 2012 bis Ende 2016 an. Verteile das mal auf die Zeit und schau was raus kommt.

Sorry wenn ich X% mehr Lohn verlange, dann verlange ich Y+X% dauerhaft Monat für Monat.
In diesem Fall seit 2012 jeden Monat 5,x% (nicht +5+5+5) mehr, bis Ende 2016.
Danach würde neu verhandelt werden, das Gehalt 2012+X% würde dann gleich 100% sein.
Und es würde um erneute +X% verhandelt.
Keine Ahnung ob das bei euch änderst ist.

Ebenso sind unsere geforderten 10% zu sehen. Ausserdem braucht man Verhandlungsmasse, ist doch logisch. Es wird immer so dargestellt, dass wir nun 10% auf ein Jahr fordern und alle 250k€ verdienen. Das sind einfach Propagandazahlen, mehr nicht. Ich fliege bereits mehr als eine Dekade in dem Unternehmen und bin noch meilenweit, wirklich wirklich wirklich meilenweit von dem in der Presse dargestellten Durchschnittsgehalt entfernt, gescheige denn von den 250k€. Aber auch mit den 250k p.a. hat LH ganze Arbeit geleistet. Ein normaler Cpt kommt da nicht hin. Die 250k sind mit allen maximalen Zulagen gerechnet, maximal gesetzlich erlaubte Std. und Überstunden, Ausbildungszulagen, Spesen usw...klar, da kann man sich alles so hinrechnen wie man es braucht.

Verhandlungsmasse nennt sich das  :roll:

Einstiegsgehalt 55.000€ (inkl. Zulagen bis zu 73k)
Ich schätze einfach mal, das du nach 10 Jahren Betriebszugehörigkeit nicht mehr ganz in
dieser Stufe steckst. Und selbst dabei ergeben +5,x% ca. 100.-€ NETTO mehr im Monat.

Es gibt 23 Stufen zum Aufsteigen, die oberste liegt bei 193.000€ ohne Zulagen.
Rein rechnerisch ergibt das pro Stufe ein plus von 6.000€. Rechnerisch kann eine Stufe
nicht länger als 2 Jahre dauern.
Den Rest kann sich jeder selbst ausrechnen.


3) siehe 2.
Wenn Du der VC weniger glauben schenkst, dann kann ich Dir nicht helfen. Ich WEISS, dass LH massiv Propaganda gegen uns macht in der Presse. Ich kenne beide Seiten.

Es liegt nicht an VC, meine persönliche Einstellung betrifft Gewerkschaften im Allgemeinen.
Ver.Di, VC, IG BCE, usw.
Du kennst beide Seiten ? Du wirst mir aber sicher zugestehen, das ich gewisse Zweifel
an der Farbechtheit deiner Brille habe, oder ? Immerhin bist du ja persönlich "Betroffener".

Ich sehe das ähnlich wie Josy. Die Metaller mit ihren fast 7% waren in meinen Augen
schon unverschämt. Beim nächsten Mal steigen die dann mit 15% ein,Verhandlungsmasse und so,
um ca 9% rauszuholen. Und dann ist das Geschrei wieder groß, wenn es heißt Massenentlassungen.
------------
2011 : 89109-93309-93720-94133-93449-90028-92101-92262-89109
2013 : 33027-33040-33175-33928-33617-34429-32821
2015 : 30329-37334-38118-37214-39056-70130-39565-36105-31904-30331

CK

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Re: Streikgefahr am LH-Himmel
« Antwort #584 am: 07.10.2014, 22:54 Uhr »
1)
...
(b) 65 Jahre
Der Inhaber einer Lizenz darf nach Vollendung des 65.
Lebensjahres nicht mehr als Pilot von Flugzeugen bei der
gewerbsmäßigen Beförderung eingesetzt werden.[/i]

So, es ist also billiger gleich mehrere Piloten fliegen zu lassen? Wenn also ein Kapitän mit 60+ fliegen will, muss die LH ihm einen jüngeren Kollegen zur Seite stellen.

Ja es ist billiger mehrere Piloten fliegen zu lassen, denn sonst würde der "alte" Pilot bei 60% seiner letzten Bezüge daheim sitzen, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.

2)
Die Rückstellungen kommen allein von der LH. Stimmt. Die Gehälter der Piloten auch. Nach Deiner (CK) Ansicht darf man diese also nach Lust und Laune kürzen?
Oder war da noch was? Ach ja, ein Vertrag(!), den die Piloten bis jetzt erfüllt haben.
...

Es wurde hier vorher irgendwo erwähnt, das die Piloten in die Übergangsvorsorge mit
einbezahlen würden, das wollte ich damit korrigieren.

Kürzen, Nein.
Aber Verträge kann man kündigen und das hat die LH gemacht.
Und wenn die Neueinstellungen eine Übergangsvorsorge möchten, dann müssen Sie
einen neuen Vertrag aushandeln. Bisher bleibt für "Alteingesessene" der Status Quo erhalten.
Sollte die LH sich ab Zeitpunkt X weigern, dann ist das eine andere Sache. Aber es ist nicht
illegal für Neueinstellungen andere Bedingungen zu wollen.
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2011 : 89109-93309-93720-94133-93449-90028-92101-92262-89109
2013 : 33027-33040-33175-33928-33617-34429-32821
2015 : 30329-37334-38118-37214-39056-70130-39565-36105-31904-30331