Nunja, so einfach diese Erklärung ist, so traurig ist sie.
Die USA haben aufgrund Ihrer Rolle als große Militärmacht (und der von der ja doch recht patriotisch veranlagten Gesellschaft akzeptierten Rolle des Militärs als "Vaterlandsverteider") wesentlich mehr Kriegsversehrte als andere Länder. Insofern ist der Bedarf an "behindertengerechten" Einrichtungen nicht nur größer, sondern wird auch politisch wesentlich stärker forciert.
Exakt das vermute ich auch.
Die Behindertenfreundlichkeit äußert sich mannigfaltig:
1) Alle Restaurants etc. haben eine behindertengerechte Toilette (selbst die FastFood Ketten).
2) Alle Restaurants, öffentliche Räume usw. haben einen behindertengerechten Zugang. Entweder gibt es eine Rampe oder einen Aufzug (falls man in den 1. Stock o.ä. muss). Wir waren vor 10 Tagen im Amtsgericht MG - mußten in den 1. Stock und es gab nicht einmal einen Aufzug. Das wäre vollständig unvorstellbar in den Staaten.
3) In allen Nationalparks usw. gibt es auf den Parkplätzen speziell ausgewiesene Behindertenparkplätze, die möglichst günstig liegen und einen abgesenkten Bordstein in der Nähe haben.
4) In allen Supermärkten, beim Abendessen im Restaurant (Las Vegas Buffets), am Flughafen beim CheckIn, bei Alamo usw. etc. werden Behindert an allen Schlangen vorbeigelotst. Dabei ist es schon für die anderen Wartenden selbstverständlich, Behinderte durchzuwinken. In Deutschland wäre das absolut unvorstellbar: da muss man allenfalls betteln, ob man vor darf und wird maximal mit mürrischem Kommantar durchgelassen.
Es ist einfach ein ganz anderer Umgang. Es gibt Gesetze, die speziell die Rechte der Behinderten wahren und vor allem ist es in den Köpfen der Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit, Behinderte zu unterstützen, wo es nur möglich ist. Ich erinnere mich u.a. an Alamo Las Vegas, wir mußten unseren Wagen abholen und stellten uns mit Koffern und allem drum und dran in die lange Schlange. Eine ALAMO Mitarbeiterin (mit Walky Talky ausgestattet) wies den jeweils ersten Kunden an den nächst freien Schalter. Ich stand da mit meinem Rollator und hatte (wie ich es immer mache) unser Handgepäck vorne auf dem Rollator liegen. Deswegen erkannte die Dame von Alamo zunächst nicht, dass ich den Rollator zum Gehen benötigte, sondern hielt ihn anscheinend für eine Art Gepäckwägelchen. Nach ein paar Minuten fiel ihr der Irrtum aber auf und sie kam zu mir und entschuldigte sich tausend Mal (das war mir schon peinlich), dass sie das nicht sofort richtig erkannt hätte, machte die "Leinen" los an der Umrandung und geleitete uns schnurstracks an einen unbesetzten Schalter, verschwand kurz nach hinten und tauchte dann mit einem weiteren Mitarbeiter auf, der uns dann uns abfertigte. Ein Vorgang, wie er in Deutschland faktisch unmöglich ist.
In Deutschland sind Menschen neidisch(!) auf die winzigen Vorteile, die Behinderte hin und wieder geniessen und dafür im Gegenzug einen unendlichen hohen Preis bezahlen. Selbst hier im Forum habe ich mal einen Beitrag gelesen (und das Szenario ist mir bestens bekannt), da hat sich jemand aufgeregt, weil beim Boarding am Flughafen zuerst die Behinderten an Board gebeten wurde und da wäre jemand dabei gewesen, der hätte ja gehen können. Wie schlecht der gehen konnte (der wird ganz sicher nur sehr mühselig gehen können), interessierte ihn gar nicht - er war offensichtlich nur neidisch, dass der andere früher an Board durfte. Das ist so armselig (aber doch typisch, genau das Scenario ist das Standardscenario "wieso darf der denn schon rein?"), die Menschen wissen nicht, wie gern der Behinderte mit ihnen tauschen würde. Ich würde gerne mein ganzes Leben lang immer als letzter ein- oder aussteigen, wenn ich dafür gesund wäre.
In den USA denken die Menschen gar nicht erst so. Die wissen einfach, dass es ihnen besser geht und so verhalten sie sich. Und speziell Deutschland ist finsterste Provinz, wenn es um die Integration von Behinderten geht. Schon ein Blick nach Dänemark zeigt, wie es besser geht. Ich glaube auch nicht, dass sich daran in absehbarer Zeit irgendetwas ändern wird. Und das ist insgesamt ein Grund mehr, warum ich mich auf den Urlaub in den USA freue.