P.S.: Übrigens ein sehr netter Widerspruch:
Da liegt gerade irgendwie ein Mißverständnis vor: Bokeh ist nicht "machbar" und hat nichts mit der Brennweite ... zu tun
versus
Der systembedingte Nachteil der Kompaktknipsen ist die absolut (nicht in Relation zur Chipgröße) sehr kurze Brennweite
Watt denn nu'?
Sorry, Rainer... da hätte ich wohl zwischen die beiden Abschnitte einen dicken Strich ziehen müssen: der erste bezog sich auf das Bokeh, der zweite auf eine (völlig andere) Eigenart der kompakten Digis, nämlich die absolut kurzen Brennweiten. Das hat – wie Doc schon bemerkte – nichts miteinander zu tun.
Recht geb ich Dir allerdings bei der Frage, ob eine DSLR mit einem lückenlosen Brennweitenbereich von Ultrawide bis Supertele, verteilt auf drei Monsterzooms, für Urlaubsbilder wirklich notwendig ist. Ich wage mal die Behauptung: in wenigstens 85% aller Fälle nicht.
Und um auch zur Ausgangsfrage was beizutragen, wenn auch vielleicht etwas Provokantes: die in meinen Augen besten und konzentriertesten Bilder entstehen, wenn man
eine Kamera (egal ob DSLR oder SLR, Messsucher- oder TLR-Kamera oder auch eine digiatle Kompaktknipse) dabei hat, die mit
einer (!!) Festbrennweite bestückt ist, wobei das je nach Temperament und Gusto des Fotografierenden ein leichtes WW oder ein Normal- bis Kurztele sein kann. Damit gelingen nicht deshalb die besten Bilder, weil eine Festbrennweite technisch und optisch in der Regel allen Zooms überlegen ist (das spielt keine wirklich wichtige Rolle), sondern weil man einen erheblich schärferen und selektiveren Blick bekommt, wenn man sich auf einen Bildwinkel konzentriert und damit dann halt nur das fotografiert, was sich damit fotografieren lässt.
Wie gesagt: ein bisschen provokant dieser Vorschlag, aber es ist sicher kein Zufall, dass die meisten großen Fotografen eben genau das getan haben. Cartier-Bresson z.B. war Zeit seines Lebens mit einer Leica M und einem 50mm-Objektiv unterwegs.
Jetzt denk Dir bitte einen gaaaaanz langen Absatz vor dem nächsten Satz (damit möchte ich vermeiden, meine Tätigkeit auch nur ansatzweise in die Nähe von Cartier-Bresson zu rücken...)
Ich war gerade 4 Wochen in LA und habe dort versucht, ein fotografisches Essay über die Downtown-Area zu fotografieren. Ausrüstung: Rolleiflex TLR mit 80mm Brennweite (das ist bei 6x6 die Normalbrennweite). Basta. Ich habe keine Sekunde eine längere oder kürzere Brennweite vermisst. Die als Notizbuch mitgenommene M8 mit dem 15er erwähne ich hier nicht, weil sie nicht für die eigentlichen "ernst gemeinten" Fotos genutzt wurde.
Die Manie, für jede fotorafische Eventualität geüstet zu sein, erscheint mir immer als etwas... überzogen? Superzooms mögen in den Händen von Sportreportern oder Wildlife-Fotografen Sinn machen, für die Dokumentation eines Urlaubs sind sie in meinen Augen technischer Overkill.