Also einige der Junkies sitzen dort mit (selbst gemalten) Schildern, auf denen explizit steht, dass sie Geld für Drogen brauchen ("Help me. I Need Money for Crystal" oder so ähnlich). Viele der Abhängigen waren auch relativ jung. Es geht ja nicht darum, sie zu verbannen, sondern die Probleme dort aktiv zu bekämpfen und dazu gehört für mich als erster Schritt, dass man vielleicht in Waikiki Polizisten einsetzt, welche an der Straße entlang gehen und das Handeln und Konsumieren verbieten.
"Und was sollen die Behörden machen?"
Konsequent dagegen vorgehen. Die Leute in Entzugsprogramme stecken und von der Straße holen, Drogenkonsum unter Strafe stellen. Aber wenn man einmal anfängt das so zu tolerieren, wohin soll das führen? Es kann doch nicht normal sein, dass da unzählige Menschen auf der Straße vor sich her vegetieren.
Ein weiteres ganz großes Problem ist: Der Staat Hawai'i hat kein Geld bzw. er ist schon lange pleite. Es ist schlichtweg kein Geld für Entzugsprogramme und dergleichen vorhanden. Ein äußerst betrüblicher Zustand, den aktiv offenbar niemand ändern kann.
Im Sommer 2011 bekamen all jene Obdachlosen, die zugewandert waren, ein one way Ticket in ihre Heimat. Ob das deren Grundproblem behoben hat, wage ich stark zu bezweifeln, aber zumindest wurde vorerst - fürs Auge - die Anzahl der Obdachlosen auf Hawai'i erniedrigt.
Vielleicht waren meine Begegnungen in diesen acht, neun Tagen einfach Zufall, aber ich fand das Ausmaß erschreckend.
Das war sicher kein Zufall. Vor dem Sommer 2011 hausten sie jahrelang an der Westküste, zu Beginn sogar noch an den Stränden direkt! Der wunderschöne Makaha Beach - voll mit behelfsmäßigen Unterkünften, die das Wort nicht verdienen. Nun sind sie nicht mehr dort, sondern in Waikiki und auch ganz gewiss an anderen Stellen auf O'ahu. In Waikiki, mitten auf der Kalakaua Ave., fallen sie natürlich besonders auf, obwohl sie damals an der Westküste auch nicht zu übersehen waren, nur verschlägt es dorthin nicht so viele Touristen wie nach Waikiki.
Und guck' dich auf den anderen Inseln um, dort ist es um keinen Deut besser.
Das ganz normale Leben auf Hawai'i ist sehr teuer, die wenigsten haben mit einem Job ihr Auslangen, meist haben sie 2-4 Jobs. Ein Bekannter von uns hat 2 Ganztagsjobs (!). Das muss man sich mal geben. Ohne diese beiden Jobs könnte er aber sich und seine Kinder nicht ernähren (und das Dach über dem Kopf behalten), die Kinder erzieht er alleine, pro Nacht schläft er 2 (in Worten: zwei) Stunden - seit Jahren! Dieses Leben möchte ich nicht geschenkt, denn es ist eigentlich kein Leben, es ist ein Kampf ums Überleben.
Ich beobachte die Zunahme der Obdachlosen seit vielen Jahren, es wird von Jahr zu Jahr mehr. Wohin das noch führen wird, mag ich mir nicht ausmalen.