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Autor Thema: Drogenabhänigige in Waikiki  (Gelesen 2634 mal)

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Marlon

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Drogenabhänigige in Waikiki
« am: 15.05.2013, 19:43 Uhr »
Ich möchte auch mal auf ein Themenaspekt hinweisen, den viele sicherlich nicht unbedingt mit Waikiki in Verbindung bringen: Armut und Drogen.

Ohne eine Statistik vorliegen zu haben, scheint die Armut und Obdachlosigkeit zwischen unserem Besuch im Juni letzten Jahres und diesen April weiter gestiegen zu sein. Praktisch überall in Waikiki trafen wir auf Obdachlose, noch etwas zahlreicher als vor einem Jahr. Die Obdachlosen schlafen an vielen Stellen auf der Kalakaue Ave und den umliegenden Wiesen. An einer Bushaltestelle direkt in Waikiki haben wir eine junge Frau gesehen, welche mitten am Tag zugedröhnt dort neben Alkoholikern saß.
Ganz unvermittelt wird man dann auch am hellen Tag angesprochen, ob man Drogen kaufen möchten. Auch die Häuschen zum Unterstellen direkt am Strand sind den ganzen Tag von unzähligen Obdachlosen belagert, welche dort am Strand von Waikiki offensichtlich leben.

Was man dafür in Waikiki überhaupt nicht sieht, sind Polizisten. Es stehen zwar mehrere Streifenwagen herum, doch Polizisten in Uniform haben wir in unseren neun Tagen in Waikiki nur ein einziges Mal wahrgenommen.

Mir ist es unbegreiflich, warum die Stadtverwaltung und Polizei zumindest den offenen Alkohol- und Drogenkonsum in Waikiki nicht unterbindet und das Schlafen auf der Kalakaua Ave verbietet.  
Tagebuch über eine Reise nach Los Angeles, Hawaii und San Francisco: http://hawaiipur.blogspot.de/

Detritus

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #1 am: 15.05.2013, 20:48 Uhr »

Mir ist es unbegreiflich, warum die Stadtverwaltung und Polizei zumindest den offenen Alkohol- und Drogenkonsum in Waikiki nicht unterbindet und das Schlafen auf der Kalakaua Ave verbietet.  

Und was sollen die Behörden machen? 12% der Bevölkerung leben in Armut, die Obdachlosenzahlen sind seit 10 Jahren explodiert, die Lebenshaltungskosten ebenso. Dazu kommen massive Probleme mit Drogen wie Crystal Meth - das alles auf einer sehr begrenzten Fläche. Es wäre schlicht utopisch diese Auswüchse in abgelegene "Ghettos" verbannen zu wollen.

Angie

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #2 am: 15.05.2013, 21:02 Uhr »
Hallo Marlon,


Mir ist es unbegreiflich, warum die Stadtverwaltung und Polizei zumindest den offenen Alkohol- und Drogenkonsum in Waikiki nicht unterbindet und das Schlafen auf der Kalakaua Ave verbietet.

man hat im Sommer 2011 die  Obdachlosen von der Westküste "verbannt" und die entsprechenden Gegenden ziemlich gesäubert. Irgendwo müssen sie aber hin, sie können sich ja nicht in Luft auslösen und die wenigsten von ihnen leben freiwillig ohne Dach über dem Kopf. Man hat damit gerechnet, dass sie zu Weihnachten 2011 wieder an die Westküste zurückkehren würden, dem war aber nicht so. Dann belegten sie den Ala Moana Beach Park, bauten (ein Stück hinter dem Ala Moana SC) mitten am Gehsteig ihre Zelte auf, nirgendwo will man sie sehen.

Nun sind sie in Waikiki, mit Sicherheit in der Hoffnung, von dem einen oder anderen Touri ein wenig Geld zu bekommen. Dass sie das nicht alles in Essen umsetzen, sondern in Alkohol und Drogen, ist zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern. Irgendwann werden sie sicher auch von Waikiki verbannt, dann tauchen sie an anderer Stelle wieder auf und natürlich so gut wie immer im Blickfeld der Touristen.

Es mag sich seltsam anhören, aber mir tun die Obdachlosen leid. Ein paar von ihnen gehen sogar einer Arbeit nach, aber sie verdienen viel zu wenig Geld, als dass sie sich ein Dach über dem Kopf leisten könnten.

Ein äußerst bedauerlicher Zustand.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Marlon

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #3 am: 15.05.2013, 21:15 Uhr »
Nun sind sie in Waikiki, mit Sicherheit in der Hoffnung, von dem einen oder anderen Touri ein wenig Geld zu bekommen. Dass sie das nicht alles in Essen umsetzen, sondern in Alkohol und Drogen, ist zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern.
Also einige der Junkies sitzen dort mit (selbst gemalten) Schildern, auf denen explizit steht, dass sie Geld für Drogen brauchen ("Help me. I Need Money for Crystal" oder so ähnlich). Viele der Abhängigen waren auch relativ jung. Es geht ja nicht darum, sie zu verbannen, sondern die Probleme dort aktiv zu bekämpfen und dazu gehört für mich als erster Schritt, dass man vielleicht in Waikiki Polizisten einsetzt, welche an der Straße entlang gehen und das Handeln und Konsumieren verhindern.

"Und was sollen die Behörden machen?"
Konsequent dagegen vorgehen. Die Leute in Entzugsprogramme stecken und von der Straße holen, Drogenkonsum unter Strafe stellen. Aber wenn man einmal anfängt das so zu tolerieren, wohin soll das führen? Es kann doch nicht normal sein, dass da unzählige Menschen auf der Straße vor sich her vegetieren.
Vielleicht waren meine Begegnungen in diesen acht, neun Tagen einfach Zufall, aber ich fand das Ausmaß erschreckend.

"Es mag sich seltsam anhören, aber mir tun die Obdachlosen leid."
Auch wenn man arm ist, muss man sich selbst nicht so mit Drogen kaputt machen (und durch den Drogenverkauf auch noch andere mitreinziehen).
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Angie

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #4 am: 15.05.2013, 21:30 Uhr »
Also einige der Junkies sitzen dort mit (selbst gemalten) Schildern, auf denen explizit steht, dass sie Geld für Drogen brauchen ("Help me. I Need Money for Crystal" oder so ähnlich). Viele der Abhängigen waren auch relativ jung. Es geht ja nicht darum, sie zu verbannen, sondern die Probleme dort aktiv zu bekämpfen und dazu gehört für mich als erster Schritt, dass man vielleicht in Waikiki Polizisten einsetzt, welche an der Straße entlang gehen und das Handeln und Konsumieren verbieten.

"Und was sollen die Behörden machen?"
Konsequent dagegen vorgehen. Die Leute in Entzugsprogramme stecken und von der Straße holen, Drogenkonsum unter Strafe stellen. Aber wenn man einmal anfängt das so zu tolerieren, wohin soll das führen? Es kann doch nicht normal sein, dass da unzählige Menschen auf der Straße vor sich her vegetieren.

Ein weiteres ganz großes Problem ist: Der Staat Hawai'i hat kein Geld bzw. er ist schon lange pleite. Es ist schlichtweg kein Geld für Entzugsprogramme und dergleichen vorhanden. Ein äußerst betrüblicher Zustand, den aktiv offenbar niemand ändern kann.

Im Sommer 2011 bekamen all jene Obdachlosen, die zugewandert waren, ein one way Ticket in ihre Heimat. Ob das deren Grundproblem behoben hat, wage ich stark zu bezweifeln, aber zumindest wurde vorerst - fürs Auge - die Anzahl der Obdachlosen auf Hawai'i erniedrigt.


Vielleicht waren meine Begegnungen in diesen acht, neun Tagen einfach Zufall, aber ich fand das Ausmaß erschreckend.

Das war sicher kein Zufall. Vor dem Sommer 2011 hausten sie jahrelang an der Westküste, zu Beginn sogar noch an den Stränden direkt! Der wunderschöne Makaha Beach - voll mit behelfsmäßigen Unterkünften, die das Wort nicht verdienen. Nun sind sie nicht mehr dort, sondern in Waikiki und auch ganz gewiss an anderen Stellen auf O'ahu. In Waikiki, mitten auf der Kalakaua Ave., fallen sie natürlich besonders auf, obwohl sie damals an der Westküste auch nicht zu übersehen waren, nur verschlägt es dorthin nicht so viele Touristen wie nach Waikiki.

Und  guck' dich auf den anderen Inseln um, dort ist es um keinen Deut besser.

Das ganz normale Leben auf Hawai'i ist sehr teuer, die wenigsten haben mit einem Job ihr Auslangen, meist haben sie 2-4 Jobs. Ein Bekannter von uns hat 2 Ganztagsjobs (!). Das muss man sich mal geben. Ohne diese beiden Jobs könnte er aber sich und seine Kinder nicht ernähren (und das Dach über dem Kopf behalten), die Kinder erzieht er alleine, pro Nacht schläft er 2 (in Worten: zwei) Stunden - seit Jahren! Dieses Leben möchte ich nicht geschenkt, denn es ist eigentlich kein Leben, es ist ein Kampf ums Überleben.

Ich beobachte die Zunahme der Obdachlosen seit vielen Jahren, es wird von Jahr zu Jahr mehr. Wohin das noch führen wird, mag ich mir nicht ausmalen.
Viele Grüße,
Angie

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Marlon

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #5 am: 15.05.2013, 21:48 Uhr »
Der Staat Hawai'i hat kein Geld bzw. er ist schon lange pleite.
Bei den ganzen Touristen und dem Militär eigentlich nur schwer vorzustellen. Fand da Misswirtschaft statt oder wie erklärt sich diese wirtschaftlich offensichtlich schwere Lage?

"Und  guck' dich auf den anderen Inseln um, dort ist es um keinen Deut besser."
Auf Maui und Kauai waren wir ja zum ersten Mal und auch nicht so lange wie auf Oahu. Aber Drogenabhängige sind uns auf diesen Inseln nicht begegnet (nur abends in der Front Street auf Maui bei dem großen Baum saßen etwas merkwürdige Gestalten).
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Angie

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Re: Drogenabhänigige in Waikiki
« Antwort #6 am: 15.05.2013, 22:01 Uhr »
Bei den ganzen Touristen und dem Militär eigentlich nur schwer vorzustellen. Fand da Misswirtschaft statt oder wie erklärt sich diese wirtschaftlich offensichtlich schwere Lage?

Die Weltwirtschaftskrise lässt grüßen.

Auf Maui und Kauai waren wir ja zum ersten Mal und auch nicht so lange wie auf Oahu. Aber Drogenabhängige sind uns auf diesen Inseln nicht begegnet (nur abends in der Front Street auf Maui bei dem großen Baum saßen etwas merkwürdige Gestalten).

Auf Maui lebt praktisch das ganze Dorf Old Kahakuloa von Drogen jeglicher Sorte. Die Polizei weiß das, aber sie hat Angst, einzugreifen. Nie hätte ich das gedacht, wenn wir nicht selbst den vor Angst zitternden Polizisten erlebt hätten, als er das Protokoll nach dem Autoeinbruch mit uns aufnahm. ER wusste, was dort abläuft - wir wussten es nur im Ansatz, aber nicht in dem Umfang. Oder Pa'ia - das Drogennest pur, natürlich nicht jeder, aber leider sehr viele. Besuche mal den Little Beach an einem Sonntag, da bist du mitten drinnen im Geschehen und kannst dir aussuchen, welche Droge du kaufen möchtest.

Oder Kaua'i im Hinterland, wobei hier Ken, der Besitzer von Interisland Helicopter, in einem von ihm durchgeführten jahrelangen Kampf all jene "aufgedeckt" hat, die Marihuana im großen Stil anbauten, also zum Verkauf. Das war hauptsächlich (nicht alles) westlich der Koke'e Rd., wie uns Ken selbst erzählte. Seitdem darf - zumindest offiziell - nur mehr "home grown marihuana" angebaut werden, also Marihuana für den Eigenbedarf, das ist gesetzlich erlaubt.
Viele Grüße,
Angie

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