Kanada vs. USA

[fosflor]

Für diejenigen von euch, die beide Länder schon bereist haben:

Welche Unterschiede sind euch zwischen Kanada und USA aufgefallen?
Was hat euch in Kanada besser gefallen, was schlechter?

[Ypsi als Gast]

Worauf möchtest du denn genau hinaus?
Vergleichst du zwei bestimmte Regionen?

Grundsätzlich haben wir in beiden Ländern nette und nicht so nette Menschen kennen gelernt. In Kanada ist zur Zeit der Wechselkurs besser, Einheiten sind einfacher (Liter, kmh, etc), dafür darf man nicht ganz so schnell fahren.

Von der Landschaft her ist Westkanada ein Traum und so glaube ich nicht mit USA zu vergleichen. Vancouver ist modern, stylisch, aber auch echt und authentisch. Das gleiche würde ich jetzt aber auch über Chicago sagen.

Vll kann man sagen, das die Kanadier nicht ganz so übertrieben sind wie die Amis. Im positiven Sinne, was zb das "how are you" angeht.

[fosflor]

Worauf möchtest du denn genau hinaus?
Vergleichst du zwei bestimmte Regionen?

Mich interessieren persönliche Eindrücke, egal aus welcher Region.

Ich lebe in Québec, habe gerade einen Kurzurlaub in Kalifornien gemacht und bin neugierig, wie andere die beiden Länder wahrnehmen.

Du hast schon ein paar Punkte genannt. Vielen Dank dafür!

[Soulfinger]

Ich finde den Osten Kanadas teilweise schon fast europäisch (im Westen war nich noch nie). Also in Montreal z.B. hat man eher das Gefühl  in Frankreich zu sein als in Nordamerika. Hängt aber auch mit der Sprache zusammen, die in dieser Region gesprochen wird.
Toronto z.B. ist dann schon eher eine typische nordamerikanische Großstadt und könnte genauso in den USA stehen (bis auf ein paar Dinge, die nicht in die USA gehören)
Ich finde auch das Essen in Kanada hat eher einen europäischen Touch. Nimm nur mal das Nationalgericht Poutine . . . Die Menschen sind meiner Meinung nach genauso freundlich wie in den USA - mir kamen sie allerdings nicht so oberflächlich vor - nicht so aufgesetzt freundlich wie in den USA. Weniger Mexikaner hat es in Kanada auch, aber die sind ja eigentlich ganz friedlich. Für mich dann wieder einfacher, da ich ein paar Brocken Spanisch kann - Französisch hingegen gar nicht.

Im Großen und Ganzen kann man die beiden Länder aber schon als ähnlich ansehen. Wie es sich allerdings in den alltäglichen Dingen verhält oder auf Ämtern usw. kann nur jemand beurteilen, der in beiden Ländern schon gelebt hat und das sind die wenigsten hier.

Von der Landschaft her sind die Länder auch unterschiedlich hässlich oder schön - je nachdem welche Vorlieben man hat. Zum Urlaub machen sind beide OK. Die USA kann man meiner Meinung nach aber besser mit Auto/Motel bereisen als Kanada, die die Moteldichte höher ist.

[Flicka]

Wenn es um die Frage geht, wohin ich eher fahren würde, dann kommt es tatsächlich weniger auf das Land als auf das konkrete Reiseziel an.

Wenn ich die beiden letzten Urlaube vergleiche (USA 2016, Kanada 2015) kann ich den oben schon geschilderten Eindruck bestätigen: Ich fand die Kanadier, mit denen ich zu tun hatte, durchweg freundlich, aber es war nicht so diese aufgesetzte Freundlichkeit, die ich öfters in den USA kennengelernt habe. Wobei ich in den USA hinter der Freundlichkeit auch ab und zu eine gewisse gönnerhafter Haltung hervorschimmern sah (so nach dem Motto: Ach, das arme Hascherl aus Europa, jetzt darf es hier einmal die großartigen USA kennenlernen). Das ist aber nur mein persönlicher Eindruck.

[nordlicht]

Mal abgesehen von so Sachen wie Kilometern und Meilen und Französisch und Spanisch, ist mein Eindruck, dass die Unterschiede innerhalb der USA oft wesentlich größer sind als die Unterschiede USA-Kanada, wobei ich allerdings den Osten Kanadas leider so gut wie gar nicht kenne.
Aber ich würde sagen, dass zum Beispiel Seattle in vieler Hinsicht Vancouver BC wesentlich ähnlicher ist als Orten im Mittleren Westen. Und ich könnte mir vorstellen, dass Boston und Montreal auch mehr miteinander zu tun haben als Boston und Boise.

[fosflor]

Vielen Dank für eure Beiträge!

Mir fallen noch mehr Dinge ein, z.B. dass Kreditkarten mit PIN in den USA jetzt erst im Kommen sind oder dass "liberal" in Kanada kein Schimpfwort ist (es sei denn, man ist von der Regierung total frustriert).

Was Amerikanern immer einfällt, ist unsere Krankenversicherung. Kanadier denken zuerst an die niedrigen Steuern im Süden.

Erlaubt mir eure Beiträge aus meiner eigenen subjektiven Sicht zu kommentieren:
– Maßeinheiten: Das relativiert sich, wenn man hier lebt. Umgangssprachlich und im Baumarkt rechnet jeder in Pfund, Füßen und Daumen, Backöfen sind in Fahrenheit.
– Landschaft: Da beide Länder riesig ist, ist auch die Landschaft sehr unterschiedlich. Saskatchewan (in Westkanada) finde ich eigentlich nicht hübscher als Oregon.
– "Bonjour, ça va bien" vs. "How's it goin'": Ich habe oft das Gefühl, die Kanadier erwarten eher eine (selbstverständlich positive) Antwort um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen, während es in den USA eine Grußformel ist, keine Frage.
– Vergleich zu Frankreich: Abgesehen vielleicht von der Architektur in der Altstadt finde ich Montréal nicht europäischer als Boston. Kanadisches Französisch ist für Franzosen schwerer zu verstehen als kanadisches Englisch für Engländer.

[dschlei]

Vielen Dank für eure Beiträge!

Mir fallen noch mehr Dinge ein, z.B. dass Kreditkarten mit PIN in den USA jetzt erst im Kommen sind oder dass "liberal" in Kanada kein Schimpfwort ist (es sei denn, man ist von der Regierung total frustriert).

Das ist es in den USA auch erst, seit Reagan es dazu gemacht hat!.  Hier erhaelt man auf Liberal Arts Collegs noch immer ein Liberal Arts Degree!  Da hat selbst Reagan nichts dran machen koennen!

[missy]

*edit*

[Palo]

das einzige was mir in Westkanada auffiel war, dass alles viel langsamer war, kann schon mal nerven

[Palo]

Au ja das franzoesische ist schwer zu verstehen,  Quebec City gefaellt    mir besser als Montreal, besonders vieux ville.

[mrh400]

Uns ist bei unseren Kanada-Aufenthalten aufgefallen, daß man im Gegensatz zu vielen Erfahrungen in den USA ganz locker und entspannt politische Diskussionen führen kann, ohne daß gleich die eine oder andere Seite (oder beide Seiten) in dogmatische Verbiesterung verfällt.

Ansonsten ist das meiste zu Kanada schon gesagt: Tanken ist häufig (nicht immer) einfacher, die Markierungen von Wanderwegen in den Parks sind zwischen nicht vorhanden und katastrophal, die Kanadier halten sich nicht für die Besten/Größten/Tollsten usw, (oder lassen es wenigstens nicht so heraushängen), die Küche ist im Durchschnitt für europäische Geschmäcker etwas einfallsreicher (es gibt natürlich in Kanada ebenso grauenhafte Restaurants wie in den USA Spitzenküche), das subjektive Sicherheitsgefühl ist in den kanadischen Städten höher.

[fosflor]

Zu den politischen Diskussionen: Darf man fragen, worüber gesprochen wurde? US-Politik ist natürlich ein entspannteres Thema außerhalb der USA. Wenn es um die Identität und Autonomie Québecs geht, kann's hingegen sehr dogmatisch werden...

die Kanadier halten sich nicht für die Besten/Größten/Tollsten usw, (oder lassen es wenigstens nicht so heraushängen)

Vor allem über ach so ignorante Amerikaner können Kanadier ganz schön lästern.
Europa finden sie aber alle toll.

das subjektive Sicherheitsgefühl ist in den kanadischen Städten höher.

Das Gefühl habe ich auch. Ich fühle mich auch sicherer als in deutschen Großstädten.

[mrh400]

Zu den politischen Diskussionen: Darf man fragen, worüber gesprochen wurde?

z.B. im B&B in Ottawa über die seinerzeitige Situation (2010) in den Parlamenten in Kanada; einer der Mitgäste war wohl ein aktiver Funktionär der kanadischen Grünen - aber dennoch ohne Sendungsbewußtsein; oder 2015 im B&B über alle möglichen weltpolitischen Fragen bis hin zur damals aktuellen Flüchtlingsfrage

Vor allem über ach so ignorante Amerikaner können Kanadier ganz schön lästern.

ja, das ironische "our neighbours" habe ich oft gehört

[Tinerfeño]

Also in Montreal z.B. hat man eher das Gefühl  in Frankreich zu sein als in Nordamerika.

Hmm, also wenn man mal von der Altstadt absieht, fand ich Montréal schon ziemlich amerikanisch - gerade, wenn man die Hochhäuser betrachtet. Breite Straßen, große Autos, amerikanisches Frühstück in den Hotels... Hotels an sich...Fastfood dominiert... und dann noch die intensiv vorhandene Zweisprachigkeit. Nein, also Montréal hat deutlich mehr mit New York City, Seattle oder Vancouver zu tun als mit typischen französischen Städten, wobei die genannten Städte ja auch schon einen europäischen Touch haben.

Ich war vor meiner Reise im Winter nach Québec zuletzt in Australien und hatte daher etwas Abstand zu den USA. Mit der Ankunft in Montréal kam sofort Amerikafeeling auf!

Ich finde auch das Essen in Kanada hat eher einen europäischen Touch. Nimm nur mal das Nationalgericht Poutine . . .

Hmm, also Pommes Frites übergossen mit Bratensoße und mit Käsebällchen. So viel Europäisches sehe ich auch hier nicht, aber es ist einfach ein super Gericht, was ich in Europa sehr vermisse!  Die sonstige Küche Québecs hat aber in der Tat europäischen Charakter.

Insgesamt ist Kanada für mich immer USA light. Nicht ganz so patriotisch, nicht ganz so überfreundlich, aber trotzdem sehr stark US-amerikanisch geprägt. Die Kanadier erwarten Tips und schreiben nur Nettopreise aus. In Restaurants werden Tische zugewiesen
Dem Rest, der hier geschrieben wurde, schließe ich mich größtenteils an.