Irgendwo im wilden New Mexico... einsamer Highway, alle halbe Stunde mal ein Auto... und am Straßenrand ein Fotomotiv. Also forsch den Chevy Monte Carlo auf den Seitenstreifen gelenkt - ungeachtet der harmlosen Schilder, die eine "Soft Shoulder" verkündeten. Der Wagen wird ziemlich abrupt langsamer, als ich begreife, was mir Soft Shoulder sagen will.... tiefster, weichster Sand.
Ich gebe halbwegs beherzt Gas und lenke zurück in Richtung des rettenden Asphalts - vergebens. Die Karre steckt bis zum Bodenblech im Sand. Toll...
Lustlos kicke ich ein bisschen Sand vor den Rädern zur Seite, versuche schließlich eine Einflugschneise freizugraben, um dort die Bodenteppiche zu platzieren. Hoffnungslos - jede weggeschaufelte Handvoll Sand rutscht sofort nach.
Das einzig sinnvolle, was mir einfällt, ist mir erstmal eine Zigarre anzumachen und dann den AAA anzurufen - aber Pustekuche: kein Netz.
Dann nähern sich auf der Gegenfahrbahn zwei PickUps, einer davon mit einem fetten Anhänger, werden langsamer, halten schließlich. Breit grinsend steigt ein schnauzbärtiger Bilderbuch-Mexikaner aus, schaut auf mein Auto, holt kommentarlos ein dickes Abschleppseil von der Ladefläche, lässt sich vor meinem Auto auf die Knie sinken und popelt das Seil durch die - ebenfalls eingegrabene - Abschleppöse. Ich murmele irgendwas von trotteligen Deutschen, die keine Schilder lesen können und klemme mich hinters Steuer. Der Pickup zerrt mich, seitlich versetzt auf der Straße fahrend, samt Monte Carlo wild schlingernd durch den Treibsand, allerdings ist es völlig wurscht ob ich nach links lenke oder geradeaus - meine Karre bleibt stur auf dem Sandstreifen. 100 Meter weiter geben wir auf - der nette Mexikaner schüttelt den Kopf, merkt an, dass sein Pickup leider keinen 4WD hat, winkt den Fahrer des anderen Fahrzeugs heran und gibt ein paar spanische Befehle. Mein rudimentäres Spanisch lässt mich verstehen, dass er doch mal rasch seinen 3-Tonnen-Anhänger abkuppeln soll und dann mit seinem (4-Rad getriebenen) PickUp übernehmen soll. Fröhliches Nicken, "Claro, hombre"... und so wird es dann auch gemacht. Dank bulligem 4WD und Zwillingsbereifung kann sich der neue Retter direkt vor mich in den Treibsand wagen und zieht mich mit einem kräftigen Gasstoß mühelos wieder auf befestigtes Terrain. Uff....
In Sekunden ist das Seil abgenommen, wieder auf die Ladefläche geworfen und PickUp 1 fährt davon, bevor ich auch nur "Danke" sagen kann. Pick Up 2 muss ja erst wieder ankuppeln. Mit einiger Mühe schaffe ich es, dem Fahrer einen Zwanziger in die Hand zu drücken und ihn zu überreden, doch bitte damit beim nächsten Stopp samt seinem Kumpel aus dem ersten PickUp ein paar Buds auf die blöden Touristen zu trinken. Zwei Havannas wechseln auch noch den Besitzer, dann fährt der Retter samt Anhänger fröhlich paffend davon.
Seitdem nehme ich "Soft Shoulder"-Schilder ernst...