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Autor Thema: Amerikanische "Freundlichkeit"  (Gelesen 123676 mal)

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ratlady

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #165 am: 31.08.2006, 00:47 Uhr »
Zitat von: taiger.wutz
Ich persönlich glaube, daß die amerikanische "Oberflächlichkeit" eine deutsche Erfindung ist. Nirgens sonst hört man ähnliches.


Hmm, interessant...  :wink:  Versteh mich nicht falsch, ich sehe es sogar irgendwo aehnlich; allerdings denke ich, dass das was mit den unterschiedlichen Kulturen bzw. Umgangsformen/Gewohnheiten zu tun hat... In meinen Augen ist es eher eine "deutsche Empfindung", nicht "Erfindung"...   8) Daraus sollte man IMHO auch keinen "Vorwurf" drehen - ansonsten waer man selbst eigentlich auch nicht viel besser...  :wink:

Freundschaften werden hueben wie drueben nicht auf die Schnelle geschlossen; lediglich das "Vorfeld" ist etwas anders gestaltet. "Der Deutsche" haelt halt Fremden gegenueber eher erstmal die Distanz (z.B. auch durch die zweigeteilte Anrede "Du" oder "Sie" verkoerpert), "der Amerikaner" ist dagegen eher offen und redselig...

"Der Deutsche" ist irgendwo daran gewoehnt, dass eine "Freundlichkeit", wie sie "der Amerikaner" spontan zeigt, mehr bedeutet, als es tatsaechlich der Fall ist - und empfindet es als "oberflaechlich", wenn er merkt, dass es nicht so ist. Fuer Amerikaner ist dies jedoch selbstverstaendlich - und entsprechend werden umgekehrt "die Deutschen" als "abweisend" empfunden (schaut mal gelegentlich in US-Reisefuehrer fuer Deutschland...  :wink: ) Und natuerlich ist "der Amerikaner" auch meist ziemlich, ah, "ueberrascht", wenn "der Deutsche" mehr in die "Floskeln" hineininterpretiert, als darin enthalten ist... (wobei vermutlich die meisten trotzdem versuchen werden, gute Miene zum boesen Spiel zu machen...)

Welche "Art" man selbst letztlich bevorzugt, ist wohl Geschmackssache... mir persoenlich gefaellt der weitgehend nichtssagende, aber freundlich-lockere Umgang im Alltag hier - andere empfinden es als "aufgesetzt" und haetten es lieber "geradeheraus und ehrlich". Alles, was es letztlich jedoch ist, ist einfach "anders"... Und echte Freunde kann man hier genauso gut (oder schlecht) finden wie in D, nur gehoert da i.d.R. halt auch etwas mehr dazu - eben genau wie in Deutschland auch.

Andre

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #166 am: 31.08.2006, 01:49 Uhr »
Zitat von: taiger.wutz
Ich persönlich glaube, daß die amerikanische "Oberflächlichkeit" eine deutsche Erfindung ist. Nirgens sonst hört man ähnliches.
Irgendwie beruht das auf einem latenten und unterschwelligen Komplex der Deutschen gegenüber den Amerikanern.


100% Zustimmung. Sehe ich wirklich absolut genauso. Im Prinzip sind Neid und Missgunst die Ursache dafuer, dass man von deutscher Seite stets versucht, Amerika im staendigen Vergleich zu Deutschland nicht sehr positiv dastehen zu lassen. Obwohl es gar keinen echten Grund fuer Vergleiche gibt bzw. die Deutschen gar nicht genoetigt sind, sich auf diese Weise "unter Wert zu verkaufen". Das Bestreben, das alles an der eigenen Kultur und den eigenen Umgangsformen gemessen und gewertet wird, ist aber nie zu verkennen. Und das ist m.E. fast ein Alleinstellungsmerkmal fuer Deutschland.

ratlady

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #167 am: 31.08.2006, 04:46 Uhr »
Zitat von: Andre
Im Prinzip sind Neid und Missgunst die Ursache dafuer, dass man von deutscher Seite stets versucht, Amerika im staendigen Vergleich zu Deutschland nicht sehr positiv dastehen zu lassen.


Sehe ich anders... ist aber natuerlich auch nur meine Meinung. Kenne genug Leute, auch in meiner eigenen Familie, die USA (momentan) eher negativ gegenueberstehen; dennoch kann ich da nix von "Neid" oder "Missgunst" sehen... das hat eher politische Gruende, mit denen ich z.T. selbst uebereinstimme, die aber nicht hierhergehoeren.
Zitat

Das Bestreben, das alles an der eigenen Kultur und den eigenen Umgangsformen gemessen und gewertet wird, ist aber nie zu verkennen. Und das ist m.E. fast ein Alleinstellungsmerkmal fuer Deutschland.


Auch das sehe ich anders... dass man "Fremdes" (erstmal) an den eigenen Masstaeben misst, ist m.E. "typisch menschlich"  :wink: Warum gelten z.B. "die Deutschen" als eher "unfreundlich"? Meiner Meinung nach nicht, weil sie es tatsaechlich sind, sondern eher, weil es halt von anderen mit anderen "Umgangsformen" (oder "Kenntnis" derselben) so empfunden wird...

IMHO ist die "amerikanische Freundlichkeit" genauso "echt" oder "oberflaechlich" wie die "deutsche Unfreundlichkeit" - in beiden Faellen steckt im Prinzip erstmal eher nix dahinter. Der Unterschied liegt halt darin, was man "gewohnt" ist und in wieweit man dieses Gewohnte "schaetzt" oder darin "verwurzelt ist" - dementsprechend positiv oder negativ wird man das jeweils andere beurteilen... nur verurteilen sollte man m.E. deswegen nicht.

taiger.wutz

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #168 am: 31.08.2006, 08:03 Uhr »
Hallo ratlady (what a nick :D )

wenn ich von "Neid" und "Mißgunst" spreche, meine ich eigentlich noch mehr... Beispiel: vielen Deutschen mißfällt, daß man einiges an "amerikanischem" übernommen hat, es aber gleichzeitig heftigst kritisiert
 In der Sprache werden übermäßig viele Anglizismen übernommen; Coca-Cola, Fast Food, Baseball Caps, Kaugummi etc etc. Um nur einiges zu nennen, stellvertretend für vieles andere.

Ich lese und höre vielfach: <was? in dieses Land kann man doch garnicht reisen, solange ein dschordsch dabbelju regiert>.
Selten habe ich soviel Albernes vernommen. Sicher, man sollte und muß eine eigene Meinung über Politik haben, sie auch bei Bedarf kritisieren. Dieses aber als Kriterium nehmen für einen Nichtbesuch der USA. :o

Nein nein, das ist subtiler Antiamerikanismus. Wie auch die angebliche "Oberflächlichkeit" und andere sogenannte "Unarten".

Letztlich wird JEDER seinen Amerikaner finden und sich bestätigt wissen, wie auch JEDER Amerikaner seinen Deutschen finden wird...

Seid gewiß, liebe Leute, es gibt auch viele viele andere. :wink:
Meistens ist es so: <wie ich in den Wald hineinrufe - so kommts auch wieder zurück>.

Meine Frau und ich hatten noch nie ernsthafte Probleme mit Amerikanern, weder bei der Immigration, noch sonstwo.
...noch nicht mal mit New Yorkern... :)

Gruß
Günter
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taiger.wutz

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #169 am: 31.08.2006, 10:15 Uhr »
Sorry Andre :(

habe Dich natürlich mit einschließen "müssen", mache ich jetzt!
Ist mir ein wenig durch die Lappen gegangen. War nicht bös oder abwertend gemeint.

Deinen Einwurf kann auch ich nur 100% unterstützen!

In diesem Sinne
Viele Grüße von
Günter
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mrh400

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #170 am: 31.08.2006, 11:36 Uhr »
Hallo,
Zitat von: Andre
Das Bestreben, das alles an der eigenen Kultur und den eigenen Umgangsformen gemessen und gewertet wird, ist aber nie zu verkennen. Und das ist m.E. fast ein Alleinstellungsmerkmal fuer Deutschland.
auch wenn ich den Prämissen in vielen Punkten zustimme, dieser Aussage möchte ich jedoch heftig widersprechen. Z.B. in Fernost und in arabischen Ländern wird das Auftreten von Ausländern sehr wohl und oft genug ausschließlich an den dortigen eigenen Maßstäben gemessen. Nicht umsonst gibt es jede Menge Verhaltensratgeber für Geschäftsreisende in diese Regionen, weil nämlich schon viele Deals daran gescheitert sind, daß man nicht dortige Umgangsformen an den Tag gelegt hat.
Gruß
mrh400

Daniel

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #171 am: 31.08.2006, 12:15 Uhr »
Da braucht man gar nicht unbedingt nach Fernost reisen, sondern nur zu unseren Nachbarn nach Frankreich. Dort wird z.B. mit einem unglaublichen Selbstverständnis davon ausgegangen, dass man französisch spricht, selbst in einem Touristenzentrum wie Euro Disney. Dagegen wird in Deutschland sehr wohl versucht, mit Touristen auf englisch zu reden und es ihnen damit leichter zu machen.


HashBrown

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #172 am: 31.08.2006, 16:39 Uhr »
Genauso ist es. Und man kann auch gerne mal in Nordamerika ausprobieren, wie es dort gehandhabt wird:
Man wird in vielen Teilen Quebecs sehr schnell feststellen, dass in Canada zwei Sprachen nebeneinander existieren. Allerdings werden diese Sprachen nicht unbedingt immer an den selben Orten gleichzeitig gesprochen.
Der zuweilen schon sehr aufdringliche Nationalismus (Aufschrift auf den Autokennzeichen: Je me souviens! = Ich erinnere mich!) der Quebecois zwingt auch nicht-frankophone Canadier drastisch dazu, sich anzupassen.
Es kann also keine Rede davon sein, dass die eigene Kultur als Bewertungsmassstab eine rein deutsche Eigenschaft ist.

Aber in einem möchte ich Andre schon Recht geben: Neid und Missgunst spricht aus vielen, die die USA nicht mögen. Dumpfester Anti-Amerikanismus, weil es an anderen Feindbildern mangelt und man dagegen gefahrlos hetzen kann.
Aber auch das ist nicht auf Deutsche beschränkt. Im Gegenteil, es gibt ganze Kulturkreise, in denen Anti-Amerikanismus geradezu Staatsdoktrin ist.

Und diesen Ländern ziehe ich allemal den angeblich oberflächlichen Ami vor. Deswegen: 100% USA!
Viele Grüße, HashBrown

Elmo

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #173 am: 31.08.2006, 18:33 Uhr »
Das Thema ist ja ein echter Dauerbrenner. Da es mal wieder aufblüht, muss ich jetzt auch mal was dazu beisteuern..

Ich nenne mal zwei Beispiele aus dem Alltag:

1.Ich befand mich in einer Großstadt. Dort kannte mich nicht sonderlich gut aus und lief viel mit der Straßenkarte rum. Es hieß, die Bewohner seien sehr hilfsbereit und würden einem den Weg erklären, wenn man auch nur den Plan zückte.
Was passierte? Nichts!

2.Ich war einkaufen und hatte auf dem Weg zum Auto die Hände voll. Da fielen einige Sachen runter und eine wesentlich ältere Frau (dabei bin ich 24!) half mir, sie aufzuheben. Ich war ziemlich erstaunt..

Wo das passierte? In einer deutschen Großstadt etwa und einem amerikanischen Supermarkt? Nein! Nr.1 war in NYC und 2 zu Hause.
Es können auch in Deutschland solche Dinge passieren und dagegen in den USA nicht.
Aber es waren ja Einzelfälle. Generell fand ich den Umgang in Amerika als viel angenehmer. Als Deutscher muss man sich tatsächlich erst daran gewöhnen. Ich kann zwar nur von einer Urlaubserfahrung sprechen, aber ich würde sagen, auch wenn diese Freundlichkeit erstmal nichts bedeutet, bereitet sie doch schneller den Weg, die Leute intensiver kennenzulernen.
In Deutschland finde ich, dass man im Alltag zu distanziert ist. Wenn man Leute kennenlernen will, muss man schon spezielle Lokalitäten aufsuchen, z.B. einen Sportverein. Aber wenn es dann um´s Hobby geht, sind die Leute (nicht immer) viel offener und legen die Distanz schneller ab. Manchmal wirkt mir das, als hätten sie nur drauf gewartet, die "Fesseln der Gesellschaft" abzulegen.  :wink:

Ich muss selbst noch gestehen, dass man zu Hause zwar versucht, etwas von der Kultur, der Freundlichkeit mitzunehmen, aber Urlaub ist eben Urlaub und zu Hause ist zu Hause, und so passt man sich dann doch (leider) wieder an.

Zitat von: HashBrown
Und diesen Ländern ziehe ich allemal den angeblich oberflächlichen Ami vor. Deswegen: 100% USA!


No offense, aber wäre das nicht Anti-"andere Länder"?! Ich meine, logisch, andere anti-amerikanische Länder, wie z.B. der Iran, machen sich gerade sehr unbeliebt, aber was eine Regierung und einige fanatische Anhänger tun, ist ja nicht gleich ein Spiegelbild der ganzen Gesellschaft.
Andererseits werden deren Bürger geradezu zu dieser Einstellung "erzogen". Aber das ist wieder ein anderes Thema...

HashBrown

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #174 am: 31.08.2006, 18:42 Uhr »
Zitat von: Elmo

No offense, aber wäre das nicht Anti-"andere Länder"?!


Klar ist es das! Na und?
Ich muss nicht jeden mögen, folglich auch nicht jedes Land.

Aber die USA, die mag ich.
Viele Grüße, HashBrown

Uschi

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #175 am: 31.08.2006, 18:44 Uhr »
Hallöchen :D
Ich denke, es liegt auch an mir, ob Menschen freundlich sind oder nicht. Versucht mal lächelnd durch die Straßen (aber ein echtes Lächeln). zu gehen.
Es klappt, ich habe es ausprobiert.  :P

So wie du die Welt ansiehst, wird sie weinen oder lachen.  :P
Uschi

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"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt"
Mahatma Gandhi

Elmo

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #176 am: 31.08.2006, 19:01 Uhr »
Zitat von: HashBrown

Klar ist es das! Na und?
Ich muss nicht jeden mögen, folglich auch nicht jedes Land.

Aber die USA, die mag ich.


Nein, natürlich man muss nicht jeden mögen, aber das bezieht sich doch auf Personen.
Ich würde es nicht sehr angenehm finden, wenn mir jemand im Ausland erzählt, wie scheiße er Deutschland und die Deutschen findet, weil sie doch für den 2.Weltkrieg verantwortlich (bitte als hypothetisches Beispiel verstehen!) sind. Was kann ich denn dafür? Das ist einfach nur ein grobe Verallgemeinerung, die meiner Meinung nach niemand verdient, ohne die Person näher zu kennen.

MoodyMare1

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #177 am: 31.08.2006, 19:03 Uhr »
Ich sage immer, das Vorurteile schnell zu Rassenhass fuehre, gerade solche wie sie in Dland anscheinend im moment von den Medien platt getreten sind.

Wer interesse hat, kann ihc hier gerne einmal die Vorurteile gegenueber den Deutschen auflisten, mal schauen wer sich hier gleich angegriffen fuehlt  :wink:

missy

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #178 am: 31.08.2006, 19:53 Uhr »
Warum soll ein anderer die auflisten???? :roll:



Fang du doch an :lol:

MoodyMare1

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Re: Amerikanische "Freundlichkeit"
« Antwort #179 am: 31.08.2006, 19:55 Uhr »
Wie darf ich das jetzt verstehen? Haben dt. keine passenden Vorurteile?